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WIRTSCHAFT+MARKT 03/2016

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27. Jahrgang | Heft 3 | Mai/Juni <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

FERIEN DAHEIM<br />

Beilage<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

TOURISMUS<br />

Wie der neue Trend<br />

den Osten stärkt<br />

LÄNDERREPORTS<br />

100 Jahre Leuna<br />

Profisport im Osten<br />

RATGEBER<br />

Investieren im Iran<br />

Gesundes Arbeiten im Büro<br />

Mutig in der Insolvenz<br />

LIFESTYLE<br />

Edle Uhren-Neuheiten<br />

Logieren in Schlosshotels<br />

INTERVIEWS<br />

Christian Pegel, Erwin Sellering und Gerold Jürgens,<br />

Tillmann Stenger, Peter-Michael Diestel, Reinhard Pätz


WACHSTUM<br />

WIR SPRECHEN<br />

VON ZUKUNFT!<br />

SAVE<br />

THE<br />

DATE<br />

20./21. OKTOBER <strong>2016</strong><br />

Das Ostdeutsche Wirtschaftsforum zum Thema Wachstumsstrategien für die Zukunft<br />

findet am 20. und 21. Oktober <strong>2016</strong> in Bad Saarow statt. Teilnahme nur auf Einladung.<br />

Bei Interesse senden Sie eine Nachricht an einladung@OWF<strong>2016</strong>.de.<br />

www.OstdeutschesWirtschaftsForum.dewww.OWF<strong>2016</strong>.de


Politik muss<br />

Vertrauen<br />

zurückgewinnen<br />

EDITORIAL | 3<br />

AB MAI <strong>2016</strong> GEHT<br />

DAS HANDBUCH AUCH ONLINE<br />

Karsten Hintzmann<br />

Chefredakteur<br />

KH@WundM.info<br />

HANDBUCH<br />

DRUCK UND WERBUNG<br />

online<br />

Foto: Privat, Titelfoto: by-studio/fotolia.com<br />

Der starke Flüchtlingszustrom nach<br />

Deutschland hat das Land verändert.<br />

Seismograf dieser Veränderung<br />

waren die jüngsten Landtagswahlen.<br />

In Sachsen-Anhalt etwa hat es die<br />

Alternative für Deutschland (AfD) in ihrem<br />

ersten Anlauf nicht „nur“ ins Parlament<br />

geschafft. Nein, sie ist mit 24,3<br />

Prozent der Stimmen direkt zur zweitstärksten<br />

Kraft – hinter der CDU mit<br />

29,8 Prozent – im Magdeburger Landtag<br />

aufgestiegen. Linke und SPD, die zuvor<br />

von einem rot-roten Bündnis träumten,<br />

sind dagegen vom Wahlvolk massiv<br />

abgestraft worden.<br />

Wo auch immer in diesen Tagen Meinungsumfragen<br />

durchgeführt und veröffentlicht<br />

werden, die Tendenz ist überall<br />

gleich – in den alten wie den neuen<br />

Ländern: Die etablierten demokratischen<br />

Parteien verzeichnen einen<br />

dramatischen Vertrauensverlust. Demgegenüber<br />

gewinnt die AfD von Monat<br />

zu Monat dazu. Die Ursachen dafür liegen<br />

auf der Hand: Ganz offensichtlich<br />

sind die Bürger mit der Art und Weise,<br />

wie die verantwortlichen Politiker bislang<br />

mit der Flüchtlingskrise umgegangen<br />

sind, hochgradig unzufrieden. Und<br />

so ist es für Protestparteien wie die AfD,<br />

die keinerlei Umsetzungsverantwortung<br />

hat, ein Leichtes, mit derben Parolen auf<br />

Stimmenfang zu gehen.<br />

Die Politik täte gut daran, den wachsenden<br />

Zuspruch für die AfD ernst zu nehmen.<br />

Denn dahinter stecken Sorgen und<br />

Ängste von Menschen, egal ob diese<br />

in jedem Einzelfall tatsächlich begründet<br />

sind. Was genau erwarten die Bürger?<br />

Kompetenz und Handlungsfähigkeit<br />

im Umgang mit der größten Zuwanderungswelle<br />

seit dem Zweiten Weltkrieg.<br />

Das bedeutet: zügige Asylverfahren sowie<br />

schnelle Entscheidungen, wer bei<br />

uns bleiben darf und wer kein Asyl in<br />

Deutschland erhält.<br />

Die Menschen, deren Asylantrag positiv<br />

beschieden wurde, müssen klug<br />

und umfassend integriert werden. Damit<br />

ist auch die Integration in den Arbeitsmarkt<br />

gemeint. Sicher, die Erfahrungen,<br />

die viele Mittelständler in den<br />

zurückliegenden Monaten gemacht haben,<br />

wenn Sie Flüchtlinge einstellen und<br />

qualifizieren wollten, sind häufig ernüchternd.<br />

Schließlich gibt es nicht nur die<br />

Sprachbarriere, sondern oft haben diese<br />

Menschen weder eine Schule besucht<br />

noch eine Ausbildung absolviert. Doch<br />

es sollte möglich sein, auch diese potenziellen<br />

Arbeitnehmer Schritt für Schritt<br />

für den hiesigen Arbeitsmarkt fit zu machen.<br />

Hier sind Bund und Länder gefordert,<br />

passgerechte Programme zu entwickeln,<br />

die es auch kleinen und mittleren<br />

Unternehmen ermöglichen, ihren<br />

Integrationsbeitrag zu leisten.<br />

Die aktuell im Land vorherrschende<br />

Stimmung macht Deutschland nicht attraktiv.<br />

Daher sollten speziell die Volksparteien<br />

alles daran setzen, das verlorene<br />

Vertrauen schnellstens zurückzugewinnen.<br />

Und das bitte nicht nur aus<br />

wahltaktischen Gründen. W+M<br />

www.sidleipzig.de/<br />

handbuch/online-ausgabe<br />

Sächsisches Institut für<br />

die Druckindustrie GmbH<br />

Redaktion Handbuch<br />

Tel <strong>03</strong>41 25942-26<br />

Fax <strong>03</strong>41 25942-86<br />

handbuch@sidleipzig.de<br />

Der Kompass für Marketing<br />

und Vertrieb<br />

www.WundM.info<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


4 | W+M INHALT<br />

W+M TITELTHEMA<br />

Ferien daheim..................................36<br />

W+M AKTUELL<br />

Köpfe......................................................................... 6<br />

Nachrichten............................................................... 8<br />

W+M SCHWERPUNKT<br />

MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Report: Produzierendes Gewerbe<br />

auf dem Vormarsch..................................................10<br />

Cluster mit Perspektive: Maritime Industrie,<br />

Ernährungs- und Gesundheitswirtschaft.................12<br />

Blick in die Zukunft:<br />

Interview mit Energieminister Christian Pegel........16<br />

22<br />

Doppelinterview<br />

Ministerpräsident Erwin Sellering und<br />

Unternehmer Gerold Jürgens<br />

Neue Anlaufstelle für Unternehmensnachfolge......18<br />

Vorpommern: Wie Stahlbauunternehmen<br />

die Energiewende nutzen....................................... 20<br />

Doppelinterview:<br />

Ministerpräsident Erwin Sellering<br />

und Unternehmer Gerold Jürgens.......................... 22<br />

W+M LÄNDERREPORTS<br />

Sachsen: Energieversorger hilft<br />

beim Energiesparen................................................ 25<br />

Ostdeutschland: Leuna plant die Zukunft............... 26<br />

Brandenburg: ILB-Chef Tillmann Stenger<br />

über neue Förderprodukte....................................... 28<br />

Brandenburg: Fluxus – fließender Übergang<br />

zwischen Kunst und Leben..................................... 30<br />

Ostdeutschland: Profisport –<br />

nur die Eisbären schwimmen oben........................ 32<br />

Titel Ferien daheim<br />

Traumhaft schöne Schlosshotels<br />

38<br />

Impressum<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

Das ostdeutsche Unternehmermagazin<br />

Ausgabe: 3/<strong>2016</strong><br />

Redaktionsschluss: 15.04.<strong>2016</strong><br />

Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />

Zimmerstraße 56, 10117 Berlin<br />

Tel.: <strong>03</strong>0 479071-27<br />

Fax: <strong>03</strong>0 479071-22<br />

www.WundM.info<br />

Herausgeber/Geschäftsführer:<br />

Frank Nehring, Tel.: <strong>03</strong>0 479071-11<br />

FN@WundM.info<br />

Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />

Tel.: <strong>03</strong>0 479071-21, KH@WundM.info<br />

Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: <strong>03</strong>0 479071-21,<br />

JP@WundM.info, Adrian M. Darr, Tel.: <strong>03</strong>0 479071-24,<br />

AD@WundM.info<br />

Autoren: Katrin Kleeberg, Harald Lachmann,<br />

Rudolf Miethig, Frieda Neurich, Matthias Salm,<br />

Thomas Schwandt<br />

Abo- und Anzeigenverwaltung: Kornelia Brocke,<br />

Tel.: <strong>03</strong>0 479071-27, KB@WundM.info<br />

Marketing/Vertrieb: Kerstin Will, Tel.: <strong>03</strong>0 479071-24<br />

KW@WundM.info<br />

Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und<br />

Abonnementpreis:<br />

Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />

zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft<br />

der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />

und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins Brandenburgischer<br />

Ingenieure und Wirtschaftler (VBIW)<br />

erhalten diese Zeitschrift im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.<br />

Einzelpreis: 5 €, Jahresabonnement (inkl. aller<br />

Ausgaben von W+M Regional, W+M Exklusiv, W+M<br />

Berlin.Friedrichstraße und dem Online-Magazin W+M<br />

Kompakt) 60 € inkl. MwSt. und Versand (im Inland).<br />

Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,<br />

www.moeller-mediengruppe.de<br />

Druck: Möller Druck und Verlag GmbH,<br />

ISSN 0863-5323<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur<br />

mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen<br />

nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos übernehmen wir keine Haftung.<br />

Fotos: W+M (oben), Schloss Purschenstein Hotel GmbH (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


W+M INHALT | 5<br />

W+M TITELTHEMA FERIEN DAHEIM<br />

Report: Berlin im Aufwind, Sachsen verliert.......... 36<br />

Schlosshotels –<br />

Logieren, wie es einst Könige taten....................... 38<br />

Barnimer Land: Im Einklang mit der Natur.................42<br />

Analyse: Tourismus als Hoffnungsträger?..................43<br />

W+M POLITIK<br />

ifo-Geschäftsklimaindex für Ostdeutschland.......... 44<br />

Lifestyle<br />

Edle Uhren mit Gangreserve<br />

54<br />

Kommentar: Manfred Stolpe über die Industrie<br />

als Grundpfeiler der sozialen Marktwirtschaft........ 45<br />

Pro und Contra: Braucht Deutschland<br />

ein Gesetz zur Lohngerechtigkeit?.......................... 46<br />

W+M RATGEBER<br />

Außenwirtschaftsfinanzierung:<br />

Rückkehr nach Teheran........................................... 48<br />

Gesundheit: Tipps für<br />

ein gesundheitsförderndes Büro............................. 50<br />

Insolvenz: Mehr Mut in der Insolvenz..................... 52<br />

Literatur: Die ostdeutsche Bestsellerliste<br />

für Wirtschaftsliteratur............................................ 53<br />

Lifestyle: Schöne Uhren mit Gangreserve.............. 54<br />

Auto: Viele Neuheiten auf der AutoTrend <strong>2016</strong>....... 56<br />

Fotos: Nomos, IWC (oben), Thomas Schwandt (Mitte), GEPA pictures/Roger Petzsche (unten)<br />

10<br />

Länderreport<br />

Profisport im Osten<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Erfolgreich mit maritimer Industrie<br />

32<br />

W+M NETZWERK<br />

Unternehmertag Mecklenburg-Vorpommern......... 58<br />

VBKI-Ball: Mit 66 Jahren<br />

ist noch lange nicht Schluss.................................... 60<br />

Unternehmerball in Rostock:<br />

Hut auf – Hut ab!..................................................... 61<br />

VBIW: Aktuelles aus dem Verein............................ 62<br />

Neues aus den Unternehmerverbänden................. 64<br />

W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick und Personenregister............................... 66<br />

W+M WEITERE BEITRÄGE<br />

Editorial...................................................................... 3<br />

Impressum................................................................ 4<br />

Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegen die Regionalausgabe<br />

W+M Mecklenburg-Vorpommern und das W+M-Lifestyle-Magazin<br />

Berlin.Friedrichstraße bei. Wir bitten um Ihre<br />

Aufmerksamkeit.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


6 | W+M KÖPFE<br />

K<br />

Ö<br />

P<br />

F<br />

E<br />

1<br />

Ildar Iliyasov (55),<br />

Ingenieur aus Schkeuditz<br />

Der diplomierte Luftfahrtingenieur, der<br />

im russischen Kasan aufwuchs, gehört<br />

gleich in zwei spannenden Unternehmen<br />

im nordsächsischen Schkeuditz<br />

zur Führungscrew. Er leitet seit 2010<br />

die Volga-Dnepr-Technics GmbH, die auf<br />

dem Airport Leipzig/Halle die Flotte der<br />

weltgrößten Transportflugzeuge Antonov<br />

An-124 Ruslan wartet – und zugleich<br />

ist er Vizechef für Technik der russischukrainischen<br />

Ruslan Salis GmbH. Diese<br />

übernimmt seit Jahren für 15 europäische<br />

EU- und Nato-Staaten humanitäre<br />

und militärische Transportflüge. Die<br />

sechs Riesen-Frachtflieger hierfür sind<br />

ständig in Schkeuditz stationiert, wo Iliyasov<br />

durch die Mitteldeutsche Airport<br />

Holding einen neuen Hangar errichten<br />

ließ und langfristig für 30 Jahre pachtete.<br />

Vor kurzem erhielt die Leipziger Volga-Dnepr-Werft<br />

von der russischen Zivilluftfahrtbehörde<br />

IAC die Lizenz, hier<br />

vor Ort alle noch im Einsatz befindlichen<br />

50 An-124 zeitgemäß zu modernisieren<br />

– etwa mit Cockpittechnik von Boeing.<br />

1<br />

3<br />

2<br />

3<br />

Uwe Kunzmann (45)<br />

Zwönitzer Elektro-Spezialist<br />

4<br />

Kathleen Schneider (44)<br />

Harzer Schäfermeisterin<br />

4<br />

Helmut Warnecke (59)<br />

2<br />

Dresdener Diversity-Vorreiter<br />

Der Geschäftsführer der Infineon Technologies<br />

Dresden GmbH gehört in Sachsen<br />

zu den Protagonisten in punkto Diversity,<br />

also bei der Vereinbarkeit von Familie und<br />

Beruf, der Chancengleichheit von Mann<br />

und Frau sowie bei der kulturellen Vielfalt<br />

im Unternehmen. Die High-Tech-Schmiede<br />

leistet sich eine eigene Diversity-Managerin,<br />

sensibilisiert ihre Führungskräfte<br />

in regelmäßigen Seminaren für diese<br />

Themen, hat für junge Mitarbeiterinnen<br />

in zwei Kindergärten 35 Belegplätze reserviert<br />

und sogar einen Betraum für islamische<br />

Beschäftigte eingerichtet. Warnecke,<br />

der auch Vizepräsident des Clusters<br />

Silicon Saxony e. V. ist, offeriert jungen<br />

Eltern der Belegschaft zudem Teilzeitangebote<br />

und will den Anteil der Frauen im<br />

mittleren und oberen Management bis<br />

2020 auf wenigstens 20 Prozent erhöhen.<br />

Dem Selfmade-Unternehmer aus dem<br />

erzgebirgischen Zwönitz, der als Einzelkämpfer<br />

begann und heute mit seinem<br />

ständig gewachsenen Team große Projekte<br />

stemmt, wurde kürzlich auf der<br />

Weltleitmesse für Elektro- und Gebäudetechnik<br />

„Light + Building“ in Frankfurt<br />

am Main eine hohe Ehre zuteil: In<br />

der Kategorie „Betriebe bis 50 Mitarbeiter“<br />

gehörte er zu den Top drei beim Unternehmerpreis<br />

des Elektrohandwerks<br />

<strong>2016</strong>. Zu den Referenzobjekten der Uwe<br />

Kunzmann GmbH zählen das Sächsische<br />

Staatsarchiv in Chemnitz, der Neubau<br />

der Kinderklinik im Erzgebirgsklinikum<br />

Annaberg sowie eine Großanlageninstallation<br />

im KNV Logistikzentrum in Erfurt.<br />

An diesem Neubau eines der größten,<br />

modernsten und leistungsfähigsten<br />

Buch- und Medienlogistikzentren Europas<br />

waren Kunzmann und sein Team<br />

auch baubegleitend in die Planung einbezogen<br />

gewesen.<br />

Die Schäfermeisterin aus Ermsleben bei<br />

Thale im Harz ist hart im Nehmen. Denn<br />

sie gehört zu den letzten 2.000 Berufsschäfern<br />

in Deutschland, die sich dagegen<br />

wehren, dass eine zunehmend naturabgewandte<br />

Gesellschaft dieses älteste<br />

Gewerbe der Menschheit als „aussterbende<br />

Spezies“ behandelt, wie sie<br />

es nennt. Denn die junge Frau, die mit<br />

ihren gut 200 Mutterschafen sowie hunderten<br />

Lämmern von Frühjahr bis Herbst<br />

über Felder und Wiesen zieht, betrachtet<br />

ihr tägliches Tun als einen unverzichtbaren<br />

Beitrag zur Pflege und zum Erhalt der<br />

Kulturlandschaft. Kein Tier habe deren<br />

Artenvielfalt so massiv geprägt wie das<br />

Schaf, ist sie sicher. So sterbe also auch<br />

„dieses Stück Naturreichtum in dem<br />

Maße, wie die Schafherden immer weniger<br />

werden“, sagt sie. Deshalb wirbt sie<br />

für die Schäferei in Schulen, bietet Praktika<br />

für Achtklässler an – und findet dennoch<br />

so gut wie keine Lehrlinge mehr.<br />

Fotos: Harald Lachmann (1, 2, 4 ), Uwe Kunzmann GmbH (3)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


W+M KÖPFE | 7<br />

5<br />

Christof Queisser (45)<br />

Rotkäppchen-Chef aus Freyburg<br />

5<br />

Fotos: Rotkäppchen/Christian O. Bruch (5), Privat (6)<br />

Es hätte kaum besser laufen können<br />

für den studierten Betriebswirt, der<br />

erst 2013 von Vorgänger und Mitbesitzer<br />

Gunter Heise die Geschäftsleitung<br />

beim Marktführer Rotkäppchen-Mumm-<br />

Sektkellereien GmbH im sachsen-anhaltischen<br />

Freyburg übernommen hatte.<br />

Denn allein von der ostdeutschen Traditionsmarke<br />

Rotkäppchen setzte die Gruppe<br />

noch nie so viele Flaschen in einem<br />

Jahr ab wie 2015. Weiterhin kommt damit<br />

jede zweite in Deutschland geköpfte<br />

Flasche Sekt aus dem Hause Rotkäppchen-Mumm.<br />

Mit Markenprodukten<br />

kennt sich Queisser indes aus. Bevor ihn<br />

Heise (der sitzt jetzt im Unternehmensbeirat)<br />

holte, war er Chef der 2.000 Beschäftigten<br />

von Zimbo, einer deutschen<br />

Marke für Fleisch- und Wurstwaren sowie<br />

Convenience-Produkte.<br />

6<br />

Pamela Buggenhagen (46)<br />

Lobbyistin aus Schwerin<br />

6<br />

Seit April <strong>2016</strong> ist die Diplom-Psychologin<br />

Geschäftsführerin des Unternehmerverbands<br />

Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />

und vertritt als Nachfolgerin<br />

von Wolfgang Schröder, welcher<br />

sich in den Ruhestand verabschiedet<br />

hat, nun die Interessen der über 600<br />

Mitglieder des Verbandes. In Pritzwalk<br />

geboren, verbrachte Buggenhagen ihre<br />

Studienzeit in Berlin und wurde nach<br />

Stationen als Lehrbeauftragte und wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin – unter anderem<br />

an der Hochschule für Technik,<br />

Wirtschaft und Gestaltung Wismar sowie<br />

an Instituten für Weiterbildung und<br />

Personalmanagement – Geschäftsführerin<br />

des Innovationstransfer- und Forschungsinstituts<br />

Schwerin. Im Oktober<br />

des letzten Jahres wechselte die zweifache<br />

Mutter in die Geschäftsleitung des<br />

Unternehmerverbandes und übernimmt<br />

diese nun vollständig.<br />

Willkommen in den beiden größten<br />

Eventlocations im deutschen Nordosten<br />

ZWEI HÄUSER<br />

EIN PARTNER<br />

VIELE MÖGLICHKEITEN<br />

HanseMesse: Das imposante Landesmessezentrum<br />

M-V ist Gastgeber für Messen, Kongresse<br />

und Events. Die Messehalle mit 10.600 m² Fläche<br />

ist individuell teilbar in Tagungs-, Ausstellungsoder<br />

Gastronomiebereiche. Die sechs Säle der<br />

Rotunde für 20 bis 300 Teilnehmer können kombiniert<br />

oder einzeln in verschiedenen Bestuhlungsvarianten<br />

genutzt werden. Das lichtdurchflutete<br />

Foyer lässt sich universell integrieren –<br />

als Ausstellungsfläche, Bankett- oder Partyareal<br />

sowie für gastronomische Offerten.<br />

StadtHalle: Als TOP-Veranstaltungsort für Events<br />

aller Art begeistert Rostocks Erlebnisarena jährlich<br />

hunderttausende Besucher. Die 11 Säle für 20 bis<br />

5.500 Personen bieten Kapazitäten, die sich kombinieren<br />

lassen und damit unschlagbar flexibel sind.<br />

Besonderes Ambiente versprechen die Coca-Cola<br />

Lounge und die ClubBühne. Großzügige Foyers<br />

eignen sich bestens für Präsentationen, Ausstellungen<br />

oder kulinarische Highlights. Und das<br />

alles zentral, am perfekten Standort, nur wenige<br />

Minuten von Rostocks City entfernt.<br />

Sie haben die außergewöhnliche Idee. – Wir die<br />

Kompetenz und Leidenschaft zur Umsetzung.<br />

www.messe-und-stadthalle.de


8 | W+M NACHRICHTEN<br />

Altenburger Landratsamt erstmals die Türen<br />

für einen gemeinsamen Wirtschaftstag<br />

mit dem damaligen Landkreis Leipziger<br />

Land geöffnet wurden.<br />

SPARKASSEN MIT GUTEN ZAHLEN<br />

BEACH-POLO AM STRAND VON WARNEMÜNDE<br />

Warnemünde. Vom 3. bis 5. Juni<br />

<strong>2016</strong> gibt es wieder Polo pur an der<br />

Ostsee, die ASTON MARTIN BERLIN<br />

BEACH POLO WORLD MASTERS<br />

geben sich die Ehre. Nun schon zum<br />

zweiten Mal an dieser Stelle sind Poloexperten,<br />

-freunde und Schaulustige<br />

geladen, ein tolles Turnier zu erleben.<br />

Noch größer als im Vorjahr, noch etwas<br />

näher am Wasser mit einem noch<br />

größeren VIP-Zelt und Sonnenterrasse.<br />

Sechs Teams mit namhaften Polospielern<br />

werden vom Erfolgsmoderatorenteam<br />

des Vorjahres vorgestellt.<br />

HARZ ALS FILMKULISSE<br />

Erfurt/Magdeburg. Sachsen-Anhalt und<br />

Thüringen haben gemeinsam mit Niedersachsen<br />

eine Marketinginitiative angeschoben,<br />

um dem Mittelstand in dem alle drei<br />

Länder verbindenden Mittelgebirge mehr<br />

Prosperität zu ermöglichen. Sie nennt sich<br />

„Drehort Harz“ und verfolgt das Ziel, die<br />

Region um den Brocken stärker als Filmkulisse<br />

ins Gespräch zu bringen. Dazu wolle<br />

man aber nicht in Hollywood aktiv werben,<br />

wohl aber in Deutschland und angrenzenden<br />

Staaten, so der Magdeburger Staatskanzlei-Chef<br />

Rainer Robra (CDU). Als erste<br />

Schritte sei daran gedacht, die bereits<br />

bestehende Filmförderung zu propagieren<br />

und Referenzprojekte zu benennen.<br />

Die sympathische Rommy Arndt ist<br />

seit zehn Jahren eines der Gesichter<br />

des Nachrichtensenders n-tv. Dort präsentiert<br />

sie Nachrichten, Telebörse und<br />

Sondersendungen, beim Polo führt sie<br />

Interviews. Begleitet wird sie von Jan-<br />

Erik Franck, der allein schon ein ausreichender<br />

Grund für den Besuch des<br />

Poloturniers wäre. „The Voice of Polo“<br />

moderiert die Turniere von St. Moritz,<br />

Kitzbühel, Sylt und das dritte Mal in Folge<br />

das Turnier von Organisator Matthias<br />

Ludwig. Infos und Tickets unter:<br />

www.polo-riviera-deutschland.com.<br />

ERFOLGREICHER WIRTSCHAFTSTAG<br />

Leipzig. Aus zwei mach drei: Zum mittlerweile<br />

zehnten länderübergreifenden Wirtschaftstag<br />

des Bundesverbandes mittelständischer<br />

Wirtschaft (BVMW), der im<br />

März in der Zwenkauer Stadthalle stattfand,<br />

begrüßten die Organisatoren aus den<br />

Landkreisen Leipzig (Sachsen) und Altenburger<br />

Land (Thüringen) nun auch den<br />

sachsen-anhaltischen Burgenlandkreis.<br />

Damit vergrößerte sich das Einzugsgebiet<br />

der Veranstaltung, die diesmal unter dem<br />

Thema „Mittelstand Digital“ stand, auf<br />

530.000 Einwohner. Insgesamt präsentierten<br />

sich hier 60 Aussteller aus allen drei<br />

Kreisen. Die Ursprünge des BVMW-Wirtschaftstages<br />

liegen im Jahr 2006, als im<br />

Berlin. Trotz der anhaltenden Niedrigzinsphase<br />

blicken die 45 Mitgliedssparkassen<br />

im Ostdeutschen Sparkassenverband<br />

(OSV) auf ein gutes Geschäftsjahr 2015 zurück.<br />

Die Kreditneuzusage erreichte ebenso<br />

ein Rekordniveau wie der Einlagenbestand.<br />

2015 vergaben die Sparkassen neue<br />

Kredite in Höhe von 10,2 Milliarden Euro<br />

(+ 23,5 Prozent), davon 4,9 Milliarden für<br />

Unternehmen und Selbstständige (+ 21,2<br />

Prozent) und 4,2 Milliarden Euro an Privatpersonen<br />

(+ 25,3 Prozent). Die Einlagen<br />

der Sparkassenkunden stiegen zum neunten<br />

Mal in Folge und zwar um 3,5 Prozent.<br />

Dennoch warnten der Geschäftsführende<br />

OSV-Präsident Dr. Michael Ermrich und<br />

Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Zender<br />

bei der Präsentation der Ergebnisse<br />

davor, dass eine Fortsetzung der Niedrigzinsphase<br />

die Ergebnisse der Sparkassen<br />

künftig stärker unter Druck setzen werden.<br />

SCHLUSSLICHT BEI GRÜNDERN<br />

Erfurt. Seit Jahren sinkt in Thüringen die<br />

Zahl der Selbstständigen. Im Jahresschnitt<br />

stehen nach Angaben des Bundes der<br />

Selbstständigen (BDS) knapp 13.000 Gewerbeanmeldungen<br />

gut 15.000 Abmeldungen<br />

gegenüber. Das ist auch auf die stark<br />

reduzierte Förderung sogenannter Ich-AGs<br />

zurückzuführen. In einem Länderranking der<br />

Förderbank KfW zur Zahl der jährlichen Existenzgründer<br />

zwischen 2009 und 2014 trägt<br />

der Freistaat inzwischen die rote Laterne.<br />

Vor allem Menschen zwischen 31 und 40<br />

Jahren wagen den Schritt in die Selbstständigkeit,<br />

Gründer über 50 Jahre sind<br />

„so gut wie gar nicht mehr vorhanden“,<br />

heißt es beim BDS. Bei jungen Selbstständigen<br />

wären allerdings vor allem Berufsfelder<br />

„in einem Büroumfeld“, etwa Versicherungen,<br />

Finanzen oder anderen Dienstleistungen,<br />

beliebt. Damit fänden auch<br />

Handwerker kaum noch einen Nachfolger.<br />

Eine überdurchschnittlich hohe Neigung<br />

zu Gründungen herrscht derzeit unter den<br />

länger in Deutschland lebenden Migranten.<br />

Foto: Ralf Succo/SuccoMedia0<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


W+M NACHRICHTEN | 9<br />

AUSBILDUNGSWILLE STEIGT<br />

Chemnitz. Sachsens Wirtschaft erlebt<br />

schon zehn Jahre eine ganz spezielle Schieflage:<br />

Seit 1997 hat sich die Zahl der Auszubildenden<br />

mehr als halbiert und bereits<br />

seit 2011 schreiben sich mehr Schulabgänger<br />

an einer Hochschule ein, als gleichzeitig<br />

eine Lehre beginnen. Um hier gegenzusteuern,<br />

schmiedeten Wirtschaft, Gewerkschaften,<br />

Bundes- und Landesregierung sowie<br />

die Bundesagentur für Arbeit (BA) eine „Allianz<br />

für Aus- und Weiterbildung“. Sie soll<br />

vor allem die Attraktivität und Karrierechancen<br />

einer betrieblichen Berufsausbildung<br />

vermitteln. Wer ausbilde, sichere sich langfristig<br />

Fachkräfte, bleibe wettbewerbsfähig<br />

und unabhängig vom Arbeitsmarkt, wandte<br />

sich dazu Dr. Klaus Schuberth, Chef der BA-<br />

Regionaldirektion Sachsen, speziell an die<br />

Unternehmen. Allerdings steigt inzwischen<br />

auch die lange schwächelnde Ausbildungsbereitschaft<br />

der sächsischen Firmenchefs<br />

wieder, gleichwohl sie heute in der Regel<br />

für eine angebotene Stelle nur noch einen<br />

Bewerber finden. 2005 lag dieses Verhältnis<br />

noch bei eins zu drei.<br />

SACHSENS ERFINDER SIND SPITZE<br />

Dresden. Die cleversten Tüftler des Ostens<br />

experimentieren weiterhin in Sachsen.<br />

2015 meldeten sie insgesamt 905 Patente<br />

an. Das waren zwar weniger als im Jahr<br />

zuvor, dennoch rangiert Sachsen damit im<br />

gesamtdeutschen Ranking als bestes ostdeutsches<br />

Land auf Platz sieben – noch vor<br />

Berlin und Hamburg. Thüringen bleibt mit<br />

512 Erfindungen auf dem zehnten Platz,<br />

Sachsen-Anhalt liegt mit 200 Patenten auf<br />

Rang 14. Brandenburg und Mecklenburg-<br />

Vorpommern rangieren dazwischen. Auch<br />

in all diesen Ländern war jedoch die Zahl<br />

der Anmeldungen beim Patentamt im Vergleich<br />

zu 2014 leicht rückläufig. Sachsens<br />

Erfolg rührt laut Joachim Ragnitz, Vize-Chef<br />

des ifo-Wirtschaftsinstituts Dresden, vor<br />

allem aus einer relativ starken öffentlichen<br />

Forschung. So werde außer an Universitäten<br />

und Hochschulen auch an staatlich kofinanzierten<br />

Forschungsinstituten wie denen<br />

der Fraunhofer-Gesellschaft geforscht.<br />

IM FOKUS VON INVESTOREN<br />

Leipzig. Leipzig und Dresden werden für<br />

Investoren immer attraktiver. Das ergab<br />

das aktuelle „Trendbarometer Immobilien-<br />

Investmentmarkt <strong>2016</strong>“, das die zur Ernst<br />

&Young-Gruppe gehörende EY Real Estate<br />

herausgibt. Obgleich beide sächsische Metropolen<br />

im nationalen Vergleich bei der Immobilienvermarktung<br />

noch als so genannte<br />

B-Standorte geführt werden, kamen sie<br />

bei einer Befragung maßgeblicher Investoren<br />

erstmals gemeinsam auf Rang vier<br />

– hinter Berlin, Hamburg und Frankfurt am<br />

Main, aber vor langjährigen A-Standorten<br />

wie Düsseldorf, München und Köln.<br />

Foto: Santa Maria Manuela Archive<br />

SACHSEN Sail <strong>2016</strong><br />

Auf in den<br />

skandinavischen Frühling<br />

Unter dem Motto „Wirtschaft. Kontakte.<br />

Horizonte.“ sticht am 20. Mai die Santa<br />

Maria Manuela zum ersten Mal für die<br />

SACHSEN Sail in See. Der historische<br />

Viermast-Gaffelschoner bringt mit seinen<br />

knapp 69 Metern, vier Masten und<br />

elf Segeln die Wirtschaftskapitäne der<br />

SACHSEN Sail innerhalb von vier Tagen<br />

von Warnemünde nach Kopenhagen. Auf<br />

dem Seeweg können sich die Segler auf<br />

ein besonderes Fotomotiv freuen: den imposanten<br />

Windpark EnBW Baltic 2. Der<br />

Offshore-Windpark liegt 32 Kilometer<br />

nördlich der Insel Rügen und besteht aus<br />

80 Windkraftanlagen und einer Umspannplattform.<br />

Passend zum Wirtschaftsforum<br />

am 20. Mai in Warnemünde, welches sich<br />

in diesem Jahr dem Thema „Die deutsche<br />

und nordische Energiewende: Schwerpunkt<br />

Windkraft“ widmet. Alle, die keinen<br />

der 52 begehrten Plätze auf dem Schiff ergattern<br />

konnten, können sich hier thematisch<br />

bereits auf das Ostdeutsche Wirtschaftsforum<br />

am 30. und 31. August in<br />

Leipzig einstimmen. Infos und Anmeldung<br />

unter www.SachsenSail.de.<br />

Dieses Jahr führt die SACHSEN Sail auf der<br />

Santa Maria Manuela nach Kopenhagen.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


