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<strong>05</strong> <strong>2016</strong><br />
Deutschland € 5,30 www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
ENTHÜLLT<br />
Das Luft- und Raum<br />
fahrt-Magazin<br />
Chinas<br />
Superfighter<br />
TOP-<br />
PILOTEN<br />
Das Elitetraining auf dem Eurofighter<br />
TECHNOLOGIE<br />
So funktioniert<br />
3D-Druck<br />
RAUMSTATION<br />
Die längste<br />
ISS-Mission<br />
NEUERÖFFNUNG<br />
München: Mehr Kapazität<br />
durch Satellitenterminal<br />
DREAM CHASER<br />
NASA bestellt Mini-Shuttle<br />
Österreich € 6,00, Schweiz sfr 10,<br />
Dänemark dkr 58, Benelux € 6,20,<br />
Slowakei € 8,40, Italien € 6,90<br />
ROLL-OUT EMBRAER E190-E2<br />
Die nächste Generation des Bestsellers
„Business first“ – gesteigerte Effizienz<br />
Vier Tage ILA: Synergien schaffen, Erfolgsrezept beibehalten<br />
Modernstes Messegelände, perfekt angebunden<br />
The focal<br />
point of aerospace<br />
1.– 4. Juni <strong>2016</strong><br />
Berlin ExpoCenter Airport<br />
www.ila-berlin.de<br />
Hosted by
Mai<br />
Kurs<br />
Über Satelliten könnten die<br />
Flugzeugpositionen weltweit<br />
verfolgt werden.<br />
Fluggeräte im Heft<br />
Positionsfrage<br />
14 Aurora LightningStrike<br />
(VTOL X-Plane)<br />
10 Airbus A321neo<br />
54 Chengdu J-20<br />
16 Eurofighter<br />
24 Embraer E190-E2<br />
44 Finmeccanica M-346<br />
Master<br />
50 Lockheed Martin KC-130J<br />
Harvest HAWK<br />
88 Lockheed PV-2 Harpoon<br />
12 Lockheed Martin<br />
Überschalljet (QueSSt)<br />
82 McDonnell XF-88 Voodoo<br />
8 Northrop Grumman B-21<br />
Fotos: ESA, Patrick Holland-Moritz<br />
La Réunion, Madagaskar und nun<br />
vielleicht kurz vor dem Kap der<br />
Guten Hoffnung – in den letzten<br />
Monaten brachten angeschwemmte Wrackteile<br />
immer wieder eines der größten Mysterien der<br />
Luftfahrt in Erinnerung. Ob die im März 2014<br />
verschwundene Boeing 777 der Malaysia Airlines<br />
jemals gefunden wird, ist dennoch fraglich. Keine<br />
Frage ist es dagegen, dass die Zivilluftfahrt ihre<br />
Lehren aus diesem Verlust ziehen muss. Es dauert<br />
allerdings sehr lange, bis die offensichtlichen Erkenntnisse<br />
in klare Vorschriften und die Einführung<br />
entsprechender Systeme umgesetzt werden.<br />
Denn dass ausgerechnet die genaue Position des<br />
Hightech-Produktes Verkehrsflugzeug nicht ständig<br />
auch bei Kontrollzentralen am Boden verfügbar<br />
ist, löste nach dem Verschwinden von Flug<br />
MH370 doch Verwunderung aus.<br />
Die internationale Zivilluftfahrtorganisation<br />
ICAO hat aber nun den Annex 6 der Chicago<br />
Convention um drei wichtige Punkte ergänzt:<br />
Verkehrsflugzeuge müssen demnach künftig über<br />
Systeme verfügen, die im Fall von Notsituationen<br />
automatisch jede Minute die Position an eine Bodenstation<br />
melden. Informationen des Flugdatenschreibers<br />
müssen schneller verfügbar sein, zum<br />
Beispiel durch Echtzeitübertragung. Schließlich<br />
muss die Speicherzeit des Stimmenrekorders<br />
künftig 25 Stunden betragen.<br />
Wie diese Vorgaben technisch umgesetzt werden,<br />
ist der Industrie freigestellt. Ideen und Angebote<br />
gibt es bereits, wie den Vorschlag von Inmarsat,<br />
wichtige Infos über Satellitenkommunikationsverbindungen<br />
einzusammeln. Auch wenn<br />
noch Details zum störungsfreien Betrieb geklärt<br />
werden müssen, sollte also eine schnelle Einführung<br />
das Ziel sein. Laut ICAO wäre dann jeder<br />
Unfallort mit einer Genauigkeit von zehn Kilometern<br />
zu lokalisieren – derzeit wird nach der 777 in<br />
einem 120 000 Quadratkilometer großen Seegebiet<br />
gesucht.<br />
Karl Schwarz<br />
Stellvertretender Chefredakteur<br />
Zahl<br />
des<br />
Monats138<br />
Zahl der Tornado-Aufklärungsflüge der Luftwaffe über Syrien (40 Prozent der Ziele ) und<br />
dem Irak (60 Prozent) im Januar und Februar <strong>2016</strong>. Die Einsätze dauerten zusammen<br />
402 Stunden. Die Daten werden 19 Staaten der Anti-IS-Koalition zur Verfügung gestellt.<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>-Digital<br />
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www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong> 3
36<br />
Größter Gast der Singapore<br />
Airshow war diese fabrikneue<br />
A380 von Qatar Airways.<br />
<strong>05</strong>/<strong>2016</strong><br />
INHALT<br />
TAKE-OFF<br />
16 Eurofighter-Ausbildung<br />
Erstmals führte die Luftwaffe in<br />
Laage einen Waffenlehrerkursus auf<br />
ihrem neuesten Kampfjet durch<br />
ZIVILLUFTFAHRT<br />
24 Roll-out der Embraer E190-E2<br />
Brasiliens E-Jets werden nach dem<br />
„neo-Prinzip“ aufgefrischt<br />
30 München eröffnet Satellitengebäude<br />
Neues Terminal schafft mehr Kapa zität und<br />
höheren Abfertigungskomfort<br />
WIRTSCHAFT<br />
36 Singapore Airshow <strong>2016</strong><br />
Im weltweit wichtigsten Flugzeugmarkt,<br />
Asien, propagieren die Hersteller Zuversicht<br />
BUSINESS AVIATION<br />
40 Heli-Expo in Louisville<br />
Die Hubschrauberhersteller haben derzeit<br />
mit sinkenden Absatzzahlen zu kämpfen<br />
43 GAMA-Zahlen 2015<br />
Jahresabschluss der General Aviation<br />
MILITÄRLUFTFAHRT<br />
44 Finmeccanica M-346<br />
In Lecce hat die Aeronautica Militare den<br />
ersten Kursus auf dem Trainer gestartet<br />
50 Lockheed Martin KC-130J<br />
Im Harvest-HAWK-Programm wurde die<br />
Hercules mit Flugkörpern bewaffnet<br />
4 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong><br />
40<br />
44<br />
Sikorsky bietet neben der S-76D<br />
einen Umrüstkit für die S-76C+ an.<br />
Mit der M-346 führen die Italiener<br />
ein neues Trainingsprogramm ein.<br />
Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper.<br />
Mehr Infos: www.flugrevue.de/epaper
MILITÄRLUFTFAHRT<br />
54 Chengdu J-20<br />
Chinas bester Jäger im Flugtestprogramm<br />
57 Airbus Helicopters HForce<br />
Bewaffnung für leichte Modelle<br />
58 Freundeskreis Luftwaffe<br />
Abschied von „Deci“ beschlossen<br />
TECHNIK<br />
64 Metallbauteile aus dem Drucker<br />
Premium AEROTEC fertigt Komponenten<br />
für den Airbus A400M in Serie<br />
70 Dem Kerntriebwerksschall auf der Spur<br />
Das DLR forscht für leisere Triebwerke<br />
RAUMFAHRT<br />
74 Neuer Schwung für das Mini-Shuttle<br />
Der Dream Chaser soll ab 2019 Fracht zur<br />
Internationalen Raumstation bringen<br />
78 340 Tage im All<br />
Die bisher längste Mission auf der ISS liefert<br />
Erkenntnisse für den Flug zum Mars<br />
80 Raumfahrt-News<br />
70<br />
Triebwerke werden immer leiser.<br />
Weiteres Potenzial untersucht ein<br />
EU-Projekt unter Leitung des DLR.<br />
www.flugrevue.de<br />
Bewaffnet mit kleinen Flugkörpern, kann<br />
50 die KC-130J Bodentruppen unterstützen.<br />
UNSERE TITELTHEMEN finden Sie hier<br />
54<br />
16<br />
24<br />
64<br />
78<br />
30<br />
74<br />
Der NASA-Astronaut Scott Kelly verbrachte<br />
78 fast ein Jahr auf der ISS.<br />
Fotos: Airbus, Carlson, Ganzmann, MTU, NASA, Niccoli<br />
Titelfotos: Embraer, Flughafen München, Petersen, Rupprecht, SNC<br />
HISTORIE<br />
82 McDonnell XF-88 Voodoo<br />
Die erste Voodoo konnte die Anforderungen<br />
der US Air Force nicht erfüllen<br />
RUBRIKEN<br />
3 Kurs im Mai<br />
6 Leserforum<br />
8 News<br />
35 AIRSpot<br />
68 Briefing: APU<br />
72 Berufe: Pilot<br />
73 Jobbörse<br />
86 Service Modelle, Termine, Impressum<br />
88 Nachbrenner: Lockheed PV-2 Harpoon<br />
90 Vorschau<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong> 5
Leserforum<br />
redaktion@flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>, Leuschnerstraße 1, 70174 Stuttgart<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> 04/16<br />
Gefragter Kämpfer<br />
Die Anfänge des Kampfhubschraubers Tiger<br />
reichen 25 Jahre zurück – und noch immer ist<br />
dieses Waffensystem nicht voll einsatzbereit.<br />
Wer der Ansicht ist, dass bei den Beschaffungsmaßnahmen<br />
der Bundeswehr etwas gewaltig<br />
schief läuft, der dürfte beim Airbus<br />
Helicopters Tiger eine Bestätigung dafür sehen.<br />
Immerhin, es werden nun Vorschläge<br />
für eine Kampfwertsteigerung diskutiert,<br />
welche – eventuell und wenn dafür die Gelder<br />
genehmigt werden – nach 2020 umgesetzt<br />
werden könnte. Allerdings steht zu befürchten,<br />
dass man bei Airbus versuchen<br />
wird, das Rad neu zu erfinden, wie man es<br />
bereits in der Vergangenheit des Öfteren getan<br />
hat. Ein Millimeterwellenradar, eine neue<br />
Lenkwaffe und die Fähigkeit, Drohnen zu<br />
steuern möchte man einrüsten. Es gibt genug<br />
Möglichkeiten, den Tiger zu verbessern. Dabei<br />
könnten auch bereits vorhandene Lenkwaffen<br />
und Systeme zum Einbau kommen.<br />
Mit diesen Lösungen „von der Stange“ ließen<br />
sich in erheblichem Maße Entwicklungszeit<br />
und Kosten einsparen, was ja nicht ganz unwichtig<br />
ist. Man muss eben nicht immer<br />
„Maßanfertigungen“ kaufen. Manchmal ist<br />
das teuerste Angebot auf dem Markt nicht<br />
gleichbedeutend mit der besten oder sofort<br />
verfügbaren Ware – eine Lektion, die man im<br />
Beschaffungsamt der Bundeswehr und in der<br />
Politik endlich einmal lernen sollte. Welche<br />
oder ob überhaupt eine Kampfwertsteigerung<br />
an den deutschen Tigern vorgenommen<br />
wird, ist eine Frage des Geldbeutels. Für unsere<br />
fliegenden Besatzungen wären diese<br />
Schreiben lohnt sich!<br />
Unter allen Leserbrief-Autoren des vergangenen<br />
Monats haben wir ein Kunststoff-<br />
Modell eines Condor Airbus A321 von<br />
Herpa im Maßstab 1:200 verlost. Die hochwertige<br />
Sammlerneuheit hat einen Wert von<br />
58,90 Euro und geht an unseren Leser<br />
Michael Jung aus Stendal.<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> 04/16<br />
Die neo-Premiere<br />
Sie schreiben, die zweite A320neo wäre am 12. Februar ausgeliefert worden, das ist<br />
falsch. Die D-AINB war bis zum Zeitpunkt, als dieser Leserbrief verfasst wurde (7. März)<br />
noch nicht ausgeliefert. Sie schreiben auch, dass nur die D-AINB (Foto) „First to Fly<br />
A320neo – less noise, less CO 2 “-Aufkleber trägt, auch das ist falsch. Die D-AINA hat<br />
auch diese Aufkleber, mindestens seit dem 12. Februar <strong>2016</strong>.<br />
Ulrich Hoppe, via Email<br />
Anm. d. Red.: Das zweite Flugzeug fliegt in der Tat noch immer nicht im Liniendienst.<br />
Dafür wurde die D-AINA mittlerweile mit „First to fly“-Aufklebern versehen.<br />
Maßnahmen jedoch wünschenswert, denn<br />
sie sollten über das beste mög liche Material<br />
verfügen, und nicht mit unzureichenden Mitteln<br />
in den Einsatz gehen müssen.<br />
Sven Korte, Attendorn<br />
•<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> 04/<strong>2016</strong><br />
Service: Modelle<br />
Vielen Dank, dass Sie auf die Bausätze, die an<br />
Zeitungskiosken erhältlich sind, eingegangen<br />
sind. Ich stand auch öfter an den ersten Ausgaben<br />
der „F-14 Tomcat“, habe es aber nach<br />
langem Überlegen sein lassen. Denn 1542<br />
Euro für das Endprodukt waren mir einfach<br />
zu viel.<br />
Michael Jung, Stendal<br />
•<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> 04/<strong>2016</strong><br />
Leserbrief zum Syrieneinsatz<br />
der Bundeswehr<br />
Auch die deutsche Luftwaffe (somit auch der<br />
Tornado) ist nur auf dem technischen Stand,<br />
den die Ersatzteilversorgung zulässt. Wenn<br />
Ersatzteile fehlen, geht das klar und deutlich<br />
auf den „Klarstand“ der Flugzeuge. Die Tornados<br />
wurden Anfang der 1980er Jahre über<br />
die Wako (Waffenkomponente Tornado) in<br />
Erding an die Einsatzverbände übergeben. Da<br />
die gesamte Tornadoflotte in Italien, Großbritannien<br />
und Deutschland modernisiert wird,<br />
kann auch jeder „Luftfahrtlaie“ davon ausgehen,<br />
dass sich der Tornado bei seinen Einsätzen<br />
vom Kosovo bis heute über Syrien und<br />
Irak voll bewährt hat. Deutschland wird seine<br />
Tornados bis 2040 im Einsatz haben. Der Einsatz<br />
in Syrien ist darüber hinaus legitim und<br />
notwendig.<br />
Wilfried Waltrapp, Poing<br />
•<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> 04/16<br />
Mühsal des eigenen Weges<br />
Ich verstehe die internationale Aufregung<br />
nicht, wenn Nordkorea einen wissenschaftlich-kommerziellen<br />
Satelliten startet. Ich bin<br />
sicher kein Verehrer von Kim Yong Un und<br />
seinem totalitären Staat, aber nach internationalem<br />
Weltraumrecht hat jeder Staat freien<br />
Zugang zum Weltraum, zumal die Nachbarstaaten<br />
Südkorea, Japan und China diesen<br />
ungehindert nutzen.<br />
Ulrich Bergemann, Eppertshausen<br />
Foto: Airbus<br />
Meinung<br />
gefragt<br />
Gerne veröffentlichen wir Ihre Meinung. Schicken Sie uns Ihren Leserbrief (für Rückfragen bitte unbedingt mit<br />
Adresse und Telefonnummer) an: E-Mail: redaktion@flugrevue.de, Fax: +49 711 182-1781<br />
Die in Leserbriefen geäußerte Meinung muss nicht mit der der Redaktion übereinstimmen. Wir behalten uns die Kürzung von Leserbriefen aus redaktionellen Gründen vor.<br />
6 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>-Leserreisen<br />
Top-Touren <strong>2016</strong><br />
Fotos: Hoeveler, Schwarz (3)<br />
Erleben Sie die besten Airshows der Welt<br />
bei einem unserer spannenden Trips. Duxford ist<br />
immer ein Muss für die Fans von Warbirds.<br />
Auf unserer großen US-Tour sind wir bei Boeing<br />
und auf der Nellis Air Force Base.<br />
Flying Legends in Duxford<br />
8. – 10. Juli <strong>2016</strong><br />
Die Flying Legends Airshow gilt zu Recht als bester Warbird- und<br />
Oldtimer-Flugtag in Europa. Vor allem die speziellen Gäste und die<br />
Großformationen faszinieren immer wieder. Mit uns sind Sie hautnah<br />
dabei! Zudem machen wir einen Abstecher zur Shuttleworth Collection<br />
mit ihren seltenen Flugzeugen aus den Anfangsjahren der Fliegerei.<br />
Preise:<br />
Doppelzimmer pro Person<br />
1099 Euro<br />
Einzelzimmer pro Person<br />
1299 Euro<br />
Royal International<br />
Air Tattoo in Fairford<br />
8. – 11. Juli <strong>2016</strong><br />
Die größte militärische Airshow<br />
der Welt ist nach wie vor eine<br />
Klasse für sich. Das Flugprogramm dauert rund acht Stunden und<br />
bietet eine tolle Mischung aus Kunstflugteams, aktuellen Kampfjets,<br />
Hubschraubern und Warbirds. Dazu kommt immer wieder eine Überraschung<br />
in der statischen Ausstellung. Auf dem Hin- und Rückweg nach<br />
Fairford besuchen wir das große Imperial War Museum in Duxford und<br />
die exklusive Sammlung des de Havilland Aircraft Museum.<br />
Preise:<br />
Doppelzimmer pro Person<br />
1599 Euro<br />
Einzelzimmer pro Person<br />
1799 Euro<br />
US-Supertour Seattle und Las Vegas<br />
7. – 13. November <strong>2016</strong><br />
Zum 100. Gründungstag des heute größten Luft- und Raumfahrtkonzerns<br />
der Welt besuchen wir Boeing in Seattle. Werfen Sie einen Blick<br />
in die Produktion in Everett, wo unter anderem der Jumbo Jet, die 777<br />
und die hochmoderne 787 entstehen. Gleich nebenan befindet sich die<br />
Flying Heritage Collection von Milliardär Paul Allen mit ihren flugfähigen<br />
Warbirds. Natürlich sehen wir uns auch im Museum of Flight um, einer<br />
der besten Sammlungen in den USA. Von Seattle geht es in die Spielerstadt<br />
Las Vegas, wo die US Air Force zum 75. Geburtstag der Nellis Air<br />
Force Base einen großen Flugtag plant. Dort stationierte, neueste<br />
Muster wie die F-22 und die F-35 werden genauso wenig fehlen wie<br />
das berühmte Kunstflugteam Thunderbirds.<br />
Preise:<br />
Doppelzimmer pro Person<br />
2499 Euro<br />
Einzelzimmer pro Person<br />
2899 Euro<br />
Ausführlicher Prospekt<br />
und Buchungen exklusiv bei:<br />
DER Deutsches Reisebüro GmbH & Co. OHG<br />
Rossmarkt 12, 60311 Frankfurt<br />
Tel.: 069/23 27 <strong>05</strong><br />
E-Mail: flugrevue-reisen@der.de
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
NORTHROP GRUMMAN B-21<br />
Das erste Bild des neuen Stealth-Bombers<br />
Deborah Lee James, Secretary of the Air Force, präsentierte<br />
am 26. Februar erstmals eine Zeichnung<br />
des Long-Range Strike Bombers, den Northrop<br />
Grumman entwickelt. Die Verwandtschaft zur B-2 ist nicht<br />
zu übersehen. Die Bezeichnung des neuen Bombers ist nicht<br />
etwa B-3 sondern B-21 – als erste Bomberentwicklung des<br />
21. Jahrhunderts. James sagte bei ihrer Rede auf dem Air<br />
Warfare Symposium in Orlando, dass man nun Namensvorschläge<br />
von den Angehörigen der USAF erbete. Neben<br />
Hauptauftragnehmer Northrop Grumman sind BAE Systems,<br />
GKN Aerospace, Janicki Industries, Orbital ATK,<br />
Rockwell Collins und Spirit Aerosystems an dem Programm<br />
beteiligt. Was die Firmen genau liefern, wurde allerdings<br />
nicht erwähnt. Das Triebwerk der B-21 wird von Pratt &<br />
Whitney geliefert, nachdem bei der B-2 General Electric<br />
zum Zuge gekommen war. Auch hierzu gab es keine Details.<br />
Foto: USAF<br />
Drehbare Gehäuse für den Open Rotor<br />
Der Luftfahrtzulieferer GKN Aerospace hat zwei Drehgehäuse an den französischen<br />
Triebwerkshersteller Snecma ausgeliefert. Die bei GKN Aerospace Schweden in Trollhättan<br />
hergestellten Module kommen bei einem Open-Rotor-Triebwerk mit Getriebefan zum Einsatz,<br />
das im Rahmen des EU-finanzierten SAGE2-Programms (Teil von Clean Sky) erprobt werden<br />
soll. Sie dienen als Nabe für die in zwei Reihen angeordneten Propeller und werden in das<br />
Antriebsmodul am Ende des Triebwerks eingebaut. Der Open-Rotor-Demonstrator wird in<br />
Istres endmontiert und bis Ende des Jahres ein Testprogramm durchlaufen.<br />
Foto: GKN Aerospace<br />
Foto: Sikorsky<br />
Zweite Sikorsky CH-53K im Flugtest<br />
Sikorsky hat mit zwei King Stallions inzwischen 35 Flugstunden absolviert<br />
und eine Geschwindigkeit von 220 km/h erreicht. Der neue Stand des<br />
Testprogramms wurde am 14. März anlässlich des Besuchs von General<br />
Robert B. Neller, Commandant of the Marine Corps, im Testzentrum West<br />
Palm Beach bekannt gegeben. Demnach flog die zweite CH-53K bereits<br />
am 22. Januar zum ersten Mal.<br />
8 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> www.flugrevue.de
Foto: Jim Larsen<br />
Letzter Flug der<br />
ersten Boeing 727<br />
Boeings 727-Prototyp E1 ist am 3. März<br />
mit einem letzten Flug von Everett zum<br />
Museum of Flight am Flughafen Boeing<br />
Field in Seattle überführt worden. Der<br />
nach seinem Einsatz bei United Airlines 25<br />
Jahre lang abgestellte Dreistrahler, Baujahr<br />
1963, wurde in zehnjähriger Arbeit von<br />
Freiwilligen wieder lufttüchtig gemacht,<br />
um dem historischen Flugzeug eine Zerlegung<br />
für den Lkw-Transport zu ersparen.<br />
Erstflug absolviert<br />
Rolls-Royce hat mit der Flugerprobung<br />
des Trent 1000 TEN begonnen. Die neue<br />
Triebwerksvariante für die Boeing 787 hob<br />
am 22. März an einer modifizierten Boeing<br />
747-200 zum Erstflug ab. Im Trent 1000<br />
TEN kommen Technologien des Trent XWB<br />
und aus dem Advance-Engine-Programm<br />
des britischen Triebwerksherstellers zum<br />
Einsatz, darunter ein neues Verdichtersystem<br />
und ein neues Turbinendesign. Durch<br />
die Veränderungen sollen Schub und Treibstoffeffizienz<br />
verbessert werden.<br />
Foto: Dirk Grothe<br />
Leonardo<br />
Der 75. Airbus<br />
A380 für Emirates,<br />
MSN207, steht vor<br />
der Übergabe in<br />
Hamburg.<br />
Der italienische Rüstungskonzern Finmeccanica<br />
soll in „Leonardo“ umbenannt<br />
werden. Der neue Name, der an Leonardo<br />
da Vinci erinnert, markiert den Abschluss<br />
der Reorganisation in „eine Firma“, bei der<br />
die eigenständigen Tochtergesellschaften<br />
wie AgustaWestland oder Alenia Aermacchi<br />
als Bereiche in den Konzern eingegliedert<br />
wurden. Die Sanierungsarbeiten zeigten<br />
2015 Wirkung. Bei 13 Mrd. Euro Umsatz<br />
gab es einen Betriebsgewinn von 884<br />
Mio. Euro, etwa 20 Prozent mehr als 2014.<br />
„ Unsere Neuausrichtung kommt<br />
gut voran.“<br />
Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender<br />
der Deutschen Lufthansa AG<br />
Expressfrachter für Paderborn/Lippstadt<br />
Eine zweimotorige Antonow An-26B ist seit März fest in Paderborn/Lippstadt stationiert.<br />
Der rund um die Uhr abrufbare Turboprop-Expressfrachter mit Heckrampe gehört der Fluggesellschaft<br />
Bright Flight Ltd. und kann bis zu 5,5 Tonnen Nutzlast europaweit transportieren.<br />
Besonders die Autoindustrie fragt diese eiligen Frachtcharterflüge nach, zum Beispiel<br />
für den Transport für Gummidichtungen, wofür auch schon mal ein zweites Flugzeug zum<br />
Einsatz kam. Bright Flight darf laut Genehmigung auch Gefahrgut, medizinische Ausrüstung<br />
und lebende Tiere befördern. Der Flughafen Paderborn/Lippstadt verfügt über eine 24-Stunden-Betriebsgenehmigung,<br />
sodass Ad-hoc-Expressfracht typischerweise schon zwei Stunden<br />
nach Auftragseingang in der Luft ist.<br />
Foto: Bright Flight<br />
Global Hawk<br />
fliegt mit SYERS-2<br />
Northrop Grumman hat erstmals<br />
einen normalerweise von der U-2<br />
genutzten Aufklärungssensor in der unbemannten<br />
RQ-4 geflogen. Bei SYERS-2<br />
handelt es sich um eine sehr große Multispektralkamera,<br />
die Bilder aus großen<br />
Distanzen schießen kann. Sie wurde mit<br />
Hilfe des neu entwickelten UPA (Universal<br />
Payload Adapter = universelle Nutzlasthalterung)<br />
unter dem Rumpf der<br />
RQ-4 installiert. Northrop Grumman<br />
wird den Adapter im Laufe des Jahres<br />
auch dazu verwenden, weitere bewährte<br />
Sensoren zu testen.<br />
Im Netz<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>-Newsletter unter<br />
www.flugrevue.de/newsletter<br />
Foto: Northrop Grumman<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 9
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
Foto: Airbus<br />
ZWEITE TRIEBWERKSVARIANTE IN DER <strong>FLUG</strong>ERPROBUNG<br />
A321neo mit Getriebefan-Triebwerken fliegt<br />
Bei Airbus in Hamburg-Finkenwerder ist am 9. März<br />
die erste A321neo mit den Getriebefans Pratt &<br />
Whitney Pure Power PW1100G-JM zum Erstflug gestartet.<br />
Damit befinden sich beide Antriebsvarianten des<br />
längsten neo-Familienmitglieds in der Flugerprobung. Den<br />
A321neo-Erstflug im Februar hatte dagegen ein Airbus mit<br />
dem alternativ angebotenen Triebwerk LEAP-1A von CFM<br />
International übernommen. Das Kurz- und Mittelstreckenmuster<br />
ist mit über 1100 festen Bestellungen bereits der<br />
Star der A320-neo-Familie. Das Flugzeug mit bis zu 240<br />
Passagierplätzen reicht kapazitätsseitig deutlich über die<br />
konkurrierende Boeing 737 MAX 9 mit maximal 220 Sitzen<br />
hinaus. Airbus will die erste A321neo noch vor Jahresende<br />
<strong>2016</strong> ausliefern. Das beschleunigte Erprobungs- und Zulassungsverfahren<br />
profitiert von den Ergebnissen der gerade<br />
erfolgten A320neo-Zulassung.<br />
Foto: General Atomics<br />
Predator B ER Long Wing im Test<br />
General Atomics Aeronautical Systems hat am 18. Februar in<br />
Gray Butte, Kalifornien, mit der Flugerprobung einer neuen Version<br />
der unbemannten MQ-9 Reaper/Predator B begonnen. Sie zeichnet<br />
sich durch längere Tragflächen aus. Die Spannweite der neuen Predator-B-Variante<br />
beträgt nun 22,25 Meter und damit 3,95 Meter<br />
mehr als die der Basisversion. Zudem wurden die Tanks vergrößert,<br />
sodass laut Hersteller Flugzeiten von über 40 Stunden möglich werden.<br />
Wichtig ist auch, dass die Flächen nun nach NATO-Standard<br />
konstruiert wurden und gegen Blitz- und Vogelschlag gesichert<br />
sind. Auch umfangreiche Zulassungstests wurden durchgeführt. Bei<br />
Bedarf kann eine Enteisungsanlage installiert werden. Zusätzliche<br />
Waffenaufhängungen sind ebenfalls vorhanden.<br />
Ende für die Super Etendard<br />
Die Dassault Super Etendard Modernisé der französischen<br />
Marineflieger haben ihre letzte Einsatzfahrt auf dem Flugzeugträger<br />
„Charles de Gaulle“ beendet. Die acht noch verbliebenen SEM der<br />
Flottille 17F verließen am 16. März vor Toulon den Träger und kehrten<br />
nach einem Formationsvorbeiflug zu ihrer Basis in Landivisiau<br />
(Bretagne) zurück. Künftig wird die „Charles de Gaulle“ nur noch<br />
mit Rafale-Kampfjets in den Einsatz gehen. Die letzte Fahrt führte<br />
die Super Etendards ab November 2015 in den Persischen Golf, von<br />
wo aus Ziele in Syrien und dem Irak angegriffen wurden.<br />
Foto: Marine Nationale<br />
10 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong>
A MULTI-SPECTRAL, HIGH-DEF, COMBINED<br />
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News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
AUFTRAG DER NASA<br />
Lockheed Martin entwickelt Überschall-Jet<br />
Die NASA treibt die Entwicklung eines Überschall-<br />
Passagierjets voran. Dafür vergab die US-Raumfahrtbehörde<br />
einen Auftrag für ein vorbereitendes<br />
Design eines „Low boom“-Flugzeugs (ohne lauten Überschallknall).<br />
Den Zuschlag für die Entwicklung der sogenannten<br />
Quiet Supersonic Technology (QueSST) erhält ein<br />
Team unter der Führung von Lockheed Martin in Palmdale,<br />
Kalifornien. Das Unternehmen erhält für die vorbereitenden<br />
Designarbeiten rund 20 Millionen Dollar über einen Zeitraum<br />
von 17 Monaten. Das QueSST-Flugzeug ist das erste<br />
einer Reihe von Experimentalflugzeugen, den sogenannten<br />
X-Planes, im Rahmen der New-Aviation-Horizons-Initiative<br />
der NASA. Diese X-Planes sollen in etwa halb so groß sein<br />
wie das Original. Design und Bau werden mehrere Jahre in<br />
Anspruch nehmen, die NASA rechnet mit dem Beginn von<br />
Flugtests für etwa 2020.<br />
Foto: NASA<br />
Foto: Airbus<br />
Geld für die FCAS-Entwicklung<br />
Frankreich und Großbritannien haben am 3. März bei einem Gipfel in Amiens<br />
die Entwicklung eines Prototyps für ein unbemanntes Kampfflugzeug bestätigt.<br />
Über zwei Milliarden Euro sollen investiert werden. Seit November 2014 läuft eine<br />
gemeinsame zweijährige Machbarkeitsstudie, für die etwa 120 Millionen Pfund<br />
aufgewendet wird. Sie soll nach den jetzt bestätigten Plänen ab 2017 in ein Demonstrationsprogramm<br />
übergehen, bei dem bis 2025 Prototypen des Future Combat<br />
Air System gebaut werden.<br />
Erster Airbus aus den USA fliegt<br />
Eine für jetBlue bestimmte A321 hat als erster in den USA montierter<br />
Airbus ihren Jungfernflug absolviert. Die Maschine mit der Werksnummer<br />
MSN6512 startete am 21. März um 9:36 Uhr Ortszeit in Mobile. „Wir bauen<br />
ein neues Zentrum für die Verkehrsflugzeugfertigung in den USA auf. (...)<br />
