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Gedenkbuch Pfarrer Walz - Blick ins Buch

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Anny Münzing<br />

<strong>Gedenkbuch</strong><br />

<strong>Pfarrer</strong><br />

Richard<br />

<strong>Walz</strong><br />

1920 - 2015


Hoffnung<br />

An alle Menschen, die GOTT schuf,<br />

ergeht einmal der Heimwärtsruf.<br />

Und kommt der Tod dann in die Nähe,<br />

spür’n Herz und Seele tiefes Wehe<br />

für alle die, die Abschied nehmen.<br />

Doch eines kann der Tod nicht nehmen:<br />

Die HOFFNUNG auf das Wiedersehn,<br />

wenn e<strong>ins</strong>t auch wir von dannen gehen.<br />

Anny Münzing zum Trost in Seelenschmerzen<br />

widme ich dies <strong>Buch</strong> von Herzen.<br />

Auf dass sie bald – ich sag’s genauer –<br />

doch ablegt allzu tiefe Trauer,<br />

dass sie ihr Leben neu erbaut<br />

und freudig in die Sonne schaut.<br />

Dies wünscht von Herzen<br />

die Redakteurin des vorliegenden <strong>Buch</strong>es:<br />

Christa Wilhelm, M.A.<br />

Landau, im Februar 2016<br />

Wie alles begann:<br />

Anny Münzing, Amberger Straße 4,<br />

76 887 Bad Bergzabern<br />

Pfarrhausfrau bei + <strong>Pfarrer</strong> Richard <strong>Walz</strong><br />

Bad Bergzabern, 5. Dezember 2015<br />

Sehr geehrte . . .<br />

Ich grüße Sie freundlich in der Hoffnung, dass es Ihnen gut geht und dass<br />

Sie einer Bitte von mir wohlwollend entgegenkommen. Dafür bin ich Ihnen<br />

im Voraus auch sehr dankbar.<br />

Dass <strong>Pfarrer</strong> <strong>Walz</strong> im September 2015 verstorben ist, war ein trauriges<br />

Ereignis für viele seiner ehemaligen Pfarrkinder, für seine Mitbrüder im<br />

Priesteramt und natürlich auch für mich, die ich während 40 Jahren seine<br />

Haushälterin war.<br />

Um sein Andenken hochzuhalten und ihn nicht so ganz dem Vergessen<br />

preiszugeben, möchte ich ein BUCH herausbringen, in welchem Sie und<br />

viele, die ihn kannten, eine kleine Geschichte/Begegnung/Gespräch/Anekdote/Erlebnis<br />

darstellen, das Sie mit ihm einmal hatten. Lustig/traurig/<br />

spannend/schwierig . . . es ist ganz gleich.<br />

Es wäre schön, wenn Sie Ihren Textbeitrag an Frau Christa Wilhelm<br />

schickten, die das Ganze redigiert, da ich keinen PC habe und mir alle<br />

Möglichkeiten der Textverarbeitung nicht zugänglich sind.<br />

Sollten Sie zum Schreiben keine Zeit haben, so bitte ich Sie herzlich um<br />

einen Anruf bei ihr; sie schreibt dann Ihre Geschichte auf und liest sie<br />

Ihnen zur Korrektur vor, bevor sie dann im <strong>Buch</strong> erscheint.<br />

Vielen Dank im Voraus: Anny MÜNZING<br />

Bitte Ihre Info an: Christa Wilhelm, M.A. Ostbahnstraße 43<br />

<br />

christawilhelm19@gmail.com - Redaktionsschluss ist Mo, 29.2.2016<br />

Seite 2<br />

Seite 3


Lob der tüchtigen Hausfrau<br />

10<br />

Wem eine tüchtige Frau beschert ist, die ist viel edler als die köstlichsten<br />

