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Veranstaltungen des Sächsischen Landtags Heft <strong>55</strong><br />

FESTAKT<br />

zum Tag der<br />

Deutschen Einheit am<br />

3. Oktober 2013


FESTAKT<br />

zum Tag der<br />

Deutschen Einheit am<br />

3. Oktober 2013<br />

Musikalische Umrahmung:<br />

Robert-Schumann-Quartett:<br />

Hartmut Schill – 1. Violine<br />

Katarzyna Radomska – 2. Violine<br />

Ulla Walenta – Viola<br />

Tilman Trüdinger – Violoncello<br />

Herausgegeben vom Sächsischen Landtag


Inhalt<br />

Begrüßungsansprache<br />

des Präsidenten des Sächsischen Landtags<br />

Dr. Matthias Rößler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Ansprache<br />

des Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen<br />

Stanislaw Tillich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Festrede<br />

Joachim Reinelt<br />

Bischof em. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Impressum:<br />

Herausgeber: Sächsischer Landtag,<br />

Bernhard-von-Lindenau-Platz 1, 01067 Dresden<br />

V. i. S. d. P.: Ivo Klatte, Sächsischer Landtag<br />

Redakteurin: Christin Morgenstern<br />

Fotos: Steffen Füssel<br />

Gestaltung, Satz: www.oe-grafik.de<br />

Druck: Sächsischer Landtag<br />

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Begrüßungsansprache<br />

des Präsidenten des Sächsischen Landtags<br />

Dr. Matthias Rößler<br />

Ich werde nie vergessen, wie Bischof Joachim Reinelt an diesem Abend zu<br />

uns sagte, dass in Leipzig die Schützenpanzerwagen abziehen und dass<br />

alles friedlich bleiben wird. Die Zeit schien den Atem angehalten zu haben.<br />

Eine Entscheidung von historischer Tragweite war gefällt. In dieser Weltminute<br />

hat sich deutsche und europäische Geschichte entschieden. Was niemand<br />

von uns wusste: Der Stein, der an jenem Abend – bildlich gesprochen – aus<br />

der Mauer gebrochen wurde, ist zum Meilenstein auf dem Wege zur Deutschen<br />

Einheit und zur Wiedererrichtung des Freistaates Sachsen geworden.<br />

Ich freue mich, dass Sie meiner Einladung zur Feierstunde des Sächsischen<br />

Landtags aus diesem Anlass gefolgt sind, und begrüße Sie hier im<br />

Plenarsaal unseres Parlamentes ganz herzlich.<br />

Ich begrüße unseren Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich, die Präsidentin<br />

unseres Verfassungsgerichtshofes Birgit Munz und meinen hochverehrten<br />

Amtsvorgänger Erich Iltgen.<br />

Ich begrüße die Abgeordneten des Europäischen Parlamentes, des<br />

Deutschen Bundestages und des Sächsischen Landtags sowie ehemalige<br />

Abgeordnete.<br />

Ich freue mich über die Anwesenheit von aktiven und ehemaligen Mitgliedern<br />

der Staatsregierung und des Verfassungsgerichtshofes.<br />

Ich begrüße die Vertreter des konsularischen Korps, der Kirchen und<br />

Religionsgemeinschaften, der Städte und Landkreise, den Präsidenten des<br />

Sächsischen Rechnungshofes, die Vertreter der Bundeswehr, von Universitäten<br />

und Hochschulen, der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen,<br />

der sorbischen Minderheit in unserem Freistaat, der Medien sowie<br />

viele weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.<br />

Besonders freue ich mich, dass an unserer heutigen Feierstunde auch<br />

Gäste aus dem Landtag Nordrhein-Westfalen unter der Leitung seines<br />

Vizepräsidenten Eckhard Uhlenberg teilnehmen.<br />

| 6 | Begrüßungsansprache des Landtagspräsidenten


Seien Sie alle recht herzlich zum <strong>Festakt</strong> anlässlich des Tages der Deutschen<br />

Einheit und – das ist das Besondere an Sachsen – der Wiedergründung des<br />

Freistaates Sachsen im Sächsischen Landtag willkommen.<br />

Seit nunmehr 23 Jahren sind wir Deutschen wieder eine ungeteilte Nation.<br />

Sachsen ist nach sechs Jahrzehnten nationalsozialistischer und kommunistischer<br />

Gewaltherrschaft – wie es in der Präambel unserer Sächsischen<br />

Verfassung heißt – als Freistaat der Bundesrepublik Deutschland in die<br />

europäische Geschichte zurückgekehrt.<br />

Am 27. Oktober 1990 hat die konstituierende Sitzung des Sächsischen<br />

Landtags in der Dreikönigskirche stattgefunden. Dort ist 1992 auch die Säch -<br />

sische Verfassung verabschiedet worden. In Sachsen passte eine Nutzung<br />

des Kirchengebäudes auch wegen der wichtigen Rolle ins Bild, welche die<br />

Kirchen in der Friedlichen Revolution gespielt haben. Viele Demonstrationen<br />

entwickelten sich aus den Kirchen. Hier wurde regelmäßig zum friedlichen<br />

Wandel der Gesellschaft aufgerufen.<br />

Begrüßungsansprache des Landtagspräsidenten | 7|


| 8 | Begrüßungsansprache des Landtagspräsidenten<br />

Meine Generation hat Kirche und persönlichen Glaubensvollzug in der<br />

Auseinandersetzung mit dem sozialistischen Staat in den Achtzigerjahren<br />

erlebt. Damit wurde immer wieder die Frage verbunden, ob das Zurückziehen<br />

in Nischen, der Verzicht auf Karriere und die Verweigerung gegenüber<br />

dem kommunistischen System schon passiver Widerstand oder gar Opposition<br />

gewesen sind. Ich selbst habe vor 1989 nicht zur organisierten Opposition<br />

gehört. Aber mit Tausenden von jungen Menschen besuchte ich im<br />

Rahmen der Aktion »Schwerter zu Pflugscharen« – dem Symbol der Friedensbewegung<br />

– an jenem 13. Februar 1982 die Kreuzkirche. Freya Klier<br />

hat diesem Tag in ihrem Buch »Kalenderblätter« ein literarisches Denkmal<br />

gesetzt. Unter dem schützenden Dach der Kirche leisteten wir Widerstand<br />

gegen den Bau des Reinstsiliziumwerkes Dresden und andere Umweltzerstörungen,<br />

bei denen die Umweltbewegung auch dank des Untergangs der<br />

DDR letztendlich erfolgreich war.


Schlüsselerlebnisse brachte das Jahr 1989. Zu den Themen »Bewahrung der<br />

Schöpfung« und »Bergpredigt« habe ich Oppositionsgruppen erlebt und<br />

das Gefühl der Gemeinsamkeit unter Gleichgesinnten auf dem Leipziger<br />

Kirchentag. Durch die Propaganda der atheistischen Ideologie rückten die<br />

Christen beider Konfessionen näher zusammen und bemühten sich um<br />

ökumenische Gemeinsamkeiten, die zu einem Zeugnis christlichen Lebens<br />

wurden. Die ökumenische Versammlung 1988/89 war ein gemeinsamer Ver -<br />

such zur christlichen Bewältigung der Probleme der untergehenden DDR<br />

aus dem Geist des Evangeliums heraus.<br />

Meine Damen und Herren, die Sächsische Verfassung nahm Anregungen<br />

aus dieser Zeit in Präambel und Verfassungstext auf. Sie schuf damit die<br />

Wertebasis für ein gemeinsames Menschen- und Weltverständnis, das uns<br />

Sachsen zusammenhält, Christen und Nichtchristen. Sie würdigt gleichzeitig<br />

die historische Rolle der Kirchen im Vorfeld der Friedlichen Revolution,<br />

Andersdenkenden und Hilfesuchenden Dach und Schutz gewesen zu sein,<br />

und ermutigt damit auch heute.<br />

Dieser Bezug zur Verfassung unseres Freistaates stellt zugleich auch<br />

eine Verbindung zum Festredner der heutigen Veranstaltung her. Vor zwei<br />

Jahren hatte ich die Ehre, Herrn Bischof Joachim Reinelt für seine besonderen<br />

Verdienste um die freiheitliche demokratische Entwicklung die Sächsische<br />

Verfassungsmedaille zu verleihen. Heute begrüße ich ihn als Ehrengast<br />

und Festredner in unserer Mitte.<br />

Als Joachim Reinelt im vorigen Jahr in den wohlverdienten Ruhestand ein -<br />

getreten ist, konnte er auf eine 24-jährige Amtszeit als Bischof seines Bistums<br />

Dresden-Meißen zurückblicken. Damit gehörte er nicht nur zu den<br />

dienst ältesten deutschen Bischöfen. Er war Seelsorger und geistlicher Wür -<br />

denträger in der Zeit der Diktatur, als es keine freien Wahlen, Meinungs-,<br />

Presse- und Gewissensfreiheit gab und auch Religions- oder Bildungsfreiheit<br />

nur Lippenbekenntnisse der damaligen Machthaber waren. Bischof Reinelt<br />

war ein wichtiger Wegbereiter der Friedlichen Revolution und Begleiter dieser<br />

