08.12.2012 Aufrufe

5 Neue Ansätze und Instrumente für die Praxis: der Arbeitszeit-TÜV

5 Neue Ansätze und Instrumente für die Praxis: der Arbeitszeit-TÜV

5 Neue Ansätze und Instrumente für die Praxis: der Arbeitszeit-TÜV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Arbeitshilfe 25<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

Wie ges<strong>und</strong>heitsverträglich<br />

sind unsere <strong>Arbeitszeit</strong>en?<br />

35<br />

Vorstand<br />

Zeit <strong>für</strong> neue Zeiten<br />

<strong>Arbeitszeit</strong><br />

<strong>TÜV</strong><br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

Impressum<br />

Herausgeber ................................IG Metall Vorstand<br />

FB Ges<strong>und</strong>heitsschutz <strong>und</strong> Arbeitsgestaltung<br />

FB Tarifpolitik<br />

Wilhelm-Leuschner-Straße 79<br />

60329 Frankfurt am Main<br />

www.igmetall.de<br />

Redaktion .....................................Andrea Fergen, Thomas Veit (Ressort Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz),<br />

Hilde Wagner (Ressort Gr<strong>und</strong>satzfragen Tarifpolitik)<br />

Layout ..........................................LingoVision Hamburg<br />

Bildnachweis ................................Textilmuseum Bocholt/Ziko-C, aboutpixel/bruno, Walensky<br />

Druck ...........................................Raiffeisendruckerei GmbH, Neuwied<br />

Auflage.........................................2. überarbeitete Auflage, Juli 2009<br />

Copyright .....................................© 2009 by IG Metall Vorstand<br />

Produktnummer ...........................8206-24530


Inhalt<br />

Impressum ...................................................... 2<br />

Vorwort ........................................................... 2<br />

1 Einleitung .........................................................3<br />

2 <strong>Neue</strong> Zeiten in <strong>der</strong> Arbeitswelt .........................5<br />

3 <strong>Arbeitszeit</strong>politisches Roll-back<br />

gefährdet <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit ............................... 8<br />

Dauer <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> ............................................... 8<br />

Schicht- <strong>und</strong> Nachtarbeit ......................................... 9<br />

Flexibilisierung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> ...............................10<br />

4 Eckpunkte <strong>für</strong> eine ges<strong>und</strong>heitsgerechte<br />

<strong>und</strong> sozialverträgliche <strong>Arbeitszeit</strong>politik<br />

im Betrieb ...................................................... 13<br />

Der Arbeit ein ges<strong>und</strong>es Maß geben .......................13<br />

Schichtarbeit erträglicher machen ..........................14<br />

Flexi-Zeiten, so soll es sein .....................................15<br />

1<br />

Inhalt<br />

5 <strong>Neue</strong> <strong>Ansätze</strong> <strong>und</strong> <strong>Instrumente</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong>: <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong> ................. 17<br />

Voraussetzungen ....................................................17<br />

Der <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong> ................................................17<br />

Zum betrieblichen Vorgehen ...................................19<br />

6 Hinweise zur Anwendung<br />

des Auswertungstools................................... 20<br />

Die Benutzerführung des <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong>s ............ 20<br />

Die Fragebögen ......................................................21<br />

Ampelfunktion <strong>und</strong> Datenauswertung ................... 22<br />

Ausgewertet, <strong>und</strong> was jetzt? .................................. 23<br />

7 Musterrede ................................................... 24<br />

8 Literatur .........................................................37


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

Vorwort<br />

Die Vorzeichen in <strong>der</strong> Debatte um <strong>Arbeitszeit</strong> haben sich<br />

schneller als erwartet gedreht. Noch vor kurzem haben Arbeitgeber<br />

<strong>und</strong> Vertreter aus Politik das Zerrbild an <strong>die</strong> Wand<br />

gemalt, dass wir ohne eine Verlängerung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

auf 40, 42, ja 50 St<strong>und</strong>en im internationalen Wettbewerb nicht<br />

mithalten könnten.<br />

Auch in den Betrieben wurde »Arbeiten ohne Ende« zu einer<br />

Alltagserscheinung. An <strong>die</strong> IG Metall wurden <strong>und</strong> werden<br />

Anträge auf Erhöhung <strong>der</strong> wöchentlichen <strong>Arbeitszeit</strong>en herangetragen.<br />

Zumeist sind sie eingebettet in radikale Kostensenkungsprogramme,<br />

<strong>die</strong> keineswegs <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

angehören.<br />

Seit in vielen Unternehmen <strong>die</strong> Aufträge wegbrechen, wird<br />

allerdings eines offensichtlich: gegen mangelnde Auslastung<br />

hilft <strong>Arbeitszeit</strong>verlängerung nicht. Zahlreiche Betriebe fahren<br />

in <strong>der</strong> gegenwärtigen Krise <strong>die</strong> St<strong>und</strong>en aus den <strong>Arbeitszeit</strong>konten<br />

zurück. In vielen Betrieben sind <strong>die</strong> Beschäftigen in<br />

Kurzarbeit. In einzelnen Fällen wird bereits auf Basis des<br />

Tarifvertrages Beschäftigungssicherung <strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> abgesenkt.<br />

Ernsthaft bestreitet gegenwärtig niemand mehr, dass<br />

es einen Zusammenhang zwischen Beschäftigungssicherung<br />

<strong>und</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>verkürzung gibt.<br />

Ein Umdenken ist auch in weiterer Hinsicht notwendig. Im<br />

letzten Jahrzehnt gab es nicht nur Probleme mit <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>dauer,<br />

zugenommen haben auch belastende <strong>Arbeitszeit</strong>formen<br />

wie z. B. Schichtarbeit <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>flexibilität.<br />

Diese orientiert sich immer noch in erster Linie an<br />

betrieblichen Belangen <strong>und</strong> nicht an den Wünschen <strong>und</strong> Inte-<br />

ressen <strong>der</strong> Beschäftigten. Infolge <strong>die</strong>ser <strong>Arbeitszeit</strong>entwicklungen<br />

sind soziale <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Beeinträchtigungen<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten stark gestiegen. Auch in <strong>der</strong> Krise geht es<br />

darum, <strong>die</strong>sem Trend entgegenzuwirken.<br />

Mit dem »<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong>« bieten wir ein Instrument an,<br />

das es erlaubt, betriebliche <strong>Arbeitszeit</strong>probleme aufzuspüren.<br />

Eingebettet in <strong>die</strong> Materialien <strong>die</strong>ser Arbeitsmappe lassen<br />

sich daraus Argumente <strong>und</strong> Beurteilungsmaßstäbe<br />

sowie Ansatzpunkte zum Umsteuern entwickeln, <strong>die</strong> in den<br />

betrieblichen Auseinan<strong>der</strong>setzungen um <strong>Arbeitszeit</strong> fruchtbar<br />

genutzt werden können.<br />

Helga Schwitzer Hans-Jürgen Urban<br />

Geschäftsführende Vorstandsmitglie<strong>der</strong><br />

2


1 Einleitung<br />

Die ges<strong>und</strong>heitlichen <strong>und</strong> sozialen Auswirkungen von <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

sind in den letzten Jahren ins Zentrum <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>debatte gerückt. Zugleich gibt es<br />

umfassende Mitbestimmungsrechte zur ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>lichen<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung durch das Arbeitsschutzgesetz.<br />

Damit <strong>die</strong> betrieblichen Interessenvertretungen <strong>die</strong>se Möglichkeiten<br />

zur Mitbestimmung besser nutzen können, wurde<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong> entwickelt. Mit <strong>die</strong>ser Arbeitshilfe bietet<br />

<strong>die</strong> IG Metall ein computergestütztes Instrument zur Gefährdungsbeurteilung<br />

von <strong>Arbeitszeit</strong>en an. Der <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

kann aber auch zur Bestandsaufnahme von betrieblichen<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>problemen sowie zur Abwehr von For<strong>der</strong>ungen<br />

nach längeren <strong>Arbeitszeit</strong>en genutzt werden.<br />

Dem Instrument liegt <strong>die</strong> Annahme zugr<strong>und</strong>e, dass gewerkschaftliche<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>politik nur erfolgreich sein kann, wenn<br />

sie <strong>die</strong> Beschäftigten aktiv einbindet. Und das nicht nur zur<br />

Durchsetzung von For<strong>der</strong>ungen, son<strong>der</strong>n gerade auch zur<br />

Einhaltung von Normen <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung. Ohne eine<br />

aktive Beteiligung laufen tarifliche o<strong>der</strong> betriebliche <strong>Arbeitszeit</strong>regelungen<br />

zunehmend ins Leere.<br />

Der <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong> beinhaltet einen Fragebogen, <strong>der</strong> von den<br />

Beschäftigten auszufüllen ist <strong>und</strong> <strong>die</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Risikofaktoren<br />

des jeweiligen <strong>Arbeitszeit</strong>modells erfasst. Er ermittelt<br />

Belastungen aus <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>, ihrer Lage <strong>und</strong><br />

Verteilung sowie aus <strong>der</strong> flexiblen <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung. Ferner<br />

registriert er <strong>die</strong> Auswirkungen <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en auf <strong>die</strong><br />

individuelle Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Lebensqualität <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />

Ein excelbasiertes Programm wertet <strong>die</strong> Befragungsergebnisse<br />

aus. Hierdurch entsteht ein Belastungsprofil, das<br />

anzeigt, welche <strong>Arbeitszeit</strong>probleme im Betrieb vorhanden<br />

sind. Zudem werden <strong>die</strong> so ermittelten Belastungen auf <strong>der</strong><br />

3<br />

➊ Einleitung<br />

Gr<strong>und</strong>lage arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse nach ihrer<br />

Ges<strong>und</strong>heitsverträglichkeit beurteilt <strong>und</strong> in Form eines Ampelmodells<br />

kenntlich gemacht.<br />

Doch bevor <strong>die</strong> Funktion des <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong>s <strong>und</strong> detaillierte<br />

Anwendungshinweise in den Kapiteln 5 <strong>und</strong> 6 <strong>der</strong> Arbeitshilfe<br />

erläutert werden, beschäftigt sich Kapitel 2 zunächst mit den<br />

allgemeinen Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>landschaft.<br />

Die konkreten Auswirkungen <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung auf<br />

<strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit werden unter Berücksichtigung aktueller<br />

arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse in Kapitel 3 dargestellt.<br />

Hierbei wird ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk gerichtet auf<br />

<strong>die</strong> Auswirkungen von langen <strong>Arbeitszeit</strong>en, von Nacht- <strong>und</strong><br />

Schichtarbeit sowie auf <strong>die</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Auswirkungen<br />

von Flexisytemen.<br />

Die Eckpunkte <strong>für</strong> eine ges<strong>und</strong>heitsverträgliche <strong>Arbeitszeit</strong>politik<br />

werden in Kapitel 4 erläutert, bevor dann – wie bereits<br />

erwähnt – das eigentliche Instrument, also <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong>,<br />

vorgestellt wird.<br />

Am Ende findet sich eine Musterrede mit dem Titel »<strong>Arbeitszeit</strong>politik:<br />

ein aktuelles gewerkschaftliches Handlungsfeld«.<br />

Die Rede kann selbstverständlich auch modulhaft <strong>für</strong><br />

Betriebsversammlungen o<strong>der</strong> gewerkschaftliche Veranstaltungen<br />

genutzt werden. Sie umfasst neben den ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Aspekten <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung auch gesellschafts<strong>und</strong><br />

tarifpolitische.<br />

Die Musterrede kann im Extranet <strong>der</strong> IG Metall als Word-<br />

Datei herunter geladen werden. Begleitend stellen wir dort<br />

auch eine Powerpoint-Präsentation mit dem Titel »Zeit <strong>für</strong><br />

neue Zeiten« zur Verfügung. Darüber hinaus finden sich im


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

Extranet <strong>der</strong> Fragebogen <strong>und</strong> das Auswertungstool »Der<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong>« in <strong>der</strong> aktuellen Fassung zum Download.<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>erfassung um 1900<br />

Der Weg zum <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong> <strong>und</strong> den dazugehörigen Begleitmaterialien<br />

im Extranet: Extranet > Themen > Ges<strong>und</strong>heit<br />

> <strong>Arbeitszeit</strong><br />

4


2 <strong>Neue</strong> Zeiten in <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

Für den Gedanken <strong>der</strong> Humanisierung <strong>der</strong> Arbeit durch kürzere<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>en, mehr Zeitsouveränität <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beschäftigten<br />

<strong>und</strong> weniger Schicht- <strong>und</strong> Wochenendarbeit scheint in<br />

<strong>der</strong> aktuellen arbeitszeitpolitischen Debatte kein Platz mehr<br />

zu sein. Bis vor einiger Zeit haben unter den Ökonomen, Politikern<br />

<strong>und</strong> Journalisten <strong>die</strong>jenigen <strong>die</strong> Meinungsführerschaft<br />

übernommen, <strong>die</strong> immer längere <strong>und</strong> flexiblere <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

for<strong>der</strong>ten. Bis zum Beginn <strong>der</strong> aktuellen Krise beherrschten<br />

betriebswirtschaftliche Argumente nahezu unangefochten<br />

<strong>die</strong> Szene: »Länger, härter <strong>und</strong> flexibler Arbeiten« hieß <strong>die</strong><br />

Losung, <strong>die</strong> zum Allheilmittel <strong>für</strong> erfolgreiche Standortpolitik,<br />

<strong>für</strong> mehr Wachstum <strong>und</strong> Beschäftigung erklärt wurde.<br />

Alles an<strong>der</strong>e musste dahinter zurückstehen. Doch damit nicht<br />

genug: Diese For<strong>der</strong>ung bestimmte nicht nur <strong>die</strong> wissenschaftlichen<br />

Symposien, <strong>die</strong> Kommentarspalten <strong>der</strong> Zeitungen <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> sonntäglichen Talkshows, son<strong>der</strong>n auch mehr <strong>und</strong> mehr<br />

<strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>realität in den Betrieben. Ob <strong>die</strong> gegenwärtige<br />

Krise <strong>und</strong> <strong>die</strong> in vielen Betrieben eingeführte Kurzarbeit einen<br />

Gegentrend auslösen können, bleibt abzuwarten.<br />

Zur Zeit ist in vielen Betrieben eine gespaltene Entwicklung<br />

anzutreffen: Während viele Beschäftigte insbeson<strong>der</strong>e im<br />

Produktionsbereich von drastischer Kurzarbeit betroffen<br />

sind, wird in manch an<strong>der</strong>en Bereichen wie etwa Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung <strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> weiterhin ausgeweitet. Erste<br />

Auswertungen <strong>der</strong> WSI-Betriebsräte-Befragung, <strong>die</strong> zwischen<br />

September 2008 <strong>und</strong> Januar 2009 durchgeführt wurde,<br />

zeigen: Für 37 Prozent <strong>der</strong> Betriebsräte ist es eine alltägliche<br />

Beobachtung, dass Beschäftigte mehr als neun St<strong>und</strong>en am<br />

Tag arbeiten – <strong>und</strong> damit deutlich länger als vertraglich vereinbart.<br />

Für immer mehr Arbeitnehmer/innen ist Stress ein<br />

Dauerzustand. In 84 Prozent <strong>der</strong> deutschen Betriebe gibt es<br />

Beschäftigte, <strong>die</strong> ständig unter hohem Zeit- <strong>und</strong> Leistungsdruck<br />

arbeiten. Hiervon betroffen sind nicht nur Einzelne,<br />

5<br />

➋ <strong>Neue</strong> Zeiten in <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

son<strong>der</strong>n mit durchschnittlich 43 Prozent große Teile <strong>der</strong><br />

Belegschaft. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass <strong>die</strong> aktuelle<br />

Auftragslage <strong>der</strong> Unternehmen offenbar wenig Einfluss<br />

auf den Zeit- <strong>und</strong> Leistungsdruck hat: So schätzen Betriebsräte<br />

in Unternehmen mit vollen Auftragsbüchern wie auch<br />

in schlecht laufenden Betrieben den Anteil <strong>der</strong> unter hohen<br />

psychischen Belastungen arbeitenden Beschäftigten ähnlich<br />

hoch ein.<br />

Die spürbar gewachsenen Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen führen<br />

in einigen Bereichen gleichzeitig zu einer Intensivierung <strong>und</strong><br />

Extensivierung von Arbeit. Beschäftigte dehnen ihre <strong>Arbeitszeit</strong><br />

aus, arbeiten also länger, um <strong>die</strong> höheren Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

zu bewältigen. In an<strong>der</strong>en Bereichen wird aktuell<br />

<strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> gemäß <strong>der</strong> schlechten Auftragslage zum Teil<br />

drastisch reduziert, um Beschäftigung zu sichern.<br />

Die Bedeutung gewerkschaftlicher <strong>Arbeitszeit</strong>politik verliert<br />

in <strong>der</strong> Krise also keineswegs an Relevanz. Eher das Gegenteil<br />

dürfte <strong>der</strong> Fall sein: <strong>die</strong> beschäftigungspolitische Wirkung von<br />

kürzeren <strong>Arbeitszeit</strong>en ist zur Zeit etwa in Form von Kurzarbeit<br />

deutlich sichtbar. Ein wichtiges Anliegen muss es sein, auch<br />

in <strong>der</strong> Krise wichtige Aspekte wie Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> work-lifebalance<br />

nicht aus dem gewerkschaftlichen Fokus zu verlieren.<br />

Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>landschaft<br />

Die <strong>Arbeitszeit</strong>landschaft verän<strong>der</strong>t sich mit einer hohen Dynamik:<br />

