Sunao Tokunaga – Die Straße ohne Sonne (1931) - linke-buecher.net
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Wasserfeldern. "Vorsichtig, nicht so aufgeregt", rief die Brille den Genossen zu. <strong>Die</strong> großen<br />
Lampen der Automobile strahlten nach allen Richtungen und beleuchteten hin und wieder die<br />
Gesichter der Kämpfenden. "Steigt aus, schnell, schnell", rief der mit dem ausrasierten<br />
Schädel den ängstlichen Lehrlingen zu. <strong>Die</strong> Genossen waren in einer schlechten Lage. <strong>Die</strong><br />
Feinde waren alle bewaff<strong>net</strong>. Kuroiva konnte deshalb nicht an seinen Gegner herankommen<br />
und wurde auf dem Felde herumgejagt.<br />
" Schurke!" Er glitt nieder, nahm eine Handvoll Erde und Steine und warf sie dem Mann ins<br />
Gesicht, aber in der Dunkelheit verfehlte er sein Ziel, der Bursche hob dicht über ihm das<br />
Messer. "Gefahr!"<br />
<strong>Die</strong> Brille kam heran und warf, weil es nicht schnell genug ging, seinen Knüppel auf den<br />
Messerhelden, der mit dem Kopf auswich und so dem unter ihm liegenden Kuroiva ein Ziel<br />
bot. Der traf ihn mit einem Stein mitten ins Gesicht.<br />
" Umstellt sie!" brüllte die Brille. Auf den sumpfigen Feldern zitterte die Finsternis wie<br />
Wassergras im Meer.<br />
<strong>Die</strong> Kieselsteine flogen - die Steine waren immer unsere beste Waffe. <strong>Die</strong> Lehrlinge schossen<br />
mit den Kieselsteinen Deckungsfeuer. <strong>Die</strong> Feinde waren Strolche, gewerbsmäßige<br />
Bösewichte, aber die Unseren waren ihnen überlegen.<br />
Da blitzte ein Feuerschein in der Dunkelheit auf. "Lump!"<br />
Kuroiva sprang von hinten dem Strolch auf den Rücken. Einer wälzte sich am Boden. Es roch<br />
nach Pulver.<br />
" Hör auf!" schrie die Brille und zog Kuroiva hoch, die Sirenen der Autos brüllten durch die<br />
Nacht. <strong>Die</strong> Mannschaft der zwei Autos quetschte sich mit den Lehrlingen in die Wagen, ihre<br />
Augen waren blutunterlaufen. "Scheiße!"<br />
Einer der Rowdys erhob sich mit letzter Anstrengung. In diesem Augenblick setzten sich die<br />
Autos in Bewegung. Päng - - ein scharfer Knall zerschnitt die Finsternis. "Oh!"<br />
<strong>Die</strong> Brille schrie auf und fiel in den eben anfahrenden Wagen. Im Licht der Schlußlampe<br />
schwelte der gelbe Rauch eines Schusses. Finsternis. Zwei Autos verschwanden wie der<br />
schnelle Wind.<br />
DIE MASKEN AB<br />
I . Stadtverord<strong>net</strong>e<br />
Müde - ach, so müde war Hagimura, daß er nicht mehr vernünftig zu denken vermochte,<br />
obwohl er sich Mühe gab, seine Gedanken zusammenzuhalten. Er legte seinen Kopf in die<br />
weichen Gräser, die schon gelb wurden, sie waren weich wie die Halshaare der Hunde aus<br />
dem Nordland. Seine Gedanken waren stumpf und matt.<br />
Nein - er schüttelte den Kopf und zwang sich zur Überlegung: all diese Schiedsmänner im<br />
Schlichtungsausschuß waren ihrem Wesen nach nichts weiter als Funktionäre des<br />
Bürgertums; die rechten Gewerkschaftler Ynoshita und Yshikawa nicht weniger als der<br />
Direktor des Yamato-Kodan-Verlags, sie waren alle gleich. Wenn man sie<br />
unvoreingenommen ansah, waren sie nicht neutral, hatte Nakai gesagt. Aber konnte man das<br />
so einfach behaupten? Kunio, der Direktor vom Yamato-Kodan-Verlag, hatte als Kunde<br />
starken Einfluß auf die Daido-Druckerei, zu der auch die andern Druckereiunternehmer in den<br />
verschiedensten Beziehungen standen. - <strong>Die</strong> Erfahrungen des Streiks vom Jahre 1924 haben<br />
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