OCEAN7 2008-03

Gegensätzlicher könnten die Reviere nicht sein, die in dieser Ausgabe von OCEAN7 beschrieben werden: karibisches Segeln vor den Küsten des kommunistischen Kuba und Besonderheiten aus der Inselwelt der dänischen Südsee. Gegensätzlicher könnten die Reviere nicht sein, die in dieser Ausgabe von OCEAN7 beschrieben werden: karibisches Segeln vor den Küsten des kommunistischen Kuba und Besonderheiten aus der Inselwelt der dänischen Südsee.

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102 TexT yvonne Kienesberger foTo www.amazon.de, www.robinKnox-johnston.co.uK, www.wiKipedia.de Entwurf_neu_fertig.qxd 21.01.2008 16:24 Seite 1 Österreichs größte Seefahrtsbuchhandlung präsentiert den OCEAN7 Bücherschapp! Kohlmarkt 9, 1010 Wien, 01/533 86 85-18, nautic@freytagberndt.at freytag & berndt www.freytagberndt.at BücHeR schapp die erste zweihandregatta um die welt wurde gerade beendet und außerdem ein neuer weltrekord im einhandsegeln aufgestellt. vor allem die technik macht immer schnellere und spektakulärere segelrennen möglich. doch wie war das, als es noch keine elektronik an bord gab, teilweise noch kein Funk zur verfügung stand und man seine Koordinaten noch nicht durch einen einfachen Knopfdruck auf ein gps-gerät erfahren konnte? „You do not ask a tame seagull why it needs to disappear from time to time toward the open sea. It goes, that’s all.“ Bernard Moitessier Moralischer sieg. moitessier verzichtete auf seinen schon sicher geglaubten sieg im ersten golden globe race. Francis Chichester hatte eindeutig einen neuen Maßstab gesetzt: 1966 hatte er die Welt in seinem Segelboot einhand in 226 Tagen – mit nur einem Zwischenstopp in Australien – umrundet. Vor allem in seinem Heimatland England wurde er als Held gefeiert und bald nach seiner Rückkunft von der Königin zum Ritter geschlagen. Aber schon während seines Törns begannen andere (erfahrene und unerfahrene) Segler mit einem völlig neuen Gedanken zu spielen: die schnellste Weltumsegelung einhand, ohne Zwischenstopp. Golden Globe Race Zu dieser Zeit entdeckten auch die britischen Tageszeitungen den positiven Publikumseffekt, den ein Segelrennen um die Welt auslösen konnte. Die Sunday Times war am schnellsten und lobte für 1968 das erste Golden Globe Race aus. Damit brachte die Tageszeitung sämtliche Segler, die ohnehin schon mit dem Gedanken einer Weltumsegelung gespielt hatten, unter einen Hut – und sicherte sich gleichzeitig die Rechte an dem Segelevent. Dann ging alles sehr rasch. Teilnehmen konnte praktisch jeder, der über ein Segelboot (ob Ein- oder Mehrrumpf) verfügte. Auch starten konnte man – innerhalb eines fünfmonatigen Zeitraumes –, wann immer man wollte. Sieger sollte derjenige werden, der als Erster seine Reise beenden würde. Außerdem wurde ein weiterer Preis für die schnellste Fahrt ausgeschrieben. Harte Konkurrenz Unterschiedlicher konnten die Teilnehmer an einer Segelwettfahrt um die Welt wahrscheinlich gar nicht mehr sein. Und ob man wirklich von einer harten Konkurrenz sprechen kann, bleibt fraglich. Meistenteils handelte es sich eher um Träumer als um harte Regattasegler, die beim ersten Golden Globe Race an den Start gingen. Neun Segler traten an, vier davon gaben schon im Atlantik auf. Mit damals noch keinerlei Segelerfahrung startete Chay Blyth in das Rennen und musste kurz nach dem Kap der Guten Hoffnung aufgeben. Der Trimaran des lange Zeit führenden Nigel Tetley sank. Tetley wurde am nächsten Tag aus seiner Rettungsinsel geborgen. Blieben nur drei Teilnehmer, die um den Sieg kämpften. Sich selbst besiegt Am 10. Juli 1969 stößt das britische Postschiff PiCARDy auf 33°11’ N, 040°28’ W auf den unbemannten Trimaran TEiGNMOUTH ELECTRON, kaum beschädigt, die Rettungsinsel an