Nach einer langen Periode in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik,<br />

in <strong>der</strong> <strong>die</strong> tariflichen <strong>und</strong> <strong>die</strong> tatsächlichen <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

immer kürzer wurden, stagniert <strong>die</strong> durchschnittliche<br />

tarifliche <strong>Arbeitszeit</strong> seit Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre bei etwas<br />

mehr als 37 St<strong>und</strong>en pro Woche. Die durchschnittliche tatsächliche<br />

Wochenarbeitszeit von Vollzeitkräften nahm ab Mitte <strong>der</strong><br />

neunziger Jahre in Westdeutschland erstmalig zu <strong>und</strong> liegt


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

Abb. 2.1: <strong>Arbeitszeit</strong>en in Deutschland<br />

im Zeitverlauf (Vollzeit)<br />

Durchschnittliche Wochenarbeitszeit<br />

42<br />

41<br />

40<br />

39<br />

38<br />

37<br />

1984 1990 1995 2000 2006<br />

West (tariflich) Ost (tariflich*)<br />

West (tatsächlich)<br />

Ost (tatsächlich)<br />

* St<strong>und</strong>en pro Woche, Durchschnitt aller tariflich erfassten<br />

Arbeitnehmer/innen. Quelle: IAQ-Report 2009-01 / Mikrozensus<br />

aktuell bei durchschnittlich 40,3 St<strong>und</strong>en. Obige Grafik zeigt<br />

<strong>die</strong> Entwicklung, unterteilt nach West- <strong>und</strong> Ostdeutschland.<br />

In den Unternehmen ist <strong>die</strong> Flexibilisierung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

seit Jahren auf dem Vormarsch: So nutzen nach einer Befragung<br />

durch <strong>die</strong> Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern r<strong>und</strong> zwei<br />

Drittel aller Betriebe irgendeine Form flexibler <strong>Arbeitszeit</strong>organisation.<br />

Die Mehrheit von ihnen praktiziert <strong>die</strong>s seit Mitte <strong>der</strong><br />

90er Jahre. Das zentrale Instrument zur Umsetzung <strong>die</strong>ses Flexibilisierungsschubes<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en in den Betrieben sind<br />

Zeitkonten. Auch wenn <strong>die</strong> Angaben auf Gr<strong>und</strong> methodischer<br />

Differenzen in einer großen Bandbreite zwischen 30 <strong>und</strong> 70<br />

Prozent schwanken, kommen gleichwohl alle vorliegenden<br />

Stu<strong>die</strong>n zur Ausbreitung von Zeitkonten zum gemeinsamen<br />

Schluss, dass <strong>Arbeitszeit</strong>enkonten in den letzten Jahren eine<br />

rasche Verbreitung gef<strong>und</strong>en haben. Der arbeitszeitpolitische<br />

Kern solcher Kontenregelungen ist – jenseits aller Details –<br />

darin zu sehen, dass <strong>Arbeitszeit</strong>schwankungen keinen Son<strong>der</strong>fall<br />

mehr darstellen, <strong>der</strong> einer zusätzlichen Regelung (Mehrarbeit<br />

o<strong>der</strong> Kurzarbeit) bedarf <strong>und</strong> Mitbestimmungsrechte des<br />

Betriebsrates auslöst. Die Abweichung (nach oben <strong>und</strong> nach<br />

unten) von einer durchschnittlichen täglichen o<strong>der</strong> wöchentlichen<br />

<strong>Arbeitszeit</strong> wird zum Normalfall, <strong>der</strong> mit Hilfe des Kontos<br />

lediglich registriert <strong>und</strong> verwaltet wird.<br />

Neben dem allgemeinen Trend zur Ausweitung <strong>und</strong> Flexibilisierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en lässt sich feststellen, dass sich <strong>die</strong><br />

<strong>Arbeitszeit</strong>en zwischen unterschiedlichen Beschäftigtengruppen<br />

ausdifferenzieren: So betrug <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>unterschied<br />

laut Mikrozensus im Jahre 2006 zwischen vollzeitbeschäftigten<br />

Arbeitern <strong>und</strong> Angestellten in <strong>der</strong> Metall- <strong>und</strong> Elektroindustrie<br />

Westdeutschlands zwei Wochenst<strong>und</strong>en, <strong>der</strong> zwischen<br />

Beschäftigten mit höherer <strong>und</strong> mittlerer Qualifikation gar 2,8<br />

Wochenst<strong>und</strong>en. Zudem arbeiten Männer länger als Frauen.<br />

(IAQ 2009). Bemerkenswert ist auch, dass <strong>die</strong> Beschäftigtengruppen<br />

mit überlangen <strong>Arbeitszeit</strong>en gleichzeitig überdurchschnittlich<br />

häufig angeben, ständig unter Zeit- <strong>und</strong> Leistungsdruck<br />

arbeiten zu müssen (vgl. Bauer u. a. 2004).<br />

6


<strong>Arbeitszeit</strong>trends <strong>und</strong> -probleme<br />

��Die tatsächlichen <strong>Arbeitszeit</strong>en sind länger geworden<br />

(durchschnittliche tarifliche <strong>Arbeitszeit</strong> von Vollzeitbeschäftigten<br />

ca. 37 St<strong>und</strong>en, tatsächliche <strong>Arbeitszeit</strong> 40,3<br />

St<strong>und</strong>en).<br />

��Schicht- <strong>und</strong> Wochenendarbeit nimmt zu. Fast 60 Prozent<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten arbeiten in Schichten o<strong>der</strong> am<br />

Wochenende.<br />

��<strong>Arbeitszeit</strong>en werden flexibler (zwei Drittel <strong>der</strong> Unternehmen<br />

haben flexible <strong>Arbeitszeit</strong>organisation).<br />

��<strong>Arbeitszeit</strong>en werden differenzierter (Qualifikation, Beschäftigtengruppe<br />

<strong>und</strong> Geschlecht sind entscheidend).<br />

7<br />

➋ <strong>Neue</strong> Zeiten in <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

Ein weiterer Entwicklungstrend besteht in <strong>der</strong> Zunahme von<br />

Schicht- <strong>und</strong> Wochenendarbeit: Während 1991 in Deutschland<br />

38,4 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten von <strong>die</strong>sen atypischen<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>formen betroffen waren, sind es 2007 bereits 58,9<br />

Prozent. Während früher Schichtarbeit hauptsächlich aus versorgungs-<br />

o<strong>der</strong> prozesstechnischen Motiven gemacht werden<br />

musste, liefern heute vor allem betriebswirtschaftliche Argumente<br />

<strong>die</strong> Begründung <strong>für</strong> ihre Ausweitung.


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

3 <strong>Arbeitszeit</strong>politisches Roll-back gefährdet <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Überlange <strong>Arbeitszeit</strong>en, <strong>die</strong> Ausbreitung von Schicht-, Nacht<strong>und</strong><br />

Wochenendarbeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> wachsende Grad <strong>der</strong> Flexibilisierung<br />

gefährden <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> Beschäftigten. Dieser<br />

Verursachungszusammenhang ist arbeitswissenschaftlich<br />

<strong>und</strong> arbeitsmedizinisch belegt.<br />

Dauer <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong><br />

Es gibt seit mehr als 30 Jahren gesicherte arbeitswissenschaftliche<br />

Erkenntnisse, <strong>die</strong> gegen überlange <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

sprechen:<br />

Die regelmäßige tägliche <strong>Arbeitszeit</strong> soll nicht mehr als<br />

acht St<strong>und</strong>en betragen. Darauf sind auch alle Grenzwerte<br />

beispielsweise <strong>für</strong> Lärm o<strong>der</strong> gefährliche Arbeitsstoffe<br />

ausgerichtet.<br />

Die Dauer <strong>der</strong> täglichen <strong>Arbeitszeit</strong> ist aus arbeitswissenschaftlicher<br />

Sicht zugleich auch <strong>die</strong> Belastungsdauer. Mit<br />

je<strong>der</strong> St<strong>und</strong>e <strong>Arbeitszeit</strong> steigt auch <strong>der</strong> Belastungsgrad an.<br />

Dieser bedingt wesentlich das Ausmaß <strong>der</strong> physischen <strong>und</strong><br />

psychischen Beanspruchung. Für das ges<strong>und</strong>heitliche Wohl-<br />

Abb. 3.1.: Wochenarbeitszeit<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Beschwerden<br />

Rückenschmerzen<br />

39<br />

46<br />

Kopfschmerzen<br />

26<br />

28<br />

Nervosität<br />

18<br />

27<br />

Psych. Erschöpfung<br />

14<br />

22<br />

Schlafstörungen<br />

13<br />

20<br />

Magenschmerzen<br />

Herz-/Kreislaufprobleme<br />

5<br />

9<br />

13<br />

9<br />

12<br />

10 15 20 25<br />

35 b s 40 St<strong>und</strong>en<br />

über 40 St<strong>und</strong>en<br />

30 35 40 45 50<br />

Quelle: Bauer u.a. 2004<br />

befinden sind neben <strong>der</strong> Belastungsintensität auch <strong>die</strong> Regenerationsmöglichkeiten<br />

von zentraler Bedeutung. Im 24-St<strong>und</strong>en-Rhythmus<br />

muss sich <strong>der</strong> Mensch vollständig erholen,<br />

will er nicht Gefahr laufen, ges<strong>und</strong>heitliche Beeinträchtigungen<br />

zu erleiden. Auch in <strong>die</strong>sem Zusammenhang kommt<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>dauer eine entscheidende Bedeutung zu, ist<br />

sie doch wesentlich da<strong>für</strong> verantwortlich, ob genügend Zeit<br />

zur Regeneration des Leistungsvermögens bis zum nächsten<br />

Arbeitsbeginn verbleibt <strong>und</strong> wie groß <strong>der</strong> Erholungsbedarf ist.<br />

Eine dauerhafte Beanspruchung <strong>der</strong> Leistungsreserven <strong>der</strong><br />

Beschäftigten durch überlange <strong>Arbeitszeit</strong>en kann zu chronischer<br />

Ermüdung <strong>und</strong> in Folge etwa zu Herz-Kreislauf- o<strong>der</strong><br />

Magen-Darm-Erkrankungen führen. Eine beson<strong>der</strong>s schwere<br />

Form chronischer Ermüdung bildet das Burnout-Syndrom.<br />

Die ges<strong>und</strong>heitlichen Auswirkungen längerer <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

auf <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit in <strong>der</strong> »mo<strong>der</strong>nen« Arbeitswelt sind empirisch<br />

belegt: Differenziert nach <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>dauer (<strong>und</strong><br />

Lage) zeigen sich Unterschiede in <strong>der</strong> Verbreitung ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Beschwerden: Beschäftigte, <strong>die</strong> über 40 St<strong>und</strong>en<br />

pro Woche arbeiten, klagen deutlich häufiger über ges<strong>und</strong>-<br />

Abb. 3.2.: <strong>Arbeitszeit</strong>dauer<br />

<strong>und</strong> Beschwerden<br />

Beschwerdehäufigkeit<br />

psycho-vegetative Beschwerden<br />

muskolo-skeletale Beschwerden<br />

‹19 20-29 30-35 36-39 40-43 44-49 50-59 ›60<br />

Quelle: Nachreiner 2008<br />

<strong>Arbeitszeit</strong> in St<strong>und</strong>en/Woche<br />

8


heitliche Beschwerden als Beschäftigte, <strong>die</strong> zwischen 35 <strong>und</strong><br />

40 St<strong>und</strong>en arbeiten (siehe Abbildung 3.1). Die größten Differenzen<br />

zeigen sich bei Nervosität <strong>und</strong> psychischer Erschöpfung.<br />

Hier unterscheidet sich <strong>die</strong> Beschwerdehäufigkeit um<br />

neun bzw. acht Prozentpunkte zwischen Beschäftigten, <strong>die</strong><br />

über 40 Wochenst<strong>und</strong>en arbeiten <strong>und</strong> denjenigen, <strong>die</strong> zwischen<br />

35 <strong>und</strong> 40 St<strong>und</strong>en arbeiten. Ein genaues Bild zum<br />

Zusammenhang von Wochenarbeitszeit <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Beschwerden bieten <strong>die</strong> Abbildungen auf <strong>die</strong>sen Seiten.<br />

Die gegenwärtige Entwicklung ist dadurch charakterisiert,<br />

dass <strong>die</strong> Intensivierung <strong>und</strong> Extensivierung <strong>der</strong> Arbeit Hand<br />

in Hand gehen. Sicher ist es <strong>der</strong> »Cocktail« von Belastungen,<br />

<strong>der</strong> <strong>die</strong> deutliche Zunahme von Ges<strong>und</strong>heitsbeschwerden<br />

bei Beschäftigten mit überlangen <strong>Arbeitszeit</strong>en verursacht.<br />

Ein weiteres Gefährdungsrisiko langer <strong>Arbeitszeit</strong>en liegt in<br />

<strong>der</strong> erhöhten Unfallgefahr: Untersuchungen aus den letzten<br />

Jahren haben einen deutlichen Einfluss <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> täglichen<br />

<strong>Arbeitszeit</strong> auf das Unfallrisiko belegen können, wobei<br />

das Risiko jenseits <strong>der</strong> 7. o<strong>der</strong> 8. St<strong>und</strong>e exponentiell ansteigt<br />

(siehe Abbildung 3.3).<br />

Abb. 3.3.: Unfallrisiko in Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> Arbeitsdauer<br />

Exponierte [%] Unfälle [%] / rel. Risiko<br />

30<br />

100<br />

Exponierte<br />

Relatives<br />

Unfallrisiko<br />

25<br />

80<br />

20<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0<br />

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 › 12<br />

Arbeitsdauer (St<strong>und</strong>e nach Arbeitsaufnahme)<br />

Quelle: Janssen/Nachreiner 2004<br />

9<br />

Unfälle<br />

15<br />

10<br />

5<br />

➌ <strong>Arbeitszeit</strong>politisches Roll-back gefährdet <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Schicht- <strong>und</strong> Nachtarbeit<br />

Die wesentlichen Gründe <strong>für</strong> <strong>die</strong> beson<strong>der</strong>en körperlichen<br />

Belastungen durch Schicht- <strong>und</strong> Nachtarbeit liegen in <strong>der</strong> Circadianrhythmik<br />

begründet:<br />

Der Cirkadianrhythmus ist <strong>der</strong> 24-stündige Lebensrhythmus,<br />

<strong>der</strong> dem Menschen genetisch vorgegeben <strong>und</strong> nur<br />

bis zu gewissen Grenzen überformbar ist.<br />

Der Organismus mit seiner Vielzahl von körperlichen Funktionen<br />

ist dadurch am Tage optimal auf Leistungsabgabe eingestellt<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Nacht auf Erholung <strong>und</strong> Ruhe. In engem<br />

Zusammenhang mit <strong>die</strong>sem körperlichen Rhythmus steht<br />

<strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> menschlichen Leistungsbereitschaft über den<br />

24-St<strong>und</strong>en-Tag. So ist <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit auf ihrem Tageshöhepunkt<br />

etwa um 9.00 Uhr morgens um ca. 40 Prozent<br />

höher als <strong>die</strong> durchschnittliche tägliche Leistungsfähigkeit.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Nacht fällt das Leistungsvermögen weit unter <strong>die</strong><br />

Tageswerte <strong>und</strong> <strong>die</strong> durchschnittliche Leistungsfähigkeit ab.<br />

Abb. 3.4.: Leistungskurve<br />

des Menschen im Tagesverlauf<br />

50<br />

25<br />

0<br />

-25<br />

Leistungshoch<br />

Leistungstief<br />

-50<br />

Frühschicht Spätschicht Nachtschicht<br />

6 9 12 15 18 21 24 3 6 Uhr


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

Das Arbeiten <strong>und</strong> Schlafen gegen <strong>die</strong> »innere Uhr«, also <strong>die</strong><br />

Verschiebung <strong>der</strong> Phasenlage von Arbeit <strong>und</strong> Schlaf, stellt<br />

<strong>die</strong> eigentliche Belastung bei Nacht- <strong>und</strong> Schichtarbeit dar.<br />

Aktuelle Daten konkretisieren, unter welchen Beschwerden<br />

Schichtarbeiter/innen im Einzelnen leiden. Rücken- <strong>und</strong><br />

Kopfschmerzen, Schlafstörungen <strong>und</strong> psychische Erschöpfung<br />

rangieren auf den »Spitzenplätzen«. Signifikant ist, dass<br />

Schicht- <strong>und</strong> Nachtarbeiter/innen deutlich stärker von ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Störungen betroffen sind als Beschäftigte, <strong>die</strong> zu<br />

regelmäßigen Tageszeiten zwischen 35 <strong>und</strong> 40 Wochenst<strong>und</strong>en<br />

arbeiten (siehe Abbildung 3.5).<br />

Auch <strong>die</strong> gravierenden sozialen Einschränkungen von Beschäftigten<br />

in Schichtarbeit sind von großer Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Betroffenen: Häufige Beeinträchtigungen familiärer <strong>und</strong> sozi-<br />

