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Planung und Durchführung eines Paperless Lab - Projekts - Vialis

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ILMAC 2007<br />

<strong>Planung</strong> <strong>und</strong> <strong>Durchführung</strong> <strong>eines</strong><br />

<strong>Paperless</strong> <strong>Lab</strong> - <strong>Projekts</strong><br />

IT-Projekte sind <strong>und</strong> bleiben sensibel: Sie müssen sorgfältig geplant <strong>und</strong> umgesetzt werden.<br />

Mit der Vorgabe einer in der Pharmazeutischen <strong>und</strong> Chemischen Industrie unternehmensweit<br />

„durchgängigen IT-Lösung“ stellt sich die Herausforderung <strong>eines</strong> zweckdienlichen naturwissenschaftlichen<br />

Datenmanagements.<br />

Insuläre Lösungen haben ausgedient. Jedes IT-Projekt beeinflusst die Wettbewerbsfähigkeit,<br />

das Image <strong>und</strong> die Rentabilität <strong>eines</strong> Unternehmens. Sowohl die Pharmazeutische, als auch die<br />

Chemische Industrie sehen sich konfrontiert mit besonderen Anforderungen an ihr IT-System,<br />

etwa mit GxP- oder patentrechtlichen Aspekten.<br />

Paul Planje, <strong>Vialis</strong> GmbH<br />

1. Einleitung<br />

Moderne Informationstechnologien (IT) wie Internet <strong>und</strong> inzwischen auch<br />

zahllose Softwareprodukte wurden zu festen Bestandteilen unseres Alltags.<br />

Die IT eröffnet eine Palette von Innovationen, die ein Unternehmen<br />

<strong>und</strong> dessen MitarbeiterInnen kontinuierlich fordern, um im nationalen<br />

<strong>und</strong> internationalen Wettbewerb technisch <strong>und</strong> wirtschaftlich mithalten<br />

zu können. Dies gilt auch im <strong>Lab</strong>or <strong>und</strong> in der Produktion der Pharmazeutischen<br />

<strong>und</strong> Chemischen Industrie. Sie müssen sich immer mehr wie eine<br />

‚ausgequetschte Zitrone’ fühlen, deren IT-Verantwortlichen, wenn sie von<br />

einer Baustelle zur anderen eilen, wenn auf ein eben mühevoll vollzogener<br />

ERP-Release-Wechsel schon der nächste folgt.<br />

Nun soll auch noch das <strong>Lab</strong>or auf papierlose Information umgestellt werden?<br />

– Darin haben sich schon verschiedene Anbieter von Applikationen<br />

versucht. Selbstverständlich muss stets auch eine Validierung vorgenommen<br />

werden. Da w<strong>und</strong>ert es nicht, wenn manche die Prioritäten anders<br />

setzen: Dass deren <strong>Lab</strong>or noch wie zur Zeit unserer Ahnen dahinschlummert,<br />

statt sich zügig mit den zur Wahrung der Konkurrenzfähigkeit notwendigen<br />

IT-Neuerungen aufzurüsten.<br />

2. Ziele bei der Umsetzung von IT-Projekten zur<br />

Einführung des papierlosen <strong>Lab</strong>ors<br />

Unabhängig davon, wie sehr ein Unternehmen versucht, informationstechnisch<br />

auf den neuesten Stand zu kommen <strong>und</strong> auch zu bleiben, können<br />

sich die MitarbeiterInnen einer IT-Abteilung selten über mangelnde<br />

Auslastung beklagen. Softwarehersteller bieten in stets kürzeren Zyklen<br />

noch bessere Produkte <strong>und</strong> erhöhen den Druck zur Datenmigration. Fusionen<br />