Dies ist nur das erste von noch vielen Flugzeugen“, so Daryl Taylor, Vice President<br />
und General Manager der Airbus US-Produktionsanlage.<br />
Foto: Dassault Aviation<br />
www.flugrevue.de
Foto: Paramount Group<br />
Waffensystem für die AHRLAC<br />
Boeing wird der südafrikanischen Paramount Group bei der Ausstattung des Mehrzweckflugzeugs<br />
AHRLAC mit Waffen- und Aufklärungssystemen helfen. Konkret geht es in<br />
dem neuen Kooperationsvertrag darum, dass der US-Hersteller ein Missionssystem für den<br />
zweisitzigen Schulterdecker entwickelt, das in der Lage ist, Sensoren und Waffen zu kontrollieren.<br />
Diese leistungsstärkere AHRLAC-Version (Advanced High Performance Reconnaissance<br />
Light Aircraft) soll den Namen Mwari erhalten, nach einem Vogel aus der südafrikanischen<br />
Mythologie. Für Boeing bedeutet der Vertrag mit Paramount den Einstieg in einen<br />
neuen Markt. Man will bei internationalen Verkaufsbemühungen zusammenarbeiten. Bisher<br />
gibt es für AHRLAC noch keinen Auftrag, doch laut Paramount steht man kurz vor einer<br />
Erstbestellung. Interesse gebe es im Nahen Osten, in Südamerka und in Afrika.<br />
EASA-Zulassung für<br />
Challenger 650<br />
Die Bombardier Challenger 650 hat ihre<br />
Musterzulassung durch die europäischen<br />
Behörden erhalten. Sie wurde im vergangenen<br />
Jahr bereits durch die amerikanische<br />
FAA zugelassen und in Dienst gestellt.<br />
Die ersten EASA-registrierten Kunden sollen<br />
das Flugzeug nach Angaben von Bombardier<br />
noch in diesem Jahr in Empfang<br />
nehmen. Die Challenger 650 ist die Weiterentwicklung<br />
der Challenger 6<strong>05</strong>. Sie besitzt<br />
ein neues Cabin Management System<br />
und moderne Cockpittechnik. Die Reichweite<br />
der 650 beträgt gut 7400 Kilometer.<br />
Foto: Bombardier<br />
Foto: Boeing<br />
Komponentenmontage der Boeing<br />
787-10 beginnt<br />
Boeing-Programmpartner Kawasaki hat Mitte März und<br />
mit zwei Wochen vor Plan mit dem Einbau der ersten Spante in<br />
die vordere Rumpfsektion der ersten Boeing 787-10 angefangen<br />
und damit die Komponentenmontage begonnen. Die auf<br />
68,27 Meter Rumpflänge<br />
gestreckte Dreamliner-Version<br />
soll<br />
ab 2018 ausgeliefert<br />
werden. Sie wird nur<br />
bei Boeing in South<br />
Carolina und nicht in<br />
Everett endmontiert.<br />
153 Flugzeuge sind<br />
bereits fest bestellt.<br />
❱❱❱ kurz notiert<br />
Das jüngste Mitglied der Cessna-Familie, die Citation<br />
Latitude, hat seine europäische Musterzulassung erhalten.<br />
Bereits im vergangenen Herbst wurde die Latitude durch die<br />
FAA zugelassen; Cessna sieht den Schlüsselmarkt für den<br />
neuen Midsize Business Jet jedoch in Europa.<br />
Nach ihrer Ausbildung in Manching haben die ersten vier<br />
H145M-Fluglehrer die neuen Mehrzweckhubschrauber der<br />
Luftwaffe am 2. März zu ihrem Heimatstandort in Laupheim<br />
überführt.<br />
Die Vereinigten Arabischen Emirate haben einen Vertrag für<br />
acht unbemannte Piaggio P.1HH HammerHead unterschrieben.<br />
Der Vertrag im Wert von 316 Millionen Dollar wurde vom<br />
VAE-Oberkommando mit der Firma Abu Dhabi Autonomous<br />
Systems Investments (ADASI) geschlossen.<br />
Zephyr für Großbritannien<br />
Airbus Defence & Space hat einen Auftrag des britischen<br />
Verteidigungsministeriums für den Bau und den<br />
Betrieb von zwei Zephyr-8-Pseudosatelliten für große<br />
Flughöhen erhalten. Das ultraleichte, solarbetriebene<br />
UAV erreicht Flughöhen von rund 20 000 Metern und<br />
ist für monatelange Flüge ohne Landung ausgelegt.<br />
Foto: Airbus<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 13
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
VTOL X-PLANE-PROGRAMM<br />
Aurora baut<br />
LightningStrike<br />
Aurora Flight Sciences entwickelt für die US-Militärs<br />
einen revolutionären Senkrechtstarter mit Kippflügeln<br />
und Hybridantrieb. Wenn bei Konstruktion und<br />
Bau keine Schwierigkeiten auftreten, soll das unbemannte<br />
Versuchsgerät etwa 2018 mit der Flugerprobung beginnen.<br />
Die Ziele sind ehrgeizig: Eine Höchstgeschwindigkeit von<br />
555 bis 740 km/h soll mit einer Effizienz im Schwebeflug<br />
wie bei einem Hubschrauber (75 Prozent) kombiniert werden.<br />
Der Widerstandsbeiwert soll im Reiseflug bei 10 liegen.<br />
Als Zuladung werden mindestens 40 Prozent der Abflugmasse<br />
von rund 5650 Kilogramm angestrebt. Um all diese<br />
Vorgaben zu erfüllen, haben Auroras Ingenieure ein neues<br />
Antriebskonzept entworfen. Eine AE-1107C-Wellenturbine<br />
von Rolls-Royce treibt nicht wie in der Osprey Rotoren an,<br />
sondern erzeugt über drei von Honeywell gelieferte Generatoren<br />
eine elektrische Leistung von drei Megawatt.<br />
Foto: Aurora, DARPA<br />
Foto: Airbus<br />
IndiGo stellt A320neo in Dienst<br />
Als zweiter Betreiber nach Lufthansa hat die indische Fluggesellschaft<br />
IndiGo am 18. März die neue A320neo in Dienst gestellt.<br />
Die IndiGo-Premierenflüge führten von Delhi nach Hyderabad und<br />
Nagpur. Die Inder sind mit 430 neo-Bestellungen Airbus-Großkunde,<br />
sie erwarten schon bis März 2017 die Lieferung von 24 Flugzeugen<br />
der neuen Serie. Die ersten 180 Flugzeuge der Lieferung<br />
werden mit Getriebefans von Pratt & Whitney ausgerüstet sein,<br />
diese leiden jedoch noch unter Kinderkrankheiten. Eine Triebwerksmodifikation<br />
und ein Software-Update sollen ab Juni Abhilfe schaffen.<br />
Wegen thermischer Probleme müssen die Getriebefans nach<br />
dem Anlassen und vor dem Abstellen bisher zur Kühlung jeweils<br />
noch drei Minuten am Boden ohne Leistung laufen.<br />
Q300 wird zum Umbaufrachter<br />
Bombardier und Umbaufrachter-Erstkunde Air Inuit Ltd. arbeiten<br />
gemeinsam an einem Programm (STC) zum Umbau gebrauchter<br />
Passagier-Q300-Turboprops in einen Frachter. Zunächst werden<br />
drei Flugzeuge mit einem großen seitlichen Frachttor am Rumpfheck<br />
nachgerüstet. Sie können dann 5,6 Tonnen Fracht auf Paletten oder<br />
als Stückgut transportieren. Die Kabinenfenster werden verschlossen.<br />
Die in Québec ansässige Air Inuit betreibt eine Flotte von 25 Flugzeugen,<br />
darunter zwei Q100 und zehn Q300. Die robuste Q300 kann<br />
auch auf Geröllpisten und unter polaren Bedingungen starten und<br />
landen; sie soll vor allem entlegene Siedlungen und Förderanlagen im<br />
Norden Kanadas mit Fracht versorgen.<br />
Foto: Bombardier<br />
14 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong>
FLIEGENDE LEGENDEN<br />
Nach langer Entwicklung erhob<br />
sich im Jahre 1900 der erste Zeppelin<br />
»LZ 1« mit beeindruckenden<br />
128 m Länge am Bodensee in die<br />
Luft. Durch die Jahre des Ersten<br />
Weltkrieges entwickelten sich<br />
die Fluggeräte immer weiter und<br />
fanden ihren Höhepunkt mit Großluftschiffen<br />
wie dem »Graf Zeppelin«<br />
oder der »Hindenburg«. Das<br />
weltbekannte Unglück der Hindenburg<br />
1937 beendete die Ära<br />
der Großluftschifffahrt auf dramatische<br />
Weise. Seit einigen Jahren<br />
erlebt der »Zeppelin NT« jedoch<br />
eine Renaissance. Autor Michael<br />
Bélafi ist profunder Kenner des<br />
Themas und hat die vorliegende<br />
Auflage um neues Bildmaterial<br />
und Erkenntnisse erweitert.<br />
240 Seiten, 250 Bilder,<br />
Format 3<strong>05</strong> x 240 mm<br />
ISBN 978-3-613-03850-9<br />
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Bücher über die Geschichte der Fliegerei<br />
gibt es viele. Dieses aber ragt aus der<br />
breiten Masse heraus, denn es stellt<br />
die Meilensteine der Luftfahrt grafisch<br />
an einem Zeitstrahl dar.<br />
160 Seiten,481 Bilder, Format 3<strong>05</strong> x 240 mm<br />
ISBN 978-3-613-03709-0<br />
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Auch mit seinem dritten Nostalgieband, lädt der Autor zu<br />
einer Reise in die Vergangenheit ein. Der Fokus liegt nicht<br />
alleine auf den historischen Flugzeugen sondern auch auf<br />
bedeutenden Persönlichkeiten sowie Ereignissen der zivilen<br />
Luftfahrt.<br />
176 Seiten,178 Bilder, Format 3<strong>05</strong> x 240 mm<br />
ISBN 978-3-613-03812-7<br />
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Take-Off<br />
Erster Waffenlehrerkurs<br />
mit dem Eurofighter<br />
HOHER<br />
Die Teilnehmer am ersten Waffenlehrerkurs der<br />
Luftwaffe auf dem Eurofighter haben ein äußerst<br />
anspruchsvolles Programm hinter sich. Jetzt sollen<br />
sie ihr Wissen in die Verbände tragen.<br />
AN<br />
Von STEFAN PETERSEN<br />
Fotos: STEFAN PETERSEN<br />
16 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> www.flugrevue.de
SPRUCH<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 17
Take-Off<br />
Erster Waffenlehrerkurs<br />
mit dem Eurofighter<br />
Während des Waffenlehrerkursus<br />
ging selbstverständlich der<br />
normale Ausbildungsbetrieb in<br />
Laage weiter. Hier ein Doppelsitzer<br />
beim Nachteinsatz.<br />
Der zweistrahlige Eurofighter ist<br />
der modernste Luftwaffen-Jet.<br />
Momentan sind die Waffenoptionen<br />
allerdings noch stark eingeschränkt.<br />
Die mehrmonatige Waffenlehrerausbildung<br />
umfasste das<br />
kom plette Einsatzspektrum in<br />
der Luft-Luft-Rolle. Auch nachts<br />
wurde geflogen.<br />
18 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
WIR WOLLEN<br />
FLIEGERISCHE<br />
VORBILDER<br />
Die angehenden Waffenlehrer wurden schrittweise an immer<br />
komplexere Szenarien herangeführt. Luftkämpfe von zwei<br />
bis vier Eurofightern gegen zahlreiche Gegner wurden geübt.<br />
Das Taktische Luftwaffengeschwader 73 wird derzeit von<br />
Oberst Bernhard Teicke geführt. Aus seiner Sicht liegen die<br />
Lehrgänge jetzt im Plan, die Wartezeiten wurden reduziert.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 19
Take-Off<br />
Erster Waffenlehrerkurs<br />
mit dem Eurofighter<br />
KOMPLEXER<br />
KURS<br />
FORDERT ALLE<br />
Laage hat eine günstige Lage<br />
relativ nahe der Ostseeküste.<br />
Über dem Meer können die<br />
Eurofighter auch ihre Düppelund<br />
Täuschkörperwerfer<br />
nutzen.<br />
Flugbetrieb auf dem zivil und<br />
militärisch genutzten Platz. Bei<br />
Bedarf kann vom TaktLwG 73<br />
auch die Alarmrotte Nord<br />
gestellt werden. Diese Aufgabe<br />
übernimmt ab Juli die wieder<br />
aufgestellte 1. Staffel.<br />
20 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Der Eurofighter-Schulverband verfügt über 16 einsitzige und<br />
10 doppelsitzige Jets. In zehn Jahren der Ausbildung wurden<br />
243 Lehrgangsteilnehmer geschult.<br />
Heute gehören 18 Fluglehrer permanent zum „Steinhoff“-<br />
Geschwader in Laage. Das ist nach wie vor knapp, doch die<br />
Regeneration funktioniert nun besser.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 21
Take-Off<br />
Erster Waffenlehrerkurs<br />
mit dem Eurofighter<br />
Die Simulatoren spielen bei der Eurofighter-Ausbildung eine wichtige Rolle.<br />
Am schwarzen Brett<br />
hängt ein Bord mit<br />
sechs Namen. Hinter<br />
jedem eine Strichliste, aufgeteilt in<br />
zwei Bereiche: „Kills“ und „Morts“ – Abschüsse<br />
und Niederlagen im Luftkampf.<br />
Und die Anzahl der „Kills“ übertrifft die<br />
der „Morts“ bei Weitem, getreu dem in<br />
großen Lettern auf ein Wandbild geprägten<br />
Motto: „Fight to fly, fly to fight, fight<br />
to win“ („Kämpfe, um fliegen zu können,<br />
fliege, um zu kämpfen, kämpfe, um zu<br />
gewinnen“). Das Wandbild, das einen Jet<br />
im Visierkreis eines Eurofighters zeigt,<br />
hängt bei der 1. Staffel des Taktischen<br />
Luftwaffengeschwaders 73 „Steinhoff“<br />
(TaktLwG 73 „S“) in Laage bei Rostock,<br />
die Inschrift ist der Leitspruch der neu<br />
geschaffenen Eurofighter-Waffenschule,<br />
und die sechs Namen gehören zu den Piloten<br />
aus Laage, Neuburg und Nörvenich,<br />
die den ersten Waffenlehrer-Lehrgang<br />
auf dem modernsten Kampfflugzeug<br />
der Luftwaffe durchlaufen haben –<br />
drei als Instruktoren und drei als Schüler.<br />
„Wir haben hier einen sehr hohen Anspruch“,<br />
sagt Oberstleutnant Julius K.,<br />
Leiter dieses ersten Fighter Weapons Instructor<br />
Course (FWIC). „Wir wollen<br />
nicht nur den Taktikexperten heranbilden,<br />
sondern auch fliegerische Vorbilder,<br />
die in Staffeln und Stäben ihre Expertise<br />
einbringen und bei einem möglichen<br />
Einsatz vorwegfliegen, und die nicht nur<br />
die Stärken und Schwächen gegnerischer<br />
Jets aus dem Effeff kennen, sondern auch<br />
in einem gemischten Großverband die<br />
eigenen Waffensysteme entsprechend ihrer<br />
Fähigkeiten einsetzen können.“ Oder<br />
kurz gesagt: „Top Gun“.<br />
Diese Leitsätze waren schon bei der<br />
feierlichen Lehrgangseröffnung am 14.<br />
September 2015 postuliert worden.<br />
„2004 war der letzte Waffenlehrer-Lehrgang<br />
auf F-4F Phantom, seitdem gab es<br />
keinen FWIC mehr für den Air-to-Air-<br />
Bereich“, sagt Julius K. Es sei eine Riesenherausforderung<br />
gewesen, nach elf<br />
Jahren Pause den neuen Kursus auf die<br />
Beine zu stellen. Erstmals lief ein FWIC<br />
als gemeinsamer Lehrgang mit Tornado-<br />
Crews ab, und erstmals waren auch Jägerleitoffiziere<br />
als Teilnehmer dabei.<br />
„Für diese beiden Command-and-Control-Schüler<br />
hatten wir einen sehr erfahrenen<br />
Controller als Lehrer in unserem<br />
Team“, sagt Julius K. Dieser sei eine große<br />
Bereicherung gewesen – besonders<br />
während der DACT-(Dissimilar Air<br />
Com bat Training-)Phase, in der nicht nur<br />
der Luftkampf gegen andere Eurofighter,<br />
sondern auch gegen verschiedene weitere<br />
Muster geübt wurde und in der die<br />
beiden Kursteilnehmer aus dem Radarführungsdienst<br />
sehr stark eingebunden<br />
waren.<br />
„Das wollen wir noch ausbauen und<br />
in Zukunft auch Lehrgangsteilnehmer<br />
aus dem Bereich Intelligence, also dem<br />
nachrichtendienstlichen Sektor, und der<br />
Missionsplanungszelle mit dazunehmen<br />
– eben alles Schlüsselpersonal, das zur<br />
Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung<br />
einer verbundenen Luftkriegsoperation<br />
gehört“, sagt Oberst Bernhard<br />
Teicke, Kommodore des TaktLwG 73<br />
„S“. Für die DACT-Phase im Februar<br />
wurde sogar eine verlegbare Führungsstation<br />
– ein Deployable Control and Reporting<br />
Center (DCRC) – auf dem Fliegerhorst<br />
aufgebaut. Von hier wurde das<br />
22 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
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Auch in Laage stehen statt der Shelter heute die typischen Boxen für den Eurofighter.<br />
Luftkampftraining geleitet. Zwar soll die<br />
Waffenschule später ins TaktLwG 71<br />
„Richthofen“ nach Wittmund verlagert<br />
werden, aber mindestens den zweiten<br />
Kurs wird es wohl noch im „Steinhoff“-<br />
Geschwader geben. Wegen des Einsatzes<br />
von Radar- und Infrarot-Täuschkörpern<br />
(Chaff/Flare) fanden viele Flüge über der<br />
Ostsee statt. „Wir nutzten alles, was der<br />
Eurofighter technisch zu bieten hat, und<br />
der Übungsgegner machte es für uns bei<br />
jedem Einsatz zu einer echten Herausforderung,<br />
gegen ihn erfolgreich zu bestehen“,<br />
so Oberstleutnant K.<br />
Begonnen hatte der in drei Blöcke<br />
eingeteilte Kurs mit einem vierwöchigen<br />
Theorieteil, der zusammen mit den Teilnehmern<br />
des Tornado-Waffenlehrer-<br />
Lehrgangs absolviert wurde. Während<br />
jene danach auf die US-Basis Holloman<br />
zurückkehrten, wo derzeit noch die fliegerische<br />
Aus- und Weiterbildung der<br />
Schwenkflügler-Crews stattfindet, reisten<br />
die Eurofighter-Piloten für zwei Wochen<br />
zum Systemunterstützungszentrum<br />
nach Manching. Hier erhielten sie eine<br />
eingehende Waffeneinweisung.<br />
Theoretischer Unterricht begleitete<br />
auch die Missionen in der zweiten, taktischen<br />
Phase. „Die begann mit Übungsluftkämpfen<br />
einer gegen einen im Nahbereich<br />
und steigerte sich von zwei gegen<br />
einen bis zwei gegen x andere Flugzeuge“,<br />
sagt Julius K. Danach wurden die<br />
Übungszenarien auf den Einsatz von<br />
Waffen über mittlere Entfernungen ausgedehnt<br />
– „und zwar bis zu vier versus x,<br />
auch unter Instrumentenflugbedingungen,<br />
bei schlechtem Wetter und bei<br />
Nacht sowie mit der Einbindung von<br />
Mitteln der elektronischen Kampfführung“,<br />
so der Lehrgangsleiter weiter. Am<br />
Ende dieser Phase sei zudem noch die<br />
Bedrohung durch bodengebundene Flugabwehrsysteme<br />
dazugekommen. „Und<br />
alles wurde vorher extensiv gebrieft und<br />
ebenso gründlich nachbereitet, mit sehr<br />
hohem Simulatoranteil.“<br />
Das Simulatorteam habe sehr viel<br />
zum Erfolg des Lehrgangs beigetragen:<br />
„Vor dem Kurs haben wir Szenarien und<br />
Bedrohungen festgelegt, die über Monate<br />
vorbereitet und programmiert wurden,<br />
um die Lehrgangsteilnehmer in einer<br />
komplexen synthetischen Umgebung auf<br />
die echten Missionen über der Ostsee<br />
vorzubereiten.“<br />
DEUTSCH-BRITISCHE<br />
ABSCHLUSSÜBUNG<br />
Den dritten und letzten Teil bildete die<br />
Mission-Employment-Phase, die zusammen<br />
mit dem Eurofighter-Waffenlehrerkurs<br />
der Royal Air Force durchgeführt<br />
wurde, und in dem der Einsatz großer<br />
Verbände verschiedener Flugzeugmuster<br />
gemeistert werden musste – sogenannte<br />
COMAOs (Combined Air Operations).<br />
„Da war alles dabei: britische Eurofighter,<br />
Tornados, Tankflugzeuge, AWACS<br />
und andere fliegende Plattformen“, erzählt<br />
Julius K. Diese Abschlussübung sowohl<br />
für den deutschen als auch den britischen<br />
Eurofighter-FWIC fand im März<br />
unter dem Namen „Cobra Warrior“ von<br />
der RAF-Basis Coningsby aus statt.<br />
Bei der gemeinsamen Graduation am<br />
9. April <strong>2016</strong> in Holloman kamen die<br />
Teilnehmer der Eurofighter- und Tornado-Kurse<br />
wieder zusammen. Wie wichtig<br />
die Führung diese Hochwertlehrgänge<br />
nimmt, lässt sich daraus ersehen, dass<br />
sich sogar der Inspekteur der Luftwaffe,<br />
Generalleutnant Karl Müllner, auf den<br />
Weg in die USA machen wollte.<br />
„Die Absolventen werden die Qualität<br />
sowohl der Crews selber als auch der<br />
Einsatzgrundsätze ihres Waffensystems<br />
Mit IRIS-T am Flügel und vier<br />
AMRAAMs hat der Eurofighter im<br />
Luftkampf flexible Möglichkeiten.<br />
deutlich anheben“, ist sich Generalmajor<br />
Günter Katz, Kommandeur der fliegenden<br />
Verbände und Kampfflugzeug-Beauftragter<br />
des Inspekteurs, sicher. Katz<br />
war selber Waffenlehrer auf F-4F und<br />
weiß: „Deren hohe Reputation rührte daher,<br />
dass sie durch die Fortbildung ihrer<br />
Kameraden für eine kontinuierliche Optimierung<br />
der Fähigkeiten sorgten.“<br />
Die Verantwortung der Lehrgangsteilnehmer<br />
beginne so richtig erst nach<br />
der Graduation, bestätigt der Lehrgangsleiter.<br />
Er hofft, dass die sechs Flugzeugführer,<br />
die nun stolz das neue Eurofighter-Waffenlehrerabzeichen<br />
tragen, in absehbarer<br />
Zeit als Instruktoren fungieren<br />
werden. „Zunächst aber müssen sie nun<br />
die Piloten in ihren Heimatgeschwadern<br />
auf das taktische Niveau bringen, das es<br />
ihnen erlaubt, Einsätze zu bestehen –<br />
und heil wieder zurückzukommen.“<br />
Denn das relativiert das Bord mit der<br />
„Kill/Mort“-Liste: „Es bedeutet gar<br />
nichts, wenn wir hier 20 Abschüsse bei<br />
nur fünf Niederlagen vermerkt haben“,<br />
sagt einer der Absolventen ernst. „Wir<br />
haben alle nur ein Leben.“<br />
FR<br />
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<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 23
Zivilluftfahrt<br />
Roll-out der Embraer E190-E2<br />
Das<br />
Brasiliens Flugzeugbauer Embraer will an den<br />
Welterfolg seiner Regionaljets mit einer neu<br />
motorisierten Flugzeuggeneration anknüpfen.<br />
Deren erstes Mitglied rollte jetzt aus der Halle.<br />
neo-Prinzip<br />
24 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Ein ferngesteuerter Schlepper zog die<br />
erste E2 vor das Hallentor.<br />
Von SEBASTIAN STEINKE<br />
Fotos: Embraer<br />
Mit einem Kurzstrecken-<br />
Roll-out nach klassischer<br />
Embraer-Art vom<br />
Hallentor direkt vor die gleich davor befindliche<br />
Tribüne in São José dos Campos<br />
begrüßte Embraer-Präsident und<br />
Vorstandschef Paulo Cesar Silva am 25.<br />
Februar das erste Familienmitglied seiner<br />
neuen Jet-Generation: die 36,2 Meter<br />
lange E190-E2: „Mit dem heutigen<br />
Tag machen wir einen großen Schritt in<br />
die Zukunft von Embraer. Und nach<br />
dem heutigen Tag wird der Markt sich<br />
noch stärker für dieses Programm interessieren<br />
und dessen kommerziellen Erfolg<br />
in aller Welt verstärken“, sagte Sil-<br />
va, bevor er das neue Flugzeug feierlich<br />
mit Champagner der Embraer-Hausmarke<br />
taufte, während eine Luftparade aller<br />
bisherigen Embraer-Produkte in Formation<br />
den Festort überflog.<br />
Embraer ist nach Bombardier, Airbus<br />
und Boeing der vierte große Flugzeughersteller,<br />
der mit einem neuen oder erneuerten<br />
Produkt im heiß umkämpften<br />
Markt der großen Regionalflugzeuge<br />
und der kleinen Standardrumpfflugzeuge<br />
antritt. Die Brasilianer bedienen dieses<br />
Segment nun mit der neuen E2-Familie<br />
mit 80 bis 130 Sitzen.<br />
Wie Airbus mit der A320neo und<br />
Boeing mit der 737 MAX setzt auch<br />
Embraer mit seiner Ende 2011 angekündigten<br />
E2-Baureihe auf ein preiswerteres<br />
Update bestehender Modelle, statt auf<br />
eine aufwendige, komplette Neuentwicklung.<br />
Die wagt Erzkonkurrent Bombardier<br />
mit der technisch perfekten, aber<br />
mit mindestens fünf Milliarden Dollar<br />
Entwicklungskosten deutlich kostspieligeren<br />
CSeries.<br />
Relativ überschaubare Entwicklungskosten<br />
in Höhe von 1,7 Milliarden Dollar<br />
(1,5 Mrd. Euro) veranschlagt Embraer<br />
für die neue Zweistrahlergeneration,<br />
die aus der E175-E2 (bis zu 88 Sitze bei<br />
78 cm Sitzabstand), der E190-E2 (bis zu<br />
106 Sitze) und der E195-E2 (bis zu 132<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong> 25
Zivilluftfahrt<br />
Roll-out der Embraer E190-E2<br />
Sitze) besteht. Die Premierenversion<br />
E190-E2 soll im Juli oder August zum<br />
Erstflug starten, mit vier Prototypen zur<br />
Zulassung gebracht werden und 2018 in<br />
den Liniendienst gehen. Später folgen<br />
noch zwei E195-E2-Prototypen für die<br />
2019 vorgesehene Indienststellung der<br />
längeren Schwester, und schließlich wird<br />
auch die kleinste Variante, die E175-E2,<br />
mit drei Prototypen auf die Indienststellung<br />
2020 vorbereitet.<br />
Neu sind vor allem die Triebwerke:<br />
Wie die A320neo wird die E2 vom neuesten<br />
Pratt & Whitney-Getriebefan, dem<br />
PW1900G, angetrieben. Das leicht<br />
schwächere PW1700G ist als Antrieb<br />
Mit Champagner begoss Embraer-Chef Paulo Cesar Silva beim Roll-out<br />
feierlich seinen neuen Hoffnungsträger, die E190-E2.<br />
für die kleinere E175-E2 vorgesehen.<br />
Der Getriebefan leistet mit einem imposanten<br />
Durchmesser von 185 Zentimetern<br />
und einem Nebenstromverhältnis<br />
von 12:1 im stärksten Schubrating der<br />
Variante PW1923G bis zu 102 Kilonewton<br />
Schub. Knapp 3200 Kilogramm wiegen<br />
Triebwerk und CFK-Gehäuse. Ein<br />
wenig wie bei der Boeing 737 MAX wurden<br />
die größeren Triebwerke an ihren<br />
Pylonen nun weit nach vorne und nach<br />
oben gerückt, um ein unverändertes<br />
Maß an Bodenfreiheit zu gewährleisten.<br />
Die Triebwerke hängen an einem aerodynamisch<br />
optimierten Flügel mit 33,7<br />
Metern Spannweite. Nach Angaben von<br />
Embraer ist dieser Metallflügel technologisch<br />
das Äußerste, was man noch aus<br />
Aluminium bauen kann. Für ein größeres<br />
Flugzeug wäre bei dieser Dimensionierung<br />
ein CFK-Flügel erforderlich geworden.<br />
Der Clou des Flügels sind seine<br />
„Raked Wingtips“, die entfernt an die<br />
der Boeing 777-300ER erinnern. Sie<br />
senken den induzierten Widerstand an<br />
den Flügelspitzen und lassen sich modular<br />
austauschen: Am größten Familien-<br />
Fotos: Embraer<br />
26 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
EMBRAER ZIELT AUF DIE SPITZENGRUPPE<br />
Mit bulligen Triebwerken, schlankem Rumpf und stark gestrecktem Flügel gibt<br />
die E2 ein markantes Bild ab.<br />
mitglied, der E195-E2, erhöht Embraer<br />
die Spannweite mit Hilfe vergrößerter<br />
Raked Wingtips um 140 Zentimeter auf<br />
dann 35,1 Meter.<br />
Während die E175-E2 einen leicht<br />
abgespeckten Flügel nutzt, teilen sich<br />
E190-E2 und E195E2 im Prinzip das<br />
gleiche Tragwerk. Trotz erhöhter Spannweite<br />
fällt die neue Generation noch in<br />
die ICAO-Flughafenkategorie C. Damit<br />
sind keine größeren Abstellplätze nötig.<br />
KABINE BIETET VIEL<br />
NUTZBAREN RAUM<br />
Die E190-E2 kommt mit 97 Passagieren<br />
auf 16 Prozent weniger Verbrauch pro<br />
Sitz gegenüber den Vorgängern. Ihre<br />
Reichweite steigt gegenüber den heutigen<br />
E-Jets um bis zu 1111 Kilometer auf<br />
5186 Kilometer. Damit schafft es der<br />
einstige Regionaljet beispielsweise von<br />
Paris nonstop bis an die Ostküste Kanadas<br />
oder ostwärts nach Riad oder Doha.<br />
Starten kann die E2-Familie trotz der<br />
gestiegenen Leistungen weiterhin von<br />
Flughäfen mit Startbahnlängen unter<br />
1900 Metern. Die mittelgroße E190-E2<br />
begnügt sich bei Standardtemperaturen<br />
und voll beladen sogar mit nur 1650<br />
Metern.<br />
An Bord besticht die sehr schlank<br />
wirkende Embraer-Familie weiterhin<br />
durch ihr für Regionalflugzeuge ungewöhnlich<br />
großes Raumangebot (Ganghöhe<br />
2,00 Meter). Bei typischer 2+2-Anordnung<br />
sind die Passagiersitze 46,5<br />
Zentimeter breit. An jedem Platz gibt es<br />
einen regelbaren Lüfter und eine Leselampe.<br />
Damit brauchen sich die E-Jets<br />
auch nicht vor größeren Standardrumpfflugzeugen<br />
zu verstecken. Dies gilt auch<br />
für die Gepäck fächer, die nun auf 56 x<br />
45 x 25 Zentimeter vergrößert wurden<br />
Embraer-Mitarbeiter bejubeln das neue Produkt. Die Brasilianer setzen<br />
in der Produktion anteilig auf mehr Handarbeit, die hier billiger ist.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong> 27
Zivilluftfahrt<br />
Roll-out der Embraer E190-E2<br />
Das Gruppenfoto mit den Embraer-Mitarbeitern zeigt, wie groß die brasilianischen Flugzeuge mittlerweile<br />
geworden sind. Bei 5186 Kilometern Reichweite kann man nicht mehr von Regionaljets sprechen.<br />
Fotos: Embraer<br />
und Rollkoffer quer zur Flugrichtung<br />
