5 Neue Ansätze und Instrumente für die Praxis: der Arbeitszeit-TÜV
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heitliche Beschwerden als Beschäftigte, <strong>die</strong> zwischen 35 <strong>und</strong><br />
40 St<strong>und</strong>en arbeiten (siehe Abbildung 3.1). Die größten Differenzen<br />
zeigen sich bei Nervosität <strong>und</strong> psychischer Erschöpfung.<br />
Hier unterscheidet sich <strong>die</strong> Beschwerdehäufigkeit um<br />
neun bzw. acht Prozentpunkte zwischen Beschäftigten, <strong>die</strong><br />
über 40 Wochenst<strong>und</strong>en arbeiten <strong>und</strong> denjenigen, <strong>die</strong> zwischen<br />
35 <strong>und</strong> 40 St<strong>und</strong>en arbeiten. Ein genaues Bild zum<br />
Zusammenhang von Wochenarbeitszeit <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Beschwerden bieten <strong>die</strong> Abbildungen auf <strong>die</strong>sen Seiten.<br />
Die gegenwärtige Entwicklung ist dadurch charakterisiert,<br />
dass <strong>die</strong> Intensivierung <strong>und</strong> Extensivierung <strong>der</strong> Arbeit Hand<br />
in Hand gehen. Sicher ist es <strong>der</strong> »Cocktail« von Belastungen,<br />
<strong>der</strong> <strong>die</strong> deutliche Zunahme von Ges<strong>und</strong>heitsbeschwerden<br />
bei Beschäftigten mit überlangen <strong>Arbeitszeit</strong>en verursacht.<br />
Ein weiteres Gefährdungsrisiko langer <strong>Arbeitszeit</strong>en liegt in<br />
<strong>der</strong> erhöhten Unfallgefahr: Untersuchungen aus den letzten<br />
Jahren haben einen deutlichen Einfluss <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> täglichen<br />
<strong>Arbeitszeit</strong> auf das Unfallrisiko belegen können, wobei<br />
das Risiko jenseits <strong>der</strong> 7. o<strong>der</strong> 8. St<strong>und</strong>e exponentiell ansteigt<br />
(siehe Abbildung 3.3).<br />
Abb. 3.3.: Unfallrisiko in Abhängigkeit<br />
von <strong>der</strong> Arbeitsdauer<br />
Exponierte [%] Unfälle [%] / rel. Risiko<br />
30<br />
100<br />
Exponierte<br />
Relatives<br />
Unfallrisiko<br />
25<br />
80<br />
20<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0<br />
2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 › 12<br />
Arbeitsdauer (St<strong>und</strong>e nach Arbeitsaufnahme)<br />
Quelle: Janssen/Nachreiner 2004<br />
9<br />
Unfälle<br />
15<br />
10<br />
5<br />
➌ <strong>Arbeitszeit</strong>politisches Roll-back gefährdet <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
Schicht- <strong>und</strong> Nachtarbeit<br />
Die wesentlichen Gründe <strong>für</strong> <strong>die</strong> beson<strong>der</strong>en körperlichen<br />
Belastungen durch Schicht- <strong>und</strong> Nachtarbeit liegen in <strong>der</strong> Circadianrhythmik<br />
begründet:<br />
Der Cirkadianrhythmus ist <strong>der</strong> 24-stündige Lebensrhythmus,<br />
<strong>der</strong> dem Menschen genetisch vorgegeben <strong>und</strong> nur<br />
bis zu gewissen Grenzen überformbar ist.<br />
Der Organismus mit seiner Vielzahl von körperlichen Funktionen<br />
ist dadurch am Tage optimal auf Leistungsabgabe eingestellt<br />
<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Nacht auf Erholung <strong>und</strong> Ruhe. In engem<br />
Zusammenhang mit <strong>die</strong>sem körperlichen Rhythmus steht<br />
<strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> menschlichen Leistungsbereitschaft über den<br />
24-St<strong>und</strong>en-Tag. So ist <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit auf ihrem Tageshöhepunkt<br />
etwa um 9.00 Uhr morgens um ca. 40 Prozent<br />
höher als <strong>die</strong> durchschnittliche tägliche Leistungsfähigkeit.<br />
Im Laufe <strong>der</strong> Nacht fällt das Leistungsvermögen weit unter <strong>die</strong><br />
Tageswerte <strong>und</strong> <strong>die</strong> durchschnittliche Leistungsfähigkeit ab.<br />
Abb. 3.4.: Leistungskurve<br />
des Menschen im Tagesverlauf<br />
50<br />
25<br />
0<br />
-25<br />
Leistungshoch<br />
Leistungstief<br />
-50<br />
Frühschicht Spätschicht Nachtschicht<br />
6 9 12 15 18 21 24 3 6 Uhr