Entwicklung zu einem selbstbestimmten Leben, in dem offene Grenzen,<br />

Meinungs- und Wahlfreiheit zu den bleibenden Errungenschaften gehören.<br />

Die Tage im Herbst 1989 forderten auch ihn als Bischof zum Handeln<br />

heraus. Er musste uns, die wir in den Kirchen zusammengeströmt waren,<br />

beruhigen und gleichzeitig ermutigen. Er musste vermitteln zwischen uns<br />

Demonstranten auf der einen Seite sowie der Volkspolizei und staatlichen<br />

Stellen auf der anderen. Und er musste übermitteln wie an jenem denk-<br />

Begrüßungsansprache des Landtagspräsidenten | 9|


| 10 | Begrüßungsansprache des Landtagspräsidenten<br />

würdigen 9. Oktober in der Dresdner Hofkirche, als er zu rund 8.000 Menschen<br />

in der Kirche und zu Tausenden davor sprach.<br />

Ich stand damals in seiner Nähe, als ihn die Bitte erreichte, den Demonstranten<br />

mitzuteilen, dass die SED-Führung einsichtig sei, Gesprächsbereitschaft<br />

signalisiere und nicht mehr beabsichtige, mit Volkspolizei, Kampfgruppen<br />

und Nationaler Volksarmee gegen die Demonstranten in Leipzig,<br />

Dresden, Karl-Marx-Stadt und Plauen vorzugehen. Mit seinen Worten machte<br />

er den Menschen Mut und mahnte zur Besonnenheit. Dieser Abend war<br />

ganz gewiss auch für ihn ein Schlüsselerlebnis.<br />

Ich hatte damals meine schweißnassen Hände in den Taschen meiner<br />

Studentenkutte geballt. Erstmals habe ich an Bischof Reinelt dieses fröhliche<br />

Gottvertrauen bewundert, das ich bei jeder unserer Begegnungen<br />

immer wieder spüre und das so wunderbar auf andere Menschen übergreift.<br />

Mut machte er den Christen im Bistum Dresden-Meißen wenige Tage<br />

später auch mit seinem viel beachteten Hirtenbrief, der zu Zivilcourage<br />

aufrief und Reisefreiheit, gesellschaftliche Pluralität sowie Gewalt-, Meinungs-<br />

und Pressefreiheit forderte. »Jetzt ist eine Zeit zum Reden«, hieß es<br />

damals in seinem Hirtenbrief. »Jetzt ist eine Zeit zum Reden.« Für ihn sind<br />

diese Worte auch heute noch ein wichtiger Grundsatz. Sein stets offenes<br />

Ohr für die Anliegen anderer, auch der Politiker, ist seit Langem bekannt.<br />

Er hat immer seine Unterstützung gegeben.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, Bischof Joachim Reinelt gilt zweifellos<br />

als ein Mann, der sich seit seiner Weihe zum Bischof im Jahre 1988 aus der<br />

ganzen Kraft seines Glaubens und der Weltverantwortung der Christen<br />

heraus beharrlich in die Gestaltung unserer Gesellschaft eingebracht hat.<br />

So übernahm er in der Deutschen Bischofskonferenz sowohl in der Kommission<br />

für gesellschaftliche und soziale Fragen als auch in der Kommission<br />

für karitative Fragen eine führende Rolle.<br />

Immer wieder setzte er sich für die Sicherung der Errungenschaften der<br />

Friedlichen Revolution und das Zusammenwachsen der Deutschen im wiedervereinigten<br />

Vaterland ein. Ich denke hier unter anderem an seine Erklärungen<br />

zu Landtags- und Bundestagswahlen, seine Fürbitten und Gebete<br />

für politische Verantwortungsträger, seine festlichen Dankgottesdienste<br />

anlässlich des 20. Jahrestages der Friedlichen Revolution und der Konstituierung<br />

des Sächsischen Landtags.<br />

Denkanstöße in die Politik einzubringen – und damit komme ich zum<br />

Schluss – hat er als eine bleibende Aufgabe verstanden, gerade in der heu-


tigen Gesellschaft, die um Orientierung, Halt und innere Stützung bei der<br />

Wahrung ethischer und moralischer Werte zu ringen hat.<br />

»Jetzt ist eine Zeit zum Reden, auch hier und heute.« Dafür danke ich<br />

unserem Festredner, unserem Ministerpräsidenten und dafür danke ich<br />

Ihnen allen.<br />

Begrüßungsansprache des Landtagspräsidenten | 11 |


Ansprache<br />

des Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen<br />

Stanislaw Tillich<br />

Sehr geehrter Herr Landtagspräsident Rößler,<br />

sehr geehrter Herr Vizepräsident Uhlenberg,<br />

sehr geehrter Herr Bischof Reinelt,<br />

sehr geehrte Frau Präsidentin des Sächsischen<br />

Verfassungsgerichtshofes Munz,<br />

meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordneten,<br />

»Jetzt ist eine Zeit zum Reden.« – Ich möchte diesen Satz aus Ihrer Rede,<br />

verehrter Herr Landtagspräsident, gern aufgreifen. Wie Worte, wie Reden<br />

wirken können, diese Erfahrung kennen wir aus der Friedlichen Revolution<br />

von 1989. Aber wir wissen auch, dass Worte manchmal nichts mehr ausrichten<br />

können.<br />

Das lehrt uns die Geschichte des Volksaufstandes in der DDR vom 17. Juni<br />

1953. Wir haben in diesem Sommer der Opfer gedacht, die vor 60 Jahren<br />

auf die Straße gegangen sind, damit ihre Worte gehört werden. Sie wurden<br />

von Panzern und Gewehren übertönt. Eine Losung damals hieß: »Wir wollen<br />

freie Menschen sein!«. Gemeint war damit auch: Wir wollen nicht mehr<br />

schweigen in der Diktatur. Wir wollen das sagen können, was wir meinen<br />

– ohne Gefahr für Leib und Leben. Zurück blieben von Panzern niedergewalzte<br />

Hoffnungen. Angst und Terror hielten das Land für lange Zeit eisern<br />

im Griff. Und diese dramatische, ja traumatische Situation brannte sich<br />

damals tief in die Köpfe und Herzen der Menschen ein.<br />

So schreibt eine Bürgerin aus Girbigsdorf bei Görlitz am Abend des 17. Juni<br />

1953 in ihr Tagebuch: »Wir legen unser Schicksal in Gottes Hände.« 1<br />

36 Jahre später kam die Zeit, in der die Menschen in der DDR ihr Schicksal<br />

in ihre eigenen Hände nehmen konnten. Es war eine Zeit, in der Worte<br />

wiedergefunden wurden, um die Sprachlosigkeit und die Angst von vier<br />

| 12 | Ansprache des Ministerpräsidenten


Jahrzehnten sozialistischer Diktatur zu überwinden. Es war eine Zeit, um<br />

Mauern zu überwinden, um aufeinander zu zu gehen. So sind im Herbst<br />

1989 aufrechte Bürger den Weg in die Freiheit zu Ende gegangen, der 1953<br />

jäh unterbrochen wurde.<br />

Der Juni-Aufstand von 1953 und die Friedliche Revolution 1989 stehen<br />

also in einem engen, einem inneren Zusammenhang. Das gilt auch für den<br />

3. Oktober, den Tag der Deutschen Einheit. Die Hoffnungen von 1953 und<br />

1989 fanden hier ihre Erfüllung: »Einigkeit und Recht und Freiheit« – das<br />

sind die Worte und Werte, nach denen vier Jahrzehnte lang nur in einem<br />

Teil unseres Vaterlandes gestrebt werden durfte. Erst mit dem 3. Oktober<br />

1990 konnten alle drei Worte in ganz Deutschland gelebt werden. Und es<br />

passt sehr gut, dass der »3. Oktober« seinen Namen – Tag der Deutschen<br />

Einheit – vom Gedenktag zum 17. Juni 1953 »geerbt« hat.<br />

Meine Damen und Herren, den 3. Oktober 1990 habe ich in Berlin erlebt.<br />

Hinter mir lagen – mit anderen gemeinsam – arbeitsreiche Monate in der<br />

Ansprache des Ministerpräsidenten | 13 |


| 14 | Ansprache des Ministerpräsidenten<br />

ersten und letzten frei gewählten Volkskammer der DDR. Wir alle, die<br />

damals wie in einer »Werkstatt der Geschichte« ohne Blaupause und ohne<br />

Vorbild an der Einheit Deutschlands gearbeitet hatten, fühlten: In diesem<br />

Moment, als die deutsche Fahne vor dem Reichstag wehte, kam etwas zur<br />

Ruhe. Die große Sehnsucht nach Freiheit und Einheit Deutschlands in Frieden<br />

war nun erfüllt. Aber es war keineswegs das »Ende der Geschichte«,<br />

das ein amerikanischer Historiker 2 an dieser Zeitenwende ausgerufen hatte.<br />

Seitdem sind viele neue Kapitel der Geschichte aufgeschlagen worden.<br />

Blicken wir kurz in einige deutsche und europäische Kapitel: Wir in Sachsen,<br />

in Ostdeutschland, können zu Recht stolz sein auf die Aufbauleistung<br />

der letzten zwei Jahrzehnte. Gleichzeitig sind wir dankbar für die solidarische<br />

