29.03.2016 Aufrufe

NAGELFLUH Frühjahr/Sommer 2016 - Das Naturpark-Magazin

Themen der Frühjahr/Sommer- Ausgabe sind u.a.: Waldarbeit mit 1 PS: Über ein zeitgemäßes Holzrückesystem, das Hand und Huf hat / Der Weg duch das Mühleholz: Der fast vergessene Pfad vom Weißachtal nach Sulzberg / Drahtseilakt im wilden Klettergarten: Kletterer im Lebensraum Fels - eine Frage der Kompromisse / Ein Herz für junge Hupfer: Im Gespräch mit Naturparkführerin Tanja König / Weitere Informationen auch auf www.nagelfluh-magazin.de

Themen der Frühjahr/Sommer- Ausgabe sind u.a.: Waldarbeit mit 1 PS: Über ein zeitgemäßes Holzrückesystem, das Hand und Huf hat / Der Weg duch das Mühleholz: Der fast vergessene Pfad vom Weißachtal nach Sulzberg / Drahtseilakt im wilden Klettergarten: Kletterer im Lebensraum Fels - eine Frage der Kompromisse / Ein Herz für junge Hupfer: Im Gespräch mit Naturparkführerin Tanja König / Weitere Informationen auch auf www.nagelfluh-magazin.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong>/<strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>Naturpark</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

WALDARBEIT MIT 1 PS<br />

Wenn Bene Hage und Moritz Holz aus dem Wald<br />

rücken, ist das noch echte Hand- und Hufarbeit<br />

MANCHE MÖGENS KÜHL<br />

Wenn dem Fuchs der Pelz brennt und der Feldhase<br />

heiße Löffel kriegt: Wie regeln Wildtiere die Hitze?<br />

SCHMETTERLING MIT FEDERN<br />

Der farbenprächtige Mauerläufer ist ein seltener, doch<br />

unverwechselbarer Bewohner unseres <strong>Naturpark</strong>s<br />

HOCH HINAUS AM ALPSEEHAUS<br />

Im Landschaftspark am Alpsee entsteht ein Lehrpfad<br />

für Berg(ein)steiger – mit Höhepunkt auf 13 Metern


2 <strong>NAGELFLUH</strong>


EDITORIAL<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Was macht ein Mauerläufer auf dem Titelbild<br />

des <strong>Naturpark</strong>journals? Ein Vogel,<br />

den kaum jemand kennt und den vermutlich die<br />

wenigsten Leser selbst schon einmal gesehen<br />

haben?<br />

Es hat viele Gründe. Für uns ist er einer der<br />

heimlichen »Stars« des <strong>Naturpark</strong>s. Ein seltener,<br />

wunderbar farbiger Vogel, der immer<br />

schon die steilen Felsen von Besler und Gottesackerwänden<br />

besiedelt hat, lange bevor der<br />

Mensch das Gebiet erobert hat. Er gehört zu uns,<br />

ist ein echter Ureinwohner. Erstaunlich genug,<br />

dass wir ihn eigentlich gar nicht wirklich kennen:<br />

Wie groß sind seine Reviere, was genau<br />

macht er im Winter, wie finden die Jungvögel<br />

ihr Revier? Viele Fragen rund um diese Art sind<br />

nicht abschließend geklärt. Gleich vorneweg:<br />

Der Mauerläufer ist nicht akut gefährdet und er<br />

scheint sich vom aktuellen Kletterboom recht<br />

unbeeindruckt zu zeigen. Aber er steht stellvertretend<br />

für die vielen unbekannten Tiere und<br />

Pflanzen, die unseren <strong>Naturpark</strong> zu einem der<br />

Gebiete mit der größten Lebensvielfalt in ganz<br />

Mitteleuropa machen.<br />

Es ist eine der Aufgaben des <strong>Naturpark</strong>s, die<br />

Landbewirtschaer und alle draußen aktiven<br />

Menschen dabei zu unterstützen, diese Lebensvielfalt<br />

zu bewahren. Nur wenigen ist das ema<br />

egal. Viele – ob Landwirt oder Skitourengeher –<br />

setzen sich mit viel Engagement tagtäglich für<br />

ein gutes Miteinander von Mensch und Natur<br />

ein oder würden es tun, wenn sie einen Anstoß<br />

dazu bekämen.<br />

Vielleicht hil ja schon, mal inne zu halten<br />

und zu überdenken, was man gerade macht. Ist<br />

unser gegenwärtiges gesellschaliches Erfolgsprinzip<br />

des »höher, schneller, weiter« und des<br />

»Immer-effektiver-sein-Müssens« tatsächlich<br />

auch draußen in der Landscha dauerha erfolgreich?<br />

Ich habe da ernsthae Zweifel und bin<br />

mir sicher, dass es weder der Natur noch den<br />

Menschen, allen voran den Landbewirtschaftern,<br />

auf Dauer gut tut!<br />

Der <strong>Naturpark</strong> steht für einen Naturgenuss,<br />

der auch langsam sein kann. Vielleicht entdeckt<br />

man dabei sogar einen unserer heimlichen Stars,<br />

wie den Mauerläufer. Er steht genauso für eine<br />

hochwertige Landscha, wie die regionalen<br />

landwirtschalichen Produkte, die man mit<br />

Bedacht und Anerkennung genießen sollte, weil<br />

sie so gut sind und weil man hoffentlich einen<br />

angemessenen Preis dafür bezahlt hat. Dann<br />

hätte der Landwirt wieder mehr Zeit, damit er<br />

sich um sein Land und um »seine Lebensvielfalt«<br />

auf der Wiese und Weide kümmern kann.<br />

Ich wünsche allen einen schönen <strong>Sommer</strong><br />

mit vielen überraschenden Entdeckungen in<br />

der Natur.<br />

Ihr<br />

Rolf Eberhardt<br />

Geschäsführer <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette e.V.<br />

Mit einer Größe von<br />

405 km² ist die Nagelfluhkette<br />

im alpen weiten<br />

Vergleich ein Schutz -<br />

gebiet mittlerer Größe.<br />

Während im Bregenzerwald<br />

jeweils die gesamten<br />

Flächen der beteiligten<br />

acht Gemeinden im<br />

<strong>Naturpark</strong> liegen, gehören<br />

von den sieben Allgäuer<br />

Gemeinden in der<br />

Regel die dünn besiedelten<br />

Berggebiete dazu.<br />

Innerhalb der <strong>Naturpark</strong>grenzen<br />

leben etwa<br />

13.000 Menschen, was zu<br />

einer, im dicht besiedelten<br />

Europa, sehr geringen<br />

Siedlungsdichte von<br />

33 Einwohnern je km²<br />

führt. Ein besonderes<br />

Merkmal ist der sorgsame<br />

Umgang der Bewohner<br />

mit ihrer Heimat.<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 3


Themen<br />

dieser<br />

Ausgabe<br />

NEUES GESICHT IM NATURPARK<br />

Interview mit <strong>Naturpark</strong>-Managerin Carina Niedermair 5<br />

SEITE 38<br />

WALDARBEIT MIT 1 PS<br />

Über ein zeitgemäßes Holzrückesystem, das Hand und Huf hat 6<br />

BERGE FÜR EINSTEIGER<br />

Richtiges Verhalten auf der Bergtour - ein Lehrpfad entsteht 10<br />

MANCHE MÖGEN’S KÜHL<br />

Was tut man als wilder Vierbeiner, wenn es richtig heiß wird? 12<br />

DER WEG DURCH DAS MÜHLEHOLZ<br />

Der fast vergessene Pfad vom Weißachtal nach Sulzberg 15<br />

SCHMETTERLING MIT FEDERN<br />

Portrait über einen gefiederten Kletterkünstler 18<br />

BESUCHERLENKUNG IM NATURPARK<br />

Über »Gipfeltreffen« und Super-Wege 20<br />

SEITE 12<br />

DRAHTSEILAKT IM WILDEN KLETTERGARTEN<br />

Kletterer im Lebensraum Fels - eine Frage der Kompromisse 22<br />

AUF DIE WIESE, FERTIG, LOS<br />

Was war los im ersten »<strong>Naturpark</strong>schuljahr«? 38<br />

EIN HERZ FÜR JUNGE HUPFER<br />

Im Gespräch mit <strong>Naturpark</strong>führerin Tanja König 42<br />

WILDE LANDART<br />

Panorama: Der <strong>Naturpark</strong> Friauler Dolomiten 44<br />

Neues aus dem <strong>Naturpark</strong> 23<br />

Kinderseite 46<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette e.V.<br />