Ab. ..: Bescherdehukeit bei<br />

Reelarbetszeit <strong>und</strong> Schchtarbeit<br />

Rückenschmerzen<br />

Kopfschmerzen<br />

Nervosität<br />

Psych. Erschöpfung<br />

Schlafstörungen<br />

Magenschmerzen<br />

Herz-/Kreislaufprobleme<br />

Quelle: Bauer u.a. 2004<br />

9<br />

4<br />

2<br />

1<br />

18<br />

20<br />

14<br />

24<br />

1<br />

2<br />

9<br />

1<br />

35 bis 40 St<strong>und</strong>en<br />

9<br />

regelmäßige Schicht-<br />

12<br />

<strong>der</strong> Nachtarbeit<br />

5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55<br />

aler Aktivitäten durch Schichtarbeit finden sich in Kontakten<br />

zu schulpflichtigen Kin<strong>der</strong>n, partnerschaftlichen Beziehungen,<br />

Kontakten zu Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Verwandten. Beeinträchtigt ist<br />

auch <strong>die</strong> regelmäßige Teilnahme an sportlichen, politischen<br />

o<strong>der</strong> kulturellen Veranstaltungen, <strong>die</strong> Teilnahme an Wochen-<br />

endaktivitäten o<strong>der</strong> Weiterbildungskursen. Schicht- <strong>und</strong><br />

Wochenendarbeit führt zu einer Entkopplung vom sozialen<br />

Rhythmus <strong>der</strong> eigenen Umgebung.<br />

Flexibilisierung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong><br />

Obwohl <strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>flexibilisierung in <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Debatte gerade mit dem Argument steigen<strong>der</strong> Zeitsouveränität<br />

vorangetrieben wurde, zeigt <strong>die</strong> betriebliche <strong>Praxis</strong><br />

ein an<strong>der</strong>es Bild. <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung unter dem Diktat<br />

<strong>der</strong> Markt- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enorientierung stellt <strong>die</strong> Planbarkeit<br />

individueller Arbeits- <strong>und</strong> Lebenszeit sowie <strong>die</strong> Zeitsouveränität<br />

zunehmend in Frage. Individuelle Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an <strong>die</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Zeit drohen unter <strong>die</strong> Rä<strong>der</strong> zu geraten.<br />

So kann es nicht verw<strong>und</strong>ern, dass viele Beschäftigte<br />

in flexiblen <strong>Arbeitszeit</strong>systemen über <strong>die</strong> Kurzfristigkeit klagen,<br />

mit <strong>der</strong> Dauer <strong>und</strong> Lage <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> verän<strong>der</strong>t werden:<br />

Je nach Auftragsanfall »atmen <strong>die</strong> Fabriken«, indem<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>en ohne o<strong>der</strong> mit äußerst kurzen Ankündigungsfristen<br />

hoch- o<strong>der</strong> runtergefahren <strong>und</strong> Zusatzschichten am<br />

Wochenende angesetzt werden. Und auch in Bereichen, in<br />

denen selbst gesteuerte <strong>Arbeitszeit</strong>en formal mehr Zeitsouveränität<br />

bieten, passen <strong>die</strong> Beschäftigten eigenständig<br />

ihre Zeiten den betrieblichen Erfor<strong>der</strong>nissen an. Die<br />

sozialen Folgen <strong>die</strong>ser Entwicklung sind nicht zu übersehen:<br />

Der Verlust von verbindlichen <strong>Arbeitszeit</strong>regelungen<br />

erschwert <strong>die</strong> Gestaltung sozialer Beziehungen <strong>und</strong> Lebensformen,<br />

setzt sie doch <strong>die</strong> Planbarkeit von Arbeits- <strong>und</strong><br />

Lebenszeit voraus. Familiäre <strong>und</strong> sonstige private Zeitanfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten werden zu nachrangigen<br />

Randbedingungen degra<strong>die</strong>rt. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>für</strong> Eltern,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> Versorgung ihrer Kin<strong>der</strong> sicher stellen müssen, ist<br />

eine gestörte »work-life-balance« häufig <strong>die</strong> Konsequenz<br />

von flexiblen <strong>Arbeitszeit</strong>en.<br />

10


Mangelhafte soziale Einbindung <strong>und</strong> <strong>der</strong> zunehmende Verlust<br />

von Alltagskontrolle stellen bedeutende psychosoziale<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Beeinträchtigungen dar: Sind flexible<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>en so gestaltet, dass sie hinsichtlich ihrer Dauer<br />

<strong>und</strong> Lage variieren, können sie zu ähnlichen Beeinträch-<br />

Abb. 3.6.: <strong>Arbeitszeit</strong>dauer <strong>und</strong><br />

Work-Live-Balance<br />

»Ist das Verhältnis zwischen Beruf <strong>und</strong> privatem Leben bei Ihnen ausgewogen?«<br />

� 46 h/Wo<br />

30 70 In geringem Maß/Nein<br />

41 bis 45 h/Wo<br />

35 bis 40 h/Wo<br />

21 bis 34 h/Wo<br />

unter 20 h/Wo<br />

In (sehr) hohem Maß<br />

0% 20% 40% 60% 80%<br />

Quelle: DGB-Index Gute Arbeit 2007<br />

tigungen führen, wie sie aus <strong>der</strong> Schichtarbeitsforschung<br />

bekannt sind. Bei erhöhter Variabilität von Arbeitsbeginn <strong>und</strong><br />

Arbeitsende <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> täglichen <strong>Arbeitszeit</strong><br />

zeigen sich »ges<strong>und</strong>heitliche Störungen circadian gesteuerter<br />

Funktionen (Schlaf, Verdauung)« sowie »psychovegetative<br />

Störungen«, so <strong>die</strong> Erkenntnisse einer Stu<strong>die</strong> <strong>der</strong> Arbeitspsychologen<br />

Nachreiner <strong>und</strong> Janßen aus dem Jahre 2004.<br />

Mit <strong>der</strong> Variabilität <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en steigen <strong>die</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Beschwerden an. Variable <strong>Arbeitszeit</strong>en führen<br />

zu so genannten »Desynchronisationseffekten«. Desynchronisation<br />

im doppelten Sinne: nämlich biologisch <strong>und</strong><br />

sozial.<br />

11<br />

55 45<br />

66 34<br />

76 24<br />

90 10<br />

100%<br />

➌ <strong>Arbeitszeit</strong>politisches Roll-back gefährdet <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Die unterschiedliche <strong>Arbeitszeit</strong>lage führt zu einer Verschiebung<br />

<strong>der</strong> Circadianrhythmik einzelner Körperfunktionen.<br />

Aus <strong>der</strong> zeitlichen Unregelmäßigkeit bzw. Verschiebung von<br />

Schlaf-Wach-Phasen können ges<strong>und</strong>heitliche Problemen<br />

hervorgehen. Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden<br />

sowie psychovegetative Störungen sind nachweislich Resultate<br />

variabler <strong>Arbeitszeit</strong>en. Selbst Erkältungskrankheiten<br />

sowie Rücken- o<strong>der</strong> Nackenschmerzen treten bei Beschäftigten<br />

mit hoher Variabilität <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en häufiger auf.<br />

Beeindruckend ist weiterhin, dass eine hohe Variabilität <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeitszeit</strong> auch dann mit erhöhtem Ges<strong>und</strong>heitsrisiko verb<strong>und</strong>en<br />

ist, wenn Beschäftigte autonom über ihre <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung<br />

bestimmen können. Große Dispositionsspielräume<br />

schützen also nicht vor den Risiken variabler <strong>Arbeitszeit</strong>en.<br />

Vergleichbare Bef<strong>und</strong>e beschreiben Knauth/Hornberger in<br />

Anlehnung an <strong>die</strong> 3. europäische Erhebung zu den Arbeitsbedingungen:<br />

Die Häufigkeit ges<strong>und</strong>heitlicher Probleme ist bei<br />

»fixer <strong>Arbeitszeit</strong>« geringer als bei »variabler« o<strong>der</strong> »teilweise<br />

variabler« <strong>Arbeitszeit</strong> – <strong>und</strong> zwar »in allen aufgelisteten Symptombereichen«.<br />

So ergibt sich bei <strong>der</strong> Häufigkeit von Ges<strong>und</strong>heitsproblemen<br />

bei unternehmensorientierter <strong>Arbeitszeit</strong>flexibilität<br />

im Vergleich zu fixen <strong>Arbeitszeit</strong>en etwa folgendes<br />

Bild: Geben gut 28 Prozent <strong>der</strong> Befragten mit festen <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

an, unter Rückenschmerzen zu leiden, so sind es auf<br />

Seiten <strong>der</strong> Beschäftigten mit variablen <strong>Arbeitszeit</strong>en bereits<br />

35,1 Prozent. Bei dem Problem Stress sieht <strong>die</strong> Verteilung so<br />

aus: Beschäftigte mit fixen <strong>Arbeitszeit</strong>en geben zu 22,9 Prozent<br />

an, unter Stress zu leiden. In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

mit variablen <strong>Arbeitszeit</strong>en sind es 34,8 Prozent. Auch<br />

bei Ges<strong>und</strong>heitsbeschwerden wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen<br />

<strong>und</strong> Ermüdung ist <strong>die</strong> Häufigkeit bei Beschäftigten


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

mit variablen <strong>Arbeitszeit</strong>en wesentlich höher als bei Beschäftigten<br />

mit festen <strong>Arbeitszeit</strong>en.<br />

Variable <strong>Arbeitszeit</strong>en führen zu sozialer Desynchronisation,<br />

in dem sie soziale Kontakte erschweren o<strong>der</strong> blockieren. Eine<br />

unzureichende soziale Integration <strong>und</strong> Unterstützung beein-<br />

trächtigt das Wohlbefinden <strong>und</strong> behin<strong>der</strong>t darüber hinaus <strong>die</strong><br />

individuelle Verarbeitung von Stress. Der Verlust von »sozial<br />

wertvollen Zeiten« hat also weit reichende Folgen. Beson<strong>der</strong>s<br />

ungünstig sind hierbei mehrere hintereinan<strong>der</strong> liegende<br />

Schichten in den Abendst<strong>und</strong>en, Wochenendarbeit <strong>und</strong> viele<br />

kurzfristige Än<strong>der</strong>ungen des Dienst- bzw. Schichtplans.<br />

12


13<br />

➍ Eckpunkte <strong>für</strong> eine ges<strong>und</strong>heitsverträgliche betriebliche <strong>Arbeitszeit</strong>politik<br />

4 Eckpunkte <strong>für</strong> eine ges<strong>und</strong>heitsgerechte <strong>und</strong><br />

sozialverträgliche <strong>Arbeitszeit</strong>politik im Betrieb<br />

Der Arbeit ein ges<strong>und</strong>es Maß geben<br />

Die regelmäßige tägliche <strong>Arbeitszeit</strong> soll nicht über acht<br />

St<strong>und</strong>en betragen. Diese gesicherte arbeitswissenschaftliche<br />

Erkenntnis muss im Zusammenhang mit den aktuellen<br />

Arbeits(zeit)formen wie<strong>der</strong> neu auf <strong>die</strong> Agenda <strong>der</strong> arbeitspolitischen<br />

<strong>und</strong> gewerkschaftlichen Debatte gesetzt werden. Und<br />

mehr noch: Die extreme Zunahme psychischer Belastungen<br />

– <strong>und</strong> zwar sowohl in gewerblichen als auch in Angestelltenbereichen<br />

– spricht da<strong>für</strong>, <strong>die</strong> Grenzen sogar noch tiefer<br />

anzusetzen. Es dürfte »nicht überzogen sein, wenn wir heute<br />

angesichts <strong>der</strong> allein in den letzten zehn Jahren realisierten<br />

Steigerungen <strong>der</strong> Arbeitsintensität <strong>die</strong> Höchstgrenze <strong>der</strong><br />

regelmäßigen <strong>Arbeitszeit</strong> deutlich unter acht St<strong>und</strong>en täglich<br />

ansetzen«, so Alfred Oppolzer, Arbeitswissenschaftler an <strong>der</strong><br />

Uni Hamburg (Oppolzer 2003).<br />

Angesichts <strong>der</strong> aktuellen Defensivsituation <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

scheint es jedoch wenig Erfolg versprechend, <strong>die</strong><br />

guten Argumente des Arbeitsschutzes durch <strong>die</strong> For<strong>der</strong>ung<br />

nach weiterer tariflicher <strong>Arbeitszeit</strong>verkürzung aufzugreifen.<br />

Eine realistische arbeitszeitpolitische Strategie muss<br />

zunächst darauf ausgerichtet sein, eine weitere Verlängerung<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en zu verhin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> gleichzeitig ihre tatsächliche<br />

Dauer zu reduzieren. Tagesaufgabe <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>politik <strong>und</strong> des Ges<strong>und</strong>heitsschutzes lautet<br />

deshalb: Der Arbeit wie<strong>der</strong> ein ges<strong>und</strong>es Maß geben!<br />

Auf Seiten <strong>der</strong> Beschäftigten würde eine Reduzierung <strong>der</strong><br />

tatsächlichen <strong>Arbeitszeit</strong>en durchaus auf Sympathie treffen:<br />

Nach <strong>der</strong> ISO-Stu<strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> 2003 lag <strong>die</strong> gewünschte<br />

<strong>Arbeitszeit</strong> von Vollzeitbeschäftigten deutlich unter <strong>der</strong> tatsächlichen<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>, nämlich bei 38 Wochenst<strong>und</strong>en. Daran<br />

muss eine Strategie ansetzen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Dauer <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong><br />

in den Betrieben zum Thema macht, <strong>die</strong> Debatten mit den<br />

Argumenten <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit »anreichert« <strong>und</strong> auf Politisierung<br />

setzt.<br />

Erfolgreich wird eine solche Strategie nur sein können, wenn<br />

sie auch auf <strong>die</strong> tarifliche, gesetzliche <strong>und</strong> betriebliche Regulierung<br />

<strong>und</strong> Überwachung von Höchstarbeitszeiten setzt. Das<br />

gilt gerade auch unter den Bedingungen flexibler <strong>Arbeitszeit</strong>regime:<br />

So ist <strong>die</strong> Ausdehnung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> eben auch Resultat<br />

<strong>der</strong> Zeitkontenlogik, <strong>die</strong> den Auf- <strong>und</strong> Abbau von Zeitguthaben<br />

vorsieht. Gegenwärtig werden z. T. mehrere h<strong>und</strong>ert<br />

St<strong>und</strong>en <strong>Arbeitszeit</strong> aufgebaut <strong>und</strong> nicht selten von einem<br />

Zeitkonto auf das nächste geschoben. Aus Ges<strong>und</strong>heitsgründen<br />

wäre es dringend erfor<strong>der</strong>lich, Zusatzbelastungen<br />

wegen Überschreitens <strong>der</strong> regelmäßigen Höchstarbeitszeit in<br />

Form von belastungsnahen Zeitausgleichen abbauen zu können.<br />

Physische <strong>und</strong> psychische Überbeanspruchung bedarf<br />

<strong>der</strong> Regeneration in engem zeitlichen Zusammenhang. Die<br />

Entnahme von Zeitguthaben nach Phasen hoher Beanspruchung<br />

käme auch <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Belastungssituation von<br />

Beschäftigten mit häufigen Dienstreisen o<strong>der</strong> Montagetätigkeit<br />

entgegen.<br />

Da das Überfahren von <strong>Arbeitszeit</strong>grenzen meist auch ein leistungspolitisches<br />

Problem offenbart, werden alle Versuche <strong>der</strong><br />

Begrenzung von <strong>Arbeitszeit</strong> ihre Wirksamkeit letztlich nur dann<br />

entfalten können, wenn auch wirksame <strong>Instrumente</strong> zur Regulierung<br />

<strong>der</strong> Leistungsbedingungen zur Anwendung kommen.<br />

Auch wenn aktuell <strong>die</strong> Abwehr von weiteren Verschlechterungen<br />

<strong>die</strong> gewerkschaftliche <strong>Arbeitszeit</strong>politik prägt, gilt<br />

es gleichwohl, <strong>die</strong> Perspektive weiterer tariflicher <strong>Arbeitszeit</strong>verkürzungen<br />

nicht aus den Augen zu verlieren. Vorrangig<br />

wäre aus Sicht des Ges<strong>und</strong>heitsschutzes eine weitere<br />

Verkürzung <strong>für</strong> beson<strong>der</strong>s belastete Beschäftigtengrup-


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

pen wie z. B. Schichtarbeiter/-innen. Kürzere <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

böten hier zumindest eine Teilkompensation <strong>für</strong> <strong>die</strong> hohe<br />

Arbeitsbelastung.<br />

Ges<strong>und</strong>heitsverträgliche Gestaltung<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>dauer:<br />

