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3<br />
D A S G E H E I M E<br />
A L P H A B E T
Contænt<br />
4
KAPITEL I<br />
Einleitung<br />
Renaissance Antiqua<br />
Palatino<br />
KAPITEL II<br />
Barock Antiqua<br />
Bulmer<br />
KAPITEL III<br />
Klassizistische Antiqua<br />
Didot<br />
KAPITEL IV<br />
Serifenbetonte Linear - Antiqua<br />
Rockwell<br />
KAPITEL V<br />
Serifenlose Linear - Antiqua<br />
Univers<br />
S05<br />
S08 - S19<br />
S20 - S33<br />
S34 - S49<br />
S50 - S63<br />
S64 - S85<br />
Der Körper der Buchstaben<br />
Spiegelschnitt<br />
Die Ligatur<br />
S16 - S17<br />
S22 - S23<br />
S38 - S39<br />
S42 - S43<br />
Liniensystem<br />
Geometrie in Schrift<br />
S54 - S55<br />
S58 - S59<br />
S70 - S71<br />
Schriftschnitte<br />
Das Grundgerüst und die Extremitäten<br />
Buchstaben-Kerning<br />
Übersicht<br />
S78 - S79<br />
S80 - S81<br />
S82 - S83<br />
S86 - S95<br />
Index<br />
5<br />
S98
6
Vor·wort<br />
B<br />
uchstaben sind Einzelteile des ganzen Alphabets.<br />
Sie sind die Elemente, mit denen Worte, Sätze und<br />
Geschichten konstruiert werden. Buchstaben und <strong>Glyphen</strong><br />
sind in diesem Sinne die Bausteine der visuellen Kommunikation.<br />
Der dieses Buches sitzt auf der<br />
Glyphe, der weniger berühmte Teil der Typografie.<br />
(<br />
Die Glyphe ['gly¦f ]; ist die grafische Darstellung,<br />
also das konkrete Erscheinungsbild eines<br />
Buchstabens oder anderen Schriftzeichens, während<br />
das »Zeichen« selbst in der Regel die Idee oder Bedeutung<br />
bezeichnet; zum Beispiel »der Buchstabe “a“ des deutschen<br />
Alphabets«. Ein Zeichen kann innerhalb einer Schrift durch<br />
verschiedene <strong>Glyphen</strong> repräsentiert werden. So kann ein<br />
Font zum Beispiel ein Standard-a, ein<br />
Alternativ-a und ein Kapitälchen-A enthalten – 3 <strong>Glyphen</strong><br />
für ein und dasselbe Zeichen.<br />
A<br />
e<br />
uch Ligaturen, zum Beispiel “ffi“, die seit Anfang der<br />
Buchdruckerkunst verwendeten<br />
Buchstabenverbindungen, bilden meist eine einzige Glyphe<br />
zur Repräsentation der zugrunde liegenden Zeichenfolge<br />
(f f i). Andererseits können auch mehrere <strong>Glyphen</strong> zu einem<br />
einzelnen Zeichen zusammengesetzt werden, zum Beispiel<br />
n + ˜ zu ñ.<br />
7
8
9
RENAISSANCE ANTIQUA | Palatino<br />
¬ Designer: Hermann Zapf<br />
¬ Klient: D. Stempel AG, Frankfurt a. M. 1955<br />
¬ Publikation: Von der dreifachen Ehrfurcht,<br />
Gedanken Goethes über Erziehung zu<br />
edlem Menschentum<br />
¬ Erstellungsjahr: 1949<br />
10<br />
Ğ
11
Pangramm<br />
Ein Pangramm oder holoalphabetischer Satz ist<br />
ein Satz, der alle Buchstaben des Alphabets<br />
enthält.<br />
Zornig und<br />
rügen jeweils<br />
und Volk di<br />
bischöfliche<br />
Palatino<br />
12
gequält<br />
Pontifex<br />
e maßlose<br />
Hybris.<br />
REGULAR<br />
ITALIC<br />
BOLD<br />
BOLD // ITALIC<br />
13
01234567890<br />
⅓⅔⅛⅜⅝⅞ flfi<br />
§%&/(){|}~=<br />
.:,;>
123456789<br />
ffi fffi Œœ æÆ"”<br />
?`¿ ´+*#’¢ _<br />
»Ωμπ€£¥$<br />
≤≥◊<br />
15
GERADER ABSCHLUSS<br />
Ⅰ Ⅱ Ⅲ Ⅳ Ⅴ Ⅵ<br />
Ⅶ Ⅷ Ⅸ Ⅹ Ⅺ Ⅻ<br />
Ⅼ Ⅽ Ⅾ Ⅿ<br />