<strong>und</strong> Neuausrichtungen von Geschäftsfeldern tragen zur Arbeitsflut<br />

ebenso bei wie die vorgeschriebene Anstrengung zur Erfüllung gesetz-<br />

14 Ausgabe Nr. 7/8 2007<br />

licher Auflagen sowie der kompetitive Druck zur Innovation. Das sind nur<br />

einige der Gründe, weshalb sich die Pharmazeutische <strong>und</strong> Chemische Industrie<br />

permanent mit IT-Projekten beschäftigen.<br />

Doch welche Ziele werden bei solchen Projekten im Bereich <strong>Lab</strong>or-<br />

automation verfolgt? Die Motivatoren erscheinen auf den ersten Blick so<br />

vielseitig wie das Optimierungspotential selbst, lassen sich aber grob in<br />

drei Gruppen unterteilen:<br />

• Reduktion von Risiken<br />

• Erfüllung behördlicher Auflagen<br />

• Effizienzsteigerung<br />

Für jedes Ziel lassen sich im <strong>Lab</strong>or verschiede Teilbereiche sowie die<br />

zugehörigen Lösungen finden. Wie z.B. LIMS (<strong>Lab</strong>or-Informations- <strong>und</strong><br />

Management-Systeme) <strong>und</strong> ELN (elektronische <strong>Lab</strong>orjournale) zur Unterstützung<br />

von <strong>Lab</strong>orprozessen, oder DMS (Document Management<br />

System) zur Handhabung <strong>und</strong> Lenkung von SOP’s (Standard Operating<br />

Procedure). Die Schnittstelle jedoch zur eigentlichen Arbeit im <strong>Lab</strong>or mit<br />

Geräten <strong>und</strong> deren Software ist immer noch das Papier. Medienbrüche,<br />

Hybridsysteme <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>ene hohe personelle Aufwand zur<br />

Qualitätssicherung sind die Folgen.<br />

2.1 Reduktion von Risiken<br />

Die manuelle Datenübertragung irrt mit einer statistischen Rate von etwa<br />

3%. Das kann nur durch einen sehr hohen weiteren Kontrollaufwand reduziert<br />

werden. Da die verschiedenen Systeme im <strong>Lab</strong>or nur über Papier,<br />

somit eine manuelle Übertragung, miteinander verknüpft werden,<br />

schlummert hierin auch eine sehr grosse Fehlerquelle im Gesamtprozess.<br />

Nicht selten braucht es bis zu 20 qualitätsrelevante manuelle Überträge,<br />

bis das Endergebnis auf einem Zertifikat erscheint.<br />

Hybridsysteme in einem so komplexen Bereich wie dem <strong>Lab</strong>or sind mit<br />

höchstem Arbeits- <strong>und</strong> Kontrollaufwand verb<strong>und</strong>en. Die Probleme lassen<br />

sich nicht einfach mit der Aussage „Das können wir ja alles in unserem


ERP abdecken“ eliminieren. Das Potenzial zur Reduktion <strong>eines</strong> Fehlerrisikos<br />

an der Quelle (im <strong>Lab</strong>or) ist enorm <strong>und</strong> lässt sich bei ganzheitlicher<br />

Betrachtung mittels der richtigen Instrumente vollumfänglich ausschöpfen<br />

– bei gleichzeitiger Reduktion des Kontrollaufwands.<br />

2.2 Erfüllung der behördlichen Auflagen<br />

Behördliche rechtliche Anforderungen an IT-Systeme, wie sie unter anderem<br />

in 21 CFR Part 11 oder GxP festgelegt wurden, sind mit den in<br />

modernen <strong>Lab</strong>oratorien heute üblichen Softwarepaketen bei korrekter<br />

Einführung <strong>und</strong> etablierten Rahmenbedingungen problemlos zu erfüllen.<br />

Viel mehr Aufwand benötigt der Unterhalt von Hybridsystemen – Systeme,<br />

welche elektronische mit Papierdaten kombinieren.<br />

Das Abgleichen der Papierflut, generiert von immer leistungsfähigeren<br />

Geräten an einer stets steigenden Probenzahl mit der entsprechend immer<br />

grösseren Menge elektronischer Daten, ist nur noch mit enormem<br />

personellen Aufwand <strong>und</strong> damit einhergehendem menschlichem Fehlerrisiko<br />

möglich. Der Mitarbeiter wird zur Sekretärin der Maschine, verbringt<br />

gut 30 % mit Pflege <strong>und</strong> Datenabgleich in verschiedenen Systemen.<br />

