Zukunftsstiftung Landwirtschaft Finanzierung ... - Stiftung trias
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<strong>Zukunftsstiftung</strong> <strong>Landwirtschaft</strong><br />
<strong>Finanzierung</strong> / Rechtsformen für Bodenerwerb<br />
15. Okt. 2008<br />
Cornelia Roeckl
Cornelia Roeckl, GLS Bank 2008 2
Rahmenbedingungen:<br />
<strong>Finanzierung</strong> landwirtschaftlicher Betriebe<br />
hoher Kapitalbedarf:<br />
mit 295 TEUR / AK doppelt so hoch wie in der<br />
gewerblichen Wirtschaft (Bruttoanlagevermögen ohne<br />
LN)<br />
hoher Eigenkapitalanteil:<br />
ca. 75%, ohne Boden 50%<br />
geringe Gesamt- und Eigenkapitalrendite:<br />
im Durchschnitt negativ, 50% aller Höfe bauen EK ab<br />
Besonderheiten des Bodenmarktes:<br />
Pacht i.d.R 1-3% des Verkehrswertes<br />
In der Vergangenheit wurden Kredite v.a. auf<br />
Sicherheiten in Form von Grundschulden abgestellt;<br />
heute ist Erstellung und Beurteilung von<br />
Betriebskonzepten erforderlich<br />
Cornelia Roeckl, GLS Bank 2008 3
Bodenmarkt<br />
Alte Bundesländer / Westen<br />
Bodenpreis stabil bei 15 –16 T€/ ha<br />
Pachten stabil bei 250 €/ ha<br />
Relation Pacht / Bodenpreis 1,5%<br />
Starke regionale Unterschiede.<br />
Neue Bundesländer / Osten<br />
Bodenpreis seit 1997 steigend von 3 auf 4 (2005) T€/<br />
ha. Aktuell deutlich steigend.<br />
Pachten steigen stärker als Bodenpreise, 2005 125 €/<br />
ha<br />
Relation Pacht / Bodenpreis 3,1%<br />
Sondereinfluss BVVG<br />
Cornelia Roeckl, GLS Bank 2008 4
Darlehensfinanzierung<br />
Kapitaldienstbelastung:<br />
Zinsen ca. 5,5%, Tendenz steigend<br />
Anfangstilgung mind. 1% (30 Jahre Laufzeit)<br />
Summe: ca. 6,5% = mind. doppelte Pacht<br />
Aber: viele Aufwandspositionen sind höher, z.B.<br />
Abschreibung, Treibstoffe, Futtermittel,<br />
Personalkosten –je nach Betriebsgestaltung<br />
Cornelia Roeckl, GLS Bank 2008 5
Privilegien und Attraktivität des<br />
Bodeneigentums<br />
1. Sicherheit in den Wechselfällen des Lebens<br />
(Arbeitslosigkeit, Hunger etc.)<br />
2. Beleihbarkeit (auf Basis der Verkehrswerte)<br />
erleichtert unternehmerische Tätigkeit<br />
3. (Erbschafts-)Steuerlich: Weitergabe zu<br />
Ertragswerten<br />
4. Tilgung führt zu Vermögensaufbau, da Boden nicht<br />
abgeschrieben wird<br />
5. Inflationssichere, wertbeständige Vermögensanlage<br />
(Altersvorsorge, Vererben an Kinder …)<br />
6. Sichere Verfügbarkeit der Betriebsgrundlage<br />
Cornelia Roeckl, GLS Bank 2008 6
„Alternative“<strong>Finanzierung</strong>en<br />
Privateigentum für Bio-Familienbetriebe / Betr.gem.<br />
mit zinsgünstigen Darlehen ermöglichen (v.a. wenn<br />
nur privater Landerwerb möglich !)<br />
Gemeinnützige Träger<br />
Unternehmen mit Beteiligungen<br />
1. Stille Beteiligung<br />
2. Kommanditgesellschaft (KG)<br />
3. Aktiengesellschaft (AG).<br />
es gibt Bereitschaft, z.B. von Kunden, Kapital<br />
zur Verfügung zu stellen<br />
Vor allem geeignet für Investitionen,<br />
Wachstumsschritte, Konsolidierung<br />
Bei größerem Umfang Prospektpflicht<br />
Neuer GLS Fonds (Betriebsübergreifend)<br />
Cornelia Roeckl, GLS Bank 2008 7
Umfeldbildung<br />
geht in vielen Rechtsformen<br />
Wirtschaftsgemeinschaft<br />
Bsp. Kattendorfer Hof: 300 Haushalte zahlen<br />
125 €pro Erwachsenen und konsumieren alle<br />
Hofprodukte<br />
Community Supported Agriculture<br />
Siehe „Farmer John“<br />
Vorfinanzierung der Ernte durch Kunden<br />
Aktiengesellschaft<br />
Kunden werden Aktionäre<br />
Bauer wird AG-Vorstand (angestellt)<br />
„Freunde des Hauses“werden Aufsichtsrat<br />