��Reduzierung <strong>der</strong> tatsächlichen <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

��Weitere <strong>Arbeitszeit</strong>verkürzung <strong>für</strong> beson<strong>der</strong>s belastete<br />

Beschäftigtengruppen<br />

��Regulierung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> zum Schutz vor Überfor<strong>der</strong>ung:<br />

tägliche <strong>und</strong> wöchentliche <strong>Arbeitszeit</strong> von in <strong>der</strong><br />

Regel höchstens 8 bzw. 40 St<strong>und</strong>en<br />

��Belastungsnahe Zeitausgleiche ermöglichen, wenn <strong>die</strong><br />

<strong>Arbeitszeit</strong> gegen ergonomische Gr<strong>und</strong>sätze verstößt<br />

(z. B. bei phasenweiser Überschreitung <strong>der</strong> täglichen<br />

<strong>Arbeitszeit</strong> von 8 St<strong>und</strong>en)<br />

��Entdichtung <strong>der</strong> Arbeit durch tarifliche <strong>und</strong> betriebliche<br />

Leistungsregulierung<br />

��Belastungsangemessene Pausen- <strong>und</strong><br />

Erholzeitengestaltung<br />

Schichtarbeit erträglicher machen<br />

Ziel muss es sein, unsoziale <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsgefährdende<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>en möglichst zu vermeiden. Doch das ist leichter<br />

gesagt als getan. Gerade bei <strong>der</strong> Diskussion über <strong>die</strong> Einführung<br />

von Schichtarbeit befinden sich Gewerkschaften <strong>und</strong><br />

Betriebsräte häufig in einer wi<strong>der</strong>sprüchlichen Situation.<br />

Einerseits können sie sich den betriebswirtschaftlichen Argumenten<br />

nicht gänzlich entziehen. Der wirtschaftliche <strong>und</strong>/o<strong>der</strong><br />

politische Druck ist in vielen Betrieben einfach zu groß <strong>und</strong><br />

zwingt zu Zugeständnissen. An<strong>der</strong>seits sind <strong>die</strong> negativen Folgen<br />

nicht zu übersehen.<br />

Deshalb muss in jedem betrieblichen Einzelfall genau geprüft<br />

werden, ob Schichtarbeit überhaupt notwendig ist <strong>und</strong> wenn<br />

nicht, ob ein ausreichendes Wi<strong>der</strong>standspotential aus <strong>der</strong><br />

Belegschaft organisiert werden kann. Das Motto <strong>für</strong> <strong>die</strong>se<br />

Strategie lautet: Keine Schichtarbeit ist besser als eine gut<br />

gestaltete. Lässt sie sich aber nicht verhin<strong>der</strong>n, dann rückt<br />

<strong>die</strong> Frage nach dem »Wie« in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Dann geht es<br />

darum, wie <strong>der</strong> Schichtplan gestaltet sein muss, damit <strong>die</strong><br />

von ihm ausgehenden Belastungen möglichst eingeschränkt<br />

werden. Hierzu gibt es eine Reihe arbeitswissenschaftlicher<br />

Gestaltungseckpunkte, <strong>die</strong> in ergonomischen Schichtplänen<br />

berücksichtigt werden sollten. (Vgl. hierzu auch <strong>die</strong> IG<br />

Metall Arbeitshilfe »Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden<br />

Schichtpläne besser«, 2. Auflage 2009.)<br />

Diese arbeitswissenschaftlichen Aspekte müssen von den<br />

Interessenvertretungen aktiv eingebracht werden. Denn viele<br />

in <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> angewendete Schichtmodelle brechen mit <strong>die</strong>sen<br />

Gestaltungsempfehlungen. So scheint <strong>für</strong> viele Betroffene<br />

eine Schichtfolge günstig zu sein, <strong>die</strong> eine ganze Reihe von<br />

Nachtschichten hintereinan<strong>der</strong>schaltet, um einen »Gewöhnungseffekt«<br />

zu erreichen. Arbeitsmedizinische Untersuchungen<br />

zeigen, dass dem nicht so ist. Der Betriebsrat wird<br />

also <strong>für</strong> ein Modell, mit dem es noch keine Erfahrung gibt, erst<br />

intensiv werben müssen.<br />

14


Schichtpläne nach arbeitswissenschaftlichen<br />

Kriterien gestalten:<br />

��Die Anzahl <strong>der</strong> hintereinan<strong>der</strong> liegenden Nachtschichten<br />

sollte möglichst klein sein (maximal 3)<br />

��Auch Früh- <strong>und</strong> Spätschichten sollten schnell rotieren<br />

(1 bis 3 Tage)<br />

��Nachtschichten sollten möglichst früh enden (zwischen<br />

5:00 <strong>und</strong> 6:00 Uhr)<br />

��Nach einer Nachtschichtphase sollte eine möglichst lange<br />

Ruhephase folgen<br />

��Der Vorwärtswechsel (Früh-Spät-Nacht) sollte bevorzugt<br />

werden<br />

��Ungünstige Schichtfolgen sollten vermieden werden<br />

��Die Anzahl <strong>der</strong> hintereinan<strong>der</strong> liegenden Frühschichten<br />

sollte möglichst klein sein<br />

��Die Frühschicht sollte nicht zu früh beginnen<br />

��Geblockte Wochenendfreizeiten sollten gewährt werden<br />

��Die Schichtdauer sollte von <strong>der</strong> Arbeitsschwere abhängig<br />

sein<br />

��Eine Massierung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> (mehr als 8 St<strong>und</strong>en täglich)<br />

ist zu vermeiden<br />

��Kurzfristige Schichtplanän<strong>der</strong>ungen sind zu vermeiden<br />

��Schichtarbeiter/innen sollten kürzere <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

haben<br />

��Mindestens ein freier Abend pro Woche zwischen Montag<br />

<strong>und</strong> Freitag<br />

Flexi-Zeiten, so soll es sein<br />

Es ist eine zentrale Anfor<strong>der</strong>ung an <strong>die</strong> Gestaltung flexibler<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>modelle, dass <strong>Arbeitszeit</strong> zu erfassen ist <strong>und</strong> nicht<br />

verfallen darf. Aus den Gefährdungsrisiken flexibler <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

lassen sich weitere Gestaltungsanfor<strong>der</strong>ungen ableiten,<br />

<strong>die</strong> nicht nur Ges<strong>und</strong>heitsrisiken minimieren können, son<strong>der</strong>n<br />

darüber hinaus den Wünschen <strong>der</strong> Beschäftigten nach<br />

15<br />

➍ Eckpunkte <strong>für</strong> eine ges<strong>und</strong>heitsverträgliche betriebliche <strong>Arbeitszeit</strong>politik<br />

mehr Zeitsouveränität Rechnung tragen. Nicht umsonst wird<br />

in <strong>der</strong> arbeitswissenschaftlichen Literatur zwischen mitarbeiterorientierter<br />

o<strong>der</strong> selbstbestimmter <strong>und</strong> unternehmensbestimmter<br />

Flexibilität unterschieden.<br />

Aus den Untersuchungsergebnissen über <strong>die</strong> sozialen <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Auswirkungen flexibler <strong>Arbeitszeit</strong>en ergeben<br />

sich folgende Konsequenzen:<br />

Flexible <strong>Arbeitszeit</strong>en sollen nicht zu überlangen <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

führen. Risikofrei bzw. -arm sind flexible <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

nur dann, wenn <strong>die</strong> erfor<strong>der</strong>liche Ruhezeit <strong>für</strong> <strong>die</strong> Regeneration<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Möglichkeit <strong>für</strong> soziale <strong>und</strong> nutzbare Zeit gegeben<br />

ist. Gesetzliche <strong>und</strong> tarifliche <strong>Arbeitszeit</strong>grenzen von in<br />

<strong>der</strong> Regel höchstens 8 St<strong>und</strong>en am Tag bzw. 40 St<strong>und</strong>en in<br />

<strong>der</strong> Woche zum Schutz vor Überfor<strong>der</strong>ung wären hier<strong>für</strong> notwendige<br />

Rahmenbedingungen. <strong>Praxis</strong>relevant werden solche<br />

Normen allerdings erst dann, wenn durch eine entsprechende<br />

Sensibilisierung <strong>die</strong> Beschäftigten selbst dazu beitragen, soziale<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsgerechte <strong>Arbeitszeit</strong>vereinbarungen <strong>für</strong><br />

sich in Anspruch zu nehmen.<br />

Flexible <strong>Arbeitszeit</strong>en sollen belastungsnahe Zeitausgleiche<br />

ermöglichen. Flexi-Zeiten, <strong>die</strong> gegen ergonomische Gr<strong>und</strong>sätze<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung (z. B. bezüglich Dauer <strong>und</strong><br />

Lage <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>) verstoßen, sollten als Kompensation<br />

eine Reduktion <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> <strong>und</strong> damit eine Ausdehnung<br />

arbeitsfreier Zeit vorsehen, um den Betroffenen <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> Resynchronisation zu eröffnen. Eine finanzielle Kompensation<br />

löst das Problem nicht.<br />

Flexible <strong>Arbeitszeit</strong>en sollen Gestaltungsspielräume <strong>für</strong><br />

Beschäftigte eröffnen. Der Einfluss auf <strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>, also<br />

ihre Anpassung an persönliche Präferenzen ist von besonde-


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

rer Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong> physische <strong>und</strong> psychosoziale Befindlichkeit.<br />

Hierzu bedarf es tariflicher o<strong>der</strong> betrieblicher Regelungen,<br />

<strong>die</strong> den Beschäftigten individuelle Verfügungsrechte<br />

sichern.<br />

Flexible <strong>Arbeitszeit</strong>en sollen <strong>die</strong> Variabilität <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

hinsichtlich ihrer Dauer <strong>und</strong> Lage in engen Grenzen halten. Die<br />

<strong>Arbeitszeit</strong> soll einen deutlichen Tages- <strong>und</strong> Wochenrhythmus<br />

erkennen lassen. Dies gilt auch <strong>für</strong> selbstbestimmte Flexibilität<br />

<strong>und</strong> nicht nur <strong>für</strong> unternehmensbestimmte. Nur so lässt sich<br />

eine biologische <strong>und</strong> soziale Desynchronisation vermeiden.<br />

Flexible <strong>Arbeitszeit</strong>en dürfen <strong>die</strong> Planbarkeit von Zeit nicht<br />

einschränken. Eine kurzfristige Anpassung <strong>der</strong> eigentlich<br />

arbeitsfreien Zeit an betriebliche Erfor<strong>der</strong>nisse ist deshalb<br />

zu vermeiden. Die Vereinbarung von Ankündigungsfristen<br />

zum Hoch- <strong>und</strong> Runterfahren von <strong>Arbeitszeit</strong>en hilft hierbei.<br />

Flexible <strong>Arbeitszeit</strong>en sollen verlässlich sein. Die Beschäftigten<br />

müssen sich auf <strong>die</strong> Einhaltung <strong>der</strong> geplanten flexiblen<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>en verlassen können, um ihre nicht-arbeitsbezogenen<br />

Aktivitäten planen <strong>und</strong> ausführen zu können. Verlässlichkeit<br />

von <strong>Arbeitszeit</strong>en ist <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Synchronisation<br />

von Arbeit <strong>und</strong> privatem Leben.<br />

Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung im Hinblick auf ges<strong>und</strong>heitsverträgliche<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>en ist folgende gesetzliche<br />

Verpflichtung: Die <strong>Arbeitszeit</strong>en, also auch flexible<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>systeme, müssen im Rahmen <strong>der</strong> Gefährdungsbeurteilung<br />

(§ 5 Arbeitsschutzgesetz) auf ihre Risiken<br />

beurteilt <strong>und</strong> ggf. korrigiert werden.<br />

Eine an den Zeit- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsinteressen <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

orientierte flexible <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung bricht mit <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeitszeit</strong>praxis, <strong>die</strong> in vielen Betrieben vorherrscht. Freilich<br />

stellt <strong>die</strong>s hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an <strong>die</strong> Interessenvertretungspolitik.<br />

Betriebliche Konflikte liegen auf <strong>der</strong> Hand, denn im<br />

Kern geht es um drei zentrale Anliegen. Erstens darf Flexible<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung nicht zu einer schleichenden <strong>Arbeitszeit</strong>verlängerung<br />

führen. Zweitens sind <strong>die</strong> Verfügungsrechte<br />

<strong>für</strong> Beschäftigte auszuweiten, um Zeitsouveränität <strong>und</strong> ein<br />

ges<strong>und</strong>heitsgerechtes <strong>Arbeitszeit</strong>verhalten zu ermöglichen.<br />

Das dritte Anliegen zielt auf Planungssicherheit als unabdingbare<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> eine ausgewogene work-life-balance.<br />

Eckpunkte zur flexiblen <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung:<br />

��Flexi-Zeiten dürfen nicht zu überlangen <strong>Arbeitszeit</strong>en führen.<br />

Deshalb Regulierung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en zum Schutz<br />

vor Überfor<strong>der</strong>ung: tägliche <strong>und</strong> wöchentliche <strong>Arbeitszeit</strong><br />

von in <strong>der</strong> Regel höchstens 8 bzw. 40 St<strong>und</strong>en.<br />

��Belastungsnahe Zeitausgleiche in Form von freien<br />

Tagen zur Resynchronisation ermöglichen (hohe Bedeutung<br />

etwa bei Projektarbeit, Montagetätigkeit <strong>und</strong><br />

Dienstreisen)<br />

��Variabilität von Lage <strong>und</strong> Dauer <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> in engen<br />

Grenzen halten. Deshalb Zeitguthabenaufbau begrenzen<br />

<strong>und</strong> Servicezeiten regeln.<br />

��Verlässlichkeit <strong>und</strong> Planbarkeit <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en durch<br />

angemessene Ankündigungsfristen sicher stellen.<br />

��Gestaltungsspielräume <strong>für</strong> Beschäftigte durch individuelle<br />

Verfügungsrechte sichern<br />

��Flexi-Zeiten sollen im Rahmen <strong>der</strong> Gefährdungsbeurteilung<br />

verpflichtend auf ihre Risiken beurteilt <strong>und</strong> ggf. korrigiert<br />

werden.<br />

16


17<br />

➎ <strong>Neue</strong> <strong>Ansätze</strong> <strong>und</strong> <strong>Instrumente</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong>: <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

5 <strong>Neue</strong> <strong>Ansätze</strong> <strong>und</strong> <strong>Instrumente</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong>: <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

Voraussetzungen<br />

Wenn arbeitszeitpolitische Fragen wie<strong>der</strong> stärker zum Gegenstand<br />

betrieblicher Diskussionen <strong>und</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

werden sollen, dann müssen mindestens zwei Gr<strong>und</strong>voraussetzungen<br />

erfüllt sein.<br />

Erstens: Gewerkschaftliche <strong>Arbeitszeit</strong>politik kann nur dann<br />

erfolgreich sein, wenn sie <strong>die</strong> Beschäftigten aktiv einbindet.<br />

Schon <strong>für</strong> eine präzise Bestandsaufnahme <strong>der</strong> betrieblichen<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>probleme ist <strong>die</strong> Beteiligung <strong>der</strong> Betroffenen unabdingbar.<br />

Aber auch <strong>die</strong> Durchsetzung <strong>und</strong> vor allem <strong>die</strong> Einhaltung<br />

von Normen zur <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung laufen ins Leere,<br />

wenn <strong>die</strong> Beschäftigten in Diskussionen <strong>und</strong> Aushandlungen<br />

nicht aktiv beteiligt sind. Gewerkschaftliche <strong>Arbeitszeit</strong>politik<br />

ist unter den Bedingungen hochflexibler <strong>Arbeitszeit</strong>systeme<br />

weniger denn je ein regelungstechnischer Vorgang. Um Missverständnisse<br />

zu vermeiden: freilich brauchen Tarifverträge<br />

<strong>und</strong> Betriebsvereinbarungen Normen <strong>und</strong> Regularien, auf<br />

<strong>der</strong>en Gr<strong>und</strong>lage soziale <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsgerechte <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

überhaupt erst in Anspruch genommen werden können.<br />

»Gelebt« werden <strong>die</strong>se Normen aber erst durch Beschäftigte,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong>se »Haltegriffe« trotz des spürbaren Entgrenzungsdrucks<br />

<strong>für</strong> sich nutzbar machen. Sensibilisierung <strong>und</strong> Politisierung<br />

sind <strong>für</strong> ein erfolgreiches Vorgehen unabdingbar.<br />

Zweitens: Betriebliche Interessenvertretungen, <strong>die</strong> ges<strong>und</strong>heitsverträglichere<br />

<strong>und</strong> soziale <strong>Arbeitszeit</strong>en zum Thema<br />

machen wollen, brauchen <strong>Instrumente</strong>, mit <strong>der</strong>en Hilfe sie<br />

<strong>die</strong>se betrieblichen Prozesse anstoßen können. Die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an solche <strong>Instrumente</strong> sind nicht zu unterschätzen: Sie<br />

müssen beteiligungsorientiert sein, sie sollten ein arbeitswissenschaftliches<br />

F<strong>und</strong>ament besitzen <strong>und</strong> mit den zur Verfügung<br />

stehenden betrieblichen Ressourcen anwendbar sein.<br />

Wichtig ist auch: das Ergebnis ihres Einsatzes muss mit dem<br />

Arbeitgeber verhandelbar sein. Ihre Anwendung muss sich<br />

also im Rahmen <strong>der</strong> betriebsverfassungsrechtlichen Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />

vollziehen können.<br />

Vor <strong>die</strong>sem Hintergr<strong>und</strong> wurde <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong> entwickelt.<br />

Ein Instrument, mit dem <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heitsverträglichkeit<br />

von <strong>Arbeitszeit</strong>en überprüft werden kann. Nach zahlreichen<br />

betrieblichen <strong>Praxis</strong>einsätzen konnte <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

wesentlich verbessert werden. Resultat ist <strong>die</strong> nun vorliegende<br />

2. Version.<br />

Der <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

Mit dem <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong> bietet <strong>die</strong> IG Metall ein computergestütztes<br />

Instrument zur Gefährdungsbeurteilung von <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

an. Der <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong> beinhaltet einen Fragebogen,<br />

<strong>der</strong> von den Beschäftigten auszufüllen ist <strong>und</strong> <strong>die</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Risikofaktoren <strong>der</strong> betrieblichen <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung<br />

erfasst. Ein Programm wertet <strong>die</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung<br />

aus.<br />

Der <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong> ermittelt<br />

��Belastungen aus <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong><br />

��aus ihrer Lage <strong>und</strong> Verteilung (Schichtarbeit)<br />

��aus <strong>der</strong> flexiblen Gestaltung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

��sowie <strong>die</strong> Auswirkungen <strong>der</strong> betrieblichen <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

auf <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Lebensqualität <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />

Durch <strong>die</strong> Anwendung des <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong>s entsteht ein Belastungsprofil,<br />

das genau anzeigt, welche <strong>Arbeitszeit</strong>probleme<br />

im Betrieb vorhanden sind. Zudem werden <strong>die</strong> ermittelten<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>belastungen nach ihrer Ges<strong>und</strong>heitsverträglichkeit<br />

beurteilt.


