Nr. 4-2016
Fachjournal für zeitgenössisches Bauen
Fachjournal für zeitgenössisches Bauen
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INFO<br />
Baustelle die lebenswichtige Regel «Wir erstellen<br />
sichere Zugänge zu allen Arbeitsplätzen»<br />
umgesetzt worden, wäre der Kranführer<br />
nicht verunfallt und es hätte keinen Arbeitsunterbruch<br />
gegeben.<br />
Also sind Unfälle die grössten Zeiträuber?<br />
Es kann auch Zeit verloren gehen, wenn kein<br />
Unfall resultiert. Beispielsweise wenn kurz<br />
vor dem Betonieren einer Decke festgestellt<br />
wird, dass der Seitenschutz fehlt. Ein Mitarbeiter<br />
muss diesen montieren. Erst dann können<br />
die Arbeiten fortgesetzt werden. Fehlt<br />
das Material auf der Baustelle, muss es sogar<br />
zuerst im Magazin geholt werden. Wären<br />
die Arbeitsschritte geplant gewesen, hätte es<br />
diesen Zeitverlust nicht gegeben.<br />
Aber auch die Schulung der Mitarbeitenden<br />
braucht viel Zeit<br />
Wir sind davon überzeugt, dass der Arbeitgeber<br />
seine Mitarbeitenden mit wenig Zeitaufwand<br />
für Gefahren so sensibilisieren kann,<br />
dass sie Unfälle vermeiden können. Zum Beispiel<br />
mit einer regelmässigen Instruktion der<br />
«Lebenswichtigen Regeln». Wir empfehlen<br />
den Arbeitgebern, jede Woche zehn Minuten<br />
für die Arbeitssicherheit zu investieren.<br />
Im Vergleich zu einem Zeitverlust bei einem<br />
Unfall macht sich das immer bezahlt. So können<br />
die Arbeitgeber Zeitverlust und vor allem<br />
auch menschliches Leid verhindern.<br />
Ist mit dieser zehnminütigen Instruktion<br />
die Arbeit in Sachen Arbeitssicherheit<br />
getan?<br />
Nein. Entscheidend für die Arbeitgeber ist<br />
es, sicheres Arbeiten stets in die Planung<br />
der bevorstehenden Arbeiten miteinzubeziehen.<br />
So sollen Arbeitsabläufe vorgängig<br />
durchdacht sein, damit eruiert werden kann,<br />
welchen Gefährdungen die Arbeitnehmenden<br />
begegnen könnten. So weiss der Arbeitgeber<br />
auch, welche «Lebenswichtigen<br />
Regeln» er zu instruieren hat. Diese Kurzplanung<br />
hilft bei der Organisation der Arbeiten,<br />
damit sie effizient durchgeführt und die<br />
Mitarbeitenden Leerläufe vermeiden können.<br />
Dadurch steigt auch die Qualität der<br />
Arbeit und es sind keine Improvisationen<br />
notwendig, die ebenfalls immer Zeit in Anspruch<br />
nehmen. Ist sicheres Arbeiten gut geplant,<br />
können Unfälle und unnötiger Zeitverlust<br />
verhindert werden. Schlussendlich<br />
spart der Arbeitgeber dadurch auch Kosten.<br />
Können Sie ein Beispiel machen?<br />
Eine Bauunternehmung will heute auf einer<br />
Höhe von drei Metern eine Decke schalen<br />
und betonieren. Dafür ist das Schalungsmaterial<br />
zu bestimmen. Gleichzeitig kann sich<br />
der Polier schon überlegen, welche Materialien<br />
er benötigt, um die Absturzkanten zu sichern.<br />
Dieses Material kommt mit dem Schalungsmaterial<br />
gleichzeitig auf die Baustelle<br />
und kann sogleich eingesetzt werden. Um<br />
Zeit zu sparen, sollen die Planung von Arbeitsabläufen<br />
und die Planung der Arbeitssicherheit<br />
zeitgleich erfolgen. Wir sind davon<br />
überzeugt, dass wenn alle auf einer Baustelle<br />
diese Denkweise verinnerlichen, es zu weniger<br />