TLÄNDERSCHWERPUNK<br />

10 | W+M SCHWERPUNKT MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Ein Liebherr-Tiefseekran wird<br />

zur Auslieferung vorbereitet.<br />

Wie in den anderen neuen Bundesländern<br />

auch, bildet der Mittelstand das Rückgrat<br />

der Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns.<br />

99,6 Prozent der Betriebe gehören<br />

zum Mittelstand. In diesen Firmen arbeiten<br />

81 Prozent der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten. Insgesamt gibt es<br />

im Land rund 55.000 kleine und mittlere<br />

Unternehmen.<br />

Produzierendes Gewerbe<br />

auf dem Vormarsch<br />

Die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern hat sich in der<br />

im Herbst zu Ende gehenden fünfjährigen Legislaturperiode<br />

insgesamt positiv entwickelt. Säulen des Wachstums<br />

sind die Ernährungswirtschaft, die Gesundheitsbranche,<br />

der Tourismus sowie die maritime Industrie. Allein<br />

im ersten Halbjahr des Vorjahres stieg das Brutto-<br />

inlandsprodukt spürbar, was vor allem auf<br />

Zuwächse im produzierenden Gewerbe sowie<br />

im Dienstleistungssektor zurückzuführen ist.<br />

Von Karsten Hintzmann<br />

Seit knapp zwölf Jahren stehen die Zeichen<br />

in Mecklenburg-Vorpommern<br />

inzwischen auf Wachstum, das lediglich<br />

von der Wirtschaftskrise 2008/09 unterbrochen<br />

wurde. Obwohl der Mittelstand<br />

Mecklenburg-Vorpommerns in zahlreichen<br />

Branchen aktiv ist, wird die Industrie unverändert<br />

von der Nahrungs- und Futtermittelindustrie<br />

geprägt. Sie erwirtschaftet mehr<br />

als 38 Prozent der Industrieumsätze. Die<br />

Größe und Leistungsfähigkeit dieser Branche<br />

stehen in Zusammenhang mit der – im<br />

Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt<br />

– überproportional starken und hoch<br />

produktiven Landwirtschaft, die der Ernährungswirtschaft<br />

einen<br />

guten Zugriff auf heimische<br />

Lieferanten ermöglicht.<br />

MECKL ENBURG-VORPOMMERN<br />

Auch das verarbeitende Gewerbe in<br />

Mecklenburg-Vorpommern hat sich dynamisch<br />

entwickelt. Die Umsätze konnten<br />

in den zurückliegenden 20 Jahren mehr<br />

als verdoppelt werden und liegen aktuell<br />

bei knapp zwölf Milliarden Euro im Jahr.<br />

Zwar verfügen zahlreiche Industriebranchen<br />

durchaus noch über Steigerungspotenzial,<br />

sie sind heute jedoch durchweg<br />

wettbewerbsfähig und haben in den letzten<br />

Jahren Umsatzzuwächse erzielt.<br />

Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns<br />

unternimmt erhebliche Anstrengungen,<br />

die heimische Wirtschaft<br />

zu fördern. Im Zentrum steht dabei eine<br />

Standortoffensive des Ministeriums für<br />

Wirtschaft, Bau und Tourismus, die auf die<br />

Ansiedlung weiterer mittelständischer Betriebe<br />

fokussiert ist. Die Wirtschaftsfördergesellschaft<br />

Invest in Mecklenburg-Vorpommern<br />

GmbH versteht sich dabei als<br />

One-Stop-Agency für ansiedlungsbereite<br />

und investitionsfreudige Unternehmen.<br />

Unter dem Dach der Wirtschaftsfördergesellschaft<br />

agieren offiziell ernannte „Wirtschaftsbotschafter“,<br />

erfolgreiche Unternehmer,<br />

die mit ihrer eigenen Erfolgsgeschichte<br />

Werbung für den Standort machen.<br />

Aktuell trommeln 63 Wirtschaftsbotschafter<br />

für Ansiedlungen und Investitionen<br />

im Land zwischen<br />

Boltenhagen und Neubrandenburg.<br />

Das jüngste Förderinstrument<br />

ist eine 2015 vom<br />

Schweriner Wirtschaftsministerium<br />

aufgelegte<br />

„Richtlinie zur Förderung<br />

von Entrepreneurship”. Die<br />

Entrepreneurship-Förderung<br />

unterstützt Gründungsideen und<br />

unternehmerische Aktivitäten, um vor<br />

allem innovative Gründungen anzuregen.<br />

Unterstützt werden als besondere Form<br />

der Existenzgründung auch Unternehmensnachfolgen.<br />

Galt Mecklenburg-Vorpommern in den<br />

1990er Jahren noch als wirtschaftliches<br />

Sorgenkind im Bundesländerranking, hat<br />

sich das Land inzwischen den Ruf eines<br />

innovativen, investitionsfreundlichen, aufstrebenden<br />

und lebenswerten Standortes<br />

erarbeitet.<br />

W+M<br />

Foto: Liebherr-MCCtech Rostock GmbH<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


Wachsen<br />

ist einfach.<br />

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Auf dem Freigelände der Mecklenburger Metallguss GmbH<br />

in Waren (Müritz) lagern riesige Schiffspropeller.<br />

Die Küste konzentriert sich<br />

auf Cluster<br />

Mit einem Plus von 1,5 Prozent in der Wirtschaftsleistung<br />

bewegte sich Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2015 auf dem<br />

gesamtdeutschen Wachstumspfad. Zu einem Gerüst der Wirtschaft<br />

im Nordosten haben sich tragfähige Cluster-Strukturen in der<br />

maritimen Industrie sowie in der Ernährungs- und Gesundheitswirtschaft<br />

entwickelt. Von Thomas Schwandt<br />

Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt<br />

gehört zu den Gradmessern<br />

wirtschaftlichen Fortschritts.<br />

Innerhalb eines Jahrzehnts hat sich im<br />

Flächenland Mecklenburg-Vorpommern<br />

(MV) die Arbeitslosenquote auf 10,4 Prozent<br />

(2015) halbiert. Insbesondere im Verarbeitenden<br />

Gewerbe und im Dienstleistungssektor<br />

erhöhte sich die Zahl der<br />

Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt kontinuierlich.<br />

Nach Angaben des Ministeriums<br />

für Wirtschaft, Bau und Tourismus<br />

registrierte das Land 2015 insgesamt<br />

7.000 neue sozialversicherungspflichtige<br />

Arbeitsverhältnisse. Dieser Zuwachs<br />

resultiert aus zahlreichen Neuansiedlungen<br />

von Unternehmen und auf Erweiterungsinvestitionen<br />

in bestehenden Betrieben.<br />

Die Wirtschaftsfördergesellschaft<br />

Invest in MV ist inzwischen in der<br />

vorteilhaften Lage, mit gewachsenen<br />

mittelständischen Cluster-Strukturen<br />

für den Standort MV werben zu können.<br />

Investoren finden Kooperationspartner,<br />

Zulieferer und Netzwerke. Eine gut ausgebaute<br />

Verkehrsinfrastruktur, eine vielfältige<br />

Hochschul- und Forschungslandschaft<br />

und langjähriges Know-how in der<br />

maritimen Wirtschaft sowie in der Verarbeitung<br />

von Nahrungsmitteln bildeten<br />

den Katalysator, dass sich in jüngerer Vergangenheit<br />

drei Cluster des Verarbeitenden<br />

Gewerbes als Basis einer tragfähigen<br />

Wirtschaft im Land herauskristallisierten:<br />

Maritime Industrie<br />

Der Schiffbau bildete mehr als ein halbes<br />

Jahrhundert den Kern der maritimen<br />

Industrie in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

In den letzten 20 Jahren durchlebte der<br />

Schiffbau im Nordosten einen beispiellosen<br />

Schrumpfungsprozess. Von einst<br />

50.000 Beschäftigten in der Werftindustrie<br />

sank die Zahl auf aktuell rund 1.700.<br />

Im Sog des krisengeschüttelten internationalen<br />

Schiffbaus schlitterten die Großwerften<br />

in MV nach kurzen Phasen konjunkturellen<br />

Aufwinds in Insolvenzen,<br />

wechselten häufiger die Eigentümer,<br />

als es für eine solide Unternehmensentwicklung<br />

geboten ist. Aktuelles Beispiel<br />

ist die Übernahme der drei Werften der<br />

Schiffbaugruppe Nordic Yards in Warnemünde,<br />

Wismar und Stralsund durch einen<br />

asiatischen Investor im März dieses<br />

Jahres.<br />

Der Mischkonzern Genting Hong Kong<br />

(GHK) agiert vor allem in der Freizeit-, Hotel-<br />

und Kreuzfahrtbranche. Mit dem Einstieg<br />

in den Schiffbau will GHK eine starke<br />

Expansion im Kreuzfahrtgeschäft absichern<br />

und die benötigten Kreuzliner in<br />

Eigenregie bauen. Ende 2015 hatten die<br />

Asiaten bereits die Bremerhavener Lloyd<br />

Werft komplett erworben. Im Verbund<br />

mit dieser firmieren die drei Ostwerften<br />

nun als Lloyd Werft Group und sollen primär<br />

Kreuzfahrtschiffe fertigen.<br />

Foto: Thomas Schwandt<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


SCHWERPUNKT MECKLENBURG-VORPOMMERN | 13<br />

Nordic Yards hatte sich zuletzt mit dem<br />

Bau von arktistauglichen Spezial- und<br />

Serviceschiffen sowie von Konverter-<br />

Plattformen für Offshore-Windparks profiliert.<br />

Doch die zukunftsorientierte Strategie<br />

scheiterte in der andauernden Krise<br />

des globalen Schiffbaus und an den<br />

politisch bedingten Sanktionen gegenüber<br />

Russland.<br />

Nach der Insolvenz der P+S-Werften in<br />

Stralsund und Wolgast im Sommer 2012<br />

war die vierte große Werft im Land, die<br />

Peene-Werft, von der Bremer Lürssen<br />

Werft übernommen worden. Die Schiffbauer<br />

an der Weser fertigen vorrangig<br />

Marineschiffe und Großyachten. Lürssen<br />

setzt auf die langjährigen Erfahrungen<br />

an der Peene mit dem Bau von „grauen<br />

Schiffen“, und so produzieren die rund<br />

300 Werftarbeiter im Osten von MV in<br />

der Marine-Sparte von Lürssen heute unter<br />

anderem Vorschiffe für Fregatten sowie<br />

Patrouillenboote.<br />

Anders als die vier Großwerften vermochten<br />

es die kleineren Zulieferbetriebe<br />

und Dienstleistungsfirmen der Branche,<br />

sich flexibel und schnell auf die<br />

wechselnden Anforderungen einzustellen.<br />

Rund 280 Unternehmen, inklusive<br />

der Werften, werden der maritimen Industrie<br />

im Land zugerechnet. Die Zahl<br />

der Beschäftigten beträgt circa 10.000.<br />

Ein neuer Markt eröffnete sich mit der<br />

Offshore-Windenergie. Unternehmen,<br />

wie der Großröhrenhersteller EEW Special<br />

Pipe Constructions und der Kranbauer<br />

Liebherr-MCCtec Rostock, die sich im<br />

Seehafen Rostock nahe der Wasserkante<br />

angesiedelt haben und dort Fundamente<br />

für Offshore-Windräder beziehungsweise<br />

-Krane produzieren, traten an die<br />

Stelle der Werften. Im WindEnergy Network<br />

bündeln heute fast 130 Firmen, Forschungsstätten<br />

und Hochschulen ihre<br />

Kräfte und ihr Know-how.<br />

Da der Aktionsradius der maritimen Industrie<br />

weit über die Landesgrenzen<br />

von MV hinausreicht, sucht es auch den<br />

Schulterschluss mit den anderen deutschen<br />

Küstenländern. Im „Maritimen<br />

Cluster Norddeutschland“ gehe es darum,<br />

die Potenziale der maritimen Wirtschaft<br />

Norddeutschlands zu bündeln und<br />

deren internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu stärken, begründet Harry Glawe,<br />

Minister für Wirtschaft, Bau und Tourismus,<br />

diesen Schritt.<br />

Ernährungsindustrie<br />

Zu den primären Zielen der Wirtschaftspolitik<br />

von MV gehört es, mehr Wertschöpfung<br />

zwischen Wismar und Wolgast<br />

zu etablieren. Dem traditionellen<br />

Agrarland, das große Mengen landwirtschaftlicher<br />

Rohstoffe produziert, bot<br />

sich dazu mit der Verarbeitung von Nahrungsmitteln<br />

eine naheliegende Chance.<br />

Im bisherigen Werben um Investoren<br />

konnte die Landeswirtschaftsfördergesellschaft<br />

Invest in MV einige gewichtige<br />

Vorteile in die Waagschale werfen.<br />

So gibt es im Land viel Erfahrung im Umgang<br />

mit Nahrungsmitteln, gut ausgebildete<br />

Fachkräfte und logistisch günstig angebundene<br />

Standorte, vorzugsweise an<br />

der Autobahn A24 zwischen Berlin und<br />

Hamburg. Erste Ansiedlungen ließen<br />

nicht lange auf sich warten und entfalteten<br />

Sogwirkung in der Branche. Insbesondere<br />

in Westmecklenburg sind eine<br />

Reihe von Produktionsstätten renommierter<br />

Lebensmittel-Hersteller errichtet<br />

worden. Einen vorläufigen Höhepunkt<br />

stellt die Ansiedlung des neuen Nestlé-<br />

Werkes in Schwerin dar. Seit September<br />

2014 produziert das Nescafé-Dolce-Gusto-Werk<br />

Kaffeekapseln. Zu den bis dato<br />

in Betrieb genommenen sechs Produktionslinien<br />

mit einer jährlichen Kapazität<br />

von einer Milliarde Kapseln sollen noch<br />

sechs Taktstraßen hinzukommen. Bereits<br />

seit vielen Jahren etabliert sind das Dr.-<br />

Oetker-Werk in Wittenburg, wo tiefgekühlte<br />

Pizzen hergestellt werden, oder<br />

der Bonbonhersteller Sweet Tec in Boizenburg,<br />

der erst kürzlich seine Produktion<br />

ausgebaut und die Produktpalette um<br />

Gelee- und Fruchtgummis erweitert hat.<br />

In der versammelten Gemeinschaft von<br />

Branchenfirmen verfängt zunehmend der<br />

Foto: Sweet Tec<br />

Süße Sachen aus Boizenburg: Bei Sweet Tec werden täglich mehr als 16 Millionen Hart- und<br />

Kaubonbons sowie Lutscher produziert.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


14 | W+M SCHWERPUNKT MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Cluster-Gedanke. Die Akteure sind sich<br />

einig, dass die eigene Wettbewerbsfähigkeit<br />

vor allem gesichert werden kann mit<br />

hochproduktiven Verarbeitungstechnologien<br />

und innovativen Produkten. Dazu bedarf<br />

es auch einer engen Zusammenarbeit<br />

mit wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen<br />

in der Region. Zum Beispiel<br />

wird an der Hochschule Neubrandenburg<br />

in Kooperation mit regionalen Unternehmen<br />

auf dem zukunftsträchtigen Gebiet<br />

von Gesundheit und Ernährung praxisnah<br />

geforscht. Dem Miteinander dient auch<br />

die von der Wirtschaft initiierte Food Academy<br />

in Ludwigslust. Sie verfolgt neue<br />

Wege in der Ausbildung von Fachkräften.<br />

In der Ernährungsindustrie von MV<br />

sind vor allem die Backwarenindustrie,<br />

Fleisch-, Milch- und Fischverarbeitung<br />

sowie die Getränkeherstellung vertreten.<br />

Die mehr als 14.000 Mitarbeiter erwirtschaften<br />

einen jährlichen Umsatz<br />

von rund vier Milliarden Euro und machen<br />

damit die Branche zur Nummer<br />

eins im Land.<br />

Gesundheitswirtschaft<br />

Bereits seit eineinhalb Jahrzehnten hat<br />

sich das regionale Netzwerk BioCon Valley<br />

auf die Fahne geschrieben, die im Land<br />

vorhandenen Potenziale und Kompetenzen<br />

im Bereich Gesundheitswirtschaft<br />

und Life Science (Biowissenschaften)<br />

zu bündeln und als Keimboden für einen<br />

auch international konkurrenzfähigen<br />

Branchencluster<br />

zu nutzen. Ziel ist<br />

es, wissenschaftsbasierte<br />

Innovationen in marktreife<br />

Hightech-Produkte<br />

und hochproduktive flexible<br />

Fertigung münden<br />

zu lassen, die für tragfähige<br />

Geschäftsmodelle<br />

taugen. Auf die mittelständisch<br />

geprägte Gesundheitsbranche<br />

entfallen<br />

aktuell 15 Prozent der<br />

Bruttowertschöpfung in<br />

MV. Insgesamt sind derzeit<br />

100.000 Mitarbeiter<br />

in der Gesundheitswirtschaft<br />

beschäftigt, davon<br />

rund 70 Prozent allerdings<br />

in der stationären, teilstationären<br />

und ambulanten<br />

Versorgung.<br />

Gaumenfreuden für Pizza-Fans: Im Wittenburger Dr.-Oetker-Werk<br />

laufen bis zu 100 verschiedene Tiefkühlprodukte vom Band.<br />

Strategisch legen Wirtschaftspolitik<br />

und -förderung<br />

den Schwerpunkt<br />

auf den produzierenden<br />

und Dienstleistungsbereich<br />

der Gesundheitswirtschaft. Dafür<br />

spricht unter anderem die seit zwölf Jahren<br />

regelmäßige Teilnahme von MV auf<br />

der zweitgrößten Fachmesse für Medizintechnik<br />

„Arab Health“ in Dubai. Zu den<br />

neun produzierenden Ausstellern aus MV<br />

auf der diesjährigen „Arab Health“ im Januar<br />

gehörte unter anderem die junge Firma<br />

Clearum GmbH aus Poppendorf bei<br />

Rostock. Das Unternehmen stellt hochfeine<br />

Hohlfasern her, die in der Dialyse<br />

für nierenkranke Menschen benötigt werden.<br />

Ende 2015 startete Clearum die Produktion<br />

im neu errichteten Werk in Poppendorf.<br />

Auf der Fachmesse in Dubai<br />

konnte ein Auftrag von mehr als sechs<br />

Millionen Euro an Land gezogen werden.<br />

Weitere Gespräche gab es mit potenziellen<br />

Kunden aus dem Iran, Irak und den<br />

USA.<br />

Die Riemser Firma IDT Biologika ist weltweit mit führend bei der Herstellung von Tierimpfstoffen.<br />

„Wir müssen das Exportgeschäft der heimischen<br />

Unternehmen weiter ausbauen.<br />

Es ist wichtig, aktiv in neue Märkte zu investieren,<br />

um flexibel auf Marktveränderungen<br />

reagieren zu können und auch um<br />

Marktschwankungen vorzubeugen“, resümiert<br />

Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister<br />

Harry Glawe. Dies sei<br />

entscheidend, um weiteres Wirtschaftswachstum<br />

zu genieren. Für <strong>2016</strong> hält der<br />

Minister ein Plus „zwischen 1,5 und zwei<br />

Prozent“ in MV für möglich. W+M<br />

Fotos: Dr. Oetker (oben), Invest in MV (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


∆Unser Rezept ist schnell erklärt:<br />

weniger Energiekosten, mehr Erfolg.<br />

Mit einer KfW-Förderung für Unternehmer,<br />

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B folgende Konditionen: 1,40 % Sollzins p. a. und 1,41 % Effektivzins p. a. bei 10 Jahren Laufzeit, 2 tilgungsfreien Anlaufjahren und 10-jähriger Zinsbindung. Für einen Kredit über<br />

3 Mio. EUR für einen Neubau zum KfW-Effizienzhaus 55 gelten in der Preisklasse B identische Konditionen. Zusätzlich wird der Rückzahlungsbetrag durch einen Tilgungszuschussvon<br />

bis zu 5 % des Zusagebetrages (maximal 50 EUR je Quadratmeter) gemindert (Stand 14.04.<strong>2016</strong>).


16 | W+M SCHWERPUNKT<br />

„Bis 2025 schaffen wir den Breitbandausbau“<br />

W+M-Interview mit Christian Pegel (SPD), Minister für Energie und<br />

Infrastruktur in Mecklenburg-Vorpommern<br />

W+M: Herr Minister, wo steht Ihr Land<br />

aktuell als Erzeuger von Erneuerbaren<br />

Energien?<br />

Christian Pegel: Wir produzieren heute<br />

bereits mehr Strom aus Erneuerbaren<br />

Energien, als wir für den Eigenbedarf benötigen.<br />

Zusätzlich haben wir auch noch<br />

konventionelle Erzeugung durch ein<br />

Steinkohlekraftwerk in Rostock und aus<br />

verschiedenen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen<br />

der Stadtwerke. Wir haben also<br />

heute schon beträchtliche Stromexporte<br />

und Ziel ist es, diese wesentlich auszuweiten.<br />

W+M: Fördert oder hemmt die aktuell<br />

vorhandene Verkehrsinfrastruktur in<br />

Mecklenburg-Vorpommern die heimische<br />

Wirtschaft?<br />

Christian Pegel: Wenn ich mir anschaue,<br />

was alles seit 1990 entstanden<br />

ist, bin ich mir sicher, dass unsere Verkehrsinfrastruktur<br />

die Wirtschaft fördert.<br />

Natürlich gibt es auch immer Dinge, die<br />

noch besser werden können. Wir haben<br />

beispielsweise einige Ausbauvorhaben,<br />

wie etwa die Bundesstraße 96 von Neubrandenburg<br />

in Richtung Berlin oder die<br />

Ortsumfahrung von Bergen auf Rügen.<br />

Ein großes Projekt ist sicher noch die Insel<br />

Usedom. Da befinden wir uns mit der<br />

Ortsumfahrung von Wolgast derzeit im<br />

Planfeststellungsverfahren.<br />

ist bei Laage der Fall. Für diesen Flughafen<br />

haben wir eine langfristige Finanzierungszusage<br />

gegeben, in der Erwartung,<br />

dass sich dadurch auch Potenziale entwickeln<br />

lassen. Da gibt es die ersten positiven<br />

Ansätze: Etliche Kreuzfahrtschiffe<br />

realisieren ihren Bettenwechsel jetzt in<br />

Warnemünde. Das macht Sinn, denn wir<br />

können den Kreuzfahrtunternehmen optimale<br />

Bedingungen anbieten – ihre Gäste<br />

werden in Laage quasi wie auf einem<br />

Hausflughafen privilegiert behandelt und<br />

nicht so anonym wie auf Großflughäfen.<br />

Heringsdorf hat weiterhin eine regionale<br />

Funktion, die für den Tourismus vor Ort –<br />

besonders in der Sommersaison – wichtig<br />

ist.<br />

Minister<br />

Christian Pegel.<br />

W+M: Etliche Gegenden im ländlichen<br />

Raum und auch kleinere Städte verfügen<br />

noch nicht über schnelles Internet. Bis<br />

wann kann eine flächendeckende Versorgung<br />

mit modernem Breitband realisiert<br />

werden?<br />

Christian Pegel: Die Bundesregierung<br />

hat als Ziel eine Versorgung mit 50 Megabit<br />

pro Sekunde (Mbit/s) bis 2018 ausgegeben.<br />

Ich bin nicht besonders optimistisch,<br />

dass das in jedem Flächenbundesland<br />

auf den Punkt gelingt. Zudem sind<br />

50 Mbit/s, wenn man die technische Entwicklung<br />

betrachtet, sicher nur ein Zwischenschritt.<br />

Ich gehe davon aus, dass<br />

wir bis 2018 einen größeren Teil dieses<br />

Zwischenschritts bewältigt haben und<br />

dann aber noch Zeit brauchen für einen<br />

wirklich nachhaltigen Ausbau des Netzes.<br />

Wenn wir das bis Mitte der 20er<br />

Jahre erreicht haben, hätten wir einen<br />

riesigen Schritt nach vorn gemacht.<br />

Foto: W+M<br />

W+M: Über richtig große Flughäfen verfügt<br />

Ihr Land nicht. Soll sich die Rolle<br />

der Flughäfen Rostock-Laage und Heringsdorf<br />

perspektivisch ändern?<br />

Christian Pegel: Nein, die Rolle dieser<br />

Flughäfen wird sich nicht groß ändern.<br />

Die Idee bei Laage war, dass ein Flughafen<br />

auch eine gewisse Landesfunktion<br />

erfüllen und aus allen Teilen des<br />

Landes gut erreichbar sein muss. Das<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


MECKLENBURG-VORPOMMERN | 17<br />

W+M: Als Minister für Landesentwicklung<br />

sind Sie auch für die Bewältigung<br />

der Folgen der demografischen Entwicklung<br />

zuständig. Mit welchen Maßnahmen<br />

wollen Sie dafür sorgen, dass die<br />

Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern<br />

mittelfristig über genügend qualifizierte<br />

Fachkräfte verfügt?<br />

Foto: W+M<br />

Christian Pegel: Als Minister bin ich<br />

durch meine Zuständigkeit für die Landesentwicklung<br />

zwar formal auch mit den<br />

Fragen der Demografie befasst, aber die<br />

Aufgaben in diesem Bereich finden Sie<br />

in allen Ministerien. Eine Riesenaufgabe,<br />

die uns seit längerer Zeit umtreibt, ist es,<br />

in der Bildung darauf hinzuwirken, dass<br />

wir schon in den Kitas und Schulen niemanden<br />

auf dem Bildungsweg verlieren.<br />

Angesichts der – im Vergleich zu 1990 –<br />

auf ein Drittel eingebrochenen Schülerzahl<br />

können wir es uns nicht mehr erlauben,<br />

darüber hinweg zu sehen, wenn Jugendliche<br />

die Schulreife nicht erreichen.<br />

Wir brauchen jeden Einzelnen. Wenn wir<br />

dann die Schüler mit Abschlüssen haben,<br />

werden wir es nur in Kooperation mit den<br />

Unternehmen schaffen, sie auf qualifizierte<br />

Aufgaben vorzubereiten. Sie müssen<br />

attraktive Bedingungen schaffen, die die<br />

jungen Menschen im Land halten und<br />

eine Abwanderung nach Hamburg oder<br />

Berlin verhindern. Da geht es unter anderem<br />

auch um die Gestaltung von Arbeitsverträgen,<br />

die nicht jedes halbe Jahr verlängert<br />

werden. Aber dieses Signal ist bei<br />

unseren Betrieben längst angekommen.<br />

In der Frage der Unternehmensnachfolge<br />

überlegen wir derzeit, ob wir die Übernahme<br />

von Betrieben durch Unternehmernachwuchs,<br />

der nicht aus der Familie<br />

kommt, in den nächsten Jahren noch bewusster<br />

finanziell oder durch Bürgschaften<br />

unterstützen können. Denn die Übernahme<br />

durch den Kauf eines Unternehmens<br />

überfordert heute viele junge Fachkräfte.<br />

W+M: Werfen wir einen Blick voraus –<br />

wo sehen Sie die Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns<br />

im Jahr 2025?<br />

Trafen sich in Rostock zum Interview: Christian Pegel (r.) und Chefredakteur Karsten Hintzmann.<br />

ZUR PERSON<br />

Christian Pegel wurde am 7. Januar<br />

1974 in Hamburg geboren. Bereits<br />

1990 trat er in die SPD ein. Von 1995<br />

bis 2001 studierte er an der Greifswalder<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Universität<br />

Rechtswissenschaften. Er arbeitete als<br />

Rechtsanwalt und wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter an der Universität Greifswald.<br />

Seine politische Laufbahn begann<br />

er 2012 als Chef der Schweriner Staatskanzlei.<br />

Im Januar 2014 wurde Pegel<br />

zum Minister für Energie, Infrastruktur<br />

und Landesentwicklung ernannt. Er ist<br />

verheiratet und Vater zweier Kinder.<br />

Christian Pegel: In zehn Jahren wird uns<br />

ein Grad der Digitalisierung bestimmen,<br />

den wir heute noch gar nicht erahnen<br />

können. Bis 2025 werden wir den Breitbandausbau<br />

geschafft haben. Die Erneuerbaren<br />

Energien werden weltweit ein<br />

Kassenschlager sein. Ich bin voller Hoffnung,<br />

dass Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern<br />

dann auch bei Speichertechnologien<br />

solide und marktfähige<br />

Produkte entwickelt haben werden,<br />

die man international mit den Anlagen<br />

aus unserem Land exportieren kann.<br />

Die Gesundheitswirtschaft wird noch<br />

einmal deutlich zulegen, mit allem, was<br />

in der Medizintechnik dranhängt. Die maritime<br />

Wirtschaft wird ihre Rolle modifizieren<br />

– sie wird nicht mehr nur im Massenschiffbau<br />

tätig sein, sondern sich vermehrt<br />

im Spezialschiffbau und in den Bereichen<br />

engagieren, die man mit Gas- und<br />

Ölförderung auf dem Meer und der Gewinnung<br />

Erneuerbarer Energien auf dem<br />

Meer verbindet.<br />

W+M: Sie wurden 1974 in Hamburg geboren,<br />

durch das Studium in Greifswald und<br />

Ihre anschließenden beruflichen Stationen<br />

aber quasi in Ostdeutschland sozialisiert.<br />

Wo fühlen Sie sich persönlich im Spektrum<br />

zwischen Ost und West verortet?<br />

Christian Pegel: Nach meinem Gefühl<br />

bin ich Norddeutscher. Das war auch<br />

der Grund, warum ich zum Studium<br />

nach Greifswald gegangen bin und nicht<br />

nach Berlin oder Potsdam. Ich bin jetzt 42<br />

Jahre alt. Als ich knapp 21 war, ging ich<br />

nach Greifswald. Also habe ich die Hälfte<br />

meines Lebens in Mecklenburg-Vorpommern<br />

verbracht. Wenn man die echte<br />

Wach- und Wahrnehmungszeit nimmt,<br />

ist es weit mehr als die Hälfte. Mein Gefühl,<br />

wenn ich mit Menschen umgehe,<br />

ist, dass mich keiner nach meiner Herkunft<br />

fragt und die Leute mich einfach<br />

selbstverständlich hier verbuchen.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