Bücherschapp 103 ihrem Platz, ungewaschenes Geschirr in der Spüle, auf dem Tisch zerlegte Funkempfänger. Nur die Schiffsuhr fehlt. Die Logbücher stecken in der Navigationsecke, die letzte Eintragung ist vom 1. Juli. Der Trimaran führte in der Nonstop-Weltumsegelung, er war dabei, den Rekord als schnellstes Boot aller Zeiten nach England heimzuholen. Sir Chichester, der in der Regattaleitung in England die Positionsmeldungen der Teilnehmer entgegennahm, sprach schon von einem „spooky bird“, der nur so dahinflog. Doch nun war das Rennen gelaufen, Crowhurst blieb verschwunden – und die Logbücher offenbarten eine Tragödie. In dem Buch „The Strange Last Voyage of Donald Crowhurst“ rekonstruieren Nicholas Tomalin und Ron Hall, was auf der TEIGNMOUTH während des Rennens wirklich passiert ist, und enthüllen eine Sensation: Crowhurst war NIE auf dem Weg um die Welt gewesen! Er hatte in einer unglaublichen (astro)navigatorischen Anstrengung seine gesamte Reise erfunden, während er selbst auf seinem Trimaran im Atlantik an der brasilianischen Küste herumdümpelte. Ein Rechengenie, das zum Schluss dann doch die Nerven verlor. Eine seiner letzten Eintragungen im Logbuch: „It is finished – IT IS THE MERCY!“ Der 2007 auf DVD erschienene Film „Deep Water“ zeichnet die Reise Crowhursts nach, ein sehr interessantes Interview mit seinem Sohn findet man auf www.timesonline.co.uk/ tol/news/article1265280.ece. Moralischer Sieger Er war ein segelnder Philosoph, ein Autor von wunderschönen Segelbüchern und ein Mensch mit tiefen Empfindungen. Was er nicht war? Ein Regattasegler mit dem Ziel, aufs Stockerl zu kommen und einen Preis einzuheimsen! Das erfahren er selbst und der Leser aber erst im Laufe seines Buches „Der verschenkte Sieg“. Deshalb ist man dann auch gar nicht mehr verwundert, als Bernard Moitessier nach der Passage des Kaps der Guten Hoffnung, von Kap Leeuwin und von Kap Hoorn in Führung liegend beschließt, einfach weiterzusegeln, immer nur weiter. Er verschenkt bewusst seinen Sieg und findet sich schließlich in der tahitischen Inselwelt wieder. Viele werden darüber den Kopf schütteln, doch andere werden zu träumen beginnen. Wahrer Sieger Und schließlich muss es für das erste Golden Globe Race natürlich auch einen Sieger geben. Robin Knox-Johnston, den man mittlerweile als britische Segellegende kennt, erzählt in seinem Buch „A World of My Own“ von seinen Erfahrungen so ganz allein auf offener See in einem Rennen der Extreme mit nicht sichtbaren Segel-Gegnern, aber vor allem mit sich selbst. wahrer sieger. Segellegende Knox-Johnston gewinnt die erste Einhandregatta um die Welt. EMPFEHLUNGEN Nicholas Tomalin und Ron Hall The Strange Last Voyage of Donald Crowhurst Bernard Moitessier Der verschenkte Sieg OCEAN7 meint: Spannender kann der beste Thriller nicht sein! Taschenbuch: 304 Seiten Verlag: McGraw-Hill Contemporary; Auflage: Reprint (Mai 2003) ISBN-10: 0071414290 Ein MUSS für jeden Fahrtensegler – wie auch alle anderen Bücher von Moitessier, dem segelnden Philosophen. Broschiert: 276 Seiten Verlag: Delius Klasing Verlag; Auflage: N.-A. (1. September 2003) ISBN-10: 3768807495 Sir Robin Knox-Johnston A World of My Own Das erste Golden Globe Race aus der Sicht des Siegers. Taschenbuch: 264 Seiten Verlag: Adlard Coles Nautical (30. Januar 2004) ISBN-10: 0713668997 Peter Nichols Allein auf hoher See Allgemeines Buch über das erste Golden Globe Rennen. eXTreM. Einmal um die ganze Welt sollte das erste Einhandrennen in den 60er-Jahren führen. Taschenbuch: 319 Seiten Verlag: Lübbe; Auflage: 1 (Juni 2004) ISBN-10: 3404642031