Hilfe, die wir bisher aus ganz Deutschland erfahren haben. Meinem<br />

Empfinden nach spielt die Herkunft – »westdeutsch« oder »ostdeutsch« –<br />

immer weniger eine Rolle unter uns Deutschen. Vielmehr geht es darum,<br />

wie wir gemeinsam etwas erreichen, unser Land voranbringen können.<br />

Nicht zuletzt deshalb ist es uns gelungen, gut durch die Wirtschafts- und<br />

Finanzkrise der letzten Jahre zu kommen.<br />

Das führt mich zu den europäischen Kapiteln unserer Geschichte: Für<br />

mich ist es bemerkenswert, wie Deutschland in Europa wahrgenommen<br />

wird. Insbesondere bei unseren direkten sächsischen Nachbarn, in Polen<br />

und Tschechien. Natürlich gibt es kritische Stimmen, die vor einem allzu<br />

starken Deutschland warnen. Aber ich bin der festen Überzeugung: In<br />

Europa muss niemand mehr Angst haben vor einer deutschen Übermacht.<br />

So weit ist das Vertrauen insgesamt in sechs Jahrzehnten europäischer<br />

Zusammenarbeit gewachsen. Dieses Vertrauen über Grenzen hinweg ist<br />

für mich ebenso ein Gewinn an Freiheit, wie es die Friedliche Revolution<br />

gewesen ist.<br />

Auch wenn wir uns in Europa darüber streiten, wie Gelder verteilt werden<br />

sollen oder Gurken und Äpfel aussehen dürfen, wichtig ist doch, worüber<br />

wir uns nicht streiten: Über unsere errungene Freiheit, die wir in vielerlei<br />

Form auf diesem Kontinent erreicht haben. Ich nenne hier nur die<br />

Reisefreiheit oder die Meinungsfreiheit, die wir vom Nordkap bis Sizilien,<br />

vom Atlantik bis an die Ostsee genießen dürfen. Sie ist uns so selbstverständlich<br />

geworden, dass wir kaum noch darüber nachdenken. Wenn Freiheit<br />

und Demokratie selbstverständlich sind, dann ist das wunderbar für<br />

eine Gesellschaft. Aber es ist wichtig, Freiheit und Demokratie immer wieder<br />

neu zu erringen, sie sich aktiv anzueignen und damit auseinanderzu-


setzen. Der ehemalige Verfassungsrichter Udo di Fabio hat das einmal so<br />

ausgedrückt: »Erst wer befreit ist, trägt die Last der Freiheit.« 3<br />

Und das gilt gerade für die Nachgeborenen, die Krieg und Diktatur in<br />

Europa nur noch aus dem Geschichtsbuch kennen. Freiheit und Demokratie<br />

sind nur dann von Dauer und eine Selbstverständlichkeit, wenn wir ganz<br />

bewusst als freie Bürger denken, fühlen und handeln. Und diese Freiheit<br />

darf sich nicht auf die Freiheit des Besitzes beschränken. Der Mehrwert der<br />

Freiheit besteht ja nicht darin, dass ich das Auto fahren kann, das mir<br />

gefällt, oder in fremde Länder reisen kann, wie es mir gefällt. Freiheit heißt<br />

auch Verantwortung. Wirklich frei können wir nur sein, wenn wir gemeinsam<br />

mit anderen das tun, was uns für das Gemeinwohl nützlich erscheint.<br />

Das ist es, was unsere Gesellschaft zusammenhält, was unsere Gesellschaft<br />

erhält. Dass wir schauen, was zu unserer Linken und zu unserer<br />

Rechten passiert. Dass es mir nicht egal ist, wie es meinem Nachbarn geht.<br />

Dass wir Hand in Hand – wie die Demonstranten bei den Montagsdemonstrationen<br />

in Leipzig und überall im Land – für unsere freie Gesellschaft<br />

eintreten. So entsteht aus Freiheit und Verantwortung Solidarität.<br />

So schaffen wir es, dass dieser Dreiklang Freiheit – Verantwortung – Solidarität<br />

das Fundament einer uns guten Heimat ist: hier im Freistaat Sachsen,<br />

in Deutschland und in Europa. Und dieses Fundament müssen wir erhalten:<br />

Indem wir der bitteren, tragischen und traurigen Momente ge den ken,<br />

wie zum Beispiel der Opfer des 17. Juni 1953.<br />

Indem wir die guten und schönen Momente feiern, wie den Tag der Deutschen<br />

Einheit. Jeder dieser Momente hat seine Berechtigung und ist doch<br />

untrennbar mit dem anderen verbunden. Die Erinnerung daran wachzuhalten<br />

und die Bedeutung dieser Augenblicke für die Zukunft zu bewahren,<br />

das ist unser Auftrag. Und deshalb – ich wiederhole es gerne noch einmal<br />

– ist auch jetzt und heute »eine Zeit zum Reden«.<br />

Vielen Dank.<br />

1 Gertrud Pätzold, sie lebte in Girbigsdorf bei Görlitz.<br />

2 Francis Fukuyama: Das Ende der Geschichte (1992)<br />

3 FAZ v. 16. September 2013, S. 7.<br />

Ansprache des Ministerpräsidenten | 15 |


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Festrede<br />

von Joachim Reinelt, Bischof em.<br />

Sehr geehrter Herr Landtagspräsident Dr. Rößler,<br />

sehr geehrter Herr Ministerpräsident Tillich,<br />

sehr verehrte Damen und Herren,<br />

Tag der Deutschen Einheit, ein wunderbares Wort, ich denke, wir genießen<br />

das noch zu wenig – ein Tag des Dankes und der Freude. Eine 40 Jahre währende<br />

Zerrissenheit Deutschlands und eine Leidensgeschichte der Ostdeutschen<br />

haben diesem Tag den Weg gebahnt. Bevor am 3.Oktober 1990<br />

die Einheit Deutschlands gefeiert werden konnte, wurde das Volk in der<br />

DDR seiner Freiheit beraubt, ideologisch erpresst, mit Lüge und Angst in<br />

Schach gehalten und um einen wohlverdienten Wohlstand betrogen.<br />

Sie haben mich als Zeitzeugen hierher gerufen. Ich will versuchen, einige<br />

der aufregenden Erfahrungen tragischer und schließlich großartiger<br />

Zeiten nacherleben zu lassen. Ich denke, das ist der Sinn des Treffens in<br />

diesem wunderschönen Landtag hier. Wer die Ereignisse von 1989, die ja<br />

Voraussetzung für eine Feier der Deutschen Einheit sind, verstehen will,<br />

muss sich zunächst die innere Verfasstheit eines Volkes unter kommunistischer<br />

Diktatur vergegenwärtigen. 44 Jahre den Mund halten müssen. Viele<br />

haben das nicht gekonnt – Gott sei Dank. Sie haben für ihre politische<br />

Offenheit schwer gebüßt. Viele verfielen einer Lethargie der verdrängten<br />

Angst. Nur nicht auffällig werden! (Auffällig: Das war Jargon der Stasi.) Viele<br />

passten sich an. Manche wurden vorsichtig aufmüpfig. Viele gingen dabei<br />

der SED zu weit. Parteiverfahren, Verlust der Posten oder Bautzen II:<br />

Kader schulung, Disziplinierung der sozialistischen Brigaden, Bildung von<br />

Kampfgruppen sollten die Erwachsenen an die Reihen der Partei schmieden,<br />

so die Sprache der Genossen. In der Schule: Erziehung zum Hass<br />

gegen das »revanchistische« Westdeutschland und gegen die NATO-Feinde<br />

(ein westdeutscher Bischof war damals laut sozialistischer Presse simpel<br />

| 18 | Festrede von Joachim Reinelt


ein NATO-Bischof), und Margot Honnecker sorgte durch ihre Lehrer dafür,<br />

dass die »geliebte junge sozialistische Generation« ganz im Sinne von<br />

Marx und Lenin zu denken und zu kämpfen versteht.<br />

Wachsame Eltern bekamen Gewissensbisse, als sie erlebten, wie so<br />

manche Schule ihre Kinder ideologisch verbog. Mehrmals wurde mir be -<br />

richtet, wie politisch fanatische Lehrerinnen die Schulklasse im 2. Schuljahr<br />

aufforderte aufzustehen und eine Schülerin auszulachen, die immer<br />

noch an Gott glaube. Das ist nicht zu fassen, denn da wurde jede Ehrfurcht<br />

vor einer kindlichen Persönlichkeit mit Füßen getreten und rücksichtslos<br />

die Psyche eines wehrlosen Kindes schwer verletzt. Kein Einzelfall, manche<br />

möchten das gern zu Einzelfällen erklären. Einige widerstanden tapfer der<br />

zwanghaften Werbung zur Pionier- oder FDJ-Organisation. Nicht wenige<br />

lehnten die sozialistische Jugendweihe ab. Aber Eltern quälte dann die Frage:<br />

Verbauen wir durch unsere ablehnende Haltung unseren Kindern die Zu -<br />

kunft? Die Frage war: Einknicken oder stark bleiben? Aber schon mit 16<br />

Festrede von Joachim Reinelt | 19 |


| 20 | Festrede von Joachim Reinelt<br />

begannen viele junge Menschen, sich selbst aus den Schlingen der Partei<br />

zu ziehen. Sie organisierten sich kleine Räume der Freiheit. Mutige Aktionen<br />

wie neue, junge Musik oder »Schwerter zu Pflugscharen«, machten<br />

anderen Mut. Der Widerstand – zum Beispiel – gegen die Sprengung der<br />

Leipziger Universitätskirche brachte ganz besonders auch junge Christen<br />

auf die Straße. Eine beachtliche Zahl junger Leute verweigerte den Wehrdienst<br />

an der Grenze nach Westdeutschland – auch das ist heute nicht<br />

mehr bekannt, das war sehr mutig und brachte auch viele Nachteile, oder<br />

meldete sich zu sogenannten Spatentruppen, die oft von den führenden<br />

Militärs in gemeiner Weise »fertiggemacht« wurden. Manche wurden<br />

bewusst in hochgiftigen Produktionsstätten der Aluminiumerzeugung eingesetzt<br />

und so für ihr ganzes Leben geschädigt. Sklaven des Sozialismus!