Seestraße 10, D-87509 Immenstadt,<br />

Tel. +49(0)8323/9988750<br />

info@naturpark-nagelfluhkette.eu<br />

www.naturpark-nagelfluh.eu<br />

Verlag und Herstellung:<br />

Verlag HEPHAISTOS,<br />

EDITION ALLGÄU<br />

Lachener Weg 2,<br />

D-87509 Immenstadt-Werdenstein<br />

Tel. +49(0)8379/728616,<br />

Fax +49(0)8379/728018<br />

nagelfluh@heimat-allgaeu.info,<br />

www.nagelfluh-magazin.de<br />

Redaktion: Viola Elgaß (v.i.S.d.P.),<br />

Tel. +49(0)8379/728616,<br />

viola.elgass@heimat-allgaeu.info<br />

Gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung<br />

des Verfassers, nicht aber des Verlages dar.<br />

Layout:<br />

Bianca Elgaß,<br />

Ramona Klein,<br />

Dominik Ultes<br />

Anzeigen: Sven Abend, Katharina Böttger<br />

Tel. +49(0)8379/728616;<br />

gültige Anzeigenpreisliste: 1/2014<br />

Bankverbindung Verlag:<br />

Deutschland:<br />

Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu eG,<br />

IBAN: DE97733699200007126999,<br />

BIC: GENODEF1SFO<br />

Österreich:<br />

Raiffeisenzentralkasse Innsbruck,<br />

IBAN: AT223600000000643361,<br />

BIC: RZTIAT22<br />

4 <strong>NAGELFLUH</strong>


Neues Gesicht<br />

im <strong>Naturpark</strong><br />

Im Februar hat das Team des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette Verstärkung<br />

bekommen: Carina Niedermair ist als <strong>Naturpark</strong>managerin im<br />

Bregenzerwald für Organisation und Markenentwicklung zuständig.<br />

Im Gespräch stellt sie sich vor.<br />

Frau Niedermair, was führt Sie in den<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette?<br />

Natur und Umwelt haben mich schon<br />

immer interessiert: Ich habe Ökologie mit dem<br />

Schwerpunkt Natur- und Landschasschutz in<br />

Salzburg und in Wien studiert. Danach arbeitete<br />

ich in einem Landschasplanungsbüro in<br />

Wien. Vor etwa eineinhalb Jahren verschlug es<br />

mich dann zurück in meine Heimat Vorarlberg.<br />

Die Stelle als <strong>Naturpark</strong>managerin passte<br />

perfekt: Die Tätigkeit verbindet meinen beruflichen<br />

Hintergrund mit meinen Interessen.<br />

<strong>Das</strong> heißt, Sie stammen gebürtig aus Vorarlberg?<br />

Ja. Gebürtig stamme ich aus Lustenau, jetzt<br />

wohne ich in Bregenz. Mein Büro liegt zentral<br />

im Gemeindeamt Hittisau. Von hier aus werde<br />

ich meinen Aufgaben nachgehen.<br />

Woraus werden diese Aufgaben bestehen?<br />

Einmal sind da natürlich die laufenden Projekte,<br />

die fortgeführt und auf Vorderwälder<br />

Seite betreut werden, zum Beispiel die <strong>Naturpark</strong>schule<br />

in Hittisau oder die Junior Ranger-<br />

Treffen. Natürlich steht auch Neues auf dem<br />

Plan: Eine wichtige Aufgabe wird die Weiterentwicklung<br />

der Marke »<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette«<br />

und deren Verbreitung sein.<br />

Sie sind außerdem Ansprechpartnerin für<br />

die Gemeinden.<br />

Genau, ich vernetze die Akteure, hauptsächlich<br />

auf der Vorderwälder Seite. Nebenbei<br />

betreue ich den Internetauritt des <strong>Naturpark</strong>s<br />

mit.<br />

Also eine Arbeit, die hauptsächlich im<br />

Büro stattfindet?<br />

Nicht ganz. Im <strong>Naturpark</strong> unterwegs zu sein,<br />

mich mit Leuten zu treffen und auszutauschen<br />

ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Wie sich<br />

der <strong>Naturpark</strong> entwickelt und gestaltet, hängt<br />

besonders von den hier lebenden und arbeitenden<br />

Menschen ab. Meine Aufgabe ist es, sie<br />

dabei zu unterstützen.<br />

Was verbinden Sie mit dem <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette?<br />

Für mich ist der <strong>Naturpark</strong> die perfekte Modellregion:<br />

Schöne Landscha, saner Tourismus.<br />

Er bietet außerdem gute Bedingungen für<br />

eine nachhaltige Entwicklung, zum Beispiel<br />

durch die Milchprodukte, für die hier niemand<br />

weite Wege zurücklegen muss.<br />

Die schöne Landscha haben Sie eben<br />

erwähnt. Wo liegt für Sie persönlich denn der<br />

schönste Fleck im <strong>Naturpark</strong>?<br />

<strong>Das</strong> sind für mich die Moore in Krumbach.<br />

Moore generell finde ich faszinierend und<br />

wunderschön. Sie beherbergen viele spezialisierte<br />

Tiere und Pflanzen, die perfekt an den<br />

extremen Lebensraum angepasst sind. Durch<br />

den hohen Niederschlagsreichtum ist der<br />

<strong>Naturpark</strong> reich an Moortypen, die ihn prägen.<br />

In Krumbach speziell gefällt mir, wie natürlich<br />

das ema auereitet wird und wie die Bevölkerung<br />

über den Moorraum, die Moorwirte<br />

und die angebotenen Führungen einen Bezug<br />

zu »ihrem« Moor und somit auch zum <strong>Naturpark</strong><br />

bekommt.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

Info: Geschässtelle <strong>Naturpark</strong> Nagelfluh -<br />

kette – Vorderwald: <strong>Naturpark</strong>managerin<br />

Vorderwald Mag. Carina Niedermair,<br />

Geschässtelle im Gemeindeamt Hittisau,<br />

Platz 370, A-6952 Hittisau,<br />

Tel. +43 5513 620921,<br />

niedermair@naturpark-nagelfluhkette.eu<br />

Foto: Viola Elgaß<br />

<strong>Naturpark</strong>managerin im<br />

Vorderwald: Ökologin<br />

Carina Niedermair<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 5


Waldarbeit<br />

mit<br />

Eigentlich machen heute Maschinen die Forstarbeit: Tonnenstarke<br />

Traktoren, Rückezüge und Holzvollernter, die mit brummenden<br />

Motoren Baumstämme aus dem Wald transportieren. Manchmal<br />

sind in unseren Wäldern aber noch andere Geräusche zu hören:<br />

<strong>Das</strong> Schlagen von Metall auf Metall, scharrende Hufe und<br />

Schnauben aus Pferdenüstern.<br />

Die paar Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch die Baumkronen<br />

bahnen, bringen trotz bester Absicht nicht sonderlich viel Wärme<br />

hinunter zu denen, die sich heute auf dem bewaldeten Höhenzug über<br />

Wertach aualten. Die kühle Waldlu lässt die Hände fast schon klamm<br />

werden. Nur zwei der Anwesenden merken nichts von den kühlen Temperaturen:<br />

Der eine hat die karierten Hemdsärmel hochgekrempelt, der<br />

andere damp ein bisschen.<br />

»Moritz, hüh!«, fordert Benedikt Hage seinen dunkelbraunen Begleiter<br />

auf. Der schnaubt und kurz scheint es, als würde er in »Wenn’s-seinmuss«-Manier<br />