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

Diese Beurteilung erfolgt mit einem Punktesystem, das<br />

auf arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen zur <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung<br />

fußt. Hierbei werden beson<strong>der</strong>s beanspruchende<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>en mit mehr Punkten versehen als an<strong>der</strong>e.<br />

Das Punktesystem aktiviert eine Ampelschaltung, <strong>die</strong> dem<br />

Betriebsrat signalisiert, ob <strong>und</strong> bei welchem Problem ein<br />

Handlungsbedarf besteht.<br />

Zum einen kann <strong>die</strong> Summe verschiedener Merkmale <strong>die</strong><br />

Ampelschaltung aktivieren <strong>und</strong> eine negative Bewertung auslösen,<br />

obwohl jedes Merkmal <strong>für</strong> sich genommen vielleicht<br />

gar nicht so problematisch ist. Zum an<strong>der</strong>en gibt es aber auch<br />

ein Einzelmerkmal, das <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit so bedeutend ist,<br />

dass es alleine bereits <strong>die</strong> rote Signalfarbe aktiviert, <strong>die</strong>s ist<br />

bei Dauernachtschicht <strong>der</strong> Fall.<br />

So genannte Schwellenwerte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Einzelnen zu ermittelnden<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>probleme zeigen einen möglichen Handlungsbedarf<br />

nach folgendem Raster an:<br />

Rot Än<strong>der</strong>ungen im Bereich <strong>der</strong><br />

betrieblichen <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung<br />

sind aus arbeitswissenschaftlicher<br />

Sicht dringend erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Gelb Warnsignal, Handlungsbedarf<br />

exakt überprüfen<br />

Grün ges<strong>und</strong>heitlich eher unbedenklich<br />

Der <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong> ist nicht nur als Instrument zur Beurteilung<br />

von Ges<strong>und</strong>heitsgefährdungen einsetzbar. Er <strong>die</strong>nt auch<br />

als Aktionsinstrument, indem er dazu beiträgt, betriebliche<br />

Diskussionen über <strong>Arbeitszeit</strong>modelle zu initiieren. Natürlich<br />

soll er auch <strong>die</strong> soziale <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Dimension <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeitszeit</strong> wie<strong>der</strong> stärker in <strong>die</strong> gewerkschaftliche <strong>und</strong> öffentliche<br />

Debatte einbringen. Und er hilft, <strong>die</strong> Bestrebungen <strong>der</strong><br />

Arbeitgeber nach längeren <strong>Arbeitszeit</strong>en mit den Argumenten<br />

<strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit zu kontern.<br />

Der <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

��<strong>die</strong>nt zur Gefährdungsbeurteilung nach § 5 ArbSchG<br />

(Beurteilung von Arbeitsbedingungen einschließlich<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>, volle Mitbestimmung <strong>der</strong> Betriebsräte)<br />

��hilft bei <strong>der</strong> Bestandsaufnahme von betrieblichen<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>problemen <strong>und</strong><br />

��nutzt bei <strong>der</strong> Abwehr von Arbeitgeberfor<strong>der</strong>ungen nach<br />

längeren <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

18


Zum betrieblichen Vorgehen<br />

Der <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong> kann über den ganzen Betrieb hinweg<br />

o<strong>der</strong> abteilungsbezogen ausgewertet werden. Letztere Vorgehensweise<br />

ermöglicht eine sehr viel differenziertere Problemsicht.<br />

In Betrieben, in denen <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong> bislang<br />

Anwendung fand, wurde deutlich, dass in verschiedenen<br />

Bereichen o<strong>der</strong> Abteilungen <strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>probleme sehr<br />

unterschiedlich ausgeprägt sind. Zielt <strong>die</strong> Interessenvertretung<br />

auf eine bessere betriebliche <strong>Arbeitszeit</strong>praxis, so ist<br />

eine differenzierte Problemwahrnehmung unabdingbar. Nur<br />

so können wirksame <strong>und</strong> von den Beschäftigten getragene<br />

Gestaltungsmaßnahmen entwickelt <strong>und</strong> umgesetzt werden.<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Fragebögen erfolgt anonym.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> hat es sich als sehr positiv erwiesen, so genannte<br />

sachk<strong>und</strong>ige Arbeitnehmer (§ 80 Abs. 2 Betriebsverfassungsgesetz)<br />

zu einer Beratung über <strong>die</strong> Befragungsergebnisse<br />

des <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong>s hinzuzuziehen. Der Sachverstand <strong>der</strong><br />

Beschäftigten als Experten ihrer Arbeitsbedingungen ist von<br />

hoher Bedeutung. Hierdurch werden <strong>die</strong> verschiedenen Ursachen,<br />

<strong>die</strong> zu <strong>Arbeitszeit</strong>problemen führen können, überhaupt<br />

erst transparent. Auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung wirksamer Lösungsstrategien<br />

ist <strong>die</strong>se Vorgehensweise <strong>der</strong> richtige Weg. Damit<br />

<strong>die</strong> Anwendung des <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong>s inhaltlich <strong>und</strong> zeitlich<br />

überschaubar bleibt, ist es sinnvoll, bestimmte Pilotbereiche<br />

auszuwählen <strong>und</strong> erst nach <strong>und</strong> nach weitere Betriebsbereiche<br />

mit einzubeziehen.<br />

19<br />

➎ <strong>Neue</strong> <strong>Ansätze</strong> <strong>und</strong> <strong>Instrumente</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong>: <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

Beim Einsatz des <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong>s ist das aktive Einbeziehen<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten unabdingbar, insofern ist <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong> auch ein Aktionsinstrument.<br />

Der <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

��bezieht Beschäftigte als »Experten ihrer eigenen Ges<strong>und</strong>heit«<br />

ein<br />

��kann von Vertrauensleuten <strong>und</strong> interessierten Beschäftigten<br />

zur <strong>Arbeitszeit</strong>diskussion am Arbeitsplatz eingesetzt<br />

werden<br />

��trägt dazu bei, dass <strong>Arbeitszeit</strong>normen im betrieblichen<br />

Alltag durchgesetzt <strong>und</strong> gelebt werden<br />

��kann Ges<strong>und</strong>heitsverträglichkeit als ein Maßstab <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

tarifliche <strong>Arbeitszeit</strong>regulierung beför<strong>der</strong>n<br />

Insgesamt richtet sich <strong>die</strong> Vorgehensweise natürlich nach<br />

dem selbst gesteckten Ziel. Bei einer Gefährdungsbeurteilung<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en nach dem Arbeitsschutzgesetz erfor<strong>der</strong>t<br />

<strong>die</strong> Umsetzung des <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong>s ein differenzierteres<br />

betriebliches Vorgehen als bei <strong>der</strong> Initiierung einer <strong>Arbeitszeit</strong>debatte.<br />

Unabhängig von dem konkreten Einsatzzweck<br />

des <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong>s geht es beim ersten Schritt aber darum,<br />

einen hohen Rücklauf <strong>der</strong> Fragebogen sicher zu stellen. Dies<br />

gelingt, wenn <strong>die</strong> Beschäftigten über Anlass sowie Sinn <strong>und</strong><br />

Zweck <strong>der</strong> Befragung ausreichend informiert <strong>und</strong> einbezogen<br />

werden.


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

6 Hinweise zur Anwendung des Auswertungstools<br />

Geht es nun an <strong>die</strong> Auswertung <strong>der</strong> ausgefüllten Fragebogen,<br />

sind folgende Schritte zu beachten: Die MS-Excel-Datei<br />

enthält <strong>für</strong> ihre Funktionen so genannte »Makros«. Die Standardeinstellungen<br />

des Betriebssystems (z. B. Windows XP)<br />

bewirken beim Öffnen <strong>der</strong> Arbeitsmappe <strong>die</strong> Sicherheitsabfrage,<br />

ob <strong>die</strong> Makros aktiviert werden sollen o<strong>der</strong> nicht. Dies<br />

ist mit einem Mausklick zu bejahen. In seltenen Fällen kann<br />

es vorkommen, dass <strong>der</strong> Netzwerkadministrator des Unternehmens<br />

<strong>die</strong> Nutzung von Makros noch weitreichen<strong>der</strong> eingeschränkt<br />

hat. In <strong>die</strong>sem Fall sollte man sich an den Netzwerkadministrator<br />

wenden. Das Auswertungstool ist virenfrei <strong>und</strong><br />

auf verschiedenen Systemen hinreichend daraufhin geprüft.<br />

Die Benutzerführung des <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong>s<br />

Beim Öffnen des Tools erscheint untenstehende Ansicht mit<br />

dem Symbol des <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong>s sowie drei Auswahlbuttons.<br />

Im gesamten Tool kann mit einem Klick auf das <strong>Arbeitszeit</strong>-<br />

<strong>TÜV</strong>-Symbol zu <strong>die</strong>sem Startmenü zurückgekehrt werden.<br />

Dieses Startmenü enthält drei Auswahlbuttons: Mit dem<br />

roten Button »Hilfe <strong>und</strong> Vordrucke« gelangt man zur Be<strong>die</strong>nungsanleitung<br />

sowie zu den Vordrucken <strong>der</strong> Fragebögen.<br />

Der gelbe Button »Feierabend« öffnet das Menü zum speichern<br />

<strong>der</strong> Datei. Der grüne Button führt zur Dateneingabe.<br />

Beim Start <strong>der</strong> Dateneingabe erscheint <strong>der</strong> Bildschirm wie<br />

folgt dargestellt. Er enthält folgende Informationen bzw.<br />

Optionen:<br />

Symbol <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong>: Mit einem Klick auf das <strong>Arbeitszeit</strong>-<br />

<strong>TÜV</strong>-Symbol gelangt man zurück zum Startbildschirm.<br />

Datensatzzähler: Er zeigt <strong>die</strong> Anzahl <strong>der</strong> bereits eingegeben<br />

Datensätze (Fragebögen), <strong>die</strong> im Datenspeicher enthalten<br />

sind. Es können maximal 1 000 Fragebögen gespeichert <strong>und</strong><br />

ausgewertet werden.<br />

Löschen vorhandener Datensätze: Soll mit einer neuen Erhebung<br />

begonnen werden (z. B. eine neue Abteilung), empfiehlt<br />

es sich, <strong>die</strong> Datei vom Startmenü aus unter einem neuen<br />

Namen abzuspeichern. Nach dem Speichern auf den roten<br />

Button (»Alle Datensätze löschen«) klicken. Vor dem endgültigen<br />

Löschen <strong>der</strong> Daten erfolgt eine Sicherheitsabfrage.<br />

Dateneingabe: Sollen neue bzw. zusätzliche Datensätze ein-<br />

gegeben werden, muss auf den grünen Button (»<strong>Neue</strong> Person<br />

/ Datensatz eingeben«) geklickt werden. Es erscheint<br />

dann eine neue Maske mit dem ersten von maximal fünf Fragebögen<br />

(siehe Punkt 4).<br />

20


Daten auswerten/analysieren: Mit<br />

einem Klick auf den gelben Button<br />

(»Daten auswerten / analysieren«)<br />

werden dem Bildschirm zusätzliche<br />

Auswahlfel<strong>der</strong> hinzugefügt (siehe folgende<br />

Abbildung). Das Auswertungsfeld<br />

ist nur so lange sichtbar, bis ein<br />

neuer Datensatz hinzugefügt wurde.<br />

Die Fragebögen<br />

Mit dem Betätigen <strong>der</strong> Dateneingabetaste<br />

gelangt man zum ersten von<br />

maximal fünf Fragebögen:<br />

Fragebogen 0: Allgemeine Fragen zur Person<br />

Fragebogen 1: Dauer <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> <strong>und</strong> Leistungsdruck<br />

Fragebogen 2: Schichtarbeit (optional)<br />

Fragebogen 3: Flexibilisierung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong><br />

Fragebogen 4: Belastungsfolgen<br />

Bei allen Fragebögen sind <strong>die</strong> anzuklickenden Buttons farblich<br />

hervorgehoben. Im Ausgangszustand sind <strong>die</strong> Buttons i. d. R.<br />

mit dem Wert »keine Angabe« aktiviert. Es müssen also nur<br />

21<br />

➏ Hinweise zur Anwendung des Auswertungstools<br />

<strong>die</strong> Fragen angeklickt werden, zu denen von den befragten<br />

Personen Antworten gegeben wurden.<br />

Ist ein Fragebogen bearbeitet, kann mit <strong>der</strong> Benutzerführung<br />

am unteren Ende <strong>der</strong> Seite zum nächsten (o<strong>der</strong> soweit möglich<br />

auch zum vorhergehenden) Fragebogen gewechselt werden.<br />

Beim Wechsel <strong>der</strong> Fragebögen bleiben <strong>die</strong> bereits gemachten<br />

Angaben erhalten. Sie werden aber noch nicht im Datenspeicher<br />

abgelegt. Zum Fragebogen 2 (Schichtarbeit) gelangt<br />

man nur, wenn <strong>die</strong> Frage »Ich arbeite<br />

in Schicht« (Fragebogen 0) mit »Ja«<br />

beantwortet wurde.<br />

Fragebogen Speichern: Ein Spei-<br />

chern <strong>der</strong> gemachten Angaben sämtlicher<br />

Fragebögen erfolgt erst, wenn<br />

auf dem letzten Fragebogen (»Belastungsfolgen«)<br />

<strong>der</strong> Button »Fragebogen<br />

speichern« gedrückt wird.<br />

Danach können <strong>die</strong> gemachten Anga-


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

ben des Datensatzes nicht mehr verän<strong>der</strong>t werden. Es können<br />

keine einzelnen Datensätze aus dem Datensatzzähler<br />

gelöscht werden.<br />

Ampelfunktion <strong>und</strong> Datenauswertung<br />

Herzstück des <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong>s ist eine in jeden Fragebogen<br />

eingebaute Ampelfunktion. Sie bewertet <strong>die</strong> im Fragebogen<br />

gemachten Angaben nach arbeitswissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen.<br />

Datenauswertung: Der <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong> stellt gr<strong>und</strong>sätz-<br />

lich drei Auswertungsmöglichkeiten zur Verfügung: Die<br />

Auswertung im Ampelmodell, <strong>die</strong> Einzelfragenauswertung<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Auswertung statistischer Merkmale <strong>der</strong> erhobenen<br />

Stichprobe.<br />

Auswertung im Ampelmodell: Die »Ampeldaten« geben Aus-<br />

kunft über <strong>die</strong> prozentuale Verteilung <strong>der</strong> Befragten im roten,<br />

gelben <strong>und</strong> grünen Ampelbereich. Hiermit erhält man einen<br />

gr<strong>und</strong>legenden Überblick über <strong>die</strong> arbeitswissenschaftliche<br />

Bewertung <strong>der</strong> einzelnen Fragebereiche. Es wird in Form eines<br />

Kuchendiagramms angezeigt, in welchen Teilbereichen <strong>der</strong><br />

betrieblichen <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung (Dauer <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>,<br />

