OCEAN7 2008-03
Gegensätzlicher könnten die Reviere nicht sein, die in dieser Ausgabe von OCEAN7 beschrieben werden: karibisches Segeln vor den Küsten des kommunistischen Kuba und Besonderheiten aus der Inselwelt der dänischen Südsee. Gegensätzlicher könnten die Reviere nicht sein, die in dieser Ausgabe von OCEAN7 beschrieben werden: karibisches Segeln vor den Küsten des kommunistischen Kuba und Besonderheiten aus der Inselwelt der dänischen Südsee.
106 TexT HaNS werNer HUemer IllusTraTIon DiNo VUJeViC Der Pechvogel BEI IHM GEHT ALLES SCHIEF Versenkt. Nein, versenkt hat unser Unglücksrabe bisher nur mal seine Zahnbürste, sein Handy oder seine Kamera. Das Schiff haben wir bisher heil zurückgebracht – aber das immer nur knapp. Wie jedes Jahr brach unsere Crew – 5 Tiroler – im letzten Herbst auch wieder zu einem Segeltörn auf, diesmal in die Adria. Wir sind alte Freunde, kennen uns schon seit der Schulzeit und sind an Bord ein eingespieltes Team. Obwohl oder gerade weil ein notorischer Pechvogel seit jeher in unserer Mitte ist, wird jede Fahrt zu einem besonderen Abenteuer! Er heißt Felix, vulgo „Lixl“. Wenn irgendein Gegenstand versehentlich ins Wasser fällt, gehört er ihm. Wenn sich einer beim Kochen in der Pantry die Finger verbrennt, ist es er. Sein Missgeschick hört selten auf … Während einer unruhigen Seglerei von Split nach Vis – Lixl hatte Küchendienst – sollte er uns mit einer großen Schüssel voll Wurstnudeln verwöhnen. Der Skipper leitete gerade eine Wende ein, als der Unglücksrabe mit unserem Mittagessen im Kochtopf nichts ahnend im Niedergang auftauchte. „REE !“ … und der Smutje ging samt der Mahlzeit in hohem Bogen über Bord. Nix Gröberes passierte! Den Anblick und das Schmunzeln an Deck könnt ihr euch aber wohl vorstellen, als er inmitten seiner Wurstnudeln schwimmend auf den „patscherten“ Rudergänger fluchte. Von Beleidigtsein oder gar einem bösen Wort war nach der Bergung von Koch und Topf keine Rede mehr! Aus Dankbarkeit für sein nachsichtiges Verhalten wurde er für die übrige Fahrt einstimmig zum „Ersten Offizier“ gewählt. Diesen Entschluss sollten wir aber bald bereuen: Nach eingehendem Studium der Seekarte ordnete unser Lixl als Der Pechvogel Wachführer eines Tages knapp vor der Dämmerung an, dass wir schon in Zverinac – und nicht wie geplant einige Meilen weiter in Bozava – in Ruhe die Nacht verbringen sollten. Seine Kommandos waren seemännisch kurz und klar: „Anlegen mit Heck an die Pier und Buganker setzen! Beiboot vorne festmachen, es ist hinderlich beim Anlegen! Hannes ans Ruder, Stefan an die Landleinen, ich übernehme den Buganker!“ Das Folgende spielte sich dann wie in Zeitlupe ab: Hannes steuerte die Yacht unter Motor achteraus langsam und ruhig an die Pier. Stefan war mit den Leinen in der Hand klar zum Landgang, Lixl wartete mit dem Fuß auf dem Pedal des elektrischen Ankerspills auf seinen Einsatz. „Anker fallen!“ … „Anker fällt!“… Stefan machte mit seinen Leinen einen kurzen Schritt an Land und – rumps – das Heck kollidierte mit der Kaimauer! Warum? Der Anker am Bug hatte nicht gegriffen. Lixl hatte ihn nämlich nicht auf Grund gesetzt – sondern in das vorne angehängte Beiboot fallen lassen, ohne das Malheur zu bemerken! So konnte der Danforth unser Schiff natürlich nicht stoppen! Der Schaden am Schiff war nicht allzu groß, nur das kleine Beiboot musste geflickt werden. „Gottes sind Wogen und Wind. Anker aber und Steuer, dass ihr den Hafen gewinnt, sind Euer!“ Die Rückfahrt verlief überraschenderweise ohne gröbere Zwischenfälle. Das „Bife Ana“ auf der kleinen Insel Zverinac (44°09’ N, 014°56’ E) werden wir bei der nächsten Fahrt sicher wieder anlaufen! Lixl wird dann auf jeden Fall wieder mit dabei sein …
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