die Schultern zucken. Dann geht der große Wallach an<br />

und zieht die drei Baumstämme hinter sich, als wögen sie nicht mehr als<br />

der Mischlingsrüde Max, der hechelnd am Wegesrand hockt und aufpasst,<br />

dass die zwei anderen ihre Arbeit machen. Benedikt Hage, der von<br />

allen nur »Bene« genannt wird, läu Moritz hinterher, gibt Anweisungen,<br />

dirigiert seinen kräigen Kollegen zwischen Bäumen hindurch, zieht an<br />

der Fahrleine. Manchmal läu er auch nur hinterher, denn nach dem<br />

dritten Mal kennt Moritz den Weg vom Holzhaufen zum Forstweg. <strong>Das</strong><br />

eingespielte Team ist klar erkennbar: Die rechte Hand weiß hier ganz<br />

genau, was der linke Huf tut.<br />

Vier Hufe für einen gesunden Wald<br />

Tage zuvor hat Hage in diesem Waldstück etliche Bäume gefällt und<br />

bearbeitet. Nun liegen hier entastete Fichtenstämme herum wie bei<br />

einem Mikadospiel, wirr gestapelt zwischen den Bäumen, die stehen bleiben.<br />

<strong>Das</strong> Nutzholz muss raus an den Forstweg, wo es der Lkw<br />

später abholen wird. Hier kommt Moritz ins Spiel, beziehungsweise in<br />

den Wald. Ein Pferd als Forstarbeiter – heutzutage ein seltener Anblick.<br />

6 <strong>NAGELFLUH</strong>


Hohe Konzentration ist bei Mensch<br />

und Tier gefordert: Hier gibt es<br />

keinen Rückwärtsgang<br />

So sieht eine Handvoll gesunder Walderde aus: »Die Pferdehufe ‚plätten‘ den<br />

Boden nicht sondern lockern ihn auf – wie mit einem Pflug«, sagt Cornelia<br />

Maucher von der FBG<br />

Moritz‘ Rückegeschirr: Vier Ketten, vier Stämme bei höchster Zuladung. Lieber<br />

öfter gehen als zu viel anhängen<br />

Inzwischen denkt man beim ema Forstbetrieb doch eher an brummende<br />

Motoren, zugreifende Metallzangen und tiefe Spuren von Reifen<br />

oder Raupenketten auf dem Waldweg.<br />

»In der heutigen Gesellscha halten viele die Maschine für die ultimative<br />

Lösung: Billig, schnell – Zeit ist Geld. Insbesondere in bergigen<br />

Gegenden hat das Holzrücken per Pferd aber noch eine <strong>Das</strong>einsberechtigung<br />

und viele Vorteile«, weiß Cornelia Maucher. Sie arbeitet für die<br />

Forstbetriebsgemeinscha Oberallgäu, kurz FBG. Den Aurag der Waldbesitzerin<br />

aus Dortmund, die eine sogenannte »Holzernte« in ihrem<br />

Wald wünschte, hat sie an Bene Hage vergeben. »Der Besitzerin war ein<br />

möglichst bodenschonendes und pflegliches Verfahren wichtig. Weil die<br />

Bedingungen hier stimmen, haben wir ihr eine Rückung per Pferd vorgeschlagen.<br />

Diese Art der Bewirtschaung wollte sie unterstützen.«<br />

<strong>Das</strong> Waldstück, durch das Moritz gerade schnaufend seine Holzstämme<br />

zieht, ist zwar nicht steil, aber vergleichsweise klein. Rund 0,4 Hektar<br />

groß ist das Gelände. Eine Maschine bräuchte hier drei bis vier Meter<br />

Durchfahrfläche, sogenannte »Rückewege«, um das Holz zu transportieren.<br />

Moritz läu stattdessen Slalom. Vier Hufe sind halt doch agiler<br />

als vier bis sechs Reifen. Der Mann auf zwei Beinen dahinter passt derweil<br />

auf, einen Bogen um die stehenden Bäume zu machen – sie sollen<br />

durch die vorbeigezogenen Hölzer nicht am Stamm verletzt werden.<br />

Karrierestart: Kutschpferd<br />

Hage macht die Arbeit schon ein bisschen länger als Moritz. Der 26-<br />

jährige hat schon als Jugendlicher beim Vater zuschauen und später auch<br />

mit anpacken dürfen. »Als die Pferde vom Vater gestorben sind, hab‘ ich<br />

mir ein eigenes gekau«, erzählt er. Den acht Jahre alten Kaltblüter an der<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 7


Moritz, Bene Hage und<br />

Cornelia Maucher von<br />

der FBG. Mischlingsrüde<br />

Max hatte leider keine<br />

Zeit für ein Foto<br />

Partner des Waldes<br />

Fotos: Dominik Ultes<br />

Die Forstbetriebsgemeinscha Oberallgäu<br />

(FBG) unterstützt und berät Waldbesitzer<br />

in allen Belangen rund um Pflege, Forstbetrieb<br />

und Holzvermarktung ihrer Wälder.<br />

Sie wurde 1969 mit dem vorrangigen<br />

Ziel gegründet, den kleinbäuerlichen Holzanfall<br />

zu bündeln, um so in der Holzvermarktung<br />

wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Mittlerweile zählt die FBG Oberallgäu<br />

über 2700 Waldbesitzer und eine Mitgliedsfläche<br />

von rund 22.000 Hektar.<br />

Infos unter: www.g-oa.de<br />

Ein eingespieltes Team: Moritz und Benedikt Hage. Hier weiß die rechte Hand, was der linke Huf tut<br />

Fahrleine hat er selber ausgebildet. »Eingelernt wird ein Rückepferd als<br />

Zugpferd. Mit zweieinhalb, drei Jahren spannt man es zum ersten Mal vor<br />

eine Kutsche. Neben eines, das schon etwas erfahrener und gelassen ist.«<br />

Auf diese Weise gewöhne man die Huiere ans Geschirr und die Kommandos<br />

– dieselben, die später beim Holzrücken zum Einsatz kommen.<br />

Auch, wenn Moritz sicher etwas anderes behaupten würde: Sein Zweibeiner<br />

hat die meiste Arbeit. Er kraxelt über liegende Baumstämme,<br />

schlägt die Krampen am Kettenende von Moritz‘ Geschirr mit einem<br />

großen Hammer ins Holz hinein, lässt den Kaltblüter rangieren, bis das<br />

»Paket« richtig liegt und wuchtet am Forstweg die Stämme auf den Haufen.<br />

Da kommt nicht nur das Pferd ins Schwitzen.<br />

Den größten Teil haben sie für heute aber gescha: Sauber gestapelt<br />

liegen die abholbereiten Stämme am Wegesrand. Schaut man darüber<br />

hinweg in den Wald hinein, zeigt sich ein anderes Bild: Ein feiner<br />

Nadelteppich überzieht den Waldboden, kleinere Äste und Holzstücke<br />

liegen kreuz und quer zwischen den Baumstämmen verstreut. Es sieht<br />

ein bisschen … unordentlich aus.<br />

»Soll es auch sein«, nickt Cornelia Maucher. »Es ist ein weitverbreiteter<br />

Irrglaube unter vielen Waldbesitzern, dass ihr Wald ‚aufgeräumt‘ sein<br />

muss.« Sie deutet auf einen Haufen kleiner Äste am Boden. »<strong>Das</strong> hier<br />

wird später zu Humus, dient den wachsenden Bäumen als Nährstoff. Ein<br />

Kreislauf für einen gesunden Bodenorganismus.«<br />

Bei Forstarbeit aufs richtige Pferd setzen<br />

Im <strong>Sommer</strong> arbeitet Bene Hage als Alphirte. Hauptberuflich lohne<br />

sich das Holzrücken derzeit nicht: »Schwierig. Vielleicht, wenn mehr<br />

Auräge kommen.« <strong>Das</strong>s mehr Auräge kommen, davon ist Cornelia<br />

