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Länderübergreifender Gesundheitsbericht Berlin-Brandenburg 2015

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<strong>Gesundheitsbericht</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> <strong>2015</strong> – Betriebliche Gesundheitsförderung und -management 21<br />

Tabelle 1: Wandel arbeitsweltbezogener Prävention<br />

Veränderungsdimensionen von… nach…<br />

Zielorientierung Abwehr von körperlicher Schädigung (z. B. Unfälle) Verminderung psychischer (Fehl-) Belastungen; Stärkung<br />

gesundheitlicher Ressourcen; Realisierung geistiger,<br />

emotionaler und sozialer Bedürfnisse bei der Arbeit<br />

Problemfokus<br />

Typ der Problembearbeitung<br />

Dominierende Maßnahmen<br />

isolierte (überwiegend technisch-stoffliche) Belastungsfaktoren<br />

mit eindeutiger Wirkung auf die Gesundheit<br />

Handlungsmuster: Vorschrift-Vollzug-Kontrolle;<br />

„Institutionelle Zuständigkeit“; Delegation an<br />

medizi nische und technische Experten<br />

Medizinische Untersuchung; Sicherheitsüberwachung;<br />

Belehrung<br />

Organisatorisches und soziales Bedingungsgefüge des<br />

Betriebs mit komplexen gesundheitlichen Wirkungen<br />

Diskursive/kooperative Problembewertung und<br />

Maßnahmenentwicklung; flexible Vernetzung von<br />

Akteuren; Partizipation der Beschäftigten; Integration der<br />

betrieblichen Entscheidungsstrukturen/ -abläufe; über-/<br />

außerbetriebliche Institutionen; Verstärkung der<br />

Beratungsfunktion<br />

Arbeitsgestaltung; Organisationsentwicklung;<br />

Arbeitsentwicklung<br />

Quelle: Lenhardt und Rosenbrock (2010): Prävention und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz. S. 327<br />

3.5 Verbreitung von BGF und BGM<br />

Zwar sind die Krankenkassen durch § 20 b SGB V verpflichtet,<br />

Leistungen zur betrieblichen Gesundheitsförderung<br />

zu erbringen, Betriebe (und im Übrigen auch Versicherte)<br />

sind es nicht. Betriebliche Gesundheitsförderung<br />

ist für Betriebe freiwillig und nicht erzwingbar. Bis heute<br />

bleibt daher die Verbreitung von BGF unterhalb dessen, was<br />

aus Sicht der Gesundheitsförderung wünschenswert wäre.<br />

In der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012 gaben 44<br />

Prozent der Beschäftigten an, dass in ihrem Betrieb<br />

BGF-Maßnahmen durchgeführt wurden. Aus kleinen Betrieben<br />

berichten Beschäftigte deutlich seltener von BGF-<br />

Maßnahmen. In Wirtschaftsbereichen der Industrie sind<br />

BGF- Maßnahmen am häufigsten (Beck und Lenhardt 2014).<br />

Aus weiter zurückliegenden Jahren wird berichtet, dass es<br />

nur in einem Viertel der Betriebe Aktivitäten der BGF gibt 6 ,<br />

bei denen es sich häufig lediglich um sporadische Einzelmaßnahmen<br />

handelt, nicht um ein systematisches, in die<br />

regulären betrieblichen Abläufe integriertes und auf die<br />

Gestaltungsbeteiligung der Mitarbeiter gestütztes BGM.<br />

Der Entwicklungsstand und ggf. die Qualität von BGF kann<br />

mit den Präventionsberichten des Spitzenverbandes der<br />

Krankenkassen eingeschätzt werden. Demnach ist der<br />

Start ausgehend von betrieblichen Daten, wie es im Verfahrensstandard<br />

der BGF vorgesehen ist, in hohem Maße<br />

gegeben. 7 Weniger gut ausgeprägt ist jedoch die Einbindung<br />

der innerbetrieblichen Entscheidungs- und Kooperationsstruktur<br />

sowie die Verankerung und verbindliche<br />

Umsetzung der Aktivitäten. In nur 39 Prozent der<br />

dokumentierten BGF Aktivitäten wurde der Kooperationsverpflichtung<br />

mit den Unfallversicherungsträgern nach -<br />

ge kommen. In 64 Prozent der Fälle wurden (auch) verhältnispräventive<br />

Maßnahmen ergriffen.<br />

6<br />

Lenhardt und Rosenbrock (2010) stützen sich auf Daten von Hollederer 2007 sowie Beck/Schnabel (2009)<br />

7<br />

Lenhardt und Rosenbrock (2010) S.332 zitieren aus dem achten Präventionsbericht der GKV (2009): In 89 Prozent der Fälle von BGF geht irgendeine<br />

Art von Problemanalyse voraus; meist mittels der Auswertung von Routinedaten der Krankenkassen.

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