5 Neue Ansätze und Instrumente für die Praxis: der Arbeitszeit-TÜV
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<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />
Abb. 2.1: <strong>Arbeitszeit</strong>en in Deutschland<br />
im Zeitverlauf (Vollzeit)<br />
Durchschnittliche Wochenarbeitszeit<br />
42<br />
41<br />
40<br />
39<br />
38<br />
37<br />
1984 1990 1995 2000 2006<br />
West (tariflich) Ost (tariflich*)<br />
West (tatsächlich)<br />
Ost (tatsächlich)<br />
* St<strong>und</strong>en pro Woche, Durchschnitt aller tariflich erfassten<br />
Arbeitnehmer/innen. Quelle: IAQ-Report 2009-01 / Mikrozensus<br />
aktuell bei durchschnittlich 40,3 St<strong>und</strong>en. Obige Grafik zeigt<br />
<strong>die</strong> Entwicklung, unterteilt nach West- <strong>und</strong> Ostdeutschland.<br />
In den Unternehmen ist <strong>die</strong> Flexibilisierung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />
seit Jahren auf dem Vormarsch: So nutzen nach einer Befragung<br />
durch <strong>die</strong> Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern r<strong>und</strong> zwei<br />
Drittel aller Betriebe irgendeine Form flexibler <strong>Arbeitszeit</strong>organisation.<br />
Die Mehrheit von ihnen praktiziert <strong>die</strong>s seit Mitte <strong>der</strong><br />
90er Jahre. Das zentrale Instrument zur Umsetzung <strong>die</strong>ses Flexibilisierungsschubes<br />
<strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en in den Betrieben sind<br />
Zeitkonten. Auch wenn <strong>die</strong> Angaben auf Gr<strong>und</strong> methodischer<br />
Differenzen in einer großen Bandbreite zwischen 30 <strong>und</strong> 70<br />
Prozent schwanken, kommen gleichwohl alle vorliegenden<br />
Stu<strong>die</strong>n zur Ausbreitung von Zeitkonten zum gemeinsamen<br />
Schluss, dass <strong>Arbeitszeit</strong>enkonten in den letzten Jahren eine<br />
rasche Verbreitung gef<strong>und</strong>en haben. Der arbeitszeitpolitische<br />
Kern solcher Kontenregelungen ist – jenseits aller Details –<br />
darin zu sehen, dass <strong>Arbeitszeit</strong>schwankungen keinen Son<strong>der</strong>fall<br />
mehr darstellen, <strong>der</strong> einer zusätzlichen Regelung (Mehrarbeit<br />
o<strong>der</strong> Kurzarbeit) bedarf <strong>und</strong> Mitbestimmungsrechte des<br />
Betriebsrates auslöst. Die Abweichung (nach oben <strong>und</strong> nach<br />
unten) von einer durchschnittlichen täglichen o<strong>der</strong> wöchentlichen<br />
<strong>Arbeitszeit</strong> wird zum Normalfall, <strong>der</strong> mit Hilfe des Kontos<br />
lediglich registriert <strong>und</strong> verwaltet wird.<br />
Neben dem allgemeinen Trend zur Ausweitung <strong>und</strong> Flexibilisierung<br />
<strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en lässt sich feststellen, dass sich <strong>die</strong><br />
<strong>Arbeitszeit</strong>en zwischen unterschiedlichen Beschäftigtengruppen<br />
ausdifferenzieren: So betrug <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>unterschied<br />
laut Mikrozensus im Jahre 2006 zwischen vollzeitbeschäftigten<br />
Arbeitern <strong>und</strong> Angestellten in <strong>der</strong> Metall- <strong>und</strong> Elektroindustrie<br />
Westdeutschlands zwei Wochenst<strong>und</strong>en, <strong>der</strong> zwischen<br />
Beschäftigten mit höherer <strong>und</strong> mittlerer Qualifikation gar 2,8<br />
Wochenst<strong>und</strong>en. Zudem arbeiten Männer länger als Frauen.<br />
(IAQ 2009). Bemerkenswert ist auch, dass <strong>die</strong> Beschäftigtengruppen<br />
mit überlangen <strong>Arbeitszeit</strong>en gleichzeitig überdurchschnittlich<br />
häufig angeben, ständig unter Zeit- <strong>und</strong> Leistungsdruck<br />
arbeiten zu müssen (vgl. Bauer u. a. 2004).<br />
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