Dazu kamen die erschreckenden Ungerechtigkeiten der Parteijustiz,<br />

der ewige Mangel an Konsumgütern, die ständige offene oder geheime<br />

Kontrolle durch Staatsorgane, die 1.000 oft sinnlosen Vorschriften und<br />

Einengungen und natürlich die mangelnde Reisefreiheit. Die unaufhör -<br />

lichen Lügen in den sozialistischen Medien, die lächerlichen Störsender<br />

und die unerträglichen Hasstiraden prominenter Politagenten – das alles<br />

schuf auf Dauer eine Atmosphäre, die viele nicht mehr ertragen konnnten.<br />

»Wir wollen raus.« Aus den meisten Friedensgottesdiensten wurden<br />

Versammlungen derer, die ihre Ausreise erzwingen wollten. Ein Drama<br />

nach dem anderen spielte sich ab. Familien wurden auseinanderge -<br />

ris sen. Gefangene wurden freigekauft. Zwangsadoptionen wurden angeordnet.<br />

Festrede von Joachim Reinelt | 21 |


| 22 | Festrede von Joachim Reinelt<br />

Daneben sollten politisch sehr naive Entscheidungen die Lage entspannen.<br />

Man glaubte in Berlin immer noch, dass nur »wenige Fanatiker« in den<br />

Westen wollten und ließ sie gehen. Aber gerade dadurch wuchs die Zahl<br />

der Antragssteller auf Ausreise. Kleine Eingeständnisse des Versagens<br />

einiger lokaler Funktionäre sollten den Eindruck einer ehrlich selbstkritischen<br />

Partei hinterlassen. Das haben die Leute aber nicht geglaubt. Grund -<br />

sätzlich aber wurde die alte Parteiparole eingehämmert: »Die Partei, die<br />

Partei hat immer recht.« Es war eine Art Gnadenerweis der Genossen, dass<br />

sie bisweilen einige Ventile zuließen, um den in der Bevölkerung entstandenen<br />

Druck ein wenig zu mindern. Politische Kabaretts durften etwas<br />

deutlicher werden, daher waren ihre Darbietungen heiß begehrt. Politische<br />

Witze hatten Konjunktur. Wenn man sich unter Freunden wähnte, schimpften<br />

alle, sogar die Parteigenossen.<br />

Dann und wann musste die Partei sogar unerwartete Schläge einstecken.<br />

So erlebte ich als Pfarrer, dass es in meiner Stadt zu einer überraschenden<br />

Story kam. Es gab da eine sehr große gärtnerische Produktionsgenossenschaft,<br />

die übrigens zum Ärger der Gärtner alles in den Westen<br />

liefern musste, während Gemüse in der eigenen Stadt Mangelware war.<br />

Diese GPG hatte Jahresschlussversammlung, aber kein Parteigenosse fand<br />

sich begabt genug, die fällige Ansprache zu halten. Ein Christ erklärte sich<br />

schließlich bereit, die Rede zu halten. Er sagte pflichtgemäß allen Brigaden<br />

mit geschickten Worten Dank und schloss: »Nach all unseren Brigaden<br />

danke ich aber jetzt auch dem Schöpfer der Natur für die gute Ernte. Ihr<br />

sagt zwar immer: Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein.<br />

Ich aber sage euch: Ohne Sonnenschein und Gott macht die GPG bankrott!<br />

Es folgte brausender Applaus. Es folgte aber auch von höherer Stelle ein<br />

Verfahren gegen die Parteileitung der GPG wegen gesellschaftlicher Unzuverlässigkeit.<br />

Die Stadt hatte endlich mal wieder etwas zu lachen. Die<br />

überzeugten Parteistrategen aber, das Volk nannte sie die Hundertprozentigen,<br />

diese kannten kaum Humor. Ihre Sache war Verbissenheit.<br />

Noch Ende Juli 1989 wurde ich von einem Berliner Staatsekretär nach<br />

Karl-Marx-Stadt vorgeladen, weil ich mich des Vertragsbruchs schuldig<br />

gemacht hätte. Was war geschehen? Die Regierung hatte »gnädigerweise«<br />

der Mutter Teresa von Kalkutta genehmigt, dass drei ihrer Ordensschwestern<br />

aus dem Ausland nach Karl-Marx-Stadt einreisen durften, um Kranke<br />

zu betreuen. Nun hatte die Stasi festgestellt, dass sich sechs junge Frauen<br />

aus Sachsen den Schwestern angeschlossen hatten. Das schien ihnen


natürlich staatsgefährdend zu sein. Ich sollte die sechs Frauen des Hauses<br />

verweisen, denn nur drei seien vertraglich genehmigt. Ich lehnte ab und<br />

riet dem Staatssekretär, nichts gegen die Schwestern zu unternehmen,<br />

denn Mutter Teresa habe vor kurzem den Friedensnobelpreis empfangen.<br />

Da schrie der Herr: »So schwach ist die DDR noch nicht!« Wenige Wochen<br />

danach war die angeblich mächtige DDR schon erledigt.<br />

Auch noch 1989 wurde ich vom Kardinal von Breslau zu einer Hedwigswall -<br />

fahrt nach Trebnitz in Polen eingeladen. Dazu benötigte ich eine Ge neh mi -<br />

gung der Regierung. Ich bekam sie. Bei der Rückfahrt verlangte der Offizier<br />

der Grenzkontrolle in Görlitz die schriftliche Genehmigung. Er nahm sie und<br />

zerriss sie süffisant vor meinen Augen. Wie viele mussten diese widerliche,<br />

abstoßende Verbissenheit der Überzeugten über sich ergehen lassen.<br />

Im gehobenen Parteideutsch nannte man alle diese menschenverachtenden<br />

Allüren Führungsanspruch der Arbeiterklasse und ihrer marxistischleninistischen<br />

Partei. Aber schließlich begann die Macht der Parteien im<br />

sozialistischen Lager zu bröckeln. Solidarnoscz in Polen, Gorbatschow und<br />

Perestroika, Ungarn und offene Grenzen – endlich kam Bewegung in das<br />

starre System. Nur Honecker blieb stur und restriktiv. Auch die Reise in die<br />

Tschechoslowakei wurde nun genehmigungspflichtig. Das machte das<br />

Maß voll. Die Flucht in die bundesdeutschen Botschaften in Prag und Warschau<br />

bewiesen die Verzweiflung der meist jungen Familien, die das Ge -<br />

fängnis Staatsgebiet DDR nicht mehr ertragen konnten. Die politisch völlig<br />

naive Entscheidung Honeckers, die Flüchtlingszüge über DDR-Gebiet in<br />

die Bundesrepublik zu leiten, trieb dann alles auf die Spitze.<br />

Als ich am 4. Oktober 1989 auf den Dresdner Hauptbahnhof fuhr, um den<br />

jungen Leuten, die unbedingt auf den durchfahrenden Zug aus Prag aufspringen<br />

wollten, die Gefährlichkeit klar zu machen, fassten sie die Stimmung<br />

vieler in der DDR in prägnante Worte: »Herr Bischof, wir sind die letzten,<br />

die hier rauskommen. Wenn wir weg sind, machen die euch alle fertig.«<br />

– Ein Schrei der Verzweiflung. In ihrer verzweifelten Lage waren sie eher be -<br />

reit, das Leben zu riskieren, als in diesem Staat zu bleiben. Die Volkspolizei<br />

verhinderte ihre Flucht mit den Zügen, aber sie flohen in unsere Kathedrale<br />

und wir konnten schließlich eine gefahrlose Ausreise für diese jungen<br />

Menschen mit Kindern erreichen. Die Auseinandersetzungen auf dem<br />

Hauptbahnhof hinterließen Spuren, die ein erstes Zeichen dafür waren,<br />

dass nun nicht mehr einfach hingenommen wurde, was die Mächtigen<br />

erzwingen wollten.<br />

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| 24 | Festrede von Joachim Reinelt<br />