Mit Umstellung auf eine papierlose Arbeitsweise lassen sich solche Medienbrüche<br />

<strong>und</strong> Hybridsysteme vermeiden. Behördliche Anforderungen<br />

werden automatisch erreicht.<br />

3.3 Effizienzsteigerung<br />

Der wirkliche Nutzen des Papierlosen <strong>Lab</strong>ors liegt aber in der Zusammenführung<br />

der Punkte 2.1 <strong>und</strong> 2.2. Jeder CEO möchte, dass seine MitarbeiterInnen<br />

effizient, somit zielgerichtet arbeiten, <strong>und</strong> hat kein Interesse daran,<br />

dass über 30% der produktiven Arbeitszeit mit der Eingabe von immer<br />

gleichen Informationen in verschiedene Systeme verschwendet wird.<br />

Wenn man die Medienbrüche eliminiert <strong>und</strong> die Prozesse im <strong>Lab</strong>or an<br />

eine papierlose Arbeitsweise anpasst, werden beachtliche Kapazitäten frei<br />

für produktivere Tätigkeit. Gleichzeitig verkürzt sich die Durchlaufzeit, die<br />

Daten werden ortsunabhängig verfügbar. Was sich wiederum als Effizienzsteigerung<br />

in allen Unternehmensbereiche auswirkt.<br />

3. Kooperierende Systeme im <strong>Lab</strong>or<br />

Mit der Einführung des Papierlosen <strong>Lab</strong>ors werden somit alle drei Ziele<br />

erreicht: die Reduktion des Risikos, die Sicherstellung behördlicher Auflagen<br />

<strong>und</strong> die Steigerung der Effizienz. Die Komplexität der Prozesse <strong>und</strong><br />

Anzeige<br />

Quelle: <strong>Vialis</strong> GmbH<br />

ILMAC 2007<br />

zusammenwirkenden Informationssysteme im Papierlosen <strong>Lab</strong>or ist nicht<br />

zu unterschätzen. Anhand <strong>eines</strong> typischen Prozesses im Produktionsumfeld<br />

soll dieses Zusammenspiel aufgezeigt werden.<br />

Im Beispiel <strong>eines</strong> Workflow (oben) werden Produkte gefertigt <strong>und</strong> Proben<br />

gezogen sowie mit einem Auftrag an die Qualitätskontrolle weitergereicht.<br />

Einerseits müssen das Produkt <strong>und</strong> die Probe eindeutig identifiziert,<br />

andrerseits der Auftrag vom ERP an das LIMS weitergeleitet werden.<br />

Die Verknüpfung erfolgt durch die eindeutige Identifikation von Produkt,<br />

Muster <strong>und</strong> Auftrag. Schritt für Schritt wird der <strong>Lab</strong>orauftrag mit zusätzlichen<br />

Informationen angereichert.<br />

Die zu verwendende Prüfvorschrift wird dem LIMS zugefügt, sowie die<br />

Teilaufgaben für die einzelnen Tests in Arbeitslisten aufbereitet. Unterproben<br />

mit zugehörigen Einwaagen müssen erst erzeugt, Reagenzien <strong>und</strong><br />

Referenzsubstanzen kontrolliert eingesetzt, die korrekten <strong>und</strong> kalibrierten<br />

Ausgabe Nr. 7/8 2007 15


ILMAC 2007<br />

Prüfmittel sichergestellt sowie dokumentiert werden. Verschiedene Analysetechniken<br />

<strong>und</strong> deren Software generieren Ergebnisse, Roh- <strong>und</strong><br />

Metadaten, welche automatisiert wieder an das LIMS <strong>und</strong> das Content<br />

