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Sunao Tokunaga – Die Straße ohne Sonne (1931) - linke-buecher.net

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" Okawa!" schrie der Arbeiter und seine Lippen zitterten wie die eines Sterbenden. Er hob<br />

seine rechte Hand und warf einen glänzenden Gegenstand, der hart an Okawas Kopf<br />

vorbeiflog.<br />

Verwirrte Arme und Beine kreisten wie zersprungene Federwerke, Schreckensschreie und<br />

Stöhnen erschütterten die Luft. Aus dem Gebäude und hinter dem Auto kamen Leute<br />

gelaufen. <strong>Die</strong> verknäulten Arme trennten sich, die Beine des Blusenmannes stießen in die Luft<br />

-er rollte seinen Körper wie einen Ball und verschwand hinter der Ecke.<br />

" Laßt ihn nicht fort!"<br />

" Er darf nicht fliehen!"<br />

" Haltet ihn!" riefen die Leute und liefen durch die Nebenstraße hinter<br />

ihm her.<br />

Aus den Büros kamen die Direktoren, als erster der Geschäftsführer Furuya mit<br />

schreckensbleichem Gesicht. Auch die Polizisten kamen. Okawa stand die ganze Zeit mit<br />

bösem Gesicht und schweigend. Der Sekretär kam zurück und sagte keuchend:<br />

" Sind Sie verwundet? Fühlen Sie sich unwohl? Er ist ins Marunoutji-Building<br />

hineingelaufen. Sie werden ihn bestimmt verhaften."<br />

Ein Polizist fragte den Sekretär genau aus, ein anderer rannte ans<br />

Telefon.<br />

" Ah, solch ein Ding" - der Geschäftsführer wollte einen glänzenden Gegenstand, der neben<br />

einer Säule lag, aufheben, aber der Polizist hatte es bemerkt und brüllte ihn an:<br />

" Lassen Sie das gefälligst so liegen, wie es liegt!"<br />

Ein handgroßes Messer - oh - die Leute besahen noch entsetzt und außer sich das Messer, als<br />

Okawa sagte:<br />

" Es ist schon 11 Uhr, wir dürfen uns nicht verspäten. Fahren wir los!"<br />

Er stieg scheinbar völlig ruhig ins Auto. Als der Wagen fortglitt, nahm Furuya eine<br />

militärische Haltung an.<br />

" <strong>Die</strong>se Streiker - fürchterliche Kerle - - aber unsere Generale sind noch erstaunlicher. Nicht<br />

mal mit den Wimpern hat er gezuckt. ..."<br />

III. Frauenversammlung<br />

Draußen wellte ein wilder Herbststurm. Ein Teil des Buddhatempels Anrakusi unter der<br />

Anhöhe des Botanischen Gartens diente als drittes Büro der Streikenden. In der Nähe des<br />

Eingangs des dunklen, verwüsteten Tempels standen einige Polizisten im Finstern, nur ihre<br />

Augen leuchteten.<br />

<strong>Die</strong>se Weiber haben Mut."<br />

Rund wie Lumpenknäuel kamen die Frauen vom Wind herangejagt. Sie verschwanden, als<br />

saugte sie der Tempel ein, im Vorbeigehen sahen sie die Polizisten über die Achsel an.<br />

Drinnen begann die Funktionärsversammlung der streikenden Frauen. Als Takae erschien,<br />

war die Tagesordnung schon zur Hälfte erledigt. Sie setzte sich in eine Ecke des ungeheizten<br />

Zimmers und begrüßte die Kolleginnen mit einem bedrückten Gesicht.<br />

" Guten Abend, entschuldigt, daß ich mich verspätet habe," sagte sie ganz leise zu Fusa-tjan,<br />

die, in einen schwarzen Wollschal gehüllt, der nur ihre Augen sehen ließ, neben ihr saß.<br />

" Du bekommst keine Fleißprämie," scherzte Fusa-tjan, unter der vorspringenden Stirn sahen<br />

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