⅓ ⅔ ⅕ ⅖ ⅗ ⅘<br />
⅙ ⅚ ⅛ ⅜ ⅝ ⅞ ⅟<br />
Palatino<br />
16
KURVIG UND SCHRÄG<br />
STABIL<br />
17
RUND<br />
VERTIKAL<br />
RUND & VERTIKAL<br />
VERTIKAL & HORIZONTAL<br />
SCHRÄG<br />
SCHRÄG UND VERTIKAL<br />
Palatino<br />
18
cæeos<br />
COӨQS<br />
il i ħmnu IHMNӢU<br />
abdgpqfrt<br />
BDGPR<br />
EFLT+<br />
vwxy/<br />
VWXY<br />
kz<br />
AKZ<br />
19
oSTRICHDICKEN - ACHSE<br />
Palatino<br />
20
D<br />
ie Palatino ist, neben der<br />
Optima, die bekannteste Schrift<br />
von Hermann Zapf. Seit ihrem Erscheinen<br />
zur Mitte des 20. Jahrhunderts findet sie<br />
sich in regelmäßiger Anwendung.<br />
Benannt ist die Schrift nach dem Italiener<br />
Giovanbattista Palatino, einem<br />
Schreibmeister des 16. Jahrhunderts<br />
und Zeitgenossen von Michelangelo und<br />
Claude Garamond.<br />
»<br />
Hermann Zapf wies mit dieser<br />
Schrift überzeugend nach, daß auf den<br />
Grundlagen der Renaissance<br />
immer noch weitergebaut werden kann,<br />
daß es hier immer noch genügend<br />
Möglichkeiten zum Variieren<br />
verschiedener Details der<br />
Schriftzeichnung gibt, durch die die<br />
Individualität der eigenen Auffassung<br />
ausgedrückt werden kann heißt es in “Die<br />
schöne Schrift“ von František Muzika.<br />
Z<br />
apf baut seine Palatino auf<br />
antike Proportionen auf und<br />
haucht ihnen dabei kalligrafischen<br />
Charakter ein. Die Schrift läuft<br />
vergleichsweise weit. Dies macht die<br />
Schrift jedoch auch besonders robust und<br />
lesefreundlich.<br />
D<br />
er erste Druck in einem<br />
Probegrad erfolgt 1949 in dem<br />
Buch »Von der dreifachen Ehrfurcht,<br />
Gedanken Goethes über Erziehung zu<br />
edlem Menschentum« als Privatdruck<br />
der Schriftgießerei D. Stempel. Die Schrift<br />
erscheint dann 1950 für<br />
Hand- und Linotypesatz.<br />
E<br />
ine leichtere Version der<br />
Palatino wurde von<br />
Linotype unter der Bezeichnung<br />
Aldus Antiqua herausgebracht.<br />
Zugehörig waren ebenfalls die<br />
Versal-Alphabete Michelangelo, Sinista<br />
und Phidias.<br />
D<br />
ie Palatino Nova (2005) ist eine<br />
moderne Überarbeitung für den<br />
Digitalsatz durch Akira Kobayashi. Die<br />
neue Version vermeidet die<br />
Einschränkungen von Blei- und Fotosatz<br />
und ist auch im Zeichenvorrat den heutigen<br />
Erfordernissen angepasst. Die<br />
Michelangelo heißt nun Palatino Nova<br />
Titling und die Sinista wurde in Palatina<br />
Nova Imperial umgetauft.<br />
21
BAROCK ANTIQUA | Bulmer<br />
¬ Designer: William Martin<br />
¬ Klient: Morris Fuller Benton<br />
¬ Publikation: Boydell Shakespeare folio edition<br />
¬ Erstellungsjahr: 1792<br />
22<br />
Ł
23
({] = ≠ « - _<br />
!|'<br />
∞~<br />
Bulmer<br />
24
# / § $ * +<br />
25
Vom Ödipusko<br />
Pangramm<br />
maßlos gequält<br />
Wilfried zykli<br />
Jodeln.<br />
Bulmer<br />
26
mplex<br />
, übt<br />
sches<br />
REGULAR<br />
ITALIC<br />
BOLD<br />
BOLD // ITALIC<br />
27
Bulmer<br />
28
29
ffi fffi " Ӥ$$ $ $ %&<br />
01234567890<br />
011 1 1 1 122 2 2 2 2<br />
555 5 5666 6 677<br />
⅓⅔⅛⅜⅝⅞ Rpfi<br />
+*#’§¢¢ ¢ ¢ ££¥<br />
»Ωμπ€l₡@€<br />
Bulmer<br />
30
1234567890 0 0<br />