18 | W+M SCHWERPUNKT<br />

Neue Anlaufstelle<br />

bietet Hilfe im Nachfolgeprozess<br />

Wer sich schon einmal mit dem Thema Unternehmensnachfolge<br />

beschäftigt hat, weiß, wie facettenreich und teils kompliziert der<br />

Übergang eines Unternehmens an die folgende Unternehmergeneration<br />

sein kann. In Mecklenburg-Vorpommern ist jüngst eine<br />

zentrale Anlaufstelle eingerichtet worden, die sowohl Unternehmern<br />

als auch potenziellen Nachfolgern Hilfe und Unterstützung im<br />

Nachfolgeprozess bietet. Von Frieda Neurich<br />

Auch in Mecklenburg-Vorpommern<br />

gehört der unternehmerische Generationenwechsel<br />

zu einem der<br />

Themen, die allen, wenn auch aus unterschiedlicher<br />

Perspektive, unter den Nägeln<br />

brennen. So werden sich Schätzungen der<br />

Industrie- und Handelskammern (IHK) sowie<br />

der Handwerkskammern (HWK) des<br />

Landes zufolge in den kommenden zehn<br />

Jahren über 26.500 Unternehmer aus Altersgründen<br />

mit der Zukunft ihrer Firma<br />

beschäftigen müssen. Dabei ist nicht jedes<br />

Unternehmen für eine Übergabe geeignet.<br />

Es wird erwartet, dass lediglich<br />

12.000 Betriebe übergabefähig sein werden.<br />

Doch damit nicht genug, denn davon<br />

treten nur etwa zwei Drittel überhaupt in<br />

den Nachfolgeprozess ein, nicht einmal die<br />

Hälfte von ihnen kann die Unternehmensübergabe<br />

letztlich erfolgreich abschließen.<br />

„Es gibt viele Hürden, die Unternehmer<br />

und Nachfolger jeweils zu meistern haben,<br />

angefangen bei der Suche nach einem geeigneten<br />

Betrieb beziehungsweise Nachfolger<br />

bis hin zu rechtlichen und steuerlichen<br />

Fragestellungen“, sagt Dr. Thomas<br />

Drews, Geschäftsführer der Bürgschaftsbank<br />

Mecklenburg-Vorpommern (BMV).<br />

Um den Nachfolgeprozess für die Beteiligten<br />

zu strukturieren, zu koordinieren,<br />

über einzelne Punkte zu informieren und<br />

bei speziellen Fragestellungen entsprechende<br />

Fachleute als Ansprechpartner zu<br />

benennen, haben das Wirtschaftsministerium,<br />

die IHKs und HWKs gemeinsam mit<br />

der Bürgschaftsbank das landesweite Projekt<br />

„Unternehmensnachfolge in Mecklenburg-Vorpommern“<br />

ins Leben gerufen.<br />

Träger des Projektes, das unter anderen<br />

aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds<br />

der Europäischen Union finanziert wird, ist<br />

die BMV. Als Wirtschaftsförderer, der seit<br />

Verbindung<br />

zu den Netzwerkpartnern<br />

-Unt.Berater-<br />

Verbindung<br />

zu den Netzwerkpartnern<br />

-St.Berater-<br />

Verbindung<br />

zu den Netzwerkpartnern<br />

-Finanzinst.-<br />

Verbindung<br />

zu den Netzwerkpartnern<br />

-Rechtsanwälte-<br />

Bestandsunternehmer<br />

Verbindung<br />

zu den Netzwerkpartnern<br />

-Kammern-<br />

Kaufpreisplausibilisierung<br />

Individuelle Motive<br />

=<br />

Individuelle Bedürfnisse<br />

erfordern<br />

Individuelle Ausgestaltung<br />

Verbindung<br />

zu den Netzwerkpartnern<br />

-reg. Wirtschaftsförderer<br />

-<br />

mehr als 25 Jahren kleinen und mittleren<br />

Unternehmen bei der Finanzierung von unternehmerischen<br />

Vorhaben durch die Bereitstellung<br />

von Kreditbürgschaften behilflich<br />

ist, hat die BMV bereits zahlreiche<br />

Nachfolgen finanzierungsseitig begleitet.<br />

„Dass der Generationenwechsel im Mittelstand<br />

gelingt, ist für die Wirtschaft unseres<br />

Landes von großer Bedeutung. Es<br />

geht hier nicht nur um die Wirtschaftsleistung,<br />

die nach Möglichkeit zu erhalten ist,<br />

es geht auch um geschätzte 200.000 Arbeitsplätze“,<br />

so Drews weiter. Darüber hinaus<br />

stehen mit der Übernahme eines bestehenden<br />

Betriebes zumeist auch neue<br />

Investitionen auf dem Plan, die die Wirt-<br />

Unterstützung<br />

der Unternehmenssuche<br />

für Nachfolger<br />

Nachfolger / in<br />

Fahrplan u.<br />

zeitliche<br />

Einordnung<br />

Unterstützung<br />

der Nachfolgersuche<br />

Sensibilisierung<br />

Bestandsunternehmen<br />

Sensibilisierung<br />

potenzieller<br />

Nachfolger<br />

UNTERNEHMENSNACHFOLGE<br />

Das Leistungsspektrum der Unternehmensnachfolge in MV umfasst alle Themenpunkte<br />

im Nachfolgeprozess von der Suche bis zur erfolgreichen Übergabe.<br />

Quelle Schaubild: BMV<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


MECKLENBURG-VORPOMMERN | 19<br />

schaft vorantreiben. Prognosen gehen bei<br />

der Finanzierung von Übernahmen und<br />

Erstinvestitionen von einem Volumen von<br />

7,1 Milliarden Euro bis 2025 aus.<br />

Foto: Holger Martens<br />

„Eine unserer größten Aufgaben wird darin<br />

bestehen, Unternehmer und Unternehmerinnen<br />

für die Thematik zu sensibilisieren.<br />

Man sollte für eine geordnete Übergabe<br />

schon fünf Jahre einplanen, also rechtzeitig<br />

damit anfangen, sich mit der Zukunft<br />

des eigenen Unternehmens zu beschäftigen.<br />

Andererseits muss auch bei potenziellen<br />

Gründern ein Bewusstsein dafür<br />

geschaffen werden, dass die Übernahme<br />

eines bestehenden Betriebes durchaus<br />

eine sinnvolle und lohnende Alternative<br />

zur Neugründung sein kann“, erläutert<br />

BMV-Geschäftsführer Steffen Hartung.<br />

BMV-Geschäftsführer Dr. Thomas Drews und Steffen Hartung (v. l.).<br />

Für Unternehmer und mögliche Nachfolger<br />

bietet die Koordinierungsstelle unterschiedliche<br />

Hilfestellungen. Sie unterstützt<br />

etwa bei der Suche nach einem geeigneten<br />

Betrieb beziehungsweise Nachfolger.<br />

Sie erstellt aber auch individuelle Nachfolgefahrpläne,<br />

die den Prozess sowohl inhaltlich<br />

als auch zeitlich strukturieren. „Unsere<br />

Angebote sollen sich gezielt an den Bedürfnissen<br />

der Beteiligten orientieren. Um uns<br />

darüber Klarheit zu verschaffen und Informationen<br />

quasi aus erster Hand über Hindernisse,<br />

Schwierigkeiten und Probleme im<br />

Nachfolgeprozess zu erhalten, führen wir<br />

gemeinsam mit den Kammern eine Unternehmensbefragung<br />

durch, von der wir uns<br />

natürlich eine zahlreiche Beteiligung erhoffen“,<br />

so Hartung. Die Umfrage wird noch<br />

im Frühjahr durchgeführt, erste Ergebnisse<br />

sind im Sommer zu erwarten. Den Fragebogen,<br />

weitere Informationen und Ansprechpartner<br />

zum Projekt gibt es unter<br />

www.unternehmensnachfolge-in-mv.de.<br />

<br />

W+M<br />

UNTERNEHMENS­<br />

Besser mit uns!<br />

NACHFOLGE IN MV<br />

Wir begleiten Unternehmer/innen und<br />

Nachfolger/innen bei diesem großen Schritt.<br />

Sprechen Sie uns an.<br />

<strong>03</strong>85 39 555–0<br />

Besser mit uns!<br />

Gefördert durch:<br />

EuropäischE union<br />

Europäischer sozialfonds


20 | W+M SCHWERPUNKT<br />

Innovation für unterschiedliche<br />

Anforderungen – der Sauganker.<br />

Visionen und<br />

Innovationen<br />

Wie Stahlbauunternehmen in Vorpommern<br />

die Energiewende für sich nutzen<br />

Wer die traditionsreiche Hansestadt<br />

Stralsund besucht, dem<br />

wird fast zwangsläufig das futuristische<br />

Gebäude am Hafen ins Auge<br />

fallen, welches das einzigartige Ozeaneum<br />

beherbergt. Mit weißen, gebogenen<br />

Stahlverkleidungen symbolisieren die einzelnen<br />

Segmente Steine, die vom Meerwasser<br />

umspült werden. Was viele Besucher<br />

aber nicht wissen, ist, dass diese<br />

gebogenen Stahlplatten vom in Stralsund<br />

ansässigen Unternehmen Ostseestaal geschnitten<br />

und verformt wurden.<br />

Dies ist keine Selbstverständlichkeit,<br />

denn eigentlich war Ostseestaal im klassischen<br />

Schiffbau beheimatet. Die Wurzeln<br />

des Unternehmens liegen in der<br />

holländischen Werftenindustrie. 1999<br />

siedelte sich das Unternehmen in der<br />

Nachbarschaft zur Volkswerft an, um als<br />

Zulieferer vom Werftenland Mecklenburg-Vorpommern<br />

zu profitieren. Veränderte<br />

Märkte zwangen das Unternehmen<br />

jedoch, sich neue Geschäftsfelder<br />

zu suchen.<br />

Best in 3D<br />

Heute ist die Ostseestaal GmbH & Co.<br />

KG in Kooperation mit dem Schweißfachbetrieb<br />

Formstaal GmbH & Co. KG Spezialist<br />

in der Herstellung und Lieferung<br />

von komplexen dreidimensional geformten<br />

Bauteilen aus Stahl, Edelstahl, Aluminium<br />

und Speziallegierungen.<br />

Im Geschäftsbereich Erneuerbare Energien<br />

produziert Ostseestaal beispielsweise<br />

Bauteile mit bestmöglichen Fließeigenschaften<br />

für Wasserkraftwerke<br />

oder Stahlkonstruktionen für den Formenbau<br />

zur Herstellung aerodynamisch<br />

geformter Rotorblätter für Windkraftanlagen.<br />

Als komplett eigenes Produkt<br />

hat Ostseestaal Passagierschiffe entwickelt,<br />

die ausschließlich mit Solarpaneelen<br />

und Elektromotoren ausgestattet sind<br />

Energieboje der neuesten Generation.<br />

und keinen Dieselmotor an Bord haben.<br />

Als Fähren sind sie heute unter anderem<br />

auf Berliner Gewässern im Einsatz.<br />

Wasser spielt auch für Andreas Pörsch<br />

und seine Mitarbeiter eine wichtige Rolle.<br />

Das am Greifswalder Bodden beheimatete<br />

Familienunternehmen HAB Hallen-<br />

und Anlagenbau GmbH Wusterhusen<br />

ist spezialisiert auf die Konzeption<br />

und Fertigung von schlüsselfertigen Gebäuden.<br />

Mittlerweile errichtet das Unternehmen<br />

europaweit Gewerbe-, Industrie-<br />

und Gesellschaftsbauten aus Stahl.<br />

Fotos: Felix Lange Langefreunde® Design Works /HAB Hallen- und Anlagenbau GmbH<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


MECKLENBURG-VORPOMMERN | 21<br />

dass die Kosten für feste Verankerungen<br />

zukünftiger Offshore-Anlagen in größeren<br />

Wassertiefen und bei problematischen Untergrundverhältnissen<br />

erheblich sind, wurden<br />

neue Lösungen gesucht und gefunden:<br />

ein neuartiger Sauganker. Geeignet<br />

ist er für kleine und mittlere meerestechnische<br />

Anlagen, Energieerzeuger und Energiewandlereinheiten.<br />

Eine passende Anwendung<br />

haben die Wusterhausener auch<br />

schon parat. Eine selbst entwickelte und<br />

patentierte Meeresenergieboje nutzt die<br />

Auf- und Abwärtsbewegungen auf See,<br />

um einen integrierten Generator anzutreiben<br />

und so Energie zu erzeugen. Der<br />

Sauganker ist dabei das Bindeglied zwischen<br />

Boje und Meeresboden und kann<br />

bei Tiefen von bis zu 50 Metern eingesetzt<br />

werden. Durch Ideen und Visionen sind die<br />

Erneuerbaren Energien somit ein weiteres<br />

Standbein des Unternehmens geworden.<br />

Chance Regenerative Energien<br />

Foto: Tourismuszentrale Stralsund<br />

Ozeaneum – moderner Stahlbau im historischen Kontext.<br />

Meeresenergieboje mit Sauganker<br />

Pörsch und seine Ingenieure sind aber<br />

auch Visionäre und Entwickler. Die vor der<br />

vorpommerschen Ostseeküste entstandenen<br />

Offshore-Windparks brachten sie auf<br />

neue Ideen. Aus der Überzeugung heraus,<br />

Vorpommern ist eine Energieregion. Für<br />

Rolf Kammann, Geschäftsführer der Wirtschaftsfördergesellschaft<br />

Vorpommern,<br />

steht fest: „Der weitere Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien, insbesondere im<br />

Offshore-Bereich, die zukünftigen Entwicklungen<br />

regenerativer Energietechnologien<br />

sowie die Standortbedingungen in<br />

der Region bieten sowohl ansässigen wie<br />

auch ansiedlungsinteressierten Unternehmen<br />

in Vorpommern herausragende Geschäfts-<br />

und Entwicklungsmöglichkeiten.“<br />

Karl Kuba<br />

Energie & Heavy Metal<br />

auf Deutschlands Sonnendeck<br />

Fotos: TClemens Menzel · fotolia.com/zentilia | made by WERK3.de<br />

Energiewirtschaft & Metallbau<br />

Klimaneutrale Produktionsmöglichkeiten dank Wind, Wärme, Sonne<br />

Innovative Unternehmen für Energieprojekte On- und Offshore<br />

Multimodale Standorte mit Hafenanbindung<br />

Attraktive Förderkulisse für Investitionen<br />

Lebensqualität eines beliebten Urlaubslandes<br />

www.invest-in-vorpommern.de<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


22 | W+M SCHWERPUNKT<br />

„Gerade in Vorpommern brauchen wir<br />

selbstbewusste Unternehmer“<br />

W+M-Interview mit Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD)<br />

und Firmenchef Gerold Jürgens<br />

Lieferten sich einen angeregten Diskurs: Ministerpräsident Erwin Sellering (r.) und Unternehmer Gerold Jürgens.<br />

Erwin Sellering und Gerold Jürgens beackern<br />

seit mehr als zwei Jahrzehnten die<br />

gleiche Region – Vorpommern, also den<br />

Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns.<br />

1994 kam Erwin Sellering zunächst als<br />

Richter nach Greifswald. Später übernahm<br />

und gewann er für die SPD den<br />

Wahlkreis Greifswald direkt und stieg<br />

zum Minister und Ministerpräsidenten<br />

auf. Gerold Jürgens wuchs in Greifswald<br />

auf, lernte hier und gründete nach<br />

der Wende die IRB GmbH (Iso-Rüst-Bau),<br />

ein Bauunternehmen, das heute acht Millionen<br />

Euro Umsatz pro Jahr erwirtschaftet<br />

und 80 Mitarbeiter beschäftigt. Seit<br />

20 Jahren ist Jürgens Präsident des Unternehmerverbandes<br />

Vorpommern. Mit<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> setzten sich beide<br />

an einen Tisch und diskutierten über<br />

gegenseitige Erwartungen, Herausforderungen<br />

und die Schönheit der Region Vorpommern.<br />

W+M: Herr Sellering, Herr Jürgens, wo<br />

und wie haben Sie sich eigentlich kennengelernt?<br />

Erwin Sellering: Das erste längere Gespräch<br />

hatten wir, als er schon Präsident<br />

des Unternehmerverbandes war<br />

und ich Abteilungsleiter in der Staatskanzlei.<br />

Das muss kurz nach der Wahl<br />

1998 gewesen sein. Wir hatten damals<br />

das Bündnis für Arbeit aufgelegt und für<br />

Vorpommern gab es eine spezielle Arbeitsgruppe,<br />

die ich leitete. Wir haben<br />

überlegt, was wir in der Region konkret<br />

machen können. Und dabei sind drei<br />

wichtige Ideen geboren worden: Die<br />

für den Tourismus auf der Insel wichtige<br />

Usedomer Bäderbahn, die Ankurbelung<br />

der Kooperation zwischen der Universität<br />

Greifswald und der regionalen<br />

Wirtschaft sowie die Entwicklung des<br />

Standortes Lubmin – rund um das alte<br />

Kernkraftwerk – zu einem Energie- und<br />

Industriestandort.<br />

Gerold Jürgens: Das stimmt. Wir haben<br />

es dann natürlich bedauert, dass Erwin<br />

Sellering von Greifswald nach Schwerin<br />

ging. Aber eigentlich ist er ja bis heute<br />

Greifswalder.<br />

W+M: Sie wirken so, als würden sie sich<br />

gegenseitig schätzen. Worauf gründet<br />

sich diese Wertschätzung?<br />

Gerold Jürgens: Wenn man mit Herrn<br />

Sellering reden möchte, bekommt man<br />

schnell einen Termin. Man merkt, dass<br />

er für die Region Vorpommern da ist. Die<br />

Basis für die Wertschätzung wurde in der<br />

schon angesprochenen Arbeitsgruppe<br />

gelegt. Denn dort wurden nicht nur Themen<br />

angesprochen, sondern auch tatsächlich<br />

Projekte realisiert.<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


MECKLENBURG-VORPOMMERN | 23<br />

Fotos: W+M<br />

Erwin Sellering: Gerold Jürgens ist ein<br />

starker und überzeugender Typ. Er führt<br />

den Unternehmerverband klar und souverän.<br />

Man kann sich auf ihn verlassen.<br />

Auch wenn es mal Gegenwind gibt, kann<br />

man darauf setzen, dass er einen unterstützt.<br />

Wie etwa vor zwei Jahren, als<br />

ich von den Medien viel Kritik für unseren<br />

Russlandtag geerntet habe. Damals<br />

hat er die ostdeutschen Unternehmerverbände<br />

dazu gebracht, ein klares Bekenntnis<br />

für den Russlandtag abzugeben.<br />

W+M: Lassen Sie uns zum offiziellen Teil<br />

übergehen: Erwin Sellering will Mecklenburg-Vorpommern<br />

auch nach der Landtagswahl<br />

im September als Ministerpräsident<br />

regieren. Herr Jürgens, was sind<br />

Ihre Erwartungen als Unternehmer an<br />

die Wirtschaftspolitik Ihres Ministerpräsidenten<br />

und der SPD in den kommenden<br />

fünf Jahren?<br />

Gerold Jürgens: Ich glaube, dass es die<br />

SPD schwer haben wird, im September<br />

die Wahl zu gewinnen. Das liegt aus meiner<br />

Sicht vor allem an der Politik der Bundes-SPD.<br />

Man kann hier keine Stimmen<br />

holen, wenn man in der Bundespolitik gegen<br />

die Peenewerft in Wolgast ist.<br />

Und auch der Kampf von<br />

Bundesarbeitsministerin<br />

Nahles gegen die<br />

Leiharbeit geht an<br />

der Realität in unserer<br />

Region vorbei.<br />

Unsere eher<br />

kleinteilige Wirtschaft<br />

braucht<br />

Leiharbeit. Und<br />

ERWIN SELLERING<br />

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident<br />

wurde am 18. Oktober 1949<br />

in Sprockhövel geboren. Er studierte<br />

Rechtswissenschaften in Heidelberg,<br />

Bochum und Münster. 1981 wurde er<br />

Richter am Verwaltungsgericht Gelsenkirchen.<br />

1994 wechselte Sellering nach<br />

Ostdeutschland. Zunächst arbeitete er<br />

als Vorsitzender Richter in Greifswald.<br />

Seit dem Jahr 2000 gehört er der Landesregierung<br />

an, seit 2008 ist er Ministerpräsident.<br />

Leiharbeiter<br />

werden bei<br />

uns ordentlich<br />

bezahlt.<br />

Hier erwarten<br />

wir, dass<br />

sich die Politik<br />

in diesen<br />

Fragen mehr<br />

für unsere Region<br />

einsetzt.<br />

Erwin Sellering: Es ist völlig richtig,<br />

dass es unverändert die vordringliche politische<br />

Aufgabe ist, Vorpommern wirtschaftlich<br />

weiter zu stärken, damit Arbeitsplätze<br />

entstehen. Auch Vorpommern<br />

ist wirtschaftlich vorangekommen. Wir<br />

konnten die Arbeitslosigkeit in den letzten<br />

zehn Jahren halbieren. Aber wir sind<br />

noch nicht dort, wo wir hinwollen. Die<br />

Region muss weiter an Wirtschaftskraft<br />

gewinnen. Bei der Leiharbeit sind wir beide<br />

nicht so weit auseinander. Denn wir<br />

sind natürlich nicht gegen Leiharbeit, sondern<br />

gegen den Missbrauch von Leiharbeit.<br />

Für uns ist es wichtig, dass wir eine<br />

Wirtschaftspolitik machen, die den Unternehmen<br />

die Chance gibt, sich bestmöglich<br />

zu entfalten. Dazu gehört, dass man<br />

ihnen nicht reinredet, Bürokratie<br />

vermeidet und insgesamt positive<br />

Rahmenbedingungen<br />

schafft.<br />

W+M: Erwartungshaltungen<br />

sollten keine Einbahnstraße<br />

sein. Herr<br />

Sellering, welche Entwicklung<br />

und Aktivitäten<br />

erhoffen Sie sich denn<br />

von der Unternehmerschaft<br />

im Land in den nächsten Jahren?<br />

Erwin Sellering: Ich erwarte, dass Unternehmer<br />

etwas unternehmen. Und das<br />

sie nicht als erstes schreien: Was gibt<br />

mir der Staat? Gerade in Vorpommern<br />

brauchen wir selbstbewusste Unternehmer,<br />

die sagen, ich hab eine Idee, die sich<br />

rechnet und umsetzen lässt. Ansonsten<br />

ist es wichtig, dass wir als Land damit<br />

werben können – hier sind gute Leute,<br />

hier sind gute Chancen. Wir haben leider<br />

immer noch das Image, als wären wir<br />

GEROLD JÜRGENS<br />

Der Unternehmer wurde am<br />

22. Januar 1951 in Greifswald<br />

geboren. Er studierte Elektrotechnik<br />

und beendete seine<br />

Hochschulausbildung als<br />

Diplom-Ingenieur. 1983 wurde<br />

er Leiter der Großinstandhaltung<br />

im Kernkraftwerk Lubmin.<br />

Nach der Wende gründete<br />

Jürgens sein eigenes Unternehmen<br />

im Baubereich, die IRB GmbH, und gab<br />

einem Teil seiner ehemaligen Kollegen<br />

aus dem Kraftwerk einen Job mit neuer<br />

Perspektive.<br />

ein Niedriglohnland. Gerold Jürgens zahlt<br />

vernünftige Löhne. Es gibt aber noch immer<br />

Unternehmer, die das nicht tun. Und<br />

nach außen haftet uns dieser Ruf an. Es<br />

wäre aus meiner Sicht gut, wenn mehr<br />

Unternehmen nach Tarif zahlen würden.<br />

Das wäre im Einzelfall oft gar nicht viel<br />

mehr Geld, dafür aber ein deutliches<br />

Signal nach außen.<br />

Gerold Jürgens: Gute Leute liegen<br />

bei mir deutlich über Tarif, sonst würde<br />

man sie mir abwerben. Aber grundsätzlich<br />

ist das mit den Tariflöhnen nicht so<br />

einfach. Gerade wenn ich mir öffentliche<br />

Ausschreibungen anschaue und feststelle,<br />

dass immer der billigste Anbieter genommen<br />

wird, der nicht mal Kompetenznachweise<br />

erbringen kann. Da muss ich<br />

mir schon überlegen, wie ich als Unternehmer<br />

bei solch einer Konkurrenz überleben<br />

kann.<br />

W+M: Ein Thema, das Politik und Wirtschaft<br />

in Mecklenburg-Vorpommern<br />

eint, ist die Frage der Fachkräftesicherung.<br />

Herr Jürgens, welche zusätzlichen<br />

Aktivitäten würden Sie sich auf diesem<br />

Gebiet von der Landespolitik wünschen?<br />

Gerold Jürgens: Ich glaube nicht, dass<br />

es der richtige Weg ist, Fachkräfte aus<br />

anderen Bundesländern abzuwerben. Sicher,<br />

es kommen Leute zurück in die Region,<br />

die jahrelang auf Montage in andern<br />

Ländern waren. Wir haben mit der Bundesagentur<br />

für Arbeit hier vor Ort gute<br />

Rahmenbedingungen, wenn wir Fachkräfte<br />

gewinnen und ausbilden wollen.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


24 | W+M SCHWERPUNKT MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Ein Beispiel: Viele unserer<br />

Werftarbeiter konnten umgeschult<br />

werden zu Spezialisten<br />

für Windkraftanlagen. Diesen<br />

Weg, die eigenen Leute auszubilden,<br />

müssen wir weitergehen,<br />

denn wir haben hier<br />

immer wieder Stoßarbeit,<br />

wo wir dringend Fachleute<br />

gebrauchen könnten, die wir<br />

derzeit noch nicht haben.<br />

Erwin Sellering: Wir tun aktuell<br />

eine Menge dafür, eine<br />

sehr gute duale Ausbildung<br />

zu organisieren. Das ist gerade<br />

in einem Flächenland<br />

nicht einfach. Ein großes Thema<br />

ist für uns auch, die Zahl<br />

der Schulabbrecher deutlich<br />

zu senken. Im Jahr 2008 hatte<br />

ich das Ziel formuliert, diese<br />

Zahl bis 2020 zu halbieren.<br />

Schon im letzten Jahr hat unser<br />

Bildungsminister Vollzug gemeldet.<br />

Ein Schulabschluss ist eine wichtige Voraussetzung,<br />

um die jungen Menschen<br />

vernünftig ausbilden zu können.<br />

W+M: Herr Sellering, tun die Unternehmer<br />

derzeit schon genug, um die Jugend<br />

mit attraktiven Ausbildungs- und Beschäftigungsangeboten<br />

im Land zu halten?<br />

Erwin Sellering: Innerhalb weniger Jahre<br />

hat sich der Trend radikal geändert:<br />

Früher haben wir händeringend Unternehmen<br />

gesucht, die Ausbildungsplätze<br />

zur Verfügung stellen konnten. Heute gibt<br />

es mehr Stellen als potenzielle Auszubildende.<br />

Der Tischlermeister kann jetzt<br />

nicht mehr zwischen drei Abiturienten<br />

wählen, sondern muss aus den Leuten<br />

etwas machen, die er findet. Und da ist<br />

es wichtig, jeden Einzelnen gut auszubilden<br />

und dann auch ans Unternehmen zu<br />

binden. Vor fünf, sechs Jahren habe ich<br />

mich in diesen Punkt mitunter auf verlorenem<br />

Posten gefühlt. Das ist vorbei –<br />

die Unternehmen wissen, dass sie sich<br />

um ihren Nachwuchs kümmern müssen<br />

und das tun sie auch.<br />

W+M: Welches Potenzial steckt aus Ihrer<br />

Sicht speziell in der Region Vorpommern,<br />

Diskutanten und Moderatoren: W+M-Herausgeber Frank Nehring, Unternehmer Gerold Jürgens,<br />

Ministerpräsident Erwin Sellering und W+M-Chefredakteur Karsten Hintzmann (v. l.).<br />

um in den nächsten 15 Jahren wirtschaftlich<br />

weiter zuzulegen?<br />

Erwin Sellering: Die Region hatte es zu<br />

Beginn schwerer. Mecklenburg hat nach<br />

1990 sofort an die alte Metropole Hamburg<br />

angedockt. Es gab gut ausgebaute<br />

Verkehrswege, an denen sich Unternehmen<br />

neu angesiedelt haben. Hier in Vorpommern<br />

war Stettin früher die Metropole.<br />

Dort entstanden nach 1990 nicht<br />

so schnell neue Bedingungen und Stettin<br />

hat bis heute nicht so viel Kraft entwickelt<br />

wie Hamburg. Ich sehe aber gute<br />

Chancen, dass Stettin an Ausstrahlung<br />

auf Vorpommern gewinnen wird. Wir arbeiten<br />

an einer gemeinsamen Metropolregion.<br />

Auch sonst ist unser Ziel, dass<br />

Vorpommern weiter an Attraktivität gewinnt.<br />

Die Schönheit der Region zieht<br />

gerade kreative Leute an. Die kommen<br />

aber nur, wenn sie hier Arbeit finden. Das<br />

bleibt das A und O. Eine große Perspektive<br />

sehe ich für die Gesundheitswirtschaft.<br />

Wir haben die Universität Greifswald<br />

und bereits heute viele kleine Unternehmen,<br />

die unglaublich innovativ sind.<br />

Das ist eine hervorragende Kombination,<br />

die dafür sorgen wird, aus Ideen Produkte<br />

zu entwickeln, die sich weltweit messen<br />

lassen können.<br />

Gerold Jürgens: Wir müssen in Zukunft<br />

noch mehr für die Entwicklung tun. Ein<br />

Beispiel: Vielleicht sollte Vorpommern<br />

Modellregion für Elektroautos werden.<br />

Wenn wir dafür mehr Stromtankstellen<br />

bauen würden und die Unternehmen<br />

mitziehen und Elektroautos als Firmenwagen<br />

nehmen, dann passt das ideal zu<br />

unserer gesunden und auf Erneuerbare<br />

Energien setzenden Region und ganz<br />

Deutschland würde auf uns schauen.<br />

W+M: Verraten Sie uns am Schluss bitte<br />

noch, was Sie ganz persönlich besonders<br />

mit der Region Vorpommern verbindet?<br />

Gerold Jürgens: Ich bin hier geboren,<br />

habe mein ganzes Leben hier verbracht.<br />

Ich bin bodenständig und mit der Region<br />

verwurzelt.<br />

Erwin Sellering: Ich bin seinerzeit bewusst<br />

mit der Familie hierher gezogen –<br />

nach einem wunderschönen Urlaub mit<br />

Pferden und Reiterhof. Ich bin hier in die<br />

SPD eingetreten. Ich habe hier mit der<br />

Politik begonnen. Also – Vorpommern hat<br />

großes Gewicht in meinem Leben.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

und Frank Nehring<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


LÄNDERREPORT SACHSEN | 25<br />

Energieversorger enviaM<br />

hilft beim Energiesparen<br />

Nach den Plänen der Bundesregierung sollen bis zum Jahr 2020 rund<br />

500 Energieeffizienz-Netzwerke entstehen. So festgeschrieben im<br />

Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE). Einer derer, die für<br />

diese Netzwerke als Initiatoren und Moderatoren fungieren, ist die<br />

enviaM-Gruppe. Von Katrin Kleeberg<br />

Energieeinsparung ist dabei nur die eine<br />

Seite der Medaille – die CO 2<br />

-Reduktion<br />

die andere. Deshalb spielt die Vermittlung<br />

praxisnaher Informationen zu Energiemanagementsystemen<br />

und verschiedenen<br />

Effizienzthemen im Strom-, Gasund<br />

Wärmebereich eine zentrale Rolle in<br />

den Netzwerken.<br />

Aber die Teilnehmer der Netzwerke –<br />

neben dem der Industrie arbeitet unter<br />

Federführung der enviaM-Gruppe bereits<br />

seit Mitte 2015 ein Energieeffizienz-Netzwerk<br />

der Stadtwerke, eines für<br />

Kommunen soll in Kürze folgen – erhalten<br />

auch ganz konkrete Hilfen. So stellen<br />

enviaM, MITGAS und envia THERM<br />

den Teilnehmern bei Bedarf einen qualifizierten<br />

energietechnischen Berater zur<br />

Seite, der die betrieblichen Energieflüsse<br />

vor Ort erfasst, Einsparpotenziale analysiert<br />

und Optimierungsmaßnahmen vorschlägt.<br />

Zudem können die Unternehmen<br />

ein Energiecontrollingsystem und<br />

bei Bedarf innerbetriebliche Schulungen<br />

erhalten. Die Erfolgskontrolle der Maßnahmen<br />

erfolgt durch ein jährliches Monitoring<br />

der eingesparten Werte.<br />

Darüber hinaus helfen die regelmäßigen<br />

Netzwerktreffen, durch die Erfahrungen<br />

der Anderen den Blick auf das eigene Unternehmen<br />

zu schärfen und die entsprechenden<br />

Schlüsse zu ziehen. W+M<br />

Foto: enviaM<br />

Start für das Energieeffizienz-Netzwerk der mitteldeutschen Industrie.<br />

Unter ihrer Federführung hat zu Jahresbeginn<br />

<strong>2016</strong> das „Energieeffizienz-Netzwerk<br />

der mitteldeutschen<br />

Industrie” seine Arbeit aufgenommen.<br />

Ihm gehören acht Unternehmen<br />

aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg<br />

und Thüringen an, die ein Ziel eint:<br />

die Einsparung von Energie. Dass sich<br />

mit der enviaM-Gruppe ausgerechnet<br />

einer der führenden regionalen Energiedienstleister<br />

in Ostdeutschland diesem<br />

Netzwerk voranstellt, mag auf den ersten<br />

Blick paradox erscheinen. Schließlich lebt<br />

das Unternehmen, das rund 1,4 Millionen<br />

Kunden mit Strom, Gas, Wärme und<br />

Energie-Dienstleistungen versorgt, vom<br />

Energieverbrauch seiner Kunden. Und genau<br />

deshalb sehe sich enviaM „in einer<br />

besonderen Verantwortung”, wie Dr. Andreas<br />

Auerbach, Vertriebsvorstand von<br />

enviaM und MITGAS, betont. „Energieeffizientes<br />

Handeln ist im Rahmen der<br />

Energiewende unumgänglich. Für viele<br />

Unternehmen und auch Kommunen ist<br />

es jedoch nicht einfach, entsprechende<br />

Maßnahmen zu planen und umzusetzen.<br />

Als kunden naher Energiedienstleister<br />

verfügen wir über das Know-how, hier<br />

umfassend zu unterstützen”, begründet<br />

Auerbach das Engagement.<br />

DIE TEILNEHMER DES ENERGIE­<br />

EFFIZIENZ-NETZWERKES DER<br />

MITTELDEUTSCHEN INDUSTRIE<br />

• Alufin GmbH Tabularokid,<br />

Teutschenthal (Sachsen-Anhalt)<br />

• Grupa Azoty ATT Polymers GmbH,<br />

Guben (Brandenburg)<br />

• Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft<br />

mbH (MIBRAG),<br />

Zeitz (Sachsen-Anhalt)<br />

• Ortrander Eisenhütte GmbH,<br />

Ortrand (Brandenburg)<br />

• Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien<br />

GmbH, Freyburg (Sachsen-Anhalt)<br />

• Technocell Dekor GmbH & Co. KG,<br />

Penig (Sachsen)<br />

• Vestas Blades Deutschland GmbH,<br />

Lauchhammer (Brandenburg)<br />

• Zellstoff- und Papierfabrik Rosenthal<br />

GmbH, Blankenstein (Thüringen)<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


26 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Nach 100 Jahren:<br />

Leuna plant die Zukunft<br />

Trotz krisenhafter Zeiten – den Besuch des Festaktes zum<br />

100-jährigen Bestehen des Chemiestandortes Leuna ließ sich<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht nehmen. Schließlich<br />

schreibt der Chemiepark Leuna eine Erfolgsgeschichte wie<br />

kaum ein zweiter Wirtschaftsstandort in Ostdeutschland.<br />

Von Matthias Salm<br />

Der Chemiestandort Leuna<br />

aus der Luft betrachtet.<br />

Nicht nur die Kanzlerin erwies dem<br />

Jubilar die Ehre. Zum 100-jährigen<br />

Bestehen der Chemieproduktion<br />

in Leuna reihte sich auch Sachsen-Anhalts<br />

Ministerpräsident Reiner Haseloff<br />

in die Schar der Gratulanten ein. Schließlich<br />

zählt der Chemiestandort im Süden<br />

Sachsen-Anhalts mit 100 Firmen aus zehn<br />

Nationen und rund 9.000 Mitarbeitern zu<br />

den wirtschaftlich verlässlichen Zugpferden<br />

der Region. „Die Geschichte von Leuna<br />

nach der Wiedervereinigung ist ein<br />

Glücksfall für Sachsen-Anhalt”,<br />

weiß Haseloff.<br />

Die Geschichte Leunas<br />

– sie ist auch ein Spiegelbild<br />

der wechselvollen<br />

deutschen<br />

Geschichte. Vor 100<br />

Jahren entstand auf<br />

Drängen der Regierung<br />

des Kaiserreichs<br />

im Ersten Weltkrieg in<br />

Leuna ein Ammoniakwerk.<br />

Die BASF wählte einen Standort in Mitteldeutschland,<br />

der von den Kriegshandlungen<br />

unberührt erschien. Im Zweiten<br />

Weltkrieg dienten die Anlagen zur Herstellung<br />

von synthetischem Benzin. In<br />

der DDR schließlich bildeten die Leuna-<br />

Werke den größten ostdeutschen Chemiebetrieb.<br />

Dr. Christof Günther,<br />

Geschäftsführer der<br />

InfraLeuna GmbH.<br />

100 JAHRE LEUNA<br />

Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr<br />

• 23. bis 28. Mai <strong>2016</strong><br />

Festwoche 100 Jahre Leuna mit<br />

zahlreichen Veranstaltungen.<br />

• 3. September <strong>2016</strong><br />

10. Tag der offenen Tür am<br />

Chemiestandort Leuna<br />

Nach 1990 wiederum avancierte Leuna<br />

zum Paradebeispiel für die von Bundeskanzler<br />

Helmut Kohl prophezeiten „blühenden<br />

Landschaften“. Aus dem<br />

früheren Kombinat formierte<br />

sich der größte integrierte<br />

Chemiestandort<br />

in Deutschland.<br />

Insgesamt wurden<br />

in Leuna seit 1990<br />

über sechs Milliarden<br />

Euro investiert. Das Konzept des Chemieparks,<br />

in Leuna einst aus der Taufe gehoben,<br />

fand weltweit Nachahmer. Die Besonderheit:<br />

Die Unternehmen arbeiten im<br />

Verbund von Stoffströmen und Energien<br />

eng zusammen. Sie konzentrieren sich auf<br />

ihre Kernkompetenzen, für die Infrastruktur<br />

sorgt der Betreiber des Chemieparks<br />

– in Leuna ist dies die InfraLeuna GmbH.<br />

So verfügt die Standortgesellschaft über<br />

eigene Kraftwerke zur Erzeugung von<br />

Strom und Dampf. „Damit operieren wir<br />

auch am Markt und stabilisieren übergeordnete<br />

Energienetze“, erklärt Dr. Chri-<br />

Fotos: Ralf Lehmann (oben), Egbert Schmidt (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