Die erste Reaktion der Staatsorgane war ein brutales Eingreifen. Man verhaftete<br />

sogar Leute, die mit den Protesten überhaupt nichts zu tun hatten.<br />

Es traf sogar eigene Parteigenossen, die zufällig auf der Straße waren. In<br />

den Neustädter Polizeikasernen wurden die Inhaftierten wie Schwerverbrecher<br />

behandelt. Als die Dresdner davon erfuhren, kam es zu einer Welle<br />

der Empörung und der Solidarisierung mit den Betroffenen. Man ließ<br />

den 40. Jahrestag der DDR noch in Ruhe, danach aber zeigten immer mehr<br />

auf der Straße, was sie von diesem sogenannten Arbeiter- und Bauernstaat<br />

hielten. Am 7. Oktober fuhr ich zu einer Demonstration in die Stadt<br />

und fand mich plötzlich mitten unter den Demonstranten wieder. Ein junger<br />

Mann schlug auf mein Auto ein. Da lief ein junges Mädchen mit einer<br />

Kerze in der Hand hinzu und rief: Keine Gewalt, keine Gewalt! Diese Worte<br />

der Bergpredigt Jesu bestimmten fortan die Haltung der Demonstranten.<br />

Erste Anzeichen eines friedlichen Verlaufs. Die Staatsmacht aber ging<br />

immer noch brutal gegen diese friedlichen Demonstranten vor. In Dresden-<br />

Johannstadt wurden sie wie Vieh auf Lastwagen verladen und nach Bautzen<br />

ins Gelbe Elend transportiert. Dort erwartete sie wortwörtlich Spießrutenlaufen<br />

und Inhaftierung. Dadurch kam es bei den Dresdnern zu einer<br />

noch stärkeren Solidarisierungswelle, mit der die Bezirksparteileitung<br />

nicht gerechnet hatte. Am 8. Oktober setzten sich Demonstranten auf die<br />

Prager Straße, um friedlichen Protest zum Ausdruck zu bringen. Die Volkspolizei<br />

signalisierte jedoch wieder gewaltsames Einschreiten, sogar mit<br />

einer Hundestaffel. Da fassten zwei Kapläne Mut und handelten mit dem<br />

Einsatzleiter eine friedliche Lösung aus. Eine Gruppe von 20 Demonstranten<br />

sollte im Namen aller beim Dresdner Oberbürgermeister Berghofer ihre<br />

politischen Forderungen darlegen. Das Ergebnis des Gesprächs sollte<br />

nach Forderung der Polizei am Abend des 9. Oktober nicht auf der Straße,<br />

sondern in vier großen Kirchen der Stadt bekanntgegeben werden.<br />

Zu meiner Überraschung besuchte mich am Nachmittag des 9. Oktober<br />

der Chef der Abteilung Inneres vom Rat des Bezirkes Dresden, der irgendwoher<br />

erfahren hatte, dass ich die Volksversammlung am Abend in der<br />

Kathedrale leiten würde. Er war sichtlich von den Ereignissen erregt und<br />

gedemütigt. Er eröffnete mir, dass sich die Bezirke Leipzig, Dresden und<br />

Karl-Marx-Stadt geeinigt hätten, dass am Abend in Leipzig bei der Demonstration<br />

nicht geschossen würde. Dann wörtlich: »Und die in Berlin wissen<br />

auch Bescheid.« – Diesen Satz habe ich nie vergessen. Mir fiel ein Stein<br />

vom Herzen. Er hatte aber noch ein Anliegen: Am Abend sollte auch in


Dresden alles friedlich verlaufen. Deshalb solle ich den Versammelten<br />

sagen, dass der Staat bereit sei zum Dialog mit der Bevölkerung, man<br />

wolle einen gemeinsamen Ausweg aus dieser Krise suchen und es gäbe<br />

Korrekturen nicht nur in Worten, sondern es käme zu wirklichen Verbesserungen.<br />

Ich legte natürlich meine Zweifel an der Ehrlichkeit dieser Aussagen dar,<br />

weil in kritischen Situationen die Partei immer einen sanfteren Kurs versprochen<br />

hatte – auch nach dem 17. Juni kam das – und danach alles verschärft<br />

wurde. Er beschwor mich, dass es dieses Mal ganz anders weitergehen<br />

würde. Ich forderte eine Bedingung für die gewünschte Ansage: Im<br />

weiten Umkreis von den vier Kirchen dürfe kein Volkspolizist zu sehen sein.<br />

Nur dann werde ich diese Ansage machen.<br />

Ich ging sofort zum Landesbischof Hempel. Wir waren damals natürlich<br />

ganz eng und tief miteinander verbunden. Die Ökumene war in der DDR-<br />

Zeit und danach in Sachsen nie bloß Gerede, sondern Leben. Und wir verdanken<br />

unserer evangelischen Schwesterkirche unwahrscheinlich viel für<br />

das Wirken in dieser Zeit. Mit Landesbischof Hempel stimmte ich mich ab.<br />

Er übernahm die Aufgabe in Leipzig und ich in Dresden, für gewaltloses<br />

Verhalten der empörten Bevölkerung einzutreten. Jeder von uns wollte den<br />

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| 26 | Festrede von Joachim Reinelt<br />

jeweils Anwesenden die Unterstützung des anderen Bischofs versichern,<br />

natürlich um die eigene Position zu stärken. So nahte der aufregendste<br />

Abend meiner 24-jährigen Dienstzeit als Bischof. Bei der Fahrt in das Stadtzentrum<br />

sah ich tatsächlich keinen einzigen Polizisten. Die Kathedrale war<br />

mit 8.000 Menschen gefüllt. 4.000 standen noch vor den Türen. Alle in<br />

Höchstspannung. Als ich ansagen konnte, dass auf die Leipziger Demonstranten<br />

nicht geschossen werde, kam es zu einem unbeschreiblichen<br />

Jubel, denn die Zeitungen hatten ja genau das Gegenteil angekündigt. Die<br />

schon erwähnten parteipolitischen Zusagen des Bezirkes wurden eher mit<br />

großer Skepsis aufgenommen. Die Leute waren mit Erfahrungen gefüllt,<br />

sie kannten die Tricks und die Geschichte. Als ich der Versammlung Erfolg<br />

wünschte, kam bereits im Applaus zum Ausdruck, dass nun das Volk selbst<br />

seine Sache in die Hand nahm. Die sicherlich anwesenden Stasi-Agenten<br />

dürften in dem Moment der Versammlung keine guten Gefühle gehabt<br />

haben.


Ein Student aus der Gruppe der 20 legte zunächst dar, dass die Gruppe in<br />

der Nacht ein klares Konzept für das Gespräch mit dem Oberbürgermeister<br />

erarbeitet hatte, hingegen beim Oberbürgermeister nur die Tageszeitung<br />

auf dem Schreibtisch lag. So begann die Versammlung mit einem Gelächter<br />

Tausender. Das entkrampfte die Situation. Danach wurden die Forderungen<br />

der Gruppe der 20 bekannt gegeben. Zunächst ging es um die Solidarisierung<br />

mit den Inhaftierten der letzten Tage und die Forderung der Freilassung.<br />

Das war ein gutes Zeichen der Leute, die dort versammelt waren, dass sie<br />

nicht zuerst an sich gedacht haben, nicht zuerst an Reisefreiheit gedacht<br />

haben, sondern an die Freilassung der Inhaftierten. Sie dachten an die<br />

anderen, an die, die in großer Not lebten. Die Freilassung wurde übrigens von<br />

einem Mitarbeiter des Oberbürgermeisters versprochen. Großer Applaus.<br />

Dann verlangte man eine Korrektur der verlogenen Darstellungen der De -<br />

monstrationen in den Medien, das sollten ja alle »Rowdies« gewesen sein.<br />

Sehr lang anhaltender Applaus. Da hatte sich der Oberbürgermeister für<br />

nicht zuständig erklärt, was die Versammlung mit Pfiffen quittierte. Dann<br />

forderte man Informationen über das Neue Forum, Reisefreiheit in alle Länder,<br />

freie Wahlen, Zivilersatzdienst, De mons trationsfreiheit und konstruktiven<br />

Dialog. Jedes Wort dieses Studenten wurde mit einem immensen<br />

Applaus unterstützt. – Ich denke, Sie können sich daran noch gut erinnern.<br />

Auch aus den Reihen der versammelten 8.000 kamen mutige und weise<br />

Beiträge. Man konnte dort reden, das gab es vorher nicht. Dass der Oberbürgermeister<br />

seine Inkompetenz gegenüber den meisten Forderungen der<br />

Gruppe der 20 mit der Bemerkung er klärte, er sei eben nur OB und nicht<br />

Gorbatschow, konterte ein Student mit einer umjubelten Aussage: »Dann<br />

erklären wir hiermit die Kompetenz des Volkes!« Aus Demonstranten wa -<br />

ren selbstbewusste Ver hand lungspartner geworden, die von Vertretern des<br />

Staates ernst genommen werden mussten. Ein ermutigendes Signal für viele<br />

andere Städte. Die Gesprächsergebnisse waren zwar noch minimal. Von<br />

höchster Bedeutung aber war die Einigkeit der Versammelten, die ihr Recht<br />

und die Freiheit entschlossen einforderten. Sie wussten damals noch nicht,<br />

dass sie bald »Einigkeit und Recht und Freiheit« als ihre Hymne anstimmen<br />

würden. Sie hätten das am 9. Oktober 1989 noch nicht für möglich halten<br />

können. Weil vor der Kathedrale noch 4.000 standen und auf Einlass warteten,<br />

wurde die Versammlung um 22 Uhr wiederholt und ich konnte ansagen,<br />

dass bei der Demonstration in Leipzig nicht geschossen wurde. Den<br />

Jubel dieser zweiten Versammlung kann man nicht beschreiben.<br />

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| 28 | Festrede von Joachim Reinelt<br />