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Österreichs größte Seefahrtsbuchhandlung<br />

präsentiert den <strong>OCEAN7</strong> Bücherschapp!<br />

Kohlmarkt 9, 1010 Wien, 01/533 86 85-18, nautic@freytagberndt.at<br />

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www.freytagberndt.at<br />

BücHeR<br />

schapp<br />

die erste zweihandregatta um die welt wurde gerade beendet und<br />

außerdem ein neuer weltrekord im einhandsegeln aufgestellt. vor<br />

allem die technik macht immer schnellere und spektakulärere segelrennen<br />

möglich. doch wie war das, als es noch keine elektronik an<br />

bord gab, teilweise noch kein Funk zur verfügung stand und man seine<br />

Koordinaten noch nicht durch einen einfachen Knopfdruck auf<br />

ein gps-gerät erfahren konnte?<br />

„You do not ask a tame seagull why it needs to<br />

disappear from time to time toward the open sea.<br />

It goes, that’s all.“<br />

Bernard Moitessier<br />

Moralischer sieg. moitessier verzichtete auf seinen schon<br />

sicher geglaubten sieg im ersten golden globe race.<br />

Francis Chichester hatte eindeutig<br />

einen neuen Maßstab gesetzt:<br />

1966 hatte er die Welt in seinem<br />

Segelboot einhand in 226 Tagen<br />

– mit nur einem Zwischenstopp<br />

in Australien – umrundet. Vor allem in<br />

seinem Heimatland England wurde er<br />

als Held gefeiert und bald nach seiner<br />

Rückkunft von der Königin zum Ritter<br />

geschlagen. Aber schon während seines<br />

Törns begannen andere (erfahrene<br />

und unerfahrene) Segler mit einem<br />

völlig neuen Gedanken zu spielen: die<br />

schnellste Weltumsegelung einhand,<br />

ohne Zwischenstopp.<br />

Golden Globe Race<br />

Zu dieser Zeit entdeckten auch die britischen<br />

Tageszeitungen den positiven<br />

Publikumseffekt, den ein Segelrennen<br />

um die Welt auslösen konnte. Die Sunday<br />

Times war am schnellsten und lobte<br />

für 1968 das erste Golden Globe Race<br />

aus. Damit brachte die Tageszeitung<br />

sämtliche Segler, die ohnehin schon mit<br />

dem Gedanken einer Weltumsegelung<br />

gespielt hatten, unter einen Hut – und<br />

sicherte sich gleichzeitig die Rechte<br />

an dem Segelevent. Dann ging alles<br />

sehr rasch. Teilnehmen konnte praktisch<br />

jeder, der über ein Segelboot (ob<br />

Ein- oder Mehrrumpf) verfügte. Auch<br />

starten konnte man – innerhalb eines<br />

fünfmonatigen Zeitraumes –, wann<br />

immer man wollte. Sieger sollte derjenige<br />

werden, der als Erster seine Reise<br />

beenden würde. Außerdem wurde ein<br />

weiterer Preis für die schnellste Fahrt<br />

ausgeschrieben.<br />

Harte Konkurrenz<br />

Unterschiedlicher konnten die Teilnehmer<br />

an einer Segelwettfahrt um die Welt<br />

wahrscheinlich gar nicht mehr sein.<br />

Und ob man wirklich von einer harten<br />

Konkurrenz sprechen kann, bleibt fraglich.<br />

Meistenteils handelte es sich eher<br />

um Träumer als um harte Regattasegler,<br />

die beim ersten Golden Globe Race an<br />

den Start gingen. Neun Segler traten an,<br />

vier davon gaben schon im Atlantik auf.<br />

Mit damals noch keinerlei Segelerfahrung<br />

startete Chay Blyth in das Rennen<br />

und musste kurz nach dem Kap der Guten<br />

Hoffnung aufgeben. Der Trimaran<br />

des lange Zeit führenden Nigel Tetley<br />

sank. Tetley wurde am nächsten Tag aus<br />

seiner Rettungsinsel geborgen. Blieben<br />

nur drei Teilnehmer, die um den Sieg<br />

kämpften.<br />

Sich selbst besiegt<br />

Am 10. Juli 1969 stößt das britische<br />

Postschiff PiCARDy auf 33°11’ N,<br />

040°28’ W auf den unbemannten Trimaran<br />

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