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Trottoir StrassentheaterSpecial 2016-17

Nachschlagewerk und Entscheidungshilfe für Veranstalter von Straßenfestiavls und Stadtfesten.

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tivals durchgeführt: „Tête-à-Tête“ in Rastatt, „Festival Gassensensationen“<br />

in Heppenheim, „Straßentheaterfestival“ in Ludwigshafen,<br />

Festival „ViaThea“ in Görlitz, Festival „La Strada“ in Bremen, beim<br />

Festival „Welttheater der Straße“ in Schwerte und im Mai 2013 beim<br />

„Internationalen Straßentheater Festival Holzminden“.<br />

Mit Daniela Selberg aus Hannover konnte eine profilierte Statistikerin<br />

gewonnen werden, die in der Lage war, die Auswertung der ca.<br />

2500 Fragebögen qualifiziert durchzuführen. Die Methode bestand<br />

darin, zufällig ausgewählte Besucher auf den Festivals einen Fragebogen<br />

mit 16 Fragen an Ort und Stelle ausfüllen zu lassen. Die Fragen<br />

bezogen sich auf soziographische Daten wie Alter und Geschlecht,<br />

Wohnortnähe zum Festival, Nationalität, Ausgaben in Euro, Gruppengröße<br />

und Anzahl begleitender Kinder. Um die These zu untermauern,<br />

dass es sich bei den Festivals um ein niederschwelliges<br />

Kulturangebot handelt, wurde nach dem Bildungsabschluss der Teilnehmer<br />

und nach der Häufigkeit des Besuchs sonstiger Kulturangebote<br />

gefragt.Fragen nach den Gewohnheiten und der Motivation<br />

gerade dieses Festival zu besuchen, sollten Aufschluss über die Attraktivität<br />

und Bedeutung der Veranstaltung im städtischen Kulturangebot<br />

geben. Zwischen 166 und 386 Besucher pro Festival gaben<br />

ausgefüllte Bögen ab, so dass am Ende Daten von über 2000 Teilnehmern<br />

vorlagen.<br />

Ergebnisse<br />

Die Teilnehmer der Befragung aller sieben Festivals waren zu 95%<br />

Deutsche. Dies könnte unter Umständen daran gelegen haben, dass<br />

die Bereitschaft an einer schriftlichen Befragung teilzunehmen, Menschen<br />

mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen Schichten<br />

nicht zu gleichen Teilen erreicht wie Akademiker. Hinsichtlich der<br />

Bildungsabschlüsse sind die drei Gruppen jedoch fast gleich stark,<br />

das heißt, dass Teilnehmer mit Realschul-, Hauptschul- und keinem<br />

Abschluss zu 30,7% vertreten sind und die Anzahl der Akademiker<br />

mit 33,80% nur unwesentlich größer ist. Damit konnte die These<br />

belegt werden, dass das Genre auch Menschen anspricht, die eher<br />

über einen geringeren Bildungshintergrund verfügen.<br />

Bei der Frage nach der lokalen, bzw. regionalen Anbindung der Besucher,<br />

stellte sich heraus, dass drei Viertel aus dem Ort oder der<br />

näheren Umgebung stammen. Dennoch kam ein Anteil von 10,70%<br />

aus über 100 km angereist. Die Altersstruktur der Besucher ist normal<br />

verteilt mit einer Spitze von 26,5% der 40–50-Jährigen. Am<br />

häufigsten, nämlich zu 37,2% kommen die Teilnehmer zu zweit,<br />

knapp gefolgt mit 34,1% als 3er oder 4er-Gruppen. Dazu bringen<br />

drei Teilnehmer im Schnitt zwei Kinder mit. Damit erweisen sich<br />

die Festivals, als ein kulturelles Angebot für die ganze Familie. Mit<br />

fast 62% weiblicher Besucher entspricht die Gender-Verteilung der<br />

bundesdeutschen Kulturnutzung.<br />

ßig? 90,9% nennen die Aufführungen, 81,2% die Atmosphäre, 63%<br />

begründen dies mit dem kostenlosen Angebot, 56,9%, dass was los<br />

ist und 50,5%, dass man dort Leute trifft.<br />

Bei der Frage nach der Zukunft des jeweiligen Festivals sind sich alle<br />

einig: 93% halten die Fortführung ihres Festivals unbedingt für sehr<br />

wichtig. Damit ist eindrucksvoll belegt, dass die Festivals eine positive<br />

Identifizierung der Bewohner mit dem jeweiligen Ausrichtungsort<br />

erzeugen. In einer Gesellschaft, in der die Individualität sehr stark<br />

betont wird, scheint das Erleben gemeinsamer Emotionen das für<br />

Menschen notwendige Gefühl der Zusammengehörigkeit wieder zu<br />

vermitteln.<br />

Schlussbemerkung<br />

Bei dem Versuch, einen Überblick über die Teilnehmer von Straßentheaterfestivals<br />

zu bekommen, ihre soziodemographischen Daten<br />

zu erfassen, etwas über die Bildung und die Motivation zu erfahren,<br />

konnten diese Befragungen schon gute Daten erzielen. Der „Bundesverband<br />

Theater im Öffentlichen Raum e.V.“ hat damit einen ersten<br />

Einblick in die Situation „da draußen“ gewonnen. Aber die Festivals<br />

unterscheiden sich zum Teil sehr. So hat z.B. „Leute treffen“<br />

in Holzminden einen ganz anderen Stellenwert als in Bremen. Das<br />

muss jedes Festival für sich einzeln auswerten, um die lokale Motivation<br />

der Besucher zu ergründen.<br />

Der „Bundesverband Theater im Öffentlichen Raum e.V.“ hat mit<br />

diesen Befragungen eine Pionierleistung vollbracht, kein anderer Verband<br />

der freien Darstellenden Künste kann mit ähnlichem Zahlenmaterial<br />

aufwarten. Die Ergebnisse der Befragungen haben in den<br />

zurückliegenden Jahren auch dazu beigetragen, einzelne Festivals vor<br />

dem Rotstift oder dem „Aus“ zu bewahren.<br />

Die Ergebnisse der Publikumsbefragung können über den „Bundesverband<br />

Theater im Öffentlichen Raum e.V.“ (www.theater-imoeffentlichen-raum.de)<br />

bezogen werden.<br />

Nicole Ruppert, Projektbegleitung<br />

Auswertung und Analyse: Daniela Selberg,<br />

Institut für Funktionsdiagnostik, Hannover<br />

Die anhaltende Klage der Kommunen über die Kosten solcher Veranstaltungen<br />

lässt sich dahingehend relativieren, dass 30,2% der<br />

Besucher bis zu 50,00 € pro Tag und Person am jeweiligen Ort ausgeben.<br />

Eine ganz wichtige Frage war für den „Bundesverband“ die nach der<br />

Regelmäßigkeit des Besuches. Fast 80% der Befragten sind regelmäßig<br />

oder zumindest schon einmal bei dem jeweiligen Festival gewesen.<br />

Eindrucksvoll ist auch, dass 98% bewusst wegen des Festivals<br />

gekommen sind und bereits 88% wissen, dass sie das nächste Mal<br />

dabei sein werden. Und warum kommen die Besucher so regelmä-<br />

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