8 <strong>NAGELFLUH</strong>


Ein »unordentlicher« Wald ist ein gesunder Wald – die herumliegenden Nadeln<br />

und Äste werden zu Nährstoffen und fügen sich in den Kreislauf des Baumwachstums<br />

ein<br />

Es geht zurück an die Arbeit: Bene Hage und Kaltblüter Moritz wollen heute fertig<br />

werden. Max passt auf, dass die beiden alles richtig machen. Seine eigenen vier<br />

Pfoten hält er den Baumstämmen lieber fern<br />

Maucher überzeugt. »Es gibt ein Umdenken in der Gesellscha. ‚Nachhaltigkeit‘<br />

ist schon lange kein unbekanntes Wort mehr. Ökologisch zieht<br />

das Pferd an den Maschinen vorbei: Keine Abgase, kaum Bodenverdichtung.«<br />

Die Spuren, die ein Pferd hinterlässt, sind ein paar Tage zu sehen.<br />

»Maschinelle Rückewege sieht man nach Jahren noch.«<br />

<strong>Das</strong> Hauptproblem sei, dass die Leute zuerst aufs Geld schauten, meint<br />

dagegen Hage: »Wenn die Maschine fünf Euro billiger ist, nimmt man<br />

die Maschine.« <strong>Das</strong>s der Boden dabei zerdrückt werde und die Baumkronenreste<br />

so kompakt liegen, dass kein Samen mehr durchkommt,<br />

darauf schaue man dabei nicht. Ohne Frage gäbe es Wälder, bei denen<br />

die Bewirtschaung mit der Holzernte-Maschine mehr Sinn mache.<br />

»Aber die Besitzer sollten genau prüfen, was für ihren Wald am meisten<br />

Sinn macht.« Cornelia Maucher nickt. Für diese Art der Beratung und<br />

Abschätzung ist die Forstbetriebsgemeinscha zuständig.<br />

Ob es noch Fragen gäbe, will Hage später wissen: »Sonst schaff ‘ i jetzt<br />

weiter.« Ein echter Allgäuer »Zupacker« eben. Moritz indessen hätte<br />

gegen eine längere Pause wahrscheinlich nichts einzuwenden gehabt. Seit<br />

Minuten beäugt er interessiert Mauchers rechte Jackentasche. Manchmal<br />

verbirgt sich darin eine Karotte für ihn, das weiß er ganz genau. Als Bene<br />

Hage jedoch mit der Zunge schnalzt und zwischen den Bäumen verschwindet,<br />

trottet das pflichtbewusste Ross ihm hinterher. Auch Moritz<br />

will heute fertig werden. Im trockenen Stall in Untermaiselstein wartet<br />

ein ganzer Futtertrog auf seine genaueste Inspektion.<br />

Es wird wieder still im Wald. Nur das gelegentliche Schlagen des Hammers<br />

und schweres Schnauben aus Nüstern stört die natürliche Ruhe.<br />

Kein Vergleich, wäre hier ein tonnenschwerer, benzinbetriebener Rückezug<br />

am Werk. Manchmal ist im Wald halt doch noch echte Hand- und<br />

Hufarbeit gefragt.<br />

Viola Elgaß<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 9


Berge für Einsteiger<br />

Lern-Parcours mit Höhepunkt<br />

Immenstadt stellt die Weichen im Tourismus neu.<br />

Getreu dem Motto »Berge für Einsteiger« setzen<br />

die »Städtler« auf naturnahe Angebote für ihre<br />

Gäste. Mit dem Bau des AlpSeeHauses und der<br />

dortigen Ausstellung wurde der erste Schritt getan.<br />

Jetzt sollen weitere folgen. Geplant ist ein neuer<br />

Lehrpfad im Landschaspark im Ortsteil Bühl.<br />

Die Besucher sollen in diesem Lern-Parcours das<br />

richtige Verhalten in der Bergwelt lernen.<br />

So oder so ähnlich wird der Kletterturm am Alpsee aussehen: Dreistöckig, mit<br />

variablen Routen – konzipiert wird er von der Immenstädter Firma Faszinatour<br />