Management System zurückgereicht werden. Die Ergebnisse können dort<br />

weiter verrechnet, abgeglichen <strong>und</strong> gegebenenfalls auch an das auftraggebende<br />

ERP-System zurückgemeldet werden.<br />

In diesem Workflow-Beispiel wird durch die Zusammenarbeit verschiedener<br />

Abteilungen, gar externer Unternehmen auf den unterschiedlichsten<br />

Ebenen ein intensiver Informationsaustausch notwendig. So werden<br />

Proben häufig an unterschiedliche <strong>Lab</strong>oratorien oder externe Servicelabors<br />

weitergegeben. Wobei sowohl die Proben selbst, als auch die sie<br />

begleitenden Kommentare übermittelt werden. Im Gegenzug werden die<br />

Ergebnisse, Berichte <strong>und</strong> Entscheide zurückgereicht, sind diese systematisch<br />

zu erfassen. Die grosse Herausforderung an das Papierlose <strong>Lab</strong>or ist<br />

es, diese <strong>und</strong> darunterliegende Prozesse ohne Medienbrüche abzubilden.<br />

3.1 Die Schlüsselrolle der eindeutigen Identifikation<br />

Beim Informationsfluss zwischen unterschiedlichen Systemen <strong>und</strong> Systemhierarchien<br />

können durch die Verknüpfung der eindeutigen Identifikation<br />

von Proben <strong>und</strong> Unterproben die Daten einfach zusammengeführt<br />

werden. Sobald ein Mitarbeiter die Probe erhält, kann er durch deren<br />

maschinelle Erfassung z. B. des Barcodes oder der RF-ID sämtliche hinterlegten<br />

Informationen an seinem Bildschirm abrufen <strong>und</strong> erspart sich<br />

so die wiederholte Eingabe der gleichen Information oder aufwändige<br />

Rückfragen.<br />

<strong>Lab</strong>orauftrag<br />

Worklist<br />

Analyse Auftrag<br />

Beispiel Arbeitsablauf <strong>und</strong> Datenfluss. Quelle: <strong>Vialis</strong> GmbH<br />

Generelle Materialeigenschaften, notwendige Sicherheitsvorkehren,<br />

durchzuführende Arbeiten, aber auch chargen- <strong>und</strong> probenbezogene Informationen<br />

stehen ihm per Mausklick sofort zur Verfügung. Voraussetzung<br />

hierfür sind möglichst unternehmensweit, eindeutig identifizierte<br />

Proben. Über einen Dialog oder auch automatisch – durch die ortsgeb<strong>und</strong>ene<br />

maschinelle Identifikation – werden den Proben Lager- oder<br />

Aufenthaltsorte zugewiesen <strong>und</strong> eine vollständige Chain of Custody erzeugt.<br />

Selbstverständlich können diese Informationen mit Daten z.B. zu<br />

Lagerbedingungen sowie deren Einhaltung ergänzt werden <strong>und</strong> erweisen<br />

sich so auch zur Überwachung der Kühlkette als nützlich.<br />

16 Ausgabe Nr. 7/8 2007<br />

ERP-System<br />

– Ware<br />

– Charge<br />

12<br />

LIM-System<br />

– Prüfungsvorschrift<br />

– Spezifikationen<br />

12<br />

Schnittstelle<br />

12<br />

Analyse System<br />

Freigabe<br />

Ergebnisse<br />

Rohdaten<br />

Ergebnisse<br />

Metadaten<br />

3.2 Die geschlossene Datenflusskette<br />

Eine analoge Verknüpfung lässt sich auf der Datenebene anwenden.<br />

Abhängig davon, wie detailliert eine Prüfvorschrift ist, enthält sie auch<br />

die Zahl erwarteter Ergebnisse mit Formaten <strong>und</strong> Sollwerten, die Methodenparameter<br />

wie etwa die Probenvorbereitung, geltende Wägebereiche<br />

<strong>und</strong> einzusetzende Gerätetypen, die Messabfolgen <strong>und</strong> nötigen<br />

