5 Neue Ansätze und Instrumente für die Praxis: der Arbeitszeit-TÜV

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Arbeitszeit-TÜV Extranet der Fragebogen und das Auswertungstool »Der Arbeitszeit-TÜV« in der aktuellen Fassung zum Download. Arbeitszeiterfassung um 1900 Der Weg zum Arbeitszeit-TÜV und den dazugehörigen Begleitmaterialien im Extranet: Extranet > Themen > Gesundheit > Arbeitszeit 4
2 Neue Zeiten in der Arbeitswelt Für den Gedanken der Humanisierung der Arbeit durch kürzere Arbeitszeiten, mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten und weniger Schicht- und Wochenendarbeit scheint in der aktuellen arbeitszeitpolitischen Debatte kein Platz mehr zu sein. Bis vor einiger Zeit haben unter den Ökonomen, Politikern und Journalisten diejenigen die Meinungsführerschaft übernommen, die immer längere und flexiblere Arbeitszeiten forderten. Bis zum Beginn der aktuellen Krise beherrschten betriebswirtschaftliche Argumente nahezu unangefochten die Szene: »Länger, härter und flexibler Arbeiten« hieß die Losung, die zum Allheilmittel für erfolgreiche Standortpolitik, für mehr Wachstum und Beschäftigung erklärt wurde. Alles andere musste dahinter zurückstehen. Doch damit nicht genug: Diese Forderung bestimmte nicht nur die wissenschaftlichen Symposien, die Kommentarspalten der Zeitungen und die sonntäglichen Talkshows, sondern auch mehr und mehr die Arbeitszeitrealität in den Betrieben. Ob die gegenwärtige Krise und die in vielen Betrieben eingeführte Kurzarbeit einen Gegentrend auslösen können, bleibt abzuwarten. Zur Zeit ist in vielen Betrieben eine gespaltene Entwicklung anzutreffen: Während viele Beschäftigte insbesondere im Produktionsbereich von drastischer Kurzarbeit betroffen sind, wird in manch anderen Bereichen wie etwa Forschung und Entwicklung die Arbeitszeit weiterhin ausgeweitet. Erste Auswertungen der WSI-Betriebsräte-Befragung, die zwischen September 2008 und Januar 2009 durchgeführt wurde, zeigen: Für 37 Prozent der Betriebsräte ist es eine alltägliche Beobachtung, dass Beschäftigte mehr als neun Stunden am Tag arbeiten – und damit deutlich länger als vertraglich vereinbart. Für immer mehr Arbeitnehmer/innen ist Stress ein Dauerzustand. In 84 Prozent der deutschen Betriebe gibt es Beschäftigte, die ständig unter hohem Zeit- und Leistungsdruck arbeiten. Hiervon betroffen sind nicht nur Einzelne, 5 ➋ Neue Zeiten in der Arbeitswelt sondern mit durchschnittlich 43 Prozent große Teile der Belegschaft. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass die aktuelle Auftragslage der Unternehmen offenbar wenig Einfluss auf den Zeit- und Leistungsdruck hat: So schätzen Betriebsräte in Unternehmen mit vollen Auftragsbüchern wie auch in schlecht laufenden Betrieben den Anteil der unter hohen psychischen Belastungen arbeitenden Beschäftigten ähnlich hoch ein. Die spürbar gewachsenen Leistungsanforderungen führen in einigen Bereichen gleichzeitig zu einer Intensivierung und Extensivierung von Arbeit. Beschäftigte dehnen ihre Arbeitszeit aus, arbeiten also länger, um die höheren Leistungsanforderungen zu bewältigen. In anderen Bereichen wird aktuell die Arbeitszeit gemäß der schlechten Auftragslage zum Teil drastisch reduziert, um Beschäftigung zu sichern. Die Bedeutung gewerkschaftlicher Arbeitszeitpolitik verliert in der Krise also keineswegs an Relevanz. Eher das Gegenteil dürfte der Fall sein: die beschäftigungspolitische Wirkung von kürzeren Arbeitszeiten ist zur Zeit etwa in Form von Kurzarbeit deutlich sichtbar. Ein wichtiges Anliegen muss es sein, auch in der Krise wichtige Aspekte wie Gesundheit und work-lifebalance nicht aus dem gewerkschaftlichen Fokus zu verlieren. Veränderungen in der Arbeitszeitlandschaft Die Arbeitszeitlandschaft verändert sich mit einer hohen Dynamik: Nach einer langen Periode in der Geschichte der Bundesrepublik, in der die tariflichen und die tatsächlichen Arbeitszeiten immer kürzer wurden, stagniert die durchschnittliche tarifliche Arbeitszeit seit Mitte der neunziger Jahre bei etwas mehr als 37 Stunden pro Woche. Die durchschnittliche tatsächliche Wochenarbeitszeit von Vollzeitkräften nahm ab Mitte der neunziger Jahre in Westdeutschland erstmalig zu und liegt
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