Schneekanonen, alpine Superpisten und beheizte<br />

Sesselbahnen haben in Immenstadt<br />

keine Zukun. Stattdessen stellt man das Angebot<br />

für die Gäste ganz auf den Naturgenuss<br />

in der Nagelfluhkette und den schonenden<br />

Umgang mit unserer eher sanen Bergwelt ein.<br />

Nicht allen ist das Verständnis und die Fähigkeit<br />

gegeben, loszulaufen und auf Anhieb alles<br />

richtig zu machen.<br />

Der geplante Lehrpfad im Landschaspark<br />

zwischen dem großen Alpsee und <strong>Naturpark</strong>haus<br />

soll rund 13 Stationen zum ema »Berge<br />

für Einsteiger« bekommen. Alle Lernpunkte<br />

behandeln wichtige Verhaltensregeln für unterschiedlichste<br />

Touren in den Bergen.<br />

An einer Station soll es um die richtige Ausrüstung<br />

gehen, an einer anderen um Wetter<br />

und Unwetter in den Bergen. Wie wichtig es<br />

sein kann, die eigene Leistungs fähigkeit richtig<br />

einzuschätzen, wird an einem weiteren Lernpunkt<br />

vermittelt.<br />

»Wie weit ist der nächste Berg entfernt und<br />

wie hoch schätzen Sie seine Höhe? Sie wollen<br />

ihn besteigen – wie lange werden Sie dazu<br />

brauchen?«, wird an einer anderen Stelle gefragt.<br />

Gefahren beim Tourengehen mit Ski und<br />

Schneeschuhen, Schneebretter, Lawinenkunde<br />

und winterliche Risiken gehören genauso in<br />

den Lehr- und Erlebnisplan wie die Vorbereitung<br />

von Touren in den Bergen.<br />

Besucherlenkung im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

wird im Vordergrund stehen. Richtiges<br />

Verhalten in der Natur, Rücksicht auf die Tierund<br />

Umwelt und Achtung von <strong>Naturpark</strong>-<br />

Geboten ziehen sich wie ein roter Faden durch<br />

den geplanten Lehrpfad.<br />

Punkte zählen am Smartphone<br />

Die geplanten Stationen werden durch ein<br />

interaktives Programm miteinander verbunden.<br />

Die Gäste werden im AlpSeeHaus mit<br />

Computer-Tablets ausgestattet oder bekommen<br />

eine App auf ihr Smartphone aufgespielt.<br />

Mit diesen digitalen Hilfsmitteln werden sie<br />

10 <strong>NAGELFLUH</strong>


durch den Parcours geleitet. Die Besucher<br />

können verschiedene Lern-Levels erreichen.<br />

Falsche Antworten oder Reaktionen geben<br />

Punktabzüge, verantwortungsvolles Verhalten<br />

und bewusster Umgang mit der Natur wird<br />

durch Pluspunkte belohnt. Die Besucher lernen<br />

nicht nur während ihres Aufenthaltes im<br />

Bühler Landschaspark, sie können sich die<br />

Aufgaben und Ergebnisse auch nach Hause<br />

schicken und sich dort weiter mit der ematik<br />

»Berge für Einsteiger« beschäigen.<br />

Linke Seite: Für die<br />

jüngeren »Einsteiger«<br />

ist eine verkleinerte<br />

Variante des Skytrails<br />

geplant. Die Kletter -<br />

elemente sind ähnlich<br />

gestaltet, aber Eltern<br />

können ihre mit Gurt<br />

gesicherten Sprösslinge<br />

am Boden begleiten<br />

»Endstation« auf 13 Metern<br />

Moderne Technologie, alpine eorie und<br />

praktische Übungen sorgen dafür, dass sowohl<br />

Kinder als auch Familien, Seniorinnen und<br />

Senioren spannende und vor allem lehrreiche<br />

Informationen bekommen. Die eigentliche<br />

»Höhentauglichkeit« können die Gäste an der<br />

letzten Station erproben.<br />

Diese Station, der sogenannte »Skytrail«,<br />

wird bereits ab diesem <strong>Sommer</strong> zur Verfügung<br />

stehen, während die Lernpunkte im Landschaspark<br />

wohl frühestens 2017 eingerichtet<br />

werden können. Beim Skytrail handelt es sich<br />

um ein 13 Meter hohes Klettergerüst mit drei<br />

Stockwerken. Im Gegensatz zu den vielerorts<br />

bekannten »Kletterwäldern« ermöglicht der<br />

Skytrail einen Ganzjahresbetrieb. Er steht auf<br />

Metallstützen, die Besucher bewegen sich auf<br />

vielfältigen Routen mit den unterschiedlichsten<br />

Aufgaben.<br />

Unterschiede zum Kletterwald<br />

Die Routen in einem<br />

Skytrail sind variabel –<br />

im Gegensatz zum<br />

Kletterwald, wo an<br />

Abzweigungen ein<br />

zweifaches Umhängen<br />

nötig ist, fährt hier die<br />

Sicherheitsleine oben<br />

immer mit<br />

Trittsicherheit, Balance, Schwindelfreiheit<br />

und Geschicklichkeit sind erforderlich. Alles<br />

Fähigkeiten, die man später in der Bergwelt<br />

ebenfalls haben muss. In dem Klettergerüst<br />

erfahren die zukünigen Bergsteiger, wo die<br />

eigenen Grenzen sind, ohne sich dabei in Gefahr<br />

zu begeben. Denn Sicherheit ist auf dem<br />

Skytrail erstes Gebot: Beim Einstieg werden die<br />

Besucher mit einem Gurtsystem ausgestattet,<br />

das in eine Laufschiene eingehängt wird.<br />

Im Gegensatz zu den herkömmlichen Klettergärten,<br />

wo die »Probanden« mit zwei Sicherungen<br />

ausgestattet werden und sich bei jeder<br />

Richtungsänderung selbstständig zweimal ausund<br />

umhängen müssen, fährt beim Skytrail die<br />

Sicherungsleine immer mit. An den Knotenpunkten<br />

hat der Kletterer die Wahl, ohne lästiges<br />

Umhängen in verschiedene Richtungen zu<br />

gehen. Sind in einer Richtung zu viele »Kletterkollegen«<br />

unterwegs, sucht man sich einfach<br />

eine weniger frequentierte Richtung aus.<br />

Neues Team für den Tourismus<br />

<strong>Das</strong> neuartige Sicherungssystem und die<br />

Wahlfreiheit unterscheidet das neue Klettergerüst<br />

grundlegend von »Kletterwäldern«.<br />

Selbstverständlich soll der Aufenthalt im Skytrail<br />

auch Spaß machen: Hängen, pendeln,<br />

schaukeln, balancieren, greifen, loslassen,<br />

nachfassen und den eigenen Körper spielerisch<br />

erfahren. Die kürzlich gegründete Alpsee Immenstadt<br />

Tourismus GmbH ist für die Errichtung<br />

des Klettergerüstes und den kommenden<br />

Lern- und Erlebnisparcours zuständig.<br />

Die Stadt Immenstadt geht damit weiter den<br />

konsequenten Weg, der vor einigen Jahren mit<br />

der Gründung des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette<br />

begonnen wurde. Mit rund 300.000 Übernachtungen<br />

im Jahr spielt der Tourismus in Immenstadt<br />

eine große Rolle und soll sich sogar noch<br />

weiter entwickeln. Aber in eine gesunde, natürliche<br />

und umweltschonende Richtung. Immenstadt<br />

weiß sich dabei im Kontext der <strong>Naturpark</strong>gemeinden<br />

in guter Gesellscha.<br />

Info: Alpsee Immenstadt Tourismus GmbH,<br />

Seestraße 10, D-87509 Immenstadt,<br />

Tel. +49 8323 9988711,<br />

info@immenstadt-tourist.de<br />

www.immenstadt.de<br />

Fotos: Faszinatour, Dotan Naveh/Dreamstime<br />

Anzeige<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 11


Manche mögen’s<br />

kühl<br />

Der Klimawandel bringt auf lange Sicht<br />

nicht nur milde Winter nach Europa, auch der<br />

<strong>Sommer</strong> soll länger und heißer werden. Während<br />

sich der Mensch im klimatisierten Einfamilienhaus<br />

verbarrikadiert, Eis essen geht oder in Sonnencreme-Rüstung<br />

am Seeufer entspannt, brennt den<br />

Wildtieren buchstäblich der Pelz. Was tun ohne<br />

Sonnencreme und Kleingeld fürs Zitroneneis?<br />

Wie gehen Wildtiere mit der Hitze um?<br />

Von heißen Löffeln und hängenden Zungen.<br />

12 <strong>NAGELFLUH</strong>


Fotos: Peter <strong>Sommer</strong>feld, R.B., Grey59, alle /pixelio.de; Volker Wille<br />