33 3 3 3 3444 4 4<br />
7 7 7888 8 8999 9 9<br />
flŒœ æÆflfiRpfi<br />
/(){|}~=?`?¿´<br />
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fitne<br />
TROPFEN<br />
RUNDER ABSCHLUSS<br />
à à á á â â ã ã ä ä å å À<br />
Ç Ç ç ç ð ð è è é é ê ê ë ë<br />
î î ï ï Í Í Î Î Ï Ï Ð Ð Ñ Ñ ñ<br />
Ò Ò Ó Ó Ô Ô Õ Õ Ö Ö<br />
Ù ù ù ú ú û û ü ü Ú Ú Û<br />
Bulmer<br />
32
ß<br />
KURVIG UND SPITZ<br />
À Á Á Â Â Â Ã Ã Ä Ä Å Å<br />
È È É É Ê Ê Ë Ë Ì Ì ì ì í í<br />
ñ ò ò ó ó ô ô õ õ ö ö ø ø<br />
× Ø Ø þ þ Þ Þ ß s s Ù<br />
Û Ü Ü ý ý Ý ÿ ÿ Ý Ž Ž ž ž<br />
33
Bulmer<br />
34
E<br />
ntwickelt im Jahre 1792.<br />
Die Bulmer Type wurde nicht<br />
nach ihrem Designer, William Martin,<br />
sondern nach dem Auftraggeber<br />
benannt, der sie in seinen Shakespeare<br />
[sic] Presse Ausgaben verwendete.<br />
Tatsächlich war es Morris Fuller Benton,<br />
der ihr im Jahre 1928 den Namen gab.<br />
M<br />
artins Type war die englische<br />
Antwort auf die scharfen, feinen<br />
Buchstabenformen von Italiens Bodoni<br />
und Frankreichs Didot Schriftgießereien.<br />
Aber die Bulmer Type hatte mehr als nur<br />
das Imitieren des modernen Stil Didot-<br />
Bodoni-Type im Kopf. Durch<br />
Kondensation der Buchstabenformen, so<br />
dass die Striche einen höheren Kontrast<br />
bekamen, machte Martin seine Schriften<br />
schön und praktisch. Häufig sieht man<br />
Bulmer in Verwendung für<br />
Anzeigeflächen wegen ihres hohen<br />
Kontrastes und der unverwechselbaren<br />
Buchstabenformen. Als Laufschrift, fügt<br />
es Eleganz zu jeder Seite hinzu.<br />
35
KLASSIZISTISCHE ANTIQUA | Didot<br />
¬ Designer: François Ambroise Didot<br />
¬ Klient: Didot Gieserei<br />
¬ Publikation: k.A.<br />
¬ Erstellungsjahr: 1788<br />
36<br />
Ÿ
37
sonne quälte M<br />
Victoria, ja b<br />
Pangramm<br />
Die heiße Zy<br />
dem Weg bis z<br />
Didot<br />
38
pernax<br />
und<br />
öse auf<br />
ur Küste.<br />
REGULAR<br />
ITALIC<br />
BOLD<br />
BOLD // ITALIC<br />
39
Didot<br />
40
E<br />
ine Ligatur ist die<br />
Verschmelzung von Buchstaben<br />
zu einer Einheit. Der Ursprung der<br />
Entstehung dieser liegt in der<br />
Problematik des Bleisatzdrucks. Durch<br />
das überhängende Fähnchen beim<br />
Buchstaben f entstand eine Lücke zum<br />
Folgebuchstaben. Ein schönes Beispiel ist<br />
das fi. Das Fähnchen des f integriert sich<br />
nicht störend in das Verhältnis von f und i.<br />
Ein Beispiel ist auf der linken Seite zu<br />
sehen, die Ligatur ist in Farbe<br />
wiedergegeben und als Kontrast die<br />
einzelnen Buchstaben schwarz umrandet,<br />
welche unschön ineinander überlappen.<br />
Dieses Problem findet sich jedoch selten<br />
bis gar nicht bei serifenlosen Schriften.<br />
Bei manchen Zeichen wurde sogar<br />
vergessen das es sich um Ligaturen<br />
handelt, wie z.B. beim deutschen ss -> ß<br />
oder dem et -> &.<br />
L<br />
igaturen sind ein wesentlicher<br />
Bestandteil professioneller<br />
Typografie und Friedrich Forssman und<br />
Ralf de Jong nennen den Satz ohne<br />
Ligaturen gar eine “formale Verarmung<br />
der Typografie“ schreibt Detailtypo.<br />
41
0123456789<br />
fiflŒœ<br />
" ” § $<br />