Ein mutiger Anfang war gemacht, aber die Angst vor der Staatsmacht hielt<br />

noch viele in den Stuben zurück. Aber man begann, die Wahrheit ans Licht<br />

zu bringen. Und Wahrheit ist immer auch Feuer. Wer da hineingreift, der<br />

verbrennt sich die Finger. Das begriff schließlich auch der einfachste Ge -<br />

nosse. So überschlugen sich die Ereignisse. Der Funke von Leipzig, Dresden,<br />

Plauen und Berlin erweckte den Freiheitswillen des Volkes sehr bald<br />

in jeder Stadt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in Sachsen eine Stadt<br />

erlebt habe, wo nichts losging. Einige Medien wurden vorsichtig der Parteilinie<br />

untreu. Die Dissonanzen zwischen Ostberlin und Moskau wurden<br />

immer bekannter. Der Staat kam ins Schlingern. Rettungsversuche des ZK<br />

der SED durch Absetzung Honeckers und fragwürdige Dialogbereitschaft<br />

liefen ins Leere. Die Entmachtung der Stasi durch das Volk war dann der<br />

griffigste Schritt zum Ende eines Regimes, das durch Kontrolle und Angst<br />

die Bevölkerung in Schach hielt. Ich erinnere mich, dass bei Stürmung der<br />

Stasi in Dresden zwei Offiziere dieses Unterdrückungsapparates bei mir<br />

anriefen und um Schutz durch einen Medienaufruf für Gewaltlosigkeit<br />

baten. Ich erwiderte: »Ihr habt doch die Volkspolizei.« Die Antwort habe<br />

ich noch genau im Gehör: »Die helfen uns auch nicht mehr!«<br />

Wer konnte sich das vorstellen? Die mächtige Stasi ruft die verhasste Kirche<br />

um Hilfe! Die Angst wechselte die Seiten. Zum Glück gab es auch in diesem<br />

Fall keine Gewalt. Das ist ein Wunder, denn die Bevölkerung wusste,<br />

wie brutal bei der Stasi gefoltert wurde, wie man Geständnisse erpresst<br />

und manche dauerhaft unmenschlich behandelte. Das war nun endlich<br />

vorbei. Auch das feiern wir dankbar am heutigen Tag. Aber wird der Opfer<br />

jener Grausamkeiten ausreichend gedacht? Diese Frage sollten wir ruhig<br />

unbeantwortet im Raum stehen lassen. Sind sie genügend gewürdigt?<br />

Am 9. November ’89 kam dann wie ein Blitzeinschlag der Fall der Mauer<br />

und der Grenzzäune. Aller Welt, dem Westen wie dem Osten, wurde nun<br />

unübersehbar, was die Deutschen wirklich wollten: die Einheit in Frieden.<br />

Wir hatten uns am Sonntag danach zu einer Wallfahrt im sorbischen<br />

Rosenthal versammelt, um Gott zu danken für diese wunderbaren Ereignisse.<br />

Die Begeisterung der vielen Tausend Teilnehmer erweckte bei mir<br />

den Eindruck eines neuen Pfingsten. Jetzt geht es noch einmal richtig los:<br />

Die drückende Last schwerer Jahrzehnte war den Menschen von den Schultern<br />

gefallen. Überall im Land konnte man die Erleichterung und Freude an<br />

den Gesichtern erkennen. Ich erinnere mich an die Gelöstheit der Menschen<br />

in einer Leipziger Straßenbahn. Es war am frühen Morgen, da man


gewöhnlich noch müde vor sich hin döste und schwieg. Das war plötzlich<br />

ganz anders: Fröhliche, helle Gesichter. Man lachte und sprach miteinander,<br />

wie bei einem Fest. Verwandelte Gesellschaft, wie hatte sich doch<br />

plötzlich alles verändert. Aber noch war die Geschichte der glücklichen<br />

Tage für unser Volk nicht zu Ende. Ein bedeutender Schritt nach vorn war<br />

mit der Rede von Bundeskanzler Helmut Kohl an der Ruine der Dresdner<br />

Frauenkirche verbunden. Mit diesem historischen Ereignis verknüpfte sich<br />

eine lustige Episode. Der Kanzler hatte uns gebeten, die Kapellknaben der<br />

Hofkirche neben seinem Rednerpult zu positionieren, damit, falls das Volk<br />

unerlaubt die Hymne der Bundesrepublik anstimme, schnell das Lied<br />

»Großer Gott, wir loben dich« ins Mikrofon singen könnten. Aber die Sachsen<br />

waren schlau genug, eine unanfechtbare Lösung zu wählen. Sie besannen<br />

sich auf den Text der DDR-Hymne, der auf Anweisung der SED jahrelang<br />

nicht mehr gesungen werden durfte. Dieser Text erschien auf einem<br />

großen Transparent und das Volk skandierte ihn unaufhaltsam, denn da<br />

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| 30 | Festrede von Joachim Reinelt<br />

stand die DDR-Hymne, wie sie noch ganz am Anfang, als ich noch zur Schule<br />

ging, gesungen wurde: »Deutschland einig Vaterland, Deutschland einig<br />

Vaterland.« Das war für Helmut Kohl der Anstoß, mit Entschlossenheit die<br />

Einheit Deutschlands in schwierigen Verhandlungen anzugehen. Welch ein<br />

Wunder, dass das schließlich gelang!<br />

Wir sollten auch nicht übersehen, dass Helmut Kohl nicht den Weg einer<br />

raffinierten, diplomatischen Taktik wählte, sondern den zu jeder Zeit auch<br />

in der Politik empfehlenswerten Weg der persönlichen Freundschaft. Auf<br />

diesem Weg lassen sich die größten Hindernisse überwinden. Die Sowjets<br />

hatten zwar noch im Januar 1990 erwogen, ob sie nicht doch mit ihren Panzern<br />

in der DDR einschreiten sollten, so Horst Teltschik. Dann wäre es aber<br />

zu einer unvorstellbaren Katastrophe gekommen. Der Weg des persönli-


chen Kontaktes und der ehrlichen Annäherung hat schließlich das Wunder<br />

bewirkt, das wir heute feiern. Wir sind Helmut Kohl zu großem Dank verpflichtet.<br />

Nach mühsamen Verhandlungen mit den Mächtigen öffnete sich Schritt<br />

um Schritt der Weg zur Einheit Deutschlands. Unvergesslich war für mich<br />

der 18. März 1990: Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich frei und<br />

demokratisch wählen. Das war ein Hocherlebnis. Das Volk machte der SED<br />

bzw. PDS ein Ende. Die CDU gewann die überragende Mehrheit der Volkskammer<br />

der DDR. Volksvertreter, die wirklich das Volk vertraten, konnten<br />

nun in einer freien, mehrheitlichen, demokratischen Entscheidung für ein<br />

geeintes Deutschland entscheiden. Wir Christen sind überzeugt, dass diese<br />

großen Tage unserer Geschichte nicht nur glückliche Zufälle sind, sondern<br />

auch eine Frucht unzähliger Gebete und leidenschaftlicher Sehnsüchte nach<br />

der Einheit Deutschlands durch alle Jahrzehnte der Spaltung hindurch.<br />

Nach der Besiegelung der Einheit wurde es jedoch noch einmal spannend.<br />

Der unwiderstehliche Trend zur schnellen Wohlstandsgesellschaft<br />

erzwang die sofortige Währungsunion. Nur mit dem gleichen Geld in der<br />

Hand gehören wir Ostdeutschen wirklich dazu – das war die Überzeugung<br />

der meisten. Ich gestehe: Ich war auch begeistert, dass diese breite Palette<br />

von Angeboten plötzlich ganz selbstverständlich zugänglich war.<br />

Irgendwie ein bisschen paradiesisch kam uns das vor. Langsam aber wurde<br />

auch deutlich, dass uns Ostdeutschen der Umgang mit Freiheit und<br />

Demokratie zunächst ungewohnt war. Dass jetzt der Staat eben nicht mehr<br />

alles regelt, war zwar erwünscht, aber die Konsequenz der Eigenverantwortung<br />

fanden nicht wenige unbequem. Einige verstanden sehr schnell,<br />

dass sie jetzt selber gefordert sind. Andere haben es bis heute nicht begriffen.<br />

Hier sei mir ein ausdrücklicher Dank an die politisch Engagierten in<br />

Sachsen erlaubt. Angefangen von den Runden Tischen bis zur Erarbeitung<br />

der Sächsischen Verfassung wurde selbstlos und kompetent gearbeitet.<br />

Die Verfassung vom Mai 1992 ist ein Meisterwerk. Sie ist gleichzeitig wie<br />

eine Zusammenfassung all der Sehnsüchte und Wünsche eines Volkes,<br />

das so lange auf eine Gesellschaft in Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit<br />

warten musste. Gesellschaftliche und personale Werte waren nun endlich<br />

wieder geschätzt. Danke allen Beteiligten! Unser Dank gilt jeder und jedem<br />

Abgeordneten, die sich fern jedes Extremismus in Verantwortung für das<br />

Allgemeinwohl eingesetzt haben. Ebenso danken wir den Regierenden, die<br />

unser Land Sachsen auf die vorderen Plätze gebracht haben.<br />

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| 32 | Festrede von Joachim Reinelt<br />