Natur kennt kein Hitzefrei. Haustierbesitzer<br />

wissen, dass die hohen Temperaturen<br />

ihren Vierbeinern auf Dauer zu schaffen machen.<br />

Da liegt Bello mit hängender Zunge am<br />

Fuße der Kellertreppe und die Katze schenkt<br />

einem einen vernichtenden Blick, sobald man<br />

die Tür nach draußen für sie öffnet.<br />

Ihre wildlebenden Verwandten dagegen beginnen<br />

o jetzt schon mit der Vorbereitung auf<br />

den Winter. Sie haben keine andere Wahl, als<br />

sich dem Wetter anzupassen.<br />

Die meisten Wildtiere tun zuallererst einmal<br />

das Naheliegende: Ab in den Bau, Siesta halten.<br />

Dachse, Füchse und Wildkaninchen beispielsweise<br />

sind in ihrem Bau von feuchter, kühler<br />

Erde umgeben – ein Luxus zur schwülen Mittagszeit.<br />

Aktivitäten wie die Nahrungssuche<br />

verlagern sich in die frühen Morgen- und<br />

Abendstunden. Einige Vertreter der heimischen<br />

Tierwelt haben aber noch zusätzliche<br />

Strategien entwickelt, um den Temperaturen zu<br />

trotzen.<br />

Heiße Löffel<br />

für Meister Lampe<br />

Nur wenige Tiere – zum Beispiel Pferde –<br />

besitzen Schweißdrüsen und genießen den<br />

kühlenden Effekt des Schwitzens. Der Feldhase<br />

trägt seine körpereigene Klimaanlage daher<br />

immer bei sich. An warmen Tagen pumpt er<br />

mehr Blut als gewöhnlich in seine Ohren. Die<br />

langen, weniger behaarten Löffel geben<br />

viel Körperwärme an die Lu ab und<br />

halten Meister Lampes Temperatur auf<br />

angenehmem Niveau. Zum Vergleich:<br />

Der Schneehase erreicht mit seinen viel<br />

kleineren Ohren den gegenteiligen Effekt.<br />

Über die geringe Oberfläche der<br />

Heiße Ohren, kühler<br />

Kopf: Der Feldhase<br />

entlässt bei Hitze<br />

Körperwärme über<br />

seine Ohren,<br />

um seine Temperatur<br />

zu regulieren<br />

Die Garten-Bänderschnecke<br />

(links) und<br />

ihre Verwandten verbringen<br />

die heißen<br />

Stunden »im Haus« –<br />

die Gefahr der Austrocknung<br />

ist für die<br />

Weichtiere zu groß<br />

kurzen Löffel verliert er im Winter weniger<br />

Wärme. Generell beobachtet man bei Tieren,<br />

die an kalte Witterungen angepasst sind, dass<br />

ihr Körperbau durch kurze Gliedmaßen der<br />

Kälte möglichst wenig Angriffsfläche bietet.<br />

Zurück zum Feldhasen. Der kauert sich und<br />

seine heißen Ohren mit Vorliebe unter schattige<br />

Hecken und speichelt sich ein. Durch die<br />

verdunstende Feuchtigkeit auf dem Fell verscha<br />

er sich zusätzliche Abkühlung. Diese<br />

»Nachahmung« des Schwitzens teilt er mit<br />

Nagetieren wie der Feldmaus, die ebenfalls<br />

keine Schweißdrüsen besitzt und mit der<br />

Zunge nachhil. Jungen Hasen dient das Fett<br />

in der Muttermilch als »Wasserquelle«: Beim<br />

Abbau im Körper werden pro Gramm Fett 1,1<br />

Gramm Wasser freigesetzt.<br />

(K)ein Sonnenbad<br />

fürs Murmeltier<br />

Bei einer sommerlichen Bergtour wenig<br />

abseits der Nagelfluhkette, zum Beispiel bei<br />

Hinterstein im Naturschutzgebiet Allgäuer<br />

Hochalpen, kann man o Murmeltiere beobachten,<br />

wie sie sich scheinbar faul auf einem<br />

Felsen lümmeln und es sich bei einem Mittagsschläfchen<br />

gut gehen lassen – weit gefehlt!<br />

Nicht nur, dass das »schlafende« Erdhörnchen<br />

den Wanderer vermutlich längst entdeckt hat,<br />

die pummeligen Nager lassen sich die Sonne<br />

nur zur Parasitenabwehr auf den Pelz brennen:<br />

Zecken und Flöhe flüchten vor der potentiellen<br />

Austrocknung. Murmeltiere wissen wie ihre<br />

unerwünschten Mitbewohner warme Tage<br />

nicht zu schätzen. Kein Wunder bei dem dichten<br />

Fell. Daher suchen die possierlichen Alpenbewohner<br />

so o es geht schattige Plätze auf<br />

oder bleiben gleich im Bau.<br />

Sein entfernter Verwandter, das Eichhörnchen,<br />

begibt sich derweil möglichst hoch in die<br />

Baumkronen, um sich den Wind um die Nase<br />

wehen zu lassen.<br />

Schlammpackung<br />

und Wassertreten<br />

Was sich nach Wellness anhört, ist sommerliche<br />

Notwendigkeit im Hause Rothirsch. Wie<br />

das bei uns nicht beheimatete Wildschwein<br />

suhlt sich der König des Waldes mit Vorliebe<br />

in sumpfigen Tümpeln. Diese »Schlammpackung«<br />

bringt dem Rotwild nicht nur den kühlenden<br />

Verdunstungseffekt, sie schützt auch<br />

ihre Haut vor Parasiten wie Mücken, Bremsen<br />

und Zecken. Trocknet der Schlamm, backen<br />

die Quälgeister darin fest und werden später<br />

genüsslich an geeigneten Stellen abgerieben.<br />

Bei höheren Temperaturen geht das Rotwild<br />

baden: In geeignetem Gewässer steht den Vierbeinern<br />

das Wasser schon mal bis zum Hals.<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 13


Ihren Flüssigkeitsbedarf decken die Tiere als<br />

reine Pflanzenfresser auch im <strong>Sommer</strong> fast ausschließlich<br />

über Tau und saiges Grünfutter.<br />

Während es das Rotwild dementsprechend<br />

ruhig angehen lässt, sieht das beim Reh ganz<br />

anders aus. Dessen Paarungszeit liegt im Juli<br />

und August und fällt deswegen nicht selten auf<br />

die heißesten <strong>Sommer</strong>tage. Die Ricke, das<br />

weibliche Reh, kennt kein Pardon. Ihre Zuwendung<br />

muss sich der Rehbock hart erarbeiten.<br />

Stunden-, manchmal auch tagelang, verfolgt er<br />

hechelnd die Angebetete durch den Wald. Erst<br />

nach Ende dieses sogenannten »Treibens«<br />

kommt es zur Paarung. Ausgezehrt von Jagd<br />

und Liebesspiel, hat der Rehbock inzwischen<br />

viel Gewicht – und Wasser – verloren und<br />

muss sich erholen. Bis ihm der Du der nächsten<br />

Dame um die Nase weht.<br />

Im Gegensatz zum Rot- und Schwarzwild<br />

suhlt sich das Reh nie. Es nutzt aber jede Gelegenheit<br />

zur Flüssigkeitsaufnahme und sucht<br />

nach besonders saigen Kräutern.<br />

Fuchs und Vogel hecheln<br />

Auch der Fuchs trinkt – wenn er nicht gerade<br />

ein Nickerchen im Bau macht – so viel wie<br />

möglich. Wie Hund und Katze kühlt sich das<br />

kleine Raubtier durch Hecheln. Die Atemfrequenz<br />

kann dabei bis auf das zehnfache ansteigen.<br />

Durch das Hecheln wird das zirkulierende<br />

Blut abgekühlt und Wärme in Form von Atemlu<br />

abgegeben. Die wenigen Schweißdrüsen an<br />

den Fuchspfoten wären mit dieser Aufgabe<br />

schlichtweg überfordert. Sie dienen ihm hauptsächlich<br />

zur Wegmarkierung.<br />

Viele Vögel, wie zum Beispiel der Eisvogel,<br />

hecheln ebenfalls oder plustern sich auf, um die<br />

warme Lu aus dem Federkleid entweichen zu<br />

lassen. Manche machen auch einen kleinen<br />

»Ausflug«, um sich den Wind um die Federn<br />

wehen zu lassen.<br />

Eine unfeine, aber effiziente Methode hat<br />

sich der Storch ausgedacht: Statt einem<br />

Schlammbad kotet er seine langen Beine ein.<br />

Falls sich im <strong>Sommer</strong> ein Beobachter des (im<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette nur als »Überflieger«<br />