Alle Beispiele sind durch sehr konkrete Bezüge<br />
geprägt. Bodeneigentum ist dagegen abstrakt.<br />
Cornelia Roeckl, GLS Bank 2008 8
Struktur: Gemeinnützige Träger<br />
Pachtvertrag<br />
evtl. Werkvertrag<br />
od. „Hilfsperson“<br />
Bewirtschafter:<br />
Einzeluntern.,<br />
GbR, KG<br />
Eigentümer:<br />
Verein, <strong>Stiftung</strong>, gGbmH<br />
Pachtzahlung<br />
Kurz- u.<br />
mittelfristiges<br />
Kapital<br />
Langfristiges<br />
Kapital<br />
Cornelia Roeckl, GLS Bank 2008 9
Chancen gemeinnütziger Träger<br />
Sicherung unabhängig von der Erbfolge /<br />
Bewirtschaftung durch Nicht-Erben möglich<br />
Zinsgünstige Mittel für den Kauf können leichter<br />
aufgebracht werden<br />
Boden als eigentlich unverkäufliche<br />
Existenzgrundlage des Menschen wird konkret<br />
umgesetzt<br />
Verbindung von Ldw. mit sozialen, ökologischen<br />
u.a. gemeinnützigen Aktivitäten gelingt<br />
Bildung von Unterstützerkreisen /<br />
Rahmen für regionales Bürgerengagement<br />
Cornelia Roeckl, GLS Bank 2008 10
Grenzen gemeinnütziger Träger<br />
Gefahr eines „Trägers“nur als leere Rechtshülle ohne<br />
eigenständiges Leben<br />
Wenn kein Engagement aus dem Umfeld, verhandelt<br />
der Landwirt „mit sich selbst“<br />
Wenn keine Einnahmen außer Pacht, kaufen Pächter<br />
den Hof „frei“bzw. investieren in fremdes Eigentum<br />
Pächtern kann u.U. gekündigt werden<br />
Altersvorsorge u. Erhalt der Gebäudesubstanz<br />
müssen erwirtschaftet werden<br />
Hohe Anforderungen an soziale Kompetenz<br />
i.d.R. Abhängigkeit von Direktvermarktung<br />
Bisher i.d.R. keine AFP-Zuschüsse für GT<br />
Cornelia Roeckl, GLS Bank 2008 11
Fundraising für Bodenerwerb<br />
Gemeinnütziger Träger ist mühsam<br />
Riesiger Mittelbedarf:<br />
nur BVVG: ca. 500.000 ha x 5% x 5 T€= 125 Mio.<br />
oder 10% der Biofläche = 85.000 ha x 12 T€= 1.020<br />
Mio<br />
Wenig konkretes „Erfolgserlebnis“für Spender /<br />
<strong>Stiftung</strong>en<br />
Bewusstsein fehlt –nicht nur bei Spendern, sondern<br />
bei allen Akteuren des ökologischen Landbaus<br />
Rechtsfragen sind „out“(Gerechtigkeit kein Thema für<br />
LOHAS?gute Vertragsgestaltungen sind selten ….)<br />
Ideologisch haben wir den Mauerfall noch nicht<br />
„verdaut“–wird „Gemeinschaftseigentum“wieder<br />
denkbar?<br />
Cornelia Roeckl, GLS Bank 2008 12
Ansätze zu einer „Bodenreform“?<br />
„Das Land denen, die es bewirtschaften“überzeugt<br />
politisch nur, wenn viele in der <strong>Landwirtschaft</strong> tätig<br />
sind und bei Großgrundbesitz<br />
Er gibt schlüssige Konzepte für Bodenreform:<br />
Enteignungsentschädigung nicht aus Steuern,<br />
sondern aus Pachten (Bodenrente) –aber sie sind<br />
für <strong>Landwirtschaft</strong> nicht ausgearbeitet, nicht<br />
aktualisiert (Globalisierung, Klimawandel,<br />
Energieversorgung, Bevölkerungsentwicklung …), in<br />
der gesellschaftlichen Debatte nicht präsent.<br />
Cornelia Roeckl, GLS Bank 2008 13
Ausblick<br />
Bodeneigentum ist eine soziale „Qualitätsfrage“.<br />
Privateigentum nicht kritisieren, aber Grenzen<br />
aufzeigen und Werte diskutieren.<br />
„Gemeinnützigkeit“ist kein Selbstzweck, sondern<br />
Instrument für...<br />
... „Übergebbarkeit“, Zugang für Fähige, Öffnung für<br />
Nicht-Erben<br />
... treuhänderischen Umgang mit Bodeneigentum /<br />
Eigentum auf Zeit.<br />
Umgang mit Eigentum => individuelle Ansätze /<br />
Verantwortung. Dafür Begleitung / Beratung,<br />
Erfahrungsaustausch etc.<br />
Cornelia Roeckl, GLS Bank 2008 14
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.<br />
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!