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Von Zeit und Maß in den<br />
LAMMERÖFEN<br />
Kurze Rückblende. Wir erinnern uns: Es geht um die Lammeröfen, dieses<br />
Naturschauspiel – heute Lammerklamm genannt – einst und jetzt<br />
eine natürliche Barriere für die Wasser der Lammer auf ihrem Weg zur<br />
Salzach. Entstanden in vielen Millionen Jahren, sind sie heute ein gerne<br />
besuchter Kraftplatz und Spielstätte für wagemutige Wildwassersportler.<br />
Über das eine oder andere Abenteuer lesen wir hier und heute.<br />
Ein Beitrag von Werner Bein<br />
Kartenverkauf direkt<br />
beim Eingang im Kiosk.<br />
Öffnungszeiten und Preise<br />
der Lammerklamm:<br />
Mai & Oktober: 09 00 –17 00 Uhr<br />
Juni & September: 09 00 –18 00 Uhr<br />
Juli & August: 09 00 –19 00 Uhr<br />
Erwachsene: € 4,50<br />
(mit Familienpass € 2,50)<br />
Gruppen (ab 15 Erwachsenen): € 4,00<br />
Kinder (von 6 bis 15 Jahre): € 2,50<br />
(mit Familienpass € 1,50)<br />
Mit der Salzburger Land Card<br />
ist der Eintritt kostenlos.<br />
Tipp:<br />
RÜCKVERGÜTUNG<br />
DES EINTRITTS<br />
Eintrittskarten können ab einem<br />
Einkauf von 20,– Euro bei WM-Sport<br />
in Abtenau eingelöst werden.<br />
Wir sitzen im Englhartswirt. Draußen regnet<br />
es. Von uns kaum wahrgenommen, sind wir<br />
doch in alle möglichen Wildwasser-Heldentaten<br />
vertieft. Wir wissen heute nicht mehr, wer oder<br />
was der Auslöser war. Was wir sicher wissen,<br />
ist, dass wir uns zu viert gegen Mitternacht<br />
an der Einstiegstelle wieder fanden. Bereit, die<br />
Öfen bei stockfinsterer Nacht zu befahren. Als<br />
wir das Boot zu Wasser lassen, stellen wir fest:<br />
es ist Hochwasser! Keiner von uns ist je zuvor<br />
die Öfen bei so viel Wasser gefahren. Weder mit<br />
dem Kajak noch mit dem Raft. Und schon gar<br />
nicht in der Nacht. Aber wir sind unserer Sache<br />
sicher und vertrauen in uns als eingespieltes<br />
Team. So dunkel wie diese Nacht, so hell sind<br />
die Erinnerungen an die Besonderheiten dieser<br />
Fahrt. Die Lammeröfen sind uns gnädig geblieben.<br />
Die Lammer hat unseren Wagemut, oder<br />
sagen wir lieber Übermut – andere würden<br />
sagen Dummheit – nicht mit der Höchststrafe<br />
bemessen, sondern nur mit einer Kenterung.<br />
Ganz am Ende zeigte uns die letzte Walze wer<br />
in den Öfen das Sagen hat. Ziemlich kleinlaut<br />
waren wir später wieder im Wirtshaus.<br />
Heute führe ich diese „Gnade“ auf den Respekt<br />
und auch auf ein bisschen Demut zurück, die<br />
wir all die Jahre dem Fluss, seiner Umwelt und<br />
der Natur entgegengebracht haben. Vielleicht<br />
war aber gerade damals unsere Zeit, hat just an<br />
diesem Tag, in dieser Nacht, das Zusammenfinden<br />
eben genau dieser Menschen mit ihren<br />
momentanen Verfassungen dazu beigetragen,<br />
die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Die<br />
Gunst der Stunde zu nützen und den richtigen<br />
Zeitpunkt zu erkennen. Kairos, die in der grie-<br />
chischen Mythologie personifizierte Gottheit für den<br />
günstigen Augenblick, wird uns damals wohl seine<br />
Haarlocke entgegengehalten haben.<br />
Bis zur Sinnfrage ist es wohl nicht weit und auf die<br />
nächste Frage, warum wir denn die Lammeröfen, egal<br />
ob mit Schlauchboot oder Kajak, befahren müssen,<br />
gibt es die gleiche Antwort, warum Berge bestiegen,<br />
unbekannte Welten entdeckt, Meere besegelt und der<br />
Weltraum erkundet werden: Weil sie da sind. Weil<br />
sie erforscht und entdeckt werden wollen, weil der<br />
Mensch zu träumen vermag. Und hinter manchen<br />
Träumen steckt der Wunsch nach konkretem Nutzen.<br />
Flüsse haben immer schon den Menschen gedient.<br />
Heute noch sind in den Lammeröfen die Auflager der<br />
Stauwerke zu erkennen, mit deren Hilfe die Wasser<br />
der Lammer zurückgehalten wurden, um nach Staulegung<br />
die im Unterwasser zu Flößen zusammengefügten<br />
Hölzer weiter zur Salzach zu transportieren.<br />
Die Lammeröfen als Abenteuerspielplatz wurden erst<br />
vor einem kaum messbaren Teil einer geologischen Sekunde<br />
anfangs der 60er Jahre entdeckt. Genau wissen<br />
wir das nicht. Die digitale Helmkamera samt Actionvideo<br />
in den Socialmedia war jedenfalls noch nicht<br />
erfunden. In den 90ern gab es dann eine Ganztages-<br />
Kajakschule, deren Direktor, Lehrer und Schüler sich<br />
in den Öfen ständig an ihre Leistungsgrenzen herantasteten.<br />
Zu dieser Zeit kommt dann auch noch Chronos<br />
in die Lammeröfen. Wir erinnern uns an Kairos,<br />
den Gott des günstigen Augenblicks, der uns entscheiden<br />
ließ, bei wildesten Bedingungen die Lammeröfen<br />
bei Nacht und mit dem Schlauchboot zu befahren. Der<br />
göttliche Chronos muss wohl dann die Initiative ergriffen<br />
haben, als wir daran gingen, die Lammeröfen<br />
mit dem Kajak so schnell wie möglich zu befahren.<br />
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