OSTDEUTSCHLAND | 27<br />

CHEMIE IM AUFWIND<br />

Die Spezialchemie wird <strong>2016</strong> in<br />

Deutschland um knapp drei Prozent<br />

wachsen. Diese Prognose wagt der<br />

Branchenbericht Chemie der Commerzbank<br />

AG. Im Aufwind zeigen sich<br />

mittelständische Anbieter von Spezialchemikalien<br />

– insbesondere Industriechemikalien.<br />

Sie profitieren von einem<br />

breiten Abnehmerkreis von der Kunststoffverarbeitung<br />

bis zur Automobilindustrie.<br />

„Mit dem Einsatz innovativer<br />

Technologien bei Produkten und Prozessen<br />

– etwa Nano- und Biotechnologie<br />

– sowie der zunehmenden Entwicklung<br />

umweltfreundlicher Chemikalien<br />

und Verfahren entwickelt sich die Spezialchemie<br />

derzeit sehr erfreulich“, erläutert<br />

Günter Tallner, Bereichsvorstand<br />

der Commerzbank AG.<br />

Foto: Marco Junghans<br />

Im Analytiklabor der InfraLeuna informierte Laborleiterin Dr. Antje Mroczek Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel (l.) über die vielfältigen Möglichkeiten des Labors.<br />

stof Günther, Geschäftsführer der Infra-<br />

Leuna GmbH. Hinzu kommt: Die TOTAL<br />

Raffinerie am Standort produziert unter<br />

anderem Benzin, Heizöl, Flüssiggas, Bitumen<br />

und Methanol. „Eine Raffinerie<br />

im Zentrum des Stoffverbunds ist ebenfalls<br />

eine besondere Stärke des Standorts<br />

Leuna“, so Günther.<br />

Und rechtzeitig zum Jubiläum stehen die<br />

Zeichen auf Wachstum: Rund 200 Millionen<br />

Euro wollen insgesamt acht Unternehmen<br />

im Chemiepark bis 2017 investieren.<br />

Beispielsweise die Domo Caproleuna<br />

GmbH: Das Unternehmen investiert einen<br />

zweistelligen Millionenbetrag in eine<br />

neue hochmoderne Nylon-Folien-Anlage.<br />

Die soll im Januar 2017 in Betrieb gehen<br />

und rund 35 neue Arbeitsplätze schaffen.<br />

Seit 1994 hat das Unternehmen bereits<br />

650 Millionen Euro in Leuna investiert.<br />

Die LEUNA-Harze GmbH, einer der führenden<br />

Hersteller von Epoxidharzen in<br />

Europa, hatte bereits Ende 2015 eine<br />

neue Härteanlage errichtet. Eine weitere<br />

Produktionsanlage für Epoxidharze ist<br />

in der Planung. Ebenso will der Papierhersteller<br />

WEPA Leuna GmbH seine Kapazitäten<br />

am Standort erweitern.<br />

Möglich wurde der Aufschwung nicht<br />

zuletzt durch die Investitionen der Infra-<br />

Leuna GmbH selbst. Sie strukturierte den<br />

Energiebereich erfolgreich um, um eine<br />

effizientere und flexiblere Energieversorgung<br />

gewährleisten zu können. Bezahlbare<br />

Energie gilt hierzulande schließlich<br />

als Achillesferse der Chemiebranche. Mit<br />

dem unternehmensübergreifenden Ansatz<br />

zur Nutzung von Abwärme konnte<br />

die InfraLeuna GmbH ihren Erdgasverbrauch<br />

um 177 Millionen Kilowattstunden<br />

(kWh) pro Jahr reduzieren. „Dafür<br />

wurden wir 2015 mit dem Energy Efficiency<br />

Award der Deutschen Energie-<br />

Agentur (dena) als bestes Industrieprojekt<br />

ausgezeichnet“, freut sich InfraLeuna-Geschäftsführer<br />

Günther.<br />

Die größeren Unternehmen der Grundstoffchemie<br />

präsentieren sich durch<br />

den Ölpreisrückgang wieder wettbewerbsfähiger.<br />

Der Commerzbank-Branchenbericht<br />

Chemie sagt einen leichten<br />

Produktionszuwachs von 0,5 Prozent<br />

voraus. Als förderlich für die Rentabilität<br />

gelten Synergien bei in Verbundstrukturen<br />

eingebetteten Anlagen. Mit einem<br />

im Jahr 2015 voraussichtlich erzielten<br />

Umsatz von 137 Milliarden Euro zählt<br />

die Chemische Industrie – ohne Pharma<br />

– in Deutschland weiterhin zu den bedeutendsten<br />

Industriebranchen.<br />

Der Umbau der Energieversorgung stellt<br />

aber nicht die einzige Maßnahme dar, um<br />

Leuna wettbewerbsfähig zu halten. „Wir<br />

werden im Zeitraum 2014 bis <strong>2016</strong> insgesamt<br />

rund 100 Millionen Euro in die<br />

Entwicklung des Chemieparks investieren.<br />

Das ist ein enormes Pensum“, bilanziert<br />

Günther und gibt die Richtung vor:<br />

„Es gibt eine deutliche Nachfrage nach<br />

Logistikdienstleistungen seitens der ansässigen<br />

Firmen.“<br />

Auf der Agenda steht der Bau eines Gefahrstofflagers<br />

und die Errichtung eines<br />

zweiten Übergabebahnhofs, da mehr<br />

als 70 Prozent der in Leuna produzierten<br />

Güter über die Schiene abtransportiert<br />

werden. Um den langfristigen Erfolg des<br />

Standortes Leuna im mitteldeutschen<br />

Chemiedreieck ist Christof Günther trotz<br />

wachsender weltweiter Konkurrenz daher<br />

nicht bange: „Die Akzeptanz der Chemieindustrie<br />

vor Ort ist sehr hoch, die<br />

Genehmigungsverfahren werden zügig<br />

durchgeführt. Diese Vorteile wissen Investoren<br />

zu schätzen.“ W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


28 | W+M LÄNDERREPORT<br />

„Die Fördertöpfe der ILB sind gut gefüllt“<br />

Tillmann Stenger, Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank<br />

des Landes Brandenburg (ILB), über die wirtschaftliche Entwicklung<br />

Brandenburgs und die neuen Förderprodukte der ILB.<br />

W+M: Wie zufrieden sind Sie denn mit<br />

der Investitionstätigkeit der brandenburgischen<br />

Unternehmen?<br />

Tillmann Stenger: Die Entwicklung der<br />

brandenburgischen Wirtschaft ist durchaus<br />

positiv zu bewerten. Die Wachstumsraten<br />

liegen in etwa auf dem Niveau der<br />

gesamten deutschen Wirtschaft. Trotzdem<br />

wäre es aus unserer Sicht wünschenswert,<br />

dass die heimischen Unternehmen<br />

bei ihren Investitionen noch stärker<br />

zulegen. Es stehen wichtige Zukunftsaufgaben<br />

an. Als Beispiel möchte ich die<br />

Digitalisierung und das Stichwort „Industrie<br />

4.0“ nennen. Dies betrifft sicher nicht<br />

jeden brandenburgischen Betrieb, aber<br />

dennoch sind hier zukunftsorientierte Investitionen<br />

notwendig, damit die Unternehmen<br />

ihre Stellung im Markt langfristig<br />

behaupten können.<br />

W+M: Herr Stenger, die ILB hat 2015 ihr<br />

Fördervolumen deutlich gesteigert. Allerdings<br />

nicht im Förderfeld Wirtschaft.<br />

Was waren die Ursachen hierfür?<br />

Tillmann Stenger: Dies ist zu einem<br />

großen Teil darauf zurückzuführen, dass<br />

2014 durch die vergünstigten Konditionen<br />

des wichtigsten Wirtschaftsförderprogramms,<br />

der „Gemeinschaftsaufgabe<br />

GRW-G", ein sehr gutes Jahr für die Brandenburger<br />

Wirtschaftsförderung war. Hier<br />

wurden deshalb Vorzieheffekte wirksam,<br />

die 2015 entfallen sind. Außerdem fokussiert<br />

sich die Förderung nun insbesondere<br />

auf kleine und mittlere Unternehmen. Dadurch<br />

sinkt das Fördervolumen.<br />

W+M: Die gegenwärtigen Rahmenbedingungen<br />

sprechen doch ohnehin<br />

eher für eine Ausweitung der Investitionstätigkeit?<br />

Tillmann Stenger: Die Investitionsbedingungen<br />

sind in der Tat so günstig wie<br />

lange nicht mehr. Die brandenburgischen<br />

Unternehmen verfügen über eine hohe<br />

Liquidität und haben ihre Eigenkapitalpositionen<br />

in den letzten Jahren deutlich<br />

verbessert. Hinzu kommt, dass die Banken<br />

das Firmenkundengeschäft wieder<br />

stärker in den Mittelpunkt gerückt haben.<br />

Und nicht zuletzt: Die Fördertöpfe<br />

der ILB sind ebenfalls gut gefüllt. Die Finanzierungsbedingungen<br />

sind ideal für<br />

Investitionen.<br />

W+M: Worauf führen Sie dann die Investitionszurückhaltung<br />

der Unternehmen<br />

zurück?<br />

Tillmann Stenger: Eine generelle Zurückhaltung<br />

sehe ich nicht. Man muss<br />

schon genau hinschauen. Aber die Unternehmen<br />

achten zurzeit sehr genau auf<br />

ihre konkreten Marktbedingungen. Und<br />

die gegenwärtigen geopolitischen Entwicklungen<br />

sind schwer einzuschätzen,<br />

beispielsweise<br />

für Firmen, die<br />

im Osteuropa-Geschäft<br />

tätig sind. Hinzu<br />

kommen auch in<br />

ILB-Vorstand<br />

Tillmann Stenger.<br />

vielen Fällen unternehmensbezogene<br />

Herausforderungen wie etwa eine ungelöste<br />

Nachfolgethematik oder der Fachkräftemangel.<br />

W+M: Inwieweit kann die ILB mit neuen<br />

Förderprodukten hier zusätzliche Anreize<br />

schaffen?<br />

Tillmann Stenger: Am 1. April haben<br />

wir RENplus gestartet, ein Zuschussprogramm<br />

für Investitionen in Energieeffizienz.<br />

Für kleinere Projekte steht seit Mitte<br />

März der Mikrokredit Brandenburg zur<br />

Verfügung. Dabei handelt es sich um ein<br />

verzinsliches Kleindarlehen ab 2.000 Euro<br />

bis maximal 25.000 Euro. Die Darlehen<br />

werden im Auftrag des Wirtschaftsministeriums<br />

direkt über die ILB ausgegeben.<br />

Die brandenburgischen Kammern übernehmen<br />

dabei die Erstberatung der Unternehmen<br />

und geben eine fachkundige<br />

Stellungnahme ab. Solche Kredite sind besonders<br />

in der Startphase wichtig. Sie sind<br />

allerdings über die Geschäftsbanken,<br />

Sparkassen oder Genossenschaftsbanken<br />

schwierig<br />

zu bekommen, da sie in der<br />

Bearbeitung für die Kreditinstitute<br />

zu teuer sind und<br />

junge Unternehmen häufig<br />

nicht die banküblichen Sicherheiten<br />

stellen können.<br />

Wir hoffen, dass der „Mik-<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


BRANDENBURG | 29<br />

rokredit Brandenburg“ hilft, im gesamten<br />

Land kleine gewerbliche Neugründungen<br />

zu stimulieren.<br />

Im Bereich der Innovationsförderung wird<br />

im Juli <strong>2016</strong> das mit Mitteln des Europäischen<br />

Investitionsfonds (EIF) finanzierte<br />

Nachfolgeprogramm für "Brandenburg Garantie<br />

Innovativ" starten. Die Besonderheit<br />

ist, dass das neue Förderprogramm mit einer<br />

70-prozentigen Haftungsfreistellung<br />

der Hausbank versehen ist. Investitionsanreize<br />

bietet aber auch die GRW-G, unser<br />

klassisches Wirtschaftsförderprogramm<br />

mit Zuschüssen von bis zu 40 Prozent.<br />

W+M: Rückblickend auf das Jahr 2015:<br />

Welche von der ILB geförderten Projekte<br />

waren besonders bedeutsam?<br />

W+M-Herausgeber Frank Nehring mit Tillmann Stenger und W+M-Autor Matthias Salm (v. l.).<br />

Foto: W+M, Quelle Schaubild: ILB<br />

FÖRDERVOLUMEN DER ILB NACH CLUSTERN 2015<br />

in Millionen Euro<br />

2015<br />

Tillmann Stenger: Da wären beispielsweise<br />

die Investitionen der Classen Industries<br />

GmbH zur Stärkung des Holzstandorts<br />

Baruth, die Errichtung einer<br />

neuen Betriebsstätte des Automobilzulieferers<br />

Boryszew Oberflächentechnik<br />

GmbH in Prenzlau oder die Erweiterungsinvestitionen<br />

der Megaflex Schaumstoff<br />

GmbH in Guben zu nennen. Sie alle zeigen,<br />

dass große Investitionsvolumen<br />

auch an peripheren Standorten in Brandenburg<br />

und nicht nur im Speckgürtel<br />

rund um Berlin verwirklicht werden.<br />

Auch die Ansiedlung des Softwareentwicklers<br />

enersis Europe GmbH in Kleinmachnow<br />

war zudem ein erfreulicher Erfolg<br />

der brandenburgischen Wirtschaftsförderpolitik.<br />

W+M: Wie beurteilen Sie das Investitionsgeschehen<br />

in den für Brandenburg<br />

besonders relevanten Clustern?<br />

Tillmann Stenger: Soweit statistisch erfasst,<br />

haben wir in allen wichtigen Clustern<br />

ein erhebliches Fördervolumen umgesetzt,<br />

vor allem in den Bereichen Chemie,<br />

Kunststoff und Metallwirtschaft.<br />

Kunststoff/Chemie 24,1<br />

Metall 20,8<br />

Ernährungswirtschaft 15,6<br />

IKT/Medien/Kreativwirtschaft14,8<br />

Tourismus 13,0<br />

Verkehr/Mobilität/Logistik 12,4<br />

Gesundheitswirtschaft 6,3<br />

Energietechnik5,8<br />

Optik 3,0<br />

Sonstiges 38,3<br />

Dies zeigt, dass sich Brandenburg auch<br />

als Industriestandort weiterentwickelt.<br />

W+M: Bei der EU-Förderung muss das<br />

Land in der aktuellen Förderperiode hingegen<br />

mit weniger Mitteln als zuvor auskommen.<br />

Wie wirkt sich dieser Umstand<br />

auf die brandenburgische Wirtschaft aus?<br />

Tillmann Stenger: Es ist richtig, dass die<br />

absolute Summe, die im Europäischen<br />

Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)<br />

zur Verfügung steht, rückläufig ist. Dennoch<br />

gilt aus meiner Sicht auch hier: Die<br />

Fördertöpfe sind gut gefüllt. Allein für die<br />

Stärkung der Innovations-, Forschungsund<br />

Entwicklungsintensität von Unternehmen<br />

und Forschungseinrichtungen<br />

stehen bis 2020 beispielsweise 350 Millionen<br />

Euro zur Verfügung. Diese Projekte<br />

bedürfen eines gewissen zeitlichen Vorlaufs,<br />

aber mittlerweile verzeichnen wir<br />

hier eine steigende Anzahl an Förderanträgen.<br />

Ein weiterer EFRE-Schwerpunkt<br />

sind Vorhaben zur Erhöhung der Energieeffizienz.<br />

Hier stehen 115 Millionen Euro<br />

bereit. Wir sehen aber beim Thema Energieeffizienz<br />

gerade bei den öffentlichen<br />

Unternehmen, die in der Infrastrukturentwicklung<br />

tätig sind, noch große, bislang<br />

ungenutzte Investitionspotenziale. Wir<br />

als ILB wollen dazu beitragen, die darin<br />

liegenden Chancen zu nutzen.<br />

Interview: Matthias Salm<br />

und Frank Nehring<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


30 | W+M LÄNDERREPORT BRANDENBURG<br />

Fluxus – Der fließende Übergang<br />

zwischen Kunst und Leben<br />

Das museum FLUXUS+ beherbergt eine<br />

umfangreiche Privatsammlung der Fluxus-<br />

Bewegung und moderner Kunst<br />

Auf dem Kulturcampus Schiffbauergasse<br />

am Tiefen See in Potsdam befindet<br />

sich das museum FLUXUS+,<br />

ein Museum für moderne Kunst mit einer<br />

Ausrichtung auf die Fluxus-Bewegung und<br />

einer umfangreichen Privatsammlung von<br />

Werken Wolf Vostells und zeitgenössischer<br />

Künstler.<br />

Das WirtschaftsForum Brandenburg zu Gast im<br />

museum FLUXUS+. Reiner Walleser, Abteilungsleiter<br />

im Kultusministerium Brandenburg, Heinrich Liman,<br />

Geschäftsführer des Museums, und Miloš Stefanović,<br />

Präsident des WirtschaftsForum Brandenburg (v. l.).<br />

Das museum FLUXUS+ bietet<br />

eine besondere Auswahl an<br />

Künstlern und Kunstwerken.<br />

Die dem Museum namensgebende Fluxus-Bewegung<br />

entstand in den sechziger<br />

Jahren und wandte sich gegen das Kunstwerk<br />

im herkömmlichen Sinn, das als bürgerlicher<br />

Fetisch galt. Was zählte, war die<br />

schöpferische Idee. Wie auch zuvor bei<br />

Dada sollten mit Fluxus die Fesseln, Grenzen<br />

und Normen der tradierten Kunst gesprengt<br />

und überwunden werden.<br />

Fluxus – lateinisch fließend<br />

– bedeutet das Ineinanderfließen<br />

verschiedener Kunstrichtungen,<br />

das Agieren in Grenzbereichen<br />

der Gattungen Musik,<br />

bildende Kunst, Literatur,<br />

Theater – meist in Aktionsform,<br />

die ganz bewusst Geschehnisse<br />

aus unterschiedlichen Lebensbereichen<br />

kompositorisch<br />

aneinander reiht.<br />

Gründer und Geschäftsführer<br />

des Museums ist Heinrich Liman,<br />

der auch der Geschäftsführer<br />

der HEGLI Verwaltungsgesellschaft<br />

mbH ist. Liman ist<br />

Sammler und Mäzen. Das Interesse<br />

für Kunst bestand schon früh<br />

und mit dem Bild eines in Geldnot befindlichen<br />

Kommilitonen für damals 20 D-<br />

Mark begann während des Studiums das<br />

Sammeln. 1981 lernte Liman Wolf Vostell<br />

kennen. Damit verbunden war für ihn der<br />

Einblick in eine bis dahin nicht erschlossene<br />

neue Welt. Er war davon fasziniert,<br />

was dort an Ideen entwickelt und auch<br />

umgesetzt wurde. Vostells Atelier am<br />

Käuzchensteig in Berlin war eine fantastische<br />

Fundgrube, gefüllt mit Autos – kleinen<br />

und großen, Gasmasken, Spielzeugeisenbahnen,<br />

Schienen, Schlauchbooten,<br />

Flugzeugmodellen, Fotoapparaten, Fernsehern<br />

und natürlich auch Fotos und Leinwänden.<br />

Die Diskussionen und Gespräche<br />

über das Leben und die Kunst mit<br />

Vostell führten Liman in das ihm bis dahin<br />

unbekannte Fluxus-Reich. Zwischen<br />

Vostell und Liman entwickelte sich eine<br />

Freundschaft, die, so Liman, als ein erster<br />

Baustein für das heutige museum FLU-<br />

XUS+ betrachtet werden kann.<br />

Auch in der Beratungsgesellschaft für<br />

Stadterneuerung und Modernisierung<br />

mbH in Berlin (BSM), Teil von HEGLI,<br />

spielte Kunst immer eine wichtige Rolle.<br />

Bereits zu Beginn der 80er Jahre wurden<br />

öffentliche Vernissagen veranstaltet,<br />

um Künstlern die Gelegenheit zu bieten,<br />

auszustellen und zu verkaufen. Als Stadtplaner<br />

begriff Liman die Bedeutung von<br />

Kunst und Kultur für die Entwicklung der<br />

Städte und Quartiere. 1997 veranstaltete<br />

die BSM den 1.-Mai-Salon in Köpenick.<br />

Dies war ein Versuch, Künstler in leerstehenden<br />

Räumen arbeiten zu lassen, zur<br />

Revitalisierung von Stadtkernen. 2004<br />

war dann der Punkt erreicht, wo sich Liman<br />

fragte: „Wohin mit den gesammelten<br />

Werken?! Die Wände zu Hause hängen<br />

bereits voller Bilder; Keller und Abstellräume<br />

sind gefüllt. Es gibt Leihgaben<br />

an anderen Orten. Also was tun? Nicht<br />

mehr sammeln? Teile verkaufen? Oder<br />

ein Museum aufbauen?“ 2008 wurde<br />

dann das Museum eröffnet. Das museum<br />

FLUXUS+ ist ein privates Museum in der<br />

Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH.<br />

Es erhält keinerlei Zuwendungen oder Förderungen<br />

aus öffentlichen Haushalten.<br />

Adrian M. Darr<br />

Fotos: Adam Sevens (oben), WirtschaftsForum Brandenburg e. V. (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


Große<br />

Moderne<br />

Typen,<br />

Fantasten<br />

und<br />

Erfinder<br />

Bauhaus<br />

Dessau<br />

04<br />

Mai<br />

<strong>2016</strong><br />

---<br />

06<br />

Jan<br />

2017<br />

Herburg Weiland <strong>2016</strong><br />

Große Pläne!<br />

Die Angewandte Moderne<br />

in Sachsen -- Anhalt<br />

1919 --- 1933<br />

grosse<br />

-- plaene.de<br />

Gefördert durch:<br />

Pläne!


32 | W+M LÄNDERREPORT OSTDEUTSCHLAND<br />

Nur die Eisbären<br />

schwimmen oben<br />

Von der Wende 1990 überrumpelt, erlebte der ostdeutsche<br />

Vereinssport einen flächendeckenden Niedergang. Nur dem<br />

einst belächelten Eishockeyclub Dynamo gelang als Eisbären<br />

Berlin eine fulminante Wiederauferstehung. Die Berliner<br />

Kufencracks mauserten sich zum Rekordmeister der<br />

Deutschen Eishockey-Liga. Von Matthias Salm<br />

seit 2005 einfahren konnte. Zwar stotterte<br />

der Eisbären-Motor seit dem letzten<br />

Titelgewinn 2013, dennoch sind die<br />

Hohenschönhauser die einzige ostdeutsche<br />

Sportmarke, die nach der Wende an<br />

Renommee gewonnen hat. Lediglich die<br />

Handballer des SC Magdeburg konnten<br />

um die Jahrtausendwende eine ähnliche<br />

Spitzenstellung in ihrem Sport erzielen.<br />

So sehr die rund 11.000 Eisbären-<br />

Fans an diesem Abend auch ihr<br />

Team nach vorne treiben, der Puck<br />

findet einfach nicht den Weg ins gegnerische<br />

Tor. Es ist das erste Playoff-Spiel in<br />

der Meisterrunde 2015/16 an einem kühlen<br />

Dienstagabend in der Mercedes-Benz-<br />

Arena, das die Eisbären glanzlos mit 0:3<br />

gegen die Kölner Haie verlieren. Die treuesten<br />

Fans hinterm Tor, die abwechselnd<br />

mal Eisbären, mal Dynamo skandiert hatten,<br />

rollen enttäuscht ihre Fahnen ein.<br />

Dass es schon mal besser lief als an diesem<br />

Abend, davon künden stolz sieben<br />

Banner unter dem Hallendach. Eines für<br />

jede Meisterschaft, die das Gründungsmitglied<br />

der Deutschen Eishockey-Liga DEL<br />

Den Eisbären gelang die Metamorphose<br />

vom belächelten Ostclub zum Branchenprimus.<br />

Ausgerechnet Eishockey, möchte<br />

man hinzufügen. Denn nach dem Beschluss<br />

der DDR-Staatsführung, den kaum medaillenträchtigen<br />

Eishockeysport 1970 aufzulösen,<br />

spielten auf Geheiß des Stasi-Chefs<br />

und Eishockeyfans Erich Mielke nur die beiden<br />

Dynamo-Clubs in Berlin und Weißwas-<br />

„Die Schmähungen gegen Red Bull<br />

sind dümmlich und pure Missgunst“<br />

Peter-Michael Diestel (64), Rechtsanwalt und letzter DDR-<br />

Innenminister, war von 1994 bis 1997 Präsident des FC Hansa<br />

Rostock. In seiner Amtszeit legte Diestel das Fundament für<br />

den Aufstieg und die Etablierung des Ostseeklubs in der 1.<br />

Fußballbundesliga. In der Beletage des deutschen Fußballs<br />

absolvierte Hansa zehn Spielzeiten am Stück.<br />

W+M: Herr Dr. Diestel, warum kommt<br />

der Profifußball im Osten nicht auf die<br />

Beine?<br />

Peter-Michael Diestel: Die Voraussetzungen<br />

für gut organisierten Profifußball<br />

waren und sind im Osten genau so gut<br />

wie im Westen. Neben Hansa Rostock<br />

Peter-Michael Diestel.<br />

gibt es mehrere Vereine, die auf eine große<br />

sportpolitische Geschichte zurückblicken<br />

können und eine starke Fangemeinschaft<br />

hinter sich haben – Dynamo Dresden,<br />

Carl Zeiss Jena, VfB Leipzig, BFC<br />

Dynamo und zum Teil auch Union Berlin.<br />

In all diesen Regionen gibt es auch<br />

einen rührigen Mittelstand, der den Profisport<br />

unterstützt.<br />

Es<br />

ist jedoch eine<br />

Besonderheit in<br />

ostdeutschen Vereinen, dass sich dort<br />

kleinwüchsige Menschen, was nichts<br />

mit Körpergröße zu tun haben muss,<br />

die Klinke in die Hand geben und mit<br />

provinziellen Eifersüchteleien und Intrigen<br />

konsequent jeglichen Fortschritt unterbinden.<br />

W+M: Unter Ihrer Führung stieg Hansa<br />

Rostock 1995 in die höchste Spielklasse<br />

auf und konnte sich zehn Jahre in der<br />

Bundesliga halten. Wie war dieser Höhenflug<br />

möglich?<br />

Fotos: Irina Volkova/fotolia.com (oben), Torsten George (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


Das Team von RB Leipzig (weiße Trikots, hier im Spiel gegen den 1. FC Nürnberg) nimmt Kurs auf die 1. Bundesliga.<br />

ser in der fortan im Westen als „kleinste<br />

Liga der Welt“ verspotteten DDR-Oberliga.<br />

So waren es nur zwei Clubs, die nach<br />

1990 in den nun gesamtdeutschen Eishockeysport<br />

integriert werden mussten; hinzu<br />

kam 1994 die Einführung der Deutschen<br />

Eishockey-Liga (DEL) ohne Absteiger – im<br />

Gegensatz zu den ostdeutschen Fußballvereinen<br />

blieb dem aus Gründen der besseren<br />

Vermarktbarkeit in Eisbären umgetauften<br />

Dynamo-Team ein frühzeitiger Niedergang<br />

trotz hoher Verschuldung erspart.<br />

Die endgültige Wende kam aus den USA<br />

– in Form der Anschutz Entertainment<br />

Group. Die Tochtergesellschaft der Anschutz<br />

Corporation agiert weltweit im Bereich<br />

Sport und Live-Entertainment. Sie<br />

verband das Engagement bei den darbenden<br />

Eisbären mit der Vision einer Multifunktions-Arena<br />

für die Hauptstadt. Das<br />

Zusammenspiel von Veranstaltungsstätte<br />

und Sportclub gehört zu den Kernkompetenzen<br />

des US-Entertainment-Riesen.<br />

Die 2008 für 165 Millionen Euro errichtete,<br />

heutige Mercedes-Benz-Arena ermöglichte<br />

eine Verdreifachung der Zuschauerkapazität<br />

gegenüber der früheren,<br />

liebevoll Wellblechpalast genannten<br />

Spielstätte. 13.027 Zuschauer kamen in<br />

der Hauptrunde 2015/16 durchschnittlich<br />

zu den Spielen der Eisbären. 35 Fußball-<br />

Vereine in Deutschland locken mehr Zuschauer,<br />

aber kein anderer Eishockey-Verein,<br />

noch der zuschauerstärkste Basketballclub<br />

(ALBA Berlin, 9.900 Zuschauer)<br />

oder Handballclub (THW Kiel, 10.282) erreichen<br />

die Zahlen der Berliner.<br />

Hauptsponsor ist der heimische Energielieferant<br />

GASAG. Die fruchtbare Zusammen-<br />

Foto: GEPA pictures/Roger Petzsche<br />

Peter-Michael Diestel: Ich selbst habe<br />

nie Fußball gespielt, aber immer leistungssportlich<br />

gedacht. Die Aufgabe<br />

bei Hansa betrachtete ich wirtschaftsorientiert<br />

und geschäftlich, sah den Verein<br />

also als Unternehmen. Ich scharte<br />

Gleichgesinnte um mich, begeisterte sie<br />

für meine Philosophie und nahm ihnen<br />

das Versprechen ab, mindestens zwei<br />

bis drei Jahre an Bord zu bleiben und<br />

kollegial das gemeinsame Ziel zu verfolgen<br />

– den sportlichen Aufstieg in die 1.<br />

Liga und die wirtschaftliche Sanierung<br />

des Vereins.<br />

W+M: Woher kam das für den sportlichen<br />

Aufstieg benötigte Geld?<br />

Peter-Michael Diestel: Natürlich hätte<br />

ich gern von Beginn an einen Großsponsor<br />

gehabt, den gab es aber nicht. Daher<br />

habe ich Geld bei vielen mittelständischen<br />

Unternehmen eingesammelt,<br />

sowohl im Osten als auch im Westen.<br />

Das zweite Standbein war eine kluge<br />

Geschäftspolitik bei der Entwicklung junger<br />

Sportler und dem Verkauf von begehrten<br />

Spielern. Da der DFB uns hinsichtlich<br />

der Erneuerung des Stadions<br />

Aufschub gewährte, floss das gesamte<br />

Geld in den Profifußball und den Nachwuchsbereich.<br />

W+M: Ihr ehemaliger Verein befindet<br />

sich aktuell im freien Fall, steuert auf die<br />

4. Liga zu. Wo sehen Sie die Ursachen?<br />

Peter-Michael Diestel: Meine Nachfolger<br />

haben mit den bewährten Tugenden<br />

gebrochen. Das Geld wurde nicht mehr<br />

in den Leistungssport investiert, sondern<br />

in den Bau eines Stadions, Internats<br />

und einer Geschäftsstelle gesteckt.<br />

Es wurde großspurig nach der Devise<br />

verfahren ‚Was Schalke kann, können<br />

wir schon lange‘. Ein Profiverein muss<br />

professionell und wie ein Unternehmen<br />

geführt werden. Aber im Aufsichtsrat<br />

von Hansa Rostock habe ich Leute getroffen,<br />

die in keinem anderen Unternehmen<br />

eine Position erhalten hätten, auch<br />

nicht als Pförtner.<br />

W+M: Wie bewerten Sie das Engagement<br />

von Red Bull in Leipzig?<br />

Peter-Michael Diestel: Die Verantwortlichen<br />

von Red Bull haben klug analysiert,<br />

wo sich in Deutschland erfolgreicher<br />

Profifußball organisieren lässt. Völlig<br />

logisch kamen sie dabei auf Leipzig<br />

– eine Fußballhochburg, die den ersten<br />

deutschen Meister hervorgebracht<br />

hat. Alle Schmähungen gegen RB Leipzig<br />

sind dümmlich und pure Missgunst.<br />

Die Investitionen, die dort getätigt wurden,<br />

werden sich zeitnah amortisieren.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


34 | W+M LÄNDERREPORT OSTDEUTSCHLAND<br />

arbeit öffnete die Tür für andere Sponsoren<br />

aus der Region. Die GASAG wirbt für sich<br />

als „Größten Fan seit 1995“, Eberswalder<br />

Wurst präsentiert den Spieltags-Puck und<br />

die structure GmbH Bauträgergesellschaft<br />

preist während des Spiels Wohneigentum<br />

in Berlin an – Spiele der Eisbären sind ein<br />

Werbe-Feuerwerk der regionalen Berlin-<br />

Brandenburger Wirtschaft.<br />

Während am Ufer der Spree Spitzensport<br />

präsentiert wird, rollt der ostdeutsche Fußball<br />

weitgehend nur noch im MDR. Der Regionalsender<br />

überträgt Spiele der 3. Liga<br />

und die wird seit dieser Saison als Renaissance<br />

der alten DDR-Oberliga gefeiert.<br />

Acht ostdeutsche Vereine garantieren<br />

zwar Derbystimmung und wachsende Zuschauerzahlen<br />

– wirtschaftlich ist die Drittklassigkeit<br />

aber unbefriedigend. Lediglich<br />

das einst notorisch klamme Union Berlin<br />

konnte sich in der 2. Bundesliga etablieren<br />

– dank der Selbstinszenierung als fangetragener,<br />

idealistischer Außenseiter in der kapitalgetriebenen<br />

modernen Fußball-Welt.<br />

Verein<br />

Hansa Rostock<br />

Dynamo Dresden<br />

Rot-Weiß Erfurt<br />

Hallescher FC Chemie<br />

Chemnitzer FC<br />

FC Carl Zeiss Jena<br />

Lokomotive Leipzig/<br />

ab 1991 VFB Leipzig (aufgelöst)<br />

BSV Stahl Brandenburg<br />

Eisenhüttenstädter FC Stahl<br />

1.FC Magdeburg<br />

BFC Dynamo/ ab 1990 FC Berlin<br />

BSG Chemie Leipzig/seit 1990<br />

Sachsen Leipzig (aufgelöst)<br />

Energie Cottbus<br />

Dresden-Fans freuen sich über den Aufstieg in die 2. Liga.<br />

Immerhin gibt es zarte Hoffnungsschimmer:<br />

In Dresden reifen die Träume von der<br />

Rückkehr in die 2. Bundesliga. Mehr noch,<br />

nach Jahren der Misswirtschaft und imageschädigender<br />

Randale auf den Rängen<br />

schuf sich der Verein ein Fundament für<br />

längerfristigen Erfolg. Mit 27.000 Zuschauern<br />

im Schnitt ist Dynamo längst zu Höherem<br />

berufen. Vor allem ist Sachsens Top-<br />

Klub nach mehrfachem Beinahe-Bankrott<br />

aktuell schuldenfrei.<br />

DIE LETZTE OBERLIGA<br />

Die Mannschaften der letzten Spielzeit der DDR-Oberliga und wo sie heute spielen:<br />