aufnehmen können.<br />
Das erneuerte Cockpit beherrschen<br />
vier große Bildschirme des Honeywell-<br />
Primus-Epic-2-Systems mit synthetischer<br />
Landschaftsdarstellung, 3D-Wetterradar<br />
und 40 Prozent vergrößerter Fläche.<br />
Zwei Blickfelddarstellungssysteme (HUD)<br />
und zwei kleine Seitenbildschirme des<br />
Electronic Flight Bag ergänzen den modernen<br />
Arbeitsplatz der beiden Piloten.<br />
Wie gehabt wird über die Embraer-typischen<br />
„Motorradlenker“ (und Seitenruderpedale)<br />
von Moog gesteuert, die auf<br />
eine elektronische Flugsteuerung der<br />
vierten Generation wirken. Sie baut auf<br />
dem Fly-by-Wire-System der klassischen<br />
E-Jets, der Legacy 500 und der KC-390<br />
auf, optimiert den Rudereinsatz widerstands-<br />
und treibstoffsparend und stabilisiert<br />
die Fluglage bei Böen in allen drei<br />
Dimensionen. Man kann Piloten herkömmlicher<br />
Embraer-Flugzeuge in drei<br />
Tagen auf die neue Generation umschulen.<br />
Dafür ist kein teurer Full-Flight-Simulator<br />
erforderlich.<br />
Die erste Embraer E190-E2 ist mit<br />
einer Testkabine mit vier Arbeitsplätzen<br />
für Ingenieure und zwölf Passagiersitzen<br />
ausgestattet. Die im Juni 2013 gelaunchte<br />
neue Embraer-Generation wahrt mit<br />
maximal 144 Passagiersitzen Distanz zu<br />
den größeren Jets von Boeing und Airbus.<br />
Bei den Flugleistungen, beim Bordkomfort<br />
und bei der technischen Ausstattung<br />
spielt Embraer aber in der Spitzengruppe<br />
mit, und dies als relativ<br />
kleiner Global Player. Rund 100 herkömmliche<br />
E-Jets baut Embraer derzeit<br />
pro Jahr. Ab etwa 2020 könnte die gesamte<br />
Fertigung auf die neue Flugzeugfamilie<br />
umgestellt sein. 267 feste Bestellungen<br />
und 373 Optionen liegen bereits<br />
vor. Erstkunden der zwischen 47 und 61<br />
Millionen Dollar teuren E2-Familie waren<br />
Skywest Airlines und das Flugzeugleasing-Unternehmen<br />
ILFC. Nach Embraer-Angaben<br />
hat man mit den E-Jets<br />
im Segment bis 130 Sitzen bereits einen<br />
Marktanteil von über 50 Prozent erreicht.<br />
FR<br />
Die neue Kabine erhielt größere<br />
Gepäckfächer.<br />
E2- Embraers neue Jets<br />
Die neue Familie im Überblick<br />
E175-E2 E190-E2 E195-E2<br />
max. Startmasse (MTOW) 44 650 kg 56 200 kg 58 700 kg<br />
max. Landemasse (MLW) 39 850 kg 48 730 kg 54 030 kg<br />
Nutzlast 10 600 kg 13 080 kg 16 150 kg<br />
Reichweite 3815 km 5186 km 3704 km<br />
(voll besetzt, ISA, Meereshöhe)<br />
Startstrecke 1900 m 1650 m 1880 m<br />
(MTOW, ISA, Meereshöhe)<br />
Landestrecke 1300 m 1315 m 1400 m<br />
(MLW, ISA, Meereshöhe)<br />
Dienstgipfelhöhe 12 500 m 12 500 m 12 500 m<br />
Höchstgeschwindigkeit Mach 0.82 Mach 0.82 Mach 0.82<br />
28 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong><br />
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Zivilluftfahrt<br />
München erweitert das Terminal<br />
München eröffnet<br />
neuen Satelliten<br />
30 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
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Von SEBASTIAN STEINKE<br />
Jetzt aber schnell: „Letzter Aufruf<br />
für Flug Lufthansa LH 4312 nach<br />
Chicago!“ mahnt die Lautsprecherdurchsage<br />
freundlich, aber bestimmt,<br />
bevor Gate L23 im neuen Satellitenterminal<br />
in München schließt. Bordkarte an<br />
den Scanner halten: Die Sperre öffnet<br />
sich.<br />
Dieser Lufthansa-Flug wird heute,<br />
Ende Januar, ausnahmsweise ohne jedes<br />
Flugzeug abgefertigt, denn wir sind beim<br />
Probebetrieb am neuen Münchner Satellitengebäude.<br />
Gut 100 Probepassagiere<br />
und zwei Dutzend Journalisten sollen<br />
die technischen Betriebsabläufe der Passagierabfertigung<br />
vor der Eröffnung des<br />
neuen Terminalbereichs im Verbund<br />
durchspielen. Einchecken, umsteigen,<br />
Sicherheitskontrolle, an einem der 52<br />
Gates „an Bord gehen“, ankommen, umsteigen,<br />
wieder abfliegen. Jeder Teilnehmer<br />
erhält zuvor seine Rolle, die er als<br />
Passagier spielen wird und bekommt bei<br />
Bedarf Handgepäck aus der Requisitenkammer<br />
des Flughafens. Zunächst gibt<br />
es eine ausführliche Einweisung, denn<br />
wir befinden uns auf einer aktiven Bau-<br />
Fotos: Flughafen München<br />
Die Baustellenbilder zeigen das Satellitengebäude<br />
noch ohne Fluggastbrücken.<br />
Eine vorgehängte Glasfassade sorgt für<br />
viel Licht und gute Wärmedämmung.<br />
Deutschlands zweitgrößter Drehkreuzflughafen,<br />
München, eröffnet am 26. April sein neues Satellitengebäude<br />
auf dem Vorfeld vor Terminal 2.<br />
Die <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> ist von dort bereits „gestartet.“<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 31
Fotos: Flughafen München, Sebastian Steinke<br />
Zivilluftfahrt<br />
München erweitert das Terminal<br />
stelle. Auch wenn das Terminal an vielen<br />
Stellen schon komplett fertig wirkt,<br />
könnten WC-Wegweiser noch ins Nichts<br />
oder Treppenhäuser in Sackgassen führen,<br />
werden die Teilnehmer des Probebetriebs<br />
informiert. Ein eigenes Netzwerk<br />
von Funknotrufsäulen ist im Terminal<br />
verteilt worden, um bei Bedarf sofort<br />
Hilfe holen zu können. Nur mit farbcodierter<br />
Warnweste darf man heute teilnehmen,<br />
in Neonrosa für Journalisten.<br />
Vom abgeklärten Vielflieger bis hin<br />
zur flugbegeisterten Bayerin, die noch<br />
nie in einem Flugzeug gesessen hat,<br />
reicht das Spektrum der Probepassagiere,<br />
die dunkelgrüne Westen tragen und<br />
als Entlohnung lediglich ein Mittagessen<br />
erhalten. Sie werden auf ihren Wegen<br />
durch das 609 Meter lange Terminal<br />
mit sechs Etagen, davon vier Passagierebenen,<br />
von orange gewandeten Flughafenmitarbeitern<br />
begleitet und genau beobachtet:<br />
Findet man alle Wege auf Anhieb,<br />
oder läuft man in die Irre? Hängen<br />
die Hinweisschilder an den richtigen<br />
Stellen? Gibt es Flaschenhälse im Ablauf?<br />
Gehen gar Passagiere verloren?<br />
<strong>FLUG</strong> VON „UNCLEAN“<br />
NACH „SCHENGEN“<br />
Mit ganzen Serien von Probebetriebstagen,<br />
typischerweise an zwei Tagen<br />
pro Woche, tastet sich der Flughafen<br />
an die Eröffnung heran. Dabei werden<br />
bevorzugt kompliziertere Umsteigeverbindungen<br />
geübt, die im Satellitengebäude<br />
auf unterschiedlichen Etagen abfertigt<br />
werden: aus dem Schengen-Raum<br />
in die USA, also mit Zusatzkontrolle,<br />
aus „unreinen“ Staaten in den Schengen-<br />
Raum hinein – und dazwischen in die<br />
entsprechenden Lounges – und natürlich<br />
im reinen EU-Inlandsverkehr. Aufgrund<br />
dieser Betriebserfahrungen werden die<br />
Details optimiert. Immerhin sollen hier<br />
bald bis zu elf Millionen Passagiere pro<br />
Jahr zusätzlich abgefertigt werden, um<br />
dem dynamisch wachsenden Aufkommen<br />
gerecht zu werden.<br />
Auch für das Abfertigungspersonal<br />
der Airlines und des Flughafens, aber<br />
auch für die Feuerwehr, die Bundespolizei,<br />
den Zoll und andere Profis sind die<br />
Probebetriebstage willkommene Generalproben<br />
in der 125 800 Quadratmeter<br />
großen, neuen Arbeitsumgebung.<br />
Manchmal wird die ganze Gruppe von<br />
Probepassagieren gebündelt und wie eine<br />
Herde auf einem Flugsteig versammelt,<br />
um dann nach einem Startkommando<br />
von dort ins Terminal zu stürmen.<br />
Sogar Zollhund Pitt darf heute<br />
schon einmal probeschnüffeln, ob hier<br />
etwa Verbotenes eingeführt wird.<br />
Im 650 Millionen Euro teuren erweiterungsbau<br />
– innen vermittelt er die bewährt-übersichtliche<br />
Ästhetik des Terminals<br />
2 – findet man sich auf Anhieb gut<br />
zurecht. Noch arbeiten überall Handwerker,<br />
vor allem um Läden und Gastronomie<br />
pünktlich mit allen Einbauten<br />
auszustatten. Herzstück des Gebäudes<br />
ist ein Lichthof rund um den Vorfeldtower,<br />
der wie ein Säule das Terminal<br />
durchstößt. Der Lichthof, mit Ausblick<br />
nach Osten, heißt nennt sich „Viktualienmarkt“<br />
und soll vor allem die gastronomische<br />
Hauptanlaufstelle für die Passagiere<br />
sein.<br />
Diese nutzen „landseitig“ auch die<br />
herkömmlichen Anlagen im Terminal 2<br />
mit, falls sie in München aussteigen, einchecken<br />
oder Koffer<br />
aufgeben und abholen.<br />
In der Mitte des Terminals<br />
2 führen neue<br />
Rolltreppen ins Untergeschoss<br />
E01, wo die<br />
neue Bombardier-Kabinenbahn wartet.<br />
Sie bringt fahrerlos mit einer Geschwindigkeit<br />
von 30 km/h in etwa 60 Sekunden<br />
die Fluggäste unter dem Vorfeld<br />
zum Satellitengebäude oder zurück. Die<br />
drei Züge mit zwölf Waggons können<br />
bis zu 9000 Passagiere pro Stunde und<br />
Richtung befördern. Dabei reisen die<br />
Fluggäste im Zug getrennt nach den<br />
Kontrollgruppen „Schengen“, „Non-<br />
Schengen“ und „un clean“.<br />
Für die Lufthansa-Passagiere, und jene<br />
der Star Alliance bedeutet das neue<br />
Terminal auch den Abschied von einem<br />
Großteil der ungeliebten Vorfeld-Busfahrten.<br />
Bis zu 19 Großraumflugzeuge,<br />
inklusive der A380, oder bis zu 27 Standardrumpfflugzeuge<br />
passen an das neue<br />
Satellitengebäude und ermöglichen das<br />
wettergeschützte Ein- und Aussteigen.<br />
Dort will Lufthansa ihre Passagiere zudem<br />
in neuen Lounges auf 4500 Quadratmetern<br />
Fläche verwöhnen.<br />
Das Satellitengebäude wird, wie bereits<br />
Terminal 2, gemeinsam von Luft-<br />
Der „Viktualienmarkt“<br />
bildet das<br />
Herzstück des<br />
neuen Gebäudes.<br />
Dank Satellitengebäude<br />
kann<br />
München weiter<br />
wachsen.<br />
32 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
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Zollhund Pitt beschnüffelt beim Probebetrieb<br />
„ankommende“ Passagiere.<br />
Testbetrieb unter Beobachtung. Nur mit<br />
Bordkarte geht es durch die Sperre.<br />
Die neuen Körperscanner zeigen grobe<br />
Umrisse, aber genaue Verdachtsflächen.<br />
Eine Kabinenbahn pendelt unterirdisch<br />
vom Terminal 2 zum Satelliten.<br />
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Zivilluftfahrt<br />
München erweitert das Terminal<br />
DER SATELLIT WUCHS AN<br />
EINER NABELSCHNUR<br />
hansa (40 Prozent) und dem Flughafen<br />
München (60 Prozent) gebaut und betrieben.<br />
Entworfen hat es das Münchner<br />
Architektenbüro Koch & Partner, das<br />
auch schon Münchens Terminal 2 baute.<br />
Lufthansa hat angekündigt, ihre ersten<br />
10 von 25 bestellten Airbus A350 in<br />
München zu stationieren. Ab Januar<br />
2017 startet der neue Zweistrahler aus<br />
Bayern nach Boston und Delhi. Schon<br />
ab Mai kommen das nun ganzjährig bediente<br />
Langstreckenziel Denver sowie<br />
Porto, Southampton und das polnische<br />
Rzeszów in Europa hinzu. Ab dem 4. Juli<br />
wird auch Teheran bedient. Das Lufthansa-Drehkreuz<br />
München steuert der<br />
neue „Hub-CEO“ Thomas Winkelmann,<br />
vormals Chef von Germanwings. Er hat<br />
in Bayern bereits die Einstellung von<br />
700 Mitarbeitern, vor allem Boden- und<br />
Kabinenpersonal, für dieses Jahr versprochen.<br />
Auf den Münchner Erweiterungsbau<br />
dürfte man von der Berliner BER-Baustelle<br />
aus sehnsuchtsvoll herüberblicken:<br />
hatten die Bayern doch, anders als die<br />
„Preußen“, die Expansion nicht nur als<br />
Wachstumsidee für die ferne Zukunft<br />
grob skizziert, sondern sie bereits – mit<br />
einem Sockelgeschoss, der sogenannten<br />
„Gepäcksortierhalle“ – zeitgleich mit<br />
Terminal 2 errichtet. Dazu gehörten<br />
auch noch ein Förderbandtunnel unter<br />
dem Vorfeld, ein Vorfeldtower und der<br />
Rohbau für den Tunnel einer automatischen<br />
Kabinenbahn als Verbindung zum<br />
Satellitengebäude.<br />
Als es nun mit der Erweiterung ernst<br />
wurde, brauchten die Bayern nur noch<br />
aufzustocken, die Kabinenbahn im leeren<br />
Tunnel zu verlegen und den Betrieb<br />
aufzunehmen. Am Flughafen BER ist dagegen<br />
noch nicht einmal entschieden<br />
worden, ob ein nach Passagierkapazität<br />
bereits nötiges Satellitengebäude über<br />
eine Brücke oder durch einen Tunnel angeschlossen<br />
würde. Letzterer erfordert<br />
das Aufreißen des nagelneuen Vorfelds.<br />
Die Sache einfacher gemacht haben<br />
sich die Bayern auch bei den eigentlichen<br />
Bauarbeiten. Statt das inselartige<br />
Gebäude im Sicherheitsbereich eines aktiven<br />
Flughafens zu bauen und es immer<br />
nur nach strenger Kontrolle betreten zu<br />
dürfen – jeder Baustellenlaster hätte eine<br />
Vorfeldbegleitung gebraucht –, klammerten<br />
sie die Baustelle aus dem Sicherheitsbereich<br />
aus und legten eine dünne<br />
Baustraße wie eine Nabelschnur von Osten<br />
in den nun öffentlichen Baustellenbereich.<br />
Damit konnten Baumaterial<br />
und Bauarbeiter ungestört auf die Baustelle<br />
gelangen, was die Abläufe enorm<br />
beschleunigte. Mit dem Gebäude wuchs<br />
ein zuletzt haushoher Baustellenzaun<br />
um die Fassade<br />
mit, der das bereits<br />
aktive Vorfeld vom<br />
Baustellenbereich<br />
trennte.<br />
Mit der Eröffnung<br />
des Satellitengebäudes wächst die<br />
Kapazität des Münchner Terminals 2 auf<br />
36 Millionen Fluggäste pro Jahr. Nun<br />
stehen 52 gebäudenahe Abfertigungspositionen<br />
zur Verfügung. Damit stellt sich<br />
die Frage, wann die Flughafengesellschafter<br />
dem Drehkreuz München<br />
grünes Licht für den Bau einer dritten<br />
Startbahn im Nordosten geben, für die<br />
seit 2014 der Planfeststellungsbeschluss<br />
vorliegt. In seiner Strategie 2025 hat<br />
Schon vor der Eröffnung parkten<br />
Jets rund um das neue Gebäude.<br />
Check-in-Personal prüft das<br />
Computersystem.<br />
sich der Flughafen bereits zum Bau dieser<br />
dritten Piste bekannt. Ebenfalls steht<br />
die Verbesserung der Schienenanbindung<br />
auf dem Programm. Mit insgesamt<br />
41 Millionen Fluggästen belegte der<br />
Flughafen München im Jahr 2015 in Europa<br />
Platz sieben beim Aufkommen und<br />
wies mit 135 Millionen Euro einen neuen<br />
Rekordgewinn aus. Bis zum Jahr<br />
2025 erwarten die Bayern rund 58 Millionen<br />
Passagiere bei 590 000 Flugbewegungen.<br />
FR<br />
T2-Satellit München<br />
Daten und Fakten<br />
Baubeginn: Frühjahr 2012<br />
Eröffnung: April <strong>2016</strong><br />
Kapazität: <br />
11 Mio. Passagiere<br />
Bruttogeschossfläche (Neubau): 125 800 m²<br />
Länge: 609 m<br />
Breite: 53 m<br />
Gebäudepositionen: 27<br />
Gates: 52<br />
Lounges: 5 auf über 4500 m²<br />
Außenfassade: ca. 20000 m²<br />
Innenfassade (Klimafassade): ca. 16200 m²<br />
Natursteinboden: ca. 55000 m²<br />
Innentüren: rund 1400<br />
Geländer: <br />
ca. 2100 m<br />
Fotos: Flughafen München, <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>/Steinke<br />
34 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
AirSpot<br />
In unseren AirSpot-Highlights des Monats finden Sie Fotos von besonderen Flugzeugmustern,<br />
exotischen Einsätzen an ungewöhnlichen Orten, seltenen Lackierungen<br />
und fliegenden Raritäten aus der Welt der Flugzeug-Spotter.<br />
Max Kaiser,<br />
Düsseldorf<br />
Mit einer Tierschutz-Sonderlackierung<br />
„United for Wildlife“ machte sich die<br />
Emirates-A380, A6-EDG am 19. Februar<br />
von Düsseldorf auf den Rückweg<br />
nach Dubai (Foto). Zwei Tage später<br />
kam auch das Schwesterflugzeug<br />
A6-EEI, „Endangered Species“, an den<br />
Rhein.<br />
Marcel Vöse,<br />
Ushuaia, Argentinien<br />
Mit ihrer Iljuschin IL-76TA, UP-17601<br />
führt Air Almaty von Argentiniens<br />
südlichster Stadt Ushuaia aus Versorgungsflüge<br />
in die Antarktis durch.<br />
Marcel Vöse erwischte den Vierstrahler<br />
am 6. Februar beim Rollen zum Start vor<br />
der malerischen Kulisse.<br />
Christoph Flink,<br />
Brüssel, Belgien<br />
Ein neuer Frachter im Bestand von<br />
EAT aus Leipzig ist seit Ende Januar der<br />
Airbus A300B4-622R(F), D-AEAA. Der<br />
von ILFC geleaste Zweistrahler, Baujahr<br />
1995, war zuvor an ASL Airlines Ireland<br />
vermietet und trägt neben der deutschen<br />
Registrierung übergangsweise<br />
noch die Farben des Vorbetreibers.<br />
Dirk Grothe,<br />
Hamburg<br />
Mit Delta-Lackierung und mit deutscher<br />
„Delta“-Registrierung kehrte der erste<br />
Airbus A321, MSN6923, des amerikanischen<br />
Branchenriesen am 14. März<br />
als D-AVZL vom Kundenabnahmeflug<br />
nach Hamburg-Finkenwerder zurück.<br />
Mittlerweile wurde der Zweistrahler als<br />
N310DN an Delta ausgeliefert.<br />
Bitte beachten Sie auch unsere große Foto-Community im Internet. Auf der<br />
Webseite http://community.flugrevue.de/ finden Sie immer die neuesten Aufnahmen<br />
unserer Leser. Die Teilnahme ist für alle Einsender kostenlos.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong> 35
Wirtschaft<br />
Luftfahrtmesse Singapur<br />
Beschworene<br />
Zuversicht<br />
Trotz der Wirtschaftsturbulenzen in Asien<br />
bleiben die Flugzeughersteller zuversichtlich:<br />
Asien wächst ungebrochen zum wichtigsten<br />
Luftfahrtmarkt der Welt heran.<br />
Fotos: Airbus (3), ASDS, Steinke<br />
Von SEBASTIAN STEINKE<br />
Messezeit in Singapur: In wenigen<br />
Jahren hat es die seit<br />
2008 auf dem heutigen Gelände stattfindende<br />
Singapur Airshow geschafft, sich<br />
in der Spitzengruppe der globalen Luftfahrtmessen<br />
zu etablieren. 80 000 allgemeine<br />
Besucher am ausverkauften Publikumswochenende,<br />
50 000 Fachbesucher<br />
(plus sieben Prozent) an den drei Fachbesuchertagen<br />
zuvor und 274 VIP-Delegationen<br />
(plus fünf Prozent) aus 76<br />
Ländern belegen den Aufwärtstrend.<br />
Denn in Asien spielt die Musik. Hier findet<br />
das Wachstum statt, und hierhin<br />
werden die meisten Flugzeuge verkauft.<br />
Aber gilt das auch noch künftig, nach<br />
Börsenbeben, Inselstreitereien und<br />
Atombombentests?<br />
„Südostasien bleibt ein wichtiger<br />
Markt für Boeing, wo die Airlines in den<br />
nächsten 20 Jahren 3750 neue Verkehrsflugzeuge<br />
im Wert von 550 Milliarden<br />
Dollar benötigen werden“, versicherte<br />
der Boeing-Vorstand für die Region, Dinesh<br />
Keskar, am Vortag der Messeeröffnung<br />
in Singapur. Boeing unterhält in<br />
Singapur das weltweit größte Trainingszentrum<br />
seiner Flight-Services-Tochter.<br />
Über 300 Verkehrsflugzeuge hat man im<br />
Lauf der Jahrzehnte in den kleinen<br />
Stadtstaat mit 5,4 Millionen Einwohnern<br />
geliefert, darunter 77 Boeing 777 für<br />
Singapore Airlines und im letzten Jahr<br />
die erste 787 für deren Tochter Scoot.<br />
Laut Dinesh Keskar habe aktuell noch<br />
kein asiatischer Boeing-Kunde Flugzeuge<br />
abbestellen oder auch nur Ausliefe-<br />
36 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Im Messe-Flugprogramm<br />
traten<br />
auch die Black<br />
Eagles aus Korea<br />
mit der T-50 auf.<br />
Flugbegeisterte<br />
Schüler und<br />
Studenten stellten<br />
einen großen Teil<br />
des Publikums.<br />
rungen verzögern wollen. Der Markt sei<br />
stabil. Bei Boeing beobachte man allerdings<br />
den Trend, dass die in Asien bestellten<br />
Flugzeuggrößen schrumpften, da<br />
hier neue Märkte erschlossen würden,<br />
die mit kleinerem Gerät und mit möglichst<br />
vielen Frequenzen bedient würden.<br />
70 Prozent der hier bestellten Flugzeuge<br />
seien Standardrumpfmuster. Weit<br />
mehr als die Hälfte der Flugzeugbestellungen<br />
aus Asien sei für das Wachstum<br />
gedacht und nicht zum Ersatz älterer<br />
Jets.<br />
Scoot hatte ihren<br />
neuen Dreamliner<br />
mit „Bo-eng“<br />
beschriftet.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 37
Wirtschaft<br />
Luftfahrtmesse Singapur<br />
Natürlich ging es bei Boeing in Singapur<br />
auch um das „Middle of the<br />
Market“-Flugzeug (MoM), ein mögliches<br />
Muster angesiedelt zwischen Boeing 737<br />
MAX 9 und 787-8, mit dem der Hersteller<br />
den Verkaufserfolg der A321neo stören<br />
könnte. Fest stehe nur, dass man ein<br />
solches Muster nicht auf Basis einer<br />
überarbeiteten Boeing 757 konzipieren<br />
werde, erfuhr die <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> aus<br />
hochrangigen Boeing-Kreisen in Singapur.<br />
Manche Kunden hätten wohl am<br />
liebsten ein kleines Großraummuster<br />
zum Preis eines Standardrumpfjets, hieß<br />
es bei Boeing abwartend. Am Ende müsse<br />
sich „MoM“ aber auch für den Hersteller<br />
rentieren. Mit einem Erscheinungstermin<br />
ab dem Jahr 2022 habe<br />
man für diese Entscheidung noch Zeit.<br />
Zuversichtlich in Sachen Asien gab<br />
sich auch Airbus: Die Region habe 2015<br />
für 40 Prozent des Netto-Auftragseingangs<br />
bei Airbus gesorgt und sogar für<br />
44 Prozent der Auslieferungen, berichtete<br />
Airbus-Vorstandschef Fabrice Brégier<br />
in Singapur. Die A350 sei unter anderem<br />
von Singapore Airlines, Cathay, Thai<br />
und China Airlines bestellt worden, die<br />
A380 neu von Iran Air und ANA. Mit<br />
Joint Ventures für Trainingszentren und<br />
die Ersatzteilversorgung sei Airbus in<br />
Singapur präsent.<br />
MESSEGELÄNDE WIRD ZUR<br />
<strong>FLUG</strong>HAFENBAUSTELLE<br />
Beide Hersteller zeigten auf dem Messegelände<br />
auch ihr großes Gerät: Boeing<br />
zeitweise eine 787 von Scoot, Airbus eine<br />
A350 und eine A380 von Qatar Airways<br />
sowie eine zweite A350 der Testflotte,<br />
die als Kabinendemonstrator<br />
diente. Für den größten Aufritt sorgten<br />
die Katarer aber außerhalb der Messe:<br />
Auf Singapurs Ferieninsel Sentosa eröffnete<br />
Qatar-Airways-Chef Akbar Al Baker<br />
die neue Hauptattraktion des Kinder-Freizeitparks<br />
KidZania: In dem,<br />
ganz nach asiatischem Geschmack, stark<br />
auf Erziehung, Berufswahl und Karriere<br />
zielenden Vergnügungspark können<br />
künftig junge Singapurer in die Rolle eines<br />
Piloten, Flugbegleiters oder Mitarbeiters<br />
des Bodenpersonals schlüpfen.<br />
Qatar Airways ließ dazu in einer Halle<br />
auf der Ferieninsel eine originale Boeing<br />
737-800 aufhängen, die von zwei Flugsimulatoren<br />
und einer originalen Check-<br />
Singapurs Luftwaffe zeigte ihre Speerspitze F-15SG, die F-16 und die Chinook.<br />
38 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
in-Zone mit Schaltern, wie auf einem<br />
Flughafen, flankiert wird. Rund 2,3 Millionen<br />
Euro hat sich Qatar Airways diese<br />
Attraktion kosten lassen. Rund 500 000<br />
Besucher im Jahr werden erwartet. „Wir<br />
garantieren allen Kindern hier Jobs“,<br />
versprach Qatar-Airways-Chef Al Baker<br />
in Singapur. „Wir wachsen jedes Jahr<br />
zweistellig, und dies seit Langem.“ Nebenbei<br />
macht die Linienfluggesellschaft<br />
ihre Marke so auch geschickt bei den<br />
aufstrebenden Asiaten bekannt.<br />
Zurück zum Messegelände in Changi<br />
East. Auch hier zeichnen sich die Wachstumsperspektiven<br />
deutlich ab: Rund um<br />
das Messegelände am Rand eines bisherigen<br />
Militärflughafens verdichten Planierraupen<br />
das Gelände, denn hier entsteht<br />
die Erweiterung des Flughafens<br />
von Singapur. Die Startbahn des Militärflughafens<br />
wird dazu verlängert und zur<br />
dritten Bahn des Drehkreuzflughafens<br />
Changi umgewidmet; parallel wird dieser<br />
mit mehreren Terminals erweitert.<br />
Die Militärs ziehen dann auf eine neue,<br />
künstliche Insel weiter östlich um, wo<br />
sie wieder eine separate Startbahn erhalten.<br />
Umziehen soll Singapurs Militär<br />
auch von seinem wichtigsten Luftwaffenstützpunkt<br />
Paya Lebar, da dieser in<br />
einigen Jahren geschlossen werden soll.<br />
Dann wird ersatzweise ein Stützpunkt<br />
im äußersten Westen Singapurs als<br />
Hauptbasis dienen. Wenn Paya Lebars<br />
militärischer Platzrundenverkehr über<br />
der Innenstadt verschwindet, kann man<br />
die dortigen Hochhäuser endlich in beliebige<br />
Höhen aufstocken, worauf Singapurs<br />
Investoren bereits lauern.<br />
Auf der Messe gab es auch für<br />
Deutschland gute Nachrichten: Die Familie<br />
Dornier hat das Projekt Seastar<br />
wiederbelebt. Das zweimotorige Turboprop-Amphibienflugzeug<br />
aus korrosionsbeständigem<br />
Kunststoff verfügt nun<br />
über eine moderne MT-Fünfblatt-Luftschraube<br />
und ein Glascockpit Honeywell<br />
Primus Epic 2.0. Neu sind Fahrwerk,<br />
Autopilot und Enteisungsanlage. Und<br />
ein Partner konnte auch gewonnen werden:<br />
Die chinesische Provinz Wuxi beteiligt<br />
sich über ihre Unternehmen Wuxi<br />
Industrial Development Group (45 Prozent)<br />
und Wuxi Communication Industries<br />
Group (20 Prozent) an einem Joint<br />
Venture, bei dem sich auch die Familie<br />
Dornier mit 35 Prozent engagiert. Die<br />
Partner bauen die Seastar in Serie. Zuwww.flugrevue.de
Neue Kinderattraktion auf der Ferieninsel Sentosa: eine<br />
Boeing 737-800 in den Farben von Qatar Airways.<br />
Vietjet aus Vietnam buchte bei Airbus<br />
Wartungs- und Flugtraining.<br />
Das Amphibium Dornier Seastar kriegt dank chinesischer Hilfe neuen Schwung für den Serienbau.<br />
Fotos: Airbus (5), Dornier Seastar, Experia Events, Steinke<br />
nächst werden rund 60 Mitarbeiter in<br />
Oberpfaffenhofen von Diamond gebaute<br />
und gelieferte Rümpfe endmontieren.<br />
Danach übernimmt schrittweise ein neues<br />
Werk in China mit 350 Mitarbeitern<br />
die Produktion. Forschung und Entwicklung<br />
finden in Deutschland statt, der<br />
Bau geht mittelfristig nach China.<br />
China liberalisiert derzeit seinen bislang<br />
komplett militärisch beanspruchten<br />
unteren Luftraum für zivile Nutzer, was<br />
einen riesigen Markt eröffnet. Bisher<br />
gibt es in dem Riesenland erst 250 zivile<br />
Hubschrauber und 250 Business Jets!<br />
Für die neue Seastar rechnet Dornier<br />
mit Absatzchancen für 350 Flugzeuge in<br />
den nächsten zehn Jahren. In der Ba-sisausführung<br />
kostet die Twin 7,21 Millionen<br />
Dollar. Mit Ersatzteilen, Schulung<br />
und Zusatzausstattung, wie FLIR und<br />
Radar, dürfte ein typisches Flugzeug am<br />
Ende bei 8,2 bis 8,3 Millionen Dollar<br />
landen, prognostiziert man bei Dornier.<br />
Die Hälfte der Nachfrage werde von Behörden<br />
kommen, die zur Grenzüberwachung,<br />
für Rettungs- und Inspektionsflüge<br />
eine universelle Plattform in der Größe<br />
einer S-76 oder Bell 412 suchen. Diese<br />
soll sich zum Drittel der Kosten eines<br />
Hubschraubers betreiben lassen. 180<br />
Knoten (333 km/h) Reisegeschwindigkeit,<br />
1700 Kilometer Reichweite und 7,5<br />
Stunden Flugdauer schafft die Seastar.<br />
ZEHN NEUE SEASTAR SIND<br />
SCHON VORBESTELLT<br />
Die Seastar sei kaufmännisch geplant<br />
