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Länderübergreifender Gesundheitsbericht Berlin-Brandenburg 2015

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2. Die wichtigsten Ergebnisse<br />

Die Analyse von Arbeitsunfähigkeiten, Rentenzugängen<br />

wegen Erwerbsminderung sowie Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten<br />

in den beiden Berichtsjahren 2012 und 2013<br />

liefert eine Fülle von wichtigen Einzelergebnissen. Darüber<br />

hinaus liefert die Zusammenführung der Erkenntnisse klare<br />

Hinweise auf gesundheitliche Ansatzpunkte, die besonders<br />

prädestiniert sind für ein koordiniertes Handeln der beteiligten<br />

Sozialversicherungsträger und der betrieblichen Akteure.<br />

Sechs mögliche Handlungsfelder sind besonders hervorzuheben:<br />

1. Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />

Rückenschmerzen sowie weitere Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />

sind sowohl für das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen, als<br />

auch für die Erwerbsminderungsrenten von eminenter<br />

Bedeutung. Die meisten Fehltage entfallen auf diese Erkrankungsgruppe.<br />

Die Relevanz dieser Krankheitsgruppe tritt besonders<br />

deutlich in den Branchen zutage, in denen die<br />

Kranken stände wie z. B. dem Verarbeitenden Gewerbe stark<br />

überdurchschnittlich sind.<br />

2. Psychische und Verhaltensstörungen<br />

Seit mehreren Jahren wird eine starke Zunahme der Arbeitsunfähigkeiten<br />

aufgrund von psychischen Erkrankungen –<br />

zumeist depressive Störungen, Angsterkrankungen sowie Belastungs-<br />

und Anpassungsstörungen – beobachtet. Nimmt<br />

man die Perspektive der Rentenversicherung hinzu, so fällt das<br />

Problem der Alkoholkrankheit als eine wichtige Ursache von<br />

Frühverrentungen ins Auge. Sowohl Suchtprävention als auch<br />

die Vorbeugung psychischer Störungen sind ein wesentliches<br />

Handlungsfeld der betrieblichen Prävention für alle beteiligten<br />

Sozialversicherungsträger und die Akteure in den Betrieben.<br />

3. Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

Diese Krankheitsgruppe ist beim Arbeitsunfähigkeitsgeschehen<br />

in den zurückliegenden Jahren etwas in den Hintergrund<br />

getreten. Die Analysen dieses <strong>Gesundheitsbericht</strong>s weisen<br />

jedoch auf regionale Unterschiede hin: In <strong>Brandenburg</strong> spielen<br />

Schlaganfälle (Hirninfarkte) und ischämische Herzkrankheiten<br />

eine größere Rolle bei den EM-Rentenzugängen als in<br />

<strong>Berlin</strong>. Das gleiche gilt auch für die Arbeitsunfähigkeiten. Die<br />

Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Risiken muss weiterhin<br />

einen Schwerpunkt in der betrieblichen Prävention bilden.<br />

4. Gesundheits- und Sozialwesen<br />

Die Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen weisen<br />

in beiden Bundesländern einen überdurchschnittlichen Krankenstand<br />

auf, mit besonders hohen Werten bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />

sowie psychischen und Verhaltensstörungen.<br />

Nach den Daten der Unfallversicherung liegt<br />

in dieser Branche auch die Zahl der Berufskrankheiten im<br />

Vergleich besonders hoch. Bei einer koordinierten Gesundheitsförderungsstrategie<br />

für das Gesundheits- und Sozialwesen<br />

sollten auch die Ursachen für das Auftreten von Berufskrankheiten<br />

– bei denen es sich überwiegend um<br />

Hauterkrankungen handelt – thematisiert werden. Dabei gibt<br />

es erprobte Konzepte, die u. a. zeigen, dass Maßnahmen zur<br />

Vorbeugung gegen arbeitsbedingten Stress auch geeignet<br />

sind, das gesundheits- und sicherheitsrelevante Arbeitsverhalten<br />

der Beschäftigten positiv zu beeinflussen.<br />

5. Verarbeitendes Gewerbe, Bauwirtschaft, Verkehr und<br />

Lagerei<br />

In <strong>Berlin</strong> und <strong>Brandenburg</strong> gibt es viele Arbeitsplätze, an<br />

denen die traditionellen Gesundheitsgefahren im Zusammenhang<br />

mit körperlich belastender und teilweise unfallgeneigter<br />

Arbeit eine wichtige Rolle spielen. In den drei genannten<br />

Branchen zeigt sich dies an teilweise stark über dem Landesdurchschnitt<br />

liegenden Krankenständen und hohen Arbeitsunfallzahlen.<br />

Besonders die Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />

ragen neben Verletzungen und Vergiftungen als Krankheitsursache<br />

hervor. Als vierte Branche mit diesem Profil ist ferner<br />

die „Wasserversorgung, Abwasser und Abfallentsorgung“ zu<br />

nennen. Programme zur Verhütung von arbeitsbedingten<br />

Muskel-Skelett-Erkrankungen sowie Arbeitsunfällen in Betrieben<br />

mit vornehmlich gewerblichen Arbeitsplätzen müssen<br />

hohe Priorität genießen – und zwar insbesondere in den zahlreich<br />

vertretenen Klein- und Mittelbetrieben in der Region.<br />

6. Atemwegserkrankungen<br />

Von 2012 auf 2013 ist in beiden Bundesländern der Krankenstand<br />

etwas angestiegen – vor allem bedingt durch eine<br />

sehr ausgeprägte Grippewelle in den ersten Monaten des<br />

Jahres 2013. Neben den akuten Atemwegserkrankungen<br />

sollte das Augenmerk aber vor allem auch den schweren<br />

chronischen Erkrankungen gelten: So zeigt die Analyse der<br />

Zugänge zur EM-Rente in <strong>Berlin</strong> und <strong>Brandenburg</strong>, dass die<br />

chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) eine<br />

quantitativ sehr wichtige Rolle spielen. Hauptursache dieser<br />

Erkrankungen ist das Rauchen.<br />

Diese sechs Handlungsfelder ergeben sich, wenn man die<br />

Analyseergebnisse der einzelnen Kapitel dieses <strong>Gesundheitsbericht</strong>s<br />

auf einander bezieht. Das Konzept der Zusammenführung<br />

von Daten mehrerer Krankenkassen sowie von<br />

Renten- und Unfallversicherung für eine regionale <strong>Gesundheitsbericht</strong>erstattung<br />

erweist sich damit als richtig: Aus der<br />

Inte gration der verschiedenen Perspektiven auf die Gesundheit<br />

in der Arbeitswelt in der Region können gemeinsame<br />

Handlungsansätze abgeleitet werden.

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