Perlen. 11 Ihres Mannes Herz darf sich auf sie verlassen, und Nahrung wird<br />

ihm nicht mangeln. 12 Sie tut ihm Liebes und kein Leid ihr Leben lang. 13<br />

Sie geht mit Wolle und Flachs um und arbeitet gerne mit ihren Händen.<br />

14<br />

Sie ist wie ein Kaufmannsschiff; ihren Unterhalt bringt sie von ferne.<br />

15<br />

Sie steht vor Tage auf und gibt Speise ihrem Hause, und dem Gesinde,<br />

was ihm zukommt. 16 Sie trachtet nach einem Acker und kauft ihn und<br />

pflanzt einen Weinberg vom Ertrag ihrer Hände. 17 Sie gürtet ihre Lenden<br />

mit Kraft und regt ihre Arme. 18 Sie merkt, wie ihr Fleiß Gewinn bringt;<br />

ihr Licht verlischt des Nachts nicht. 19 Sie streckt ihre Hand nach dem<br />

Rocken, und ihre Finger fassen die Spindel. 20 Sie breitet ihre Hände aus zu<br />

dem Armen und reicht ihre Hand dem Bedürftigen. 21 Sie fürchtet für die<br />

Ihren nicht den Schnee; denn ihr ganzes Haus hat wollene Kleider. 22 Sie<br />

macht sich selbst Decken; feine Leinwand und Purpur ist ihr Kleid. 23 Ihr<br />

Mann ist bekannt in den Toren, wenn er sitzt bei den Ältesten des Landes.<br />

24<br />

Sie macht einen Rock und verkauft ihn, einen Gürtel gibt sie dem Händler.<br />

25 Kraft und Würde sind ihr Gewand, und sie lacht des kommenden<br />

Tages. 26 Sie tut ihren Mund auf mit Weisheit, und auf ihrer Zunge ist<br />

gütige Weisung. 27 Sie schaut, wie es in ihrem Hause zugeht, und isst ihr<br />

Brot nicht mit Faulheit. 28 Ihre Söhne stehen auf und preisen sie, ihr Mann<br />

lobt sie: 29 »Es sind wohl viele tüchtige Frauen, du aber übertriffst sie alle.«<br />

30<br />

Lieblich und schön sein ist nichts; eine Frau, die den HERRN fürchtet,<br />

soll man loben. 31 Gebt ihr von den Früchten ihrer Hände, und ihre Werke<br />

sollen sie loben in den Toren!<br />

Seite 6<br />

• Spr. 31, 10-31 •<br />

Barbara Götz, Augsburg<br />

Martha von Bethanien (auch Marta<br />

von Betanien) ist eine Gestalt des<br />

Neuen Testaments.<br />

Erwähnt wird Martha im 10. Kapitel<br />

des Lukasevangeliums sowie im 11.<br />

Kapitel des Johannesevangeliums.<br />

Die Darstellungen in den beiden biblischen<br />

Erzählungen zeigen Geme<strong>ins</strong>amkeiten,<br />

aber auch deutliche Unterschiede.<br />

Als Schutzheilige übernimmt sie u.a.<br />

den Schutz von Hausfrauen.<br />

Bundesvorsitzende der Berufsgeme<strong>ins</strong>chaft der Pfarrhaushälterinnen<br />

im Gespräch mit P. Werder SDS - Februar 2003<br />

WB: Wie ist das Verhältnis von „Angebot und Nachfrage“ beim Beruf der<br />

Pfarrhausfrau?<br />

Barbara Götz: Bayernweit gibt es mehr Frauen, die sich für diesen Dienst<br />

interessieren als <strong>Pfarrer</strong>, die eine Pfarrhausfrau suchen. Es gibt heute weniger<br />

<strong>Pfarrer</strong>, und von den wenigen wollen auch immer weniger eine Vollzeithaushälterin.<br />