Berechnungen. Soweit spezifizierte Aufträge führen mit der eigentlichen<br />

Messung an einem Analysengerät auch ohne weitere Dokumentation zu<br />

vollständigen Datensätzen.<br />

Quelle: <strong>Vialis</strong> GmbH<br />

TCP/<br />

IP<br />

Diese Integration eliminiert zeitraubende Arbeitschritte wie das Führen<br />

von Logbüchern, von Referenzsubstanz- <strong>und</strong> Reagenzienverwaltung oder<br />

von <strong>Lab</strong>ortagebüchern. Beinahe alle Analysengeräte lassen sich via einheitlicher<br />

Schnittstellen-Software an ein übergeordnetes System wie ein<br />

LIMS, ELN oder ERP anbinden <strong>und</strong> erlauben so die komplette Rückverfolgbarkeit<br />

– vom Rohdatensatz bis zur daraus resultierenden Managemententscheidung<br />

– ohne jeglichen Medienbruch. Selbstverständlich<br />

muss ein derart integrierter Prozess durch den Einsatz von elektronischen<br />

Unterschriften auf unterschiedlichen Ebenen gestützt werden. Denn nur<br />

so führt die eindeutige Identifikation der Probe kombiniert mit der geschlossenen<br />

Datenflusskette zur automatischen Dokumentation bei<br />

gleichzeitiger Steigerung der Datenqualität <strong>und</strong> Einhaltung der regulatorischen<br />

Anforderungen.<br />

3.3 Integration als Schlüsselwort<br />

Wie schon die geschlossene Datenflusskette zeigte, ist Integration das<br />

Schlüsselwort bei der Erreichung des Papierlosen <strong>Lab</strong>ors. Aus Unternehmenssicht<br />

reicht Integration im <strong>Lab</strong>or aber nicht aus, sondern muss weitergetrieben<br />

werden. Je nach Geschäftsfokus ist die Integration zum ERP,<br />

dem CRM, dem DMS oder der Substanzregistrierung ebenso essenziell<br />

wie die Darstellung der relevanten Information in sogenannten Cockpit-<br />

Lösungen oder Managementinformationssystemen. Denn erst dies ermöglicht,<br />

den Nutzen des Papierlosen <strong>Lab</strong>ors über die Grenzen des <strong>Lab</strong>ors<br />

hinaus effektiv zu verbreiten.<br />

4. Zielgerichtete Implementierung<br />

Unabhängig davon, ob es sich bei einem IT-Projekt um die Einführung<br />

<strong>eines</strong> ERP, CRM, LIMS, ELN oder um eine komplette Lösung wie das Pa-<br />

Schnittstelle / LSM<br />

Datensilos<br />

E-Record<br />

Management<br />

Instrumenten<br />

Logbuch<br />

LC / GC Säulen<br />

Logbuch<br />

Sop's<br />

Management<br />

Chargen<br />

Management<br />

ERP<br />

System<br />

LIMS<br />

System<br />

ELN<br />

System<br />

Data<br />

Warehouse


pierlose <strong>Lab</strong>or handelt, ist das Vorgehen immer das gleiche. Es bedarf<br />

genauer <strong>Planung</strong> <strong>und</strong> Kontrollen, denn nur so können die mit der Einführung<br />

von IT-Systeme verb<strong>und</strong>enen Risiken minimiert werden.<br />

Bei der Optimierung von <strong>Lab</strong>orprozessen stehen zunehmend die Anforderungen<br />

an das begleitende IT-System im Mittelpunkt. User Requirements,<br />

Systemspezifikation, das Systemdesign, die Implementierung <strong>und</strong><br />

speziell die Integration bestehender Systeme sowie der <strong>Lab</strong>orinstrumente<br />

erweisen sich dabei als schwierigste Hürden bei der Einführung <strong>eines</strong> Papierlosen<br />