Flexibilität, Schichtarbeit o<strong>der</strong> Belastungsfolgen) ein beson<strong>der</strong>er<br />

Handlungsbedarf besteht.<br />

Einzelfragenauswertung: Wenn sich durch <strong>die</strong> Auswertung<br />

im Ampelmodell entsprechende Handlungsschwerpunkte<br />

herauskristallisiert haben, können durch <strong>die</strong> Einzelfragenauswertung<br />

weitere Hinweise zum konkreten Handlungsbedarf<br />

gewonnen werden. Hier<strong>für</strong> bietet <strong>die</strong> Einzelfragenauswertung<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit, in Form von Balkendiagrammen sämtliche<br />

Antworten eines Fragebereiches zu überblicken.<br />

Auswertung statistischer Merkmale: Hier werden <strong>die</strong> allgemeinen<br />

Angaben zu den Personen ausgewertet: Alter, Geschlecht,<br />

Entgeltgr<strong>und</strong>satz, Zeiterfassungsmethode, Voll- o<strong>der</strong> Teilzeit.<br />

Selbstverständlich sind hierbei <strong>die</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen des Datenschutzes<br />

zu berücksichtigen. Die Abteilungsgröße bzw. Größe<br />

<strong>der</strong> Unternehmenseinheit, <strong>die</strong> separat gespeichert wird, sollte<br />

nicht kleiner als 30 bis 50 Beschäftigte sein. Unter den statistischen<br />

Angaben kann insbeson<strong>der</strong>e <strong>die</strong> Altersangabe <strong>für</strong><br />

das Verständnis <strong>der</strong> von den Beschäftigten gegebenen Antworten<br />

von Bedeutung sein. Ältere Beschäftigte werden von<br />

ungünstigen <strong>Arbeitszeit</strong>en stärker beansprucht als jüngere.<br />

Ausgewertet, <strong>und</strong> was jetzt?<br />

Liegen nun <strong>die</strong> Befragungsergebnisse <strong>der</strong> einzelnen Bereiche<br />

o<strong>der</strong> Abteilungen vor, müssen <strong>die</strong> Ursachen <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Entwicklung<br />

beleuchtet werden. Auch hierbei ergibt sich in <strong>der</strong> Regel<br />

ein breites Ursachenspektrum: So können sowohl eine mangelhafte<br />

Arbeitsorganisation o<strong>der</strong> aber auch Personalmangel<br />

zu überlaufenden Zeitkonten <strong>und</strong> damit zu überlangen <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

führen. Die Gründe müssen genau ermittelt werden,<br />

damit <strong>die</strong> Maßnahmen zur Verbesserung des <strong>Arbeitszeit</strong>modells<br />

passgenau sind. Auch an <strong>die</strong>ser Stelle des betrieblichen<br />

22


Umsetzungsprozesses ist <strong>die</strong> Einbeziehung <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

unabdingbar, wissen sie als Experten ihrer eigenen Arbeitsbedingungen<br />

doch am besten, wo genau <strong>der</strong> Schuh drückt. Ob<br />

nun <strong>die</strong> gewerkschaftlichen Vertrauensleute o<strong>der</strong> »sachk<strong>und</strong>ige<br />

Arbeitnehmer« nach § 80 Abs. 2 Betriebsverfassungsgesetz<br />

ins Spiel kommen, muss jede Interessenvertretung <strong>für</strong><br />

sich entscheiden. Wichtig ist in <strong>die</strong>ser Situation nur, dass das<br />

Expertenwissen <strong>der</strong> Betroffenen zur Ursachenanalyse <strong>und</strong> zur<br />

Maßnahmenentwicklung genutzt wird.<br />

Nach einer ersten vorläufigen Analyse sollte das Befragungsergebnis<br />

<strong>und</strong> eine erste Einschätzung <strong>der</strong> betrieblichen Interessenvertretung<br />

auf einer Abteilungs- o<strong>der</strong> Betriebsversammlung<br />

betriebsöffentlich gemacht werden. Dies för<strong>der</strong>t nicht nur<br />

<strong>die</strong> weitere Beteiligung, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Regel auch <strong>die</strong> notwendige<br />

Dynamik, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Betriebsrat nun braucht, um notwendige<br />

Verbesserungen durchzusetzen: Diese können – so<br />

zeigen es <strong>die</strong> <strong>TÜV</strong>-Anwen<strong>der</strong>betriebe – das Führungsverhal-<br />

23<br />

➏ Hinweise zur Anwendung des Auswertungstools<br />

ten, <strong>die</strong> betriebliche Zeitkontenregelung<br />

o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Dienstreisepraxis<br />

betreffen.<br />

Spätestens jetzt wird deutlich, dass<br />

<strong>der</strong> Betriebsrat in <strong>die</strong>ser Situation<br />

»echte Mitbestimmungsrechte«<br />

braucht, um verhandlungsfähig zu<br />

sein. Denn eine Problemlösung in<br />

<strong>die</strong>sen Handlungsfel<strong>der</strong>n erfor<strong>der</strong>t<br />

neben <strong>der</strong> Sachkenntnis auch ein<br />

hohes Maß an Durchsetzungskompetenz.<br />

Die vollen Mitbestimmungsrechte<br />

sind bei <strong>der</strong> Gefährdungsbeurteilung<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en durch § 5 ArbSchG in Verbindung<br />

mit § 87 Abs. 1.7 BetrVG gegeben. Auch nach § 87 Abs. 1 Ziff.<br />

2 <strong>und</strong> 3 BetrVG bestehen Mitbestimmungsrechte über <strong>die</strong><br />

<strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung.<br />

Besteht das Ziel des Betriebsrates etwa darin, mit Hilfe des<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong>s <strong>die</strong> Einhaltung bestehen<strong>der</strong> Zeitkontenvereinbarungen<br />

zu untermauern, so wird <strong>die</strong> Ebene <strong>der</strong> Neugestaltung<br />

betrieblicher <strong>Arbeitszeit</strong>en erst gar nicht berührt.<br />

Hierbei ist <strong>die</strong> Sensibilisierung <strong>der</strong> Beschäftigten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Politisierung<br />

<strong>der</strong> betrieblichen Debatte möglicherweise schon ausreichend,<br />

um das gesetzte Ziel zu erreichen.<br />

Der <strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong> hat seinen <strong>Praxis</strong>test bereits in mehreren<br />

Betrieben bestanden. Mit Hilfe <strong>die</strong>ses Instruments ist es<br />

auch unter schwierigen ökonomischen Bedingungen möglich,<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>standards zu verteidigen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsgerecht<br />

zu gestalten.


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

7 Musterrede<br />

<strong>Arbeitszeit</strong> – ein aktuelles<br />

gewerkschaftliches Handlungsfeld<br />

Der Konflikt um <strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> ist eine <strong>der</strong> Kernauseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig so aktuell wie lange nicht mehr.<br />

Noch vor kurzem mussten wir erleben, dass Arbeitgeber<br />

<strong>und</strong> Vertreter aus Politik <strong>und</strong> Wirtschaft das<br />

Rad <strong>der</strong> Geschichte zurückdrehen wollten: 40, 42,<br />

ja 50 St<strong>und</strong>en sollte <strong>die</strong> wöchentliche <strong>Arbeitszeit</strong> in<br />

Zukunft betragen. Als Begründung musste <strong>die</strong> internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit herhalten.<br />

In zahlreichen Fällen wurden an <strong>die</strong> IG Metall For<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> Anträge auf Erhöhung <strong>der</strong> wöchentlichen<br />

<strong>Arbeitszeit</strong> herangetragen – auch heute in <strong>der</strong> Krise gibt<br />

es <strong>die</strong>se Fälle noch. Die lauten Rufe nach <strong>Arbeitszeit</strong>verlängerung<br />

sind in <strong>der</strong> Regel Bestandteil radikaler<br />

Kostensenkungsprogramme. Diese werden seit einiger<br />

Zeit auch von Unternehmen auf <strong>die</strong> Tagesordnung gesetzt,<br />

<strong>die</strong> sich nicht in einer aktuellen Notlage befinden.<br />

Für viele Unternehmen hat sich allerdings seit Beginn<br />

<strong>der</strong> tiefen Wirtschaftskrise <strong>der</strong> Umgang mit <strong>Arbeitszeit</strong><br />

radikal verän<strong>der</strong>t. Die Aufträge brechen weg.<br />

Und es wird offensichtlich: dem Problem einer mangelnden<br />

Auslastung von Unternehmen kann nicht<br />

durch <strong>Arbeitszeit</strong>verlängerung begegnet werden.<br />

24


Auch wenn einzelne Unternehmen immer noch auf <strong>Arbeitszeit</strong>verlängerung<br />

setzen, um Kosten zu sparen o<strong>der</strong><br />

einzelne Beschäftigtengruppen möglichst unbezahlt<br />

länger einzusetzen, ist in <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Fälle doch<br />

klar: Jetzt geht es darum, Einschnitte in <strong>die</strong> Belegschaft<br />

durch verschiedene Formen <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>verkürzung<br />

zu verhin<strong>der</strong>n. In etlichen Betrieben werden <strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>konten<br />

»geleert« <strong>und</strong> teilweise auch ins Minus<br />

gefahren. Viele Betriebe haben Kurzarbeit angemeldet,<br />

um in <strong>der</strong> Krise Zeit zu gewinnen. Die IG Metall hat<br />

sich erfolgreich da<strong>für</strong> eingesetzt, durch eine Verlängerung<br />

<strong>der</strong> Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes auf 24<br />

Monate <strong>die</strong> Möglichkeit zu schaffen, <strong>die</strong>ses Instrument<br />

länger zu nutzen <strong>und</strong> damit Entlassungen zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Beraten wird aber bereits auch darüber, was zu tun<br />

ist, wenn <strong>die</strong>se Maßnahmen ausgeschöpft sind. Was<br />

vor kurzem vielen noch nahezu utopisch erschien,<br />

kommt jetzt schneller als erwartet wie<strong>der</strong> in <strong>die</strong> Debatte:<br />

Beschäftigungssicherung durch Absenkung <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeitszeit</strong>. Dass es <strong>die</strong>sen Wirkungszusammenhang<br />

von <strong>Arbeitszeit</strong>verkürzung <strong>und</strong> Beschäftigungssicherung<br />

gibt, bestreitet heute so gut wie niemand mehr.<br />

Die <strong>Arbeitszeit</strong>landschaft ist allerdings bereits vor <strong>der</strong><br />

Krise in Bewegung geraten. In Zeiten verschärfter globalisierter<br />

Konkurrenz bietet sich aus Unternehmenssicht<br />

offenbar gerade bei <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> ein günstiger He-<br />

25<br />

➐ Musterrede


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

bel, um den gestiegenen Wettbewerbsdruck an <strong>die</strong><br />

Beschäftigten weiterzugeben. Deshalb bestand schon<br />

vor Beginn <strong>der</strong> Krise arbeitszeitpolitischer Handlungsbedarf.<br />

Die IG Metall hat daher auf ihrem 21.<br />

Gewerkschaftstag 2007 in Leipzig beschlossen, das Thema<br />

<strong>Arbeitszeit</strong> erneut auf <strong>die</strong> Agenda zu setzen.<br />

Um <strong>die</strong>s anzugehen, ist eine<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit mindestens<br />

vier prägenden Trends in<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> unumgänglich:<br />

Erstens: Die <strong>Arbeitszeit</strong>en <strong>für</strong><br />

Vollzeitbeschäftigte haben sich<br />

in den letzten Jahren verlängert.<br />

Dabei klaffen <strong>die</strong> tariflichen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> effektiven <strong>Arbeitszeit</strong>en zunehmend auseinan<strong>der</strong>.<br />

Während <strong>die</strong> durchschnittliche tarifliche <strong>Arbeitszeit</strong><br />

in <strong>der</strong> Gesamtwirtschaft seit einigen Jahren bei ca. 37<br />

St<strong>und</strong>en stagniert, liegt <strong>die</strong> reale <strong>Arbeitszeit</strong> inzwischen<br />

im Durchschnitt bei 40,3 St<strong>und</strong>en in <strong>der</strong> Woche.<br />

In <strong>der</strong> Metall- <strong>und</strong> Elektroindustrie<br />

ist <strong>die</strong>se Kluft noch<br />

größer, weil auch dort <strong>die</strong> effektiven<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>en erheblich<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>trends <strong>und</strong> -probleme<br />

Die tatsächlichen <strong>Arbeitszeit</strong>en werden wie<strong>der</strong> länger<br />

(durchschnittliche tarifliche <strong>Arbeitszeit</strong> von<br />

Vollzeitbeschäftigten ca. 37 St<strong>und</strong>en, tatsächliche<br />

<strong>Arbeitszeit</strong> 40,3 St<strong>und</strong>en)<br />

Schicht- <strong>und</strong> Wochenendarbeit nimmt zu. 60% <strong>der</strong> fest<br />

Beschäftigten arbeiten in Schichten<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>en werden flexibler<br />

(zwei Drittel <strong>der</strong> Unternehmen haben flexible<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>organisation)<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>en werden differenzierter<br />

(Qualifikation, Beschäftigtengruppe <strong>und</strong> Geschlecht<br />

sind entscheidend)<br />

www.igmetall.de<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>trends <strong>und</strong> –probleme (1)<br />

durchschnittliche Wochenarbeitszeit<br />

42<br />

41<br />

40<br />

39<br />

38<br />

Die tatsächlichen <strong>Arbeitszeit</strong>en werden wie<strong>der</strong> länger<br />

2006<br />

2005<br />

2004<br />

2003<br />

2002<br />

2001<br />

2000<br />

1999<br />

1998<br />

1997<br />

1996<br />

1995<br />

1994<br />

1993<br />

1992<br />

1991<br />

1990<br />

1989<br />

1988<br />

1987<br />

1986<br />

1985<br />

1984<br />

West (tatsächl )<br />

West (tarifl *)<br />

* St<strong>und</strong>en pro Woche Durchschn tt aller tarifl ch erfassten Arbeitnehmer innen<br />

37<br />

Que le: IAQ Report 2009 01/Mikrozensus<br />

Ost (tatsächl )<br />

Ost (tarifl *)<br />

Jahr<br />

www.igmetall.de<br />

26<br />

Vorstand<br />

Vorstand


gestiegen sind – von 2003 bis 2006 allein um 1 St<strong>und</strong>e<br />

– allerdings bei vereinbarter 35-St<strong>und</strong>en-Woche.<br />

Lange wöchentliche <strong>Arbeitszeit</strong>en stehen aber eindeutig<br />

im Zusammenhang mit verschiedenen<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Beeinträchtigungen. So nehmen<br />

etwa Schlafstörungen o<strong>der</strong> Rückenschmerzen<br />

mit <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> deutlich zu. Nachfolgende<br />

Folie veranschaulicht <strong>die</strong>sen Zusammenhang:<br />

Zweitens sind <strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en immer flexibler geworden.<br />

Während <strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> früher eine fixe Größe im<br />

Produktionsprozess war, wird sie heute immer mehr zur<br />

abhängigen Variablen. So wird <strong>Arbeitszeit</strong> z. B. im Zuge<br />

von Just-in-Time-Produktion an <strong>die</strong> Erfor<strong>der</strong>nisse <strong>und</strong><br />

Schwankungen des Marktes angepasst. Dies führt häufig<br />

zu sehr flexiblen <strong>Arbeitszeit</strong>modellen in den Betrieben.<br />

Vorreiter solch flexibler <strong>Arbeitszeit</strong>regelungen sind <strong>die</strong><br />

großen Industrieunternehmen, vor allem in <strong>der</strong> Metall-<br />

<strong>und</strong> Elektroindustrie. Die Beschäftigten in <strong>die</strong>ser Branche<br />

27<br />

www.igmetall.de<br />

Vors and<br />

Wochenarbeitszeit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbeschwerden<br />

Herz<br />

12<br />

Kreislaufprobleme 9<br />

35 bis 40 h Über 40 h<br />

Magenschmerzen<br />

Schlafstörungen<br />

Psych Erschöpfung<br />

Nervosität<br />

Kopfschmerzen<br />

Rückenschmerzen<br />

Que le: Bauer u a 2004<br />

9<br />

13<br />

13<br />

14<br />

18<br />

20<br />

22<br />

27<br />

28<br />

26<br />

0 10 20 30 40 50<br />

39<br />

46<br />

➐ Musterrede


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

gehören inzwischen zu den flexibelsten<br />

<strong>der</strong> Welt. Die Folge ist<br />

häufig, dass <strong>die</strong> individuellen <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Beschäftigten<br />

immer weniger plan- <strong>und</strong> berechenbar<br />

sind. Flexibilisierung<br />

findet, entgegen den Versprechen<br />

<strong>der</strong> Managementseite, meist nur<br />

im Interesse <strong>der</strong> Unternehmen<br />

<strong>und</strong> nicht nach den Wünschen <strong>der</strong> Beschäftigten statt. Zusammen<br />

mit <strong>der</strong> Verlängerung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en führt <strong>die</strong><br />