{|}~=?`¿ ´+*#’<br />
^°®©µ»Ωμπ<br />
Didot<br />
42
01234567894<br />
æÆflfifi ffi fffi<br />
% & / ( )<br />
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€l@€!≈≠≤≥<br />
43
REGULAR<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
ITALIC<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
BOLD<br />
Zahlen<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
BOLD ITALC<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
Didot<br />
44
M<br />
ediävalziffern sind<br />
arabische Zahlen mit<br />
variierenden Ober- und Unterlängen.<br />
B<br />
is zum Ende des Bleisatz<br />
unterschied man, in der von<br />
Antiqua-Schriften geprägten Typographie,<br />
bei der Bezeichnung “Mediävalziffer“ für<br />
die “älteren Ziffern“ zwischen Renaissance<br />
Antiquas, Vorklassizistischen<br />
Antiquas und Ziffern aus<br />
Klassizistischen Antiquas.<br />
MEDIÄVALZIFFER // DIDOT<br />
45
Didot<br />
46
47
Я а б в г д е ж<br />
р с т у ф х ц<br />
ѐ ё ѓ є ѕ і ї ј<br />
Ѫ ѫ Ѳ Ґ<br />
ECKIG UND RUND<br />
TROPFEN<br />
Didot<br />
48
з и й к л м н о п<br />
ч ш щ ъ ы ь э ю я<br />
љ њ ћ ќ ѝ ў џ Ѣ ѣ<br />
Ғ Җ Ҙ Қ ҡ<br />
KONTRASTREICH<br />
49
k90<br />
40,65<br />
129,6<br />
Didot<br />
50
D<br />
idot, die Aufgeklärte. Keine<br />
Schrift versinnbildlicht die<br />
Epoche der Aufklärung besser als Sie.<br />
Ihre steilen Vertikalen geben eine klare<br />
Linie vor.<br />
»<br />
Didot, die Revolutionsschrift.<br />
»<br />
M<br />
Die Schrift-Revolution<br />
it ihrem x-symmetrischen<br />
Aufbau, ihrem harmonischen<br />
Schriftbild und ihrem "fast monumental<br />
anmutenden Aufbau" (Wolfgang Beinert)<br />
beeinflussen die Didone-Schriften die<br />
Schriftentwicklung des ganzen<br />
folgenden Jahrhunderts. Der deutsche<br />
Dichter Christoph Martin Wieland soll<br />
beim Betrachten eines Probedrucks<br />
seiner in einer Didone-Schrift gesetzten<br />
Werke 1793 jeden einzelnen<br />
Buchstaben als "Mediceische Venus"<br />
bezeichnet haben.<br />
51
SERIFENBETONTE-LINEAR ANTIQUA | Rockwell<br />
¬ Designer: Monotype (Lead: Frank Hinman Pierpont)<br />
¬ Klient: Frank Hinman Pierpont<br />
¬ Publikation: P.M. Magazin<br />
¬ Erstellungjahr: 1934<br />
52<br />
F
53
zündet Typog<br />
Pangramme<br />
Pangramm<br />
Schweißgeq<br />
verflixt öde<br />
Rockwell<br />
54
uält<br />
raf Jakob<br />
REGULAR<br />
ITALIC<br />
BOLD<br />
an.<br />
BOLD // ITALIC<br />
55
Rockwell<br />
56
BOGEN<br />
K-LINIE<br />
H-LINIE<br />
X-LINIE<br />
O<br />
MITTELLÄNGE<br />
VERSALHÖHE<br />
GRUNDLINIE<br />
OBERLÄNGE<br />
P-LINIE<br />
PUNZE<br />
57<br />
ACHSE
01234567890<br />
Œ œ æ Æ fi ffi fffi "<br />
{|}~=?`´+*#’<br />
^°®©µ»Ωμπ<br />
◊<br />
Rockwell<br />
58
0123456789<br />
Ӥ$ %&/()<br />
§¢£¥_.:,;><<br />
€l@!≈≠≤≥<br />
59
EASX<br />
O<br />
ben steht die<br />
Rockwell Roman 55. Die<br />
Einfachheit der Schrift lässt in ihrer<br />
Geometrie Dynamik spüren.<br />
Ähnlich der Trajan Pro Regular (Bsp. S59).<br />
Diese basiert auf den Grundlagen der<br />
einfachen geometrischen Form, welche<br />
Steinmetze verwendeten. So ergaben sich<br />
beispielsweise aus der Grundform<br />
“Quadrat“ vierzehn Buchstaben, und zwar<br />