<strong>Lab</strong>ors. Hierbei ist nicht nur die technische Expertise gefragt,<br />

sondern auch tiefes Prozesswissen über die Abläufe im <strong>Lab</strong>or <strong>und</strong> in dessem<br />

Umfeld.<br />

Sind Systeme <strong>und</strong> Prozesse im GxP-Umfeld betroffen, so ist das System<br />

abnahmepflichtig <strong>und</strong> muss validiert werden. Dann sind – in Anlehnung<br />

an das V-Modell des GAMP-Leitfadens (Good automated manufacturing<br />

practice) die Phasen DQ (Design Qualification), IQ (Installation Qualification),<br />

OQ (Operational Qualification) <strong>und</strong> PQ (Performance Qualification)<br />

zu durchlaufen.<br />

Zunächst steht jedoch die <strong>Planung</strong>sphase an. Hierfür müssen die Anforderungen<br />

<strong>und</strong> Ziele definiert werden, die mit dem Papierlosen <strong>Lab</strong>or<br />

erreicht werden sollen. Neben <strong>eines</strong> Anforderungskatalogs sind ein mehr<br />

oder weniger detailliertes Lastenheft sowie ein Budget- <strong>und</strong> Terminplan<br />

als wesentlicher Inhalt zu erstellen bzw. vorzunehmen. Darauf folgt die<br />

Phase der Produktauswahl. Da die Vielfalt der am Markt befindlichen<br />

Subsysteme für das Papierlose <strong>Lab</strong>or stetig wächst, verbindet sich für den<br />

Anwender damit die Aufgabe, aus der Vielfalt geeigneter Einzelsysteme<br />

das Optimum für seine <strong>Lab</strong>orprozesse zu evaluieren <strong>und</strong> in ein Gesamtsystem<br />

zu integrieren. Um eine Liste möglicher Software-Lieferanten<br />

anzulegen, ist zuzugreifen auf eine möglichst vollständige <strong>und</strong> aktuelle<br />

Datenbank von Softwareanbietern, wie z. B. die von Atrium Research<br />

(www.atriumresearch.com):<br />

Aus diesem Angebot kann mittels Metakriterien eine kleinere Anzahl von<br />

Anbietern ausgewählt werden. Im Rahmen einer qualifizierten Anfrage<br />

bewertet man mithilfe <strong>eines</strong> Kriterienkataloges die Anbieter. Dabei sind<br />

folgende Aspekte mit unterschiedlicher Gewichtung zu berücksichtigen:<br />

• Abbildung der abzudeckenden Prozesse <strong>und</strong> Prozessschritte<br />

• Prozessverständnis des Anbieters oder Systemintegrators<br />

• Abgleich mit vorhandener IT-Struktur<br />

• Zukunftsfähigkeit der Softwaretechnologie<br />

• Stabilität <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit des Anbieters<br />

• Kosten für Lizenzen, Implementierung, Schulung <strong>und</strong> Wartung<br />

• Sicherstellung des Betriebs <strong>und</strong> Unterhalts<br />

• Schnittstellen zu anderer Systemen <strong>und</strong> Gerätschaften<br />

In der Regel erfüllen mehrere Anbieter die Kriterien der Vorauswahl. Zur<br />

Auftragsvergabe verfeinert man nochmals den Selektionsprozess. Es hat<br />

sich als hilfreich erwiesen, mittels einer ersten Vorführung die Softwarelösung<br />

dem Projektleiter sowie den Key-Usern vorzustellen anhand <strong>eines</strong><br />

typischen Arbeitsablaufs.<br />

Später folgende Workshops sollten in der Regel mit zwei, maximal drei<br />

möglichen Kandidaten durchgeführt werden. Eine detaillierte Machbarkeitsstudie<br />

auf der Basis des Soll-Konzeptes sollte den roten Faden bilden<br />

solcher Workshops. Zielsetzung ist, die Aufgabenstellung zu präzisieren,<br />

ein Festangebot zu ermöglichen als Gr<strong>und</strong>lage für Vertragsverhandlungen<br />

zur Vergabe <strong>und</strong> zum Einkauf. Ist bei diesem Projekt ein Beratungsunternehmen<br />

involviert, muss darauf geachtet werden, dass dieses auch über<br />

die ausreichende Realisierungskompetenz im Bereich Papierloses <strong>Lab</strong>or<br />

