OCEAN7 2008-03

Gegensätzlicher könnten die Reviere nicht sein, die in dieser Ausgabe von OCEAN7 beschrieben werden: karibisches Segeln vor den Küsten des kommunistischen Kuba und Besonderheiten aus der Inselwelt der dänischen Südsee. Gegensätzlicher könnten die Reviere nicht sein, die in dieser Ausgabe von OCEAN7 beschrieben werden: karibisches Segeln vor den Küsten des kommunistischen Kuba und Besonderheiten aus der Inselwelt der dänischen Südsee.

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16 stilvoll. Die Marina mit dem Club Cienfuegos im Hintergrund. Ausgangspunkt für den zweiwöchigen Segeltörn an Kubas Südküste. elegant. Ein Zuckerbaron ließ sich einst die edle Villa Rocha in Cienfuegos erbauen. Heute dient sie als staatlich geführtes Restaurant. In Varadero nehmen wir die erste Hürde: den kubanischen Zoll. Drei Stunden werden wir und unser Gepäck überprüft. Alleine das Wort „waterproof“ löst eine genauere Untersuchung unseres Fernglases aus. Aber es gibt noch mehr an verdächtigem Equipment bei uns zu finden. Die mitgebrachten Seekarten, eine umfangreiche Fotoausrüstung, GPS, ein Handfunkgerät, Laptop, Handheld­PC, Ladegeräte, Medikamente und jede Menge Bücher über Kuba. Rund ein Dutzend Zöllner kümmert sich um uns. Sie alle sind ausgesprochen höflich und sehr korrekt, aber penibel. Endlich dürfen wir den Flughafen verlassen. Unser GPS und das Handfunkgerät sind konfisziert. Das Handfunkgerät werde ich gegen eine kleine Gebühr von 30 Euro bei der Ausreise wiederbekommen, das GPS bleibt für immer auf Kuba. Der neunsitzige Transferbus ist klimatisiert, der Fahrer ein Routinier auf Kubas Straßen, der den gewaltigen Schlaglöchern geschickt ausweicht. Fahrräder, Eselkarren, Reiter, PKW und LKW nutzen gemeinsam die Autobahn. Als wir spät – kurz vor Mitternacht – in Cienfuegos eintreffen, plagt uns ein starkes Verlangen nach einem Mojito. Der Club Cienfuegos, gleich neben der permanent bewachten Marina, lockt mit lauter Musik. Am Eingang werden wir, da wir ja als Touristen leicht zu Egal, wir schlucken den Ärger zu Beginn unseres Kuba- Törns hinunter und geniessen die Fahrt nach Varadero. erkennen sind, sofort eingelassen. Die Drinks sind wunderbar, die Küche ist allerdings schon geschlossen. Wer kennt Che Guevara? Der nächste Morgen vergeht mit Einkaufen in Cienfuegos. Wir wechseln unsere Euros im nahe gelegenen Hotel in konvertible Pesos, die offizielle Touristenwährung. Die kubanischen Pesos sind den Einheimischen vorbehalten. Die Marina bietet eine Auswahl an wichtigen Lebensmitteln und Gütern. In der Stadt gibt es Supermärkte, in denen Touristen und Kubaner mit Touristenpesos einkaufen können. Das Angebot in den Supermärkten ist sehr variabel, die Preise sind europäisch. Bei den kleinen und verstreuten Marktständen in der Stadt treiben wir Obst und Gemüse auf. Wir nehmen, was wir finden und vernünftig lagern können, und beschließen, am nächsten Tag Richtung Cayo Largo auszulaufen. Als wir wieder auf unserem Boot sind, besuchen uns die kubanischen Behör­ Kuba – Wissenswertes Währung Der kubanische Peso ist die Währung der Einheimischen und wird von den Kubanern untereinander sowie auf den vielen kleinen Märkten verwendet. Der konvertible Peso gilt in Restaurants, in Touristengeschäften und -supermärkten, in denen auch Kubaner mit dem konvertiblen Peso bezahlen müssen. Die Preise haben europäisches Niveau. In den Supermärkten, die ausschließlich ausländische Produkte führen, erhält man vieles, aber nicht alles. Spanischer Wein kostet zwischen 6 und 9 Euro die Flasche. KontaKte Kuba ist kommunistisch und vielerorts bemüht, dass Kubaner und Touristen keinen zu engen Kontakt haben. Ausgenommen Marinapersonal und Behörden ist es Kubanern verboten, Yachten zu betreten.