Viktoria 91 Frankfurt/Oder<br />

Heutige Liga<br />

3. Liga<br />

3. Liga (Nächste Saison: 2. Liga.)<br />

3. Liga<br />

3. Liga als Hallescher FC<br />

3. Liga<br />

Regionalliga Nordost (4. Liga)<br />

Oberliga Nordost Staffel Süd (5. Liga) als<br />

Lokomotive Leipzig, ideeller Nachfolgeverein<br />

Brandenburg-Liga (6. Liga)<br />

als FC Stahl Brandenburg<br />

Brandenburg-Liga (6.Liga)<br />

3. Liga<br />

Regionalliga Nordost (4 Liga) als BFC Dynamo<br />

Sachsenliga (6.Liga) als BSG Chemie Leipzig,<br />

ideeller Nachfolge verein<br />

3. Liga<br />

Oberliga Nordost Staffel Nord (5. Liga)<br />

als 1. FC Frankfurt<br />

Von solch einer Entwicklung träumt man<br />

im Norden vergeblich. Die Hansa-Kogge<br />

schippert wieder in unruhigem Fahrwasser.<br />

Einst genoss Hansa Rostock bundesweite<br />

Popularität, schaffte als letzter Meister<br />

des ostdeutschen Fußballs die direkte<br />

Qualifikation für die Bundesliga – heute<br />

tobt an der Ostsee der Kampf gegen<br />

den Absturz in die Bedeutungslosigkeit<br />

der Regionalliga. Der Verein hatte die besten<br />

Startbedingungen, verbrachte zwölf<br />

Spielzeiten in der Bundesliga, mehr als<br />

beispielsweise die Teams aus Mainz und<br />

Hoffenheim. Doch fehlende Kontinuität<br />

in den Führungsgremien, sportliche Fehlentscheidungen<br />

und ein wirtschaftliches<br />

Agieren über den eigenen Verhältnissen<br />

machten Hansa zum Sanierungsfall.<br />

So vertritt heute ein Verein den ostdeutschen<br />

Fußball, der erst lange nach der<br />

Wende zugewandert ist. Über den Umweg<br />

SSV Markranstädt vor den Toren der<br />

Messestadt nahm RB Leipzig 2009 seinen<br />

Weg in eine der traditionsreichsten Fußballstädte<br />

Deutschlands. Und füllte das Vakuum,<br />

das die insolvenzgeplagten Traditionsvereine<br />

Lok Leipzig und Chemie Leipzig<br />

hinterlassen hatten – inklusive einer leer<br />

stehenden WM-Arena. RB, das in Namen<br />

und Logo kaum verhüllte Marketing-Produkt<br />

des Energy-Drink-Herstellers Red<br />

Bull, gehört zu einem weltweiten Sport-<br />

Entertainment-Betrieb. Es ist zu erwarten,<br />

dass RB Leipzig in Zukunft fester Bestandteil<br />

der Bundesliga sein wird, mit Ambitionen<br />

in Richtung internationaler Fußball.<br />

Das wird im Übrigen sicher auch bei den<br />

Eisbären in Berlin aufmerksam verfolgt.<br />

Denn der Etat der Eisbären liegt zwar mit<br />

zehn Millionen Euro im Spitzenfeld der<br />

DEL, wird aber noch übertroffen vom Münchener<br />

Eishockeyclub – der auch auf der Eigentümerliste<br />

von Red Bull steht. W+M<br />

Foto: Dynamo Dresden<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


Kopenhagen<br />

Der Segeltörn<br />

für die sächsische Wirtschaft<br />

52 Wirtschaftskapitäne stechen zum<br />

Thema Windkraft und Energiewende in See<br />

20. bis 24. Mai <strong>2016</strong><br />

Mehr zum Programm unter: www.sachsensail.de


36 | W+M TITEL<br />

Berlin im Aufwind,<br />

Sachsen verliert<br />

Berlin ist jetzt 365/24. Und sonst? Jenseits des Besucherbooms in<br />

der Hauptstadt wächst der ostdeutsche Tourismus nicht mehr wie<br />

einst überdurchschnittlich. Künftig muss die Branche auf Qualitätsstatt<br />

Quantitätswachstum setzen. Von Matthias Salm<br />

Berlin boomt: Der Tourismus in der<br />

Hauptstadt setzt neue Rekordmarken.<br />

Berlin bietet zu jeder Jahreszeit<br />

das Beste aus Hoch- und Subkultur,<br />

Wissenschaft und Lifestyle –<br />

365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag.<br />

Diese Botschaft in Form der Kurzformel<br />

„365/24“ trägt die gemeinsame Kampagne<br />

der Berlin-Werber von visitBerlin und<br />

Kulturprojekte Berlin seit kurzem in die<br />

Welt hinaus. Dabei wäre solche Imagewerbung<br />

nicht einmal nötig: Der Berlin-Tourismus<br />

eilt auch ohne plakative Slogans von<br />

Bestmarke zu Bestmarke: 2015 zählte die<br />

Stadt mehr als 30 Millionen Übernachtungen<br />

aus aller Welt, ein Plus von mehr als<br />

fünf Prozent.<br />

Auch als Kongressort ragt Berlin heraus:<br />

Rund 11,4 Millionen Teilnehmer kamen im<br />

vergangenen Jahr zu Tagungen und Kongressen<br />

in die deutsche Hauptstadt. Das<br />

sichert rund 39.500 Vollzeitarbeitsplätze<br />

an der Spree. „Der Kongress-Standort<br />

Berlin belegt eine Top-Platzierung in<br />

der Weltrangliste“, jubelt denn auch Burkhard<br />

Kieker, Geschäftsführer von visitBerlin,<br />

über die Zugkraft der Hauptstadt.<br />

Die touristische Bilanz der ostdeutschen<br />

Flächenländer fällt 2015 weniger euphorisch<br />

aus. Das belegt das mittlerweile 19.<br />

Tourismusbarometer des Ostdeutschen<br />

Sparkassenverbands, das seit 1998 die<br />

Tourismusentwicklung in den ostdeutschen<br />

Regionen widerspiegelt.<br />

Die Zahl der Übernachtungen stieg demnach<br />

in Brandenburg um 4,9 Prozent, in<br />

Mecklenburg-Vorpommern um 2,6 Prozent<br />

und in Sachsen-Anhalt um 2,4 Prozent.<br />

Einbußen erlitten hingegen die Südländer<br />

Sachsen und Thüringen (minus 0,9<br />

und minus 0,3 Prozent). Insgesamt meldeten<br />

die Betriebe in Ostdeutschland (ohne<br />

Berlin) 78,1 Millionen Übernachtungen.<br />

Damit sank der Marktanteil des ostdeutschen<br />

Beherbergungsgewerbes an den<br />

gesamtdeutschen Übernachtungszahlen<br />

leicht auf 17,9 Prozent. Bundesweit stieg<br />

die Zahl der Übernachtungen um 2,9 Prozent.<br />

Bundesgartenschau treibt<br />

Besucherzahlen<br />

In Brandenburg zogen laut Potsdamer Wirtschaftsministerium<br />

das Reisegebiet Seenland<br />

Oder-Spree, der Spreewald und das<br />

Ruppiner Seenland die meisten Erholungssuchenden<br />

an. Den stärksten Zuwachs verzeichnete<br />

das Havelland mit einem Plus<br />

von 17,4 Prozent bei den Übernachtungen<br />

– der Bundesgartenschau sei Dank.<br />

Brandenburg lockte vermehrt auch internationale<br />

Gäste, insbesondere aus Polen und<br />

den Niederlanden. „Das verstärkte Auslandsmarketing<br />

der Tourismus-Marketing<br />

Brandenburg GmbH hat Früchte getragen“,<br />

begründete Brandenburgs Wirtschaftsminister<br />

Albrecht Gerber die Zugewinne. Mit<br />

mehr als 10.000 Unternehmen und einem<br />

Umsatz von über 4,3 Milliarden Euro bleibt<br />

der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige<br />

in der Mark.<br />

Solche Wachstumszahlen sind im ostdeutschen<br />

Fremdenverkehr aber längst<br />

kein Selbstläufer mehr. Nur 25 von 42<br />

ostdeutschen Reiseregionen lagen 2015<br />

im Plus. Gewinne verbuchen laut Sparkassen-Tourismusbarometer<br />

Ostdeutschland<br />

neue Reiseziele wie etwa die in ehemaligen<br />

Tagebauen geschaffenen künstlichen<br />

Seenlandschaften. Auf der anderen Seite<br />

manifestieren sich aber auch Standortnachteile<br />

des Ostens in den Bilanzen. Der<br />

Trend zum Städtetourismus etwa schlägt<br />

im Osten nicht in vollem Umfang zu Buche<br />

– schlicht aufgrund einer geringeren<br />

Zahl an Großstädten.<br />

Foto: visitBerlin/Wolfgang Scholvien<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


FERIEN DAHEIM | 37<br />

TOURISMUS: DIE SAISONBILANZ 2015<br />

Veränderungen der Übernachtungen<br />

Fotos: OSV (oben), Möller Mediengruppe (unten), Quelle Schaubild: OSV-Tourismusbarometer<br />

Bundesland in Prozent in Millionen<br />

Berlin + 5,4 + 1,8<br />

Hamburg + 5,3 + 0,6<br />

Brandenburg + 4,9 + 0,6<br />

Bremen + 3,8 + 0,1<br />

Bayern + 3,4 + 2,9<br />

Baden-Württemberg + 3,3 + 1,6<br />

Hessen + 3,2 + 1,0<br />

Rheinland-Pfalz + 2,9 + 0,6<br />

Schleswig-Holstein + 2,8 + 0,7<br />

Mecklenburg-Vorpommern + 2,6 + 0,8<br />

Sachsen-Anhalt + 2,4 + 0,2<br />

Niedersachsen + 2,2 + 0,9<br />

Saarland + 2,0 + 0,1<br />

Nordrhein-Westfalen + 1,6 + 0,8<br />

Thüringen - 0,3 - 0,<strong>03</strong><br />

Sachsen - 0,9 - 0,2<br />

Mancher Gästeschwund ist zudem hausgemacht.<br />

In Dresden sank die Zahl der<br />

Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr<br />

um drei Prozent, weil Gäste aus dem Inland<br />

fernblieben. Hier verdunkelten die Pegida-Demonstrationen<br />

das Geschäft. „Das<br />

Image der Stadt hat gelitten“, räumt Bettina<br />

Bunge, Chefin der Dresden Marketing<br />

GmbH, ein. Das Erzgebirge, die Leipziger<br />

Region und die Oberlausitz standen hingegen<br />

im Freistaat auf der Gewinnerseite.<br />

Mecklenburg-Vorpommern buhlte auch<br />

2015 erfolgreich um die Gunst der Reisenden.<br />

Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst<br />

und die Insel Rügen mit Hiddensee bauten<br />

ihre Übernachtungszahlen überdurchschnittlich<br />

aus. „Neue Veranstaltungsformate,<br />

neue Hotel- und Freizeiteinrichtungen<br />

sowie verstärkte Kooperationen mit<br />

internationalen Veranstaltern haben zum<br />

Wachstum beigetragen“, freut sich Jürgen<br />

Seidel, Präsident des Tourismusverbandes<br />

Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Sachsen-Anhalt punktete im zurückliegenden<br />

Jahr mit der Bundesgartenschau in<br />

Havelberg und der Cranach-Ausstellung<br />

in der Region Anhalt-Dessau-Wittenberg.<br />

7,61 Millionen Übernachtungen zählte das<br />

nicht unbedingt als klassisches Reiseziel<br />

geltende Land und sieht sich auf einem<br />

Dr. Michael Ermrich,<br />

Geschäftsführender<br />

Präsident des Ostdeutschen<br />

Sparkassenverbands.<br />

guten Weg, das angestrebte<br />

Ziel von acht<br />

Millionen Übernachtungen<br />

bis 2020 erreichen<br />

zu können.<br />

Digitalisierung<br />

als Aufgabe<br />

Der Wettbewerb für die<br />

ostdeutschen Reiseregionen<br />

hat sich verschärft.<br />

„Wir müssen umdenken“, warnte der Geschäftsführende<br />

Präsident des Ostdeutschen<br />

Sparkassenverbands Dr. Michael<br />

Ermrich anlässlich der Präsentation des<br />

OSV-Tourismusbarometers. „In Zeiten, in<br />

denen quantitative Zuwächse nicht mehr<br />

selbstverständlich sind, kommt Strategien<br />

zur Marktsicherung eine größere Bedeutung<br />

zu.“ Ermrich empfiehlt der Branche,<br />

auf qualitatives Wachstum zur Wertsteigerung<br />

zu setzen.<br />

Zu einem ähnlichen Schluss gelangen die<br />

Experten des OSV-Tourismusbarometers:<br />

Die ostdeutsche Tourismusbranche solle<br />

Beliebtes Reiseziel auf Rügen: die Kreidefelsen.<br />

in Qualität, Gästezufriedenheit und Infrastruktur<br />

investieren, Kooperationen verwirklichen<br />

und den Faktor Tourismus für<br />

die Regionalentwicklung nutzen.<br />

Um die Entwicklung rückläufiger Wachstumszahlen<br />

zu kontern, wollen etwa Thüringen<br />

und Brandenburg mit neuen Tourismuskonzeptionen<br />

frische Impulse setzen.<br />

Zu den wichtigsten Themen zählt dabei die<br />

optimale Nutzung der Digitalisierung, die<br />

laut OSV-Tourismusbarometer das Reisegeschäft<br />

in den kommenden Jahren revolutionieren<br />

wird. Noch hinkt das Gastgewerbe<br />

hier Branchen wie dem Einzelhandel oder<br />

der Finanzwirtschaft deutlich hinterher.<br />

Ein aktuelles Beispiel für die Möglichkeiten<br />

der Digitalisierung: Der 1.010 Kilometer<br />

lange Lutherweg verbindet in<br />

Thüringen Wirkungsstätten des Reformators.<br />

Pünktlich zum Lutherjahr 2017<br />

können nun Wanderer auf www.lutherlandthueringen.de<br />

Touren planen und Unterkünfte<br />

direkt buchen. Mit Hilfe einer App<br />

kann zudem direkt vor Ort navigiert werden.<br />

W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


38 | W+M TITEL<br />

Schlosshotel Burg Schlitz.<br />

BURG SCHLITZ<br />

Burg Schlitz 2, 17166 Hohen-Demzin<br />

Telefon: <strong>03</strong>996 12700<br />

info@burg-schlitz.de, www.burg-schlitz.de<br />

Logieren, wie es einst<br />

Könige und Fürsten taten<br />

Preis pro Nacht: ab 198 Euro<br />

Wellness: Finnische Sauna, Dampfsauna,<br />

Pool, Massage- und Kosmetikräume<br />

Freizeitangebote: Tennisplatz, Golfplätze<br />

in der Umgebung, hoteleigene<br />

Fahrräder, Bibliothek, 35 Pferdeboxen,<br />

250 Hektar große Privatjagd, Reiten,<br />

Wild-Kochkurse<br />

Tagung: Tagungsräume für bis zu<br />

40 Personen<br />

Ambitionierte und raffinierte Schlosshotels<br />

in den neuen Bundesländern<br />

Wer eine Flucht aus dem Alltag<br />

sucht, einen besonderen Ort<br />

zum Tagen oder einfach nur<br />

mal etwas Anderes für den Urlaub, für<br />

den könnten Schlosshotels genau das<br />

Richtige sein. Überall in den neuen Bundesländern<br />

gibt es zahlreiche Schlosshotels,<br />

die einen Besuch lohnen. Viele haben<br />

schwere Zeiten durchgemacht. Einige<br />

dienten nach dem Krieg zunächst<br />

als Unterkünfte für Heimatvertriebene,<br />

später wurden sie als Krankenhäuser,<br />

Schulen, Senioren- oder Kinderheime<br />

genutzt. Dementsprechend waren sie<br />

nach der Wende abgewohnt und heruntergekommen.<br />

Aber inzwischen sind viele<br />

aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht<br />

und heute zu traumhaften Kleinoden geworden.<br />

Manche wurden für den symbolischen<br />

Betrag von damals noch einer<br />

Mark oder später für einen Euro, andere<br />

für viel Geld, an Investoren – oft Idealisten<br />

– verkauft, die viele Entbehrungen auf<br />

sich nahmen, viel Mühe, Zeit und Geld<br />

aufwandten, um den Schlössern den<br />

Glanz und Charme zu verleihen, den sie<br />

heute besitzen. <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

stellt Ihnen – beginnend mit dieser Ausgabe<br />

– in loser Folge besonders interessante<br />

Schlosshotels in den neuen Bundesländern<br />

vor.<br />

Reminiszenz<br />

an die Antike<br />

Inmitten der Mecklenburgischen Schweiz<br />

liegt Burg Schlitz, eines der bedeutendsten<br />

Gebäude des Klassizismus in Deutschland.<br />

1806 lies Hans Graf von Schlitz das dreiflügelige<br />

Herrenhaus auf den Resten einer alten<br />

Burg errichten, den weitläufigen Park<br />

plante er selbst. 1931 geriet das Gut nach<br />

einem Konkurs in Besitz der Mecklenburgischen<br />

Landwirtschaftsgesellschaft, die<br />

es ein Jahr später an den Generaldirektor<br />

der Deutschen Bank verkaufte. Nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gut<br />

enteignet und zunächst als Flüchtlingsunterkunft,<br />

später als Schule und Seniorenheim<br />

genutzt. 2011 kaufte es das Ehepaar<br />

Hoeck, sanierte es liebevoll und baute es<br />

zu einem Hotel um.<br />

Die eleganten acht Suiten und zwölf Zimmer<br />

des Relais & Châteaux Schlosshotel<br />

Burg Schlitz haben das Schlossambiente<br />

aus dem frühen 19. Jahrhundert bewahrt.<br />

Sie sind stilvoll mit Biedermeier-Antiquitäten<br />

und maßgefertigtem Mobiliar der traditionsreichen<br />

Manufaktur Hellerau eingerichtet.<br />

Auch den neugotisch gestalteten<br />

Wappen-Saal, in dem sich das von der<br />

Grand Cuisine Aromatique und der klassisch<br />

französischen Küche inspirierte Gourmetrestaurant<br />

befindet, und den Schinkel-<br />

Saal mit seinen handbemalten Tapisserien,<br />

Kronleuchtern und seiner klassizistischen<br />

Gestaltung erfüllen eine elegante romantisch-fürstliche<br />

Atmosphäre. Im Wellness-<br />

Bereich kann man Körper und Seele pflegen<br />

lassen und beim Spaziergang durch<br />

den Landschaftspark die Ruhe genießen.<br />

Oase im<br />

Chemiedreieck<br />

Die Überraschung gelingt auf der Stelle:<br />

Nur wenige Kilometer von Leuna und Buna<br />

entfernt, taucht der Gast plötzlich in ein<br />

romantisch-grünes Idyll wie aus einer anderen<br />

Welt ein. Denn das aufwändig restaurierte<br />

Schloss Schkopau bettet sich<br />

in einen großen Park. Dass die einstige<br />

Reichsburg im 10. Jahrhundert erstmals<br />

als karolingische Festung Erwähnung fand,<br />

verraten der nie zerstörte Bergfried sowie<br />

die Wehrmauer. Seit 2001 schützt diese<br />

das exklusive Schlosshotel vor fremden Blicken,<br />

Alltagshektik und Straßenlärm.<br />

Gleichwohl das Innere des Adelsbaus, der<br />

1876 seine heutige Neorenaissancefassade<br />

erhielt, in seiner Funktionalität dem<br />

Komfort heutiger Zeit folgt, blieb doch die<br />

bauliche Hülle mittelalterlich. Gespeist<br />

wird im Tonnengewölbe „Zum alten Ritter“<br />

oder ganz stilvoll im Restaurant „Le<br />

Château“. Die Küche ist gehoben und international<br />

und damit auch ein wichtiger Eck-<br />

Foto: Schlosshotel Burg Schlitz<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


FERIEN DAHEIM | 39<br />

SCHLOSSHOTEL SCHKOPAU<br />

Am Schloss, 06258 Schkopau, Telefon: <strong>03</strong>461 749-0<br />

info@schlosshotel-schkopau.de, www.schlosshotel-schkopau.de<br />

Preis pro Nacht: ab 179 Euro<br />

Wellness: Spa, Massagen, Kosmetik, Whirlpool<br />

Freizeitangebote: Kulinarische Veranstaltungen, zum Beispiel<br />

Krimi-Dinner, diverse Attraktionen in näherer Umgebung,<br />

unter anderem Halloren-Museum, Beatles-Museum, Bergzoo<br />

Tagung: Räumlichkeiten bis zu 322 Personen<br />

Schlosshotel Schkopau.<br />

pfeiler für eine Reihe von Arrangements,<br />

die sich etwa „Balinesischer Traum“, „Karibik<br />

Feelings“ oder „Zeit für beste Freundinnen“<br />

nennen. Der dauergestresste Zeitgenosse<br />

ahnt es: Dahinter verbergen sich<br />

hauseigene Wohlfühlbehandlungen.<br />

ahnt man indes noch nichts vom malerischen<br />

Innenhof, zu dem efeuumrankte Stufen<br />

hinaufführen, und schon gar nichts vom<br />

umgebenden Barockgarten samt Hecken<br />

und Wasserspielen.<br />

Fotos: Harald Lachmann<br />

Insgesamt 54 individuell und großzügig geschnittene<br />

Zimmer, Suiten und Gemächer,<br />

alle mit ausgesuchtem Mobiliar eingerichtet,<br />

sorgen dafür, dass man das Schloss<br />

während eines langen Wochenendes praktisch<br />

nie verlassen muss.<br />

Dem Nebel der<br />

Geschichte entstiegen<br />

Woher der Name der Festung Schweinsburg<br />

rührt, liegt ebenso im Nebel einer<br />

gut tausendjährigen Geschichte verborgen<br />

wie die Herkunft des Geschlechts derer<br />

zu Crimmitschau, die diese Wasserburg<br />

in Neukirchen bei Zwickau lange bewohnten.<br />

Etwas erhöht über dem Städtchen gelegen,<br />

strahlt sie noch immer Erhabenheit<br />

aus. Erblickt man sie von der Straße her,<br />

Bei den 75 Zimmern hat man die Qual der<br />

Wahl: fürstlich im Türmchen, verträumt mit<br />

Blick auf den Garten oder farbenfroh im<br />

Neubau, der an ein Kavaliershaus erinnert.<br />

Schlossgespenst August kann einem überall<br />

begegnen, so auch beim Nachtmahl im<br />

Hotelrestaurant „Castell“, das kreativ sächsische<br />

Produkte verarbeitet. Auf der Karte<br />

stehen fangfrisches Zanderfilet oder zartes<br />

Rinderfiletsteak, kredenzt mit feinen<br />

Weinen.<br />

Das Schlosshotel wurde bereits zu einem<br />

der „Besten Tagungshotels Deutschlands“<br />

gekürt, auch aufgrund der gelungenen Synthese<br />

aus technischer Ausstattung sowie<br />

feudalem Charme, etwa im Rittersaal und<br />

im elegant-festlichen Damensalon. Ein<br />

Highlight bildet der durchflutete Wellnessbereich<br />

mit Sauna und Massagestudio.<br />

HOTEL SCHLOSS SCHWEINSBURG<br />

Hauptstraße 147–149,<br />

08459 Neukirchen/Pleiße<br />

Telefon: 0800 1010880<br />

kontakt@schloss-schweinsburg.de<br />

www.schloss-schweinsburg.de<br />

Schloss Machern und das Hotel im<br />

Kavaliershaus.<br />

Wegbereiter für<br />

englische Gärten<br />

Nur die Wörlitzer Anlagen waren wohl ab<br />

Mitte des 18. Jahrhunderts noch wegweisender<br />

für den Siegeszug englischer Gärten<br />

in deutschen Landen als jener Landschaftspark<br />

Machern vor den Toren Leipzigs.<br />

Doch sehenswert ist das intime Terrain<br />

aus Baumalleen, Wiesen und Auen,<br />

einem großen Teich sowie einem Dammwildgatter<br />

nicht minder. Allein die Vielzahl<br />

historisierender Architekturkleinode wie<br />

Ritterburg, Pyramide, Agnes- und Hygiea-<br />

Tempel lohnen das Lustwandeln.<br />

Hotel Schloss Schweinsburg.<br />

Preis pro Nacht: ab 60 Euro<br />

Wellness: Entspannungsbereich mit<br />

Sauna, Massagen, Kosmetik<br />

Freizeitangebote:<br />

Golfanlage in der Umgebung, Trabi-<br />

Fahrt, Nordic Walking, Fahrradtouren,<br />

Weihnachtliche Wildschweinjagd<br />

Tagung: Räumlichkeiten und<br />

Veranstaltungshalle bis 300 Personen<br />

Alle Wege laufen letztlich auf das barocke<br />

Schloss Machern zu – eine frühere Wasserburg,<br />

die ab 1430 vom Grafengeschlecht<br />

derer von Lindenau bewohnt wurde. Nach<br />

einem Dachstuhlbrand 1981 war es denkmalgerecht<br />

rekonstruiert und ab 1990 auch<br />

sorgsam restauriert worden. So dient das<br />

Schloss, das in der Ritterstube eines der<br />

schönsten deutschen Standesämter birgt,<br />

nun als stilvolle Kulisse für Theater, Konzerte,<br />

Ausstellungen, Kostümbälle, aber auch<br />

Seminare und Familienfeiern. Die Gäste<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


40 | W+M TITEL<br />

übernachten dann direkt nebenan im Kavalierhaus.<br />

Das bietet 44 individuell eingerichtete<br />

Komfortzimmer sowie ein sehr stilvolles<br />

„Ristorante il Cavaliere“, bei dem der<br />

Name Programm ist: La Dolce Vita. Der hoteleigene<br />

Wellnessbereich lockt mit entspannenden<br />

Behandlungen.<br />

SCHLOSS MACHERN<br />

Schlossplatz 1,<br />

04827 Machern<br />

Telefon: <strong>03</strong>4292 8090<br />

info@schlossmachern.de<br />

www.schlossmachern.de<br />

Preis pro Nacht: ab 94 Euro<br />

Wellness: Massagen, Sauna, Whirlpool<br />

Freizeitangebote: Golfplatz, Schlossführungen,<br />

Biker-Specials, Lagerfeuer, Reitunterricht,<br />

Cessna-Flüge<br />

Tagung: Räumlichkeiten bis 80 Personen<br />

Hotel Resort Schloss Auerstedt.<br />

In der Toskana<br />

des Ostens<br />

Steht man im abgeschotteten Innenhof<br />

vor der kleinen Freitreppe des Schlosses<br />

Auerstedt, meint man unwillkürlich Hufgetrappel<br />

zu hören: Kommen da die vier<br />

Musketiere angeritten? Nun ja, französische<br />

und erst recht preußische Stiefeltritte<br />

erlebte das historische Pflaster auf jeden<br />

Fall schon. Denn zur Doppelschlacht<br />

von Jena und Auerstedt, die hier Napoleon<br />

1806 noch für sich entschied, befand sich<br />

im Schloss das Hauptquartier der Preußen.<br />

Und irgendwie erhielt sich im weitläufigen<br />

Hof- und Gartenensemble<br />

jenes<br />

Flair, das sich<br />

zudem recht ländlich-anmutig<br />

in das<br />

umgebende Weinland<br />

bettet. Nicht<br />

ohne Grund vermarktet<br />

sich dieser<br />

Thüringer Ausläufer<br />

der Saale-<br />

Unstrut-Region<br />

als Toskana des<br />

Ostens. Während<br />

sich im Schloss<br />

über vier Etagen<br />

ein Restaurant und<br />

Museumscafé erstreckt,<br />

atmen die<br />

15 Appartements<br />

und Maisonettes in<br />

den Nebengebäuden<br />

viel Gespür für<br />

architektonische Genauigkeit. Dass dennoch<br />

der Bogen zu moderner Interpretation<br />

gelingt, liegt an zwei Sehenswürdigkeiten<br />

im Resort: dem Auerworld-Palast als<br />

eines der größten lebenden Bauwerke der<br />

Welt sowie dem exotischen Projekt „Maloca“.<br />

In diesem Weltdorfgemeinschaftshaus<br />

trifft der Zeitgeist auf die Baukunst<br />

brasilianischer Regenwald-Indianer.<br />

Nur wenige Autominuten entfernt, lockt<br />

die „Toskana Therme“ ins Weinbaustädtchen<br />

Bad Sulza. Experten, die es wissen<br />

wollen, führen sie auf der „Liste der 100<br />

besten Bäder der Welt“.<br />

Modernität in<br />

historischem Gemäuer<br />

Einige Kilometer nördlich von Potsdam<br />

liegt Schloss Kartzow. Das Gutshaus des<br />

ehemaligen Ritterguts aus dem 15. Jahrhundert<br />

wurde 1912 abgerissen und dort<br />

bis 1914 das heutige Schloss errichtet.<br />

1940 wurde der Gutspark vom ehemaligen<br />

Gartendirektor von Sanssouci Georg<br />

Potente zum Landschaftspark umgestaltet.<br />

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges<br />

diente es zunächst als Unterkunft für Heimatvertriebene.<br />

Ab 1949 nutzte man es<br />

als Kindergenesungsheim der Volkssolidarität<br />

und später als Kinderheim. Die Wende<br />

überstand es zunächst als Sanatorium<br />

für nierenkranke Kinder, welches von<br />

1984 bis 1996 dort untergebracht war. Danach<br />

stand es zehn Jahre lang leer, bis es<br />

2006 von der Stadt in private Hand überging.<br />

Im Anschluss wurde es aufwendig<br />

restauriert. Seit 2008 gibt es eine Außenstelle<br />

des Potsdamer Standesamtes und<br />

seit 2010 den Hotelbetrieb.<br />

Schloss Kartzow besticht durch modernes<br />

Design. Die Suiten und Zimmer sind individuell<br />

und stilvoll eingerichtet. Es eignet<br />

Fotos: Harald Lachmann (oben), Schloss Kartzow GmbH & Co KG (unten)<br />

RESORT SCHLOSS AUERSTEDT<br />

Schlosshof,<br />

99518 Auerstedt<br />

Telefon: <strong>03</strong>6461 92000<br />

info@auerstedt.org<br />

www.auerstedt.org<br />

Preis pro Nacht: ab 84 Euro<br />

Freizeitangebote: Kanutouren, Erlebnistierpark,<br />

Kletterwald, Arche Nebra, Zeiss<br />

Planetarium, Toskana-Therme und Wanderwege<br />

in der Umgebung, Fahrrad- und<br />

Segwaytouren<br />

Tagung: Räumlichkeiten bis 120 Personen<br />

Schloss Kartzow.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


FERIEN DAHEIM | 41<br />

Fotos: Schlosshotel Fürstlich Drehna (oben), Schloss Purschenstein Hotel GmbH (unten)<br />

sich nicht nur als Urlaubsdomizil, sondern<br />

ebenso als Tagungsort und für Hochzeitsfeiern.<br />

Auch sonst bietet es interessante<br />

Veranstaltungen wie Ausstellungen und<br />

Konzerte. Speisen gibt es mit Kräutern<br />

aus dem eigenen Schlossgarten und Torten<br />

aus der hauseigenen Patisserie. Entspannung<br />

und Ruhe findet man sowohl im<br />

Wellness- und SPA-Bereich, als auch im<br />

weitläufigen Park.<br />

SCHLOSS KARTZOW<br />

Kartzower Dorfstraße 16,<br />

14476 Potsdam<br />

Telefon: <strong>03</strong>32 082323-0<br />

info@schloss-kartzow.de<br />

www.schloss-kartzow.de<br />

Preis pro Nacht: ab 155 Euro<br />

Wellness: Sauna, Massage, Kosmetik<br />

Freizeitangebote: Konzerte,<br />

Ausstellungen, Krimi-Dinner, Nordic<br />

Walking und Fahrradfahren im Park<br />

Tagung: unterschiedliche Tagungsräume<br />

für bis zu 80 Personen<br />

Schloss Purschenstein.<br />

SCHLOSS PURSCHENSTEIN<br />

Purschenstein 1,<br />

09544 Neuhausen/Erzgebirge<br />

Telefon: <strong>03</strong>7361 14080<br />

info@purschenstein.de<br />

www.purschenstein.de<br />

Festung an der<br />

Salzstraße<br />

In Neuhausen im Erzgebirge<br />

liegt das um<br />

das Jahr 1200 errichtete<br />

Schloss Purschenstein.<br />

Schützte es damals<br />

die Salzstraße<br />

von Mitteldeutschland<br />

nach Böhmen, so bietet<br />

es heute Erholung für Urlauber und<br />

Räume für Tagungen, Hochzeiten und<br />

ähnliche Veranstaltungen. Das Schloss<br />

wurde im Laufe seiner Geschichte mehrfach<br />

umgebaut, auch weil es das Schicksal<br />

nicht immer gut meinte: Es gab Blitzeinschläge,<br />

Brände, Beschädigungen<br />

während des Dreißigjährigen Krieges und<br />

Plünderungen nach dem Zweiten Weltkrieg.<br />

Von 1951 bis 1955 nutzte die katholische<br />

Caritas das Schloss als Kinderheim.<br />

Anschließend diente es bis zum<br />

Brand 1989, in dem wieder große Teile<br />

des Schlosses zerstört wurden, als Kulturhaus<br />

des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />

(FDGB) der DDR. Zwischen<br />

1990 und 2001 erfolgte der Wiederaufbau.<br />

Danach befanden sich die<br />

DDR-Motorradsammlung der Familie<br />

Schwarz und eine Gaststätte im Schloss,<br />

bis es 2005 der niederländische Unternehmer<br />

Roel Praagman kaufte und in ein<br />

Hotel umbauen ließ.<br />

Die individuell gestalteten Suiten, Maisonettes<br />

und Doppelzimmer verbinden historisches<br />

Ambiente und Gemütlichkeit<br />

mit klassischer Moderne und Eleganz.<br />

Entspannung findet man bei Massagen<br />

im Wellness-Bereich, beim Schwimmen,<br />

in der Sauna und der Dampfgrotte in den<br />

romantischen Kellergewölben. Die reizvolle<br />

Landschaft des Erzgebirges lädt ein<br />

zum Spazieren, Wandern oder zu Radtouren.<br />

Preis pro Nacht: ab 110 Euro<br />

Wellness: Massagen, Sauna,<br />

Dampfgrotte, Pool<br />

Freizeitangebote: Kochkurse, Krimi-Dinner<br />

Tagung: Räumlichkeiten für bis zu<br />

120 Personen<br />

Schlosshotel Fürstlich Drehna.<br />

Fürstliche Residenz<br />

in der Niederlausitz<br />

Auf halbem Wege zwischen Berlin und<br />

Dresden liegt das kleine Örtchen Fürstlich<br />

Drehna mit seiner circa 500 Jahre alten<br />

und von einem Wassergraben umgebenen<br />

Burg, in der man heute Urlaub verbringen,<br />

Feste feiern oder sein Unternehmen<br />

tagen lassen kann. Graf Moritz von Lynar<br />

benannte Ort und Schloss nach seiner Erhebung<br />

in den Fürstenstand zu Beginn des 19.<br />

Jahrhunderts in Fürstlich Drehna um. 1819<br />

gestaltete Peter Joseph Lenné den Landschaftspark.<br />

Nach der Enteignung nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss<br />