Flexibilisierung zu immer größeren Vereinbarkeitsproblemen<br />

zwischen den beruflichen <strong>und</strong> den außerberuflichen<br />

Interessen <strong>der</strong> Beschäftigten. Zudem führen variable <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

zu ges<strong>und</strong>heitlichen Beeinträchtigungen.<br />

Experten sprechen von einer biologischen Desynchronisation<br />

auf Gr<strong>und</strong> unterschiedlicher täglicher <strong>Arbeitszeit</strong>en.<br />

Drittens nehmen belastende Formen<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> zu. So ist<br />

<strong>die</strong> Schicht- <strong>und</strong> Wochenendarbeit<br />

seit Beginn <strong>der</strong> 90er Jahre<br />

erheblich angestiegen. Arbeiteten<br />

1991 noch 38 Prozent in<br />

Schicht- o<strong>der</strong> Wochenendarbeit,<br />

waren es 2007 schon fast<br />

60 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>trends <strong>und</strong> Probleme (2):<br />

Schicht- <strong>und</strong> Wochenendarbeit<br />

nimmt zu.<br />

Mehr als <strong>die</strong> Hälfte <strong>der</strong><br />

Beschäftigten arbeitet<br />

Schicht<br />

mehr als 19 Mio. Beschäftigte<br />

4,2 Mio. an Sonn <strong>und</strong><br />

Feiertagen<br />

2,7 Mio. nachts<br />

www.igmetall.de<br />

Que le Stat stisches B<strong>und</strong>esamt M krozensus Eurostat Be echnungen des WSI © Hans Böckler Sti tung<br />

www.igmetall.de<br />

Diese Zunahme erfolgt nicht etwa aus prozess- o<strong>der</strong> ver-<br />

28<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

<strong>und</strong> Arbeitsgestaltung Vorstand<br />

Flexibilisierung <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Beschwerden<br />

Trend: wachsende Planungsunsicherheit <strong>und</strong> allzeitige<br />

Verfügbarkeit<br />

Bei Variabilität von Arbeitsbeginn <strong>und</strong> Arbeitsende sowie<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>dauer: „Desynchronisationseffekte“ (ähnlich wie bei<br />

Schichtarbeit)<br />

Soziale <strong>und</strong> biologische Desynchronisation<br />

gestörte o<strong>der</strong> blockierte soziale Kontakte (work-life-balance)<br />

Verschiebung <strong>der</strong> Circadianrhythmik (Schlaf, Verdauung,<br />

psychovegetative Störungen)<br />

Negative Beeinträchtigung <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> des psychosozialen<br />

Wohlbefindens<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

<strong>und</strong> Arbe tsgestaltung Vorstand


sorgungstechnischen Gründen, son<strong>der</strong>n wird vorrangig<br />

mit betriebswirtschaftlichen Argumenten begründet. Arbeit<br />

an Wochenenden <strong>und</strong> Schicht- <strong>und</strong> Nachtarbeit<br />

können zu schweren ges<strong>und</strong>heitlichen Beeinträchtigungen<br />

führen. Sie haben negative Auswirkungen auf<br />

<strong>die</strong> Schlafdauer <strong>und</strong> -qualität, damit wird <strong>die</strong> Erholungsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Betroffenen stark eingeschränkt.<br />

Der vierte Trend ist <strong>die</strong> zunehmende<br />

Ausdifferenzierung <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeitszeit</strong>en zwischen verschiedenen<br />

Beschäftigtengruppen.<br />

Männer arbeiten in <strong>der</strong> Regel<br />

länger als Frauen. Und: je mehr<br />

Kin<strong>der</strong> Männer haben, desto länger<br />

arbeiten sie – bei Frauen<br />

ist <strong>die</strong>s genau umgekehrt.<br />

Ferner gibt es eine Ausdifferenzierung in Beschäftigte mit<br />

hoher <strong>und</strong> geringerer Qualifikation. In <strong>der</strong> Metall- <strong>und</strong><br />

Elektroindustrie lag <strong>der</strong> durchschnittliche <strong>Arbeitszeit</strong>unterschied<br />

zwischen Beschäftigten mit mittlerer <strong>und</strong><br />

höherer Qualifikation im Jahre 2006 bei 1,8 St<strong>und</strong>en.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Hochqualifizierte in Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsabteilungen<br />

<strong>und</strong> in kaufmännischen Bereichen<br />

haben oft extrem lange <strong>Arbeitszeit</strong>en. In <strong>die</strong>ser Gruppe<br />

ist <strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> häufig an das Arbeitsergebnis ge-<br />

29<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>trends <strong>und</strong> –probleme (3):<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>en werden<br />

differenzierter je nach<br />

Qualifikation<br />

Geschlecht <strong>und</strong><br />

Beschäftigtengruppe<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>en werden<br />

flexibler: Zwei Drittel <strong>der</strong><br />

Unternehmen haben eine<br />

flexible<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>organisation<br />

42<br />

40<br />

38<br />

36<br />

34<br />

gering mittel hoch<br />

Quelle: IAQ Lehndorff 2008<br />

2003 2006<br />

Vollze tbeschäf igte M&E Industrie Westdeutsch and<br />

www.igmetall.de<br />

Reale Wochenarbeitszeit<br />

<strong>und</strong> Qualifikationsniveau<br />

➐ Musterrede<br />

Vorstand


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

koppelt. Das heißt: <strong>die</strong> Arbeit dauert so lange, bis das<br />

Ergebnis erreicht, <strong>der</strong> Auftrag abgearbeitet, <strong>der</strong> K<strong>und</strong>e<br />

be<strong>die</strong>nt ist. Je mehr <strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> ausufert, desto größer<br />

allerdings auch <strong>die</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Beschwerden.<br />

Es zeigt sich, dass im Zuge des wirtschaftlichen Strukturwandels<br />

<strong>und</strong> des Diktats <strong>der</strong> »Ökonomie kurzer<br />

Fristen« eine Entwicklung Einzug hält, <strong>die</strong> zu einer Entgrenzung<br />

von <strong>Arbeitszeit</strong> <strong>und</strong> Leistung führt.<br />

Das Phänomen des »Arbeitens ohne Ende« gehört <strong>für</strong><br />

viele Beschäftigte zum Alltag. Angehäufte <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

drohen zu »verfallen«. Welche Ausmaße <strong>die</strong>s annehmen<br />

kann, zeigt das Beispiel <strong>der</strong> Daimler Zentrale in Stuttgart.<br />

In nur einem Jahr sind dort r<strong>und</strong> 750 000 St<strong>und</strong>en verfallen,<br />

d. h. <strong>die</strong> 12 000 Beschäftigten hatten <strong>die</strong> Arbeit von<br />

500 zusätzlichen Stellen umsonst miterledigt (metall Nr.2/<br />

2008). Ein wesentlicher Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> ausufernden <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

sind <strong>die</strong> Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen, <strong>die</strong> in einer<br />

»normalen« <strong>Arbeitszeit</strong> nicht mehr zu bewältigen sind.<br />

Alle <strong>die</strong>se Entwicklungen führen bei immer mehr Menschen<br />

zu stressbedingten Erkrankungen <strong>und</strong> einem<br />

zunehmenden Ungleichgewicht zwischen arbeits- <strong>und</strong><br />

lebensweltlichen Interessen. Deshalb ist <strong>der</strong> Handlungsdruck<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> IG Metall in <strong>Arbeitszeit</strong>fragen nach einer<br />

Phase des »Stillhaltens« wie<strong>der</strong> gestiegen. <strong>Arbeitszeit</strong>politik<br />

kann allerdings unter den Bedingungen differenzierter<br />

30


Interessenlagen <strong>und</strong> einer zunehmenden Individualisierung<br />

des <strong>Arbeitszeit</strong>konflikts keine Stellvertretungspolitik<br />

sein, son<strong>der</strong>n muss <strong>die</strong> Beschäftigten als handelnde Subjekte<br />

stärker als bisher in den Mittelpunkt stellen.<br />

Deshalb hat <strong>die</strong> IG Metall auf ihrem<br />

letzten Gewerkschaftstag<br />

arbeitszeitpolitische Beschlüsse<br />

gefasst, <strong>die</strong> folgende<br />

Schwerpunkte beinhalten:<br />

� Die vordringlichsten Aufgaben<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>politik <strong>der</strong><br />

IG Metall bestehen gegenwärtig<br />

darin, einer weiteren Verlängerung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

<strong>und</strong> dem »Verfall von <strong>Arbeitszeit</strong>en« entgegenzuwirken,<br />

<strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en wie<strong>der</strong> in den tariflichen Rahmen<br />

zurückzuführen <strong>und</strong> bei flexiblen <strong>Arbeitszeit</strong>en <strong>die</strong> Zeitsouveränität<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Beschäftigten zu erhöhen.<br />

� »35« bleibt <strong>die</strong> Referenzgröße <strong>für</strong> alle Organisationsbereiche<br />

<strong>der</strong> IG Metall – es gilt <strong>die</strong> Lücke zwischen den<br />

tariflichen <strong>und</strong> den effektiven <strong>Arbeitszeit</strong>en zu schließen.<br />

� Ausufernde <strong>Arbeitszeit</strong>en sind durch verstärkte<br />

betriebspolitische Aktivitäten <strong>und</strong><br />

tarifpolitische Regulierungen zu begrenzen.<br />

31<br />

www.igmetall.de<br />

➐ Musterrede<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

<strong>und</strong> Arbe tsgestaltung Vorstand<br />

Aufträge des Gewerkschaftstages zur <strong>Arbeitszeit</strong><br />

Vordringliche Aufgabe: Verlängerung <strong>der</strong> effektiven <strong>Arbeitszeit</strong><br />

<strong>und</strong> dem Verfall von <strong>Arbeitszeit</strong>en entgegenwirken<br />

Erhöhung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>souveränität <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

Ges<strong>und</strong>heitsverträgliche <strong>und</strong> biographieorientierte /<br />

familienfre<strong>und</strong>liche <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

Kürzere <strong>Arbeitszeit</strong>en <strong>für</strong> Beschäftigtengruppen mit beson<strong>der</strong>en<br />

Belastungen (wie z.B. Schichtarbeit)<br />

Um Beschäftigung zu sichern <strong>und</strong> zu schaffen, kann auf Dauer<br />

auf generelle <strong>Arbeitszeit</strong>verkürzung nicht verzichtet werden<br />

„35“ bleibt <strong>die</strong> Referenzgröße <strong>für</strong> alle Organisationsbereiche <strong>der</strong><br />

IG Metall – es gilt <strong>die</strong> Lücke zwischen den tariflichen <strong>und</strong> den<br />

effektiven <strong>Arbeitszeit</strong>en zu schließen


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

� <strong>Arbeitszeit</strong>flexibilisierung ist so zu gestalten, dass <strong>die</strong><br />

Beschäftigten reale Chancen auf eine höhere Zeitsouveränität,<br />

individuelle Wahlmöglichkeiten <strong>und</strong> eine bessere<br />

Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Privatleben erhalten. Dies<br />

kann durch tarifliche Regelungen zu <strong>Arbeitszeit</strong>konten<br />

unterstützt werden. In den bestehenden Kontenregelungen<br />

sind Ansatzpunkte auszubauen, <strong>die</strong> dabei helfen,<br />

<strong>die</strong> Zeitsouveränität <strong>der</strong> Beschäftigten zu erhöhen.<br />

� Die tarifliche <strong>und</strong> betriebliche <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung<br />

ist dem Ziel verpflichtet, <strong>der</strong> »Arbeit wie<strong>der</strong> ein ges<strong>und</strong>es<br />

Maß« zu geben. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Intensivierung<br />

<strong>der</strong> Arbeit <strong>und</strong> des demografischen Wandels verfolgt <strong>die</strong><br />

IG Metall das Ziel, Konzepte alternsgerechten Arbeitens<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsverträgliche <strong>Arbeitszeit</strong>en umzusetzen.<br />

� Zusätzlich zum Ziel eines alternsgerechten<br />

Arbeitens sind Modelle <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung<br />

anzustreben, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong> unterschiedlichen Lebensphasen<br />

<strong>und</strong> Bedürfnisse <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

beziehen (ges<strong>und</strong>heitsverträgliche <strong>und</strong> biographieorientierte/familienfre<strong>und</strong>liche<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>en).<br />

� Für Beschäftigte mit beson<strong>der</strong>en Belastungen,<br />

wie z. B. Schichtarbeit, strebt <strong>die</strong> IG<br />

Metall eine Verkürzung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> an.<br />

32


� Das Ziel <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>verkürzung wird darüber hinaus<br />

nicht aus den Augen verloren. Gesamtgesellschaftlich<br />

kann auf Gr<strong>und</strong> von steigen<strong>der</strong> Produktivität auf Dauer<br />

nicht auf eine generelle <strong>Arbeitszeit</strong>verkürzung verzichtet<br />

werden, um Beschäftigung zu sichern <strong>und</strong> zu schaffen.<br />

Wie gesagt, <strong>Arbeitszeit</strong>en geraten immer dann aus dem<br />

Ru<strong>der</strong>, wenn <strong>die</strong> abgefor<strong>der</strong>te Leistung von den Beschäftigten<br />

in <strong>der</strong> zur Verfügung stehenden Zeit nicht<br />

zu schaffen ist. Dies zeigt, <strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong> ist eng mit<br />

den gesamten Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen verschränkt.<br />

Bei <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung um <strong>Arbeitszeit</strong><br />

geht es deshalb nicht nur um Zeitgrenzen, son<strong>der</strong>n auch<br />

um den Einfluss auf <strong>die</strong> Bestimmungsgrößen des Arbeitsprozesses<br />

insgesamt. Dies ist gerade in Zeiten <strong>der</strong><br />

Wirtschaftskrise alles an<strong>der</strong>e als eine leichte Aufgabe.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite bietet <strong>die</strong> Krise Ansatzpunkte,<br />

<strong>die</strong> Wirkungen von <strong>Arbeitszeit</strong>verkürzung ohne ideologische<br />

Scheuklappen thematisieren zu können.<br />

Diese Chance darf nicht ungenutzt bleiben.<br />

In <strong>der</strong> Krise geht es darum, Beschäftigung zu sichern.<br />

Wenn <strong>die</strong> Kurzarbeit ausgeschöpft ist, kann <strong>der</strong> Tarifvertrag<br />

Beschäftigungssicherung eine Gr<strong>und</strong>lage da<strong>für</strong><br />

bieten. Ihm zufolge können <strong>Arbeitszeit</strong>en auf bis zu 30<br />

bzw. 29 St<strong>und</strong>en absenkt werden, dadurch reduzieren<br />

sich allerdings auch <strong>die</strong> Entgelte entsprechend. Zu<br />

33<br />

➐ Musterrede


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

beraten ist über eine Weiterentwicklung <strong>die</strong>ses Tarifvertrages<br />

in Richtung eines Teillohnausgleichs bei weiterer<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>absenkung. Eine zeitbezogene Variante hiervon<br />

wurde jüngst <strong>für</strong> <strong>die</strong> Stahlindustrie vereinbart.<br />

Geht es um Zukunftssicherung, stehen außerdem alternsgerechte<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsverträgliche <strong>Arbeitszeit</strong>en auf<br />

<strong>der</strong> Tagesordnung. Die Arbeit wird intensiver, <strong>die</strong> Belegschaften<br />

werden älter <strong>und</strong> - gegen den Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong><br />

IG Metall – wurde kürzlich <strong>die</strong> Anhebung des Renteneintrittsalters<br />

auf 67 beschlossen. Die Verlängerung <strong>der</strong><br />

Lebensarbeitszeit ist aber auch unter beschäftigungspolitischen<br />

Aspekten ein Schritt in <strong>die</strong> falsche Richtung.<br />

Außerdem arbeiten aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> gegenwärtigen Leistungsbedingungen,<br />

<strong>der</strong> Altersteilzeit <strong>und</strong> Frühverrentungen zur<br />

Zeit lediglich ca. 3 % <strong>der</strong> Beschäftigten in <strong>der</strong> Metall- <strong>und</strong><br />

Elektroindustrie, <strong>die</strong> älter als 60 Jahre sind. Darauf müssen<br />

wir mit einem Konzept alternsgerechten Arbeitens antworten.<br />

Dieser Ansatz nimmt <strong>die</strong> gesamte Erwerbsarbeitszeit<br />

in den Blick. Es geht um betriebliche <strong>und</strong> tarifliche Maßnahmen,<br />

<strong>die</strong> es den Beschäftigten gestatten bzw. sie<br />

darin unterstützen, ihr Erwerbsleben ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> qualifiziert<br />

bis zum Renteneintrittsalter bewältigen zu können.<br />

Dazu können auch geringere <strong>Arbeitszeit</strong>en <strong>für</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

Belastete <strong>und</strong> Ältere gehören. Zum Beispiel <strong>für</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitlich beson<strong>der</strong>s belastete Beschäftigten-<br />