vorkommenden) Stelzvogels schon einmal gefragt<br />

hat, warum dessen Beine staubig weiß<br />

aussehen – dies ist die Antwort...<br />

Die Schnecke schließt die Tür<br />

Auch die Kleinsten plagt die Hitze: Der<br />

Weinbergschnecke, deren Vorfahren ursprünglich<br />

Wassserbewohner waren, behagt Trockenheit<br />

überhaupt nicht.Der wichtigste Schutz<br />

einer Landschnecke gegen Trockenheit und<br />

Verdunstung ist die Schleimschicht, die ihren<br />

Körper einhüllt. Besonders bei trockenem Wetter<br />

reicht diese allein jedoch nicht mehr aus.<br />

»Viel trinken« lautet<br />

nicht nur die Devise bei<br />

den Menschen –<br />

da genehmigt Reineke<br />

sich schon einmal<br />

einen Schluck aus<br />

dem Gartenteich<br />

Bei Hitze nimmt der Rothirsch ein Bad – bei Bedarf<br />

wagt er sich bis zum Hals ins kühle Nass.<br />

Die Weinbergschnecke zieht sich dann in ihr<br />

Gehäuse zurück und beginnt, ihre Schalenmündung<br />

mit Schleim abzudecken, der an der<br />

Lu bald zu einer dünnen Membran, dem<br />

»Diaphragma«, austrocknet. Anschließend<br />

reduziert die Schnecke alle Lebensfunktionen<br />

auf das Notwendigste und wartet in dieser<br />

»Trockenruhe« ab, bis die Lu wieder feucht<br />

genug ist. Im <strong>Sommer</strong> verbringen Weinbergschnecken<br />

die heißen Stunden des Tages omals<br />

vollständig in Trockenruhe und kommen<br />

erst abends aus ihrem Versteck, um Nahrung<br />

zu suchen. Sie vergraben sich auch im Boden<br />

oder verstecken sich unter Wurzeln und Blättern.<br />

An schattigen und geschützten Plätzen<br />

kann man omals zahlreiche Schnecken auf<br />

engem Raum finden. Manche Schneckenarten<br />

kriechen an Pflanzenstängeln und Baumstämmen<br />

empor, wo die Lu ein wenig kühler ist,<br />

als am Boden.<br />

Viola Elgaß<br />

14 <strong>NAGELFLUH</strong>


Die Natur erobert sich<br />

den alten Mühleholzweg<br />

Stück für Stück zurück<br />

Der Weg durch<br />

das Mühleholz<br />

Ein kleines Hinweisschild in rot-weißer Farbe deutet darauf hin,<br />

dass aus dem Sulzberger Ortsteil Gullenbach nach Hermannsberg nur<br />

mit festem Schuhwerk eine Abkürzung genommen werden kann.<br />

Vor vielen Jahren, als Fuhrleute noch Saumwege zwischen den Dörfern<br />

nutzten, war dies der Hauptweg vom Weißachtal nach Sulzberg.<br />

Mühleholz. Seit Generationen nennen die<br />

Einheimischen den vom Müselbach<br />

aufsteigenden, bewaldeten Nagelfluhrücken so.<br />

Dabei gehört er weder zur Eibelesmühle noch<br />

zur Gschwendmühle, obwohl diese eine Wiese<br />

und Wald in jener Gegend besitzt. »So kann<br />

der Name nur von der Mühle unweit des Wasserfalles<br />

am Müselbach stammen«, vermutet<br />

Armin Hörburger. Der 84-Jährige Riefensberger<br />

kennt sich in der Umgebung aus wie kaum<br />

ein Zweiter. Auf unserer Wanderung durch das<br />

zwischenzeitlich fast in Vergessenheit geratene<br />

Mühleholz begleitet er uns.<br />

Steil abwärts führt der abzweigende Schotterweg,<br />

als der pensionierte Kaufmann uns zu<br />

der Stelle führt, an der er den Ursprung des<br />

Namens »Mühleholz« vermutet: <strong>Das</strong>s dort<br />

tatsächlich eine Mühle stand, davon zeugen<br />

noch Felsen- und Mauerstücke. Heute fließt<br />

nur ein Rinnsal über die Felswand. »Eine Sage<br />

erzählt, der Müller habe seine Mahlsteine auch<br />

am Sonntag in Betrieb gesetzt. Als göttliche<br />

Strafe habe ein Hochwasser die ganze Mühle<br />

zerstört«, weiß Hörburger.<br />

Bereitwillig hat er sich als Wanderführer<br />

angeboten, als er den Anruf aus der Redaktion<br />

erhalten hat. Zuvor hatte er das <strong>Naturpark</strong>magazin<br />

auf den instand gesetzten Forstweg durch<br />

das Mühleholz hingewiesen. Gullenbach mit<br />

dem majestätischen zweistufigen Wasserfall<br />

Armin Hörburger aus Riefensberg<br />

weiß über seine Heimat<br />

viele Geschichten zu erzählen<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 15