A, C, D, G, H, K, N, O, Q, T, V, X, Y und Z, aus<br />
einem halben Quadrat wurden sieben<br />
gemeiselt, B, E, F, L, P, R. I und M sind<br />
ausnahmen J, U und W kamen erst<br />
deutlich später zu unserem Alphabet<br />
hinzu.<br />
Rockwell<br />
60
QD<br />
EASXQD<br />
61
Ægy<br />
RECHTWINKLIG<br />
Rockwell<br />
62<br />
FEINER KONTRAST<br />
î<br />
ï
á â ã<br />
42<br />
pti<br />
GERADE UND SCHRÄG<br />
å À Á<br />
Â<br />
 à Ä<br />
Å<br />
Ç ð è é ê ë È É Ê Ë Ì í<br />
Í Î Ï Ð Ñ ñ ò ó ô õ ö ø<br />
63
O<br />
Rockwell<br />
64
E<br />
gyptienne-Schriften sind eine<br />
Entwicklung des<br />
19. Jahrhunderts, die im 20. Jahrhundert<br />
um 1930 eine Renaissance erlebten. Zu<br />
nennen sind hier die Memphis (1929) von<br />
Rudolf Wolf, die Beton (1931) von Heinrich<br />
Jost und die Stymie (1931) von Morris<br />
Fuller Benton. Monotype zog 1934 mit der<br />
Entwicklung der Rockwell nach, die unter<br />
der Leitung von Frank Hinman Pierpont<br />
entsteht. Ursprünglich als<br />
Werbeschriften gedacht, erschienen die<br />
neu aufgelegten Slab-Serif-Schriften nun<br />
in einer Fülle von Breiten und<br />
Strichstärken und wurden dadurch auch<br />
flexibler einsetzbar.<br />
»<br />
Die digitale Version der<br />
Rockwell ist heute in 9 Schnitten<br />
verfügbar: 4 Strichstärken (3 davon mit<br />
Kursive) sowie Condensed und<br />
Condensed Bold.<br />
R<br />
ockwell kann die Spuren<br />
seiner Wurzeln auf den<br />
Londoner Schriftsetzer Vincent Figgens<br />
zurückführen, der seine erste<br />
erfolgreiche Seriefenschrift 1815<br />
veröffentlicht, welche später den Namen<br />
Egyptiene erhielt. Im Gegensatz zur<br />
klassischen Serifenschrift hat diese<br />
stumpfe und gerade Serifen und fast<br />
keinen<br />
dick-dünn Kontrast der Strichstärken.<br />
Sie wurde zunächst nur in drei Größen<br />
angeboten.<br />
Die Begeisterung schwand jedoch wieder<br />
in den ersten drei Jahrzehnten des 20.<br />
Jahrhunderts, als die seriefenlose Schrift<br />
immer mehr an Popularität gewann.<br />
D<br />
ie Schrift wurde in den 80er und<br />
90er Jahren stark von<br />
Unternehmen wie Guinness und<br />
Docklands Light Railway verwendet. Sie<br />
ist gut geeignet für Displayanzeigen,<br />
Schlagzeilen in Zeitungen und auf<br />
Plakaten und ist auch lesbar in kurzen<br />
Textblöcken. Unter anderem wurde sie für<br />
das Time Magazine und für das<br />
Appel Tiger Betriebssystem angewandt.<br />
Sie weist ein außergewöhnlich<br />
robustes Design auf und evoziert ein<br />
Gefühl von Ehrlichkeit. Aufgrund ihrer<br />
mäßigen Lesbarkeit eignet sie sich bei<br />
längeren Textpassagen nicht als<br />
Grundschrift. Jüngsten<br />
Aufschwung erlangte sie durch<br />
Popularität im World Wide Web durch den<br />
Retro-Stil.<br />
»<br />
»<br />
Im englischsprachigen Raum als<br />
“Slab Serif“ bezeichnet.<br />
Merkmale der Buchstaben:<br />
Dachansatz n<br />
Minuskeloberlänge h b<br />
[b]e[/b] Achsen der Minuskel „e<br />
oq Optische Achsen der Rundformen<br />
Ii Serifenübergänge, Serifenseitenkanten,<br />
Serifenunterkanten<br />
Ii Strichstärkenkontraste der Balken/<br />
Querbalken.<br />