und „keine Liebhaberei“ heißt es ausdrücklich<br />
bei Dornier. Das Amphibienflugzeug<br />
könne zum Beispiel von den<br />
weltweit rund 300 Ölförderplattformen<br />
200 Plattformen an 90 Prozent aller Tage<br />
erreichen. Die schon praktisch für<br />
Windstärke 7 und Wellenhöhen bis zu<br />
60 Zentimetern zugelassene Seastar verfügt<br />
über einen „Tragflügel neuer Technologie“,<br />
dessen besonders geformte<br />
Flügelspitzen (Raked Wingtips) bei einer<br />
etwaigen Wasserberührung den Flügel<br />
wieder gefahrlos aus dem Wasser<br />
drücken. Bis Ende Mai 2018 will Dornier<br />
die Zulassung geschafft haben und<br />
die ersten drei Flugzeuge fertigstellen.<br />
Etwa eineinhalb bis zwei Jahre nach<br />
dem Serienanlauf in Oberpfaffenhofen<br />
soll die Endmontage in China ihre Arbeit<br />
aufnehmen. Nach eigenen Angaben<br />
hat Dornier schon Vorbestellungen für<br />
zehn Flugzeuge mit Anzahlungen und<br />
weitere Absichtserklärungen für Festaufträge,<br />
darunter aus Indonesien<br />
(SAR), Afrika, Griechenland und den<br />
USA. Perspektivisch möchte man die<br />
Seastar auch für Privatleute in einer einmotorigen<br />
Variante erschwinglicher machen<br />
und den Rumpf in einer anderen<br />
Version noch leicht strecken. Damit<br />
könnte die Seastar vielleicht schon auf<br />
der nächsten Singapur Airshow auftreten,<br />
die vom 6. bis 11. Februar 2018<br />
wieder in Changi East stattfindet. FR<br />
Zukunftsmarkt Asien<br />
Laut Airbus werden in Asien/Pazifik in den nächsten<br />
20 Jahren fast 13 000 Flugzeuge benötigt.<br />
Standardrumpf<br />
8330<br />
Neuflugzeuge<br />
Großraum<br />
3760<br />
Megaliner<br />
720<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 39
Business Aviation<br />
Heli-Expo <strong>2016</strong> in Louisville<br />
Im Schatten der Öl-Krise<br />
Der Rückgang im Geschäft mit Versorgungsflügen in der Öl- und Gasindustrie hat<br />
auch gravierende Auswirkungen für die Hubschrauberhersteller. Für Neuigkeiten auf<br />
der Heli-Expo sorgten daher diesmal eher die kleineren Muster.<br />
Der Verfall der Preise von Rohöl<br />
und Erdgas hat nicht nur positive<br />
Folgen für den Endverbraucher.<br />
Die Förderindustrie verzeichnete erhebliche<br />
Gewinneinbußen, und infolgedessen<br />
haben die Firmen, die Versorgungsflüge<br />
zu Ölplattformen anbieten, weniger zu<br />
tun und halten sich mit Neubestellungen<br />
zurück. Airbus Helicopters verbuchte<br />
2015 zum Beispiel nur zwei Aufträge für<br />
die H225 – ein Indikator für den Zustand<br />
des noch vor Kurzem boomenden Markts<br />
der schwereren Hubschrauber für den<br />
Offshore-Einsatz. Auch die Lieferungen<br />
der neuen H175 kommen nur langsam in<br />
Schwung. Bisher hat lediglich NHV aus<br />
Belgien sechs der 7,5 Tonnen schweren<br />
Hubschrauber in Dienst gestellt und innerhalb<br />
eines Jahres rund 1500 Versorgungsflüge<br />
mit 22 000 Passagieren<br />
durchgeführt. In diesem Jahr sollen nun<br />
zehn H175 an Kunden übergeben werden,<br />
darunter an die Pegaso-Gruppe aus<br />
Mexiko als zweiten Betreiber.<br />
Wie andere Hersteller auch versucht<br />
Airbus Helicopters die schwierige Lage<br />
in einem Marktsegment durch verstärkte<br />
Aktivitäten in anderen Bereichen zu<br />
kompensieren. So ist man gerade bemüht,<br />
der Super-Puma-Familie (AS332)<br />
neues Leben einzuhauchen. Sie wird nun<br />
als H215 bezeichnet, und die Fertigung<br />
wird zwecks deutlicher Kostensenkung<br />
nach Rumänien verlagert. Die Heli-Expo<br />
in Louisville bildete den Auftakt für eine<br />
US-Verkaufstour. Nach der Messe besuchte<br />
die Maschine die US Army in<br />
Fort Rucker, machte einen Abstecher<br />
nach Washington und wurde schließlich<br />
in Sacramento dem California Fire Department<br />
vorgeführt. In der Feuerlöschrolle<br />
rechnet sich Airbus Helicopters für<br />
Die H215 ging nach der Heli-Expo auf<br />
große USA-Tour. In Kalifornien war<br />
man beim Feuerlösch-Kongress.<br />
Bisher fliegt die H175 nur bei NHV ab<br />
Belgien und Norwegen zur Versorgung<br />
von Ölplattformen in der Nordsee.<br />
40 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong>
Die Era Group<br />
fliegt als erster<br />
Kunde die S-92<br />
mit höherer<br />
Abflugmasse.<br />
Fotos: Airbus Helicopters/Nicolas Gouhier, Bell, Finmeccanica, Toni Ganzmann, Lockheed Martin<br />
die H215 gute Chancen aus. Trotz der<br />
Einbußen bei Auftragseingang und Produktion<br />
konnte Airbus Helicopters 2015<br />
seine führende Position auf dem zivilen<br />
Markt behaupten. Hier hofft Bell in Zukunft<br />
wieder auf höhere Anteile – nämlich<br />
dann, wenn die beiden derzeit in<br />
Entwicklung befindlichen Modelle 5<strong>05</strong><br />
und 525 ausgeliefert werden. Für die<br />
kleine, fünfsitzige 5<strong>05</strong> Jet Ranger X wird<br />
die Zulassung durch die US-Luftfahrtbehörde<br />
FAA noch in diesem Jahr erwartet.<br />
Drei Prototypen der erstmals<br />
beim US-Hersteller mit einer Turbomeca-Wellenturbine<br />
bestückten Maschine<br />
haben inzwischen 575 Flugstunden absolviert.<br />
Von der 525 Relentless sind sogar<br />
fünf Prototypen geplant. Das Testprogramm<br />
ist auch wegen der Fly-by-<br />
Wire-Steuerung sehr umfangreich und<br />
zieht sich planmäßig noch bis 2017 hin.<br />
Gerade hat man mit den Wintertests in<br />
Alaska und Kanada begonnen. Bisher<br />
gibt es 75 Kaufinteressenten.<br />
Sikorsky – gerade für neun Milliarden<br />
Dollar (8 Mrd. Euro) von Lockheed<br />
Martin aufgekauft – macht zwar den<br />
Hauptteil seines Umsatzes mit Militärhubschraubern,<br />
doch im zivilen Bereich<br />
ist man ausgerechnet stark vom Offshore-Geschäft<br />
abhängig. Deshalb hat<br />
man die S-92 einer Produktpflege unterzogen<br />
und die maximale Abflugmasse<br />
um 545 Kilogramm auf 12 565 Kilogramm<br />
erhöht. Wie Sikorsky erst auf der<br />
Heli-Expo bekannt gab, ist die neue Version<br />
bereits seit Oktober 2015 bei der<br />
Era Group für die Versorgung von<br />
Ölplattformen im Golf von Mexiko unterwegs.<br />
Bisher wurden über 275 S-92<br />
ausgeliefert. Der größte Kunde dürfte<br />
die Bristow Group sein, die alleine 75<br />
Hubschrauber in Europa, am Kaspischen<br />
Meer, in Afrika, Nordamerika und<br />
Asien betreibt.<br />
Für die S-76 kündigte Sikorsky in<br />
Louisville einen Nachrüstkit an, mit dem<br />
S-76C+-Modelle auf den S-76C++-Standard<br />
gebracht werden können. Laut<br />
Hersteller wird durch die Modifikationen,<br />
die beim Betreiber vorgenommen<br />
werden können, die Einsatzfähigkeit<br />
verbessert. Unter anderem sinkt die Arbeitsbelastung<br />
des Piloten und die Zuladung<br />
steigt. Letzteres gilt allerdings nur,<br />
wenn bei Turbomeca separat eine Aufrüstung<br />
des Arriel 2S1 auf den Standard<br />
2S2 in Auftrag gegeben wird. Der Rüstsatz<br />
soll im zweiten Quartal <strong>2016</strong> verfügbar<br />
sein.<br />
Finmeccanica (früher AgustaWestland)<br />
richtet sein Augenmerk nach der<br />
Einführung der AW189 und AW169 nun<br />
auf leichtere Muster. In Louisville wurde<br />
die in Polen gebaute SW-4 erstmals als<br />
AW009 präsentiert. Im Laufe des Jahres<br />
soll das 1,8 Tonnen schwere Muster mithilfe<br />
von AAL seine amerikanische Zulassung<br />
erhalten. Diese beinhaltet die<br />
Umrüstung auf ein modernes Avioniksystem<br />
von Genesys Aerosystems.<br />
In Cascina Costa absolvierte unterdessen<br />
während der Messetage eine neue<br />
Version der AW109 mit Kufenlandegestell<br />
ihren ersten Flug. Die AW109 Trekker<br />
ist als günstigere Alternative zur<br />
AW109 mit Einziehfahrwerk positioniert.<br />
Vor allem Arbeitseinsätze und Rettungsmissionen<br />
sollen ihre Domäne sein.<br />
Die Zertifizierung durch die EASA (European<br />
Aviation Safety Agency) wird bis<br />
Ende des Jahres erwartet. Für Kunden,<br />
die keine zwei Triebwerke benötigen, hat<br />
Finmeccanica weiter die AW119KXe im<br />
Angebot.<br />
NEUE AVIONIK FÜR<br />
MD 902 EXPLORER<br />
Neben den Großen der Industrie ist die<br />
Heli-Expo auch immer die Bühne für die<br />
kleineren Hersteller. MD Helicopters<br />
präsentierte seine Pläne für ein neues<br />
Bildschirmcockpit von Universal Avionics,<br />
das im MD 902 Explorer getestet<br />
wird. Das InSight-System besteht im<br />
Wesentlichen aus zwei oder drei großen<br />
Farbdisplays, die frei konfiguriert werden<br />
können und für deren Bedienung<br />
Zur Messezeit<br />
hob die AW109<br />
Trekker zum<br />
Erstflug ab.<br />
Als AW009 wird nun die SW-4 vermarktet,<br />
ein Produkt der von Finmeccanica<br />
aufgekauften Firma PZL-Swidnik.<br />
Bell hat inzwischen zwei 525 Relentless<br />
in der Flugerprobung. Der Hubschrauber<br />
verfügt über Fly-by-Wire-Steuerung.<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 41
Business Aviation<br />
Heli-Expo <strong>2016</strong> in Louisville<br />
In Mollis hat die zweite SKYe SH09<br />
im Februar ihre Erprobung begonnen.<br />
Fotos: Toni Ganzmann, Marenco Swisshelicopters, Robinson Helicopters<br />
der Pilot die Hand nicht mehr vom Steuer<br />
nehmen muss. Die Zulassung ist für<br />
dieses Jahr geplant, sodass neu gebaute<br />
MD 902 ab 2017 geliefert werden könnten.<br />
Auch eine Nachrüstung ist möglich.<br />
Bessere Avionik ist auch bei Robinson<br />
ein Thema, doch im Rampenlicht<br />
stand diesmal die R44 Cadet. Dabei handelt<br />
es sich im Prinzip um eine Raven I,<br />
bei der die hintere Sitzreihe entfernt<br />
wurde. Die Abflugmasse sank um 90 Kilogramm,<br />
und auch das Lycoming-Triebwerk<br />
O-540F1B5 wurde gedrosselt (210<br />
hp Startleistung), was zu besseren Leistungen<br />
in großen Höhen führt. Die<br />
339 000 Dollar (3<strong>05</strong> 000 Euro) teure Cadet<br />
dürfte vor allem für die Schulung interessant<br />
sein, wo die R22 mit zusätzlicher<br />
Ausstattung wie Klimaanlage und<br />
zusätzlicher Avionik an Grenzen stößt.<br />
Das Ausbildungssegment hat traditionell<br />
auch Enstrom im Visier. Dafür<br />
wird auch die TH-180 entwickelt, wobei<br />
das Unternehmen aus Menominee allerdings<br />
kurz vor der Messe einen herben<br />
Rückschlag hinnehmen musste. Weil ein<br />
Teil der Flugtestinstrumentierung versagte,<br />
entkoppelte der Motor, und der<br />
Testpilot musste eine Notlandung hinlegen.<br />
Dabei wurden die Rotorblätter zerstört.<br />
Zum Glück ist der zweite Prototyp<br />
kurz vor der Fertigstellung.<br />
ZWEITE SKYE SH09<br />
FLIEGT IN MOLLIS<br />
Mit Verzögerungen hat auch Marenco<br />
Swisshelicopter zu kämpfen. Immerhin<br />
hob der zweite Prototyp der SKYe SH09<br />
am 26. Februar um 17:24 Uhr auf dem<br />
Flugplatz Mollis zum Erstflug ab. Der<br />
englische Cheftestpilot Richard Trueman,<br />
der von Flugtestingenieur Peter<br />
Wittwer begleitet wurde, wertete den<br />
Flug als großen Erfolg. „Alle Tests, die<br />
uns auferlegt wurden, sind zu unserer<br />
vollen Zufriedenheit abgeschlossen.“<br />
Mit diesem „wichtigen, motivierenden<br />
Meilenstein für die Konstrukteure<br />
und die ganze Belegschaft“ im Rücken<br />
konnte Marenco in Louisville Air Zermatt<br />
als offiziellen Erstkunden für die<br />
2,6 Tonnen schwere Einmot verkünden.<br />
„Wichtig für uns ist ..., dass Marenco<br />
Swisshelicopter es uns ermöglicht, unsere<br />
über 45-jährige Erfahrung in der Arbeits-<br />
und Rettungsfliegerei in die Entwicklung<br />
des Helikopters einzubringen“,<br />
sagte Gerold Biner, CEO der Air Zermatt.<br />
Das Unternehmen genießt für seine<br />
Einsätze im Hochgebirge weltweit einen<br />
guten Ruf. Auf der Heli-Expo gab es<br />
auch Letters of Intent von Helisul Táxi<br />
Aéreo aus Brasilien, von Horizon Helicopters<br />
aus Kanada und von Rotor<br />
World aus Florida. Insgesamt liegen somit<br />
laut Hersteller über 80 Vorverträge<br />
für den Achtsitzer vor. Nach Modifikationen<br />
am Rotorkopf und der Überarbeitung<br />
der Blätter sowie anderen Detailverbesserungen<br />
hofft Marenco nun, die<br />
EASA-Zulassung 2017 zu schaffen. FR<br />
KARL SCHWARZ / TONI GANZMANN<br />
Mit neuer Avionik will MD Helicopters<br />
die MD 902 verjüngen – ein Muster,<br />
das man zuletzt etwas vernachlässigte.<br />
Ohne Rückbank, ist die<br />
Robinson R44 Cadet vor allem als<br />
Schulhubschrauber gedacht.<br />
42 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
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Business Aviation<br />
GAMA-Report 2015<br />
Schwieriger Markt<br />
Der meistgebaute<br />
Business Jet 2015:<br />
die Embraer<br />
Phenom 300.<br />
Das vergangene Jahr lief für die Hersteller von Flugzeugen<br />
der Allgemeinen Luftfahrt durchwachsen: Sie<br />
mussten teilweise deutliche Rückgänge verkraften.<br />
Die General Aviation Manufacturers<br />
Association, kurz GAMA,<br />
hat ihren Jahresbericht für 2015<br />
vorgelegt. Die hier aufgelisteten Auslieferungen<br />
und Umsätze lassen auf die Gesamtentwicklung<br />
der GA schließen.<br />
Insgesamt haben die Hersteller von<br />
Januar bis Dezember weltweit 2331<br />
Flugzeuge an ihre Kunden übergeben.<br />
Das sind fünf Prozent weniger als 2014.<br />
Damals zählte die GAMA 2367 Auflieferungen.<br />
Die Statistik bezieht sich auf<br />
Flugzeuge, die im nicht-kommerziellen<br />
Verkehr genutzt werden – von der Cessna<br />
172 bis hin zur VIP-Ausführung der<br />
Boeing 777, von der im vergangenen<br />
Jahr nur eine einzige ausgeliefert wurde.<br />
Die Umsätze verhalten sich analog zu<br />
den Verkaufszahlen: Mit 20,9 Milliarden<br />
Dollar musste die Branche einen<br />
Rückgang um glatte vier Prozent hinnehmen.<br />
Für GAMA-Präsident Pete Bunce reflektieren<br />
die durchwachsenen Zahlen<br />
die momentane Lage der Weltwirtschaft.<br />
Er zählt die stark einbrechenden Erträge<br />
im Energiesektor und die allgemeine<br />
wirtschaftliche Unsicherheit auf. Diese<br />
lösten starke Währungsschwankungen<br />
aus in den Schlüsselmärkten der General<br />
Aviation wie beispielsweise Brasilien,<br />
Europa, Russland und China.<br />
Bei den Turboprops fielen die Rückgänge<br />
am stärksten aus: 557 nach 603<br />
ausgelieferten Einheiten im Jahr 2014<br />
bedeuten einen Rückgang von fast acht<br />
Prozent.<br />
BUSINESS JETS HALTEN<br />
STABILES NIVEAU<br />
Es wurden 1<strong>05</strong>6 Flugzeuge mit Kolbenmotor<br />
ausgeliefert, wobei das Minus<br />
mit sechseinhalb Prozent nicht ganz so<br />
stark war – dafür umso schmerzhafter,<br />
denn hier verzeichnete die GAMA vor<br />
einem Jahr noch einen Zuwachs von<br />
fast zehn Prozent. Im Gegensatz dazu<br />
konnten die Business Jets ihr Niveau<br />
halten: 718 Übergaben bedeuten vier<br />
Flugzeuge weniger. Erfolgreichster Hersteller<br />
war Bombardier mit 199 Lieferungen<br />
(nach 204 im Jahr davor), hier<br />
dominierten Global 5000/6000 und<br />
Challenger 350. Cessna lieferte 166 Citations<br />
aus, die sich relativ gleichmäßig<br />
auf die einzelnen Modelle verteilten.<br />
Der Bestseller unter den Business<br />
Jets kam auch im vergangenen Jahr aus<br />
Brasilien: Die Embraer Phenom 300 war<br />
mit 70 Übergaben zum dritten Mal in<br />
Folge der am häufigsten ausgelieferte<br />
Business Jet. Insgesamt lieferte Embraer<br />
120 Geschäftsreisejets im Wert von 1,6<br />
Milliarden Dollar (1,4 Mrd. Euro) aus.<br />
Dassault musste einen Lieferrückgang<br />
von 66 auf 55 Exemplare der Falcon-Familie<br />
hinnehmen und erlebte einen<br />
Einbruch beim Auftragseingang.<br />
Gulfstreams Geschäfte liefen mit 34 gelieferten<br />
G150/G280 und 120 gebauten<br />
großen Jets (117) im Wesentlichen stabil.<br />
Am härtesten traf die Flaute die Helikopterhersteller:<br />
Sie mussten einen Rückgang<br />
von 4,4 Prozent auf 954 Auslieferungen<br />
verkraften, dadurch brach der<br />
Gesamtumsatz um 22 Prozent von 4,9<br />
auf 3,8 Milliarden Dollar ein (vorbehaltlich<br />
der Finmeccanica-Lieferungen im<br />
vierten Quartal). Der Umsatzschwund<br />
könnte damit zu erklären sein, dass viele<br />
Kunden zu kleineren Modellen greifen.<br />
Denn während der kleine Markt der kolbengetriebenen<br />
Helikopter (279 Exemplare)<br />
mit einem Plus von 8,6 Prozent<br />
abschloss, brach der Verkauf der größeren<br />
und damit teureren Turbinenhelikopter<br />
um nahezu neun Prozent ein. Von<br />
diesen gingen gegenüber 741 nur noch<br />
675 in Kundenbesitz über.<br />
FR<br />
MAX KÜHNL<br />
Foto: Embraer<br />
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Militärluftfahrt<br />
Finmeccanica M-346 Master<br />
Neue<br />
Klasse<br />
Beim 61° Stormo der<br />
italienischen Luftstreitkräfte<br />
läuft der erste Kurs<br />
auf dem neuen Trainer<br />
T-346A. Angehende<br />
Kampfjetpiloten sollen<br />
besser auf die Anfor derungen<br />
aktueller Muster<br />
wie Eurofighter und F-35<br />
vorbereitet werden.<br />
Von RICCARDO NICCOLI / KS<br />
Lecce-Galatina weit im Süden<br />
Italiens beherbergt schon seit<br />
Jahrzehnten das Ausbildungszentrum<br />
der Aeronautica Militare<br />
Italiana (AMI), aber wohl selten gab es<br />
dort so viele Veränderungen wie in<br />
jüngster Zeit. Mit der Einführung der<br />
Finmeccanica (Alenia Aermacchi)<br />
T-346A (Firmenbezeichnung M-346<br />
Master) haben die Luftstreitkräfte des<br />
Landes den kompletten Ausbildungsablauf<br />
überdacht. Aus Sicht von Col. Paolo<br />
Tarantino, dem Kommandeur des 61°<br />
Stormo (Geschwader), war eines der<br />
Probleme dabei, den verschiedenen Stel-<br />
len in der AMI das enorme Potenzial des<br />
neuen Trainingssystems verständlich zu<br />
machen. Aus diesem Grund gab es zum<br />
Beispiel ein Brainstorming-Treffen für<br />
Fluglehrer der Einheiten, die die Umschulung<br />
auf die Einsatzmuster durchführen<br />
(20°, 101° und 102° Gruppo).<br />
Thema: Wie können Lerninhalte von den<br />
teuren Hochleistungsjets effizient für die<br />
T-346A angewendet werden?<br />
Der von Alenia Aermacchi entwickelte<br />
Trainer, der seinen Erstflug schon<br />
im Juli 2004 absolvierte, bietet nämlich<br />
Fähigkeiten, die weit über die älterer<br />
Modelle wie die FT-339C (MB.339CD)<br />
oder die Hawk hinausgehen. So bietet<br />
die Master unter anderem ein eingebau-<br />
44 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
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Simulatoren und das reale Flugzeug können vernetzt<br />
werden, um die Trainingseffizienz zu verbessern.<br />
Fotos: Alenia Aermacchi (1), Riccardo Niccoli (1)<br />
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Militärluftfahrt<br />
Finmeccanica M-346 Master<br />
Die T-346A fliegen<br />
bei der 212° Gruppo.<br />
Geübt wurden Luftkämpfe gegen den Eurofighter.<br />
Die MB.339CD bleibt noch etwa bis 2018 im Dienst.<br />
46 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
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Für gute Sicht von hinten sind die Sitze in der Höhe gestaffelt.<br />
Das Cockpit erinnert an den Eurofighter.<br />
GRÖSSERES<br />
EINSATZSPEKTRUM<br />
tes Simulationssystem, das die Daten<br />
von (real nicht vorhandenen) Sensoren<br />
wie dem APG-68-Radar auf den Bildschirmen<br />
im Cockpit abbildet. Auch die<br />
elektronische Kampfführung und der<br />
Einsatz von lasergelenkten oder per GPS<br />
gesteuerten Präzisionsbomben können<br />
virtuell im Flug trainiert werden. Besonders<br />
interessant ist die Nutzung des Datenlinks:<br />
Die fliegenden T-346A können<br />
mit den Simulatoren am Boden in Lecce<br />
vernetzt werden, was die Lerneffekte erhöht.<br />
Gerade in Bodeneinrichtungen wurde<br />
mit der Einführung des neuen Trainers<br />
viel investiert. So gibt es in Lecce<br />
ein neues Gebäude für die 212° Gruppo,<br />
das die Full-Mission-Simulatoren und<br />
die etwas einfacheren Part-Task-Trainer<br />
aufnimmt. Diese ermöglichen die Nutzung<br />
von Nachtsichtbrillen wie auch von<br />
künftigen Helmdisplays. In der zweiten<br />
Etage sind die Missionsplanungsstationen<br />
untergebracht, die auch einer detaillierten<br />
Nachbesprechung der Schulflüge<br />
dienen. Für das selbstständige Lernen<br />
stehen neun einfache Cockpitnachbildungen<br />
mit Touchscreens bereit.<br />
Geflogen wird aber auch noch fleißig.<br />
Nach Abschluss der Abnahmeflüge<br />
durch das RSV (Reparto Sperimentale<br />
Volo – Testzentrum der AMI) im Januar<br />
2015 wurde die erste Master am 26. Februar<br />
an das 61° Stormo übergeben. In<br />
Windeseile begann die Qualifizierung<br />
der Fluglehrer, die parallel die Handbücher<br />
für den Betrieb und den neuen Ausbildungsplan<br />
erstellen mussten. Schon<br />
im März ging es mit inzwischen drei<br />
Flugzeugen nach Decimomannu auf Sardinien,<br />
wo eine Kampagne mit dem Abwurf<br />
von Übungsbomben und der Qualifizierung<br />
des neuesten Flugdatenrekorder-Behälters<br />
durchgeführt wurde.<br />
Am 1. August 2015 begann dann der<br />
erste Kursus mit vier Flugschülern, die<br />
für später einmal auf dem Eurofighter<br />
eingesetzt werden sollen. Ihre ersten<br />
Flüge auf der T-346A machten sie am 8.<br />
Oktober. Etwa zehn Monate sind für die<br />
neu strukturierte Phase IV der Ausbildung<br />
angesetzt. Sie umfasst etwas mehr<br />
Flüge als bisher auf der MB.339CD, was<br />
aber im Gegenzug zu einer Reduzierung<br />
der Flüge in den OCU-Staffeln (Operational<br />
Conversion Unit) um 20 bis 30<br />
Prozent führen soll. Dies vor allem deshalb,<br />
weil auf der Master bereits Dinge<br />
wie Luftkampf auf lange Distanzen,<br />
Luftnahunterstützung und die Nutzung<br />
von Nachtsichtbrillen geübt werden. Untermauert<br />
werden die 90 Trainingsszenarien<br />
im Flug mit einem praktisch gleich<br />
hohen Anteil an Simulatorstunden.<br />
Neben der T-346A, von der inzwischen<br />
acht der 19 bestellten Maschinen<br />
verfügbar sind, wird bei der 212° Gruppo<br />
auch die FT-339C noch bis etwa 2018<br />
im Dienst bleiben. „Hier sehen wir derzeit<br />
trotz des Alters der Maschinen und<br />
der schwierigen Ersatzteillage insbesondere<br />
beim Triebwerk eine nie dagewesene<br />
Verfügbarkeit“, freut sich Col. Tarantino.<br />
Dies gilt auch für die T-339A, die<br />
bei der 213° Gruppo für Ausbildungsschritte<br />
wie grundlegende Luftkampfmanöver<br />
oder die Handhabung von Abwurfwaffen<br />
verwendet wird. Auch spezifische<br />
Manöver mit hohen Lastvielfachen<br />
werden nun schon in dieser Phase<br />
III geübt. Die Grundausbildung (Phase<br />
II) wird ebenfalls in Lecce auf der T-<br />
339A absolviert, und zwar bei der 214°<br />
Gruppo. Phase I, die Auswahlschulung,<br />
wird beim 70° Stormo in Latina auf der<br />
T-260B (SF.260EA) durchgeführt.<br />
Mit der Einführung der T-346A und<br />
der Neustrukturierung der Abläufe<br />
sowie dem Bau neuer Infrastruktur will<br />
die Aeronautica Militare nicht nur die<br />
Ausbildung ihrer eigenen<br />
Piloten optimieren. Es geht<br />
auch darum, Lecce-Galatina<br />
für ausländische Kunden attraktiv<br />
zu machen. Derzeit<br />
sind ein Dutzend Piloten aus<br />
Ländern wie Österreich, Griechenland,<br />
Singapur und Kuwait vor Ort. Auch die<br />
Niederlande schickten im Sommer 2015<br />
zwei Schüler und einen Lehrer nach Lecce,<br />
um zu überprüfen, ob der Kurs die<br />
Vorbereitung der Piloten auf die neue<br />
F-35A Lightning II verbessern könnte.<br />
„Wir glauben, dass wir einen ausgezeichneten<br />
Kursus zu wettbewerbsfähigen<br />
Kosten entwickelt haben. ... Keine<br />
andere Luftstreitkraft hat einen so fortschrittlichen<br />
LIFT-Anteil (Lead in Fighter<br />
Training). Darin steckt kostbares<br />
Know-how, das wir weiterentwickeln<br />
wollen“, erläuterte Col. Tarantino im<br />
Gespräch mit der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>. Als<br />
Beleg sieht er die Tatsache, dass zwei österreichische<br />
Schüler im Anschluss bei<br />
der Umschulung auf den Eurofighter in<br />
Deutschland an erster und dritter Stelle<br />
in ihrem Kurs abschlossen.<br />
Fotos: Aeronautica Militare (1), Alenia Aermacchi (1), Selex Galileo (1), Riccardo Niccoli (2)<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 47
Militärluftfahrt<br />
Finmeccanica M-346 Master<br />
Die Schüler können alleine am System mit Touchscreen üben.<br />
Der erste polnische Pilot fliegt die T-346A.<br />
Israel hat seine M-346 Lavi in Hatzerim stationiert.<br />
Singapur führt die Fortgeschrittenenschulung in Cazaux durch.<br />
48 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
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Abgeschirmte Lufteinläufe<br />
erlauben hohe<br />
Anstellwinkel.<br />
Der erste Ausbildungskurs<br />
steht vor<br />
dem Abschluss.<br />
Fotos: Aeronautica Militare (1), Aloni (1), Raytheon (1), Riccardo Niccoli (3), RSAF (1)<br />
Neben seinen üblichen Aufgaben ist<br />
das 61° Stormo momentan auch bei der<br />
Unterstützung der Exportbemühungen<br />
für die M-346 Master eingespannt. Seit<br />
letztem November sind sechs erfahrene<br />
polnische Fluglehrer in Lecce. Nach<br />
Sprachkurs, Theorie und Simulatorstunden<br />
hatte der erste von ihnen, Oberstleutnant<br />
Konrad Madej, am 3. März seine<br />
Flugpremiere auf der T-346A. Die Instruktoren<br />
sollen bis November fertig<br />
ausgebildet sein. Dann steht die Lieferung<br />
der ersten beiden M-346 an die polnische<br />
Pilotenschule in Deblin an. Insgesamt<br />
acht Maschinen wurden bestellt.<br />
Weitere Nutzer der M-346 sind Israel<br />
und Singapur. Die Trainer der RSAF<br />
sind wie üblich nicht in dem Stadtstaat,<br />
sondern im französischen Cazaux stationiert.<br />
Allerdings gibt es wohl Überlegungen,<br />
nach Lecce-Galatina umzuziehen,<br />
um von der dortigen Infrastruktur zu<br />
profitieren. Die israelischen M-346I Lavi<br />
fliegen in Hatzerim. Fünf sollen aber<br />
auch der 115. Staffel in Owda zugewiesen<br />
werden, um die F-16A/B als Feinddarsteller<br />
zu ersetzen. Ähnliche Gedanken<br />
hatte auch die AMI, die diesbezügliche<br />
Versuche in Grosseto durchführte.<br />
Im Februar <strong>2016</strong> nahmen zudem zwei<br />
T-346A am TLP in Albacete teil. Das Potenzial<br />
der Master ist also noch nicht<br />
ausgereizt.<br />
FR<br />
Raytheon-Angebot: M-346 für die US Air Force<br />
Zwar hat Finmeccanica (Alenia<br />
Aermacchi) die M-346 Master<br />
schon an Italien, Singapur, Israel<br />
und Polen verkauft, doch die<br />
Stückzahlen halten sich in<br />
Grenzen. So versteht es sich von<br />
selbst, dass man auch beim mit<br />
Abstand größten potenziellen<br />
Kunden punkten möchte: Die US<br />
Air Force sucht einen Ersatz für<br />