Die Zukunft unseres Freistaates wird nun stark davon abhängig sein, ob<br />

der Schwung des Anfangs immer wieder neu entfacht werden kann.<br />

Der Wert der Arbeit ist mit dem Erneuerungsprozess enorm gestiegen.<br />

Die Sachsen waren zwar in der Zeit vor 1989 auch ein tüchtiges Volk, erfinderisch<br />

in Zeiten des Mangels und geistvoll in Kunst, Wissenschaft und<br />

Technik. Es fehlte aber bei uns in vielen Bereichen der Zugang zur modernen<br />

Technologie. Die im Westen hoch entwickelte technische Ausstattung<br />

erreichte nach 1990 in rasantem Tempo fast jeden Arbeitsplatz. Arbeit verlangt<br />

heute meist weniger Muskelkraft als vielmehr Intelligenz. Nur Insider<br />

haben die enorme industrielle Revolution in den neuen Ländern so richtig<br />

bemerkt. Es gab eine Ausnahme: Die eindrucksvolle Menge von Baukränen<br />

in Städten und Dörfern, die vor 1990 bei uns relativ selten zu sehen<br />

waren, konnte von keinem übersehen werden. Das Baugewerbe legte ein<br />

Tempo vor, das es so wohl noch nie gegeben hatte. Wie sind unsere Städte<br />

und auch viele Dörfer in 20 Jahren in neuem Glanz erstanden! Das frühere<br />

Grau in Grau mit den maroden Gebäuden ist leuchtenden Farben und<br />

vielfältiger Architektur gewichen. Eine erstaunliche Zahl von Unternehmern<br />

und Fachleuten kam zu uns in den Osten mit Fachwissen und einem<br />

starken Willen zum Aufbau. Leider gab es auch viele, die sich an östlicher<br />

Unerfahrenheit bedient haben. Jedoch die Ansiedlung von zahlreichen hoch<br />

technologisierten Großbetrieben wurde von kompetenten Politikern ge -<br />

för dert. Die arbeitsamen Sachsen wurden Schritt um Schritt wettbewerbsfähiger.<br />

Was sie erst allmählich begriffen haben, ist die Herausforderung<br />

zum Kampf für Lohngerechtigkeit und soziale Sicherung. Nicht mehr der<br />

Staat allein trägt hier die Sorgepflicht, sondern jeder Berufstätige und<br />

jeder Arbeitgeber. Ein menschlich gutes Zusammenspiel der Tarifparteien<br />

oder besser: der Menschen, die gemeinsam für gerechten Lohn und gute<br />

Bedingungen am Arbeitsplatz sorgen, kann immer mehr die Atmosphäre in<br />

unseren Büros und Produktionsstätten optimieren. Die Kultur einer engagierten<br />

gegenseitigen Verantwortung macht den Arbeitsplatz wohltuend.<br />

Wo einer Tag für Tag froh ist, dass endlich Feierabend ist, da stimmt etwas<br />

nicht. Wo einer Freude an der Arbeit hat, dort kommt es zu den guten Er -<br />

gebnissen. Und wir müssen unbedingt dafür sorgen, dass jeder von seiner<br />

Arbeit auch gut leben kann.<br />

Einen besonderen Wert in einer demokratisch geordneten Gesellschaft<br />

hat nach unserer Soziallehre das Prinzip der Subsidiarität. Was eine kleinere<br />

gesellschaftliche Gruppe oder Gemeinschaft an Aufgaben überneh-


men kann, darf nicht von der größeren übernommen werden. Nur so bleibt<br />

das Ganze vital und wird Eigenverantwortung ernst genommen. Es ist wie<br />

bei einem Orchester. Der Dirigent spielt nicht die einzelnen Instrumente. Er<br />

sorgt für das gute Zusammenspiel. Viele unnötige Paragrafen könnten wir<br />

einsparen, wenn man der Versuchung der Bürokratie weniger erläge, alles<br />

bis ins kleinste Detail festzulegen. Ein Orchester, das zu eng geführt wird,<br />

spielt langweilig. Ein Volk, das unnötig gegängelt wird, wird lahm.<br />

Ein weiterer Höchstwert einer freien Gesellschaft ist Gleichheit. Nicht nur<br />

gleiches Recht – das natürlich auch besonders, doch das ist meist am<br />

ehesten garantiert – sondern auch gleiches Ansehen, gleiche Chancen,<br />

weil gleiche Würde eines jeden Mannes, einer jeden Frau! Wir dürfen<br />

besonders den Rand der Gesellschaft nicht übersehen. Für uns steht jeder<br />

in der Mitte. Auch Wohnungslose, Asylbewerber, Behinderte, Ungeborene<br />

haben gleiche Menschenwürde! Missachtung der Ausländer ist eine der<br />

traurigsten Entwicklungen in Europa. Gleiche Würde verlangt aber auch<br />

einen würdevollen Umgangston, eine Atmosphäre der Ehrfurcht voreinander.<br />

Wir sollten uns wehren gegen eine Vermarktung der Menschen, besonders<br />

der Frau. Das Lebensgefühl vieler, die durch Respektlosigkeit erniedrigt<br />

wurden, könnte durch menschlichen Umgang miteinander mächtig<br />

gewinnen. Und vor allem in allem: gleiches Recht auf Leben.<br />

Ganz besonders ist dieser unserer erneuerten Gesellschaft und jedem<br />

Einzelnen das beharrliche Suchen nach der Wahrheit aufgetragen. Das ist<br />

keine private Geschmacksfrage. Eine Gesellschaft ohne für alle gültige<br />

Grundwerte zerfällt. Die Ausübung der persönlichen Freiheit muss hinzielen<br />

auf für alle gültige Normen, die geradezu natürlich sind. Schon ein Kind<br />

weiß genau, dass es gut sein soll und nicht böse sein darf. Ganz natürlich<br />

versteht jeder Mensch, dass das Eigentum eines anderen zu respektieren<br />

ist, dass die Lüge Freundschaft zerstört, dass man Eltern Dank schuldet,<br />

dass ein Mensch kein Gegenstand ist. Bei aller Unterschiedlichkeit der Kulturen<br />

dieser Welt verbindet alle gemeinsam diese natürliche Grundlage für<br />

ein geordnetes Miteinander, das jedem Menschen in gleicher Weise eingepflanzt<br />

ist. Diese Vorgaben im Gewissen eines jeden gilt es zu pflegen. Hier<br />

haben unsere Elternhäuser, Schulen, Künstler und die Medien eine hohe<br />

Verantwortung.<br />

Das Gute der Menschen und dieser Gesellschaft darzustellen, ist keineswegs<br />

nur romantischen und unrealistischen Kategorien zuzuordnen. Das<br />

Gute, die Guten gibt es doch! Das ist Realität. Wirklich! Das kleine Gute ist<br />

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| 34 | Festrede von Joachim Reinelt<br />

doch eigentlich das große Kostbare unseres Lebens: Das muss gezeigt, da -<br />

rauf muss hingewiesen werden. Helfen wir einander, richtig hinzu-schauen.<br />

Das Schöne, Wahre, Echte und Liebevolle dieser Welt und ihrer Menschen<br />

zu entdecken macht uns alle echt liebevoller, wahrhaftiger und, so<br />

glaube ich, auch schöner. Vielleicht sind deshalb die sächsischen Mädchen<br />

so schön.<br />

Wo diese natürlichen Grundwerte gelebt werden, sind die Einzelnen und<br />

ist die Gesellschaft eher fähig, wirklich sozial zu sein. Die Anlage dazu hat<br />

der Mensch seinem Wesen nach. Wir sind Gemeinschaftswesen. Wir leben<br />

in ständiger Beziehung zu anderen. Der Jude Martin Buber sagt – und die<br />

Juden haben immer die große Weisheit, das kann man auch wunderbar an<br />

der neuen Synagoge sehen: »Alles Leben ist Begegnung.« Wir sind nicht<br />

als einsame Wesen geschaffen, sondern als soziale Wesen gewollt. Wir<br />

können nur in Verbindung mit anderen wachsen. Das ist ein Geschenk. Das<br />

verpflichtet aber auch. Von mir weg konzentriere ich mich auf den anderen.<br />

Das nennen wir Christen Nächstenliebe, das nennen auch die Juden Nächstenliebe.<br />