34


gruppen in Nacht- <strong>und</strong> Wechselschichtarbeit. Gerade in<br />

Arbeitsbereichen mit anstrengenden physischen o<strong>der</strong> hohen<br />

psychischen Anfor<strong>der</strong>ungen sollten <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

mit einem belastungsnahen Ausgleich ermöglicht werden.<br />

In <strong>der</strong> Tarifr<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Stahlindustrie 2007/2008<br />

stellten <strong>die</strong> Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen <strong>die</strong> For<strong>der</strong>ung<br />

nach zusätzlich freien Tagen <strong>für</strong> Ältere auf, konnten<br />

sich damit aber im Ergebnis nicht durchsetzen.<br />

Nicht zuletzt geht es um einen weiteren wichtigen Bereich,<br />

<strong>der</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Einzelnen auch in <strong>der</strong> Krise nicht an Stellenwert<br />

verliert: eine bessere Balance zwischen Arbeit <strong>und</strong> Privatleben.<br />

Damit Privatleben <strong>und</strong> Beruf besser vereinbart<br />

werden können, muss sich <strong>die</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>souveränität erhöhen.<br />

Nur dann können sich <strong>die</strong> Beschäftigten z. B. den<br />

Belangen von Kin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> den zu versorgenden Eltern<br />

stärker widmen o<strong>der</strong> sich gesellschaftlich engagieren.<br />

Deshalb gilt es, <strong>Arbeitszeit</strong>modelle zu för<strong>der</strong>n, <strong>die</strong> es den<br />

Beschäftigten ermöglichen, ihre <strong>Arbeitszeit</strong>en weitgehend<br />

autonom zu gestalten. In bestehenden Modellen<br />

zur Lebensarbeitszeit sind <strong>die</strong> Rechte zur Entnahme<br />

während <strong>der</strong> Erwerbstätigkeit auszubauen. Um <strong>die</strong> tägliche<br />

<strong>und</strong> wöchentliche Balance nicht noch weiter aus<br />

dem Gleichgewicht geraten zu lassen, geht es auch um<br />

Maßnahmen, <strong>die</strong> eine gerechtere Verteilung <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>en<br />

zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen för<strong>der</strong>n.<br />

35<br />

➐ Musterrede


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

Die IG Metall strebt Modelle <strong>der</strong> <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung<br />

an, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong> unterschiedlichen Lebensphasen <strong>und</strong><br />

Bedürfnisse <strong>der</strong> Beschäftigten im Laufe ihrer Erwerbsbiografie<br />

beziehen. Das können Optionsmodelle sein,<br />

<strong>die</strong> auch Unterbrechungen <strong>der</strong> Erwerbsarbeit ermöglichen,<br />

zum Beispiel <strong>für</strong> Elternzeiten o<strong>der</strong> <strong>für</strong> Bildung.<br />

Erwerbsbiografieorientierte <strong>Arbeitszeit</strong> bedeutet auch,<br />

dass während des Erwerbsverlaufs an<strong>der</strong>e Regelungen<br />

als das Vollarbeitszeitverhältnis möglich sein sollten.<br />

Für eine so gestaltete <strong>Arbeitszeit</strong>politik ist eine Verschränkung<br />

verschiedener politischer Handlungsfel<strong>der</strong><br />

notwendig. Sie ordnet sich ein in ein Gesamtkonzept von<br />

Guter Arbeit, das seine Wirkung dann voll entfalten kann,<br />

wenn es gesellschaftspolitisch flankiert wird. In <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />

Krisensituation ist darauf zu achten, dass<br />

Beschäftigungssicherung arbeitspolitisch mit sozial- <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitsverträglichen Maßnahmen verknüpft wird,<br />

denn nur so kann Zukunftsfähigkeit gesichert werden.<br />

36


8 Literatur<br />

��BAuA (2002): Stellungnahme <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong><br />

Arbeitsschutz <strong>und</strong> Arbeitsmedizin vom 17.1.2002: Arbeitswissenschaftliche<br />

<strong>und</strong> arbeitsmedizinische Erkenntnisse<br />

zu überlangen <strong>Arbeitszeit</strong>en, o. O.<br />

��Bauer, F. u. a. (2004): <strong>Arbeitszeit</strong> 2003. <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung,<br />

Arbeitsorganisation, Tätigkeitsprofile, Köln.<br />

��B<strong>und</strong>esmann-Jansen u. a. (2000): <strong>Arbeitszeit</strong> 99: Ergebnisse<br />

einer repräsentativen Beschäftigtenbefragung zu<br />

traditionellen <strong>und</strong> neuen <strong>Arbeitszeit</strong>formen in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, Köln.<br />

��Deutscher Industrie- <strong>und</strong> Handelskammertag (DIHK)<br />

(2004): Individuell <strong>und</strong> flexibel. Wettbewerbsfaktor<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung, Berlin.<br />

��Ehlscheid, Ch. (2006): Entgrenzung von <strong>Arbeitszeit</strong> <strong>und</strong><br />

Leistung – eine Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>für</strong> <strong>die</strong> gewerkschaftliche<br />

Strategiebildung, in: Baukrowitz, A. u. a. (2006):<br />

Informatisierung <strong>der</strong> Arbeit – Gesellschaft im Umbruch,<br />

Berlin, S. 223ff.<br />

��Eurostat (2007): Arbeitskräfteerhebung 2006, Luxemburg<br />

10/2007<br />

��Fergen, A. (2000): Flexible <strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung, in: Ohl<br />

u. a: Handbuch Manteltarifverträge. Gestaltung – Auslegung<br />

– Umsetzung, Frankfurt, S. 157ff.<br />

��Fergen, A./Schweflighaus, W. (2006): Gute Arbeit im<br />

Schichtbetrieb? Empfehlungen zur Gestaltung von Schichtplänen,<br />

in: Arbeitsrecht im Betrieb 11, S. 672ff.<br />

��Fergen, A. (2007): Schlechte Zeiten – guten Zeiten. Mit<br />

gewerkschaftlicher <strong>Arbeitszeit</strong>politik zu »guter Arbeit«,<br />

in: Peter, G. (Hrsg.): Grenzkonflikte <strong>der</strong> Arbeit, Hamburg,<br />

S. 95ff.<br />

��IG Metall (2009): Gute Arbeit im Schichtbetrieb? So werden<br />

Schichtpläne besser. Arbeitsmappe des Projekts Gute<br />

Arbeit, 2. Auflage, Frankfurt 2009.<br />

37<br />

➑ Literatur<br />

��IG Metall Projekt Gute Arbeit (2007) (Hrsg.): Handbuch<br />

»Gute Arbeit«. Handlungshilfen <strong>und</strong> Materialien <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

betriebliche <strong>Praxis</strong>, Hamburg.<br />

��Jänicke, S.; Ohl, K.; Wagner, H. (2008): Es wird Zeit! <strong>Ansätze</strong><br />

einer neuen <strong>Arbeitszeit</strong>debatte in <strong>der</strong> IG Metall, in: Prokla,<br />

Heft 150, Nr. 1, S.103 – 112<br />

��Jansen, A; Kümmerling, A.; Lehndorff, S. (IAQ) (2009):<br />

Effektive Wochenarbeitszeiten in <strong>der</strong> Metall- <strong>und</strong> Elektroindustrie,<br />

Datenbericht nach Mikrozensus im Auftrag <strong>der</strong><br />

IG Metall, FB Funktionsbereich Tarifpolitik<br />

��Janßen, D./Nachreiner F. (2004): Flexible <strong>Arbeitszeit</strong>en,<br />

Dortm<strong>und</strong>/Berlin/Dresden.<br />

��Janßen, D./Nachreiner F. (2006): Kriterien <strong>für</strong> <strong>die</strong> ergonomische<br />

Gestaltung flexibler <strong>Arbeitszeit</strong>modelle, in:<br />

Tagungsbericht zum 52. Kongress 20.-22. März 2006<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft <strong>für</strong> Arbeitswissenschaft, Dortm<strong>und</strong>, S.<br />

297-300.<br />

��Jentgens,B; Wagner, H.; Probleme <strong>und</strong> Perspektiven <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeitszeit</strong>politik aus dem Bereich <strong>der</strong> IG Metall, in: WSI<br />

Mitteilungen 4/2007, S.221 -225<br />

��Knauth, P./Hornberger, S. (2005): Ges<strong>und</strong>heitliche Belastungen<br />

<strong>und</strong> flexible <strong>Arbeitszeit</strong>en, in: Lorenz, F./Schnei<strong>der</strong>,<br />

G. (2005), S. 77ff.<br />

��Lehndorff, S. (2006) (Hrsg.): Das Politische in <strong>der</strong> Arbeitspolitik.<br />

Ansatzpunkte <strong>für</strong> eine nachhaltige Arbeits- <strong>und</strong><br />

<strong>Arbeitszeit</strong>gestaltung, Berlin 2006.<br />

��Oppolzer, A. (2003): Überst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Überlastung. Risikofaktoren<br />

ges<strong>und</strong>heitlicher Gefährdung, in: Arbeitsrecht<br />

im Betrieb 6/2003, S. 349ff.<br />

��Seifert, H. (2005) (Hrsg.): Flexible Zeiten in <strong>der</strong> Arbeitswelt,<br />

Frankfurt/New York.<br />

��Wirtz, A.; Nachreiner, F.; Beermann, B.; Brenscheidt, F.;<br />

Siefer, A. (2009) (BAuA): in: www.baua.de/Publikationen/<br />

Fachbeiträge/artikel20, Version 6.4.2009


<strong>Arbeitszeit</strong>-<strong>TÜV</strong><br />

Raum <strong>für</strong> Notizen<br />

38


Raum <strong>für</strong> Notizen<br />

39<br />

➑ Literatur


Gute Arbeit<br />

im Schichtbetrieb –<br />

so werden Schicht-<br />

pläne besser<br />

Die Verän<strong>der</strong>ung von betrieblichen <strong>Arbeitszeit</strong>reeitregelungen bietet Anlass <strong>für</strong> vielfältige Debatten tten<br />

zwischen Betriebsräten <strong>und</strong> Geschäftsleitungen gen<br />

sowie in <strong>der</strong> Belegschaft selbst. Meist geht es<br />

von Seiten <strong>der</strong> Unternehmen darum, mit andeeren<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>modellen <strong>die</strong> Kosten zu senken, n,<br />

Standortvorteile zu sichern <strong>und</strong> Renditen zu u<br />

steigern. Vor <strong>die</strong>sem Hintergr<strong>und</strong> wurde <strong>die</strong><br />

Nacht- <strong>und</strong> Schichtarbeit in den letzten Jahren<br />

massiv ausgeweitet.<br />

Zweite<br />

überarbeitete<br />

Auflage 2009<br />

2,80 Euro<br />

Arbeitsmappe<br />

Gute Arbeit im Schichtbetrieb?<br />

So werden Schichtpläne besser<br />

www.igmetall.de/gutearbeit<br />

FB Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

<strong>und</strong> Arbeitsgestaltung<br />

Vorstand<br />

Mit <strong>der</strong> Arbeitsmappe »Gute Arbeit im Schichtbetrieb? etrieb?<br />

– So werden Schichtpläne besser« werden <strong>die</strong> e sozialen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heitlichen Auswirkungen von Schichtarbeit beschrieben <strong>und</strong> Lösungswege aufgezeigt,<br />

<strong>die</strong> zur Reduzierung <strong>der</strong> Belastungen führen können.<br />

Damit Betriebsräte auch wirklich handlungsfähig werden können, liefert <strong>die</strong> Broschüre<br />

darüber hinaus einen f<strong>und</strong>ierten Überblick über rechtliche Gr<strong>und</strong>lagen zur Schichtarbeit<br />

sowie eine Einschätzung <strong>der</strong> betriebspolitischen Umsetzungsstrategien.<br />

Zu bestellen unter www.igmetall.de/shop > Produktnummer > 8606-22392 eingeben.


Gute Arbeit. <strong>für</strong> alle!<br />

Gute Arbeit. Ges<strong>und</strong>heitsschutz <strong>und</strong> Arbeitsgestaltung<br />

Jetzt 2 Monate kostenlos testen.<br />

Test-Abo »Gute Arbeit.«<br />

Ja, ich möchte immer bestens infor-<br />

Ja, miert ich sein setze <strong>und</strong> auf bestelle Vorsprung das durch Test-Abo<br />

Wissen Gute Arbeit. <strong>und</strong> bestelle das Test-Abo<br />

»Arbeitsrecht im Betrieb.«<br />

Ich<br />

Ich<br />

erhalte<br />

erhalte<br />

zunächst<br />

zunächst<br />

3<br />

2<br />

Ausgaben<br />

Ausgaben kostenlos.<br />

kostenlos.<br />

Möchte<br />

Wenn ich<br />

ich<br />

Ihnen<br />

»Arbeitsrecht<br />

innerhalb<br />

im<br />

von<br />

Betrieb«<br />

7 Tagen<br />

danach<br />

nach<br />

nicht<br />

Erhalt<br />

weiter<br />

<strong>der</strong> 2.<br />

beziehen,<br />

Ausgabe keine<br />

teile ich<br />

gegenteilige<br />

<strong>die</strong>s spätesMittensteilung<br />

1 Woche<br />

mache,<br />

nach<br />

möchte<br />

Erhalt<br />

ich<br />

<strong>der</strong><br />

<strong>die</strong><br />

3.<br />

Gute<br />

Ausgabe<br />

Arbeit.<br />

mit.<br />

regelmäßig<br />

Ansonsten<br />

erhalten<br />

erhalte<br />

<strong>und</strong><br />

ich<br />

nutzen.<br />

»Arbeitsrecht<br />

Der Jahres-<br />

im<br />

Betrieb«<br />

bezugspreis<br />

zum<br />

beträgt<br />

Jahresbezugspreis<br />

€ 157,20* inkl.<br />

von<br />

Porto.<br />

€ 84,60<br />

inkl.<br />

Das Abonnement<br />

Porto. Das Abonnement<br />

verlängert sich<br />

verlängert<br />

jeweils<br />

sich<br />

um<br />

um<br />

ein weiteres<br />

ein weiteres<br />

Jahr,<br />

Jahr,<br />

wenn<br />

wenn<br />

es nicht<br />

es nicht<br />

6 Wochen<br />

6 Wochen<br />

vor<br />

vor<br />

Jahresende<br />

Jahresende<br />

gekündigt<br />

gekündigt<br />

wird.<br />

wird.<br />

Bitte senden Sie mir zunächst ein kostenloses<br />

Probeexemplar <strong>und</strong> Zusatzinfos.<br />

41<br />

Gute Arbeit. ist <strong>die</strong> Fachzeitschrift <strong>für</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz <strong>und</strong> Arbeitsgestaltung.<br />

Aktuell, kritisch, kurz <strong>und</strong> knackig o<strong>der</strong> auch mal ausführlicher mit<br />

den notwendigen Hintergr<strong>und</strong>infos. Unsere Themen 11 x jährlich:<br />

Bitte kopieren <strong>und</strong> Schnellfax an: 0 69 / 79 50 10-12<br />

Absen<strong>der</strong>: Bitte vollständige Anschrift angeben <strong>und</strong> an nebenstehende Adresse per Post o<strong>der</strong> Fax<br />

senden. Die Absen<strong>der</strong>adresse gilt als Rechnungsadresse.<br />

Privat Firma/Behörde<br />

Name/Vorname Telefon/Fax<br />

Firma/Behörde E-Mail<br />

Straße/Nr.<br />

PLZ/Ort Datum/Unterschrift<br />

Ihre Vertrauensgarantie: Sie haben das Recht, <strong>die</strong>se Bestellung innerhalb von 14 Tagen bei nebenstehen<strong>der</strong> Bestelladr esse schriftlich zu wi<strong>der</strong>rufen.<br />

Zur Wahrung <strong>der</strong> Frist genügt <strong>die</strong> recht zeitige Absendung des Wi<strong>der</strong>rufs. *Preisän<strong>der</strong>ungen vorbehalten.<br />

� ������������� ��� ������ �� ��������� ������������ ��� ������������<br />

� ����������������������� ������������������ ��� ����������� ����������<br />

� ������������������������ ��� ����������� ��� ������ ��� �������<br />

stoffen, Stress, psychischen Belastungen, Lärm <strong>und</strong> Mobbing<br />

� ���� �� ����������������� ����������������� �� ���������<br />

<strong>und</strong> Büros, in <strong>der</strong> Fertigung <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Bildschirmarbeit<br />

� ���������������������� ��� �������������������� ��� ���������<br />

<strong>und</strong> Personalräte im Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Umweltschutz<br />

� ������� ������������� �� �������� ����� ������������������������<br />

Gute Arbeit. ist ein <strong>für</strong> <strong>die</strong> Betriebsratsarbeit erfor<strong>der</strong>liches Hilfsmittel<br />

im Sinne des § 40.2 BetrVG <strong>und</strong> muss <strong>der</strong> Interessenvertretung<br />

auf Verlangen zur Verfügung gestellt werden.<br />

www.aib-verlag.de<br />

IGM/LAERM<br />

➑ Literatur<br />

B<strong>und</strong>-Verlag GmbH<br />

Leserservice<br />

Postfach<br />

60424 Frankfurt<br />

Infotelefon:<br />

0 69 / 79 50 10-96<br />

Fax:<br />

0 69 / 79 50 10-12<br />

Internet:<br />

www.aib-verlag.de<br />

E-Mail:<br />

abo<strong>die</strong>nste@b<strong>und</strong>-verlag.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!