evier 17 angenehm. So viel Platz bei einem Anlegemanöver wie auf Cayo Largo erlebt man selten. den. Passkontrolle, ein paar Fragen, wo wir hinwollen, warum wir in Kuba sind – einem Zöllner sticht die Postkarte mit dem Konterfei von Che Guevara, die ich im hotel gekauft habe, ins Auge. er fragt mich auf englisch, ob ich weiß, wer das ist. Ich nicke und antworte: „Che Guevara.“ er erwidert: „er ist unser held.“ Ich sehe ihn an und sage: „Viele bei uns in europa kennen Che Guevara und seine Geschichte.“ Der junge Mann lächelt, die Beamten trinken noch ein Glas Orangensaft, das war es schon. Den Abend wollen wir noch mit Adi Platten, dem Chef der Charterfirma, in der Villa Rocha verbringen. ein Zuckerbaron ließ einst diese edle Villa erbauen. heute dient sie als staatlich geführtes Restaurant. Carmen Iznaga, eine alte, Zigarren rauchende Dame und offensichtlich ein kubanisches Original, singt und spielt auf dem Klavier. Neben ihr lehnt ihr Gehstock. erinnerungen an den Buena Vista Social Club. Frischer Fisch und spanischer Wein Am nächsten Morgen, nach dem Besuch der Behörden und nachdem Carlos, unser Skipper und Fremdenführer, noch zwei große Kühlboxen mit eis an Bord verstaut hat, laufen wir nach Süden Richtung Cayo Largo aus. Nachdem wir die vorgelagerten Inseln hinter uns gelassen haben, macht Carlos, der früher bei der kubanischen Marine war, einen kleinen Abschneider durch das Sperrgebiet der Schweinebucht. Auf der Karte ragt dieses Sperrgebiet weit in Richtung offenes Meer hinaus, Carlos steuert weiter westlich, das spart uns viel Zeit und außerdem können wir den günstigeren Kurs unter Segeln laufen. Ohne Carlos hätten wir uns das nicht getraut. Kurz bevor wir zu einer kleinen Insel kommen, in deren Leeseite wir heute Nacht ankern wollen, lasse ich noch hundert Meter Schleppleine von meiner Rolle laufen. Knapp fünf Minuten später beißt ein kapitaler Barrakuda an. Nachdem wir geankert haben, wird der schön metallisch glitzernde Raubfisch zubereitet. Während in weiter Ferne Blitze aus Gewitterwolken schießen, genießen wir unseren ersten selbst gefangenen kubanischen Fisch zusammen mit ein paar Gläsern spanischem Rotwein. Schwimmende Schmetterlinge und der Sturm Am nächsten Tag machen wir unsere ATheNA 38 vor Cayo Largo am vorgelagerten Riff an einer Boje fest, um ein wenig zu schnorcheln. Die Unterwasserwelt ist faszinierend. Wir beginnen die Fische anzufüttern. Innerhalb einer Minute brodelt das Wasser von gelben und blauen Fischleibern. Inmitten des Schwarms fühlen wir uns wie in einer anderen Welt. In einer Unterwasserwelt, in der Fische wie Schmetterlinge umherflattern. kein Mensch. Nur weisser Sand, warmes Wasser, Seesterne und riesenmuscheln – ein Traum von Karibik. Wir bemerken, dass schwarze Wolken aus Nordosten aufziehen. Schnell türmen sie sich zu einer gewaltigen, bedrohlich wirkenden Wand auf. Nach 15 Minuten und auf halbem Weg in die Marina auf Cayo Largo bricht die Sintflut über uns herein. Der Wind peitscht die Regenflut quer über das Wasser und frontal gegen uns. Das Meer ist glatt. Die Fetch war zu kurz, um eine Windsee aufzubauen. Nach 15 Minuten ist die sturmartige Warmwasserdusche so schnell vorbei, wie sie gekommen ist. Nur dreimal in diesen knapp zwei Wochen vor Kuba wird es regnen, was uns sehr erstaunt, schließlich ist Regenzeit.