als Jugendwerkhof genutzt. Von 2006 bis<br />

2007 wurde es saniert und zu einem Hotel<br />

umgebaut. Heute gehören das Schloss<br />

Fürstlich Drehna und der Landschaftspark<br />

der Brandenburgischen Schlösser GmbH.<br />

Im Schloss befinden sich 24 individuell historisch<br />

eingerichtete Suiten und Zimmer.<br />

Im „Amtshaus“ neben der Burganlage befinden<br />

sich 26 weitere Zimmer im Landhausstil.<br />

Zur Entspannung steht ein Pool<br />

mit Gegenstromanlage zur Verfügung und<br />

im Wellness-Bereich kann man sich massieren<br />

und kosmetisch behandeln lassen.<br />

<br />

SCHLOSSHOTEL FÜRSTLICH DREHNA<br />

Lindenplatz 8,<br />

15926 Luckau/OT Fürstlich Drehna<br />

Telefon: <strong>03</strong>5324 3<strong>03</strong>-0<br />

info@schloss-drehna.de<br />

www.schloss-drehna.de<br />

Preis pro Nacht: ab 99 Euro<br />

Wellness: Pool, Massage, Kosmetik<br />

Tagung: Räume für bis zu 60 Personen<br />

Von Adrian M. Darr und<br />

Harald Lachmann<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


42 | W+M TITEL<br />

Idylle am<br />

Werbellinsee.<br />

Im Einklang<br />

mit der Natur<br />

Besonders junge Familien mit Kindern verbringen<br />

auch gern mehrere Urlaubstage im<br />

Barnim. Die Hotels, Pensionen und Kindereinrichtungen<br />

registrierten im Vorjahr mehr<br />

als 1,6 Millionen Übernachtungen. Durchschnittlich<br />

bleiben die Gäste 3,7 Tage im<br />

Barnim. Damit liegen wir über dem Brandenburger<br />

Landesdurchschnitt von 2,7 Tagen.<br />

Die Gäste kommen aus Berlin, ganz<br />

Deutschland, aber auch zunehmend aus<br />

dem Ausland, bevorzugt aus Polen, den<br />

Niederlanden und Frankreich.“<br />

Direkt hinter der Berliner Stadtgrenze erstreckt sich das bei<br />

Ausflüglern und Urlaubern immer beliebter werdende Barnimer<br />

Land. Wer als Tourist in den Landkreis Barnim kommt, kann aktiv<br />

eine ursprüngliche Natur und überraschende Kulturerlebnisse<br />

genießen. Von Karsten Hintzmann<br />

Der starke Besucherstrom kurbelt nicht nur<br />

den Fremdenverkehrssektor an, der Tourismus<br />

ist inzwischen grundsätzlich zu einem<br />

ernst zu nehmendem Wirtschaftsfaktor im<br />

Landkreis gereift. Pro Jahr generiert er einen<br />

Netto-Jahresumsatz von 241 Millionen<br />

Euro. Davon fließen rund sechs Millionen<br />

Euro als Steueraufkommen direkt<br />

in die Kassen der Kommunen. 9.000 Arbeitsplätze<br />

gibt es in der regionalen Tourismuswirtschaft.<br />

Kein Geringerer als Theodor Fontane<br />

formulierte die wohl schönsten<br />

Worte, die über den Werbellinsee<br />

im Norden des Barnims je geschrieben<br />

wurden: „Es ist ein Märchenplatz, auf<br />

dem wir sitzen, denn wir sitzen am Ufer<br />

des Werbellin.” In der Tat ist der Werbellinsee<br />

bis heute ein Kleinod, das sich seine<br />

natürliche Schönheit bewahrt hat, obgleich<br />

es Jahr für Jahr tausende Erholungssuchende<br />

anzieht.<br />

Besagter See ist eine von vielen Attraktionen,<br />

die die Region zu bieten hat. Vielerorts<br />

lässt es sich vortrefflich Rad fahren,<br />

wandern, laufen, paddeln und schwimmen.<br />

Dafür wurden 1.000 Kilometer<br />

Wander- und 700<br />

Kilometer Radwege erschlossen,<br />

gebaut<br />

und ausgeschildert.<br />

Es gibt 100 Kilometer<br />

befahrbare Wasserstraßen,<br />

150 zum<br />

Teil glasklare Seen<br />

(unter anderem die<br />

Geheimtipps Parsteinsee<br />

und Liepnitzsee) sowie<br />

90.000 Hektar Wald.<br />

Neben Aktivurlaubern kommen auch Kulturfans<br />

auf ihre Kosten. Die Palette reicht<br />

vom bedeutenden Industriedenkmal, dem<br />

Schiffshebewerk Niederfinow, über das<br />

Kloster Chorin, das Barnim Panorama mit<br />

dem Agrarmuseum in Wandlitz bis hin zum<br />

Schifffahrtsmuseum in Oderberg. Zu den<br />

beliebtesten Festivitäten in der Region gehören<br />

der Choriner Musiksommer, das Musikfestival<br />

„Inselleuchten“ in Marienwerder<br />

und das Hussitenfest in Bernau.<br />

Rüdiger Thunemann, Geschäftsführer der<br />

für die Ankurbelung von Wirtschaft und<br />

Tourismus im Barnim zuständigen Fördergesellschaft<br />

WITO, ist durchaus zufrieden,<br />

wenn er über die Entwicklung in<br />

den letzten Jahren spricht:<br />

„Unser Landkreis ist von<br />

seiner Grundstruktur<br />

und seiner Lage am<br />

Rande Berlins eine<br />

typische Ausflugsregion.<br />

Jahr für Jahr besuchen<br />

uns rund zehn<br />

Millionen Tagesgäste.<br />

WITO-Chef<br />

Rüdiger Thunemann.<br />

WITO-Chef Thunemann: „Wir wollen mit<br />

unserem Schatz, einer wunderbaren Natur<br />

in unmittelbarer Nähe zur Metropolregion<br />

Berlin, nachhaltig und klug umgehen. Ich<br />

bin mir sicher, dass wir mit unserem Motto<br />

‚Ursprüngliches ganz nah‘ noch mehr<br />

Menschen für den Tourismus im Barnim<br />

gewinnen können.“<br />

W+M<br />

TOURISTISCHE ATTRAKTIONEN<br />

IM BARNIMER LAND<br />

• Kloster Chorin:<br />

altes Zisterzienser-Kloster.<br />

• Schiffshebewerk Niederfinow:<br />

imposanter Industriebau,<br />

1927–1934 errichtet.<br />

• Finowkanal: älteste künstlich<br />

angelegte Wasserstraße<br />

Deutschlands (über 400 Jahre alt).<br />

• Werbellinsee: 13 Kilometer lang,<br />

bis 60 Meter tief, glasklares Wasser.<br />

• Schorfheide: Wanderparadies und<br />

traditionsreiches Jagdgebiet.<br />

• Buchenwald Grumsin:<br />

Weltkulturerbe der Unesco.<br />

• Zoo Eberswalde: ausgezeichnet als<br />

„Bester kleiner Zoo“ Deutschlands.<br />

Mehr Informationen zur Reiseregion<br />

unter: www.barnimerland.de.<br />

Fotos: face/Jürgen Rocholl (oben), WITO GmbH (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


FERIEN DAHEIM | 43<br />

RAGNITZ ANALYSIERT<br />

Tourismus als<br />

regionalwirtschaftlicher<br />

Hoffnungsträger<br />

in Ostdeutschland?<br />

Kap Arkona<br />

Warnemünde<br />

Uckersee<br />

Weimar<br />

Rennsteig<br />

Kyffhäuser<br />

Foto: ifo Dresden<br />

Angesichts oftmals ungünstiger<br />

wirtschaftlicher Perspektiven suchen<br />

viele ostdeutsche Regionen<br />

ihr Heil in einer Stärkung des Tourismus.<br />

Tatsächlich kann Ostdeutschland ja<br />

auch mit vielen touristischen Höhepunkten<br />

aufwarten: Auf der einen Seite die<br />

Städte als Anziehungspunkt insbesondere<br />

für den Kulturtourismus, auf<br />

der anderen Seite attraktive<br />

ländliche Räume als<br />

Ziel für Erholungssuchende.<br />

Häufig funktioniert<br />

das auch gut,<br />

denkt man an Dresden<br />

oder Potsdam<br />

auf der einen Seite,<br />

die Ostseeküste oder<br />

den Spreewald auf<br />

der anderen. In vielen<br />

Regionen scheint der<br />

Fremdenverkehr aber<br />

auch eher der Strohhalm<br />

zu sein, an den<br />

man sich klammert,<br />

weil der Aufbau einer<br />

leistungsfähigen Wirtschaft bislang nicht<br />

so weit vorangekommen ist wie erhofft<br />

– und hier ist es fraglich, ob es wirklich<br />

erfolgversprechend ist, jetzt auf dieses<br />

Standbein zu setzen. Der Ausbau touristischer<br />

Angebote mag vielleicht noch Naherholungssuchende<br />

aus der Region selber<br />

ansprechen, insoweit zur Stärkung „weicher“<br />

Standortfaktoren beitragen; die Erwartung,<br />

zusätzliche Einkommen durch<br />

„Export“ von Tourismusleistungen zu generieren,<br />

dürfte sich hier aber vielfach als<br />

Illusion erweisen.<br />

Professor Dr. Joachim Ragnitz<br />

ist Stellvertretender Leiter<br />

des ifo-Instituts Dresden.<br />

Zwar braucht sich Ostdeutschland als<br />

Reiseziel gegenüber anderen Regionen<br />

Deutschlands nicht zu verstecken. Aktuelle<br />

Daten deuten aber darauf hin, dass<br />

nach den stürmischen Aufbaujahren die<br />

Tourismuswirtschaft in Ostdeutschland<br />

inzwischen in eine Konsolidierungsphase<br />

eingetreten ist. Die ostdeutschen<br />

Tourismusstandorte können<br />

schon lange nicht mehr<br />

mit dem „Reiz des Unbekannten“<br />

werben,<br />

sondern müssen<br />

sich jetzt mehr und<br />

mehr auch qualitativ<br />

im Wettbewerb behaupten.<br />

Da trennt<br />

sich dann die Spreu<br />

vom Weizen – weniger<br />

attraktive Destinationen<br />

fallen zurück,<br />

nicht ausreichend<br />

service-<br />

orientierten Anbietern<br />

droht das Ausscheiden<br />

aus dem<br />

Markt. Zudem ist auch nicht zu verkennen,<br />

dass es in einigen Bereichen inzwischen<br />

wohl auch schon zu einem Überangebot<br />

einander ähnelnder touristischer<br />

Angebote gekommen ist – ob es wirklich<br />

einen so hohen Bedarf an Erlebnisbädern,<br />

Wellness-Hotels oder Denkmälern<br />

der Industriekultur gibt, muss doch fraglich<br />

erscheinen. Wenn dann in einzelnen<br />

Regionen auch noch ein fremdenfeindliches<br />

Image hinzukommt, kann die Blüte<br />

der Tourismuswirtschaft in Ostdeutschland<br />

auch rasch wieder vorbei sein.<br />

Unabhängig davon scheint es problematisch,<br />

wollte man regionalwirtschaftliche<br />

Entwicklungsstrategien allein oder<br />

auch nur hauptsächlich auf den Tourismus<br />

gründen: Der Wettbewerb ist hier<br />

ein internationaler, nicht nur ein nationaler;<br />

schon die klimatischen Bedingungen<br />

in Deutschland machen Gastgewerbe,<br />

Hotellerie und ergänzende Angebote<br />

immer zu einem Saisongeschäft; vielfach<br />

mangelt es auch an ausreichender Zahlungsbereitschaft<br />

der Kunden, so dass<br />

kaum kostendeckende Preise erzielt werden<br />

können. Eine Diversifikation der Wirtschaftsstruktur<br />

muss deshalb weiterhin<br />

das prioritäre Ziel aller regionalen Wirtschaftspolitik<br />

bleiben.<br />

Mancherorts wird das aber nicht funktionieren,<br />

so dass der Fremdenverkehr notgedrungen<br />

tatsächlich ein Standbein regionaler<br />

Entwicklung sein wird. Wenn man<br />

hier auf die Fremdenverkehrswirtschaft<br />

setzen will, muss man diese aber wohl<br />

noch stärker an den Bedürfnissen der potenziellen<br />

Kunden ausrichten: durch gemeinsame<br />

Vermarktung von Urlaubsregionen,<br />

durch verstärkte Serviceorientierung<br />

(hierzu zählen auch so profane Dinge<br />

wie die Öffnung touristischer Ziele auch<br />

an Wochenenden), durch Schaffung von<br />

Infrastrukturen, die die Abhängigkeit von<br />

Saisoneinflüssen verringern. Darauf zu<br />

hoffen, dass Fremdenverkehr ein Selbstläufer<br />

auch in weniger attraktiven Regionen<br />

sein könnte, wäre jedenfalls verfehlt.<br />

<br />

W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


44 | W+M POLITIK<br />

ifo Geschäftsklima Ostdeutschland im März <strong>2016</strong><br />

Ostdeutsche Wirtschaft<br />

bleibt zu Frühlingsbeginn skeptisch<br />

INDEX<br />

Das ifo Geschäftsklima für die gewerbliche Wirtschaft* der<br />

ostdeutschen Bundesländer hat sich im März abermals eingetrübt.<br />

Die ostdeutschen Befragungsteilnehmer nahmen<br />

ihre gute Lageeinschätzung erneut zurück und behielten per Saldo<br />

ihre zuletzt gesunkenen Geschäftserwartungen für die kommenden<br />

sechs Monate bei. Damit blickt die ostdeutsche Wirtschaft<br />

weiterhin skeptisch auf das zweite Quartal.<br />

Auch das ifo Beschäftigungsbarometer für die gewerbliche Wirtschaft<br />

in Ostdeutschland ist im März gesunken, und zwar recht<br />

deutlich. Besonders im Verarbeitenden Gewerbe und im Großhandel<br />

Ostdeutschlands wollen die Befragungsteilnehmer ihren<br />

Personalbestand nochmals kräftiger reduzieren als im Vormonat.<br />

Im ostdeutschen Bauhauptgewerbe blieben die Personalpläne gegenüber<br />

dem Vormonat dagegen im Wesentlichen unverändert.<br />

Die negative Tendenz des Geschäftsklimaindex wurde geprägt<br />

vom Verarbeitenden Gewerbe und dem Bauhauptgewerbe Ostdeutschlands.<br />

In beiden Bereichen trübte sich das Geschäftsklima<br />

jeweils spürbar ein. Im ostdeutschen Großhandel tendierte<br />

der Geschäftsklimaindex hingegen seitwärts und im Einzelhandel<br />

stieg er sogar kräftig an. Die ostdeutschen Einzelhändler waren<br />

nicht nur zufriedener mit ihrer gegenwärtigen Geschäftssituation,<br />

sondern auch zuversichtlicher mit Blick auf die Geschäftsentwicklung<br />

im kommenden halben Jahr. Die Aussichten der Befragten<br />

in den anderen Bereichen der gewerblichen Wirtschaft<br />

Ostdeutschlands verdüsterten sich hingegen etwas.<br />

Michael Weber und<br />

Prof. Joachim Ragnitz<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

MÄRZ 9,8<br />

VORMONAT 12,3<br />

Bauhauptgewerbe<br />

MÄRZ - 3,9<br />

VORMONAT 0,4<br />

Groß- und Einzelhandel<br />

MÄRZ 6,0<br />

VORMONAT 2,0<br />

ifo Geschäftsklima<br />

ifo Beschäftigungsbarometer<br />

VORMONAT<br />

7,4<br />

MÄRZ<br />

6,1<br />

VORMONAT<br />

- 3,0<br />

MÄRZ<br />

- 5,2<br />

* Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel verstanden.<br />

Foto: industrieblick/Fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


POLITIK | 45<br />

DER KOMMENTAR<br />

Foto: Privat<br />

Wettbewerbsfähige<br />

Industrie als Grundpfeiler<br />

Von Dr. Manfred Stolpe<br />

2025 stelle ich mir weiterhin eine wettbewerbsfähige<br />

Industrie als einen der Grundpfeiler<br />

unserer sozialen Marktwirtschaft<br />

vor. Die Industrie ist wesentlicher Markenkern<br />

unseres Wirtschaftsstandortes;<br />

sie sichert gute Jobs für hunderttausende<br />

Menschen – und unseren Kommunen<br />

wichtige Steuereinnahmen; in meiner Vorstellung<br />

steht sie für eine starke Sozialpartnerschaft<br />

und somit für sozialen Frieden.<br />

Damit das so bleibt, werden wir in Ostdeutschland<br />

vor allem drei Herausforderungen<br />

bewältigen müssen, die uns schon<br />

heute beschäftigen. Lassen Sie mich im<br />

Folgenden skizzieren, wie ich mir die Situation<br />

in zehn Jahren erhoffe:<br />

Fachkräfte<br />

Das A und O der Fachkräftesicherung ist<br />

nach wie vor die betriebliche Ausbildung.<br />

Gleichzeitig sind auch duale Studiengänge<br />

zunehmend gefragt. Die Unternehmensnachfolge<br />

– allein im brandenburgischen<br />

Handwerk stand 2015 in ungefähr jedem<br />

siebten Betrieb eine Unternehmensnachfolge<br />

an – ist dank einer ressortübergreifenden<br />

Gründungs- und Nachfolgestrategie<br />

erfolgreich gemeistert worden.<br />

Die Integration der Flüchtlinge, die seit<br />

2015 in großer Zahl nach Europa und insbesondere<br />

Deutschland kamen, war und<br />

ist eine große Herausforderung. Nachdem<br />

anfangs Unterbringung und Versorgung<br />

der Geflüchteten im Vordergrund standen,<br />

ist es inzwischen über gezielte Bildungs-<br />

und Ausbildungsangebote immer<br />

besser gelungen, die ehemaligen Flüchtlinge<br />

in den deutschen Wirtschafts- und<br />

Arbeitsmarkt zu integrieren. Davon profitieren<br />

nicht nur die ehemaligen Flüchtlinge,<br />

sondern auch die vor allem kleinen und<br />

mittelständischen Unternehmen in Ostdeutschland,<br />

denen es zuvor an Nachwuchs<br />

und Fachkräften mangelte.<br />

Digitalisierung<br />

Bei der vernetzten Produktion sind wir<br />

in Deutschland spitze. Die Industrie 4.0<br />

ist fast überall Realität. Weil es noch vor<br />

zehn Jahren vor allem kleinen und mittleren<br />

Unternehmen in Ostdeutschland<br />

oft an den nötigen Ressourcen für<br />

eine verstärkte Innovationsorientierung<br />

fehlte, hatte die Landesregierung<br />

Brandenburg 2015 an der<br />

Brandenburgischen Technischen<br />

Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg<br />

eine zentrale Anlaufstelle für Fragen<br />

der betrieblichen Digitalisierung geschaffen,<br />

das Innovationszentrum Moderne<br />

Industrie Brandenburg. Damit war<br />

Brandenburg bundesweit Vorreiter und<br />

sogar noch schneller als die Bundesregierung.<br />

In Cottbus können seither Unternehmer<br />

– auch Handwerker – einen<br />

persönlichen Innovations-Check-up vereinbaren.<br />

Die Beratung ist eng mit Förderprogrammen<br />

verknüpft.<br />

Dr. Manfred Stolpe war langjähriger Ministerpräsident<br />

Brandenburgs und Bundesverkehrsminister.<br />

Der Breitbandausbau, auch in den ländlichen<br />

Regionen, ist dank neuer Technologien<br />

abgeschlossen. Die Landesregierung<br />

hat dabei kräftig unterstützt.<br />

Energie<br />

Die deutsche Energiepolitik befindet sich<br />

in ausgewogener Balance zwischen Klimapolitik<br />

und Industriepolitik. Der Emissionsrechtehandel<br />

der EU ist mit Gespür<br />

für die Wechselwirkungen mit dem Welthandel<br />

und der Industriepolitik weltweit<br />

ausgestaltet.<br />

Die Braunkohle ist weiterhin ein wichtiger,<br />

verlässlicher Rohstoff für die Energieerzeugung,<br />

weil er nach wie vor Preisstabilität<br />

und Versorgungssicherheit garantiert.<br />

Aber die Strommenge, die aus Erneuerbaren<br />

Energien gewonnen wird, ist enorm<br />

gewachsen, auch in den alten Bundesländern.<br />

Dies rentiert sich vor allem dank<br />

neu entwickelter Speichertechnologien,<br />

die inzwischen flächendeckend im Einsatz<br />

sind. Umfassender Netzausbau und einheitliche<br />

Netzentgelte haben für eine faire<br />

Lastenverteilung des Ausbaus Erneuerbarer<br />

Energien in Deutschland gesorgt.<br />

Die Innovationsregion Lausitz GmbH sichert<br />

die Zukunft der Ober- und Niederlausitz<br />

und gestaltet den Strukturwandel<br />

der Region sensibel und in kluger Abstimmung<br />

mit Partnern<br />

aus Wirtschaft, Wissenschaft,<br />

Verwaltung und Politik.<br />

Mut, Veränderungsbereitschaft<br />

und Kreativität haben Ostdeutschland<br />

in den vergangenen 25 Jahren<br />

stark gemacht. Ich bin überzeugt:<br />

Wenn wir diese Eigenschaften<br />

beibehalten, wird Ostdeutschland<br />

im Jahr 2025 ein wettbewerbsfähiger<br />

Standort<br />

und eine lebenswerte<br />

Region bleiben.<br />

<br />

W+M<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


46 | W+M POLITIK<br />

Braucht Deutschland ein Gesetz zur Lohngerechtigkeit?<br />

Elke Ferner, Parlamentarische Staatssekretärin<br />

im Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend<br />

Lutz Goebel, Präsident des Verbands<br />

Die Familienunternehmer<br />

„Ja” „Nein”<br />

21 Prozent – das ist die Lohnlücke<br />

zwischen den Brutto-<br />

geplante Gesetz zur Entgelt-<br />

Das von der Bundesregierung<br />

stundenlöhnen von Männern<br />

gleichheit von Männern<br />

und Frauen in Deutschland. Die Lohnlücke hat<br />

und Frauen ist reine „Schaufensterpolitik“! Sowohl<br />

die „unbereinigte Lohnlücke“ von 21 Pro-<br />

viele Ursachen: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit,<br />

sie stecken zugunsten der Familie im Beruf<br />

zent wie auch die „bereinigte Lohnlücke“ von<br />

zurück, sie arbeiten in Berufen und Betrieben, wo sieben Prozent lassen sich fast vollständig durch<br />

schlechter bezahlt wird. Man kann die Lohnlücke die noch immer unterschiedliche Berufswahl von<br />

erklären, aber dadurch wird sie nicht gerechter. Wir Frauen und Männern, durch die unterschiedliche<br />

brauchen den Mindestlohn, wir brauchen eine Aufwertung<br />

typischer Frauenberufe, wir brauchen eine die Auszeiten infolge der Familiengründung erklä-<br />

Wochenarbeitszeit beider Geschlechter und durch<br />

bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wir ren. Leider greifen noch immer Frauen verstärkt<br />

brauchen mehr Lohngerechtigkeit in Deutschland. auf Berufe zurück, die niedriger bezahlt werden,<br />

Schon jetzt ist Lohndiskriminierung verboten und arbeiten mehr in Teilzeit als Männer und sind diejenigen,<br />

die sich neben dem Beruf stärker um die<br />

schon jetzt sind Unternehmen verpflichtet, sie zu<br />

beseitigen. Aber oft ist es schwierig, die Benachteiligung<br />

zu erkennen und zu beweisen. Das Recht Verfechtern von Gleichmacherei und Staatswirt-<br />

Familie kümmern. Fakten, die selbst den größten<br />

läuft in der Praxis ins Leere. Ein Lohngerechtigkeitsgesetz<br />

ändert das. Ein individueller Auskunftsan-<br />

nicht einmal abgestritten werden. Und dennoch<br />

schaft im politischen Spektrum bekannt sind und<br />

spruch würde Frauen die Möglichkeit geben, zu erfahren,<br />

wieviel Geld Männer im Schnitt für gleiche in Deutschland flächendeckend eine systemati-<br />

wird ein Gesetz vorgelegt, der den Unternehmen<br />

und gleichwertige Arbeit bekommen. Eine Überprüfung<br />

durch verbindliche Verfahren würde Un-<br />

Mit dieser unerhörten Begründung plant der Gesche<br />

Lohndiskriminierung von Frauen unterstellt.<br />

ternehmen die Möglichkeit geben, Diskriminierung setzgeber nicht nur den Angriff auf unverrückbare<br />

Prinzipien der Marktwirtschaft wie die Vertrags-<br />

in ihren Entgeltsystemen zu erkennen und zu beheben.<br />

Eine solche Verpflichtung wäre kein Bürokratiemonster:<br />

Große Unternehmen – und nur um mit praktisch auch das freie und individuelle Ausfreiheit<br />

und die Tarifautonomie. Er verhindert da-<br />

die geht es – verfügen schon über die dazu notwendigen<br />

Daten. Regelmäßige Berichte schaf-<br />

Arbeitgeber. Vielmehr sollte der Staat seiner Aufhandeln<br />

von Löhnen zwischen Arbeitnehmer und<br />

fen Transparenz und stoßen konkrete Maßnahmen<br />

an. Das Gesetz geht die Lohnlücke direkt<br />

frastruktur bei der Kinderbetreuung sorgen. Eine<br />

gabe gerecht werden und für eine vernünftige In-<br />

dort an, wo sie entsteht, in den Betrieben. Wir<br />

bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist aus<br />

brauchen ein Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit<br />

in Deutschland.<br />

sere Entlohnung von Frauen<br />

meiner Sicht der Knackpunkt, wenn es um eine bes-<br />

geht.<br />

Fotos: Bundesregierung/Denzel (links), Maria Schulz (rechts)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


Titel_WuM_0415.indd 1<br />

18.06.15 13:16 Uhr<br />

Titel_WuM_0515.indd 1 18.08.15 22:27<br />

001_Titel_<strong>03</strong>15 1 23.04.2015 14:44:45<br />

Titel_WuM_0615.indd 1<br />

21.10.15 11:32 Uhr<br />

W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />

26. Jahrgang | Heft 1-2 | März/April 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />

26. Jahrgang | Heft 3 | Mai/Juni 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

SACHSEN-ANHALT<br />

MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

BERLIN<br />

BRAUNKOHLE<br />

RATGEBER<br />

IM INTERVIEW<br />

UNTERNEHMEN<br />

RATGEBER<br />

RÜCKKEHR ZUR<br />

INDUSTRIE<br />

UNVERZICHTBAR<br />

FÜR DEN OSTEN<br />

DAS BÜRO ZUM<br />

MITNEHMEN<br />

Ministerpräsident<br />

Erwin Sellering<br />

ORWO – eine<br />

Tradition lebt auf<br />

Tagungen und<br />

Geschäftsreisen<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

26. Jahrgang | Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

26. Jahrgang 26. Jahrgang | Heft 5 | September/Oktober Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

26. Jahrgang 26. | Jahrgang Heft 6 | November/Dezember | Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

BRANDENBURG<br />

ENERGIE<br />

ELEKTRISIERT<br />

DIE<br />

WIRTSCHAFT<br />

GRÜNT<br />

THÜRINGEN<br />

IM INTERVIEW<br />

Ministerpräsident<br />

IM INTERVIEW<br />

Bodo Ramelow<br />

Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke<br />

STUDIE<br />

SACHSEN<br />

REPORT<br />

Rivalität auf<br />

der Ostsee<br />

Mittelstand im<br />

digitalen Wandel<br />

UMFRAGE<br />

Welches Auto<br />

passt zu Ihnen?<br />

Kraftakt<br />

Firmenübergabe<br />

EXKLUSIVE INTERVIEWS<br />

Bundeswirtschaftsminister<br />

Sigmar Gabriel<br />

Ministerpräsident<br />

Stanislaw Tillich<br />

RATGEBER<br />

Betriebliche<br />

Altersvorsorge<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

27. Jahrgang 26. Jahrgang | Heft | Heft 1 | Januar/Februar 4 | Juli/August <strong>2016</strong> 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

27. Jahrgang | Heft 2 | März/April <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

27. Jahrgang | Heft 3 | Mai/Juni <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />

Beilage<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

BERLIN<br />

GESUNDHEITSWIRTSCHAFT<br />

EIN GESCHÄFT<br />

FÜR VIELE<br />

BRANCHEN<br />

OSTPRODUKTE<br />

DIE UNHEIMLICHE<br />

RENAISSANCE<br />

Motorenwerk Kölleda:<br />

Herz einer Region<br />

WindNODE:<br />

Energie aus dem Norden<br />

W+M<br />

mit<br />

Sachsen-Anhalt<br />

FERIEN DAHEIM<br />

TOURISMUS<br />

Wie der neue Trend<br />

den Osten stärkt<br />

LÄNDERREPORTS<br />

100 Jahre Leuna<br />

Profisport im Osten<br />

IM INTERVIEW<br />

Berlins Regierender<br />

Michael Müller<br />

Bilanz vor der Wahl:<br />

Reiner Haseloff<br />

Davos in Bad Saarow:<br />

Ostdeutsches Wirtschaftsforum<br />

RATGEBER<br />

Investieren im Iran<br />

Gesundes Arbeiten im Büro<br />

Mutig in der Insolvenz<br />

REPORT<br />

Eberswalder<br />

Metall-Gen<br />

Management:<br />

Der Honecker-Effekt<br />

Travel:<br />

Tipps für Geschäftsreisen<br />

LIFESTYLE<br />

Edle Uhren-Neuheiten<br />

Logieren in Schlosshotels<br />

RATGEBER<br />

Gutschein<br />

statt Geld<br />

INTERVIEWS<br />

Christian Pegel, Erwin Sellering und Gerold Jürgens,<br />

Tillmann Stenger, Peter-Michael Diestel, Reinhard Pätz<br />

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48 | W+M RATGEBER<br />

Der Azadi-Turm (Freiheitsturm) ist das<br />

Wahrzeichen des modernen Teheran.<br />

Rückkehr<br />

nach Teheran<br />

80.000 neue Jobs, Exporte im Wert von zehn<br />

Milliarden Euro – die Lockerung der Sanktionen im<br />

Handel mit dem Iran weckt große Erwartungen<br />

auch im deutschen Mittelstand. Doch noch<br />

lauern Fallstricke – etwa bei der Finanzierung der<br />

Auslandsgeschäfte.<br />

Von Matthias Salm<br />

Die einstmals goldenen Zeiten mögen<br />

vielleicht nicht mehr wiederkehren:<br />

In der Blütezeit der 1970er<br />

Jahre nahm der Iran schließlich den zweiten<br />

Platz unter den außereuropäischen<br />

Handelspartnern Deutschlands ein. Davon<br />

ist das Exportgeschäft mit Teheran<br />

heute weit entfernt. Doch seit zu Beginn<br />

des Jahres die im Zuge des Atom-Streits<br />

verhängten Finanz- und Wirtschaftssanktionen<br />

aufgehoben wurden, herrscht Aufbruchstimmung.<br />

„Für die deutsche Wirtschaft besteht die<br />

Chance auf Aufträge in Milliardenhöhe“,<br />

wagte der Außenwirtschaftschef des<br />

Deutschen Industrie- und Handelskammertages<br />

(DIHK) Volker Treier anlässlich des<br />

ersten deutsch-iranischen Wirtschaftsforums<br />

des DIHK Anfang März in Berlin eine<br />

uneingeschränkt optimistische Prognose.<br />

Der Iran verfügt über die viertgrößten Erdöl-<br />

und zweitgrößten Gasressourcen weltweit.<br />

Und in der Wirtschaft des Landes ist<br />

nach Jahren des Stillstands allerorten der<br />

Modernisierungsbedarf greifbar – das eröffnet<br />

vor allem dem deutschen Maschinenbau<br />

neue Marktoptionen. „In Deutschland<br />

können dadurch rund 80.000 neue Arbeitsplätze<br />

entstehen”, rechnet Treier vor.<br />

„Die Banken müssen sich jetzt engagieren“<br />

Reinhard Pätz, Geschäftsführer des Verbands Deutscher<br />

Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) Ost, über die Chancen<br />

ostdeutscher Unternehmen im Iran-Geschäft<br />

Reinhard Pätz: China, aber auch andere<br />

asiatische Staaten haben den iranischen<br />

Markt in den letzten Jahren für sich erschlossen.<br />

US-amerikanische Unternehmen<br />

werden nun wieder hinzustoßen.<br />

Wichtig ist deshalb, dass unsere Unternehmen<br />

die gleichen Startvoraussetzungen<br />

bekommen.<br />

W+M: Wer darf sich Chancen im Iran-<br />

Geschäft ausrechnen?<br />

W+M: Herr Pätz, die deutsche Wirtschaft<br />

setzt große Hoffnungen in das Exportgeschäft<br />

mit dem Iran. Welche Möglichkeiten<br />

ergeben sich daraus für den ostdeutschen<br />

Maschinen- und Anlagenbau?<br />

Reinhard Pätz: Historisch bestehen<br />

enge Verbindungen zwischen den ostdeutschen<br />

Maschinenbaubetrieben und<br />

dem Iran. Viele Firmen haben diese Kontakte<br />

während der Sanktionen gepflegt<br />

und bauen nun darauf, daran wieder anknüpfen<br />

zu können. Wir wissen aber um<br />

die neuen Wettbewerber.<br />

W+M: An wen denken Sie da im Besonderen?<br />

Reinhard Pätz: Die Industrie des Landes<br />

gilt als marode. Der ostdeutsche<br />

Maschinen- und Anlagenbau kann von<br />

den notwendigen Investitionen etwa in<br />

die Verkehrsinfrastruktur profitieren. Das<br />

gilt sowohl für den Straßen- und Schienenverkehr<br />

als auch für die Erneuerung<br />

von Hafenanlagen. Für die Hersteller von<br />

Fördertechnik können sich ebenfalls interessante<br />

Absatzmärkte eröffnen. Auch<br />

die iranische Erdöl- und Erdgasindustrie<br />

kommt als Auftraggeber in Frage. Hoff-<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


