TC Ausgabe April bis Juni 2016
Kunst- und Kulturzeitung für Dresden und Umland
Kunst- und Kulturzeitung für Dresden und Umland
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
WWW.THEATERCOURIER.DE SEITE 15<br />
AUS KUNST UND KULTUR<br />
Blauer Pfirsich - Changieren zwischen Form und Gefühl<br />
Dresdner Hefte 125: Freital - Industriestadt im Wandel<br />
Im Dresdner Stadtmuseum ist das Lebenswerk<br />
des Malers und Grafikers<br />
Dieter Goltzsche zu sehen. An die 100<br />
Arbeiten auf Papier - Lithografien,<br />
Aquarelle, Kreidebilder von 1956 <strong>bis</strong><br />
2015 – umfasst die Ausstellung über den<br />
1934 in Dresden geborenen Künstler.<br />
Frei von Ideologie, fernab des Sowjetrealismus<br />
prägten Natur, menschliche<br />
Figur und Porträt früh das Sujet Dieter<br />
Goltzsches. In der Malerei und Grafik<br />
der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
habe sein Werk eine enorme Autonomie<br />
erreicht: „Autonomie in Bezug auf<br />
die Vielzahl der Stile, aber auch autonom<br />
gegenüber jeglichen kommerziellen<br />
und ideologischen Diktaten“, sagte<br />
Dr. Gisbert Porstmann, Direktor der<br />
Städtischen Galerie Dresden. Ein „ganz<br />
spannendes Wechselspiel“ von Figuration<br />
und Abstraktion zöge sich durch das<br />
Werk des Künstlers.<br />
Dieter Goltzsches Laufbahn nahm ihren<br />
Anfang an der Hochschule für Bildende<br />
Künste in Dresden unter Otto<br />
Dix-Schüler Hans Theo Richter. Die<br />
Wurzeln reichen tief, auch wenn Max<br />
Schwimmer Goltzsche 1958 zu seinem<br />
Meisterschüler berief. Er ging nach<br />
Berlin an die Deutsche Akademie der<br />
Künste. Goltzsche brachte in seiner Arbeit<br />
das Rationale und das Emotionale<br />
zusammen – etwas, das zu entdecken die<br />
Sonderausstellung einlädt.<br />
Bis zum 22. Mai ist die Sonderausstellung<br />
„Blauer Pfirsich“ in der Städtischen<br />
Galerie Dresden zu sehen.<br />
Wer heute den Namen Freital hört,<br />
hat vermutlich zwei Assoziationen:<br />
Industrienest und rechte Randale. Wer<br />
aber wissen möchte, was die Stadt heute<br />
wirklich ist, muss eine Ahnung von<br />
dem haben, was Freital einmal war. Das<br />
neue Dresdner Heft versucht diesem<br />
Zusammenhang nachzugehen. Wie<br />
war die Stadt, die 1921 erst gegründet<br />
wurde, einst beschaffen – in jener Anfangszeit<br />
der Weimarer Republik, als die<br />
SPD auch mit Stadtentwürfen ihre Gesellschaftsutopien<br />
umzusetzen suchte?<br />
Über NS-Zeit und DDR (einschließlich<br />
der Geschichte der Wismut) führte<br />
dann der Weg der ‚künstlichen Stadt‘<br />
zum Arbeitsplatzverlust der 1990er Jahre<br />
und einen langsamen Umbau in eine<br />
durchgrünte und inzwischen durchaus<br />
lebenswerte Kommune mit einer verunsicherten<br />
Bürgerschaft.<br />
Das ist aber nur eine der Entwicklungslinien.<br />
Eine andere beginnt um<br />
1500 mit dem ersten Steinkohleabbau<br />
im Döhlener Becken und führt über<br />
die Eisenwerken des Dathe von Burgk<br />
in der Biedermeierzeit zum modernen,<br />
noch heute hochinnovativen Edelstahl-<br />
werk. Zuvor war der Plauensche Grund<br />
mit seiner mäandernden Weißeritz ein<br />
bevorzugter Ausflugsort der Dresdner<br />
und Lieblingsmotiv der Romantiker.<br />
Heute ist diese ‚Spur der Bilder‘ zu bewundern<br />
im Freitaler Kunstmuseum<br />
auf Schloss Burgk und seiner bemerkenswerten<br />
Sammlung.<br />
Freital, eine vom Bergbau geprägte<br />
und von den Verwerfungen des 20.<br />
Jahrhunderts durchgeschüttelte Kommune,<br />
ist noch immer eine Stadt im<br />
Wandel, die neben freundlichen auch<br />
harte Züge zeigt. Die Texte dieses Heftes<br />
erzählen von dieser widerspruchsvollen<br />
Geschichte.<br />
SPIONE! Geheimdienste in Deutschland 1945 - 1956<br />
Viel zu beschäftigt mit ihren Muskelspielen<br />
im beginnenden Kalten Krieg<br />