Diese Tendenz bei den <strong>Pfarrer</strong>n hängt sicher zum einen<br />

damit zusammen, dass sie sich nicht so eng binden wollen, z.B. was ihre<br />

Zeiteinteilung anbelangt. Aber es ist auch die unmittelbare Nähe, die Tatsache,<br />

mit einer Frau unter einem Dach zu wohnen, was manche scheuen,<br />

denn sie sind heute dem kritischen <strong>Blick</strong> einer Öffentlichkeit ausgesetzt,<br />

die ein solches Lebensmodell nicht versteht. Eine Rolle spielt auch die<br />

Seite 7


65<br />

Priesterjahre<br />

Zweitverwertung Printrechte durch RHEINPFALZ<br />

Verlag und Druckerei GmbH liegt vor.<br />

Autor Herbert Bolender, Foto dito.<br />

Seite 40<br />

Seite 41


ab 1.12.1968 die Pfarrstelle in Kandel innehatte, und auch als er dann in<br />

Bad Bergzabern seit 1.11.1997 im Ruhestand war. Und dies bis in die letzten<br />

Wochen vor seinem Tod. Auch hier fiel er auf als der Mensch, der immer<br />

Fragen an die aktiven Seelsorger hatte und zu einem lebhaften Austausch<br />

unter den Priestern beitrug.<br />

Dompfarrer Matthias Bender<br />

<strong>Pfarrer</strong> Richard <strong>Walz</strong> war der <strong>Pfarrer</strong> meiner Kindheit in Zweibrücken/<br />

Ixheim. Er begleitete mich in den ersten Schuljahren als Religionslehrer,<br />

führte mich zur Erstbeichte und zur Erstkommunion. Mit Begeisterung<br />

war ich Messdiener unter seiner Anleitung. Eine lebenslange Freundschaft<br />

folgte, und ich erfuhr sein Wohlwollen bis zu seinem Tod.<br />

Mit 4 Zelebranten in Herxheim, Marienpfalz-Hauskirche: Pfr. Kaufhold /<br />

Pfr. <strong>Walz</strong> / Pfr. Hergl -/ Diakon Ennemoser<br />

Wie viele Menschen aus seiner ehemaligen Pfarrei Kandel und früheren<br />

Orten noch mit ihm in Kontakt lebten, durfte ich am 23. 8. 2015 als Pfarradministrator<br />

für den erkrankten <strong>Pfarrer</strong> Adrian Ößwein in Kandel bei<br />

der Feier seines 65-jährigen Priesterjubiläums erleben!<br />

Ich bin sehr dankbar, in ihm einen Priester gekannt zu haben, der bis <strong>ins</strong><br />

hohe Alter von fast 95 Jahren ein interessierter und mit den Menschen<br />

verbundener Seelsorger war, der auch noch fast bis in die letzten Wochen<br />

aktiven Dienst (in Blankenborn) geleistet hat.<br />

Pfr. i. R. Alfons Kaufhold, Herxheim / bei Landau<br />

Seite 92<br />

Als junger <strong>Pfarrer</strong> im Jahre 1962<br />

Seite 93


Und in dieser Zeit machte ich denn die Bekanntschaft mit Herrn <strong>Pfarrer</strong>.<br />

Da es sich eines Tages ergab, dass ich ganz allein im Schwesternhaus<br />

wohnte, musste ich mich dennoch nicht verlassen fühlen, denn dafür<br />

sorgten die lieben Pfarrhausbewohner Pfr. <strong>Walz</strong> und seine Hausfrau Frau<br />

Anny Münzing. Von Anfang an banden sie mich neben meiner Krankenhausarbeit<br />

auch in die Pfarrseelsorge mit ein. Ich durfte im Gottesdienst<br />

Kommunionhelferin sein, und auch bei Pfarrgemeindefesten war meine<br />

Hilfe und Anwesenheit gern gesehen und geschätzt. Das machte mich<br />

glücklich, wirkte sich doch die teilnehmende und menschenfreundliche<br />

Art des Pfarrherrn Richard <strong>Walz</strong> positiv auf mich aus.<br />

Gerne folgte ich auch des öfteren Einladungen <strong>ins</strong> Pfarrhaus zum Essen<br />

sowie zu Ausflugsfahrten mit Herrn <strong>Pfarrer</strong> und Frau Münzing. So erinnere<br />

ich mich an eine Fahrt <strong>ins</strong> Badische nach Dobel; es war an Fasching.<br />