65
Univers<br />
66
67<br />
Rockwell
SERIFENLOSE-LINEAR ANTIQUA | Univers<br />
¬ Designer: Adrian Frutiger<br />
¬ Klient: Deberny & Peignot<br />
¬ Publikation: ERCO, Hamburger SV, Audi, Deutschen Bank, Apple,<br />
Fluglinie Swiss, die Olympischen Sommerspiele 1972 (MUC),<br />
Siemens AG<br />
¬ Erstellungsjahr: 1950/1951 bis 1956<br />
68<br />
É
69
Jazzquintett<br />
Pangramm<br />
Asynchrone<br />
Bassklänge<br />
für spießige<br />
Univers<br />
70
REGULAR<br />
vom<br />
sind nix<br />
Löwen<br />
ITALIC<br />
BOLD<br />
BOLD // ITALIC<br />
71
Die Buchstaben sind<br />
von geschlossener statischer<br />
Form und sind sich ohne die<br />
unterscheidenden Serifen noch ähnlicher<br />
und daher etwas schwerer lesbar. Sie<br />
stehen im Wortbild wie Soldaten, lehnen<br />
sich einander an, aber bewegen sich nicht<br />
miteinander durch die Zeile. Die<br />
Betonung liegt auf der Senkrechten.<br />
Die Achsen stehen senkrecht und<br />
waagerecht. Das “a“ ist offen und das “g“<br />
ohne untere Schleife. Ein hoher<br />
Strichkontrast, statische, und<br />
geschlossene Buchstabenformen sind<br />
sichtbar bei “R“, “a“, “e“ und “s“.<br />
Regelmäßige und ähnliche Formen sind<br />
zum Beispiel bei “b“, “d“, “q“ und “p“.<br />
Versalien sind alle ähnlich breit. Der<br />
Abstrich des “R“ geht gerundet nach<br />
unten. Diese Merkmale gelten auch für<br />
die Serifenbetonten und Groteskschriften<br />
ohne Strichkontrast.<br />
F<br />
ormprinzip oder<br />
DIN-Klassifikation?<br />
Die Einteilung nach Formprinzip steht<br />
im klaren Kontrast zur amtierenden<br />
deutschen “DIN-Klassifikation 16518“<br />
mit ihrer historischen, teils recht groben<br />
Einteilung. International findet man noch<br />
weitere unterschiedliche Methoden der<br />
Klassifikationen und auch jeder<br />
Schriftenhersteller strukturiert seine<br />
Bibliothek nach eigenen Kriterien. Sehr<br />
verbreitet ist die Einteilung von<br />
>> Maximilian Vox
eog<br />
STATISCHES FORMPRINZIP<br />
SG<br />
73
Univers<br />
0 1 2 3 4<br />
0 1 2 3 4<br />
0 1 2 3 4<br />
0 1 2 3 4<br />
0 1 2 3 4<br />
0 1 2 3 4<br />
0 1 2 3 4<br />
0<br />
0<br />
1<br />
1<br />
2<br />
2<br />
3<br />
3<br />
4<br />
4<br />
0 1 2 3 4<br />
0 1 2 3 4<br />
0 1 2 3 4<br />
0 1 2 3 4<br />
0 1 2 3 4<br />
0 1 2 3 4<br />
0<br />
0<br />
1<br />
1<br />
2<br />
2<br />
3<br />
3<br />
4<br />
4<br />
0 1 2 3 4<br />
0 1 2 3 4<br />
0 1 2 3 4<br />
0 1 2 3 4<br />
0 1 2 3 4<br />
0 1 2 3 4<br />
74
5 6 7 8 9<br />
5 6 7 8 9<br />
5 6 7 8 9<br />
5 6 7 8 9<br />
5 6 7 8 9<br />
5 6 7 8 9<br />
5 6 7 8 9<br />
5<br />
5<br />
6<br />
6<br />
7<br />
7<br />
8<br />
8<br />
9<br />
9<br />
5 6 7 8 9<br />
5 6 7 8 9<br />
5 6 7 8 9<br />
5 6 7 8 9<br />
5 6 7 8 9<br />
5 6 7 8 9<br />
5<br />
5<br />
6<br />
6<br />
7<br />
7<br />
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8<br />
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75
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77
Myst<br />
MINUSKELN UND VERSALIEN<br />
HABEN DIE GLEICHE OBERLÄNGE<br />
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Univers<br />
78
ABGESCHRÄGTE OBERLÄNGE<br />