AUSSENWIRTSCHAFT | 49<br />

Großkonzerne wie Siemens haben bereits<br />

Kooperationen zur Modernisierung des<br />

Energie- und Verkehrssektors im Iran abgeschlossen.<br />

Für Dr. Reinhold Festge, Präsident<br />

des Verbands Deutscher Maschinen-<br />

und Anlagenbauer, bietet dies dem<br />

Mittelstand zusätzliche Möglichkeiten,<br />

„im Kielwasser der Großen“ vom Wiederaufleben<br />

des Iran-Geschäfts zu profitieren,<br />

wie er es jüngst auf einer Veranstaltung<br />

in Berlin formulierte.<br />

Der deutsche Maschinenbau, hier Vormontage einer Automobilproduktionsanlage, hofft auf<br />

neue Arbeitsplätze im Exportgeschäft.<br />

Innerhalb weniger Jahre soll sich das Ausfuhrvolumen<br />

auf zehn Milliarden Euro verfünffachen,<br />

so die Hoffnung des DIHK. Im<br />

Jahr 2014 lag es nach Angaben des DIHK<br />

bei nur rund 2,4 Milliarden Euro. Und laut<br />

Deutsch-Iranischer Handelskammer sind<br />

die deutschen Exporte im Jahr 2015 um<br />

weitere 13,2 Prozent zurückgegangen.<br />

Nicht nur befand sich der Iran in einer wirtschaftlichen<br />

Stagnation, zahlreiche Unternehmen<br />

des Landes hatten in Erwartung<br />

auf eine Aufhebung des Embargos aktuelle<br />

Einkaufsvorhaben gestoppt. Zudem verschlechterte<br />

der Verfall des Ölpreises die<br />

Haushaltslage in Teheran deutlich.<br />

Es hakt aber für den Mittelstand noch<br />

bei der Finanzierung. Bisher zögern<br />

die Banken, Geschäfte mit dem Iran<br />

zu finanzieren. Eine Absicherung von<br />

Exportgeschäften deutscher Firmen<br />

durch staatliche Hermes-Bürgschaften<br />

steht ebenfalls noch aus. Bisher scheitert<br />

dies an den Altschulden iranischer<br />

Firmen. Allerdings können Unternehmen<br />

bereits Anträge auf Hermesdeckungen<br />

stellen.<br />

Für die Übernahme von Exportkreditgarantien<br />

wird der Bund dabei in Abhängigkeit<br />

vom jeweiligen Risiko der Transaktionen<br />

adäquate Sicherheitenanforderungen<br />

formulieren, so etwa Garantien des iranischen<br />

Finanzministeriums oder der Zentralbank.<br />

<br />

W+M<br />

Fotos: VDMA, KUKA (oben), VDMA Ost (unten)<br />

nungen darf sich zudem der in Ostdeutschland<br />

stark vertretene Werkzeugmaschinenbau<br />

machen, hier sind jedoch<br />

die Beschränkungen aufgrund der Dual-<br />

Use-Problematik zu beachten. Erste ostdeutsche<br />

Unternehmen haben aber bereits<br />

wieder Geschäfte im Iran getätigt.<br />

W+M: Als größtes Hindernis gilt zurzeit<br />

die Finanzierung der Exportgeschäfte.<br />

Wie stellt sich die Situation für die mittelständischen<br />

ostdeutschen Unternehmen<br />

dar?<br />

Reinhard Pätz: Bei den Banken besteht<br />

noch große Unsicherheit. Sie werden<br />

sich aber bewegen müssen, denn unsere<br />

Unternehmen brauchen Kreditgeber<br />

für das Geschäft mit dem Iran. Hier<br />

spielt der Faktor Zeit eine große Rolle.<br />

Die Wettbewerber stehen ja schließlich<br />

bereits in den Startlöchern. Wer hier seinen<br />

iranischen Partnern eine Finanzierungslösung<br />

anbieten kann, ist eindeutig<br />

im Vorteil.<br />

W+M: Teilen Sie die Erwartungen, dass<br />

das Iran-Geschäft einen kleinen Boom<br />

auslösen wird?<br />

Reinhard Pätz: Man sollte die Dimensionen<br />

richtig einordnen. Die potenziellen<br />

Exporte in den Iran können nur einen<br />

Bruchteil der Einbußen ersetzen, die der<br />

ostdeutsche Maschinenbau im Handel<br />

mit Russland erlitten hat. Wichtig wird es<br />

deshalb künftig sein, dass keine zu großen<br />

Abhängigkeiten von einzelnen Märkten<br />

entstehen und der ostdeutsche Maschinenbau<br />

andere außereuropäische<br />

Märkte für sich gewinnt.<br />

Interview: Matthias Salm<br />

Reinhard Pätz,<br />

Geschäftsführer<br />

des VDMA Ost.<br />

VERBAND DEUTSCHER MASCHINEN-<br />

UND ANLAGENBAU E. V. (VDMA)<br />

Der Verband Deutscher Maschinenund<br />

Anlagenbau e. V. (VDMA) ist einer<br />

der bedeutendsten Verbandsdienstleister<br />

und bietet das größte Branchennetzwerk<br />

der Investitionsgüterindustrie<br />

in Europa. Seine Regionalvertretung<br />

in Ostdeutschland, der VDMA<br />

Ost, versteht sich als Sprachrohr der<br />

Branche vor Ort und vertritt etwa 350<br />

Firmen, Werke und Niederlassungen<br />

in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-<br />

Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

sowie Thüringen.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


50 | W+M RATGEBER<br />

Fit durch den Büroalltag<br />

Außergewöhnliche Produkte für ein gesundheitsförderndes Büro<br />

Die Kosten für einen Tag Arbeitsunfähigkeit<br />

in einem mittelständischen Unternehmen<br />

liegen bei circa 250 Euro je Mitarbeiter.<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

(BGM), so der Fachterminus, kann<br />

helfen, Kosten einzusparen. Was gut für<br />

den Unternehmer ist, kommt auch den<br />

Angestellten zugute. Deshalb versucht<br />

das BGM, das Arbeitsumfeld für die Belegschaft<br />

zu optimieren. Hierfür gibt es bereits<br />

praktische Lösungen: vom einfach höhenverstellbaren<br />

Tisch, über Stühle mit 3D-<br />

Sitzfläche bis hin zu Fitnessarmbändern.<br />

Wir wollen Sie für dieses Thema sensibilisieren<br />

und haben ein paar außergewöhnliche<br />

Produkte für den gesundheitsfördernden<br />

Arbeitsalltag im Büro für Sie herausgesucht.<br />

Sitzen mal anders<br />

Der Zwei-Flächen-<br />

Arbeitsplatz<br />

Dynamisch sitzen mit dem kinema activ chair.<br />

Der kinema active chair sieht eigentümlich<br />

aus, vereint aber laut Hersteller<br />

hohe Funktionalität mit moderner Formensprache<br />

und dynamischem Komfort.<br />

Schon mehrfach wurde er ausgezeichnet.<br />

Der Stuhl erlaubt Sitzen, erhöhtes<br />

Sitzen sowie individuelles Stehsitzen<br />

und sorgt dadurch für ein einzigartiges<br />

Benutzererlebnis an höhenverstellbaren<br />

Der Ruhestifter<br />

Tischen. Dabei wird der Raum zwischen<br />

dem Sitzen und Stehen fest in die Basisergonomie<br />

des Arbeitsplatzes integriert.<br />

Das ermöglicht – im Unterschied<br />

zur reinen Drehbewegung eines dynamischen<br />

Drehstuhls mit vor- und zurückgeneigter<br />

Sitzhaltung – ein dynamisches<br />

Sitzen auch in der vertikalen Bewegung.<br />

www.kinemaproducts.com<br />

Lärm und störende Geräusche<br />

beeinträchtigen<br />

die Konzentrationsfähigkeit<br />

im Büro.<br />

Das „System4 Akustik<br />

Modul“, kurz SAM, unterdrückt<br />

wirksam störende<br />

Raumresonanzen<br />

wie Telefone, Drucker,<br />

Tastaturen und Kollegengespräche.<br />

Es ist<br />

mit einem patentierten<br />

Hightech-Schaumstoff<br />

gefüllt, der effizient Schall absorbiert<br />

und dadurch Ruhe in Lärm geplagte Büros<br />

bringt. Der sofort einsetzbare Absorber entfaltet<br />

seine Wirkung besonders gut in akustisch<br />

harten Räumen mit großen Glasflächen,<br />

Holz- oder Fliesenböden und wenig<br />

Raumtextilien. Aufgebaut ist SAM aus drei<br />

Würfeln der Möbelkollektion „System4“<br />

mit je rund 40 Zentimetern Kantenlänge.<br />

Bei kompakten 1,25 Meter Höhe und einem<br />

Gewicht von nur 20 Kilogramm auf Leichtlaufrollen<br />

lässt er sich ohne Anstrengung<br />

manövrieren. www.viasit.com<br />

Das „System4 Akustik Modul“ senkt den Geräuschpegel im Büro.<br />

Drei Fliegen mit einer Klappe schlägt der<br />

Workflow von C+P Möbelsysteme.<br />

Steh-/Sitz-Tische gibt es viele. Die meisten<br />

davon können aber nur die komplette<br />

Arbeitsfläche in der Höhe verändern. Aber<br />

wer macht das schon drei bis vier Mal pro<br />

Stunde – so, wie es die Ergonomen empfehlen?<br />

Durch die Zwei-Flächen-Philosophie<br />

funktioniert das „Öfter mal aufstehen“<br />

auch ohne ständiges Hoch- und Runterfahren<br />

des Tisches. Denn in der Praxis<br />

ist der Stehtisch eines Zwei-Flächen-Arbeitsplatzes<br />

meist in der Stehposition.<br />

Der Haltungswechsel kann also spontan<br />

erfolgen. So findet Ergonomie nicht nur im<br />

Prospekt statt, sondern im täglichen Büroleben.<br />

Bietet der Stehtisch durch seine<br />

Form darüber hinaus noch eine gute Plattform<br />

für effiziente Kurzbesprechungen, so<br />

hat man drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.<br />

Denn die Steh-Meetings sind<br />

nicht nur gesünder und kreativer, sondern<br />

meist auch kürzer. Ein Arbeitsplatzsystem<br />

auf der Basis dieser Zwei-Flächen-Philosophie<br />

ist zum Beispiel „Workflow“ von C+P<br />

Möbelsysteme.<br />

www.cp.de<br />

Fotos: Kinema GmbH (oben links), www.cp.de (oben rechts), viasit Bürositzmöbel GmbH (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


GESUNDHEIT | 51<br />

Fotos: VÖLKLE Bürostühle GmbH (oben links), InMovement (oben rechts), Camfil GmbH (Mitte), Desso B.V. (unten)<br />

Dynamisch sitzen<br />

mit dem ROVO R12<br />

Der Rovo R12 entlastet durch seine Ergo-<br />

Balance-3D-Sitztechnik Wirbelsäule und<br />

Bandscheiben.<br />

Die Bürostuhlserie R12 von ROVO<br />

sorgt für dynamisches Sitzen. Durch<br />

die Ergo-Balance-3D-Sitztechnik ist<br />

es möglich, die Sitzfläche des R12<br />

in alle Richtungen zu neigen, was<br />

durch die Bewegungsmöglichkeiten<br />

auf dem Stuhl die Rückenmuskulatur<br />

aktiviert. Ebenso unterstützt das flexible<br />

Lamellensystem in der Lehne den<br />

Rücken. Zudem verfügen die Stühle<br />

der Reihe R12 über verschiedene<br />

Einstellmöglichkeiten des Sitzes, der<br />

Rückenlehne, der Federkraft und der<br />

Armlehnen. Durch den Muldensitz ist<br />

hoher Sitzkomfort gewährleistet. Die<br />

Luftdurchlässigkeit von Lamellen und<br />

Stoff bewirkt ein angenehmes Sitzklima.<br />

www.rovo.de<br />

Der Zauberteppich<br />

Auch in Büros steigt die Feinstaubbelastung<br />

kontinuierlich. Nun gibt es einen<br />

Teppichboden, den DESSO AirMaster®,<br />

dessen patentierte Technologie<br />

speziell dafür entwickelt wurde, schädlichen<br />

Feinstaub aus der Innenraumluft<br />

aufzunehmen und zu binden. Tests, die<br />

in den Laboren der Gesellschaft für Umwelt<br />

und Innenraumanalytik (GUI) durchgeführt<br />

wurden, haben bewiesen, dass<br />

DESSO AirMaster® acht Mal effektiver<br />

bei der Aufnahme und Bindung von Feinstaub<br />

ist als glatter Bodenbelag und vier<br />

Gute Nachrichten für Ihren Schrittzähler<br />

Der TreadMill Desk von InMovement ist die<br />

überraschende Kombination von Schreibtisch<br />

und Laufband, auf der im Gehen gearbeitet<br />

werden kann. Zum Angebot gehört<br />

auch ein höhenverstellbarer Computerarbeitsbereich.<br />

Dafür ist InMovement mit<br />

dem renommierten 2015 GOOD DESIGN<br />

Award vom Chicago Athenaeum Museum<br />

of Architecture and Design ausgezeichnet<br />

worden. Laut Hersteller sind alle Produkte<br />

mehr als ein Jahr lang in Unternehmen aller<br />

Größenordnungen und verschiedener<br />

Branchen in der Praxis getestet worden.<br />

Die Beschäftigten verspürten laut eigener<br />

Einschätzung deutlich mehr Energie, waren<br />

produktiver und litten weniger unter<br />

Stress, Schmerzen und Unwohlsein.<br />

www.inmovement.com<br />

Der Luftreiniger<br />

Der DESSO AirMaster® bindet<br />

schädlichen Feinstaub.<br />

Mal effektiver als herkömmliche Teppichböden.<br />

Als erster Teppich erhielt der Air-<br />

Master® die Zertifizierung GUI Gold Plus.<br />

<br />

www.desso.com<br />

Der TreadMill Desk von InMovement verbindet<br />

Büroarbeit und Bewegung.<br />

Wer für gesündere Luft im Büro sorgen<br />

und nicht gleich den Teppich auswechseln<br />

will, ist mit dem dreistufigen Partikelfilter<br />

HEPA 13 des Luftfilters City M gut beraten.<br />

Mit seinem Aktivkohle-Molekularfilter entfernt<br />

dieser Luftreiniger Partikel und molekulare<br />

Gase – ohne die Luftdurchlässigkeit<br />

zu beeinträchtigen. Die Kombination aus<br />

Partikel- und Molekularfilter ist so wirksam,<br />

dass die Luft dreimal durch die Filter eines<br />

herkömmlichen Belüftungssystems strömen<br />

müsste, um denselben Reinheitsgrad<br />

zu erreichen wie beim einmaligen Passieren<br />

des City M. Durch diese Effizienz verfügt<br />

er über einen<br />

deutlich geringeren<br />

Energieverbrauch<br />

und ist somit<br />

sehr umweltfreundlich.<br />

Ein zusätzlicher<br />

Vorteil:<br />

Er ist sehr leise.<br />

www.camfil.de<br />

Der Luftreiniger<br />

City M von Camfil<br />

sorgt für saubere<br />

Luft im Büro.<br />

Unternehmen, die Beratung zum<br />

Betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />

suchen, finden diese bei Krankenkassen,<br />

dem Bundesverband<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

(BBGM) oder beim Verband<br />

Deutscher Betriebs- und Werksärzte<br />

(VDBW). Tipps für erste Analysen<br />

und Checklisten gibt es unter<br />

www.gesundheitsmanagement24.de<br />

oder www.perwiss.de.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


52 | W+M RATGEBER INSOLVENZ<br />

Mehr Mut<br />

in der Insolvenz<br />

Die Insolvenz wird von vielen als das Ende der<br />

wirtschaftlichen Tätigkeit angesehen. Tatsächlich<br />

ist sie häufig der Beginn einer neuen – deutlich<br />

besseren – Teilnahme am Wirtschaftsleben.<br />

Wichtig ist, richtig mit der Insolvenz umzugehen<br />

und die Chancen zu nutzen, die ein Insolvenzverfahren<br />

bietet. Von Dr. Florian Stapper<br />

Ein guter Insolvenzverwalter arbeitet<br />

wie ein erfolgreicher Chirurg: Das<br />

Kranke wird gekonnt entfernt. Der<br />

gesunde Teil lebt weiter. Die durch das<br />

Entfernen des Tumors – des Verlustbringers<br />

– entstandene Narbe ist in der Regel<br />

schnell wieder zugewachsen. Eine<br />

Reihe heute erfolgreicher Unternehmer<br />

war einmal insolvent oder kurz davor. Für<br />

Erfolgreiche gehört es fast schon zum<br />

guten Ton, einmal insolvent gewesen zu<br />

sein. Wer durch eine solche Zeit gekommen<br />

ist, ohne aufzugeben, ist für die Zukunft<br />

– zumindest mental – gut gerüstet.<br />

Wichtig ist, vor und während der Insolvenz<br />

nicht aufzugeben, sondern an sich<br />

zu glauben. Die psychische Widerstandskraft,<br />

die so genannte Resilienz, wird vor<br />

und in der Insolvenz nicht selten „bis zum<br />

Anschlag“ gefordert, gelegentlich auch<br />

darüber hinaus. Hält der Unternehmer<br />

beziehungsweise Geschäftsführer oder<br />

Vorstand durch, kann seine Standhaftigkeit<br />

belohnt werden, vorausgesetzt,<br />

dass er einen guten<br />

Insolvenzverwalter hat.<br />

Da die Person des<br />

Firmenverantwortlichen<br />

für die Sanierung<br />

grundsätzlich<br />

wichtig ist, fordern<br />

erfolgreiche Insolvenzverwalter<br />

„mehr<br />

Mut in der Insolvenz“,<br />

damit sie gemeinsam das<br />

Unternehmen<br />

erfolgreich aus<br />

der Krise führen<br />

können. Dies erfolgt<br />

für gewöhnlich in<br />

zwei Schritten, durch die Betriebsfortführung<br />

in der Insolvenz und<br />

die Sanierungslösung.<br />

Während des ersten Schrittes wird der<br />

Geschäftsbetrieb zunächst fortgeführt.<br />

Der vorläufige Insolvenzverwalter kennt<br />

in der Regel weder das Unternehmen<br />

noch den Markt. Kunden, Lieferanten,<br />

Banken und die Belegschaft sind verunsichert.<br />

Der Insolvenzverwalter muss daher<br />

unverzüglich wieder für eine „klare<br />

Linie“ sorgen und die wichtigsten Beteiligten<br />

von den Vorteilen der Betriebsfortführung<br />

überzeugen. Die Betriebsfortführung<br />

wird genutzt, um die notwendigen<br />

Sanierungsmaßnahmen umzusetzen,<br />

gegebenenfalls mit externer Unterstützung<br />

durch einen Sanierungsoder<br />

Unternehmensberater.<br />

In dieser Zeit sucht der Insolvenzverwalter<br />

neue<br />

Gesellschafter beziehungsweise<br />

Finan-<br />

Dr. Florian Stapper,<br />

Fachanwalt für<br />

Insolvenz- und Steuerrecht<br />

und Inhaber<br />

von STAPPER Insolvenzund<br />

Zwangsverwaltung.<br />

zierungspart-<br />

ner oder zieht<br />

zusätzliche hinzu<br />

und stellt das Unternehmen<br />

kunden- und lieferantenseitig<br />

so auf, dass wieder<br />

nachhaltige Überschüsse erwirtschaftet<br />

werden können. Gelingt das, ist der<br />

schwierigste Teil der Sanierung aus der<br />

Insolvenz abgeschlossen.<br />

Aus dem fortgeführten Geschäftsbetrieb<br />

kann im zweiten Schritt eine Sanierungslösung<br />

entwickelt werden. Dies geschieht<br />

oftmals durch die „Übertragende<br />

Sanierung“, bei der eine sogenannte<br />

„Auffanggesellschaft“ gegründet<br />

wird. Der Geschäftsbetrieb läuft unter<br />

neuer Firmierung, aber mit dem meist<br />

ganz überwiegenden Teil der alten Belegschaft,<br />

den Lieferanten und Kunden<br />

weiter. Die Grundstruktur der übertragenden<br />

Sanierung ist einfach. Der Teufel<br />

steckt im Detail.<br />

Die andere Möglichkeit der Sanierung ist<br />

der Insolvenzplan. Sie ist zwar anspruchsvoller,<br />

aber dennoch zunehmend im Kommen.<br />

Im Ergebnis verzichten die Gläubiger<br />

durch den Insolvenzplan auf einen<br />

Teil ihrer Forderungen und das Unternehmen<br />

nimmt – entschuldet – weiter am Geschäftsleben<br />

teil. Eigentlicher Gewinner<br />

dieser Sanierungsmethode ist häufig der<br />

Gesellschafter, der seinen durchsanierten<br />

Geschäftsanteil behalten kann. W+M<br />

Foto: STAPPER (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


RATGEBER LITERATUR | 53<br />

Wirtschaftsliteratur<br />

Die ostdeutsche<br />

Bestsellerliste<br />

1<br />

2<br />

3<br />

6<br />

7<br />

5<br />

8<br />

4<br />

9<br />

10<br />

Die ostdeutsche Bestsellerliste für<br />

Wirtschaftsliteratur wird exklusiv von<br />

W+M aus den Verkaufszahlen großer<br />

Buchhandlungen in Brandenburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und Thüringen erstellt.<br />

Beteiligt haben sich:<br />

• Hugendubel Cottbus,<br />

Mauerstraße 8, <strong>03</strong>046 Cottbus<br />

• Hugendubel Erfurt,<br />

Anger 62, 99084 Erfurt<br />

• Hugendubel Greifswald,<br />

Markt 20–21, 17489 Greifswald<br />

• Hugendubel Leipzig,<br />

Petersstraße 12–14, 04109 Leipzig<br />

• Hugendubel Potsdam,<br />

Stern-Center 1, 14480 Potsdam<br />

• Hugendubel Schwerin,<br />

Marienplatz 3, 19053 Schwerin<br />

• Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung,<br />

Logenstraße 8, 15230 Frankfurt/Oder<br />

Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen<br />

jederzeit offen. Schreiben Sie bei<br />

Interesse eine E-Mail an JP@WundM.info.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


54 | W+M RATGEBER<br />

Der Sinn der<br />

Gangreserve<br />

Schöne Uhren sind für manche Männer<br />

eine Passion, für andere ein schmückendes<br />

Accessoire. Nicht selten ist eine Uhr auch ein<br />

Statussymbol. In jedem Fall jedoch steigert eine<br />

Luxusuhr die Lebensfreude ihres Besitzers und<br />

gilt speziell in unsicheren Zeiten als Wertanlage.<br />

Vor wenigen Wochen demonstrierte die Uhrenmesse<br />

„Baselworld <strong>2016</strong>“, das alljährliche<br />

Treffen der Uhren- und Schmuckindustrie, wie<br />

kreativ und innovativ die Branche unverändert<br />

ist. Ganz vorn mit dabei: Manufakturen aus dem<br />

sächsischen Glashütte. Von Karsten Hintzmann<br />

Neuheit auf der<br />

„Baselworld <strong>2016</strong>“ –<br />

die Senator Excellence<br />

von Glashütte Original:<br />

Handaufzug, 100 Stunden<br />

Gangreserve, 20.200 Euro.<br />

Für Thomas Grabbe, der die Tradition<br />

des „Juwelierhauses Grabbe“ in<br />

Güstrow fortführt, ist die Messe „Baselworld“<br />

ein Pflichttermin. „In Basel sieht<br />

man unverstellt die aktuellen Trends und<br />

die neuesten Modelle. Darüber hinaus<br />

bietet sich die Gelegenheit, mit den Lieferanten<br />

Kontakte zu pflegen und besonders<br />

seltene und begehrte Limitierungen<br />

zu ordern.“<br />

Für <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> beobachtete<br />

der gelernte Goldschmiedemeister, der für<br />

Uhrenliebhaber zwischen Potsdam, Berlin,<br />

Rügen und Hamburg längst mehr als nur<br />

ein Geheimtipp ist, die Entwicklung mechanischer<br />

Uhren mit Gangreserve. Eine<br />

besonders elegante Neuheit entdeckte<br />

Thomas Grabbe bei der in Sachsen produzierten<br />

Marke Glashütte Original: „In Basel<br />

wurde die ‚Senator Excellence‘ vorgestellt,<br />

eine im Durchmesser 40<br />

Millimeter große Uhr aus 750er<br />

Rotgold und mit Louisiana-Alligator-Lederband.<br />

Das Automatikwerk<br />

verfügt über eine<br />

Gangreserve von 100 Stunden,<br />

die Uhr arbeitet also<br />

gut vier Tage am Stück<br />

weiter, auch wenn sie<br />

nicht getragen oder<br />

bewegt wird.“ Damit<br />

liegt die „Senator Excellence“<br />

in Sachen Gangreserve<br />

klar über der sonst<br />

üblichen Laufzeit, die je<br />

nach Produkt zwischen 42<br />

und 44 Stunden variiert.<br />

Die Gangreserve hat – historisch<br />

betrachtet – einen praktischen Hin-<br />

tergrund: Sie wurde zunächst für Marinechronometer<br />

entwickelt. Ziel war es, eine<br />

hohe Ganggenauigkeit zu gewährleisten,<br />

die bei der Bestimmung der geografischen<br />

Länge unerlässlich war. Vor gut 200 Jahren<br />

waren die meisten auf See genutzten<br />

Chronometer noch so konstruiert, dass sowohl<br />

die vollständig gespannte als auch<br />

die entspannte Feder zu<br />

Ungenauigkeiten bei der<br />

Routenberechnung führen<br />

konnte.<br />

Bei Armbanduhren<br />

wurde eine Gangreserveanzeige<br />

erstmals<br />

1933 in einer<br />

Uhr der<br />

Manufaktur<br />

Breguet installiert.<br />

Aufgrund<br />

des<br />

technischen<br />

Aufwands bei der<br />

Herstellung des<br />

hoch komplexen me-<br />

IWC Ref. IW500705:<br />

Automatik, sieben Tage<br />

Gangreserve, 12.700 Euro.<br />

Fotos: Glashütter Uhrenbetrieb GmbH (oben), IWC (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


LIFESTYLE | 55<br />

Hublot MP-05: Handaufzug,<br />

637 Werkteile, 50 Tage<br />

Gangreserve aus elf<br />

Federhäusern, 520.000 Euro.<br />

Fotos: Hublot (oben links), Nomos (oben rechts, unten links), Juwelierhaus Grabbe (unten rechts)<br />

Nomos Lambda:<br />

Handaufzug, 84 Stunden Gang reserve mit<br />

einem Doppelfederhaus, Manufakturarbeit,<br />

echter Geheimtipp, 15.200 Euro.<br />

chanischen Uhrwerks sind Gangreserveanzeigen<br />

bei Armbanduhren bis heute nur<br />

in der gehobenen Preisklasse zu finden.<br />

Für die „Senator Excellence“ aus dem<br />

Hause Glashütte Original muss der Liebhaber<br />

schon mal 20.200 Euro berappen.<br />

Einstiegsmodelle aus Edelstahl mit einer<br />

Gangreserve beginnen jedoch bei rund<br />

1.500 Euro. Der Krösus bei der Gangreserve<br />

ist aktuell das Modell „MP-05“ der Marke<br />

Hublot. Die aus 637 Einzelteilen montierte<br />

Luxusuhr verfügt über elf Federgehäuse,<br />

die eine Gangreserve von 50 Tagen<br />

ermöglichen. Da der Aufzug per Hand<br />

mehr als 30 Minuten dauern würde, liefert<br />

Hublot ein spektakuläres Aufzuggerät mit,<br />

das Ähnlichkeit mit einem Elektroschrauber<br />

hat. Die unverbindliche Preisempfehlung<br />

für diese optisch wie technisch außergewöhnliche<br />

Uhr liegt bei sage und schreibe<br />

520.000 Euro.<br />

Uhrenexperte Grabbe rät Besitzern teurer<br />

Uhren, diese nicht überzustrapazieren und<br />

zudem pfleglich zu behandeln. „Solch eine<br />

mechanische Uhr besteht meist aus mehreren<br />

hundert Einzelteilen und reagiert daher<br />

empfindlich auf Stöße und Erschütterungen.<br />

Vor einer Partie Tennis oder Golf<br />

sollte man seine edle Uhr daher ablegen<br />

und für sportliche Aktivitäten grundsätzlich<br />

eine Quarzuhr nutzen“, warnt Grabbe.<br />

Wer eine Uhr mit geringer Gangreserve<br />

sein Eigen nennt, ist dennoch<br />

nicht verdammt, sein<br />

Schmuckstück alle zwei<br />

Tage neu aufzuziehen.<br />

Hier bietet der Fachhandel<br />

Uhrenbeweger<br />

an. Thomas<br />

Grabbe: „Bei diesen<br />

Geräten würde<br />

ich jedoch nicht an<br />

der falschen Stelle<br />

sparen. In preisgünstigen<br />

Uhrenbewegern<br />

sind häufig Elektromotoren<br />

Nomos Metro: Handaufzug, 42 Stunden<br />

Gangreserve, 2.880 Euro.<br />

verbaut, die nicht vernünftig abgeschirmt<br />

werden. Dadurch entstehen Magnetfelder<br />

und die sind für mechanische Uhren überaus<br />

schädlich. Ein Uhrenbeweger sollte<br />

auf jeden Fall programmierbar sein. Denn<br />

Uhren verschleißen wesentlich schneller,<br />

wenn sie zu schnell, zu oft<br />

und unkontrolliert bewegt<br />

werden. Beim Hersteller<br />

kann man für seine<br />

Uhr die ideale<br />

Umdrehungszahl<br />

und Bewegungsrichtung<br />

erfragen.“<br />

<br />

W+M<br />

Uhrenexperte und Juwelier<br />

Thomas Grabbe aus Güstrow.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


56 | W+M RATGEBER AUTO<br />

Über 21.000 Besucher interessierten sich für die<br />

neuesten Automodelle namhafter Hersteller.<br />

23. AutoTrend in Rostock<br />

Festival der Premieren<br />

Andreas Markgraf, Bereichsleiter Messen bei der<br />

Rostocker Messe- und Stadthallengesellschaft.<br />

Am 10. April <strong>2016</strong> ging die 23. Automobilmesse<br />

AutoTrend in Rostock<br />

zu Ende. 62 Aussteller mit 30 Marken<br />

füllten die Messehalle und das große<br />

Außengelände. Insgesamt waren 600<br />

Fahrzeuge ausgestellt – ohne die zahlreichen<br />

Liebhaberstücke vom Oldtimer bis<br />

hin zur Eigenkreation. Besonders stolz<br />

sind die Veranstalter auf die sieben Premieren,<br />

allen voran die mit großer Show<br />

präsentiere Premiere des neuen Tiguan.<br />

Andreas Markgraf von der AutoTrend<br />

bringt es auf den Punkt: „Die Besucher<br />

bekommen hier in fünf Stunden das zu sehen,<br />

wofür sie sonst fünf Wochen brauchen<br />

würden. Man kann hier auch Fahrzeuge<br />

sehen, die es auch im Autohaus<br />

so noch nicht gibt.“ Die<br />

AutoTrend ist eine Verbrauchermesse<br />

mit dem erforderlichen<br />

Eventcharakter. Bei schönem<br />

Wetter war das Außengelände<br />

gut besucht und hatte viel<br />

Unterhaltenswertes zu bieten. Der Autokauf<br />

ist eine hoch emotionale Sache. Zum<br />

Glück wurden die gängigen Klischees nur<br />

vorsichtig bedient. Die Aussteller sind die<br />

Händler aus dem Land, denen es vor allem<br />

darum geht, ihren Kunden etwas zu bieten<br />

und neue zu gewinnen. Und auf dieser<br />

Messe werden auch richtig Autos verkauft.<br />

Warum auch nicht. Es stellt sich die<br />

Frage, weshalb es eigentlich nur so wenige<br />

solcher Messen gibt. In Ostdeutschland<br />

gibt es wohl neben<br />

der AutoTrend in Rostock<br />

vergleichbare Messen nur noch in Chemnitz,<br />

Erfurt und Halle. Vielleicht wäre das<br />

ja auch eine Anregung für die jüngst abgesagte<br />

AMI in Leipzig.<br />

Die AutoTrend ist eine etablierte Messe<br />

mit Tradition. <strong>2016</strong> kamen mehr als<br />

21.000 Gäste in die Rostocker Messehallen.<br />

W+M<br />

Premiere: Mercedes-<br />

Benz S-Klasse Cabrio.<br />

Fotos: Rostocker Messe- und Stadthallengesellschaft mbH (oben), Daimler (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


Premiere: Range Rover Evoque Cabriolet.<br />

Premiere: Mercedes-Benz E-Klasse.<br />

Premiere: Hyundai H350 Bus.<br />

Premiere: Opel Astra Sports Tourer.<br />

Premiere: Suzuki Baleno.<br />

Premiere: der neue VW Tiguan.<br />

Fotos: Land Rover, Daimler, Hyundai, Opel, Suzuki, VW (v. o. n. u.)<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


58 | W+M NETZWERK<br />

Unternehmertag Mecklenburg-Vorpommern <strong>2016</strong><br />

Wie sollte ein Chef führen?<br />

Die über 300 Teilnehmer beim diesjährigen<br />

Unternehmertag der norddeutschen<br />

Unternehmerbände verließen<br />

die Veranstaltung hoch motiviert<br />

und so mancher wird sich vorgenommen<br />

haben, das Thema Mitarbeiterführung<br />

und persönliches Leitbild nochmals neu<br />

zu durchdenken. Grund dafür waren die<br />

anspruchsvollen und inspirierenden der<br />

Vorträge der Referenten. Ob Prof. Stefan<br />

Diestel mit seinem wissenschaftlichen Ansatz,<br />

XING-Manager Marc-Sven Kopka mit<br />

ganz praktischen Erfahrungen oder Bodo<br />

Janssen, der Upstalsboom-Unternehmer,<br />

mit seinen bewegenden persönlichen Erkenntnissen.<br />

Alle vermittelten die Gewissheit,<br />

dass das Thema Führung nicht neu erfunden,<br />

aber neu gedacht werden muss.<br />

Die Generation Y steht für einen Wertewandel,<br />

der es in sich hat. Flache Führungsstrukturen,<br />

die den gut qualifizierten<br />

Mitarbeitern Spielräume für eigenes kreatives<br />

Gestalten von Arbeitsprozessen ermöglichen,<br />

sind auf dem Vormarsch.W+M<br />

Die Gastgeber der Unternehmerverbände Rostock und Schwerin mit den Referenten.<br />

