OCEAN7 2010-03-04
Ab dieser Ausgabe ist OCEAN7 das einzige deutschsprachige Yachtmagazin mit einer regelmäßigen Kolumne einer Weltumseglerin: OCEAN Woman, nicht nur für Frauen! Außerdem: Psychogramm der unterschiedlichen Typen in den Dinghis.
Ab dieser Ausgabe ist OCEAN7 das einzige deutschsprachige Yachtmagazin mit einer regelmäßigen Kolumne einer Weltumseglerin: OCEAN Woman, nicht nur für Frauen! Außerdem: Psychogramm der unterschiedlichen Typen in den Dinghis.
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Das Boot<br />
Es regnet und es ist schwülwarm. Wir sind früh wach und<br />
wollen schwimmen gehen, das Wasser ist trüb und sieht nicht<br />
sehr einladend aus. Trotzdem: hinein ins Nass. Ein leichtes<br />
Prickeln auf der Haut lässt uns Böses ahnen, mit roten Flecken<br />
als Abschiedsgruß von den Quallen klettern wir wieder an Bord.<br />
Das haben wir uns anders vorgestellt. Da Windstille herrscht,<br />
schmeißen wir die Maschine an und motoren gemütlich an der<br />
Küste von Connecticut entlang.<br />
Zeit, sich etwas mit dem Boot zu beschäftigen. Wir segeln eine<br />
Hunter 36, in einer Zwei-Kabinen-Version. Wir sind zu sechst<br />
unterwegs, zwei Paare und zwei Singles, alle mit unterschiedlicher<br />
Segelerfahrung. Da wir auch den Salon als Schlafplatz<br />
nutzen müssen, rotieren wir die Schlafmöglichkeiten auf unserem<br />
14-tägigem Törn alle fünf Tage durch, damit jedes Team<br />
einmal in den Genuss der geräumigen Eignerkabine im Heck<br />
kommt. Das ist kein Problem, Platz ist genug da, nur das morgendliche<br />
Abbauen und abendliche Bettenmachen wird über<br />
die Zeit doch etwas mühsam. Die Hunter ist amerikanischen<br />
Verhältnissen entsprechend üppig ausgestattet und hat einen<br />
Generator, Mikrowelle, elektrische Toilette und sogar Klimaanlage.<br />
Zugegeben, wir waren ein wenig skeptisch und hatten<br />
als bodenständige Segler ob so viel technischer Spielerei ein<br />
wenig abfällig die Nase gerümpft. Anfangs zumindest, aber am<br />
Ende wollen wir dies alles nicht mehr missen. Beim nächsten<br />
Karibik-Törn, wenn wir bei Tropenregen oder wegen der<br />
Moskitos abends unter Deck müssen, werden wir mit Wehmut<br />
an die Klimaanlage zurückdenken …<br />
So, jetzt ein paar Anmerkungen für die Fachleute: Das Boot<br />
segelt sich leicht, liegt gut auf dem Ruder und lässt sich vernünftig<br />
trimmen. Oft fahren wir mit festgestelltem Ruder<br />
stundenlang dahin und müssen nur gelegentlich nachsteuern.<br />
Nur Wind über 15 Knoten mag sie nicht so gerne und legt sich<br />
dann flott auf die Seite. Das liegt wohl am flachen Kiel, der in<br />
diesem Revier aber unabdingbar ist und den wir noch schätzen<br />
werden. Aber rechtzeitig gerefft, ist die Hunter gut zu beherrschen,<br />
und nach kurzer Zeit sind wir mit ihr vertraut. Als sehr<br />
angenehm empfinden wir die Hunter-Spezialität, den Traveller<br />
auf einem Bügel über dem Cockpit anzubringen. Das Großsegel<br />
kann so jederzeit vom Rudergänger ohne große Probleme<br />
feingetrimmt werden und im Cockpit wird der Weg nicht<br />
versperrt. Auch die beiden Winschen für die Fockschoten sind<br />
in Reichweite untergebracht, man könnte sie also bequem<br />
einhand segeln. Hier zeigt sich der Fokus bei Hunter auf kleine<br />
Crews oder eignergeführte Boote. Nicht so gut gefallen hat<br />
uns das Rigg. Durch die stark gepfeilten Salinge hat man auf<br />
das Achterstag verzichtet und das Vorstag hängt auf verschiedenen<br />
Kursen doch etwas früh durch. Alles in allem waren wir<br />
dennoch zufrieden.<br />
Langsam frischt der Wind auf und wir setzen die Segel. An<br />
Backbord liegt die Küste Connecticuts, an Steuerbord lässt sich<br />
die Küste Long Islands im Dunst erahnen. Steile Felsen und