ihre Northrop T-38 Talon, wobei<br />
es um etwa 350 Flugzeuge geht.<br />
Schon Anfang 2013 unterschrieben<br />
die Italiener daher eine<br />
Absichtserklärung mit General<br />
Dynamics, die als US-Hauptauftragnehmer<br />
fungieren sollte. Die<br />
Firma stieg aber im März 2015<br />
wieder aus. Am 22. Februar<br />
kündigte nun Raytheon an, sich<br />
mit dem als T-100 bezeichneten<br />
Jet am Trainerwettbewerb T-X zu<br />
beteiligen. Neben der für die<br />
US-Anforderungen leicht<br />
modifizierten M-346 geht es<br />
auch um die Simulatoren, für die<br />
CAE zuständig ist. Das Triebwerk<br />
kommt weiterhin von Honeywell<br />
Aerospace, sodass von<br />
vornherein ein hoher Arbeitsanteil<br />
der Amerikaner gesichert ist.<br />
Neben Lockheed Martin mit der<br />
T-50 (gebaut von Korean<br />
Aerospace Industries) ist<br />
Raytheon der zweite Anbieter,<br />
der ein vorhandenes Muster<br />
offeriert. Die T-100 bietet laut<br />
Filippo Bagnato, Geschäftsführer<br />
des Finmeccanica-Flugzeugbereichs,<br />
„dynamische Flugleistungen<br />
und liefert gleichzeitig ein<br />
integriertes taktisches Trainingssystem,<br />
das die Piloten in<br />
realistische Missionsszenarien<br />
eintauchen lässt“.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 49
Militärluftfahrt<br />
KC-130J Harvest HAWK<br />
Transporter mit<br />
Von TED CARLSON / KS<br />
Fotos: Ted Carlson<br />
Wenn es gegen Aufständische<br />
und Terroristen<br />
geht, wie es für die US-<br />
Streitkräfte seit vielen Jahren die Regel<br />
ist, zählen vor allem die ausdauernde Beobachtung<br />
des Kampfgebiets und die<br />
präzise Bekämpfung von kleinen Zielen<br />
auch in einem schwierigen Umfeld –<br />
zum Beispiel in der Nähe eigener Truppen<br />
oder unbeteiligter Zivilisten. Die<br />
Kombination von unbemannten Fluggeräten<br />
und Kampfflugzeugen ist dabei ein<br />
verbreitetes Mittel. Das US Marine<br />
Corps hat aber auch eine effektive Alternative<br />
parat: Die Harvest-HAWK-Variante<br />
(Hercules Airborne Weapons Kit)<br />
des KC-130J-Tankers von Lockheed<br />
kann bis zu elf Stunden in der Luft blei-<br />
ben und mit ihrer siebenköpfigen Besatzung<br />
sowohl die Lage im Blick behalten<br />
als auch bei Bedarf den Bodentruppen<br />
mit kleinen Lenkwaffen zu Hilfe kommen.<br />
Zehn KC-130J wurden bis Juni<br />
2014 auf den Harvest-HAWK-Standard<br />
gebracht und an die Staffeln VMGR-352<br />
„Raiders“ in Miramar, Kalifornien, beziehungsweise<br />
VMGR-252 „Otis“ in<br />
Cherry Point, North Carolina, ausgeliefert.<br />
Die Änderungen betreffen vor allem<br />
die Verkabelung.<br />
Für die Flugzeuge stehen sechs Rüstsätze<br />
bereit, deren Einbau etwa eine Woche<br />
in Anspruch nimmt. Zum System<br />
gehört das AN/AAQ-30 Target Sight<br />
System, ein schwenkbarer Sensorbehälter,<br />
der statt des Zusatztanks unter der<br />
linken Tragfläche aufgehängt ist (maximale<br />
Kraftstoffkapazität deshalb nur<br />
19 <strong>05</strong>0 kg). Das TSS verfügt über eine<br />
TV-Farbkamera, einen Wärmebildsensor<br />
und einen Laserzielbeleuchter. Es<br />
stammt vom Kampfhubschrauber AH-<br />
1Z Viper, wobei die Software erheblich<br />
angepasst werden musste. Ebenfalls un-<br />
50 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong>
Biss<br />
Für<br />
die Unterstützung von Bodentruppen hat die US Air<br />
Force mit Kanonen bestückte Hercules. Das US Marine<br />
Corps setzt dagegen auf die Ausrüstung einiger seiner<br />
KC-130J-Tanker mit Lenkwaffen.<br />
ter der linken Tragfläche ist ein Waffenträger<br />
(M299) für vier Lockheed Martin<br />
AGM-114P2A Hellfire vorhanden. Diese<br />
Panzerabwehrrakete hat für den Einsatz<br />
gegen vielfältige Bodenziele einen anderen<br />
Gefechtskopf. Eine Alternative zur<br />
Hellfire sind vier MBDA Viper Strike.<br />
Die nur 20 Kilogramm schweren Gleitbomben<br />
haben einen 1,8 Kilogramm<br />
schweren Gefechtskopf, was Kollateralschäden<br />
minimieren soll. Eine weitere<br />
Lenkwaffe des Harvest HAWK ist die<br />
Raytheon AGM-176 Griffin, eine Version<br />
der FGM-148 Javelin. Der Flugkörper<br />
wiegt nur 15 Kilogramm und hat einen<br />
Durchmesser von 14 Zentimetern. Er<br />
Die Bediener können<br />
zwischen Hellfire und<br />
Griffin wählen.<br />
Letztere wird durch<br />
eine Öffnung in der<br />
Tür ausgestoßen.<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 51
Militärluftfahrt<br />
KC-130J Harvest HAWK<br />
Die Crew setzt die Griffin-Startrohre<br />
manuell auf den Auswurfschacht.<br />
Fotos: Ted Carlson<br />
wird im Frachtraum mitgeführt und<br />
durch eine sogenannte „Derringer Door“<br />
– eine modifizierte Tür – auf der linken<br />
Seite ausgestoßen. Nach einem kurzen<br />
Flug mit GPS-Navigation findet er sein<br />
Ziel ebenfalls via Laserbeleuchtung. Zu<br />
Beginn des Harvest-HAWK-Programms<br />
waren die Griffins noch in einem Startgestell<br />
auf der Heckrampe untergebracht.<br />
Ihr Abwurf erforderte eine Öffnung<br />
der Druckkabine, was in den üblichen<br />
Einsatzhöhen von 6400 Metern das<br />
Anlegen von Sauerstoffmasken notwendig<br />
machte – eine unnötige und zeitraubende<br />
Komplikation.<br />
KONTROLLSTATION<br />
AUF PALETTE MONTIERT<br />
Kontrolliert werden der Sensor und die<br />
Waffen von der Fire-Control-Konsole<br />
aus. Sie wurde von der Bedienerstation<br />
des Seahawk-Hubschraubers abgeleitet<br />
und auf einer verstärkten Standardpalette<br />
463L montiert. Der Feuerleitoffizier<br />
(FCO) verfügt über zwei große Bildschirme<br />
und die zugehörigen Bedienelemente.<br />
Neben ihm sitzt ein Assistent,<br />
Neben der hinteren Tür wurde eine<br />
Halterung für zehn Griffins montiert.<br />
52 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong>
Den Sensorbehälter trägt<br />
die KC-130J an den Tragflächen.<br />
der insbesondere für die Koordinierung<br />
des Funkverkehrs verantwortlich ist.<br />
FCOs kommen aus Bereichen, die schon<br />
zuvor mit der Luftnahunterstützung befasst<br />
waren, zum Beispiel in der AV-8B<br />
Harrier oder der F/A-18 Hornet. Auch<br />
die Cockpitcrew ist in den Waffeneinsatz<br />
involviert. Sowohl Flugzeugkommandant<br />
als auch Copilot können auf Android-Tablets<br />
hinter der Steuersäule die Videos<br />
und Infos der TCC mitsehen.<br />
„Ziele wie Aufständische, die sich<br />
hinter Büschen bewegen oder mit dem<br />
Motorrad auf einer belebten Straße unterwegs<br />
sind, sind schwierig“, weiß Major<br />
Michael „Britany“ Spears, ein Pilot<br />
der in Miramar stationierten Staffel VM-<br />
GR-352 „Raiders“. „Selbst wenn wir ein<br />
Insgesamt zehn KC-130J sind mit dem<br />
Harvest-HAWK-System verkabelt.<br />
Bei den<br />
Einsätzen in<br />
Afghanistan<br />
wurden viele<br />
Lenkwaffen<br />
verschossen.<br />
Die Hellfire<br />
dominierte.<br />
offensichtliches Ziel sehen, können wir<br />
nicht selbst einen Angriff einleiten. Die<br />
Freigabe muss von einem Kommandeur<br />
am Boden kommen“, so Spears.<br />
„Die Soldaten am Boden überlegen,<br />
welche Unterstützung sie benötigen. Wir<br />
sprechen oft lange mit dem JTAC (Joint<br />
Terminal Attack Controller), während<br />
wir über dem Zielgebiet kreisen und das<br />
Ziel nicht aus den Augen lassen“, ergänzt<br />
Captain Adam Christiansen. Nach<br />
der Freigabe „bedenken wir die beste<br />
Angriffsmethode, die Anflugrichtung<br />
und die passende Waffe sowie deren<br />
Zündeinstellung. Der Pilot ist dabei die<br />
letzte Instanz, die den Abschuss freigibt,<br />
während sich der Co auf die Flugführung<br />
konzentriert.“<br />
Bei ihren Verlegungen nach Afghanistan<br />
war die Harvest HAWK schnell<br />
ein gefragtes Einsatzmittel. „Wir flogen<br />
praktisch jeden Tag, und oft wurden wir<br />
speziell von den Bodentruppen angefordert.<br />
Es kamen für die Besatzungen<br />
leicht 110 Flugstunden pro Monat<br />
zusammen. In unseren neun Monaten<br />
vor Ort haben wir rund 60 Hellfire verschossen.<br />
Unser einziges Flugzeug war<br />
damit für fast die Hälfte aller Lenkwaffeneinsätze<br />
der US-Truppen verantwortlich“,<br />
erklärt Captain Dusty Cook von<br />
der VMGR-252.<br />
„Die Harvest HAWK bietet für die<br />
Bodentruppen genau die Unterstützung,<br />
die sie bei den heutigen Kampfszenarien<br />
benötigen“, ist Generalmajor Steven<br />
Busby vom 3rd Marine Air Wing überzeugt,<br />
das eined der treibenden Kräfte<br />
bei der Einführung der bewaffneten KC-<br />
130J war. „Am wichtigsten ist aber vielleicht,<br />
dass sie von Marines geflogen<br />
wird, … die zum Teil die Soldaten am<br />
Boden persönlich kennen und die sich in<br />
die Gefahrenlage sehr gut hineinversetzen<br />
können.“<br />
FR<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 53
Militärluftfahrt<br />
Chengdu J-20<br />
Der Drache<br />
erwacht<br />
Der<br />
unumstrittene Star unter<br />
den chinesischen Kampfflugzeugentwicklungen<br />
ist die J-20.<br />
Nun wurden die ersten Vorserienflugzeuge<br />
fertiggestellt.<br />
Das vermutlich erste Vorserienflugzeug der J-20 wurde im Dezember<br />
2015 in Chengdu gesichtet. Inzwischen ist auch die Nr. 2102 fertig.<br />
54 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
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Kaum ein anderes Land investiert<br />
derzeit so stark in die Modernisierung<br />
seiner Luftfahrtindustrie wie<br />
China. Das Aushängeschild für deren<br />
Leistungsfähigkeit sind dabei eindeutig<br />
die aktuellen Kampfflugzeugprogramme<br />
und hier an erster Stelle die J-20 mit ihren<br />
Stealth-Eigenschaften und moderner<br />
Elektronik.<br />
Erstmals wurde dieses Muster 1997<br />
vom US Office of Naval Intelligence<br />
(ONI) erwähnt. Ursprünglich war das<br />
Projekt im Westen als XXJ oder J-XX benannt<br />
und offiziell als „Projekt 718“ geführt.<br />
Bekannt war schon seit längerem,<br />
dass beide führenden Konstruktionsbüros<br />
mit ihren angegliederten Entwicklungsinstituten<br />
– die Shenyang Aircraft<br />
Industry Co. (SAC) und die Chengdu<br />
Aircraft Industry Co. (CAC) – an konkurrierenden<br />
Entwürfen als Nachfolger<br />
der J-11-Serie arbeiteten. Verständlicherweise<br />
wurde in den Folgejahren nie viel<br />
Konkretes darüber veröffentlicht. Im<br />
November 2009 gab General He Weirong,<br />
der stellvertretende Kommandeur<br />
der chinesischen Luftstreitkräfte, bekannt,<br />
dass Chinas Jäger der „vierten<br />
Generation“ – in China ist die Zählweise<br />
anders – bald fliegen werde und man mit<br />
einem Einsatz bei der Luftwaffe zwischen<br />
2017 und 2019 rechnen könne.<br />
STEALTH- UND<br />
SUPERCRUISE-FÄHIGKEITEN<br />
Auch wenn dies vielleicht von vielen<br />
nicht recht ernst genommen wurde, so<br />
tauchte dieser unbekannte Typ tatsächlich<br />
kurz vor Jahresende 2010 auf und<br />
absolvierte seinen Erstflug am 11. Januar<br />
2011. Was folgte, war zunächst eine hef-<br />
Die erste J-20 („2001“) flog im Januar 2010. Prototypen wie die Nr. <strong>2016</strong><br />
weisen kleine Änderungen zum Beispiel an Lufteinlauf und Leitwerk auf.<br />
tige Kontroverse über den tatsächlichen<br />
Status dieses ungewöhnlichen Vogels,<br />
seine Auslegung und Größe, den Antrieb<br />
und die etwaige Rolle.<br />
Fünf Jahre später ist zwar vieles immer<br />
noch unklar, doch wird das Bild<br />
langsam deutlicher: Mit der J-20 hat man<br />
bei CAC nicht einen überdimensionierten<br />
Angriffsjäger entwickelt, sondern es<br />
war das Ziel, einen vollwertigen Jäger<br />
der fünften Generation zu schaffen, der<br />
von Supermanövrierbarkeit über Stealthbis<br />
zu Supercruise-Fähigkeiten alle Kriterien<br />
erfüllen soll. Dass dies wohl erst<br />
mit dem endgültigen Antrieb gelingen<br />
wird, tut dem keinen Abbruch, verfolgt<br />
man doch in Russland einen ähnlichen<br />
Ansatz und stellt die T-50 zunächst mit<br />
Interimstriebwerk in Dienst.<br />
UMFANGREICHE RADARTESTS<br />
MIT EINER TU-204C<br />
Immerhin wurde inzwischen offiziell bestätigt,<br />
dass nach der Erprobung der ersten<br />
beiden Demonstratoren mit den<br />
Nummern 2001 und 2002 zwischen<br />
2011 und 2013 die eigentliche Prototypenphase<br />
mit den Modellen der 201x-<br />
Serie begonnen wurde. Im Gegensatz zu<br />
den ersten beiden Maschinen verfügen<br />
die echten Prototypen über einen neuen,<br />
hellgrauen Anstrich – angeblich mit<br />
Stealth-Beschichtung – überarbeitete<br />
Lufteinläufe, Leitwerke und weitere Verfeinerungen<br />
im Übergang zwischen<br />
Rumpf und Tragfläche sowie im Triebwerksbereich.<br />
Zudem besitzen sie ähnlich<br />
der F-35 ein integriertes elektrooptisches<br />
Ziel- und Suchsystem unter dem<br />
Bug. Weitere Sensoren sind rund um den<br />
Rumpf installiert. Inzwischen zeigen aktuelle<br />
Aufnahmen auch eine einziehbare<br />
Luftbetankungssonde auf der rechten<br />
Vorderseite.<br />
In Bezug auf andere Systeme ist natürlich<br />
viel weniger bekannt: So scheinen<br />
zumindest nach der Umrüstung des<br />
zweiten Prototyps alle folgenden Maschinen<br />
bereits über ein Radar zu verfügen.<br />
Dieses als Typ-1475 (KLJ-5) benannte<br />
System ist angeblich ein AESA<br />
(System mit aktiver elektronischer<br />
Strahlschwenkung), entwickelt vom 14.<br />
Institut. Derzeit fliegt beim CFTE eine<br />
stark modifizierte Tu-204C als Radar-<br />
Testträger, die nicht nur über die Frontpartie<br />
inklusive Radom der J-20 verfügt,<br />
sondern auch eine Vielzahl an EW- und<br />
Fotos: Internet China<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 55
Militärluftfahrt<br />
Chengdu J-20<br />
Die J-20 verfügt über einen großen<br />
Waffenschacht im Rumpf.<br />
In einem seitlichen Schacht ist Platz für<br />
Luft-Luft-Lenkwaffen des Typs PL-10.<br />
Momentan ist die J-20 wohl noch mit russischen AL-31FN-<br />
Triebwerken bestückt. Eine Eigenentwicklung ist in Arbeit.<br />
Chengdu J-20 – Daten<br />
Allgemeine Angaben<br />
Hersteller Chengdu<br />
Aircraft Corp.<br />
Besatzung 1<br />
Antrieb Saturn AL-31FN<br />
Abmessungen<br />
Länge 20 m<br />
Höhe<br />
4,5 m<br />
Spannweite 13 m<br />
Flügelfläche 78 m²<br />
Massen<br />
Leermasse 19 400 kg<br />
max. Startmasse 36 300 kg<br />
Alle Angaben geschätzt<br />
COM-Systemen besitzt. Ansonsten<br />
bleibt die größte Frage wieder einmal<br />
der Antrieb, denn auch offiziell hinkt die<br />
Entwicklung des geplanten chinesischen<br />
WS-15 Emei doch deutlich hinter der<br />
Entwicklung des Flugzeuges selbst hinterher.<br />
Aktuellen Berichten zufolge ist<br />
nicht vor 2017 mit diesem Triebwerk zu<br />
rechnen. Derzeit ist die J-20 vermutlich<br />
mit dem russischen AL-31FN bestückt,<br />
möglicherweise mit der etwas leistungsstärkeren<br />
Series-III-Variante, die 137 Kilonewton<br />
Schub liefert.<br />
Fotos: Internet China<br />
Insgesamt war vor allem 2014 mit dem<br />
Erstflug von vier Maschinen sehr erfolgreich:<br />
Nr. 2011 flog am 1 März, Nr. 2012<br />
am 26. Juli, Nr. 2013 am 29. November<br />
und Nr. 2015 am 19. Dezember. Entsprechend<br />
soll die Erprobung sowohl in<br />
Chengdu-Huangtianba als auch beim<br />
staatlichen Flugtestzentrum in Xi’an-<br />
Yanliang zügig vorankommen.<br />
PROTOTYPEN BEIM<br />
STAATLICHEN TESTZENTRUM<br />
Seitdem sind zwei weitere, nochmals<br />
leicht modifizierte Flugzeuge – die Nummern<br />
<strong>2016</strong> (am 18. September 2015)<br />
und 2017 (24. November 2015) – hinzugekommen.<br />
Mitte 2015 mehrten sich die<br />
Gerüchte, wonach mit der Fertigung einer<br />
ersten Vorserie begonnen worden<br />
sei. Tatsächlich tauchte als „Weihnachtsgeschenk“<br />
die 2101 auf. Sie zeigte sich<br />
zunächst in kanariengelber Grundierung<br />
mit roter Kennung. Der Erstflug fand am<br />
18. Januar statt, und seither ist auch die<br />
2102 in Chengdu gesichtet worden. Da<br />
alle aktuellen Serienmodelle der J-10B/C<br />
ganz ähnliche Nummern tragen, kann<br />
davon ausgegangen werden, dass es sich<br />
tatsächlich um die ersten Vorserienexemplare<br />
der J-20A handelt. Folglich<br />
hätte CAC nach fünf Jahren in etwa einen<br />
Entwicklungszyklus erreicht, der<br />
dem der F-22 und F-35 zu einem vergleichbaren<br />
Zeitpunkt entspricht.<br />
Stellt sich nun die Frage, wie es weitergeht.<br />
Auch ohne den endgültigen<br />
Antrieb scheinen die chinesischen Luftstreitkräfte<br />
alles daran zu setzen, die<br />
J-20A so früh wie möglich in Dienst zu<br />
stellen, um Erfahrungen zu sammeln.<br />
Es bleibt daher spannend, ob CAC<br />
die Fertigungsrate aufrechterhalten<br />
kann, die 2014/15 vorgelegt wurde.<br />
Wenn die Erprobung ähnlich rasch wie<br />
bei der J-10B voranschreitet, dann kann<br />
damit gerechnet werden, dass die ersten<br />
Serienmodelle an das FTTC (Flight Test<br />
and Training Center) in Cangzhou/Cangxian<br />
in der Nähe von Tianjin und später<br />
nach Dingxin beziehungsweise Jiugucheng<br />
AB gehen. Dort erfolgen die taktische<br />
Erprobung und auch die Schulung<br />
der ersten Besatzungen. Sollte alles ohne<br />
Komplikationen verlaufen, dann könnte<br />
tatsächlich schon 2018/19 das erste reguläre<br />
Regiment mit der J-20A ausgerüstet<br />
werden.<br />
FR<br />
ANDREAS RUPPRECHT<br />
56 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Neue Kräfte<br />
Militärluftfahrt<br />
HForce von Airbus<br />
Helicopters<br />
Mit einem einheitlichen, aber flexiblen System will Airbus Helicopters die Bewaffnung von Modellen<br />
wie H125M, H145M und H225M vereinfachen. Das soll auch die Kosten senken.<br />
HForce wird für die H125M, H145M und H225M (von links)<br />
angeboten. Diverse Kanonen- und Raketenbehälter gehören<br />
zur möglichen Bewaffnung.<br />
Ein einfaches Helmvisier<br />
hilft dem Piloten beim<br />
Waffeneinsatz.<br />
Fotos: Airbus Helicopters/Raz, Rockwell Collins (1)<br />
Herzstück von HForce ist<br />
der Rechner von Rockwell<br />
Collins aus Deutschland.<br />
Selbst wenn Sie zunächst nur unsere<br />
Option 0 kaufen, haben Sie<br />
schon einen Abschreckungsfaktor,<br />
denn Ihre Nachbarn wissen, dass Sie Ihre<br />
Drehflügler recht schnell in einen<br />
leichten Kampfhubschrauber verwandeln<br />
können“, wirbt Marketing-Manager<br />
Philippe Kohn für das neue HForce-System.<br />
Mit ihm will Airbus Helicopters im<br />
Bereich der bewaffneten Mehrzweckhubschrauber<br />
seine Geschäfte ausweiten<br />
und Drittanbieter verdrängen.<br />
Der Ansatz ist dabei einfach: Mithilfe<br />
eines leistungsstarken Zentralrechners<br />
von Rockwell Collins Deutschland<br />
(FMC-4212 mit Mehrkernprozessor und<br />
Videofähigkeiten) und der bei der Montage<br />
des Hubschraubers verlegten Verkabelung<br />
ist der Hersteller in der Lage,<br />
vielfältige Sensoren und Waffen mit viel<br />
geringerem Aufwand als bei bisherigen<br />
Einzelfalllösungen zu integrieren. „Wir<br />
haben 50 Jahre Erfahrung und können<br />
nun quasi ein Schweizer Taschenmesser<br />
anbieten“, so Kohn, der auch die modularen<br />
Ausbaumöglichkeiten besonders<br />
betont. Beschaffungen können somit flexibel<br />
den verfügbaren Budgets angepasst<br />
werden.<br />
Mit der Option 0 wird, wie eingangs<br />
erwähnt, die Grundlage geschaffen. Die<br />
nächste Stufe ist dann die Option 1, bei<br />
der der Pilot mit einem Helmvisier ausgerüstet<br />
wird. Er kann so MGs (12,7<br />
mm), Kanonen (20 mm) oder ungelenkte<br />
Raketen (70 mm) einfach und präzise<br />
einsetzen. Bei der Option 2 wird auch<br />
der Copilot mit einem Helmvisier ausgestattet,<br />
und für Flüge unter schwierigen<br />
Bedingungen wird ein Sensorbehälter<br />
mit Infrarot- und TV-Kameras unter<br />
dem Bug installiert.<br />
Die dritte Stufe umfasst schließlich<br />
die Integration von Lenkwaffen, seien es<br />
Raketen mit Lasersuchkopf, Luft-Luft-<br />
Lenkwaffen (Mis-tral) oder Luft-Boden-<br />
Lenkflugkörper (wie Hellfire). Der Copilot<br />
wird dann fast wie in einem richtigen<br />
Kampfhubschrauber zum Bordschützen,<br />
der sich auf die Zielbekämpfung konzentriert.<br />
Für die Waffen bedarf es natürlich<br />
auch der geeigneten, typenspezifischen<br />
Aufhängungen. Für manche Muster wie<br />
die H125M (AS355 Fennec oder AS350)<br />
oder die H225M gibt es aus früheren<br />
Programmen bereits passende Konstruktionen;<br />
bei der H145M laufen derzeit<br />
entsprechende Entwicklungen.<br />
Als Testträger für das HForce-System<br />
wird eine H225M verwendet, die man<br />
komplett mit Sensor von Wescam, Helmvisier<br />
von Thales, 12,5-mm-MG und<br />
70-mm-Raketen von FZ ausstattet. Der<br />
Erstflug war im Dezember 2015. Im Mai<br />
sollen die Schießversuche anlaufen, sodass<br />
bis 2017 die erste Konfiguration<br />
zertifiziert sein kann.<br />
Acht potenzielle Kunden sind laut<br />
Kohn derzeit „stark“ an der „erschwinglichen“<br />
Lösung interessiert, und Airbus<br />
Helicopters hofft, noch in diesem Jahr<br />
die ersten Verträge unter Dach und Fach<br />
zu bringen. Zudem gibt es zwei Länder,<br />
die bereits eines der drei Muster im<br />
Dienst haben und nun an eine Nachrüstung<br />
denken. Die ist allerdings nicht<br />
ganz simpel, denn man muss eine neue<br />
Verkabelung verlegen und Platz für den<br />
zusätzlichen Rechner finden.<br />
FR<br />
KARL SCHWARZ<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 57
Freundeskreis Luftwaffe<br />
Editorial<br />
Sehr geehrte Leserinnen<br />
und Leser, verehrte Mitglieder!<br />
Unsere diesjährige Mitgliederversammlung<br />
werden wir in zwei Wochen, am 26.<br />
April in Köln-Wahn durchführen. Im<br />
Luftwaffen-Forum der Ausgabe 04/<strong>2016</strong><br />
der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> sind Ihnen hierzu<br />
Einzelheiten zur Kenntnis gebracht worden.<br />
Wir würden uns freuen, wenn wir<br />
auch in diesem Jahr Ihre zahlreiche Beteiligung<br />
erwarten dürften. Vor der Versammlung<br />
haben Sie ab 10.00 Uhr die<br />
Möglichkeit, an der vom Luftfahrtamt<br />
der Bundeswehr für uns organisierten<br />
Informationsveranstaltung teilzunehmen.<br />
Unter dem Thema „Sicherheit in der<br />
militärischen Luftfahrt“ dürfen wir eine<br />
vielseitige und umfassende Präsentation<br />
von aktuellen Themen aus der bemannten<br />
und unbemannten Militärluftfahrt<br />
erwarten. Die zentral geplanten Veranstaltungstermine<br />
<strong>2016</strong> haben wir in der<br />
Ausgabe 2/<strong>2016</strong> der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> veröffentlicht.<br />
Der Zuspruch unserer Mitglieder<br />
übersteigt bisweilen die uns vom<br />
Veranstalter gesetzte Obergrenze. Wir<br />
bitten Sie deshalb um Verständnis, wenn<br />
nicht in jedem Fall Ihren Wünschen entsprochen<br />
werden kann.<br />
Änderung: Die Jugendinformationswoche<br />
im Juli bei der Taktischen Luftwaffengruppe<br />
„Richthofen“ in Wittmund<br />
kann dort in diesem Jahr aus organisatorischen<br />
Gründen nicht stattfinden.<br />
Interessenten wenden sich bitte an unsere<br />
Geschäftsstelle in Köln-Wahn.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Botho Engelien, Präsident<br />
Zum Geburtstag<br />
Abschied<br />
von „Deci“<br />
Fast 60 Jahre lang war Decimomannu<br />
ein wichtiger Ausbildungsstützpunkt<br />
für die Luftwaffe. Vor allem Tornadound<br />
Eurofighter-Besatzungen hatten hier<br />
genug Platz für ihr fliegerisches Training.<br />
Geübt wurden vor allem Luftkämpfe<br />
und auf dem Schießplatz Capo della<br />
Frasca Angriffe auf Bodenziele.<br />
Schon seit einigen Jahren wird der<br />
Übungsbetrieb über Sardinien aber immer<br />
mehr eingeschränkt. Auch der Luft-<br />
Boden-Schießplatz ist nach Protesten<br />
der Bevölkerung mittlerweile für vier<br />
Monate im Jahr geschlossen. Obwohl<br />
Im Namen des Vorstands gratuliert Präsident Botho Engelien den folgenden Jubilaren, die im Mai<br />
Geburtstag haben, ganz herzlich:<br />
Otto Faustmann (92), Johann-Gottlieb Koppe (80), Dietmar Köplin (75), Günter Albrecht (85),<br />
Siegfried Westermann (75), Horst G. Laidig (70), Siegbert E. Hirsch (75), Werner Worofka (70),<br />
Hansjörg Mugele (70), Josef Bessinger (60), Helmut Hahn (60), Dr. Ernst Glaser (60), Joachim<br />
Witte (60), Florian Heckel (50), Lutz Frühauf (50), Oliver Hauser (50)<br />
Weil es „genügend kostengünstigere Alternativen“ gibt,<br />
wird die Luftwaffe zum Ende des Jahres die Nutzung der<br />
Air Weapons Training Installation auf Sardinien beenden.<br />
erst am 5. Februar 2013 das „Technische<br />
Abkommen“ mit Italien um sechs Jahre<br />
verlängert worden war, prüfte die Luftwaffe,<br />
ob die weitere Nutzung des<br />
Standortes noch notwendig ist. Offiziell<br />
wurde noch im März 2015 behauptet,<br />
dass die Bundeswehr beabsichtige, in<br />
Sardinien zu verbleiben, doch das Ergebnis<br />
fiel aus Sicht der Luftwaffenführung<br />
eindeutig aus: Der Nutzen für die<br />
fliegenden Geschwader der Luftwaffe<br />
steht in keinem vertretbaren wirtschaftlichen<br />
Verhältnis zu dem Aufwand für<br />
die Ausbildung auf der Mittelmeerinsel.<br />
Außerdem gibt es laut Luftwaffe<br />
mittlerweile in Deutschland und im europäischen<br />
Ausland genügend kostengünstigere<br />
Alternativen, sprich Übungsräume<br />
und Schießplätze. Dank der Flugprofilrekorder<br />
ist es mittlerweile überall<br />
möglich, die Flugbewegungen der<br />
Kampfjets im dreidimensionalen Raum<br />
in Echtzeit aufzuzeichnen. Zudem nehmen<br />
deutsche Besatzungen regelmäßig<br />
an Hochwertübungen in den USA und in<br />
Kanada teil. Der Verzicht auf „Deci“<br />
58 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> www.flugrevue.de
Geschäftsstelle<br />
Für Generationen von Piloten war „Deci“<br />
ein regelmäßiges Übungskommando.<br />
wird also keine negativen Auswirkungen<br />
auf die Einsatzbereitschaft der fliegenden<br />
Luftwaffe haben, heißt es. Die Nutzung<br />
der Air Weapons Training Installation<br />
(AWTI) wurde daher vom Inspekteur<br />
der Luftwaffe zum Ende des Jahres<br />
<strong>2016</strong> gekündigt. Das Taktische Ausbildungskommando<br />
der Luftwaffe Italien<br />
(TaktAusbKdoLw ITA), zu dem 104<br />
Soldaten und 33 zivile Mitarbeiter zählen,<br />
wird aufgelöst.<br />
Der Vertrag über die Nutzung von<br />
„Deci“ war am 16. Dezember 1959 von<br />
Italien, Deutschland und Kanada unterzeichnet<br />
worden. Nachdem zwischenzeitlich<br />
auch die USA und Großbritannien<br />
als Partner vor Ort waren, teilten sich<br />
ab Ende der 1990er Jahre Italien und<br />
Deutschland die Einrichtung für die<br />
Ausbildung ihres fliegerischen Personals.<br />
Daneben kamen immer wieder<br />
Gastnationen wie Österreich nach „Deci“,<br />