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FEINER KONTRAST<br />
79
Univers<br />
80
LIGHT<br />
REGULAR<br />
BOLD<br />
81
3,1<br />
Univers<br />
82
83
AWV<br />
I<br />
m Gegensatz zur Unterschneidung ist die Überschneidung eine Überlappung von<br />
nebeneinander liegenden Zeichen, ohne dass deren normaler Abstand zueinander<br />
verändert wurde. Das große "A" der Schriftart Univers Roman ragt in der regulären Schrift<br />
beispielsweise mit seinem rechten Abstrich in das Feld des "W" hinein.<br />
Univers<br />
84
K<br />
erning oder Unterschneidung beschreibt den Vorgang den horizontalen Abstand<br />
zwischen mehreren Buchstaben, mit dem Ziel des ästhetischen Gewinns durch<br />
optischen Ausgleich, so zu verringern, dass er gleichmäßig erscheint.<br />
Beispielsunterschneidungspaare:<br />
Av, AV, Aw, AW, LT, LV, Ly, Ta, To, Ty, Te, T., Va, Vo, V., Ya, Yo, Y., ff, fl, fi<br />
vZ<br />
85
Univers<br />
86
D<br />
ie Univers-Schriftfamilie von<br />
Adrian Frutiger erschien Ende<br />
der 1950er Jahre. Die Schriftfamilie mit<br />
ihrem neuen Nummerierungssystem<br />
setzte zu dieser Zeit neue Maßstäbe im<br />
Bereich der Typografie. Erstmals wurde<br />
eine Schriftfamilie in verschiedenen<br />
Breiten und Strichstärken von Anfang<br />
an geplant. Bis dahin wuchsen Schriften<br />
über Jahre hinweg, was nicht selten zu<br />
gestalterischen Inkonsistenzen führten.<br />
U<br />
m der Fülle der Schnitte auch<br />
in der Benennung Herr zu<br />
werden, wurde ein<br />
Nummerierungssystem entwickelt: die<br />
erste Ziffer steht für die Strichstärke, die<br />
zweite für die Buchstabenbreite, wobei<br />
gerade Ziffern für “italic“ stehen.<br />
In der 1997 erschienenen Überarbeitung<br />
von Linotype wuchs das System weiter<br />
von 27 auf 63 Schnitte und das<br />
Nummerierungssystem wurde auf 3<br />
Stellen (Strichstärke/Weite/italic bzw.<br />
aufrecht) erweitert. Seit 2010 läuft die<br />
aktuelle Familie nun unter der<br />
Bezeichnung Linotype Next. Sie<br />
verfügt nun über Kapitälchen und je nach<br />
gewähltem Paket auch über eine<br />
W1G-Belegung mit der Unterstützung für<br />
Kyrillisch und Griechisch.<br />
2011 wurde der Familie mit der Univers<br />
Next Arabic von Nadine Chahine auch<br />
eine arabische Version zur Seite gestellt.<br />
S<br />
tilistisch reiht sich die Schrift<br />
in die Gruppe der statischen<br />
Groteskschriften (wie Helvetica und Folio)<br />
der Zeit ein, die sich alle mehr oder weniger<br />
stark auf die Akzidenz Grotesk als<br />
gestalterisches Vorbild beziehen.<br />
Im Sinne der sachlichen »Schweizer<br />
Typografie« wurden Helvetica und<br />
Univers stilprägende Schriften in der 2.<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bis heute<br />
werden sie vielfach als<br />
Corporate-Design-Schriften von<br />
Unternehmen eingesetzt.<br />
D<br />
ie Univers ist nicht nur universell<br />
einsetzbar, sondern in der<br />
Gestalter-Szene so etwas wie der<br />
kleinste gemeinsame Nenner. Jeder<br />
schätzt diese Schrift. Otl Aicher hat sie,<br />
neben diversen Lobpreisungen im Buch<br />
»typographie«, in seinem<br />