waren die Supermächte der USA und<br />
Sowjetunion. Sonst hätten sie vielleicht<br />
bemerkt, wie im geteilten Deutschland<br />
im Verborgenen die Geheimdienste zu<br />
blühen begannen. Agenten und Spione<br />
suchten sich gegenseitig in der Zahl ihrer<br />
Erbeutung sensibler Informationen<br />
auszustechen – über Waffensysteme des<br />
Gegners jenseits der Grenze. Deutsche<br />
spionierten Deutsche aus - die Spaltung<br />
des Landes schien unüberwindbar.<br />
Eine neue Sonderausstellung im Mili-<br />
Theater Plauen-Zwickau trauert<br />
Bild: © Peter Awtukowitsch<br />
1969 war es, als Eckehard Rösler - frischer<br />
Absolvent der Hochschule für<br />
Musik Carl Maria von Weber zu Dresden<br />
- ans Theater Plauen kam. Er begann als<br />
tärhistorischen Museum der Bundeswehr<br />
Dresden legt die Akten offen: für<br />
„ACHTUNG SPIONE! Geheimdienste<br />
in Deutschland von 1945 <strong>bis</strong> 1956“<br />
wurden über 600 einstmals streng geheime<br />
Objekte und Dokumente aus<br />
Archiven des Bundesnachrichtendienstes<br />
und Nachlässen ins Licht geholt.<br />
Sie geben Einblick in Persönlichkeiten<br />
und Lebenslinien involvierter Figuren<br />
der deutschen Spionage, wie er zu<br />
einer anderen Zeit undenkbar gewesen<br />
wäre. Wie etwa über „Gänseblümchen“,<br />
eigentlich Elli Barczatis, die Sekretärin<br />
des DDR-Ministerpräsidenten Otto<br />
Grotewohl war und nebenher für den<br />
Westen spionierte.<br />
Solorepetitor, wirkte als Dirigent, wurde<br />
Chordirektor und schließlich Kapellmeister.<br />
Nach kurzer Unterbrechung<br />
für ein Engagement in Rostock kehrte<br />
Rösler 1991 an seine ehemalige Wirkungsstätte<br />
zurück, um dort zu bleiben.<br />
Im März dieses Jahres ist er nach kurzer<br />
schwerer Krankheit verstorben. Die<br />
vereinigten Theater Plauen und Zwickau<br />
trauern um einen leidenschaftlichen Musiker,<br />
der seine seit 1972 aufgebauten<br />
Singakademien zu einem unverzichtbaren<br />
Bestandteil beider Bühnen gemacht<br />
hat.<br />
© SKD, Foto: Frank Höhler<br />
Mit den Augen der Anderen<br />
Einfacher noch als über Worte ist die<br />
Verständigung über Bilder. Die künstlerische<br />
Wiedergabe erlebten Alltags<br />
von Flüchtlingen und Asylsuchenden<br />
in Deutschland ist ab 01. <strong>April</strong> in der<br />
Städtischen Galerie Dresden zu sehen.<br />
NAHNU - Transkript des ara<strong>bis</strong>chen<br />
Wortes für „Wir“ - heißt das Konzept.<br />
Der Name ist Programm: von<br />
einer Fachjury ausgewählte Werke aus<br />
Malerei, Grafik oder Fotografie ausländischer<br />
Künstler sollen gegenseitige<br />
Inspiration, Austausch und Zugang<br />
ausländischer Kunst in deutschen<br />
Kunst- und Kulturbetrieb ermöglichen.<br />
Initiatoren von NAHNU sind die Museen<br />
der Stadt Dresden und der Verein<br />
„Willkommen im Hochland e.V“.<br />
Die Schirmherrschaft der Ausstellung<br />
übernehmen Kunstministerin Dr. Eva-<br />
Maria Stange und Dresdens OB Dirk<br />
Hilbert.<br />
Die Austellung ist <strong>bis</strong> zum Sonntag den<br />
24.04.<strong>2016</strong> für Interessierte geöffnet.<br />
Aus dem Buch ins Leben<br />
Kaum einer im Theater kann sich wohl<br />
schön austoben wie der Puppenmacher<br />
– gibt der doch den fiesesten Bösewichtern<br />
und mutigsten Helden aus geliebten<br />
Kinderrbüchern endlich ein passendes<br />
Gesicht. Werkzeug: seine Fantasie. Die<br />
Möglichkeiten im Puppentheater sind<br />
nahezu unbegrenzt. Seit dem 2. März<br />
zeigen die Staatlichen Kunstsammlungen<br />
Dresden in einer Sonderausstellung<br />
im Jägerhof eine reiche Sammlung an<br />
richtig alten, aber auch jüngeren Puppen:<br />
Der alte Lügenbaron Münchhausen, der<br />
„Kleine Prinz“ oder Pettersson und sein<br />
Kater Findus laden zur Entdeckung des<br />
verlebendigten Bildes, an dessen Anfang<br />
Buchstaben auf Papier gestanden haben.