Wir besuchten dort ein Restaurant und machten anschließend zu dritt<br />

eine schöne Bergwanderung in dem bekannten Kurort.<br />

Die Hagenbacher: Fam. Petra Schätzel, Fam. Margarete Kehler, Doris<br />

Ockuly, Klemens Ockuly<br />

Schwester Waltraud<br />

Erst am Ende meiner Berufslaufbahn lernte ich <strong>Pfarrer</strong> <strong>Walz</strong> kennen, und<br />

zwar in seiner Pfarrei Kandel/St. Pius. Zuvor arbeitete ich lange Zeit als<br />

Säuglingsschwester im St. Vinzentiuskrankenhaus Speyer, und dies über<br />

20 Jahre lang. Danach wurde ich nach einer diesbezüglichen Ausbildung<br />

Krankenhausseelsorgerin in Germersheim, zuletzt im Kandeler Krankenhaus.<br />

Gegen Ende der Kandeler Zeit<br />

Seite 106<br />

Seite 107


Der Gottesdienst anlässlich seines 60. Priesterjubiläums war sehr festlich.<br />

Am Ausgang bekamen wir ein Gebetsbildchen, auf dessen Rückseite ein<br />

wunderbarer Text von Edith Stein stand, den <strong>Pfarrer</strong> <strong>Walz</strong> am Ende des<br />

Gottesdienstes auch vorgetragen hatte.<br />

Gebet<br />

Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen,<br />

leg’ ich meinen Tag in Deine Hand.<br />

Sei mein Heute, sei mein Morgen,<br />

sei mein Gestern, das ich überwand.<br />

Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen,<br />

bin in Deinem Mosaik ein Stein.<br />

Du wirst mich an die rechte Stelle legen,<br />

Deinen Händen bette ich mich ein.<br />

Die feierliche Stimmung dieses ganz besonderen Gottesdienstes wirkte<br />

den ganzen Tag in mir nach.<br />

Christine Heidel, Kandel<br />

Zweitverwertung Printrechte durch RHEINPFALZ Verlag und Druckerei GmbH liegt vor.<br />

Autor: Werner Mühl (Kandel), Foto: Harald Thüring (Landau).<br />

Skulptur von Edith Stein auf dem<br />

Ludwigsplatz vor der Pfarrkirche<br />

St. Martin in Bad Bergzabern,<br />

Taufkirche Edith Ste<strong>ins</strong>.<br />

Urheber: Ikar.us, Michael Kauffmann,<br />

Karlsruhe, Germany<br />

Ingrid Glatter<br />

Als wir vor 36 Jahren hierher nach Kandel kamen, war einer unserer ersten<br />

Ansprechpartner <strong>Pfarrer</strong> <strong>Walz</strong>, der uns dann auch sagen konnte, wo<br />

wir unsere jüngste Tochter Susanne im Kindergarten anmelden könnten.<br />

Als wir dann gebaut hatten und in unser neues Heim ein- gezogen waren,<br />

hat <strong>Pfarrer</strong> <strong>Walz</strong> es auf unseren Wunsch hin gesegnet.<br />

