WLZ 41 | Mai 2016
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Leserservice<br />
Lisa und Pascal, 4 Jahre<br />
Leben mit<br />
Behinderung<br />
Das Leben mit Menschen mit Behinderung<br />
ist geprägt von Verständnis, Liebe<br />
und Vertrauen. Ein würdevolles Leben<br />
zu erreichen ist das Ziel.<br />
Verein Wirbelwind 21x3<br />
„Grüß Gott!“, klingt es von der Treppe, als ich Frau Monika Prenner<br />
vom Verein Wirbelwind 21x3 in Friedberg besuche. Ihre Tochter Lisa,<br />
die mich so herzlich begrüßt hat, hat das Down-Syndrom.<br />
Die Entwicklung eines Kindes mit Down-Syndrom verläuft insgesamt<br />
langsamer als die seiner Altersgenossen. Es gibt eine große Bandbreite<br />
von schwer geistig behinderten bis zu durchschnittlich intelligenten<br />
Menschen mit Trisomie 21. Häufig gibt es auch Zusatzerkrankungen,<br />
die mit dem Down-Syndrom einhergehen. „Ich habe alle Untersuchungen<br />
während meiner Schwangerschaft gemacht. Diese genetische<br />
Abweichung wurde dennoch nicht erkannt“, so Frau Prenner.<br />
Schwerwiegender sei allerdings Lisas ebenfalls nicht erkannter, angeborener<br />
Herzfehler, durch den die 4-jährige bereits zweimal operiert<br />
werden musste. „Es gibt für nichts eine Garantie“.<br />
Ängste abbauen<br />
Im Verein Wirbelwind 21x3 mit Sitz in Großpetersdorf/Burgenland<br />
kommen zurzeit 18 betroffene Familien mit ihren Kindern einmal im<br />
Monat zusammen, um Erfahrungen auszutauschen oder Hilfe bei gewissen<br />
Themen zu suchen. Auch Informationsabende mit namhaften<br />
Vortragenden werden organisiert. Gerade Jungfamilien mit einem betroffenen<br />
Kind möchte der Verein die Angst nehmen. „Wenn sie die<br />
anderen Kinder erst einmal sehen und erkennen, dass diese genetische<br />
Besonderheit eigentlich gar nicht so schlimm ist, ist das für die<br />
Eltern eine große Erleichterung“, so Frau Prenner.<br />
Als eines von 6 Integrationskindern bekommt Lisa im Kindergarten<br />
Friedberg eine sehr gute Betreuung, während sie gleichzeitig mit gesunden<br />
Kindern zusammen ist. Gerade dieser Kontakt wecke den<br />
Ehrgeiz in ihr, Neues zu lernen. „Kinder mit Down-Syndrom brauchen<br />
länger für das Erlernen, das sicher, aber mit viel Geduld und<br />
Liebe schafft man so vieles“, so Frau Prenner.<br />
Verständnis aufbauen<br />
Geschätzt werden über 90% der Kinder aufgrund der Diagnose Down-<br />
Syndrom abgetrieben. Ein großes Anliegen des Vereines ist es, über diese<br />
genetische Abweichung aufzuklären, den Eltern die Angst zu nehmen<br />
und Berührungsängste unter der Bevölkerung zu durchbrechen.<br />
Künftig werden in der Region Informationsbroschüren aufgelegt, über<br />
Plakate informiert und auch ein gemischter Tanzkurs für Jugendliche<br />
und Erwachsene ist geplant. Der Verein fordert betroffene Familien<br />
auf, mit ihm in Kontakt zu treten und sich auszutauschen und ist über<br />
Spenden dankbar: IBAN AT456000030110081681, Wirbelwind21x3<br />
Kontakt:<br />
Monika Prenner (Stmk)., Sabine Pomper (Bgld.),<br />
Tel. 0680/3309106,<br />
Tel. 0664/1827903,<br />
moni.prenner77@gmail.com sabine.pomper@gmail.com<br />
Verein Karl Schubert Haus<br />
Als Zusammenschluss betroffener Eltern entstanden, bietet der Verein<br />
Karl Schubert Haus mit Häusern in Aspang, Mönichkirchen und<br />
Breitenstein heute 125 Wohn- und Betreuungsplätze für Menschen<br />
mit Behinderungen.<br />
Der Verein ist eine soziale Einrichtung, die Menschen mit Behinderung<br />
Lebens- und Arbeitsraum bietet. Gleichzeitig ist das Karl Schubert<br />
Haus auch eine Anlaufstelle für Jugendliche und Erwachsene,<br />
die weitgehend selbstständig sind und sich nützlich machen wollen.<br />
Dafür bietet der Verein Arbeitsbereiche, die auf die Bedürfnisse der<br />
einzelnen Personen abgestimmt werden. In der Werkstatt in Aspang<br />
werden außerdem freiwillige Leistungen mit einem leistungsbezogenen<br />
Stundenlohn honoriert.<br />
Den Menschen etwas zutrauen<br />
Laut Geschäftsführer Wilhelm Schenker ist es wichtig, den Menschen<br />
etwas zuzutrauen und ihnen auch die Freiheit zu geben, Risiken einzugehen,<br />
wie etwa alleine zu wohnen. Wenn sie sich für etwas begeistern,<br />
werden sie vom Verein dabei unterstützt. Schenker erinnert<br />
sich an einen Bewohner der Sozialeinrichtung, der aufgrund einer<br />
defekten Maschine in der Werkstatt für sich erkannt hat, dass es besser<br />
ist, selbst Geld zu haben anstelle darum ansuchen zu müssen, um<br />
die Maschine wieder in Gang zu bringen. Kurzerhand hat er deshalb<br />
ein Charity-Schirennen auf die Beine gestellt und namhafte Personen<br />
aus Politik und Gesellschaft dazu gebracht, am Rennen teilzunehmen.<br />
2.700 € kamen dabei zusammen, die für den Ankauf eines E-<br />
Kleinmobils verwendet wurden.<br />
Für die Würde kämpfen<br />
Ziel des Vereines ist es, ein autonomes, nicht diskriminierendes und<br />
würdevolles Leben der Bewohner zu erreichen. Auch wenn sich seit<br />
dem 30-jährigen Bestehen vieles zum Positiven verändert hat, hinterfragt<br />
der Verein immer wieder neue Regeln, Strukturen oder Vorschriften<br />
zugunsten dieser Ziele und setzt sich gegebenenfalls zur<br />
Wehr. Erst kürzlich hat die Bundespräsidentschaftskandidatin Irmgard<br />
Griess den Verein besucht und die Verantwortlichen dazu ermutigt,<br />
ihrer Sache treu zu bleiben, so Schenker.<br />
Eine ausführliche Vorstellung des Vereines Karl Schubert Haus finden<br />
Sie in der Juli Ausgabe 2014 oder im Internet unter www.wechselland.at<br />
❏ Stefanie Schadler<br />
Kontakt:<br />
Karl Schubert Haus<br />
Bahnstrasse 16A, 2870 Aspang<br />
Tel. 02642/7439, info@kshm.at<br />
30 Wechselland Zeitung | <strong>Mai</strong> <strong>2016</strong>