legendären Erscheinungsbild für Olympia<br />
1972 verwendet. Und auch Kurt<br />
Weidemann ist angetan, genau wie alle<br />
anderen “Typo-Größen“.<br />
Univers ist perfekt ausbalanciert, als<br />
solche ist sie seit nunmehr fast 50 Jahren<br />
nahezu unerreicht. Sie ist auch heute<br />
noch sehr oft zu sehen, wird<br />
durchaus in modernen Designs<br />
verwendet, im Corporate Design, aber<br />
auch in Zeitschriften: Das stylische und<br />
mehrfach designpreisgekrönte<br />
Wirtschaftsmagazin Econy, welches kurz<br />
nach dem Launch zur “brand eins“ wurde,<br />
setzte bei den Überschriften und Teasern<br />
komplett auf die Univers Bold Condensed.<br />
87
P A L A<br />
REGULAR<br />
ITALIC<br />
BOLD<br />
abcdef<br />
ghijklm<br />
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abcdef<br />
ghijklm<br />
nopqrst<br />
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ABCDEF<br />
GHIJKLM<br />
NOPQRST<br />
UVWXYZ<br />
ABCDEF<br />
GHIJKLM<br />
NOPQRST<br />
UVWXYZ<br />
abcdef<br />
ghijklm<br />
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ABCDEF<br />
GHIJKLM<br />
NOPQRST<br />
UVWXYZ<br />
Palatino<br />
88
T I N O<br />
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B U L<br />
REGULAR<br />
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ABCDEF<br />
GHIJKLM<br />
NOPQRST<br />
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ITALIC<br />
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ABCDEF<br />
GHIJKLM<br />
NOPQRST<br />
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BOLD<br />
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ABCDEF<br />
GHIJKLM<br />
NOPQRST<br />
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90
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D I D<br />
REGULAR<br />
ITALIC<br />
BOLD<br />
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abcdef<br />
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ABCDEF<br />
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ABCDEF<br />
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NOPQRST<br />
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Univers<br />
92
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NOPQRST<br />
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ITALIC<br />
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GHIJKLM<br />
NOPQRST<br />
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BOLD<br />
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ABCDEF<br />
GHIJKLM<br />
NOPQRST<br />
UVWXYZ<br />
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94
W E L L<br />
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U N I V<br />
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NOPQRST<br />
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ITALIC<br />
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ABCDEF<br />
GHIJKLM<br />
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UVWXYZ<br />
BOLD<br />
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ABCDEF<br />
GHIJKLM<br />
NOPQRST<br />
UVWXYZ<br />
Univers<br />
96
E R S<br />
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97
98
99
DENNIS ZIEGLER