Männedorf - Fischotter

14
gewerbeverein
männedorf
loren. Seither suche ich nach einem
ebenso guten Ton. Heute gibt es ja Hunderte
von Sorten. Kürzlich habe ich Porzellan
gefunden, den ich 30 Jahre lang
im Keller gelagert hatte. Damit bin ich ein
bisschen wie japanische Töpfer, die für
ihre Söhne einen Hügel aus Ton anlegen,
den diese später verarbeiten.
Haben Sie auch Ihre Technik weiterentwickelt?
Ich hoffe, dass ich mich vor allem verbessert
habe. Aber da ich nicht mehr täglich
mit Ton arbeite, büsse ich an Fingerfertigkeit
ein. Wenn ich eine grössere Arbeit
vor mir habe, muss ich mich jeweils
zuerst eindrehen. Ich brenne nur Produkte,
mit denen ich absolut zufrieden
bin. Etwas wieder einzustampfen ist für
mich nicht schmerzhaft, aber wenn et-
Gelerntes Handwerk.
was fertig Gebranntes herumsteht, das
nicht perfekt ist, tut es jedes Mal weh,
wenn man es sieht.
Was zeichnet einen guten Töpfer aus?
Geduld mit dem Ton und mit sich selbst
und Beharrlichkeit. Gerade am Anfang
hat man viele technische Misserfolge,
vor allem, wenn man nicht jeden Tag in
der Werkstatt sein kann. Es kann passieren,
dass man den Ofen öffnet und sieht,
dass nichts gelungen ist. Das ist unangenehm,
aber normal. An Orten, die früher
als berühmte Töpfergebiete galten, fi ndet
man Gruben, die bei der Tongewinnung
entstanden – sie sind mit den
Scherben der Misserfolge gefüllt.
Haben gelernte Töpfer den Amateuren
gegenüber einen Vorsprung in Sachen
Beharrlichkeit?
Als Lehrling hat man das Glück, dass der
Meister über Erfolg und Misserfolg entscheidet.
Da kann es leicht vorkommen,
dass man das Gefühl hat, ein Gefäss sei
gut gelungen, und dennoch wird es vom
Meister aussortiert. Er kann nur Ware ins
Sortiment aufnehmen, die dem Niveau
der Töpferei entspricht. Amateure haben
beim Lernen keine solche Kontrolle. Sie
haben schneller den Wunsch nach Erfolgserlebnissen.
Seit vielen Jahren sind Sie am Christchindlimäärt
präsent.
Es begann damit, dass ich an einer Veranstaltung
öffentlich an der Töpferscheibe
arbeitete. Danach wurde ich angefragt,
auch beim Christchindlimäärt mitzumachen.
Das ist heute meine Möglichkeit,
einmal pro Jahr ganz Männedorf zu sehen,
und ganz Männedorf sieht mich.