die 2014 mit ihren Eurofightern dort<br />
gemeinsam mit dem Taktischen Luftwaffengeschwader<br />
74 übten.<br />
FR<br />
PR/UBK/KS<br />
www.flugrevue.de<br />
Fotos: Bundeswehr, Stefan Petersen<br />
Die Geschäftsstelle Freundeskreis<br />
Luftwaffe ist von Montag bis<br />
Donnerstag von 9 bis 12 Uhr besetzt.<br />
Tel. +49 2203 64815<br />
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BIC: GENODED1RST<br />
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Referent für Presseund<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
c/o Geschäftsstelle FKLw,<br />
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Anmeldung<br />
Sektion Dresden<br />
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Tel. 03581 / 765514<br />
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Gustav-Mahler-Weg 13, 85598 Baldham<br />
Tel./Fax 08106 / 302728<br />
E-Mail c.h.gerrits@t-online.de<br />
Sektion Berlin<br />
Leiter: Günther Hoffmann,<br />
Kladower Damm 276c, 14089 Berlin<br />
Tel. 030 / 36804392<br />
E-Mail guenther_hoffmann@alice-dsl.de<br />
Sektion Nörvenich<br />
Leiter: Hans-Joachim Klimek,<br />
An der Hülle 6, 50259 Pulheim<br />
Tel./Fax 02238 / 96 68 50<br />
E-Mail ha-klimek@t-online.de<br />
Ich möchte an folgender(n) Veranstaltung(en) des Freundeskreises Luftwaffe e.V.<br />
teilnehmen (Zutreffendes bitte ankreuzen):<br />
am<br />
Anmeldeschluss<br />
Einsatzführungsbereich 3 AbgTZ 358, 23. 6. <strong>2016</strong> 12. 5. <strong>2016</strong><br />
Großer Arber<br />
TaktLwGrp 51 „Immelmann“, 29. 6. <strong>2016</strong> 12. 5. <strong>2016</strong><br />
24848 Kropp/Jagel<br />
Int. Hubschrauberausbildungszentrum, 11. 6. <strong>2016</strong> nicht erforderlich<br />
31675 Bückeburg – Tag der Bundeswehr<br />
Airbus Defence and Space, 18. 6. <strong>2016</strong> 12. 5. <strong>2016</strong><br />
85077 Mancing – Aktionstag<br />
Bitte vollständig ausfüllen, auch für Gäste. Coupon mit frankiertem Rückumschlag einsenden an:<br />
Geschäftsstelle Freundeskreis Luftwaffe e.V., Wahn 504/10 Postfach 90 6110, 51127 Köln<br />
Wichtiger Hinweis: Für Nichtmitglieder (Ausnahme Ehe-/Lebenspartner sowie Kinder/Enkelkinder)<br />
wird eine zusätzliche Bearbeitungsgebühr von 10 Euro vor Ort erhoben.<br />
Name<br />
Vorname<br />
Straße PLZ Ort<br />
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Geburtsort<br />
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und an den Vertreter des Freundeskreises Lw. e.V. für die o.a. Veranstaltungen weitergegeben werden.<br />
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Freundeskreis Luftwaffe: Aufnahmeantrag siehe Kleinanzeigenmarkt
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Schriftliche Zusendungen können an folgende Adresse gerichtet werden:<br />
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Geburtsdatum, Nationalität:<br />
Beruf, Telefon, E-Mail:<br />
Unterschrift:<br />
Einverständnis des Erziehungsberechtigten:<br />
Ich habe ein neues Mitglied geworben:<br />
Mitglieds-Nr.:<br />
(Eintrag durch Geschäftsstelle)<br />
Ich möchte Mitglied im Freundeskreis Luftwaffe e.V. werden. Der Jahresbeitrag beträgt 62,00 € und<br />
schließt den monatlichen Bezug der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> mit ein. Schüler/Studenten (ausgenommen Bundeswehr, Polizei,<br />
duales Studium und Auszubildende) zahlen 31,00 €.<br />
Mitgliedsnummer Datum Name Unterschrift<br />
Freundeskreis Luftwaffe e.V., Postfach 90 61 10 Wahn 504 / 10, 51127 Köln<br />
%JÈS@GECP'BCLRGjI?RGMLQLSKKCP"#888"GC+?LB?RQPCDCPCLX+GREJGCBQLSKKCPUGPBQCN?P?RKGRECRCGJR<br />
SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige den Freundeskreis Luftwaffe e.V., Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen.<br />
Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom Freundeskreis Luftwaffe e.V. auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.<br />
Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen.<br />
Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
Kreditinstitut (SWIFT/BIC)<br />
Name des Kontoinhabers (falls abweichend):<br />
Datum, Ort, Unterschrift:<br />
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Was will der Freundeskreis<br />
Luftwaffe ?<br />
Seit 1984 besteht der Freundeskreis<br />
Luftwaffe, der sich zum Ziel gesetzt<br />
hat, die Kommunikation und die<br />
Begegnung zwischen Luftfahrt, Luftwaffe<br />
und Allgemeinheit zu fördern.<br />
Er ist unabhängig und überparteilich<br />
und daher offen für alle, die sich mit<br />
der Bundeswehr und mit der Luftwaffe<br />
verbunden fühlen. Besonders bei der<br />
Jugend will der Freundeskreis nicht<br />
nur das Interesse an der Luftwaffe,<br />
sondern auch die Begeisterung für das<br />
Fliegen fördern.<br />
Mehrere Informationsveranstaltungen<br />
DÝP(SECLBJGAFCjLBCLHÈFPJGAFQR?RR<br />
bei denen nicht nur Verbände besichtigt<br />
werden können, sondern auch<br />
QCJ@QRECkMECLUGPB<br />
Darüber hinaus werden Informationsbesuche<br />
bei der Bundeswehr, den<br />
Aliierten und der Industrie angeboten.<br />
Rund 1400 Mitglieder zählt der Freundeskreis<br />
Luftwaffe im In- und Ausland.<br />
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<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 61
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62 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> www.flugrevue.de
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Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer:<br />
Dr. Volker Breid, Norbert Lehmann.<br />
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DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz),<br />
Heino Dü hrkop, Dr. Michael Rathje, Dü sternstraße 1, 20355<br />
Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />
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Mein Extra erhalte ich nach Zahlungseingang und solange der Vorrat reicht, Ersatzlieferungen<br />
sind vorbehalten. Nach einem Jahr kann ich das Abo jederzeit kündigen.<br />
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Deshalb bin ich damit einverstanden, dass mich Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG und ihr zur Verlagsgruppe<br />
gehörendes Unternehmen, Rodale-Motor-Presse GmbH & Co. KG Verlagsgesellschaft mit ihren<br />
Titeln künftig auch per Telefon und E-Mail über weitere interessante Medienangebote informieren. Dieses<br />
Einverständnis kann ich jederzeit per E-Mail an widerruf@dpv.de widerrufen.<br />
Ich bezahle per Bankeinzug und erhalte eine Gratis-Ausgabe zusätzlich.<br />
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SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Düsternstraße 1-3,<br />
20355 Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen<br />
von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von<br />
der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die<br />
Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend<br />
mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit<br />
meinem Kredit institut vereinbarten Bedingungen.<br />
Ich bezahle per Rechnung.<br />
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Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor<br />
Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur<br />
Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses,<br />
die Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a<br />
EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Aboservice, Postfach, 70138 Stuttgart,<br />
Telefon: + 49 (0)711 3206-8899, Telefax: +49 (0)711 182-2550, E-Mail: flugrevue@dpv.de<br />
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Technik<br />
3D-Druck mit Metallen<br />
Laser als Werkzeug:<br />
Bei bis zu 2000 Grad<br />
schmelzen die Metallpartikel<br />
zusammen.<br />
Schicht für Schicht<br />
Die additive Fertigung ist einer der großen Trends in der Luftfahrt. Wir haben uns<br />
bei Premium AEROTEC in Varel und Augsburg erklären lassen, wie der 3D-Druck<br />
mit Titanpulver funktioniert – und welche Chancen sich dadurch bieten.<br />
Die Maschine surrt leise, durch ein<br />
kleines Fenster kann man einen<br />
Blick in ihr Inneres werfen: Auf<br />
dem grauen Boden zucken Laserstrahlen<br />
und fahren ein fest definiertes Muster<br />
ab. Silbern glänzend werden zwei Kreise<br />
und im Inneren zwei Punkte an den Stellen<br />
sichtbar, an denen der Strahl entlanggefahren<br />
ist. Dann wird der Boden<br />
um einige Mikrometer abgesenkt, eine<br />
Rakel wischt von rechts nach links, alles<br />
ist wieder einheitlich grau – und der Prozess<br />
beginnt von vorne. Auch wenn es<br />
auf den ersten Blick nicht so aussieht:<br />
Hier entsteht gerade Schicht für Schicht<br />
ein Flugzeugbauteil. Die Maschine ist eine<br />
Metall-Laserschmelzanlage zur additiven<br />
Fertigung, umgangssprachlich<br />
auch 3D-Druck genannt, und sie steht<br />
beim Luftfahrtzulieferer Premium AE-<br />
ROTEC im niedersächsischen Varel.<br />
Im Sommer 2014 begann die Airbus-<br />
Tochter mit dem 3D-Druck und hat sich<br />
mittlerweile zu einem Kompetenzzentrum<br />
auf dem Gebiet entwickelt. Lange<br />
Zeit wurde die additive Fertigung vor allem<br />
im Prototypenbau eingesetzt, um<br />
schnell und kostengünstig Einzelteile<br />
herzustellen, hauptsächlich aus Kunststoff.<br />
Doch in Varel ist man einen Schritt<br />
Ist der Druckprozess beendet, wird<br />
der Rohrkrümmer aus dem überschüssigen<br />
Pulver herausgehoben.<br />
weiter: Seit Januar ist die Serienproduktion<br />
mit dem neuen Fertigungsverfahren<br />
für Metalle offiziell angelaufen. Das<br />
Ausgangsmaterial ist die hochfeste Titanlegierung<br />
Ti-6Al-4V in Pulverform,<br />
die Kügelchen haben einen Durchmesser<br />
64 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Additive Fertigung mit Metallpulver<br />
Beim selektiven Laserschmelzen (Selective Laser Melting), Lasersintern und Elektronenstrahlschmelzen<br />
(Electron Beam Melting) liegt das Metall in Pulverform vor. Die einzelnen<br />
Pulverschichten werden mithilfe eines Hochleistungslasers oder Elektronenstrahls<br />
unter einer Schutzatmosphäre aufgeschmolzen, so verbinden sich umliegende Partikel<br />
miteinander. Beim Lasersintern wird im Unterschied zum Laserschmelzen das<br />
Pulver nicht komplett aufgeschmolzen, sondern lokal nur so stark erhitzt, dass sich die<br />
benachbarten Partikel miteinander verbinden. Beim Laserschmelzen oder -sintern kommen<br />
häufig Faserlaser zum Einsatz, bei denen die Laserstrahlung durch den dotierten<br />
Kern einer Glasfaser geleitet und so verstärkt wird. Beim Elektronenstrahlschmelzen<br />
werden durch Erhitzen eines Wolframdrahts im Vakuum Elektronen freigesetzt, die<br />
über Elektromagnete beschleunigt und gebündelt werden. Ist eine Schicht gedruckt,<br />
wird das Bauteil um einige Mikrometer abgelassen und eine Rolle oder Rakel verteilt<br />
das Pulver wieder auf der Oberfläche. Neben Metallen lassen sich auch Kunststoffe,<br />
Keramiken und Sand verarbeiten.<br />
y<br />
Rakel<br />
Spiegel<br />
Optik<br />
Bau teil<br />
z<br />
Laser<br />
Bauplattform<br />
x<br />
Pulvervorratsbehälter<br />
Pulverauffangbehälter<br />
zwischen 10 und 63 Mikrometern. „Das<br />
fließt wie Wasser“, sagt Kai Schimanski,<br />
Leiter Technologie in Varel. Pro Monat<br />
wird derzeit rund eine Tonne Titanpulver<br />
verarbeitet. Es wird mit einem Faserlaser<br />
lokal bei bis zu 2000 Grad Celsius<br />
erhitzt, bis die Kügelchen miteinander<br />
verschmelzen.<br />
Hergestellt werden momentan<br />
doppelwandige Rohrkrümmer<br />
in unterschiedlichen Größen<br />
für die Betankungsversion<br />
des Militärtransporters A400M von Airbus.<br />
Sechs davon kommen pro Flugzeug<br />
zum Einsatz. „Auf den ersten Blick ist es<br />
ein ziemlich unscheinbares Bauteil“, sagt<br />
Schimanski. „Aber es ist der Pilot, mit<br />
dem wir die Technologie zur Serienreife<br />
bringen.“ Die große Version des Rohrkrümmers<br />
besteht aus fast 6000 Schichten<br />
mit einer Dicke von je 30 Mikrometern.<br />
Mitte März wurde das erste additiv<br />
gefertigte Serienteil ausgeliefert. Gut<br />
zehn Monate lang dauerte die Qualifikationsphase,<br />
bei der Premium AEROTEC<br />
dem Luftfahrt-Bundesamt und der europäischen<br />
Agentur für Flugsicherheit,<br />
EASA, unter anderem mithilfe zahlreicher<br />
Prüfkörper nachweisen musste,<br />
dass die Bauteile aus dem 3D-Drucker<br />
alle Anforderungen für die Luftfahrt erfüllen.<br />
Damit künftig nicht jedes weitere<br />
gedruckte Teil einzeln zugelassen werden<br />
muss, arbeitet das Unternehmen daran,<br />
bis zum Sommer eine Qualifikation<br />
für den gesamten Prozess zu erhalten.<br />
Bislang entstand der Rohrkrümmer<br />
aus zwei Titan-Gussteilen, die zusammengeschweißt<br />
und anschließend zerspant<br />
wurden. Von der Bestellung bis<br />
zur Auslieferung vergingen bei konventioneller<br />
Fertigung eineinhalb Jahre. Bei<br />
der additiven Fertigung ist es momentan<br />
ein halbes Jahr. „Der Prozess soll künftig<br />
DER REINE DRUCKPROZESS<br />
DAUERT RUND ZWEIEINHALB TAGE<br />
aber auf etwa zwei Monate verkürzt<br />
werden“, sagt Matthias Bensch, der bei<br />
Premium AEROTEC in Augsburg die<br />
Se-rieneinführung von Anfang an begleitete.<br />
Gedruckt ist ein Rohrkrümmer innerhalb<br />
von rund zweieinhalb Tagen,<br />
doch danach sind weitere Arbeiten nötig:<br />
Die Teile müssen wärmebehandelt<br />
und von der Druckplatte separiert werden,<br />
Stützstrukturen werden entfernt,<br />
Anschließend<br />
wird das Bauteil<br />
gereinigt und<br />
nachbearbeitet.<br />
Hier sind vorne<br />
und am Kranz<br />
noch Stützstrukturen<br />
sowie<br />
unten die Druckplatte<br />
zu sehen.<br />
Fotos: Premium AEROTEC (5), Ulrike Ebner (3), Airbus/<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong> 65
Technik<br />
3D-Druck mit Metallen<br />
Der gedruckte Rohrkrümmer findet sich<br />
im Leitungssystem des Airbus A400M.<br />
und finale Zerspanungsarbeiten wie das<br />
Fräsen von Nuten sind nötig. „Das Drucken<br />
macht am Gesamtprozess nur etwa<br />
10 bis 20 Prozent aus“, sagt Schimanski.<br />
Dennoch schlägt der 3D-Druck beim<br />
Faktor Zeit klassische Fertigungsmethoden.<br />
Doch ist er auch billiger? „Das<br />
kann man nicht grundsätzlich sagen“, so<br />
Thomas Brockhoff, Leiter der additiven<br />
Fertigung in Varel. Man müsse jeden<br />
Einzelfall betrachten. Der gedruckte<br />
Rohrkrümmer ist laut Bensch um bis zu<br />
IM FOKUS STEHT DIE<br />
FUNKTION UND<br />
NICHT DIE FERTIGUNG<br />
30 Prozent günstiger als die gegossene<br />
Variante. Gerade im Vergleich zu zerspanenden<br />
Verfahren ist der Materialausnutzungsgrad<br />
beim Laserschmelzen<br />
höher. Beim Zerspanungsprozess benötigt<br />
man für ein Kilogramm Bauteil rund<br />
zehn Kilogramm Material, bei der additiven<br />
Fertigung nur etwa 1,15 Kilogramm.<br />
Brockhoff rechnet vor: „Gegenüber einem<br />
gefrästen Titanbauteil können wir<br />
bei der additiven Fertigung die Kosten<br />
pro Kilogramm nahezu halbieren.“<br />
Doch die additive Fertigung hat ihre<br />
Grenzen: Zum einen ist sie eher für<br />
Kleinst- und Kleinserien bis 2000 Stück<br />
geeignet, zum anderen ist die Größe der<br />
Bauteile durch den Platz in der Maschine,<br />
den sogenannten Bauraum, limitiert.<br />
Premium AEROTEC verfügt momentan<br />
über vier Anlagen des Herstellers Concept<br />
Laser mit ein oder zwei Laserstrahlen:<br />
drei kleine mit einer Kantenlänge<br />
von 250 x 250 x 250 Millimetern und<br />
eine große mit 630 x 400 x 500 Millimetern.<br />
Die Faserlaser haben in den kleinen<br />
Anlagen eine Leistung von 400 Watt, in<br />
der großen sind es 1000 Watt. Im Mai<br />
soll eine noch größere Anlage hinzukommen,<br />
sie hat einen Bauraum von<br />
800 x 400 x 600 Millimetern und zwei<br />
Faserlaser à 1000<br />
Watt. Auf einer<br />
Druckplatte können<br />
je nach Größe mehrere<br />
Bauteile gleichzeitig<br />
gefertigt werden.<br />
Dazu werden<br />
sie raumoptimiert ineinander<br />
verschachtelt angeordnet. Pro<br />
Druckvorgang, der auch als Baujob bezeichnet<br />
wird, verbrauchen die Anlagen<br />
rund 20 Kilowatt Energie.<br />
Neben Fertigungszeit und -kosten<br />
liegt die wohl größte Chance des 3D-<br />
Drucks aber in den neuen Freiheiten,<br />
die sich für Konstrukteure auftun. „Man<br />
kann von einem Paradigmenwechsel in<br />
der Luftfahrt sprechen“, sagt Marc<br />
Schimmler, Leiter Core Engineering und<br />
Technologie bei Premium AEROTEC in<br />
Augsburg. Während beim Rohrkrümmer<br />
für die A400M das Design noch<br />
eins zu eins übernommen wurde, muss<br />
bei künftigen Bauteilen keine Rücksicht<br />
darauf genommen werden, ob konventionelle<br />
Maschinen sie herstellen kön-<br />
nen. Durch diese Funktionsorientierung<br />
sind Formen möglich, die an Stellen mit<br />
hoher Belastung viel, an Stellen mit geringer<br />
Belastung wenig Material aufweisen.<br />
Für solche bionischen Designs<br />
dient die Natur als Inspiration. Beispielsweise<br />
der menschliche Knochen,<br />
Matthias Bensch (li.) und Marc Schimmler<br />
prüfen Teile für die Serienfertigung.<br />
Links gedruckt, rechts gefräst: ein<br />
hydraulischer Steuerblock für die A320.<br />
66 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong><br />
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der bei geringem Gewicht extrem widerstandsfähig<br />
ist. Das bietet großes Potenzial<br />
für Gewichtseinsparungen im Flugzeugbau,<br />
wo jedes Kilogramm zählt.<br />
Zum Leichtbaupotenzial kommt bei der<br />
Konstruktion von gedruckten Bauteilen<br />
noch ein weiterer Aspekt hinzu: „Wir<br />
reden zum ersten Mal darüber, dass sich<br />
der Designer über Ästhetik Gedanken<br />
machen muss“, sagt Schimmler. Denn,<br />
so seine Erfahrung, schöne Dinge verkaufen<br />
sich nicht nur besser, sondern<br />
überzeugen meist auch mit ihrer Funktionalität.<br />
Doch die neuen Möglichkeiten<br />
in der Konstruktion sind auch eine Herausforderung.<br />
Umdenken ist gefordert.<br />
„Für Konstrukteure ist das unheimlich<br />
schwierig“, sagt Schimmler. Zumal sich<br />
auch bei der Designsoftware und den<br />
Berechnungstools noch einiges tun<br />
muss, um der additiven Fertigung gerecht<br />
zu werden. Die bislang verwendete<br />
Konstruktionssoftware ist ebenso<br />
subtraktiv wie die bisherigen Fertigungsverfahren,<br />
die nach dem Prinzip<br />
des Materialabtragens funktionieren.<br />
Wenn diese Startschwierigkeiten einmal<br />
überwunden sind, wartet laut<br />
Schimmler schon die nächste Revolution:<br />
„Mit additiver Fertigung lassen sich<br />
Strukturen mit Systemen verbinden!“<br />
Beispielsweise sei es denkbar, dass Luftleitungen<br />
direkt in die Spanten im Flügel<br />
integriert werden. Das wäre ein weiterer<br />
Schritt hin zum Extremstleichtbau.<br />
WEITERE BAUTEILE FÜR DIE<br />
SERIENFERTIGUNG GEPLANT<br />
Bei Premium AEROTEC wird sondiert,<br />
welche weiteren Bauteile sich für die additive<br />
Fertigung eignen. Interessant sind<br />
vor allem Teile, die komplex und schwierig<br />
zu bauen sind. Dazu gehören neben<br />
Kabinenbrackets für Passagierjets auch<br />
Halterungen für die Raumfahrt. „Der<br />
Vorteil bei der additiven Fertigung: Der<br />
Komplexitätsgrad beeinflusst den Preis<br />
nicht“, sagt Schimmler. Mehrere Bauteile<br />
seien schon in der Pipeline, allein für<br />
dieses Jahr ist der Übergang von zehn<br />
Teilen in die Serienfertigung geplant.<br />
Künftig soll neben Titan auch Pulver anderer<br />
Legierungen verarbeitet werden.<br />
Und vermutlich werden in den nächsten<br />
Jahren weitere der leise surrenden Maschinen<br />
hinzukommen, die Schicht für<br />
Schicht Flugzeugbauteile drucken. FR<br />
ULRIKE EBNER<br />
Kai Schimanski zeigt einen Rohrkrümmer, der in der Laserschmelzanlage im<br />
Hintergrund entstanden ist. Größere Bauteile sind momentan noch nicht möglich.<br />
Ein herkömmliches T-Stück für das Treibstoffsystem der A400M (li.) besteht aus<br />
142 Einzelteilen, eine Designstudie (re.) für die additive Fertigung nur aus 49.<br />
Auch andere Hersteller drucken Metallteile in Serie<br />
Einspritzdüsen im LEAP-Triebwerk von CFM International:<br />
Für die Serienfertigung hat der US-amerikanische Triebwerkshersteller<br />
GE Aviation ein neues Werk in Auburn, Alabama, aufgebaut. In der<br />
klassischen Fertigung werden die Einspritzdüsen aus 20 Einzelteilen<br />
zusammengesetzt, mit dem Laserschmelzverfahren werden sie aus<br />
einem Stück gefertigt. In jedem LEAP-Triebwerk sind 19 davon verbaut.<br />
Das Ausgangsmaterial ist Kobalt-Chrom-Pulver. Die gedruckten<br />
Einspritzdüsen sind nach Angaben von GE 25 Prozent leichter als<br />
herkömmlich gefertigte Teile.<br />
Leitschaufeln in Verdichter, Klammern und Boroskopaugen<br />
im Getriebefan von Pratt & Whitney: Im PW1500G<br />
für die Bombardier CSeries kommen Leitschaufeln im Verdichter<br />
und sowie Klammern zum Einsatz, die per Laser- und Elektronenstrahlschmelzen<br />
hergestellt werden. Zugangsöffnungen für die<br />
Inspektion, sogenannte Boroskopaugen (Foto), in der Niederdruckturbine<br />
des A320neo-Antriebs PW1100G-JM stammen vom<br />
deutschen Triebwerkshersteller MTU in Zusammenarbeit mit EOS<br />
aus Krailing. Verwendet wird dafür eine Nickelbasislegierung in<br />
Pulverform.<br />
Fotos: CFM International, MTU Aero Engines<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong> 67
Briefing<br />
Luft- und Raumfahrt von A bis Z<br />
FOLGE 013<br />
APU<br />
Bordcomputer, Licht, Heizung und<br />
sogar die Toilettenspülung: Der Energiebedarf<br />
eines Flugzeugs ist enorm. Im<br />
Flug liefern die Generatoren der Triebwerke<br />
den Strom für diese Verbraucher.<br />
Bei den meisten größeren Flugzeugen<br />
wird zudem für die Klimatisierung heiße<br />
und komprimierte Luft (sogenannte<br />
Zapfluft) aus dem Verdichter der Triebwerke<br />
entnommen.<br />
Damit die Passagiere am frühen Morgen<br />
nicht in ein kaltes und dunkles Flugzeug<br />
einsteigen, ist auch am Boden die<br />
Versorgung mit Energie notwendig. Dafür<br />
gibt es eine Hilfsgasturbine, die Auxiliary<br />
Power Unit (APU), die meist im<br />
Heck des Flugzeugs sitzt. Der Bauraum<br />
ist von einem Brandschott abgetrennt.<br />
Es handelt sich dabei meist um eine Gasturbine,<br />
die keinen Schub, sondern nur<br />
eine Wellendrehleistung erzeugt. Seltener<br />
kommen auch Kolbenmotoren zum<br />
Einsatz. Gespeist werden sie vom normalen<br />
Kraftstoffsystem des Flugzeugs.<br />
An die Hilfsturbine ist ein Drehstromgenerator<br />
gekoppelt, der Strom für<br />
die elektrischen Verbraucher liefert. An<br />
die Welle ist auch ein mechanischer<br />
Kompressor angeflanscht; er speist<br />
Druckluft in das pneumatische System<br />
ein und ersetzt damit die Zapfluft der<br />
Triebwerke. Die verdichtete Luft wird<br />
nicht nur für die Klimaanlage benötigt,<br />
sondern auch zum Anlassen der Triebwerke.<br />
Während des Anlassvorgangs<br />
wird diese in das Innere des Antriebs geleitet<br />
und sorgt so für das Hochfahren<br />
des Triebwerks.<br />
Durch diese Funktionen wird das<br />
Flugzeug autark von bodenseitigen Einrichtungen<br />
am Flughafen. Aufgrund der<br />
starken Geräuschentwicklung bei laufender<br />
APU beschränken viele Flughäfen<br />
deren Gebrauch auf das Nötigste. In diesem<br />
Fall oder bei einer defekten APU<br />
sind bodenseitige Einrichtungen nötig:<br />
So kann das Flugzeug an den meisten<br />
Flughäfen mit Bodenstrom versorgt werden,<br />
Druckluft für die Klimatisierung<br />
und das Anlassen der Triebwerke steht<br />
meist ebenfalls zur Verfügung.<br />
Dadurch können die meisten Flugzeuge<br />
auch mit einer defekten oder ausgebauten<br />
Hilfsturbine operieren. Bei bestimmten<br />
Flugzeugmustern oder weiten<br />
Flügen über unbewohntes Gebiet erfordern<br />
die Regularien teilweise jedoch ein<br />
funktionstüchtiges Hilfstriebwerk.<br />
Normalerweise wird die Hilfsgasturbine<br />
nach dem Start beider Triebwerke<br />
ausgeschaltet. Da die Entnahme von<br />
Triebwerkszapfluft zu Lasten der Leistung<br />
geht, versorgt die APU an heißen<br />
Plätzen mit kurzer Startbahn die Kabine<br />
mit kühler Luft und wird erst in der Luft<br />
Zapfluftventil<br />
Verdichter<br />
Turbine<br />
Generator<br />
Ölpumpe<br />
Anlasser<br />
Getriebe<br />
Lastkompressor<br />
Flap-Motor<br />
Meist dient eine Gasturbine als APU.<br />
Der Lastkompressor liefert die Druckluft<br />
für das pneumatische System.<br />
Foto: Lufthansa Technik, Grafik: Ralf Athen<br />
Die Hilfsturbine, hier bei einem Airbus A340-600, ist meistens im<br />
Heck untergebracht und für die Wartung über Klappen erreichbar.<br />
ausgeschaltet. Im Flug wird sie meist nur<br />
im Falle eines Triebwerksausfalls verwendet,<br />
um den Generator des verbleibenden<br />
Antriebs zu entlasten.<br />
Gestartet wird die Hilfsturbine in der<br />
Regel elektrisch mit dem Strom aus den<br />
Batterien. Das ist sowohl am Boden als<br />
auch in der Luft möglich. Die APU ist,<br />
wie die Triebwerke auch, mit einem<br />
Steuerungscomputer sowie einem Feuerlöschsystem<br />
ausgestattet.<br />
FR<br />
MAX KÜHNL<br />
68 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong><br />
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Technik<br />
Triebwerksakustik<br />
Beim Thema Fluglärm stehen insbesondere<br />
Triebwerke im Fokus.<br />
Bis 2020 soll der empfundene<br />
Lärm um 50 Prozent im Vergleich zum<br />
Jahr 2000 verringert werden. So will es<br />
der Europäische Forschungsrat für<br />
Luft- und Raumfahrt (Advisory Council<br />
for Aeronautics Research in Europe,<br />
ACARE) laut seinem bereits 2001 erschienenen<br />
Bericht „Visions for 2020“.<br />
„Bei Turbofantriebwerken verursachen<br />
grundsätzlich Fan und Strahl den<br />
Hauptteil des Lärms“, sagt Dr. Friedrich<br />
Bake vom Institut für Antriebstechnik<br />
des Deutschen Zentrums für Luft- und<br />
Raumfahrt (DLR). Gerade in diesen beiden<br />
Bereichen hat sich in den vergangenen<br />
Jahren einiges getan. Neue Materialien<br />
für Bläser und Rotoren kommen<br />
zum Einsatz, und die Form von Fanschaufeln<br />
wurde mithilfe von Strömungssimulationen<br />
optimiert. Zudem<br />
wurde das Nebenstromverhältnis – der<br />
Anteil an kalter und relativ langsamer<br />
Luft, die außen an Verdichter, Brennkammer<br />
und Turbine vorbeigeleitet wird<br />
– stetig vergrößert. Dadurch wird die<br />
Geschwindigkeit des heißen Abgasstrahls<br />
und so auch Lärm verringert. Gezackte<br />