Unternehmen stellten sich vor.<br />

Referent Bodo Janssen signierte sein Buch.<br />

Zwischendurch blieb Zeit zum Netzwerken.<br />

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering.<br />

Fotos: Rainer Cordes<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


GESELLSCHAFT | 59<br />

Prof. Dr. Stefan Diestel.<br />

Spannende<br />

Referate<br />

führten<br />

durch den<br />

Tag.<br />

Der Unternehmertag in Schwerin war sehr gut besucht.<br />

Bei Klaus zu Haus ®<br />

Sofa-Talk im Berlin Capital Club<br />

Bereits zum zweiten Mal fand im März<br />

im Berlin Capital Club die Veranstaltung<br />

„Bei Klaus zu Haus ® “ statt. Für<br />

diesen Abend hatten Berlins ehemaliger<br />

Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit<br />

und die Kommunikations-Coachin Marion<br />

Uhrig-Lammersen die Schauspielerin<br />

und Sängerin der Rockgruppe Silly, Anna<br />

Loos, eingeladen. Im Laufe des Abends<br />

berichtete Loos von Erfolgen und Niederlagen<br />

in ihrem Leben. Klaus Wowereit bekam<br />

ein Türschild mit der Aufschrift „arm<br />

aber sexy“ geschenkt sowie ein spontanes<br />

Ständchen des Elvis-Klassikers „Love<br />

me tender“ von Sänger Joy Peters. Er verriet<br />

den rund 100 Gästen, dass er zuhause<br />

gerne den Kochlöffel schwingt. Die freundschaftliche<br />

Unterhaltung zwischen Wowereit<br />

und Loos führte zu einem launigen und<br />

humorvollen Abend.<br />

W+M<br />

Klaus Wowereit mit Marion Uhrig-Lammersen<br />

und Küchenchef Michael Tuschen (M.).<br />

Klaus Wowereit mit Anna Loos beim<br />

Sofa-Talk.<br />

Fotos: Rainer Cordes (oben), Andreas Radi (unten)<br />

Die Veranstaltung Bei Klaus zu Haus ® fand im Capital Grill des Berlin Capital Club statt.<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


60 | W+M NETZWERK GESELLSCHAFT<br />

Berliner Wirtschaft, Politik und Gesellschaft feiert auf dem VBKI-Ball<br />

Mit 66 Jahren ist noch lange nicht Schluss<br />

Blick auf das tanzfreudige Publikum.<br />

Zum 66. Mal lud der Verein Berliner<br />

Kaufleute und Industrieller (VBKI)<br />

zum Ball der Wirtschaft. Mehr als<br />

3.000 Gäste aus Wirtschaft, Politik und<br />

Gesellschaft waren der Einladung gefolgt<br />

und betraten über einen goldenen Teppich<br />

das Hotel InterContinental. In diesem Jahr<br />

stand Berlins wichtigster Ball ganz im Zeichen<br />

des Wachstums: Die Hauptstadt<br />

wächst, die Berliner Wirtschaft wächst<br />

und auch der VBKI wächst und plant, <strong>2016</strong><br />

sein 2000. Mitglied aufzunehmen.<br />

VBKI-Präsident Markus Voigt betonte,<br />

dass nicht nur die Politik vor den Herausforderungen<br />

der wachsenden Stadt stehe:<br />

„Ich lade Sie alle ein: Machen Sie mit, beteiligen<br />

Sie sich. Als Bürger dieser Stadt<br />

können und sollten wir die Politik nicht einsam<br />

ihre Kreise ziehen lassen.“ W+M<br />

Sorgte für gute Stimmung: Das Capital<br />

Dance Orchestra.<br />

Innensenator Frank Henkel (CDU) und<br />

Lebensgefährtin Kathrin Bernikas.<br />

Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) im<br />

Gespräch mit Manuela Marin.<br />

Gastgeber: VBKI-Präsident Markus Voigt. Bausenator Andreas Geisel (SPD) mit Gattin.<br />

Grünen-Chef Cem Özdemir.<br />

Fotos: Eva Oertwig/SCHROEWIG, WOLF LUX<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


Hüte waren das It-Piece des Abends.<br />

Unternehmerball in Rostock am 8.April <strong>2016</strong><br />

Hut auf – Hut ab!<br />

Der traditionelle Unternehmerball<br />

des Unternehmerverbandes Rostock<br />

fand am 8. April <strong>2016</strong> wieder<br />

im beliebten Neptun-Hotel in Warnemünde<br />

statt. Das diesjährige Motto lautete<br />

„Wir haben den Hut auf“. Der damit verbundenen<br />

Bekleidungsempfehlung folgten<br />

anfangs nur einige der Gäste, aber<br />

dank der vor Ort aktiven Hutmacherinnen<br />

Genoveva Rieger und Tochter Marie-Antoinette<br />

aus Schwerin nahm die Zahl der<br />

sichtbaren Kopfbedeckungen schnell zu.<br />

Auch einige Männer bewiesen Mut. Nicht<br />

zuletzt Vizepräsident Dr. Stefan Thiel, der<br />

gemeinsam mit Geschäftsführerin Manuela<br />

Balan die Gäste des Abends persönlich<br />

begrüßte.<br />

Die Hutmodenschau, eine Verlosung mit<br />

tollen Preisen, die Moderatorin Tanja Roll,<br />

die Musik der Band Music & Voice und<br />

nicht zuletzt das grandiose Fischbuffet<br />

ließen den Abend zu einem Erlebnis für<br />

alle geladen Gäste werden. Smokingquote<br />

geschätzt: 35 Prozent. W+M<br />

Die Moderatorin des Abends Tanja Roll.<br />

Hüte machen gute Laune.<br />

Vize-Präsident des UV Rostock Dr. Stefan<br />

Thiel und Geschäftsführerin Manuela<br />

Balan begrüßten die Gäste.<br />

Fotos: Angelika Heim<br />

Der Unternehmerball des UV Rostock fand<br />

erneut im Hotel Neptun Warnemünde statt. <br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


62 | W+M NETZWERK<br />

Industrie 4.0 – Chancen und Risiken<br />

Bei der vierten industriellen Revolution arbeiten programmierbare<br />

automatische Maschinen nicht mehr losgelöst voneinander. Sie<br />

sind miteinander vernetzt und informieren sich gegenseitig über<br />

notwendige Arbeitsschritte. Den Beschäftigten wird mehr Flexibilität<br />

abverlangt, und auch die Arbeitsverhältnisse müssen entsprechend<br />

angepasst werden. Von Dr.-Ing. Heinz Förster (VBIW)<br />

Zum Thema Industrie 4.0 lud der<br />

VBIW im Februar nach Neuruppin<br />

ein. Als Referent konnte der Diplom-<br />

Informatiker Oliver Stecklina vom Innovationszentrum<br />

Moderne Industrie Brandenburg<br />

(IMI) der Brandenburgischen Technischen<br />

Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg<br />

gewonnen werden.<br />

Unter dem Begriff Industrie 4.0 werden<br />

die Aufgaben der vierten industriellen Revolution<br />

zusammengefasst. In der Vergangenheit<br />

arbeiteten Produktionssysteme<br />

passiv, vorgeplant und zentral gesteuert.<br />

Zunehmend tendiert die Entwicklung<br />

zur intelligenten Vernetzung von<br />

Produktentwicklung, Produktion, Dienstleistungen,<br />

Service und Logistik auf der<br />

Grundlage intelligenter, digital vernetzter<br />

Systeme, wodurch eine weitgehend selbstorganisierte<br />

Produktion möglich wird.<br />

Die intelligenten Maschinen, Produkte,<br />

Betriebsmittel und Lagersysteme unterstützen<br />

den Produktionsprozess beziehungsweise<br />

organisieren sich selbstständig<br />

zu echtzeitfähigen IT-Systemen.<br />

Technische Mittel sind dabei Sensoren,<br />

Kleinstcomputer, Netzwerke, Internet<br />

und Cloud Computing mit der Möglichkeit<br />

zur Verarbeitung riesiger Datenmengen.<br />

Produkte werden zum Beispiel mit<br />

Barcode, RFID-Chips oder Smart Tags<br />

ausgerüstet und informieren so Bearbeitungsmaschinen<br />

über die auszuführenden<br />

Arbeiten. Roboter, Bearbeitungsmaschinen<br />

und Anlagen kommunizieren<br />

miteinander und agieren autonom, so genannte<br />

„Cyber-Physical Systems“ (CPS).<br />

Die horizontale und vertikale Verknüpfung<br />

von CPS per Internet wird als das Internet<br />

der Dinge und Dienste bezeichnet.<br />

Auch bei Service- und Wartungsarbeiten<br />

oder Montagen „von Hand“ können<br />

Schritt-für-Schritt-Anleitungen oder Videos,<br />

beispielsweise mit automatischer<br />

Rückmeldung, hilfreich sein. Hohe Anforderungen<br />

werden dabei auch an die IT-Sicherheit<br />

gestellt. Integrierte Sicherheitskonzepte<br />

müssen entwickelt werden.<br />

Die 4. industrielle Revolution wird auch<br />

grundlegende Veränderungen der Arbeitswelt<br />

mit sich bringen. So werden<br />

die Beschäftigten in großem Umfang<br />

auf mobile Datenverarbeitungsgeräte<br />

(wie Smartphones oder Apps) zur Überwachung,<br />

Ferndiagnose und Fernsteuerung<br />

zugreifen müssen. Statt starrer Aufgaben<br />

und Arbeitszeiten wird hohe Flexibilität<br />

verlangt.<br />

Das Innovationszentrum Moderne Industrie<br />

Brandenburg (IMI) wurde 2015 am<br />

Lehrstuhl Automatisierungstechnik der<br />

BTU Cottbus-Senftenberg geschaffen.<br />

Eine Bedarfsanalyse zeigte, dass kleine<br />

und mittlere brandenburgische Unternehmen<br />

in den nächsten Jahren einen<br />

hohen Innovations- und Investitionsbedarf<br />

haben, um konkurrenzfähig zu bleiben.<br />

Das IMI unterstützt diese Unternehmen<br />

durch Beratung, Technologiescouting,<br />

Förderinformationen, Vermittlung<br />

von Partnern sowie Anbahnung von Projekten<br />

und versteht sich als Ansprechpartner.<br />

Es betreibt eine Modellfabrik und<br />

stellt ausgewählte Technologien, Systeme<br />

und Verfahren vor.<br />

In der Diskussion wurde unter anderem<br />

auf die rasante technische Entwicklung<br />

auf dem Gebiet der Landwirtschaft hingewiesen,<br />

die bisher in den Arbeiten zur<br />

„Industrie 4.0“ offenbar keine Erwähnung<br />

finden.<br />

W+M<br />

Foto: Creative Commons/BMW Werk Leipzig<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


VBIW | 63<br />

Ohne<br />

Rückwärtsgang<br />

Fotos: Frank Eritt/www.citytunnelleipzig.info (oben), Wikimedia Commons/D.Wagner (unten)<br />

Zu unserem Artikel „Tunnel unter der<br />

Stadt“ in <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

5/2015 erreichte den VBIW ein Leserbrief<br />

von Jochen Borrmeister. Wenn<br />

der Großenhainer Transportunternehmer<br />

Wolfgang Bothur nicht noch einen alten<br />

„Sowjetschlepper“ gehabt hätte, so meinte<br />

der Leser, wäre die Tunnelbohrmaschine<br />

Leonie immer noch in ihrem Loch. War<br />

da etwas schief gelaufen? Grund für weitere<br />

Recherchen, auch für ein Gespräch<br />

mit Wolfgang Bothur. Der ist offenbar<br />

nicht nur ein findiger Transportunternehmer,<br />

sondern auch ein Sammler. Denn seinen<br />

Schlepper hatte er, wie bei Sammlern<br />

üblich, effektvoll mit authentischen Wimpeln<br />

aus der Vergangenheit ausgestattet.<br />

Die Recherchen führten zu einer Fotografie,<br />

auf der zwar am Tunneleingang<br />

ein Panzerschlepper MAZ-537 zu sehen<br />

war, dahinter aber – mit einigem Abstand<br />

– noch ein Fahrzeug und hinter diesem<br />

erst die Tunnelbohrmaschine. Leonie hatte<br />

sich bis zum Hauptbahnhof durchgebohrt<br />

und musste nun wieder zurück zum<br />

Bayerischen Bahnhof, um von dort aus –<br />

wieder in Richtung Hauptbahnhof – die<br />

zweite Tunnelröhre zu bohren. Offenbar<br />

gab es für die Rückholung aber entweder<br />

keine detaillierte Planung oder man<br />

Der Portikus des Bayerischen Bahnhofs wurde<br />

vorübergehend verschoben, um „Leonie“ einzuführen.<br />

Rückholung des Nachläufers der Tunnelbohrmaschine durch die Tunnelröhre.<br />

ging von oberirdischem Transport aus.<br />

Dazu hätte aber nicht nur das Vorderteil<br />

mit dem Schneiderad, sondern auch<br />

der etwa 50 Meter lange Nachläufer der<br />

Tunnelbohrmaschine demontiert werden<br />

müssen. In ihm wird der Erdstoff suspendiert<br />

und abgeleitet, die Tunnelwand mit<br />

Betonfertigteilen (Tübbings) ausgekleidet,<br />

und er beherbergt die Vortriebspressen<br />

für die Tunnelbohrmaschine und die Versorgungseinrichtungen.<br />

Laut Bothur hätte<br />

es Wochen gedauert, den Nachläufer zu<br />

demontieren, oberirdisch zu transportieren<br />

und wieder einzusetzen. Der Tunnelbauer<br />

habe ihn angefragt, ob er nicht den<br />

Nachläufer im Ganzen rückwärts durch die<br />

Röhre ziehen könne.<br />

Die Probleme für ein solches Vorgehen<br />

sind offenkundig: Man<br />

braucht ausreichend Zugkraft<br />

zur Überwindung von<br />

Steigungen, Gefällen und<br />

Kurven, und das bei kleinster<br />

Geschwindigkeit. Und<br />

man benötigt Traktion auf<br />

dem glatten und gewölbten<br />

Betonboden. Am Ende dauerte<br />

die 1,5 Kilometer lange<br />

Fahrt aber nur 17 Stunden.<br />

Wie hatte Transportunternehmer<br />

Bothur das bewerkstelligt?<br />

Er ordnete<br />

zwei Fahrzeuge zu einem<br />

Flaschenzug an. Einen Liebherr-Radlader<br />

586 2plus2<br />

und den auf dem Foto abgebildeten<br />

Panzerschlepper. Dieser bildete<br />

die Spitze des Zuges, und als er am Bayerischen<br />

Bahnhof aus der Röhre fuhr, ging<br />

sein Bild durch die Presse. Die zweite Maschine,<br />

den Radlader dahinter, sahen die<br />

Fotografen aber nicht. Denn vom Panzerschlepper<br />

gingen Seile unter dem Radlader<br />

hindurch zum Nachläufer. An diesem<br />

wurden die Seile umgelenkt und zum Radlager<br />

zurückgeführt. Bothur verriet, dass<br />

er den Panzerschlepper mehr als Gegengewicht<br />

nutzte, offenbar als Festpunkt<br />

des Flaschenzugs. Der Panzerschlepper<br />

stand, während der Radlager zog. Dann<br />

musste der Panzerschlepper weiter vorrücken,<br />

um dem Radlager wieder Raum<br />

zu geben. Für diese abwechselnde Fahrweise<br />

spricht auch ein anderer Bericht, in<br />

dem es heißt, die Fahrzeuge zogen „nacheinander“<br />

den Nachläufer durch den Tunnel.<br />

Am Ende gelang Bothur das Husarenstück<br />

aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen<br />

mit Schwertransporten.<br />

Rudolf Miethig (VBIW)<br />

VBIW – Verein Brandenburgischer<br />

Ingenieure und Wirtschaftler e. V.<br />

Landesgeschäftsstelle:<br />

Fürstenwalder Str. 46,<br />

15234 Frankfurt (Oder),<br />

Tel.: <strong>03</strong>35 8692151<br />

E-Mail: buero.vbiw@t-online.de<br />

Internet: www.vbiw-ev.de<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


64 | W+M NETZWERK<br />

UV Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />

WECHSEL IN DER GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />

UV Ostdeutschland<br />

UV-GOLFEN<br />

Rolf Paukstat (l.) und Karl-Heinz Garbe (r.)<br />

verabschieden Wolfgang Schröder.<br />

Schwerin. Nach 16 Jahren im Amt wurde<br />

am 4. April der Hauptgeschäftsführer<br />

des Unternehmerverbandes Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin<br />

Wolfgang Schröder in den verdienten Ruhestand<br />

verabschiedet. Vor mehr als 60<br />

Gästen würdigte Mecklenburg-Vorpommerns<br />

Energie-Minister Christian Pegel<br />

in seiner Festrede die gute Zusammenarbeit<br />

und die herausragenden Leistungen<br />

Schröders. Vor allem die gewachsene Kooperation<br />

der Regionalverbände in Mecklenburg-Vorpommern<br />

wurde positiv hervorgehoben.<br />

Verbands-Präsident Rolf<br />

Paukstat blickte anschließend ausführlich<br />

auf die engagierte und leidenschaftliche<br />

Arbeit für den Verband zurück. Vieles<br />

trägt die deutliche Handschrift von<br />

Wolfgang Schröder, der einen anerkannten<br />

und stabilen Verband an seine Nachfolgerin<br />

Pamela Buggenhagen übergibt.<br />

Serrahn. Am 27. Mai <strong>2016</strong> wird wieder<br />

das traditionelle Golfturnier der Interessengemeinschaft<br />

der Unternehmerverbände<br />

Ostdeutschlands und Berlin veranstaltet.<br />

Willkommen sind sowohl begeisterte<br />

Golfspieler als auch Anfänger<br />

aus ganz Ostdeutschland. Nachdem das<br />

Turnier im vergangenen Jahr in Sachsen<br />

durchgeführt wurde, findet es in diesem<br />

Jahr im Golfpark Serrahn in Mecklenburg-Vorpommern<br />

statt. Ziel der Veranstaltung<br />

ist es, die Unternehmer aus<br />

Ostdeutschland näher zusammenzubringen,<br />

um ein starkes Netzwerk über<br />

die Landesgrenzen hinaus zu bilden.<br />

Weitere Informationen gibt es unter<br />

www.serrahn.vandervalk.de/golf.<br />

UV Brandenburg-Berlin<br />

MEHR MITBESTIMMUNG IN DER LAUSITZ<br />

Cottbus. Zum ersten Unternehmerstammtisch<br />

<strong>2016</strong> des Unternehmerverbandes<br />

Brandenburg-Berlin trafen sich<br />

über 20 Unternehmer und Vertreter der<br />

Wirtschaftsförderungen sowie der Politik<br />

der Region Lausitz. Großes Interesse zeigten<br />

die Unternehmen für den Aufbau der<br />

„Innovationsgesellschaft Lausitz GmbH“<br />

und bekundeten ihre Bereitschaft zur Mitwirkung<br />

des Verbands im Beirat. Zu den zu<br />

bearbeitenden Schwerpunkten gehören<br />

der Strukturwandel der Lausitz im Zusammenhang<br />

mit der Kreisgebietsreform und<br />

der Rolle der Stadt Cottbus als Oberzentrum<br />

der Region sowie die Energiewende<br />

mit dem geplanten Kohleausstieg. Die<br />

Teilnehmer waren sich einig, dass die Bemühungen<br />

aus der Region selbst kommen<br />

und in Abstimmung mit den Kommunen<br />

und vorhandenen Industriestrukturen zur<br />

Realisierung von Mehrwert für die regionale<br />

Wirtschaft führen müssen.<br />

„BERLINER GESPRÄCHE“ ERFOLGREICH GESTARTET<br />

Berlin. Erstmals trafen sich die Mitglieder<br />

des UV Brandenburg-Berlin im Februar zu<br />

den „Berliner Gesprächen“ im Restaurant<br />

Löwenbräu am Gendarmenmarkt. UV-Vizepräsident<br />

Dr. Joachim Feske konnte etwa<br />

30 Teilnehmer begrüßen. Das Thema des<br />

ersten Treffens lautete: „Forschung, Entwicklung,<br />

Markterfolg – Möglichkeiten und<br />

Chancen für unternehmerische Aktivitäten".<br />

UV-Präsidiumsmitglied Birgit Dürsch<br />

berichtete über den Einsatz von Fördermitteln<br />

bei der Einführung von Innovationen<br />

und illustrierte das mit Beispielen aus ihrer<br />

Beratungspraxis. Jörg Jonas-Kops stellte<br />

„Google Glass" vor und berichtete über Anwendungsmöglichkeiten<br />

in der Wirtschaft.<br />

Die Computerbrille konnte ausprobiert<br />

werden und faszinierte die Teilnehmer.<br />

Im Mai findet die 5. UV Business Challenge im<br />

Golfpark Serrahn statt.<br />

Foto: Rainer Cordes (oben)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


UNTERNEHMERVERBÄNDE | 65<br />

Foto: Andreas Koslowski<br />

UV Sachsen<br />

BUNSEN GEHT IN DIE 6. RUNDE<br />

Präsidium/Vorstand des UV Sachsen (v. l.): Marc Melzer, Björn Duphorn, Ute Steglich, Rüdiger<br />

Lorch, Hartmut Bunsen, Dirk Luther, Dr. Mathias Reuschel, Rainer Dürndorfer, Ullrich Hintzen,<br />

Steffen Matysek und Volker Wahl (abwesend: Mike-Klaus Barke).<br />

Dresden. Die Mitgliederversammlung<br />

des Unternehmerverbandes Sachsen<br />

wählte zum sechsten Mal in Folge Hartmut<br />

Bunsen zum Präsidenten. Bunsen<br />

bedankte sich für das ausgesprochene<br />

Vertrauen und betonte, dass dieses Vertrauen<br />

für Vorstand und Präsidium Ansporn<br />

sein wird, die Rahmenbedingungen<br />

für den Mittelstand weiter zu verbessern<br />

und für die Mitglieder da zu sein.<br />

Das neue Präsidium setzt sich wie folgt<br />

zusammen: Hartmut Bunsen (Messeprojekt<br />

GmbH), Mike-Klaus Barke (albema<br />

GmbH), Björn Duphorn (INUMA GmbH),<br />

Ullrich Hintzen (FASA AG), Rüdiger Lorch<br />

(SemperSchulen gGmbH), Steffen Matysek<br />

(Dr. Lauer & Koy Consulting Partners<br />

GmbH), Dr. Mathias Reuschel (S&P Sahlmann<br />

Planungsgesellschaft für Bauwesen<br />

GmbH) und Volker Wahl (WaCo Gerätetechnik<br />

GmbH). Zum Vorstand zählen<br />

Rainer Dürndorfer (bardusch GmbH<br />

& Co.KG), Dirk Luther (Baker Tilly Roelfs<br />

AG), Marc Melzer (Deutsche Bank AG)<br />

und Ute Steglich (ASL Agentur Steglich<br />

Leipzig). Das langjährige UV-Mitglied und<br />

bisherige Präsidiumsmitglied Jürgen Zeibig<br />

(ZEIBINA Kunststoff GmbH) wird in<br />

Zukunft als Ehrenmitglied dem Verband<br />

angehören.<br />

Der Sächsische Staatsminister für Wirtschaft,<br />

Arbeit und Verkehr Martin Dulig<br />

gratulierte zur Wahl und hob in seinem<br />

Grußwort die erfolgreiche Entwicklung<br />

der Wirtschaft in Sachsen hervor,<br />

zeigte eine positive Prognose für <strong>2016</strong><br />

auf und verwies auf die niedrigen Arbeitslosenzahlen.<br />

Er sprach aber auch<br />

den Riss an, der mit Blick auf die Flüchtlingsthematik<br />

durch die Gesellschaft<br />

gehe und einen krassen Gegensatz zur<br />

positiven Wirtschaftsentwicklung bilde:<br />

„Wir wollen in zehn Jahren zu den führenden<br />

Wirtschaftsregionen in Europa<br />

gehören. Dabei dürfen wir nicht außer<br />

Acht lassen, dass die Wirtschaftspolitik<br />

eng mit der Gesellschaftspolitik verbunden<br />

ist. Deshalb braucht die Wirtschaft<br />

ein weltoffenes und neugieriges kulturelles<br />

Umfeld – ohne Fremdenhass.“<br />

GESCHÄFTSSTELLEN<br />

Unternehmerverband Berlin e. V.<br />

Präsident: Armin Pempe<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: N. N.<br />

Frankfurter Allee 202, 1<strong>03</strong>65 Berlin<br />

Tel.: +49 30 9818500<br />

Fax: +49 30 9827239<br />

E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />

Internet: www.uv-berlin.de<br />

Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />

Präsident: Dr. Burkhardt Greiff<br />

Geschäftsführer: Steffen Heller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Jägerstraße 18, 14467 Potsdam<br />

Tel.: +49 331 81<strong>03</strong>06<br />

Fax: +49 331 8170835<br />

E-Mail: potsdam@uv-bb.de<br />

Internet: www.uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Berlin<br />

Charlottenstraße 80, 10117 Berlin<br />

Tel.: +49 30 2045990<br />

Fax: +49 30 20959999<br />

E-Mail: berlin@uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Cottbus<br />

Schillerstraße 71, <strong>03</strong>046 Cottbus<br />

Tel.: +49 355 22658<br />

Fax: +49 355 22659<br />

E-Mail: cottbus@uv-bb.de<br />

Unternehmerverband Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />

Präsident: Rolf Paukstat<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen<br />

Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />

Tel.: +49 385 569333<br />

Fax: +49 385 568501<br />

E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />

Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Rostock-Mittleres<br />

Mecklenburg e. V.<br />

Präsident: Frank Haacker<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />

Wilhelm-Külz-Platz 4<br />

18055 Rostock<br />

Tel.: +49 381 242580<br />

Fax: +49 381 2425818<br />

E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />

Internet: www.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />

Präsident: Hartmut Bunsen<br />

Geschäftsführer: Lars Schaller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 52625844<br />

Fax: +49 341 52625833<br />

E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />

Internet: www.uv-sachsen.de<br />

Geschäftsstelle Chemnitz<br />

Repräsentantin: Gabriele Hofmann-Hunger<br />

Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />

Tel.: +49 371 49512912<br />

Fax: +49 371 49512916<br />

E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />

Geschäftsstelle Dresden<br />

Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />

Tel.: +49 351 8996467<br />

Fax: +49 351 8996749<br />

E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />

Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Präsident: Jürgen Sperlich<br />

Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs<br />

Geschäftsstelle Halle/Saale<br />

Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />

Tel.: +49 345 78230924<br />

Fax: +49 345 7823467<br />

Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />

Präsident: Jens Wenzke<br />

c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik<br />

Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />

Tel.: +49 361 4930811<br />

Fax: +49 361 4930826<br />

E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />

Internet: www.uv-thueringen.de<br />

Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />

Präsident: Gerold Jürgens<br />

Geschäftsführer: N. N.<br />

Geschäftsstelle<br />

Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />

Tel.: +49 3834 835823<br />

Fax: +49 3834 835825<br />

E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />

Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />

www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


66 | W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Die Wirtschaft in den neuen Ländern<br />

ist maßgeblich geprägt durch kleine<br />

und mittelständische Unternehmen.<br />

Große Firmen oder gar Konzerne sind so<br />

gut wie nicht vorhanden. Die strukturelle<br />

Kleinteiligkeit macht es den meisten<br />

Unternehmen nahezu unmöglich, selbstständig<br />

Forschung und Entwicklung zu betreiben.<br />

Dennoch haben es viele Mittelständler<br />

inzwischen geschafft, sich mit<br />

technologisch anspruchsvollen Produkten<br />

und Verfahren internationale Spitzenpositionen<br />

in Marktnischen zu erkämpfen.<br />

Möglich wurde dies durch eine einzigartige<br />

Forschungslandschaft, die sich in den<br />

zurückliegenden zweieinhalb Jahrzenten<br />

in Ostdeutschland etabliert hat. Heute forschen<br />

motivierte Teams aus Hochschulen<br />

und Instituten gemeinsam mit Ingenieuren<br />

und Spezialisten aus mittelständischen Firmen<br />

an der Neu- und Weiterentwicklung<br />

von weltmarktfähigen Produkten. In unserem<br />

Titelthema zeichnen wir ein Bild der<br />

Ausblick auf die nächste Ausgabe<br />

Kluge Köpfe<br />

„klugen Köpfe“ in den neuen Ländern und<br />

stellen Leuchtturmprojekte vor. Dazu erläutert<br />

Bundeswissenschaftsministerin<br />

Johanna Wanka (CDU), welche Schwerpunkte<br />

sie auf der Agenda hat.<br />

In unserer Serie über die Zukunft des Wirtschaftsstandortes<br />

Ostdeutschland berichten<br />

wir über Brandenburg. Dort haben sich<br />

vor allem die Bereiche Mobilität und Verkehr,<br />

Energietechnik sowie Metallurgie<br />

stark gemausert. Im W+M-Interview erläutert<br />

Finanzminister Christian Görke<br />

(Die Linke), zugleich auch Chef des Verwaltungsrates<br />

der Investitionsbank, wie<br />

die märkischen Cluster zielgerichtet gefördert<br />

werden.<br />

Darüber hinaus lesen Sie spannende Beiträge<br />

über neue Entwicklungen in den ostdeutschen<br />

Bundesländern sowie einen informativen<br />

Ratgeberteil.<br />

Die nächste Ausgabe von<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint am<br />

23. Juni <strong>2016</strong>.<br />

PERSONENREGISTER<br />

Arndt, Rommy 8<br />

Auerbach, Andreas 25<br />

Balan, Manuela 61<br />

Barke, Mike-Klaus 65<br />

Baumeister, Roy 53<br />

Bernikas, Kathrin 60<br />

Borrmeister, Jochen 63<br />

Bothur, Wolfgang 63<br />

Buggenhagen, Pamela 7, 64<br />

Bunge, Bettina 37<br />

Bunsen, Hartmut 65<br />

Czaja, Mario 60<br />

Diestel, Peter-Michael 32/33<br />

Diestel, Stefan 58/59<br />

Drews, Thomas 18/19<br />

Dulig, Martin 65<br />

Duphorn, Björn 65<br />

Dürndorfer, Rainer 65<br />

Dürsch, Birgit 64<br />

Ermrich, Michael 8, 37<br />

Ferner, Elke 46<br />

Ferriss, Timothy 53<br />

Feske, Joachim 64<br />

Festge, Reinhold 49<br />

Förster, Heinz 62<br />

Franck, Jan-Erik 8<br />

Friedrich, Marc 53<br />

Garbe, Karl-Heinz 64<br />

Geisel, Andreas 60<br />

Gerber, Albrecht 36<br />

Glawe, Harry 13/14<br />

Goebel, Lutz 46<br />

Görke, Christian 66<br />

Grabbe, Thomas 54/55<br />

Günther, Christof 26/27<br />

Haase, Marco 56<br />

Hartung, Steffen 19<br />

Haseloff, Reiner 26<br />

Heise, Gunter 7<br />

Henkel, Frank 60<br />

Hintzen, Ullrich 65<br />

Iliyasov, Ildar 6<br />

Janssen, Bodo 58<br />

Jonas-Kops, Jörg 64<br />

Jürgens, Gerlod 22-24<br />

Kahnemann, Daniel 53<br />

Kammann, Rolf 21<br />

Kieker, Burkhard 36<br />

Kohl, Helmut 26<br />

Kopka, Marc-Sven 58<br />

Kunzmann, Uwe 6<br />

Lewis, Michael 53<br />

Liman, Heinrich 30<br />

Loos, Anna 59<br />

Lorch, Rüdiger 65<br />

Ludwig, Matthias 8<br />

Ludwig, Matthias 8<br />

Luther, Dirk 65<br />

Marin, Manuela 60<br />

Maschmeyer, Carsten 53<br />

Matysek, Steffen 65<br />

Melzer, Marc 65<br />

Merkel, Angela 26/27<br />

Miedaner, Talane 53<br />

Mroczek, Antje 27<br />

Nahles, Andrea 23<br />

Özdemir, Cem 60<br />

Pätz, Reinhard 48/49<br />

Paukstat, Rolf 64<br />

Pegel, Christian 16/17, 64<br />

Peters, Joy 59<br />

Piketty, Thomas 53<br />

Pörsch, Andreas 20/21<br />

Praagman, Roel 41<br />

Queisser, Christof 7<br />

Ragnitz, Joachim 9, 43, 44<br />

Reuschel, Mathias 65<br />

Rieger, Genoveva 61<br />

Rieger, Marie-Antoinette 61<br />

Robra, Rainer 8<br />

Roll, Tanja 61<br />

Schneider, Kathleen 6<br />

Schneider, Kathleen 6<br />

Schröder, Wolfgang 7, 64<br />

Schuberth, Klaus 9<br />

Seidel, Jürgen 37<br />

Sellering, Erwin 22-24, 58<br />

Stapper, Florian 52<br />

Stecklina, Oliver 62<br />

Stefanović, Miloš 30<br />

Steglich, Ute 65<br />

Stenger, Tillmann 28/29<br />

Stolpe, Manfred 45<br />

Tallner, Günter 27<br />

Thiel, Stefan 61<br />

Thunemann, Rüdiger 42<br />

Tierney, John 53<br />

Treier, Volker 48<br />

Tuschen, Michael 59<br />

Uhrig-Lammersen, Marion 59<br />

Voigt, Markus 60<br />

Wahl, Volker 65<br />

Walleser, Reiner 30<br />

Wanka, Johanna 65<br />

Warnecke, Helmut 6<br />

Weber, Michael 44<br />

Weik, Matthias 53<br />

Wowereit, Klaus 59<br />

Zeibig, Jürgen 65<br />

Zender, Wolfgang 8<br />

Foto: pankajstock123/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2016</strong>


W+M<br />

A-ROSA Golf Resort Scharmützelsee<br />

09.05.<strong>2016</strong><br />

Turnier „Golfen für Freunde ...“<br />

www.WundM.info/Golfturnier A-ROSA Hotel Bad Saarow<br />

20./21.10.<strong>2016</strong><br />

www.OWF<strong>2016</strong>.de<br />

Veranstaltungs- und Kulturforum<br />

Stadtpark Frankenberg/Sachsen<br />

09.06.<strong>2016</strong><br />

Dr. Dr. Cay von Fournier, Karl-Otto Kaiser,<br />

Dr. Ilona Bürgel, Paul Johannes Baumgartner<br />

UnternehmerTag des SchmidtColleg<br />

„Exzellenz im Unternehmen –<br />

Was erfolgreiche Unternehmen anders machen“<br />

www.WundM.info/termine<br />

SAVE THE<br />

DATE<br />

in Berlin, Tagesseminare<br />

11.05.<strong>2016</strong><br />

Paul Johannes Baumgartner<br />

Vom Kunden zum Fan – Mehr Umsatz und Ertrag<br />

durch Kundenbindung<br />

12.05.<strong>2016</strong><br />

Heiko Schneider<br />

Web 3.0 – Wie kleine und mittelständische<br />

Unternehmen im Web erfolgreich sind<br />

24.05.<strong>2016</strong><br />

Hubert Schwarz<br />

Fit to lead – In einem gesunden Körper wohnt<br />

ein gesunder Geist. Gesundheit und Fitness<br />

für Führungskräfte<br />

25.05.<strong>2016</strong><br />

Thomas Völkl<br />

Den besten Mitarbeiter auswählen –<br />

Wie man Fehlentscheidungen bei der<br />

Bewerberauswahl zielsicher vermeidet<br />

www.SchmidtColleg.de


Foto: Fotolia (Sergey Yarochkin)<br />

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