Für die Erstkommunikanten, zu denen auch unsere Susanne gehörte,<br />

durfte ich Gruppenmutter sein. Zu den Vorbereitungen trafen sich die<br />

Gruppenmütter jeweils im Pfarrhaus. Dies war stets eine schöne Gemein-<br />

Seite 124<br />

Seite 125


Pfr. Stefan Mühl<br />

<strong>Pfarrer</strong> Richard <strong>Walz</strong> kam nach Kandel im Jahr 1968, als ich vier Jahre alt<br />

war. Ich kann also sagen, dass ich in meiner ganzen Kindheit und Jugend<br />

nur einen Gemeindepfarrer erlebt habe, und es natürlich viele Begegnungen<br />

gab.<br />

Eine meiner ersten bewussten Erinnerungen ist die Zeit der Vorbereitung<br />

auf die Erstkommunion. Ich ging bereits in der 1. Klasse zur Kommunion,<br />

weil ich mit meiner älteren Schwester zusammen gehen sollte. Bei<br />

einem der Vorbereitungstreffen fragte <strong>Pfarrer</strong> <strong>Walz</strong>, wessen Eltern denn<br />

am Sonntag in den Gottesdienst gehen würden. Einige Kinder, darunter<br />

auch meine Schwester, meldeten sich. Ich meldete mich nicht. Der <strong>Pfarrer</strong><br />

war ganz erstaunt und meinte, meine Eltern würden doch auch kommen,<br />

er würde sie doch immer sehen. Ich blieb bei meinem Nein. Es entstand<br />

ein längerer Disput, an dessen Ende ich sagte: „Nein, meine Eltern gehen<br />

sonntags nicht in die Kirche, sie gehen samstags.“ – Es war die Zeit als die<br />

Vorabendmesse eingeführt wurde, die meine Eltern gerne besuchten. In<br />

meiner Logik war das ganz klar nicht sonntags!<br />

Nach der Erstkommunion ging ich zu den Messdienern. Nach ca. einem<br />

Jahr begann Herr <strong>Pfarrer</strong> <strong>Walz</strong> mit uns kleine Gruppenstunden zu halten,<br />

in denen oft etwas geprobt wurde für die Gestaltung von Gottesdiensten.<br />

Ich erinnere mich noch gut, dass er uns immer wieder eintrichterte, worauf<br />

wir beim Lesen achten müssten: „Laut – Langsam – Deutlich!“<br />

Eine andere Erinnerung an diese Zeit ist folgende: Wenn jemand mit offenem<br />

Mund gähnte, pflegte <strong>Pfarrer</strong> <strong>Walz</strong> gerne zu sagen: „Tobias 6,3!“<br />

Wir konnten damit zunächst wenig anfangen, bis er uns einmal diesen<br />

Vers aus dem Alten Testament aus der Begegnung von Tobias mit einem<br />

großen Fisch vorlas: „O Herr, er will mich fressen!“<br />

Er ging zum Fluss, um<br />

seine Füße zu waschen;<br />

und siehe, ein großer<br />

Fisch schoss hervor<br />

und wollte ihn verschlingen.<br />

Tobias erschrak<br />

und schrie mit lauter<br />

Stimme: O Herr, er<br />

will mich fressen! Und<br />

der Engel sagte zu<br />

ihm: Pack ihn bei den<br />

Kiemen und zieh ihn<br />

heraus! Und er zog ihn<br />

aufs Land; da zappelte<br />

er vor seinen Füßen.<br />

Tobias 6,3<br />

Durch die Messdiener und auch durch die Gruppenarbeit in der Schönstatt-Mannesjugend<br />

und den Zeltlagern, die er oft begleitete, gab es viele<br />

Begegnungen und Kontakte mit <strong>Pfarrer</strong> <strong>Walz</strong>. In der Zeit des Studiums<br />

wurden diese naturgemäß weniger. Aber ich wusste, dass er meinen Weg<br />

der Vorbereitung auf die Priesterweihe mit all seinen Höhen und Tiefen<br />

begleitete, auch im Gebet. Wenn ich an einem freien Wochenende oder in<br />

den Ferien in Kandel war, kam es immer wieder zu Gesprächen, bei denen<br />

er sich erkundigte, wie es so lief.<br />

<strong>Pfarrer</strong> <strong>Walz</strong> hat oft betont, dass meine Primiz in Kandel für ihn e<strong>ins</strong> der<br />

schönsten Erlebnisse seines Priesterlebens war. Daran hatte natürlich die<br />

Gemeinde St. Pius und nicht zuletzt auch er selbst, der die Pfarrei für dieses<br />

