OCEAN7 2010-03-04
Ab dieser Ausgabe ist OCEAN7 das einzige deutschsprachige Yachtmagazin mit einer regelmäßigen Kolumne einer Weltumseglerin: OCEAN Woman, nicht nur für Frauen! Außerdem: Psychogramm der unterschiedlichen Typen in den Dinghis.
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Intra Coastal Waterway<br />
Heute scheint die Sonne und wir können alles wieder trocknen.<br />
Die Laune ist gut und wir machen uns auf den Weg. Die<br />
Einfahrt in den ICW beginnt mit einer Brückendurchfahrt.<br />
Es sieht verdammt knapp aus, aber laut Karte müsste die<br />
Durchfahrtshöhe auch bei Flut reichen. Müsste. Wir halten<br />
die Luft an und schleichen auf die Brücke zu. Passt es oder<br />
passt es nicht? Plötzlich ein Kratzen und von oben kommt uns<br />
der Windex entgegen, aber dann sind wir auch schon durch.<br />
Schnell die Windanlage und die Lichter geprüft, alles funktioniert.<br />
Das war knapp, müssen nur ein paar Zentimeter, pardon,<br />
Inch, wie man hier sagt, gewesen sein und hätte teuer<br />
werden können.<br />
Wir kommen gut voran, unzählige Tonnen werden passiert.<br />
Das Fahrwasser ist teilweise sehr eng und heute, am Wochenende,<br />
sind eine Menge Boote unterwegs. Aber die Landschaft<br />
entschädigt dafür, Natur pur. Einige Schwenkbrücken sind zu<br />
durchfahren, diese werden auf Zuruf über Funk geöffnet. Bei<br />
der ersten plauschen wir ein wenig mit dem Brückenwärter und<br />
er kündigt uns bei seinen Kollegen an. Wie von Geisterhand<br />
öffnen sich die Brücken, ohne dass wir uns melden müssen, und<br />
von oben winkt jedes Mal freundlich der Brückenmann. Wir<br />
cruisen so dahin, als sich ein knallgelbes Boot schnell nähert.<br />
Es ist von SeaTow, so etwas wie der ADAC auf dem Wasser,<br />
und der freundliche Captain warnt uns vor einer Sandbank<br />
mitten im Fahrwasser, die wir erst mit der Flut passieren könnten.<br />
Vielleicht, denn es könnte knapp werden. Wir ankern vor<br />
der Sandbank und vertreiben uns die Wartezeit mit Sonnenbaden<br />
bis die Flut kommt. Immer und immer wieder versuchen<br />
wir, einen Durchgang zu finden, bleiben aber jedes Mal hängen.<br />
Mittlerweile haben sich ein paar Boote eingefunden, die uns<br />
aufmerksam beobachten. Dann bekommen wir Hilfe, ein kleines<br />
Boot fährt vor und versucht, die tiefste Passage für uns zu<br />
finden. Aber wieder bleiben wir hängen. Nur 20 Meter vor uns<br />
ist unser Scout wieder im tiefen Wasser, nur noch ein kurzes<br />
Stück, aber wir setzen auf. Kurze Beratung, wieder den ganzen<br />
Weg zurück? Nein, wir versuchen es. Alles Gewicht auf die<br />
Kante, den Kiel etwas gelupft, und mit Vollgas juckeln wir uns<br />
langsam aber beständig über die Sandbank. Dann sind wir frei,<br />
stoßen unter dem Applaus der Beobachter Jubelschreie aus und<br />
ein paar Dosen Bier wechseln den Besitzer. Ohne den Flachkiel<br />
wäre das nicht gegangen.<br />
Auch aufgrund dieses Erlebnisses können wir eine Passage des<br />
ICW mit dem Segelboot nicht empfehlen. Man motort die<br />
meiste Zeit, wegen der starken Gezeitenströme stimmen die<br />
Karten nicht, und man hat eine Menge Stress. Es gibt nur<br />
wenige Ankerplätze, die auch noch schwierig zu erreichen sind.<br />
Rechts und links der Fahrrinne ist es teilweise nur einen halben<br />
Meter tief. Selbst die wenigen Marinas waren für uns zu flach,<br />
und wir hatten nur 1,3 Meter Tiefgang!<br />
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