Sie befreit mich aus der egozentrischen Gefangenschaft. Paulus<br />

sagt uns: »Lacht mit den Lachenden und weint mit den Weinenden.« Diese<br />

Grundhaltung impliziert wie von selbst auch die soziale Gerechtigkeit. Für<br />

mich ist sehr beeindruckend, wie im Fall einer sozialen Not sofort einige<br />

eintreten, um Benachteiligten entweder selbst durch freiwilligen Einsatz<br />

zu helfen oder auch berechtigte öffentliche Lösungen zu fördern. Wer hat<br />

nicht mit Begeisterung gesehen, wie Zigtausende junge Leute bei den<br />

Hochwasserkatastrophen zugepackt haben? Das ist ein Kennzeichen, ge -<br />

rade auch in Sachsen. Was die sozialen Werke in unserem Land Tag für Tag<br />

von vielen unbemerkt heilend und helfend bewirken, das kann uns doch<br />

nur dankbar machen. Die Grundintention ihres oft kräftezehrenden Einsatzes<br />

für Kranke, Senioren und Kinder ist die Liebe zum Hilflosen, der wir ja<br />

alle werden können.<br />

Nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der sozialen Frage ist Deutsch -<br />

land für viele vorbildlich. Aber es bleiben auch immer Lücken. Wir sollten<br />

diese in der Zukunft mit Entschiedenheit angehen. Da ist noch vieles Gute<br />

zutun. Helfen wir besonders unseren Familien, dass sie sich Zeit nehmen<br />

füreinander, den Kindern ein wohliges Zuhause bieten und genügend Kinder<br />

haben.<br />

Wenn auch Dresden als deutsche Großstadt der vielen Geburten gefeiert<br />

wird, können wir die Augen nicht schließen vor der Kinderarmut in ganz


Europa. Ein wieder junges Europa müsste keineswegs der Traum eines<br />

alten Mannes bleiben. Wo Familie gesund und auskömmlich leben kann,<br />

wo der authentische Optimismus einer jungen Generation unterstützt wird,<br />

wo der Segen Gottes auf den jungen Leuten ruht, da bekommen sie Lust<br />

auf Kinder. Ein solches Sachsen, ein solches Deutschland und ein solches<br />

Europa wünsche ich uns von ganzem Herzen.<br />

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Die Schriftenreihe »Veranstaltungen des Sächsischen Landtags«<br />

dokumentiert die Reden zu Fest- und Gedenkveranstaltungen im Sächsischen Landtag.<br />

Folgende Dokumentationen sind bereits erschienen:<br />

Sonder- <strong>Festakt</strong> zum Tag der Deutschen Einheit und<br />

druck: zur Bildung des Landes Sachsen<br />

am 3. Oktober 1990<br />

auf der Albrechtsburg Meißen<br />

Heft 1: Festrede anläßlich des <strong>Festakt</strong>s<br />

des Säch sischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit 1991<br />

Heft 2: <strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 1992<br />

Heft 3: <strong>Festakt</strong> des Verfassungsgerichtshofes<br />

des Freistaates Sachsen<br />

am 12. Juli 1993<br />

im Alten Rathaus zu Leipzig<br />

Heft 4: <strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 1993<br />

Heft 5: 4. Jahrestag der Gründung des<br />

Koordinierungsausschusses zur Bildung<br />

des Landes Sachsen am 6. Mai 1994<br />

Heft 6: Schlüsselübergabe und <strong>Festakt</strong> anläßlich<br />

der feierlichen Einweihung der Neubauten<br />

des Sächsischen Landtags<br />

am 12. Februar 1994<br />

Heft 7: <strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 1994<br />

Heft 8: Gedenkstunde des Sächsischen Landtags<br />

anlässlich des 50. Jahrestages des Kriegsendes<br />

am 7. Mai 1995<br />

Heft 9: Fachtagung Ȁnderung der Bestimmungen<br />

über die konkurrierende Gesetzgebung – alter<br />

Wein in neuen Schläuchen?«<br />

am 26. Mai 1995<br />

Heft 10: <strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 1995<br />

Heft 11: Vorstellung des Forschungsprofils<br />

des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische<br />

Geschichte und Kultur e.V.<br />

am 9. November 1995<br />

Heft 12: <strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 1996<br />

Heft 13:<br />

Heft 14:<br />

Heft 15:<br />

Heft 16:<br />

Heft 17:<br />

Heft 18:<br />

Heft 19:<br />

Heft 20:<br />

Heft 21:<br />

Heft 22:<br />

Heft 23:<br />

Heft 24:<br />

Heft 25:<br />

Heft 26:<br />

Symposium anlässlich des 50. Jahrestages der<br />

Konstituierung eines sächsischen Landtags<br />

am 22. November 1946<br />

Feierstunde zum 5. Jahrestag der<br />

Verabschiedung der Sächsischen Verfassung<br />

am 26. Mai 1997<br />

<strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 1997<br />

Reden zur Eröffnung der Ausstellung<br />

»Deutsche Jüdische Soldaten«<br />

am 20. November 1997<br />

Feststunde anläßlich des 50. Jahrestages<br />

der Gründung des Staates Israel<br />

am 5. Dezember 1997<br />

<strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 1998<br />

Kolloquium »Wirkungsforschung zum<br />

Recht – Folgen von Gerichtsentscheidungen«<br />

vom 25. bis 27. November 1998<br />

Eröffnung der Ausstellung<br />

»10 Jahre friedliche Revolution – Ein Weg<br />

der Erinnerung« am 2. Oktober 1999<br />

<strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 1999<br />

Festveranstaltung zum<br />

50-jährigen Bestehen der Nato<br />

am 21. November 1999<br />

Festveranstaltung zum Jubiläum<br />

»10 Jahre Freistaat Sachsen – 10 Jahre<br />

Sächsischer Landtag« am 27. Oktober 2000<br />

Gedenken an die Opfer der Terroranschläge<br />

in den USA zur 43. Sitzung des Sächsischen<br />

Landtags am 13 . September 2001<br />

<strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 2001<br />

Symposium »Unverstandenes<br />

Parlament – unaufgeklärte Bürger.<br />

Warum parlamentarische Öffentlichkeitsarbeit?«<br />

am 23. November 2001<br />

Heft 27:<br />

Festveranstaltung<br />

»10 Jahre Sächsische Verfassung«<br />

am 27. Mai 2002<br />

Heft 28: <strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 2002<br />

Heft 29: Podiumsdiskussion »Unsere Zukunft<br />

in Europa – die Rolle der Regionen im<br />

zukünftigen Gefüge der Europäischen Union«<br />

am 24. Februar 2003<br />

Heft 30: Gedenkveranstaltung<br />

»Volksaufstand für die Freiheit«<br />

am 17. Juni 2003<br />

Heft 31 : <strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 2003<br />

Heft 32: Symposium »Unverstandenes<br />

Parlament – unaufgeklärte Journalisten.<br />

Warum parlamentarische Öffentlichkeits arbeit?«<br />

am 14. November 2003<br />

Heft 33 : <strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 2004<br />

Heft 34: <strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 2005<br />

Heft 35: Festveranstaltung<br />

»175 Jahre sächsische Verfassung«<br />

am 4. September 2006<br />

Heft 36: <strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 2006<br />

Heft 37: Gedenkstunde für die Opfer<br />

des Nationalsozialismus<br />

am 28. Januar 2007<br />

Heft 38: Feststunde »15 Jahre Sächsische<br />

Verfassung« am 24. Mai 2007<br />

Heft 39: <strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 2007<br />

Heft 40: Gedenkstunde für die Opfer<br />

des Nationalsozialismus<br />

am 27. Januar 2008<br />

Die einzelnen Hefte stehen Interessenten in der Bibliothek des Sächsischen Landtags zur Verfügung.


Heft 41:<br />

Heft 42:<br />

Heft 43:<br />

Heft 44:<br />

Heft 45:<br />

Heft 46:<br />

Heft 47:<br />

Heft 48:<br />

Heft 49:<br />

Heft 50:<br />

Heft 51:<br />

Heft 52:<br />

Heft 53:<br />

Heft 54:<br />

Festveranstaltung aus Anlass<br />

des 60. Jahrestages der Gründung<br />

des Staates Israel<br />

am 14. Mai 2008<br />

Gedenkstunde für die Opfer<br />

des Nationalsozialismus<br />

am 27. Januar 2009<br />

<strong>Festakt</strong> zur Verabschiedung von<br />

Landtagspräsident Erich Iltgen<br />

am 2. Oktober 2009<br />

<strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 2009<br />

<strong>Festakt</strong> »20 Jahre Friedliche Revolution«<br />

am 9. Oktober 2009<br />

im Neuen Gewandhaus in Leipzig<br />

<strong>Festakt</strong> zum Gedenken<br />

an die Opfer des Nationalsozialismus<br />

am 27. Januar 2010<br />

<strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 2010<br />

<strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

»20 Jahre Sächsischer Landtag«<br />

am 27. Oktober 2010<br />

Haus der Kirche/Dreikönigskirche<br />

in Dresden<br />

Eröffnung der Ausstellung »Akteure im<br />

Bild – Der Sächsische Landtag 1990 bis 1994«<br />

am 25. November 2010<br />

»Gedenken an die Opfer<br />

des Nationalsozialismus«<br />

am 27. Januar 2011<br />

<strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 2011<br />

»Gedenken an die Opfer<br />

des Nationalsozialismus«<br />

am 27. Januar 2012<br />

<strong>Festakt</strong> des Sächsischen Landtags<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

am 3. Oktober 2012<br />

»Gedenken an die Opfer<br />

des Nationalsozialismus«<br />

am 27. Januar 2013


Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 | 01067 Dresden | Tel. 0351 493-50 | info@slt.sachsen.de | www.landtag.sachsen.de

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