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angenehm. So viel Platz bei einem Anlegemanöver<br />

wie auf Cayo Largo erlebt man selten.<br />

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wo wir hinwollen, warum wir in Kuba<br />

sind – einem Zöllner sticht die Postkarte<br />

mit dem Konterfei von Che Guevara,<br />

die ich im hotel gekauft habe, ins Auge.<br />

er fragt mich auf englisch, ob ich weiß,<br />

wer das ist. Ich nicke und antworte: „Che<br />

Guevara.“ er erwidert: „er ist unser<br />

held.“ Ich sehe ihn an und sage: „Viele<br />

bei uns in europa kennen Che Guevara<br />

und seine Geschichte.“ Der junge Mann<br />

lächelt, die Beamten trinken noch ein<br />

Glas Orangensaft, das war es schon.<br />

Den Abend wollen wir noch mit Adi<br />

Platten, dem Chef der Charterfirma, in<br />

der Villa Rocha verbringen. ein Zuckerbaron<br />

ließ einst diese edle Villa erbauen.<br />

heute dient sie als staatlich geführtes<br />

Restaurant.<br />

Carmen Iznaga, eine alte, Zigarren rauchende<br />

Dame und offensichtlich ein kubanisches<br />

Original, singt und spielt auf<br />

dem Klavier. Neben ihr lehnt ihr Gehstock.<br />

erinnerungen an den Buena Vista<br />

Social Club.<br />

Frischer Fisch<br />

und spanischer Wein<br />

Am nächsten Morgen, nach dem Besuch<br />

der Behörden und nachdem Carlos, unser<br />

Skipper und Fremdenführer, noch<br />

zwei große Kühlboxen mit eis an Bord<br />

verstaut hat, laufen wir nach Süden<br />

Richtung Cayo Largo aus.<br />

Nachdem wir die vorgelagerten Inseln<br />

hinter uns gelassen haben, macht Carlos,<br />

der früher bei der kubanischen Marine<br />

war, einen kleinen Abschneider durch<br />

das Sperrgebiet der Schweinebucht. Auf<br />

der Karte ragt dieses Sperrgebiet weit in<br />

Richtung offenes Meer hinaus, Carlos<br />

steuert weiter westlich, das spart uns<br />

viel Zeit und außerdem können wir den<br />

günstigeren Kurs unter Segeln laufen.<br />

Ohne Carlos hätten wir uns das nicht<br />

getraut.<br />

Kurz bevor wir zu einer kleinen Insel<br />

kommen, in deren Leeseite wir heute<br />

Nacht ankern wollen, lasse ich noch<br />

hundert Meter Schleppleine von meiner<br />

Rolle laufen. Knapp fünf Minuten später<br />

beißt ein kapitaler Barrakuda an. Nachdem<br />

wir geankert haben, wird der schön<br />

metallisch glitzernde Raubfisch zubereitet.<br />

Während in weiter Ferne Blitze<br />

aus Gewitterwolken schießen, genießen<br />

wir unseren ersten selbst gefangenen<br />

kubanischen Fisch zusammen mit ein<br />

paar Gläsern spanischem Rotwein.<br />

Schwimmende Schmetterlinge<br />

und der Sturm<br />

Am nächsten Tag machen wir unsere<br />

ATheNA 38 vor Cayo Largo am vorgelagerten<br />

Riff an einer Boje fest, um ein<br />

wenig zu schnorcheln. Die Unterwasserwelt<br />

ist faszinierend. Wir beginnen<br />

die Fische anzufüttern. Innerhalb einer<br />

Minute brodelt das Wasser von gelben<br />

und blauen Fischleibern. Inmitten des<br />

Schwarms fühlen wir uns wie in einer<br />

anderen Welt. In einer Unterwasserwelt,<br />

in der Fische wie Schmetterlinge<br />

umherflattern.<br />

kein Mensch. Nur weisser Sand,<br />

warmes Wasser, Seesterne und<br />

riesenmuscheln – ein Traum<br />

von Karibik.<br />

Wir bemerken, dass schwarze Wolken<br />

aus Nordosten aufziehen. Schnell türmen<br />

sie sich zu einer gewaltigen, bedrohlich<br />

wirkenden Wand auf. Nach<br />

15 Minuten und auf halbem Weg in die<br />

Marina auf Cayo Largo bricht die Sintflut<br />

über uns herein. Der Wind peitscht<br />

die Regenflut quer über das Wasser und<br />

frontal gegen uns. Das Meer ist glatt.<br />

Die Fetch war zu kurz, um eine Windsee<br />

aufzubauen. Nach 15 Minuten ist<br />

die sturmartige Warmwasserdusche so<br />

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Nur dreimal in diesen knapp zwei Wochen<br />

vor Kuba wird es regnen, was uns<br />

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