Austrittskanten am Triebwerksende,<br />
sogenannte Chevron-Düsen, helfen<br />
dabei, den Nebenstrom mit dem heißen<br />
Abgas zu vermischen. Auch die<br />
Einführung des Getriebefans von Pratt<br />
& Whitney trägt zur Lärmverringerung<br />
bei. Bei ihm laufen Bläser und Niederdruckturbine<br />
im optimalen Bereich. Die<br />
Geschwindigkeit der Fanschaufelspitzen<br />
kann auf rund 60 Meter pro Sekunde<br />
verringert werden.<br />
Weil Fan- und Strahllärm in den vergangenen<br />
Jahren reduziert wurden, rückt<br />
Strömungssimulation<br />
Im Kern des<br />
Triebwerkslärms<br />
Triebwerke sind in den vergangenen Jahrzehnten immer<br />
leiser geworden. Weiteres Potenzial für Lärmverringerung<br />
im Kerntriebwerk hat das kürzlich ausgelaufene EU-Projekt<br />
RECORD unter Leitung des DLR untersucht.<br />
nun ein anderer Bereich zunehmend ins<br />
Blickfeld der Forschung: das Kerntriebwerk,<br />
das Verdichter, Brennkammer und<br />
Turbine umfasst. Im Rahmen des EU-<br />
Projekts RECORD (Research on Core<br />
Noise Reduction / Forschung zur Reduzierung<br />
von Kerntriebwerksschall) haben<br />
seit 2013 unter der Leitung des<br />
DLR 18 Partner aus acht europäischen<br />
Das Strömungs- und<br />
Schallfeld eines Brennkammer-Turbinen-<br />
Systems zeigt an den roten Stellen starke<br />
Fluktuationen, die Lärm verursachen.<br />
Ländern zusammengearbeitet, um dem<br />
Kerntriebwerksschall auf den Grund zu<br />
gehen. Mit dabei waren unter anderem<br />
Triebwerksbauer wie Rolls-Royce und<br />
Snecma, der Getriebehersteller Avio sowie<br />
zahlreiche Universitäten und Forschungseinrichtungen.<br />
Kerntriebwerksschall<br />
bewegt sich überwiegend im Niederfrequenzbereich<br />
bis 1000 Hertz und<br />
ist als dumpfes Grollen unter anderem<br />
beim Landeanflug wahrnehmbar. Er<br />
spielt nicht nur bei Turbofantriebwerken,<br />
sondern auch bei Turboprop- und<br />
Hubschraubermotoren eine Rolle.<br />
„Uns haben besonders die Prozesse<br />
zwischen der Brennkammer und der<br />
Turbine interessiert“, sagt Bake. Im<br />
Brennkammersystem wird zwischen direktem<br />
und indirektem Verbrennungslärm<br />
unterschieden. Ersterer wird in der<br />
Brennkammer verursacht, vor allem<br />
durch turbulente Schwankungen des<br />
Verbrennungsprozesses. Indirekter Ver-<br />
70 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Schallquellen am Triebwerk<br />
Bläser und Strahl sind bei Turbofantriebwerken die Hauptverursacher von Lärm. Doch auch<br />
andere Komponenten erzeugen Schall.<br />
Fan<br />
Verdichter<br />
Turbine<br />
Verdichterlärm<br />
Turbinenlärm<br />
Fanlärm<br />
Fanlärm<br />
Brennkammer<br />
Brennkammerlärm<br />
Strahllärm<br />
Lärmentwicklung bis 2020<br />
brennungslärm entsteht hinter der<br />
Brennkammer, beispielsweise in der ersten<br />
Turbinenstufe, wo Fluktuationen in<br />
der Zusammensetzung und Temperatur<br />
der heißen Abgase in stark beschleunigten<br />
oder verzögerten Strömungsabschnitten<br />
Schall erzeugen.<br />
Unter RECORD entwarfen die Forscher<br />
verschiedene Experimente und<br />
konstruierten dazu eigens Komponenten,<br />
um möglichst gut kontrollierbare<br />
Randbedingungen und messtechnische<br />
Zugänglichkeit zu erreichen. „Wir haben<br />
keine Gesamttriebwerkstests durchgeführt,<br />
sondern einzelne Testfälle untersucht“,<br />
sagt Bake. So wurde am Nationalen<br />
Zentrum für wissenschaftliche<br />
Forschung (Centre national de la recherche<br />
scientifique, CNRS) in Paris eine<br />
Experimental-Brennkammer getestet,<br />
am Polytechnikum in Mailand wurden<br />
Strömung und Schall einer Turbinenstufe<br />
vermessen und in Berlin im Heiß-<br />
Akustik-Teststand des DLR das Zusammenspiel<br />
von Brennkammer und Turbine<br />
untersucht. Damit validierten und<br />
verifizierten die Wissenschaftler die zuvor<br />
entwickelten Simulations- und Vorhersagemethoden.<br />
„Bisher gab es keine<br />
so umfangreichen Simulationen des Kerntriebwerksschalls“,<br />
sagt Bake.<br />
Das im Rahmen des Forschungsprojekts<br />
entwickelte numerische Modell<br />
verbessert nicht nur das Verständnis der<br />
Lärmentstehung, sondern könnte auch<br />
für die Konzeption von leiseren und umweltfreundlicheren<br />
Triebwerken hilfreich<br />
sein. Die im Rahmen von RE-<br />
CORD gesammelten Testdaten stehen<br />
nun Forschern und Herstellern zur Verfügung.<br />
Für leisere Kerntriebwerke muss<br />
der Fokus der Ingenieure auf dem Turbineneintrittsdesign,<br />
aber vor allem auf einer<br />
gleichmäßigen Verbrennung mit einer<br />
fluktuationsarmen Strömung zwischen<br />
Brennkammer und Turbine und<br />
damit auf der Kerosinzufuhr liegen.<br />
„Das verringert nicht nur den Kerntriebwerksschall,<br />
sondern macht ein Triebwerk<br />
sehr wahrscheinlich auch schadstoffärmer“,<br />
sagt Bake.<br />
FR<br />
ULRIKE EBNER<br />
Seitenlinienpegel<br />
normiert auf 500 kN (EPNdB)<br />
115<br />
110<br />
1<strong>05</strong><br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
1950<br />
707-120<br />
Comet 4<br />
Caravelle III<br />
CV880-22<br />
727-200<br />
In den vergangenen 60 Jahren konnten Triebwerkshersteller den effektiv empfundenen<br />
Schallpegel (Effective Perceived Noise Level, EPN) um 30 Dezibel (dB) senken.<br />
VFW 614<br />
747-100 MD-83<br />
767-304<br />
Strahltriebwerke<br />
Mantelstromtriebwerke – Nebenstromverhältnis unter 2<br />
Mantelstromtriebwerke – Nebenstromverhältnis 2 – 8<br />
Mantelstromtriebwerke – Nebenstromverhältnis 8 – 12<br />
A321-112<br />
A320-214 737-800<br />
777-200<br />
A330-243<br />
A340-600<br />
1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020<br />
Jahr der Zulassung<br />
E170<br />
A380-842<br />
787-8<br />
A350-900<br />
A320neo P&W<br />
A320neo LEAP<br />
737 MAX 8<br />
Fotos: Pratt & Whitney, TU München<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 71
Berufe in der Luftfahrt<br />
Hoch hinaus<br />
Fotos: AERO Friedrichshafen, Katrin Sdun<br />
Ob als Hobby oder Beruf – die Tätigkeiten eines Piloten sind<br />
vielfältig. Wie man an die entsprechende Lizenz kommt, und<br />
wie es danach weitergeht, zeigt die Aktion „Be a pilot“.<br />
In dieser Ausgabe<br />
Pilot<br />
Sonderbereich auf der<br />
AERO zeigt die Wege<br />
ins Cockpit<br />
Pilot ist und bleibt der Traumberuf<br />
vieler junger Menschen. Dass der<br />
Weg in die begehrte Uniform und<br />
das Cockpit eines Airliners hart und teuer<br />
ist, bekommen Aspiranten oft zu hören.<br />
Auch das sonntägliche Fliegen mit<br />
einer Cessna sei teuer, gefährlich und etwas<br />
für Besserverdiener.<br />
Dass Sätze wie<br />
diese ins Reich der Legenden<br />
gehören, erfahren<br />
Interessenten im<br />
Rahmen der Aktion<br />
„Be a pilot“, die von<br />
unserem Schwestermagazin<br />
aerokurier<br />
unterstützt wird.<br />
Vom 20. bis 23.<br />
April findet auf der AERO in Friedrichshafen<br />
im Foyer West der große Informationsaustausch<br />
zum Thema „Wie werde<br />
ich Pilot?“ statt. Die Aktion wird nach<br />
2015 zum zweiten Mal durchgeführt;<br />
damals stellten sich 25 Aussteller den<br />
Besuchern. Diese können sich über den<br />
Pilotenberuf und die Berufsperspektiven<br />
in der Luftfahrt informieren.<br />
Zu den Ausstellern gehören zum einen<br />
Flugschulen, die den Besuchern detailliert<br />
erläutern, wie man es als fliegerisch<br />
völlig Unbedarfter an den Steuerknüppel<br />
schafft. Ein Aspekt sind die<br />
verschiedenen Lizenzen, die an der jeweiligen<br />
Flugschule erworben werden<br />
können. Kompetente Ansprechpartner,<br />
zumeist Fluglehrer, beantworten hier alle<br />
Fragen zur Flugausbildung, wie beispielsweise<br />
den notwendigen persönlichen<br />
Anforderungen. Auch über die<br />
Kosten informieren die Anbieter. Viele<br />
Einen Hubschrauber mal selber<br />
fliegen? Zumindest im Simulator ist das<br />
auf der diesjährigen AERO möglich.<br />
von ihnen bieten zahlreiche Möglichkeiten<br />
zur Finanzierung des Traums vom<br />
Fliegen.<br />
Zum anderen sind hier Hochschulen<br />
vertreten, die über Studiengänge, Berufsbilder<br />
und Karrierechancen in der<br />
Luftfahrtbranche informieren und Berufsfelder<br />
neben der praktischen Cock-<br />
72 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
8996702-4-1.QXD_Layout 1 04.03.16 13:33 Seite 1<br />
pitarbeit vorstellen. Dabei gibt es Programme, die eine<br />
klassische Linienpilotenausbildung mit einem Hochschulstudium<br />
kombinieren und die Absolventen so auf<br />
eine breitere berufliche Basis stellen. Auf der anderen<br />
Seite sind auch reine Hochschulangebote am Start; sie<br />
sind auf Tätigkeiten bei Fluggesellschaften ausgerichtet.<br />
Damit werden sowohl angehende Hobbypiloten als auch<br />
luftfahrtbegeisterte Schulabgänger fündig.<br />
Für alle Messebesucher, die sich für eine Motorflugausbildung<br />
interessieren, ist der Vortrag „Motorfliegen<br />
lernen“ gedacht. Dieser findet am Freitag, den 22.<br />
April um 15 Uhr am Stand des aerokuriers (A3, Stand<br />
101) statt. Moderiert wird er von der Kunstflugpilotin<br />
Verena Dolderer.<br />
Unter allen Interessenten, die den aerokurier zwei<br />
Monate kostenfrei Probe lesen und noch keine Pilotenlizenz<br />
besitzen, verlost der aerokurier am letzten Messetag<br />
um 14 Uhr einen Gutschein für einen Schnupperflug<br />
im Wert von 200 Euro. Damit kann der Pilot in spe unter<br />
Anleitung eines Fluglehrers auf einem Rundflug selber<br />
einmal das Steuer eines Kleinflugzeuges in die Hand<br />
nehmen. Der Gewinner wird so vielleicht herausfinden,<br />
dass Fliegen gar nicht so hart ist, wie er es schon häufig<br />
gehört hat.<br />
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www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 73
Raumfahrt<br />
Amerikanisches Mini-Space-Shuttle<br />
Auftrieb für den<br />
Dream Chaser<br />
Seit Jahrzehnten läuft die Entwicklung einer kleinen<br />
Alternative zum Space Shuttle. Mit einem Auftrag<br />
der NASA soll es nun endlich vorangehen.<br />
Von FRANK WUNDERLICH-PFEIFFER<br />
Foto: SNC<br />
Der Traum von einem<br />
Raumschiff, das fliegen<br />
und landen kann wie ein<br />
Flugzeug, ist so alt wie die Raumfahrt<br />
selbst. Während das amerikanische<br />
Space Shuttle und der russische Buran<br />
nur noch Museumsstücke sind, wird dieser<br />
Traum heute vom Dream Chaser verkörpert.<br />
Das Mini-Shuttle der Sierra Nevada<br />
Corporation (SNC), die ihren Sitz<br />
in Sparks, Nevada, hat, soll im Rahmen<br />
des nächsten Vertrags zur Versorgung<br />
der Internationalen Raumstation ISS<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Die Idee hinter den kleinen Shuttles<br />
hat eine lange Geschichte. Keine drei<br />
Wochen nach dem Sputnik-Flug vergab<br />
die US Air Force 1957 den ersten Auftrag<br />
zum Bau eines Flugzeugs, das auch<br />
in den Weltraum fliegen können sollte.<br />
Die Boeing X-20 Dyna-Soar wurde über<br />
sechs Jahre entwickelt. Mit nur einem<br />
Astronauten und etwa fünf Tonnen<br />
Startgewicht war sie ein Winzling im<br />
Vergleich zum Space Shuttle, das beim<br />
Start 120 Tonnen wog. Kurz nachdem<br />
die X-20 fertig entwickelt war, wurden<br />
1963 die Gelder für den Bau eines Prototyps<br />
gestrichen. Doch schon 1966 flog<br />
der Prototyp eines anderen Konzepts.<br />
Die HL-10 – HL steht für horizontale<br />
74 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong><br />
Landung – bestand aus einem aerodynamischen<br />
Rumpf, der den Hauptteil des<br />
Auftriebs lieferte. Sie wurde mit einem<br />
XLR-11-Raketentriebwerk ausgerüstet<br />
und mit Überschallgeschwindigkeit getestet,<br />
aber nie für einen Flug in den<br />
Weltraum ausgestattet. Das Konzept<br />
wurde erst weiterverfolgt, nachdem am<br />
3. Juni 1982 ein australisches Aufklärungsflugzeug<br />
einen sowjetischen Prototyp<br />
für den Raumgleiter BOR-4 fotografierte.<br />
Seine Form erwies sich in Tests<br />
mit Nachbauten aus Kirschholz als ein<br />
sehr guter Kompromiss für den Flug bei<br />
hohen Überschall- und Unterschallgeschwindigkeiten.<br />
Eine sowjetische Entwicklung war<br />
damit eine wesentliche Inspiration für<br />
den HL-10-Nachfolger, die HL-20. Sie<br />
wurde als kleine Alternative zum Shuttle<br />
entwickelt, die Astronauten zur geplanten<br />
Raumstation „Freedom“ bringen und<br />
auch als Rettungsschiff dienen sollte.<br />
Gebaut wurde von der HL-20 aber nur<br />
ein Modell in der vollen Größe. Mit ihm<br />
haben Studenten aus North Carolina getestet,<br />
ob für die Astronauten im Inneren<br />
genug Platz wäre. Ein flugfähiges<br />
Modell blieb ein Traum, bis Jim Benson<br />
die Baupläne der HL-20 von der NASA<br />
lizenzierte und mit seiner Firma Spacewww.flugrevue.de
Die Frachtversion des Dream Chaser<br />
verfügt über ein Cargomodul,<br />
das beim Wiedereintritt verglüht.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong> 75
Raumfahrt<br />
Amerikanisches Mini-Space-Shuttle<br />
An einer Sikorsky<br />
S-64 hängend<br />
wurden 2013<br />
erste Tests mit<br />
dem Dream Chaser<br />
durchgeführt.<br />
Dev daraus ein Raumschiff für die ersten<br />
kommerziellen Frachtflüge zur ISS<br />
entwickeln wollte. Die Ausschreibung<br />
verlor SpaceDev schon 2004 in der ersten<br />
Auswahlrunde. Benson hielt aber an<br />
dem Konzept fest und schloss 2007 eine<br />
Partnerschaft mit der United Launch Alliance<br />
(ULA), einem Gemeinschaftsunternehmen<br />
von Boeing und Lockheed<br />
Martin, die den Dream Chaser mit einer<br />
Atlas-V-Rakete starten sollte. Benson<br />
sollte den ersten Flug nicht erleben, er<br />
starb 2008. Seine Firma wurde an die<br />
SNC von Fatih und Eren Ozmen verkauft<br />
– das Paar hielt an Bensons Traum fest.<br />
BRUCHLANDUNG<br />
BEIM ERSTEN FREI<strong>FLUG</strong><br />
Als die NASA anfing, nach Bewerbern<br />
für bemannte kommerzielle Flüge zu suchen,<br />
war auch der wiederverwendbare<br />
Dream Chaser mit dabei. Der Raumgleiter<br />
landete dabei in zwei Runden nie auf<br />
den vorderen Plätzen. Aber im Vorfeld<br />
konnte die SNC trotzdem einen Teil der<br />
dringend nötigen Entwicklungsgelder<br />
einsammeln, insgesamt über 300 Millionen<br />
Dollar. Damit konnte nicht nur die<br />
Entwicklung auf dem Papier passieren,<br />
Bisher ist der<br />
Dream Chaser nur<br />
einmal frei geflogen.<br />
Im Vergleich zum Space<br />
Shuttle Atlantis ist der<br />
Dream Chaser ein Winzling.<br />
sondern auch ein flugfähiger Prototyp<br />
gebaut werden, der sogenannte Engineering<br />
Test Article. Nach mehreren Flügen<br />
am Seil unter einem Helikopter verlief<br />
der erste freie Flug dieses Prototyps am<br />
26. Oktober 2013 vollkommen automatisch<br />
und fast perfekt. Wäre da nicht die<br />
Landung gewesen. Die auf den ersten<br />
Blick ungewöhnliche Kufe, die laut SNC<br />
eine einfache, leichte und sichere Alternative<br />
zum klassischen Bugrad ist, war<br />
dabei nicht das Problem. Wohl aber die<br />
Fahrwerke, die aus einer alten Northrop<br />
F-5E Tiger stammten. Eines fuhr bei der<br />
Landung nicht aus. Auch wenn der Autopilot<br />
den Dream Chaser bis zum letzten<br />
Moment geradehielt, war eine Bruchlandung<br />
unvermeidlich. Die Insassen<br />
hätten wohl problemlos überlebt. Die<br />
Crewkabine und die Instrumente darin<br />
waren auch noch intakt, aber der Prototyp<br />
trotzdem stark beschädigt. Inzwischen<br />
wurde er repariert und verbessert.<br />
Neue Testflüge sind für dieses Jahr geplant.<br />
Bei der Vergabe der NASA-Aufträge<br />
zum Transport von Astronauten im September<br />
2014 ging Sierra Nevada leer<br />
aus. Stattdessen wurden die Kapseln von<br />
Boeing (CST-100) und SpaceX (Crew<br />
Dragon) mit Verträgen im Wert von 4,2<br />
und 2,6 Milliarden Dollar bedacht. Kein<br />
Wunder, dass die SNC gegen das Ergebnis<br />
klagte, wenn auch ohne Erfolg.<br />
Die US-Raumfahrtbehörde war aber<br />
nicht nachtragend, denn Anfang <strong>2016</strong><br />
passierte endlich, worauf viele lange gewartet<br />
hatten: Der Dream Chaser bekam<br />
einen Auftrag von der NASA – nicht als<br />
Technische Daten<br />
Länge 9 m<br />
Spannweite 7 m<br />
Leermasse 11 300 kg<br />
Frachtkapazität 1200 kg (bemannt),<br />
5500 kg (Cargo)<br />
Besatzung bis zu 7<br />
bemanntes Raumschiff, aber für Frachtflüge<br />
zur ISS. Im Rahmen eines Globalvertrags<br />
(CRS-2), der auch Dragon- und<br />
Cygnus- Missionen umfasst, soll der<br />
Raumgleiter von 2019 bis 2024 mindestens<br />
sechs Einsätze übernehmen. Dazu<br />
wird nun eine Cargoversion mit einem<br />
abtrennbaren Modul entwickelt.<br />
Der Dream Chaser wird an der Spitze<br />
einer regulären Trägerrakete in den<br />
Orbit starten. Vorerst ist die Rakete der<br />
Wahl eine Atlas V, dafür bestehen auch<br />
schon Verträge mit der ULA. Es gibt<br />
aber auch erste Studien, wie ein unbemannter<br />
Dream Chaser mit beiklappbaren<br />
Finnen in der Nutzlastverkleidung<br />
einer Ariane 5 gestartet werden kann.<br />
Denn die europäische Raumfahrtbehörde<br />
ESA investiert 33 Millionen Euro in<br />
die Entwicklung eines Andockadapters,<br />
den International Berthing and Docking<br />
76 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong><br />
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Das Konzept ist nicht neu: Die X-20 Dyna-Soar (links) wurde Ende der 1950er Jahre entwickelt, einen Prototyp gab es aber<br />
nie. Die HL-10 (Mitte) war mit einem Raketentriebwerk ausgestattet, von der HL-20 (rechts) gibt es nur ein Modell.<br />
Mechanism (IBDM, internationaler Anlege-<br />
und Dockingmechanismus). Damit<br />
verbunden sind Aussichten auf eine direkte<br />
Nutzung des Dream Chaser durch<br />
die ESA, entweder für die Versorgung<br />
der ISS oder für frei fliegende Missionen.<br />
Feste Zusagen gibt es noch nicht.<br />
Die mindestens 15 Mal verwendbare<br />
Frachtversion wird nicht nur ein Cargomodul<br />
haben, das bei der Rückkehr in<br />
der Atmosphäre verglüht, sondern auch<br />
einklappbare Finnen. Damit passt sie in<br />
das Innere einer normalen Nutzlastverkleidung,<br />
wodurch der Start der Rakete<br />
nicht beeinflusst wird. Die bemannte<br />
Version soll ohne Verkleidung auf der<br />
Spitze der Rakete fliegen, um sich im<br />
Notfall mit Triebwerken von der Rakete<br />
trennen zu können. Dann verändert sich<br />
aber die Aerodynamik der Rakete, weshalb<br />
sie neu qualifiziert werden muss.<br />
Die Zelle des Dream Chaser besteht<br />
aus einer leichten Kohlefaserstruktur.<br />
Die großteiligen Baugruppen werden<br />
bei Lockheed Martin gefertigt. Der Hitzeschutz<br />
für den Wiedereintritt wird<br />
ähnlich wie beim Space Shuttle aus hitzebeständigen<br />
Kacheln bestehen. Der<br />
Wiedereintritt ist eine besondere Stärke<br />
dieses Konzepts. Er ist wegen des großen<br />
Auftriebs besonders sanft, die Beschleunigungskräfte<br />
steigen nie über 1,5<br />
g. Vor allem bei einer schnellen Rückkehr<br />
mit kranken oder verletzten Astronauten<br />
würde das einen großen Unterschied<br />
ausmachen, zumal der Dream<br />
Chaser wie ein normales Flugzeug auf<br />
beliebigen Landebahnen aufsetzen kann,<br />
die mindestens 2450 Meter lang sind.<br />
Für Manöver im und zur Rückkehr<br />
aus dem Orbit sollte das fertige Raumschiff<br />
ursprünglich mit zwei Hybridtriebwerken,<br />
einer Mischung aus Feststoffbooster<br />
und Flüssigtriebwerk, ausgestattet<br />
werden. Dabei wird flüssiges<br />
Lachgas in einer Brennkammer mit gummiartigem<br />
hydroxyl-terminiertem Polybutadien<br />
(HTPB) verbrannt. Mit nur einem<br />
flüssigen Treibstoff ist der Aufbau<br />
einfach, und die Triebwerke sind steuerbar.<br />
Allerdings kann Lachgas bei bestimmten<br />
Verunreinigungen im Tank<br />
oder den Treibstoffleitungen explodieren.<br />
Aber nachdem die SNC 2015 die Technologiefirma<br />
Orbitec übernommen hat,<br />
sollen deren deutlich effizientere Flüssigtriebwerke<br />
verwendet werden. Dazu<br />
kommen noch eine Reihe von Steuerdüsen<br />
für die Lageregelung im Vakuum.<br />
Die Frachtversion soll bei einem<br />
Leergewicht von etwa 11 Tonnen eine<br />
Nutzlast von bis zu 5,5 Tonnen zur ISS<br />
bringen können. In der bemannten Version<br />
sollen einmal bis zu sieben Crewmitglieder<br />
und 1,2 Tonnen Fracht transportiert<br />
werden. Für diese Ausführung<br />
gibt es aber noch keine festen Verträge.<br />
Zuvor muss sich erst einmal die Frachtversion<br />
bewähren.<br />
FR<br />
Das Mini-Shuttle<br />
findet mit<br />
eingeklappten<br />
Finnen auf der<br />
Atlas V Platz.<br />
Die Frachtversion soll<br />
von 2019 an mindestens<br />
sechs Mal zur ISS fliegen.<br />
Fotos: SNC, NASA<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong> 77
Raumfahrt<br />
Langzeitmission auf der ISS<br />
Mit 340 Tagen im All<br />
ist Scott Kelly amerikanischer<br />
Rekordhalter.<br />
Nach vielen Interviews und Pressekonferenzen<br />
machte NASA-<br />
Astronaut Scott Kelly etwas,<br />
was er auf der ISS nicht machen konnte:<br />
Er sprang angezogen in einen Swimmingpool.<br />
„Oh Mann, fühlt sich das gut<br />
an!“, sagte er, als er wieder auftauchte.<br />
„Fast ein Jahr lang hatte ich kein fließendes<br />
Wasser“, erklärte Kelly vor Journalisten<br />
in Houston seinen Sprung ins kalte<br />
Wasser. 340 Tage hat der 52-Jährige<br />
auf der ISS verbracht – so lange wie kein<br />
Amerikaner vor ihm. Direkt nach der<br />
Landung am 1. März in der kasachischen<br />
Wüste habe er sich besser gefühlt<br />
als nach seiner letzten Mission 2011, die<br />
159 Tage dauerte. „Doch an einem bestimmten<br />
Punkt müssen sich die beiden<br />
Linien gekreuzt haben.“ Muskelermüdung<br />
und -schmerzen seien deutlich<br />
stärker als vor fünf Jahren. Zudem gibt<br />
es ein weiteres Problem: Seine Haut ist<br />
sehr empfindlich. „Immer wenn ich mich<br />
setze, hinlege oder laufe, brennt es.“<br />
Kelly und der mit ihm zur ISS gestartete<br />
russische Kosmonaut Michail Kornijenko<br />
(55) sind so etwas wie menschliche<br />
Versuchskaninchen. Wie verkraftet<br />
der Körper die lange Zeit in der Schwerelosigkeit<br />
und der kosmischen Strahlung?<br />
Wie wirken sich Isolation und<br />
Stress auf die Psyche aus? Bisher gibt es<br />
laut NASA nur belastbare Daten für<br />
Aufenthalte im All bis zu einem halben<br />
Jahr. Wenn irgendwann einmal Menschen<br />
zu einer rund dreijährigen Reise<br />
zum Mars und zurück aufbrechen sollen,<br />
müssen solche Fragen geklärt sein. So<br />
Erkenntnisse für<br />
den Flug zum Mars<br />
Nach 340 Tagen auf der Internationalen Raumstation ISS<br />
sind der NASA-Astronaut Scott Kelly und sein russischer<br />
Kollege Michail Kornijenko am 1. März wieder auf der Erde<br />
gelandet. Doch ihre Mission ist noch nicht zu Ende.<br />
kommt es nicht von ungefähr, dass Kelly<br />
und Kornienko während ihrer Mission<br />
eine Distanz von 231,5 Millionen Kilometern<br />
zurückgelegt haben – das entspricht<br />
etwa der durchschnittlichen Entfernung<br />
zwischen Erde und Mars.<br />
DIE ASTRONAUTEN WERDEN<br />
NOCH EIN JAHR UNTERSUCHT<br />
In Form von medizinischen Untersuchungen<br />
begann die Mission schon ein<br />
Jahr vor dem Flug zur ISS am 27. März<br />
2015. Damals wurden unter anderem<br />
Blut-, Urin- und Speichelproben genommen.<br />
Die gleichen Proben mussten Kelly<br />
und Kornienko regelmäßig im All abgeben.<br />
Ein Teil davon wird erst mit dem<br />
nächsten Versorgungsflug einer Dragon-<br />
Kapsel im Mai zur Erde gebracht.<br />
Ein Langzeitaufenthalt im All ist eine<br />
enorme Belastung für den Körper, und<br />
noch ist unklar, ob die Astronauten bleibende<br />
Schäden davontragen. Im Fokus<br />
der Wissenschaftler standen sieben verschiedene<br />
Forschungsfelder. Neben dem<br />
Immunsystem, Mikroorganismen an und<br />
im Körper, Motorik und der physischen<br />
Leistungsfähigkeit wurden auch Flüssig-<br />
Scott Kelly<br />
Kelly war Marine- und Testpilot, bevor er 1996 seine<br />
Karriere als Astronaut bei der NASA begann. Bei vier<br />
Missionen verbrachte Kelly insgesamt 520 Tage<br />
im All. Im Dezember 1999 war er Teil einer Mission zur<br />
Wartung und Reparatur des Hubble-Teleskops. Im August<br />
2007 war er für zwölf Tage erstmals auf der ISS. Vom<br />
7. Oktober 2010 bis zum 16. März 2011 absolvierte er<br />
seinen ersten Langzeitaufenthalt auf der Raumstation.<br />
78 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong><br />
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Während seiner Zeit auf der ISS hat<br />
Kelly mehr als 1000 Fotos gemacht,<br />
wie hier von Japan.<br />
Die Zwillingsbrüder Mark (links) und Scott Kelly werden im<br />
Rahmen der Langzeitmission umfangreich untersucht.<br />
Kelly und Michail Kornijenko schaffen es auf Platz vier der<br />
längsten Aufenthalte im All.<br />
Fotos: NASA<br />
keitsverschiebungen unter Mikrogravitation<br />
untersucht. Diese bewirken eine Erhöhung<br />
des Augeninnendrucks und können<br />
so das Sehvermögen beeinträchtigen.<br />
Die ungewohnte Umgebung und die<br />
anspruchsvolle Arbeit an Bord der ISS<br />
wirken sich auf die Psyche aus und beeinflussen<br />
nicht nur die Stimmung, sondern<br />
auch logisches Denkvermögen und<br />
Reaktionszeit.<br />
Unmittelbar nach ihrer Landung in<br />
Kasachstan wurden die Astronauten zudem<br />
daraufhin untersucht, ob sie in der<br />
Lage sind, grundlegende Aufgaben zu erledigen,<br />
beispielsweise aufzustehen oder<br />
ohne Hilfe über Hindernisse zu gehen.<br />
Denn auch das könnte für künftige Langzeitmissionen<br />
zu anderen Planeten wichtig<br />
sein. Besonders interessant dürften<br />
die Ergebnisse der Zwillingsstudie sein.<br />
Während Scott Kelly auf der ISS unter<br />
Beobachtung der Forscher stand, wurde<br />
sein eineiiger Zwillingsbruder Mark Kelly,<br />
ein ehemaliger NASA-Astronaut, auf<br />
der Erde untersucht. Die Studie soll ergänzend<br />
zu den anderen Untersuchungen<br />
Antworten auf medizinische Fragestellungen<br />
liefern, beispielsweise zum<br />
erhöhten Hirndruck in Mikrogravitation,<br />
zum Muskel- und Knochenschwund,<br />
aber auch zu den Auswirkungen langer<br />
Weltraumaufenthalte auf biomolekularer<br />
Ebene. Untersucht werden sollen unter<br />
anderem die Chromosomen-Enden der<br />
Zwillinge, sogenannte Telomere. Wenn<br />
sie sich mit zunehmendem Alter und<br />
Stress verkleinern, bieten sie den Chromosomen<br />
keinen Schutz mehr, was<br />
unter anderem zu Krebs führen kann.<br />
Umwelteinflüsse im Weltraum könnten<br />