Unfällen kommt und schlussendlich Zeit<br />
eingespart werden kann. Sicher kann so auch<br />
kostengünstiger gearbeitet werden.<br />
www.suva.ch<br />
Erste Wasserstoffeinspeisung aus erneuerbarem Strom<br />
in das Schweizer Gasnetz<br />
Stromnetz<br />
Elektrolyseur<br />
BHKW<br />
Wassernetz<br />
H2<br />
Wasserstoffspeicher<br />
Gas-Heizkessel<br />
Wärmespeicher<br />
Fernwärmenetz<br />
Gasnetz<br />
Erstmalig wurde in der Schweiz Wasserstoff,<br />
der aus erneuerbarem Strom erzeugt<br />
wurde, in das Schweizer Gasnetz eingespeist.<br />
Dies ist ein wichtiger Praxiserfolg<br />
für das Hybridwerk der Regio Energie Solothurn.<br />
Das Hybridwerk der Regio Energie Solothurn,<br />
das sich an der Schnittstelle der Strom-, Gasund<br />
Fernwärmenetze befindet, hat einen weiteren<br />
Meilenstein erreicht. Erstmals konnte<br />
Wasserstoff, der mittels erneuerbarem Strom<br />
erzeugt wurde, in das Erdgasnetz eingespeist<br />
werden.<br />
Der zunehmende Anteil von erneuerbarer<br />
Stromproduktion (Photovoltaik und Wind)<br />
führt zu immer mehr Strom, dessen Verfügbarkeit<br />
nicht mit der Nachfrage übereinstimmt,<br />
sondern vom Wetter abhängt. Um hier den<br />
Einklang wieder herstellen zu können, werden<br />
zukünftig v.a. mehr Energiespeicher benötigt.<br />
Solche Speicher müssen in der Lage sein, die<br />
Energie auch über längere Zeit, also z.B. vom<br />
Sommer zum Winter, speichern zu können.<br />
Mit dem Power-to-Gas-Verfahren kann der erneuerbare<br />
Strom in Wasserstoff umgewandelt<br />
und ins Gasnetz eingespeist und auch saisonal<br />
gespeichert werden. In gasförmigem Zustand<br />
lässt sich die Energie langfristig sehr gut speichern.<br />
Das bestehende Schweizer Erdgasnetz<br />
stellt mit seinen 18 500 km bereits einen grossen<br />
Energiespeicher dar.<br />
Die Wasserstoffeinspeisung erfolgt über<br />
mehrere Schritte. Zunächst wird mit dem Verfahren<br />
der Elektrolyse Wasserstoff erzeugt.<br />
D. h. Strom wird ins Wasser geleitet und trennt<br />
dieses in Wasserstoff und Sauerstoff auf. Im<br />
Hybridwerk Aarmatt wird hierzu eine moderne<br />
Technologie mit so genannten Protonen-Austausch-Membranen<br />
(PEM) eingesetzt.<br />
PEM-Anlagen erlauben eine sehr flexible Einsatzweise.<br />
Der produzierte Wasserstoff wird in Speicherflaschen<br />
zwischengespeichert und dann dosiert<br />
ins Erdgasnetz eingeleitet.<br />
Durch eine gemeinsam mit der Hochschule<br />
für Technik, Rapperswil, optimierte Düse wird<br />
die rasche Vermischung der Gase im Gasstrom<br />
sichergestellt. Die Wasserstoffkonzentration<br />
im Erdgasnetz darf maximal 2% betragen.<br />
Im Frühling 2015 hat die Regio Energie Solothurn<br />
nach 2-jähriger Bauzeit ihr Hybridwerk<br />
eingeweiht. Am Standort Aarmatt in Zuchwil<br />
werden mit dem Hybridwerk die Energienetze<br />
Strom, Gas, und Fernwärme verbunden. Das<br />
Hybridwerk ist ein Beitrag auf dem Weg zur<br />
Erreichung der Energiestrategie 2050. Es zeigt<br />
auf, was mit modernster Technologie und unternehmerischem<br />
Denken bereits heute möglich<br />
ist und wo die Grenzen liegen.<br />
www.hybridwerk.ch<br />
BAUEN HEUTE 4 | <strong>2016</strong><br />
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