<strong>und</strong> Informationstechnologie verfügt. Diese Beratung soll auch nach dem<br />

Die Beratung sollte auch<br />

nach dem Auswahlprozess<br />

in die Verantwortung<br />

eingeb<strong>und</strong>en werden.<br />

ILMAC 2007<br />

Auswahlprozess längerfristig in das Projekt <strong>und</strong> dessen Verantwortung<br />

eingeb<strong>und</strong>en werden. Denn ist ein Softwareprodukt ausgewählt, der Lieferant<br />

beauftragt, beginnen erst die eigentlichen Herausforderungen. Die<br />

nachfolgende Auflistung gibt davon ein Bild, zeigt einige der typischen<br />

Herausforderungen, mit denen sich jeder Projektleiter im Rahmen <strong>eines</strong><br />

IT-<strong>Projekts</strong> im <strong>Lab</strong>orumfeld früher oder später auseinandersetzen muss:<br />

• Inhaltliche Änderungen am Lieferumfang drängen sich auf.<br />

• Es sind zuwenig Ressourcen zur Qualitätssicherung <strong>und</strong> Abdeckung<br />

der Validierungsanforderungen eingegeplant worden, der Termin zur<br />

Inbetriebnahme steht aber schon fest.<br />

• Das Design <strong>und</strong> die Realisierung der Schnittstellen nehmen mehr Zeit<br />

als geplant in Anspruch, Dritt-Anbieter kooperieren nicht wie geplant.<br />

• Schlüsselpersonen des Prozesses stehen nicht ausreichend zu Ver-<br />

fügung.<br />

• Entscheidungen im Projektverlauf werden nicht ausreichend dokumentiert.<br />

• Testdaten wurden nicht rechtzeitig generiert oder genügen nicht den<br />

Anforderungen.<br />

• Testprotokolle sind ungenügend priorisiert, identifizierte Fehler nicht<br />

behoben.<br />

• Die technische <strong>Planung</strong> zur Etablierung des Produktivsystems ändert<br />

sich in letzter Minute.<br />

• Auf die Akzeptanz der Endbenutzer wird zuwenig Rücksicht genommen.<br />

Um solche klassischen „Herausforderungen“ zu vermeiden, sollte die Leitung<br />

<strong>eines</strong> derartigen <strong>Projekts</strong> folgende Regeln beachten:<br />

• Durchgängige Überwachung aller Projektphasen vom Design bis zum<br />

Go-Live<br />

• Klares Freigabeprozedere für Spezifikationen <strong>und</strong> Leistungsaufträge<br />

• Projektphasenplan mit klar definierten Teilzielen, Ergebnissen <strong>und</strong><br />

Dokumenten für jede Projektphase<br />

• Kommunikations- <strong>und</strong> Eskalationsplan für technische <strong>und</strong> organisatorische<br />

Aspekte des <strong>Projekts</strong><br />

• “Meilenstein“-Konzept mit regelmässigen Audits <strong>und</strong> Reviews zur<br />

Qualitätssicherung<br />

• Unterstützung <strong>und</strong> Abnahme durch das Management sowie Bereitstellung<br />

der nötigen Ressourcen aus allen involvierten Abteilungen<br />

• Detailliertes Abnahmeverfahren für alle Lieferbestandteile <strong>und</strong> Projektphasen<br />

Erst ein erfolgreich abgeschlossenes <strong>Paperless</strong> <strong>Lab</strong>-Projekt garantiert Ihrem<br />

Unternehmen die einleitend erwähnten positiven Effekte als Standbein<br />

Ihres langfristigen wirtschaftlichen Erfolgs. n<br />

Ausgabe Nr. 7/8 2007 17

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