Ereignis motivieren konnte, großen Anteil. Bei der Primiz hat er bei<br />

der Begrüßung den Beruf des Priesters mit dem eines Omnibusfahrers<br />

Seite 154<br />

Seite 155


oklammern als des Herrgotts Lausebengel still und heimlich wegzunehmen,<br />

war eine Sache. Dass ich aber tatsächlich einmal nach der Lesung<br />

extra noch mals einen Meter zurück zum Ambo ging, um die dort liegende<br />

Büro klammer zu entwenden, eine andere. Und dies geschah so offensichtlich,<br />

dass von still und heimlich nicht mehr die Rede sein konnte. Es muss<br />

ganz gewiss auch <strong>Pfarrer</strong> <strong>Walz</strong> auf ge fallen sein, genauso wie in all der Zeit<br />

davor. Aber in seiner gutmütigen Art machte er diesen Spaß mit, es fiel<br />

auch nie ein Wort darüber. Stattessen lagen am nächsten Sonntag wieder<br />

neue Büroklammern auf dem Ambo.<br />

Ich erinnere mich auch an folgendes: Zur Wandlung wurde der Gong geschlagen:<br />

3 Töne von oben nach unten, dann 3x den unteren und schließlich<br />

wieder 3 Töne von oben nach unten. Es war an Allerseelen. Ich fragte<br />

<strong>Pfarrer</strong> <strong>Walz</strong> vor dem Gottesdienst, ob wir den Gongschlag auch mal anders<br />

machen könnten. „Wie denn?“, fragte er. „Genau um gekehrt“, antwortete<br />

ich, „von unten nach oben. Das würde gut zu Allerseelen passen.<br />

Wir wollen doch, dass alle Ve r storbenen von den Toten auferstehen und<br />

hinauf in den Himmel kommen“. - Ich weiß bis heute nicht, ob ihm die<br />

Symbolik gefiel oder er ein fach offen war für Neues. Jeden falls meinte er:<br />

„Ja, dann mach das so“. Ob beim Gong schlagen wirklich alle Seelen hinauf<br />

in den Himmel ge kommen sind, kann wohl keiner sagen. Aber dass<br />

die Gottes dienstbesucher bei der Wandlung aus ihren Gedanken gerissen<br />

wurden und zum Altar schauten, das steht auch heute noch außer Frage.<br />

Und um es zu komplettieren: Meine Eltern fragten mich dann zuhause,<br />

ob ich denn nicht wisse, wie zu gongen sei. Und ich erklärte ihnen schelmisch,<br />

dass der „Allerseelen-Gong“ von <strong>Pfarrer</strong> <strong>Walz</strong> erlaubt war.<br />

Insgesamt war ich unter <strong>Pfarrer</strong> <strong>Walz</strong> noch Messdiener bis nach dem Abitur.<br />

Er brachte mich schon früh in die Jugend arbeit, die ihm ein großes<br />

Anliegen war, und in späte ren Jahren in den Pfarrgemeinderat, dem ich<br />

dann auch in 2 Epochen vorstand. Überhaupt hatte Herr Pfar rer <strong>Walz</strong> ein<br />

gutes Händchen, viele Mitarbeiter im Wein berg des Herrn um sich zu<br />

scharen. Vielleicht war genau das der Grund, warum viele Gemeindemitglieder<br />

auch dann noch Kontakt mit ihm pflegten, als er schon längst nicht<br />

mehr <strong>Pfarrer</strong> von Kandel war. Mit ihnen allen sage ich: Vergelt’s Gott!<br />

Hans-Joachim Weimar, Kandel<br />

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