Sunao Tokunaga – Die Straße ohne Sonne (1931) - linke-buecher.net
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altklugen Ton an. Hagimura betrachtete ihn schweigend. Als er hinter dem Turm Schritte<br />
hörte, nahm er eine Zigarette aus der Tasche und zündete sie an. <strong>Die</strong> Schritte gingen vorbei.<br />
Hagimura zwang sich, nicht empfindlich zu sein. Seit Yamamoto Berufsrevolutionär<br />
geworden war, gab es mit ihm, mit dem er sonst in der Fabrik gut zusammengearbeitet hatte,<br />
immer gefühlsmäßige Differenzen, wenn nicht über Theoretisches geredet wurde. ' Dann<br />
wollen wir also die Leiter der Gruppen versammeln und ihre Meinung hören", sagte<br />
Yshisuka. Yamamoto lächelte immer noch. So ein Beschluß, <strong>ohne</strong> die Organisation zu fragen,<br />
ist wirklich unmöglich, dachte Hagimura.<br />
" Ausgeschlossen", sagte er. "Ich bin absolut dagegen. Ich trage die Verantwortung der<br />
obersten Leitung gegenüber. Und außerdem gefällt mir eure hinterlistige Taktik nicht." Er<br />
sagte das schneidend und<br />
wandte sich ab.<br />
" Mach dich nicht groß, du Bonze", zischte Yshisuka, seine Gesichtsfarbe hatte sich<br />
verändert. "Was?"<br />
Er drehte sich zu ihm. "Hör auf damit!" Yamamoto faßte Hagimura am rechten Arm und<br />
wollte ihn beruhigen,<br />
aber der schüttelte die Hand ab und ging fort.<br />
" Feigling", schrie Yshisuka hinter ihm her. Er ging, <strong>ohne</strong> sich no?h einmal umzudrehen, zu<br />
den Massen hinüber.<br />
" Hallo, Hagimura, willst du nicht blindes Pferd sein?" rief ein Gruppenleiter ihm zu. "Gern,<br />
ich mache mit."<br />
Er ging zur fünften Gruppe, zu der er gehörte, um sich eine Partnerin zu suchen. Aber er<br />
konnte da keine Bekannte finden, weil er wegen seiner Tätigkeit selten in die Gruppe kam.<br />
"Wer will von mir getragen sein?" Als er seine Jacke auszog, kam Takae.<br />
" Ich will auf dir reiten." Sie stand in Strümpfen auf der Erde, ihre Backen waren gerötet.<br />
"Bravo, ihr beide seid ein schönes Paar."<br />
Neben ihnen klatschten die Leute in die Hände. Als er am Start mit verbundenen Augen<br />
herumgedreht wurde, hatte er alles vergessen und sein<br />
Gesicht wurde warm.<br />
" Noch nicht - noch nicht, ich sage, noch nicht", schrie der Spielleiter<br />
heiser hinter ihm.<br />
Takae, die er für leicht gehalten hatte, weil sie so schwach und abgemagert aussah, war nun,<br />
als er sie auf dem Rücken hatte, doch sehr schwer. Er trug sie auf den im Rücken<br />
verschränkten Händen, die vor Aufregung heiß und feucht wurden. "Bravo, Hagimura, du<br />
sollst siegen!" "Taka-tjan, halt dich brav."<br />
Sein Trommelfell dröhnte, und wenn Takae an seinen Ohren zog, dröhnte es noch mehr. Er<br />
konnte sich vor Aufregung kaum besinnen, hörte den Lärm der Tritte, die Paare rannten los,<br />
er bekam einen Stoß in den Rücken und rannte hinterdrein. Er fühlte seine Beine unsicher in<br />
der Luft und stürzte unversehens über die voranlaufenden Pferde. Er war verwirrt, konnte sich<br />
nicht gleich erheben und hatte Sand in Mund und Nase. Unwillkürlich riß er sich die Binde<br />
von den Augen und sah Takae, die weiter vor gefallen war, sich ihr weißes Bein reibend, auf<br />
sich "Schnell, schnell", schrie Takae energisch, sprang auf seinen Rücken und er mußte mit<br />
schwitzender Stirne weiterlaufen. Plötzlich fühlte er sich am Arm gepackt. "Aufhören,<br />
Hagimura, aufhören!" schrie Takae.<br />
Er zog die Binde von den Augen und sah zwei ihm wohlbekannte Polizeikommissare vor sich.<br />
"Was wollen Sie?"<br />
Das klang, als sei er schlechter Laune, weil man ihn im Mittagsschlaf gestört hatte. "Warum<br />
verhaften Sie mich?"<br />
<strong>Die</strong> Kommissare grinsten und zogen ihn schweigend fort. Er konnte es noch nicht begreifen.<br />
<strong>Die</strong>ser eine Augenblick genügte, um die Stimmung auf dem Platz völlig zu ändern, die<br />
Menschenmauer brach auseinander, hier und da sah Hagimura Zusammenstöße mit Polizisten.<br />
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