Sunao Tokunaga – Die Straße ohne Sonne (1931) - linke-buecher.net
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Hals schwoll auf wie bei einem singenden Laubfrosch.<br />
" O, das ist schlimm, Sie sehen aber doch so gut aus. Natürlich macht dieser Streik jedem<br />
großen Kummer." Der Stadtverord<strong>net</strong>e schwatzte gern.<br />
In seiner Eigenschaft als Direktor der Klischeeanstalt wollte er die Gelegenheit ausnutzen, um<br />
von Kunio, seinem besten und größten Kunden, etwas herauszuholen. Herr Kunio stützte sich<br />
mit beiden Händen, dick wie Weinflaschen, auf eine silberne Feuerzange, die in der Glut des<br />
Bronzeofens steckte, sein Fußballgesicht blieb ungerührt. <strong>Die</strong> Herrschaften hatten seit gestern<br />
abend schon fünfmal das Zimmer gewechselt. Das Haus hatte ungefähr dreißig Zimmer,<br />
europäische, chinesische, japanische - und jedesmal hatten sie andere Getränke und andere<br />
Speisen genossen. <strong>Die</strong> Herrschaften verstanden sich auf die verschiedensten Arten der<br />
Unterhaltung, und jeder Wechsel der protzigen Zimmerdekorationen ergab neue<br />
Gesprächsthemen. Aber was diese gelehrten und geschwätzigen Herren nicht verstehen<br />
konnten, das waren die Führer der Streikenden, die aussahen, als seien sie Abfälle, die hierher<br />
gekehrt worden waren. Sie saßen, nur mit Kaffee versorgt, von gestern abend bis heute.<br />
Obwohl auch ihre Gesichter nichts verhehlten, konnten die Herrschaften, selbst Ynoshita, in<br />
ihrem Bauch lesen. Sie waren so ofenherzig und tapfer, aber den Herren immer<br />
unverständlich. Wenn die Herrschaften mit den Arbeitern redeten, glaubten sie immer vor<br />
dem glühenden Lokomotivkessel, einer Eilzugmaschine zu stehen: niemand kann wissen,<br />
wann er explodiert.<br />
" <strong>Die</strong> Arbeiter sagen immer 'natürlich.' Aber mir scheint, 'natürlich hat bei uns einen ganz<br />
anderen Sinn."<br />
Der Direktor des Verlags "Damenwelt" brachte das als neueste Entdeckung vor. Er war<br />
nebenbei der festen Meinung, daß die japanische soziale Bewegung nur durch Unterstützung<br />
fremder Helfershelfer existieren könne. Zu dieser Meinung fühlte er sich berechtigt, weil er<br />
einmal dem japanischen Anarchisten O. das Reisegeld nach Frankreich spendiert hatte. <strong>Die</strong><br />
Herrschaften hatten alle ein großes Maul wie die Frösche, der Fußball war die dicke Kröte<br />
unter all den Ochsenfröschen, Regenfröschen, roten und karierten Fröschen. Aber diese<br />
Reptilien interessierten sich gar nicht für diese neue Entdeckung, über die Bedeutung des<br />
Wortes 'natürlich' . Sie waren alle geschwollen von schlechter Laune und recht nervös, weil<br />
die Direktoren der Shitatchi-Druckerei und der Wirtschaftszeitung "Diamant" noch nicht<br />
zurück waren. <strong>Die</strong> beiden hatte man als Unterhändler zu Okawa gesandt. Den Verlegern -<br />
besonders Herrn Kunio - brachte die eintägige Verspätung der Lösung einen Schaden von<br />
einigen Millionen. An der Wand hinter dem Fußball hing ein großes Schriftbild mit der<br />
Inschrift "Treue und Pflicht": Seine vielen Last- und Lieferwagen, die in großen<br />
Reklamebuchstaben die Aufschrift trugen: "Dem Vaterland dienen mit Zeitschriften",<br />
steigerten den Prozentsatz der Verkehrsunfälle in der Stadt Tokio.<br />
<strong>Die</strong> zahlreichen Druckerzeugnisse des Yamato-Kodan-Verlags, die unterschiedlichen<br />
Unterhaltungszeitschriften, Bücher und Lehrbücher, zusammen zwanzig Prozent der<br />
gesamten japanischen Buchproduktion wurden alle von der Daido-Druckerei gedruckt. <strong>Die</strong><br />
Aktien der Daido-Druckerei erfaßten ein Kapital von 10 Millionen Yen und konnten nur<br />
durch diese großen Kunden ihren Kurs auf einer bestimmten Höhe halten. Katis in Amerika<br />
und Kunio in Japan: alle Zeitungen brachten die Porträts der beiden Bücherkönige auf ihren<br />
Titelseiten. Aber die Streiks, diese internationale Mode, begannen diesen Fußball<br />
internationaler Größe zu quälen. "Treue und Pflicht" und Tapferkeit im ganzen Leib, mit<br />
diesen zwei Parolen hatte er während der ganzen Epoche seiner Kämpfe, von der<br />
Kolportagezeit bis auf diesen Tag, alle Hindernisse niedergeworfen - aber diese internationale<br />
Mode auszutilgen, reichten seine Mittel nicht aus. Er hatte versucht, mit seiner Idee"dem<br />
Vaterland dienen mit Zeitschriften" diese internationale Mode zu schlagen; dafür wurde in<br />
seinen fünf Millionen Zeitschriften Monat für Monat von Kaisertreue, von Kusunoki-<br />
Masatsura, einem alten kaisertreuen Ritter, und von Fleiß und Treue des Weisen Ninomija<br />
Sontoku gepredigt. Aber diese internationale Mode verbreitete sich immer mehr, und in<br />
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