nach Ansicht der Forscher diese Telomere<br />
direkt schädigen. Hinzu kommt die<br />
Strahlungsbelastung. Nach ihrer Rückkehr<br />
zur Erde werden Kelly und Kornienko<br />
mindestens ein weiteres Jahr lang<br />
Rekordaufenthalte im All<br />
untersucht. Ebenso lang wird es nach<br />
Angaben der NASA dauern, bis die ersten<br />
Ergebnisse veröffentlicht werden. Bei<br />
den verschiedenen Experimenten seien<br />
große Datenmengen gesammelt worden.<br />
Auch wenn Kelly am Ende seiner<br />
340 Tage auf der ISS froh war, wieder<br />
auf der Erde zu sein, so hätte er es nach<br />
eigenen Angaben auch länger ausgehalten.<br />
„Wenn eine Mission zum Mars zwei<br />
oder zweieinhalb Jahre dauert, ist das<br />
machbar“, sagte er. Er selbst wird allerdings<br />
nicht noch einmal ins All aufbrechen:<br />
Kurz nach seiner Rückkehr auf die<br />
Erde gab Kelly bekannt, dass er in den<br />
Ruhestand geht.<br />
FR<br />
ULRIKE EBNER<br />
Name Aufenthaltsdauer Raumstation<br />
Walery Poljakow 438 Tage (8. Januar 1994 bis 22. März 1995) MIR<br />
Sergei Awdejew 380 Tage (13. August 1998 bis 28. August 1999) MIR<br />
Wladimir Titow und 366 Tage (21. Dezember 1987 bis 21. Dezember 1988) MIR<br />
Musa Manarow<br />
Scott Kelly und 340 Tage (27. März 2015 bis 1. März <strong>2016</strong>) ISS<br />
Mikhail Kornienko<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong> 79
News RAUMFAHRT<br />
Foto: Virgin Galactic<br />
EUROPÄISCH-RUSSISCHE MARS-MISSION<br />
Nächster Halt:<br />
Roter Planet<br />
Die ExoMars-Mission der europäischen Weltraumagentur<br />
ESA und der russischen<br />
Raumfahrtbehörde Roskosmos ist am 14.<br />
März erfolgreich vom russischen Weltraumbahnhof<br />
Baikonur in Kasachstan aus gestartet. Eine Proton-Rakete<br />
brachte die Sonde, bestehend aus dem<br />
Trace Gas Orbiter (TGO) und dem Lander Schiaparelli,<br />
ins All. Rund elf Stunden nach dem Start<br />
trennten sich die beiden Module von der Oberstufe<br />
der Proton, eine Stunde später empfing das ESA-<br />
Kontrollzentrum in Darmstadt die ersten Signale.<br />
Die Ankunft am Mars ist für den 19. Oktober geplant.<br />
Drei Tage zuvor trennt sich Schiaparelli vom<br />
TGO. Während der TGO die Marsatmoshäre aus<br />
einem Orbit in rund 400 Kilometern Höhe untersucht,<br />
sollen mit Schiaparelli vor allem neue Landetechnologien<br />
erprobt werden. Für 2018 ist der<br />
zweite Teil der ExoMars-Mission geplant. Dann<br />
soll ein Rover zum Mars geschickt werden, der mit<br />
einem Bohrer Proben aus bis zu zwei Metern Tiefe<br />
nimmt und analysiert. ExoMars soll nach Spuren<br />
von Leben auf dem Roten Planeten suchen.<br />
Neues SpaceShipTwo heißt Unity<br />
Das private US-Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic hat<br />
rund 16 Monate nach dem tödlichen Absturz des ersten Space-<br />
ShipTwo in Mojave, Kalifornien, das Nachfolgemodell präsentiert.<br />
Das auf den Namen Virgin Spaceship (VSS) Unity getaufte Raumflugzeug<br />
ähnelt äußerlich stark seinem Vorgänger. Das neue Space-<br />
ShipTwo entstand im Eigenbau bei Virgin Galactic und der Tochterfirma<br />
The Spaceship Company und nicht mehr bei Scaled Composites.<br />
Die VSS Unity soll in diesem Jahr eine Reihe von Bodentests<br />
durchlaufen, bevor die Flugerprobung beginnt. Wie das erste Space-<br />
ShipTwo wird das neue Raumflugzeug von zwei Piloten geflogen<br />
und bietet Platz für bis zu sechs Passagiere. Sie sollen eines Tages<br />
bei einem Subor bitalflug einige Minuten Schwerelosigkeit erleben.<br />
Satellit mit elektrischem Antrieb<br />
Mit Electra will die europäische Raumfahrtagentur ESA in einer<br />
öffentlich-privaten Partnerschaft einen rein elektrischen Kommunikationssatelliten<br />
entwickeln, bauen und starten. Sowohl die Lageregelung<br />
als auch die Anhebung in den finalen geostationären Orbit<br />
in 36 000 Kilometern Höhe soll mit elektrischen anstelle von chemischen<br />
Antrieben erfolgen. Electra nutzt dazu Solarenergie. Entwickelt<br />
und gebaut wird Electra vom deutschen Raumfahrtkonzern OHB, die<br />
erste Mission beauftragt der Satellitenbetreiber SES. Der Start des<br />
ersten Electra-Satelliten ist für Ende 2021 geplant.<br />
Foto: ESA Foto: DLR<br />
80 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong>
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> PROBEABO<br />
3 x <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> testen<br />
+ Fliegeruhr für nur 16,50 €<br />
Foto: NASA<br />
InSight auf 2018 verschoben<br />
Die Mars-Mission InSight (Interior Exploration Using Seismic<br />
Investigations, Geodesy and Heat Transport) der amerikanischen<br />
Raumfahrtbehörde NASA bekommt 2018 eine zweite<br />
Chance. Der für März <strong>2016</strong> geplante Start musste wegen technischer<br />
Probleme am Hauptinstrument des Landers, einem<br />
Seismometer der französischen Raumfahrtagentur CNES namens<br />
SEIS (Seismic Experiment for Interior Structure), abgesagt<br />
werden. Ein neues Startfenster öffnet sich am 5. Mai 2018.<br />
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Vertrag bis 2022<br />
Airbus Defence and Space hat von<br />
der Bundeswehr einen Auftrag für<br />
den weiteren Betrieb des sicheren Satellitenkommunikationssystems<br />
SAT-<br />
COMBw erhalten. Der bis 2022 laufende<br />
Vertrag hat einen Wert von 145<br />
Millionen Euro und beinhaltet den Betrieb<br />
der Militärsatelliten COMSATBw-1<br />
und COMSATBw-2, des Teleports in<br />
Weilheim und der zugehörigen Netze.<br />
Foto: Airbus DS<br />
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Name, Vorname<br />
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Telefon<br />
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kann ich jederzeit per E-Mail an widerruf@dpv.de widerrufen.<br />
Ich bezahle per Bankeinzug und erhalte zusätzlich eine Gratis-Ausgabe.<br />
IBAN<br />
Fotos: Aerojet Rocketdyne, Blue Origin<br />
Neue Triebwerke für<br />
amerikanische Raketen<br />
Die US Air Force hat Aerojet Rocketdyne<br />
und ULA mit der Entwicklung eines<br />
Raketenantriebs beauftragt. Das AR1 (links) soll die russichen<br />
RD-180-Antriebe der Atlas V ersetzen, die derzeit auch<br />
militärische Nutzlasten ins All bringen. Die Entwicklung soll<br />
2019 abgeschlossen sein. Insgesamt werden 804 Millionen<br />
Dollar (713 Mio. Euro) investiert, zwei Drittel davon trägt die<br />
USAF. Auch in die Entwicklung des BE-4-Triebwerks (rechts)<br />
von Blue Origin und ULA steigt die Air Force finanziell ein.<br />
Das Triebwerk ist für das Projekt Vulcan gedacht.<br />
www.flugrevue.de<br />
BIC<br />
Geldinstitut<br />
SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Düsternstr. 1-3, 20355 Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer<br />
DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut<br />
an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz wird mir<br />
separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten<br />
Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
Ich bezahle per Rechnung.<br />
Verlagsgarantie: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag, an<br />
dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art. 246a § 1<br />
Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu<br />
widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
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Datum<br />
Unterschrift<br />
Coupon einfach ausfüllen und einsenden an:<br />
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DIREKTBESTELLUNG: flugrevue@dpv.de Bitte Bestell-Nr. angeben<br />
Telefon +49 (0)711 3206-8899 · Fax +49 (0)711 182-2550<br />
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Historie<br />
Die J34-Triebwerke von Westinghouse<br />
boten zu geringe Leistung.<br />
McDonnell XF-88 Voodoo<br />
Voodoo<br />
Nr. 1<br />
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte McDonnell einen „Penetration Fighter“,<br />
der es aber nicht in die Serie schaffte. Ein Prototyp wurde schließlich für Tests mit überschalltauglichen<br />
Propellern verwendet.<br />
VON KARL SCHWARZ<br />
Roll-out in St. Louis am<br />
11. August 1948. Danach ging<br />
es zur Muroc AFB.<br />
82 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
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XF-88 Voodoo<br />
Baujahr: 1948 – 1949<br />
Stückzahl: 2<br />
Herstellungsland: USA<br />
D<br />
ie Bomberoffensiven<br />
der US Army Air Forces<br />
(USAAF) im Zweiten<br />
Weltkrieg basierten auf dem Einsatz<br />
von Langstrecken-Begleitjägern – ein<br />
Konzept, das man in die Zeit der aufkommenden<br />
Fighter mit Strahlantrieb<br />
fortschreiben wollte. Am 8. August<br />
1945, zwei Tage nach dem Atombombenabwurf<br />
auf Hiroshima, gab das Air<br />
Materiel Command (AMC) daher eine<br />
Angebotsaufforderung für einen „Penetration<br />
Fighter“ (Kampfflugzeug zum<br />
Eindringen in den gegnerischen Luftraum)<br />
heraus. Er sollte 1125 km/h<br />
schnell sein und einen Aktionsradius<br />
von 1450 Kilometern haben.<br />
Bei der McDonnell Aircraft Corp. in<br />
St. Louis machten sich Chefingenieur<br />
Kendall Perkins und Projektingenieur<br />
Edward „Bud“ Flesh mit ihrem Team an<br />
die Arbeit, die reichlich ambitionierten<br />
Forderungen zu erfüllen. Die Triebwerke<br />
des Model 36 waren zunächst in den<br />
Flügelwurzeln montiert, dann an den<br />
Tragflächenspitzen und schließlich im<br />
Rumpf. Als einzig passendes Aggregat<br />
erwies sich das Westinghouse XJ34.<br />
Das Studium von frisch verfügbaren<br />
deutschen Unterlagen zur Aerodynamik<br />
führte zum Wechsel auf einen schmalen<br />
Flügel mit einer Pfeilung von 35 Grad.<br />
Ein V-Leitwerk verwarf man nach Versuchen<br />
im Windkanal wieder.<br />
PER LASTWAGEN<br />
NACH MUROC<br />
Die XF-88 hatte einen dünnen, gepfeilten Flügel<br />
– beeinflusst durch deutsche Versuchsergebnisse.<br />
Der endgültige Entwurf wurde am 13.<br />
Oktober 1945 beim AMC eingereicht.<br />
Insgesamt acht Angebote standen zur<br />
Wahl, und nach einer relativ langen Bewertungsphase<br />
erhielten McDonnell<br />
(XP-88) und Lockheed (XP-90) den<br />
Zuschlag für geheime Entwicklungsprogramme.<br />
In St. Louis liefen die Arbeiten<br />
im April 1946 an, während die offizielle<br />
Vertragsunterzeichnung noch bis 13. Juni<br />
auf sich warten ließ. Etwa zwei Monate<br />
später stand ein 1:1-Modell für die<br />
Inspektion bereit. Die Freigabe für den<br />
Prototypenbau folgte im Februar 1947.<br />
Die erste, nun als XF-88 Voodoo bezeichnete<br />
Maschine (Kennung 46-525),<br />
rollte am 11. August 1948 aus der Halle<br />
des Herstellers am Lambert Field in St.<br />
Louis. Nach Funktionstests wurde sie<br />
per Lastwagen zur Muroc Air Force Base<br />
(heute Edwards AFB) gebracht. Dort<br />
startete Robert M. Edholm am 20. Oktober<br />
1948 zum Erstflug, gute sieben<br />
Monate vor der konkurrierenden XF-<br />
90. Die Versuche verliefen recht zufriedenstellend,<br />
auch wenn die Flugleistungen<br />
mit einer Höchstgeschwindigkeit<br />
von 1030 km/h ziemlich enttäuschend<br />
ausfielen. Das lag auch daran, dass die<br />
Masse des Jägers 16 Prozent über Plan<br />
lag. Kleinere Nachbesserungen betrafen<br />
Hilfsklappen in den Lufteinläufen und<br />
eine Vergrößerung der Querruder für<br />
bessere Rollraten. Auch ein Gierdämpfer<br />
musste installiert werden.<br />
Fotos: McDonnell, USAF, San Diego Air & Space Museum<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 83
Historie<br />
Zeichnungen: Michele Marsan; Fotos: NARA, USAF<br />
Technische Daten<br />
McDonnell XF-88<br />
Hersteller: McDonnell Aircraft, St. Louis<br />
Besatzung: 1<br />
Antrieb: 2 x Westinghouse J34-WE-13,<br />
später WE-15<br />
Schub: 2 x 13,3 kN, später 18,66 kN<br />
mit Nachbrenner<br />
Länge: 16,51 m<br />
Höhe: 5,26 m<br />
Spannweite: 12,09 m<br />
Flügelfläche: 32,51 m 2<br />
Leermasse: 55<strong>05</strong> kg<br />
max. Startmasse: 8390 kg<br />
Höchstgeschwindigkeit:<br />
ca. 1030 – 1125 km/h<br />
Steigzeit: 14,5 min auf 10 670 m<br />
Dienstgipfelhöhe: ca. 12 000 m<br />
Reichweite: ca. 1690 km<br />
84 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
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Das Mock-up zeigt noch ein V-Leitwerk.<br />
Es wurde nach Windkanaltests verworfen.<br />
Um die Geschwindigkeit zu erhöhen,<br />
hatte die US Air Force bereits im<br />
Dezember 1947 die Entwicklung eines<br />
Nachbrenners für das XJ34-WE-13-<br />
Triebwerk beauftragt. Die Lösung von<br />
Westinghouse passte allerdings nicht<br />
für die XF-88, sodass McDonnell selbst<br />
eine Alternative konstruierte. Sie verlängerte<br />
das Triebwerk nur um 76 Zentimeter.<br />
Die neue Antriebseinheit wurde<br />
im zweiten Prototyp (XF-88A, Kennung<br />
46-526) installiert, der am 26. April<br />
1949 vom Lambert Field zum Erstflug<br />
startete.<br />
Inzwischen hatte die US Air Force<br />
mit Geldproblemen für das Haushaltsjahr<br />
1950 zu kämpfen. McDonnell wurde<br />
daher im Dezember 1948 angewiesen,<br />
die weiteren Entwicklungsarbeiten<br />
einzustellen, während die Flugtests fortgesetzt<br />
werden durften. Im August<br />
1949 wurde dann Prototyp 1 gegroundet,<br />
Nummer 2 wurde am 9. November<br />
bei einer Notlandung in Muroc beschädigt.<br />
VERGLEICHSFLÜGE XF-88<br />
GEGEN XF-90 UND YF-93<br />
Klassiker<br />
der Luftfahrt<br />
Zur Bewaffnung sollten acht ungelenkte HVAR-Raketen gehören (Kaliber 12 cm).<br />
Auch zwei je 450 Kilogramm schwere Bomben wurden getestet.<br />
Die erste XF-88 diente ab 1953 Tests mit<br />
verschiedenen Propellern.<br />
Was die Beschaffung von Begleitjägern<br />
betraf, verkündete die Air Force im Juni<br />
1948 überraschend, dass man 118<br />
North American P-93A kaufen wolle,<br />
eine Weiterentwicklung der P-86. Dieser<br />
Auftrag wurde im Mai 1949 aber<br />
Spannende Dokumentationen<br />
über historische Flugzeuge<br />
und ihre faszinierende Technik.<br />
Ausgabe 4 ab dem<br />
11. April<br />
am Kiosk<br />
wieder gestrichen. Dieses Hin und Her<br />
führte schließlich dazu, dass ein Senior<br />
Officers Board ein Vergleichsfliegen<br />
zwischen YF-93, XF-88 und XF-90 anordnete.<br />
In Vorbereitung darauf<br />
nahm McDonnell die Flugtests<br />
am 20. März 1950 wieder<br />
auf. Die Nummer 2 machte<br />
allerdings am 29. Mai in<br />
Edwards eine Bauchlandung,<br />
sodass der Prototyp<br />
1 in den Wettbewerb ging.<br />
Nach der Auswertung der<br />
Versuche erklärte die USAF<br />
am 11. September 1950 die<br />
XF-88 zum Gewinner, da sie am<br />
leichtesten war, das beste Handling<br />
zeigte und mit stärkeren Triebwerken<br />
das höchste Entwicklungspotenzial aufwies.<br />
Allerdings entsprachen die Leistungen<br />
keineswegs den Anforderungen,<br />
sodass es keinen Auftrag gab. Im Mai<br />
1951 kam McDonnell dann mit seiner<br />
zweiten Voodoo, der F-101, doch noch<br />
zum Zug. Dieses Modell hatte zwar eine<br />
gewisse Familienähnlichkeit mit der<br />
XF-88, war aber mehr als doppelt so<br />
schwer und verfügte über den vierfachen<br />
Schub.<br />
Für den ersten XF-88-Prototyp ergab<br />
sich derweil eine weitere Verwendung.<br />
Er wurde mit einer 1910 Kilowatt<br />
starken Allison-Wellenturbine<br />
XT38-A-5 im Bug bestückt, um Versuche<br />
mit Propellern durchzuführen, die<br />
sich im transsonischen und im Überschallbereich<br />
bewegten. Die ersten Bodenläufe<br />
fanden am 16. Februar 1953<br />
statt, gefolgt vom Erstflug am 14. April<br />
mit Philip Houghton. Die XT38 wurde<br />
jedoch erst beim vierten Flug am 24.<br />
April erstmals in der Luft angelassen.<br />
Nach 16 Flügen unter der Regie der<br />
US Air Force kam die XF-88B zum<br />
Langley Memorial Aeronautical Laboratory<br />
der NACA in Virginia. Dorthin<br />
wurde 1955 auch die XF-88A als Ersatzteilspender<br />
geliefert. Die US-Forschungsbehörde<br />
nutzte die Voodoo für<br />
Tests mit verschiedenen Drei- und Vierblattpropellern<br />
von Curtiss, wonach sowohl<br />
die Profile als auch die Nabenhaube<br />
und das Getriebe mehrfach geändert<br />
wurden. Nach dem Ende der Versuche<br />
am 17. Januar 1958 kam die XF-88B<br />
für Beschussversuche nach Eglin. Im<br />
Februar 1959 wurde sie aus dem Bestand<br />
der USAF gestrichen.<br />
FR<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 85
Service MODELLE UND TERMINE<br />
[ 1 ]<br />
[ 3 ]<br />
[ 2 ]<br />
[ 5 ]<br />
[ 4 ]<br />
[ 6 ]<br />
Flugzeuge in diesem Heft<br />
Lockheed KC-130J<br />
1:48 Italeri, 1.500 Herpa<br />
Eurofighter Typhoon 1:32 Trumpeter,1:48 Revell;<br />
1:72 Hasegawa, 1:200 Herpa<br />
McDonnell XF-88<br />
Sikorsky CH-53<br />
1:48 Lindberg<br />
1:48 Revell, 1:72 Revell,<br />
1:87 Herpa, 1:144 Revell<br />
Herpa<br />
In Zusammenarbeit mit der<br />
tschechischen Luftwaffe entwickelte<br />
Modelyletadel eine Serie<br />
von Modellen der Saab JAS-39<br />
Gripen [ 1 ] in den NATO-Tiger-<br />
Meet-Sonderlackierungen der<br />
211. Staffel. Herpa übernimmt<br />
nun den weltweiten Vertrieb dieser<br />
drei Modelle. Die aus Kunststoff<br />
und Metallelementen gefertigten<br />
Modelle im Maßstab 1:72<br />
werden vormontiert geliefert, lediglich<br />
das Fahrwerk und die<br />
Fahrwerksklappen liegen separat<br />
bei. Ein Display-Stand wird mitgeliefert<br />
(Art.-Nr. 82MLCZ7201,<br />
82MLCZ7202, 82MLCZ7203, je<br />
39,90 Euro). Bei Herpa sind seit<br />
Neuestem auch Modelle des britischen<br />
Diecast-Herstellers Oxford<br />
zu bekommen. Die Palette<br />
umfasst Maschinen aus dem Ersten<br />
Weltkrieg bis zum Ende des<br />
Jahres 1945. Ein Highlight der<br />
1:72-Metallmodelle ist die Lockheed<br />
P-38 Lightning [ 2 ]. Der<br />
Jäger wird in ansprechendem silbernen<br />
Lackkleid präsentiert,<br />
Rumpf und Tragflächen tragen<br />
die D-Day-Streifen aus den Tagen<br />
der Invasion im Juni 1944. Major<br />
Maurice R. McLary flog mit der<br />
P-38 Lightning bei der 55. Fighter<br />
Squadron von England aus Angriffe<br />
gegen die deutsche Luftwaffe<br />
in der Normandie. Am 2.<br />
Juni stürzte die Maschine infolge<br />
eines Luftkampfs ab und wurde<br />
zerstört. Im Cockpit saß jedoch<br />
nicht McLary, sondern ein anderer<br />
Pilot (Art.-Nr. 81AC030, 21,90<br />
Euro). Mit der Boeing 737-300<br />
„Retro Roo II“ von Qantas [ 3 ]<br />
hält das nunmehr zweite Retro-<br />
Känguru Einzug in das aktuelle<br />
Herpa-Programm. Das in den Farben<br />
von 1959 lackierte Modell im<br />
Maßstab 1:500 kann seit März<br />
<strong>2016</strong> vorbestellt werden. (Art.-Nr.<br />
529020, 24,90 Euro). Besonders<br />
farbenfroh erscheint die DHL-<br />
(Aviastar-)Tupolew Tu-204C [ 5 ].<br />
In 1:500 sorgt der Frachter für einen<br />
besonderen Akzent in der<br />
Ausstellungsvitrine. Die russische<br />
Frachtfluggesellschaft Aviastar-<br />
TU betreibt insgesamt drei Tu-<br />
204 in den Farben von DHL Express<br />
(Art.-Nr. 529112, 24,90 Euro).<br />
Für die Lufthansa begann das<br />
Jetzeitalter 1960 mit der Auslieferung<br />
der ersten Boeing 707 „Berlin“.<br />
Der damalige Bürgermeister<br />
von Berlin und spätere Bundeskanzler<br />
taufte die zweite seinerzeit<br />
ausgelieferte 707-400 [ 6 ]<br />
mit dem Kennzeichen D-ABOC<br />
auf den Namen der geteilten<br />
Stadt. Jetzt gibt es diese Maschine<br />
im Maßstab 1:200 ebenfalls<br />
bei Herpa (Art.-Nr. 557818,<br />
74,90 Euro).<br />
Revell<br />
Für Modellbauer und Fans von<br />
historischen Nutzfahrzeugen<br />
bringt Revell den Volkswagen<br />
T1 Samba-Bus „Lufthansa“ [ 4 ]<br />
in die Regale. Das Level-5-Modell<br />
hat bewegliche Türen und Heckklappen<br />
sowie drehende Räder.<br />
Die Karosserie ist mehrteilig. Abziehbilder<br />
für das Lufthansa-Design<br />
sind enthalten (Art.-Nr.<br />
07436, ab 26,45 Euro).<br />
86 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Foto: Patrick Hoeveler<br />
Royal International Air Tattoo<br />
Die größte militärische Airshow der<br />
Welt ist nach wie vor eine Klasse<br />
für sich. Das Flugprogramm dauert<br />
rund acht Stunden und bietet eine<br />
tolle Mischung aus Kunstflugteams,<br />
aktuellen Kampfjets, Hubschraubern<br />
und Warbirds. Dazu kommen immer<br />
wieder Überraschungen in der Ausstellung.<br />
Auf der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>-<br />
Leserreise besucht man zusätzlich<br />
noch das Imperial War Museum<br />
und das de Havilland Museum.<br />
• 7.7.2015 – 21.6.<strong>2016</strong><br />
Sonderausstellung 100 Jahre<br />
Flughafen Friedrichshafen,<br />
Dornier Museum Friedrichshafen<br />
Kontakt: Dornier Museum Friedrichshafen,<br />
88046 Friedrichshafen,<br />
Tel.: +49 7541 487 3614, E-Mail:<br />
philipp.lindner@dorniermuseum.de,<br />
www.dorniermuseum.de<br />
• 16.4.<strong>2016</strong><br />
40. Internationale Flugzeug-<br />
• 8. Juli – 10. Juli <strong>2016</strong><br />
Royal International Air Tatto<br />
in Fairford<br />
Tel.: +44 (0)1285 713300 ext.<br />
5000, Fax: + 44 (0)1285 713268,<br />
www. airtattoo.com<br />
Leserreise<br />
Veteranen-Teilebörse<br />
im Technik Museum Speyer<br />
Peter Seelinger, Tel.: +49 6341<br />
80906, Mobil: +49 175 5854343,<br />
E-Mail: pseelinger@t-online.de,<br />
www.technik-museum.de<br />
• 20. – 21.4.<strong>2016</strong><br />
Aviation Electronics Europe,<br />
München<br />
MOC Event Center, Lilienthalallee 40,<br />
80939 München, Tel.: +44 1704<br />
621<strong>05</strong>7, E-Mail: abroadbent@aerospace-media.com,<br />
www.ae-expo.eu/<br />
• 20. – 23.4.<strong>2016</strong><br />
AERO, Friedrichshafen<br />
Messe Friedrichshafen, Neue Messe 1,<br />
88046 Friedrichshafen,<br />
Tel.: +49 7541 708404, E-Mail: info@<br />
messe-fn.de, www.aero-expo.com<br />
• 22. – 24.4.<strong>2016</strong><br />
AirPower over Hampton Roads,<br />
Langley AFB, Virginia, USA<br />
www.langleyairshow.com/<br />
• 27. – 30.4. <strong>2016</strong><br />
Marrakech Airshow<br />
Base Militaire de Marrakech,<br />
Airshow Marrakech, 6, rue Farabi,<br />
Quartier Gautier, 20100 Casablanca,<br />
Marokko, Tel.: +212 522 470600,<br />
E-Mail: contact@marrakechairshow.<br />
com, www.marrakechairshow.com<br />
• 1.5.<strong>2016</strong><br />
Abingdon Air & Country Show,<br />
Großbritannien<br />
www.abingdonairandcountry.co.uk/<br />
• 5.5.<strong>2016</strong><br />
Wings and Wheels Hoogeveen,<br />
Niederlande<br />
Flugplatz Hoogeveen,<br />
Plesmanstraat 2, 7903 BE Hoogeveen,<br />
NL, www.vliegveldhoogeveen.nl/<br />
pages/page_13pag.html<br />
• 7. – 8.5.<strong>2016</strong><br />
Brazzeltag ,<br />
Technik Museum Speyer<br />
Auto & Technik Museum Sinsheim e.V.,<br />
Tel.: +49 6232 6708-0,<br />
E-Mail: info@technik-museum.de,<br />
www.technik-museum.de<br />
• 8.5.<strong>2016</strong><br />
Shuttleworth Collection<br />
Season Premiere, Old Warden<br />
Aerodrome, Großbritannien<br />
Tel.: +44 1767 627 933,<br />
www.shuttleworth.org<br />
• 15. – 16.5.<strong>2016</strong><br />
44. Meeting Aérien, Cerny/<br />
La Ferté-Alais, Frankreich<br />
Amicale Jean-Baptiste Salis,<br />
Aérodrome de Cerny / La Ferté-Alais,<br />
91590 Cerny/La Ferté-Alais<br />
Tel.: +33 1 6457558,<br />
www.ajbs.eu<br />
• 19. – 21.5.<strong>2016</strong><br />
Heli Russia <strong>2016</strong>, IEC „Crocus<br />
Expo“, Moskau, Russland<br />
Crocus Expo IEC, 3d Pavilion,<br />
Office 332, 143402, Moskau<br />
Tel.: +7 (495) 926-38-83<br />
www.helirussia.ru<br />
• 24. – 26.5.<strong>2016</strong><br />
16. EBACE, Genf, Schweiz<br />
a-b/Box 5, 1040 Brüssel, Belgien<br />
Tel.: +32 2 766 0070<br />
www.ebace.aero<br />
• 28. – 29.5.<strong>2016</strong><br />
The American Air Show Duxford<br />
Imperial War Museum Duxford, Cambridge<br />
CB22 4QR, Großbritannien<br />
Tel.: +44 1223 835000<br />
www.iwm.org.uk<br />
• 29.5.<strong>2016</strong><br />
Volkel in de Wolken, Hamilton<br />
Airshow <strong>2016</strong><br />
Rudigerstraat 3, 5408 AA Volkel,<br />
Niederlande,<br />
www.volkelindewolken.nl<br />
Impressum<br />
Vereinigt mit <strong>FLUG</strong>WELT INTERNATIONAL, WELTLUFTFAHRT<br />
AIR WORLD, <strong>FLUG</strong>SPORT und LUFTWAFFEN-FORUM<br />
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Schaber Ständige freie Mitarbeiter: Jörg Adam, Ted Carlson, Andreas<br />
Spaeth<br />
Verlag: Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, Leuschnerstraße 1,<br />
70174 Stuttgart, Postfach 106036, Tel.: +49 711 182-01, Fax: +49 711<br />
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www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2016</strong> 87
Nachbrenner<br />
Lockheed<br />
PV-2 Harpoon<br />
Alaska-<br />
Krieger<br />
Als Patrouillenflugzeug tat die Lockheed<br />
Harpoon im Zweiten Weltkrieg<br />
ihren unspektakulären Dienst. Drei<br />
PV-2 fliegen in den USA immer noch.<br />
Von KARL SCHWARZ; Foto: LUIGINO CALIARO<br />
Dummerweise verursacht dieses Flugzeug<br />
enorme Betriebs- und Wartungskosten“,<br />
seufzt Dave Hansen, Chef<br />
der Warbird Warriors Foundation.<br />
„Der Verbrauch liegt bei 570 Litern pro Stunde, und wenn<br />
man etwas manövriert, können es schnell 750 Liter werden“,<br />
ergänzt Pilot Steve Guenard. Trotzdem können die<br />
beiden Warbird-Veteranen nicht von der Lockheed PV-2<br />
Neptune lassen, die Dave und sein Team von Juli 2006 bis<br />
88 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Mai 2009 in mühsamer Arbeit wieder auf Vordermann gebracht<br />
haben. „Allein der Geschützturm hat 25 000 Dollar gekostet“,<br />
erinnert sich Hansen. Da die Maschine zuletzt als<br />
Sprühflugzeug diente, waren viele militärische Ausrüstungen<br />
ausgebaut worden und mussten neu beschafft werden, um<br />
auch im Innern einen möglichst originalgetreuen Look zu erzielen.<br />
Beim Außenanstrich entschied man sich für das typische<br />
Dreifarben-Tarnschema der US Navy. Die Bugbemalung<br />
„Attu Warrior“ gehört zu einem Flugzeug der Staffel VPB-139,<br />
die 1944 und 1945 auf der Aleuteninsel Attu, Alaska, im Einsatz<br />
war. Hansens Harpoon war allerdings nie im Kriegseinsatz,<br />
denn sie wurde erst am 4. April 1945 bei Lockheed in<br />
Burbank fertiggestellt und ging direkt zum Navy-Depot in<br />
Holtville. Erst in den 1950er Jahren wurde sie dann auf mehreren<br />
Basen für Verbindungs- und Trainingsflüge genutzt. 1957<br />
kam sie auf den zivilen Markt, wo sie vor allem als Sprühflugzeug<br />
Verwendung fand, bevor sie ab 1987 fast 20 Jahre am<br />
Boden stand.<br />
FR<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Mai <strong>2016</strong> 89
Vorschau<br />
06/16<br />
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