Unscheinbar: Die Abzweigung zum frisch<br />

geschotterten Forstweg durch das Mühleholz<br />

Ein paar Steine. Mehr ist von der namens gebenden<br />

Mühle im Mühleholz nicht übrig<br />

Für Schwindelfreie: Armin Hörburger mit Begleitung<br />

auf dem alten Saumweg. Links geht es bergab<br />

Der zweistufige Eibele-Wasserfall.<br />

Statt einer Mühle speist der Eibelebach<br />

heute das Stromkraftwerk Weißachtal<br />

aus Nagelfluh und die ehemaligen Eibelemühle<br />

mit Sägewerk, Mühle, Sennerei und großer<br />

Gastwirtscha, seien früher der Knotenpunkt<br />

gewesen, wo sich die Wege von Oberstaufen im<br />

Allgäu, dem Westallgäu mit Oberreute und<br />

Weiler sowie dem Sulzberg teilten. Vor dem<br />

Bau der Straße Oberstaufen-Aach verlief der<br />

Hauptweg in den Bregenzerwald über die<br />

Eibele- und Gschwendmühle. Und von dort<br />

eben über das Mühleholz: »Es war ein steiler<br />

Fußweg, über Baumwurzeln und durch Wasserpfützen,<br />

entlang des Nagelfluh-Felsens.«<br />

Ein Bauernhof in Gullenbach und das Anwesen<br />

einer Familie auf dem Hermannsberg<br />

waren damals im gleichen Besitz. Was lag<br />

näher, als die beiden Höfe in mühsamer Arbeit<br />

durch einen Fuhrweg zu verbinden, um sich<br />

den unwirtlichen Pfad zu sparen?<br />

»Die Einheimischen erkannten bald, dass<br />

der neue Weg mit weniger Steigung bewältigt<br />

werden konnte und nutzten ihn ebenfalls«,<br />

schildert Hörburger. »Die aufgewendete Mühe<br />

für den Bau des neuen Weges zum Hermannsberg<br />

ließ sich die Familie anerkennen und verlangte<br />

für die Benutzung eine Maut. Man behalf<br />

sich mit Schranke und Schlüsseln.«<br />

Mit den Generationen änderten sich auch<br />

die Besitzverhältnisse. Aus dem Mautweg<br />

wurde der öffentliche Weg zwischen Gullenbach<br />

und Hermannsberg. Der ursprüngliche<br />

Weg diente lediglich als Abkürzung und Wanderpfad.<br />

Bald war er nahezu zugewachsen.<br />

»Im Jahr 2014 erkannten einige Bauern,<br />

deren Grundstücke in dieser steilen und zerklüeten<br />

Gegend liegen, dass ein Waldweg eine<br />

bessere Nutzung bringen würde. Sie bauten<br />

diesen dicht entlang des ursprünglichen Weges,<br />

der früher über Hermannsberg nach Sulzberg<br />

führte«, erzählt Hörburger weiter und deutet<br />

auf ein von Blättern bedecktes, doch weniger<br />

bewachsenes Weglein zwischen den Bäumen.<br />

Links davon geht es steil bergab: »Hier haben<br />

sie die Lastentiere sehr vorsichtig am Zügel<br />

geführt – vor allem bei Schnee musste man<br />

Fotos: Viola Elgaß, Karte rechte Seite: openstreetmap.org<br />

16 <strong>NAGELFLUH</strong>


genau aufpassen, wohin man tritt.«<br />

Hier und jetzt, auf dem breiten geschotterten<br />

Forstweg, kann man sich den Arbeitsalltag der<br />

Säumer, die mit ihren Tieren Ware über diesen<br />

schmalen Pfad transportierten, gar nicht mehr<br />

vorstellen. Mit dem Forstweg wurde auch ein<br />

wichtiger Abschnitt des Wanderweges Oberstaufen/Ach<br />

nach Sulzberg erneuert.<br />

Zurück am Parkplatz empfiehlt Armin Hörburger<br />

einen Abstecher zu den Eibele-Wasserfällen:<br />

Dort stürzt sich der Eibelebach über<br />

zwei Stufen in die Tiefe. Die Wasserfälle entstanden,<br />

weil sich hier härtere und weiche<br />

Gesteinsschichten von Nagelfluh und Sandstein<br />

im Bachlauf abwechseln. Einige hundert<br />

Meter weiter fließt der Bach, der an dieser Stelle<br />

zugleich die Grenze zwischen Österreich und<br />

Deutschland markiert, in die Weißach.<br />

Ganz in der Nähe stand auch die voran -<br />

gehend erwähnte Eibelesmühle: Die älteste<br />

Aufzeichnung über eine Mühle stammt aus<br />

dem Jahr 1471. Fast ein halbes Jahrtausend<br />

lang wurde dort Korn gemahlen und Holz gesägt.<br />

Der gewerbliche Mühlbetrieb wurde um<br />

1900 eingestellt, an Stelle der Mühle entstand<br />

eine Gastwirtscha. Zur Deckung des Eigenbedarfs<br />

blieb allerdings bis 1954 ein Mühlgang<br />

erhalten. Die Säge lief 1947 zum letzten Mal.<br />

Armin Hörburger/Viola Elgaß<br />

Sulzberg<br />

Wandertipp<br />

Cafe<br />

Hochsträßstüble<br />

Strecke: 10 km, Dauer: 3 Std.<br />

Auf/Abstiegt: 380 m<br />

Der Weg durch das Mühleholz und zu den<br />

Eibelefällen lässt sich wunderbar mit einer<br />

Wanderung verknüpfen: Beginnend in Sulzberg<br />

geht es zunächst nach Norden, dem Wegweiser<br />

»Hochsträß« mit gelb-weißer Markierung folgend.<br />

Statt dem Höhenrundweg nach einem<br />

Lindengschwend<br />

Hermannsberg<br />

ÖSTERREICH<br />

DEUTSCHLAND<br />

Eibele<br />

Kilometer links zu folgen, geht es geradeaus<br />

zum Cafe Hochsträßstüble (Montag Ruhetag)<br />

und nach Lindengschwend. Es geht entlang der<br />

Beschilderung »Gullenbach/Eibele«. Nach insgesamt<br />

etwa fünf Kilometern erreicht man die<br />

Eibelefälle oberhalb des Eibele-Stausees. Zurück<br />

geht es bergwärts über das Mühleholz nach<br />

Hermannsberg. Dort zweigt man bei der Kapelle<br />

rechts ab, über Viehweiden geht es zurück<br />

nach Sulzberg.<br />

Anzeige<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 17


Schmetterling<br />

mit Federn<br />

Der Mauerläufer ist ein seltener, doch unverwechselbarer<br />

Bewohner des <strong>Naturpark</strong>s. Auffällig ist seine Fortbewegung<br />

am nackten Fels: von Stein zu Stein hüpfend, seine farbigen<br />

Flügel auffächernd und flatternd wie ein Schmetterling.<br />

Letzterer weiß den Vergleich freilich nicht zu schätzen –<br />

steht er doch auf der Speisekarte des Mauerläufers.


An die erste Begegnung mit dem Mauerläufer werden sich die meisten<br />

Vogelkenner erinnern – ist die Beobachtung doch öers mit<br />

einer Bergtour verbunden. Die Lebensräume des gefiederten Juwels sind<br />

senkrechte, reich strukturierte Felswände bis hinauf in die Gipfelregion.<br />

Der Mauerläufer ist Bergsteigern daher o besser bekannt als vielen<br />

Vogelkundlern. Die im <strong>Naturpark</strong> seltene Vogelart nistet am Besler,<br />

einem Berg im Südosten des <strong>Naturpark</strong>s. Der Mauerläufer ist, wie sein<br />

Name verspricht, ein formidabler Kletterkünstler. Nur mit seinen großen<br />

Krallen hangelt er sich geschickt an Steinwänden entlang und stochert<br />

mit dem langen Schnabel in Ritzen und Spalten nach Insekten.<br />

Dabei spreizt er in regelmäßigen Abständen seine Flügel, wobei die<br />

charakteristische Farbzeichnung aulitzt. Ob der etwa Kohlmeisen<br />

große Vogel so Insekten aufscheuchen oder mit Artgenossen kommunizieren<br />

möchte, ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Er erbeutet auch<br />

Schmetterlinge im Flug, stellt sich beim Fliegen aber ungeschickter an<br />

als beim Klettern.<br />

Einmalige Federzeichnung<br />

Männlein und Weiblein sind nur im sogenannten »Prachtkleid«, das<br />

sie während der Brutzeit tragen, voneinander zu unterscheiden: <strong>Das</strong><br />

Männchen bekommt eine tiefschwarze Brust, die des Weibchens wird<br />

eher hellgrau oder fleckig. Den warmen Teil des Jahres verbringen die<br />

sonst gut getarnten Mauerläufer mit dem mausgrauen Rücken hoch oben<br />

im Gebirge. Sie sind extrem standorttreu, o finden sich dieselben Paare<br />

alljährlich an den Brutplätzen ein.<br />

Natürlich kommt es auch bei »eingespielten Teams« zur Diskussion<br />

über den Nistplatz: Hektisch fliegt das Pärchen hin und her, mal hierhin,<br />

mal dorthin, um dem Partner die »perfekte« Nische oder eine für Nesträuber<br />

unerreichbare Höhle zu zeigen. <strong>Das</strong> letzte »Piep« dazu hat<br />

schlussendlich das Weibchen und die Nester werden aus Moos, Gras,<br />

Haaren und Federn zusammengetragen. Je nach Witterung legt das<br />

Weibchen zwischen Mai und Juni etwa vier Eier. Nach 19 Tagen Brutzeit<br />

schlüpfen die Jungen und werden von den Altvögeln versorgt, ehe sie im<br />

August ausfliegen – eine langwährende Aufzucht im Vergleich zu anderen<br />

Singvögeln dieser Größe, doch notwendig als Anpassung an den<br />

alpinen Lebensraum. Ob und wie lange die Familie anschließend zusammenbleibt,<br />

ist aufgrund der unzugänglichen Brutgebiete und der versteckten<br />

Nester ein wohlgehütetes Geheimnis des Mauerläufers.<br />

Kletterern in ihrem Revier begegnen die Tiere verhältnismäßig tolerant.<br />

Durch übermäßiges »Ausputzen«, also Ausreißen der Vegetation,<br />

auf den Routen jedoch kann seine Nahrungsgrundlage beeinträchtigt<br />

und Brutplätze im Zweifelsfall aufgegeben werden.<br />

Der Vogelkundler Johann Friedrich Naumann zeichnete Männchen (oben) und<br />

Weibchen im Brutkleid – nur im <strong>Sommer</strong> kann man sie unterscheiden<br />

So sieht eine Mahlzeit aus: Ausschließlich Insekten, wie Spinnen, Käfer und<br />

Schmetterlinge, stehen auf der Speisekarte des Mauerläufers – auch im Winter<br />

Einzelgänger im Winter<br />

Gegen Oktober zieht es die Vögel zurück in tiefere Regionen. Die<br />

Überwinterungsgebiete liegen o an Gebäudewänden oder Steinbrüchen,<br />

wo das Nahrungsangebot reichhaltiger ist. Ein bekanntes Winterquartier<br />

ist der Steinbruch bei Burgberg. Hier besteht die seltene Chance,<br />

den Mauerläufer ohne Seil und Haken zu beobachten.<br />

Ihr Winterrevier verteidigen Mauerläufer sehr vehement gegen jeden<br />

Artgenossen, gleich welchen Geschlechts. Nur auf diese Weise reicht die<br />

Nahrung, bestehend aus überwinternden Insekten und Spinnen, aus. Im<br />

Gegensatz zu Meisen und Kleibern weichen Mauerläufer nie auf Samen<br />

und Körner aus.<br />

Wenn ein Vogel – der nur eine einzige Brut jährlich mit der erstaunlich<br />

geringen Anzahl von drei bis höchstens fünf Eiern hat – unter solch<br />

widrigen Lebensumständen noch nicht ausgestorben ist, muss er sich<br />

extrem gut an seine Umwelt angepasst haben. Auch in dieser Hinsicht<br />

ist der Mauerläufer einmalig.<br />

Viola Elgaß<br />

Ein typisches Winterquartier, gut strukturiert mit Pflanzenvorkommen und, hier<br />

nicht sichtbar, Wasser in der Nähe – der Steinbruch bei Burgberg im Oberallgäu<br />

Fotos: Mircea Bezergheanu/Fotolia, Volker Wille


BESUCHERLENKUNG<br />

»Gipfeltreffen«<br />

der Besucherlenkung<br />

Beim internationalen Workshop »Wildlife and winter sport<br />

activities. Your space of freedom – my living space« im französischen<br />

<strong>Naturpark</strong> »Massif des Bauges« stellten Vertreter des <strong>Naturpark</strong>s<br />

Nagelfluhkette und der Vorarlberger Landesregierung laufende<br />

Lenkungskampagnen aus unserer Region vor. Ein Fazit.<br />

Interessante Eindrücke gab es auf einem alpenweiten<br />

Workshop, bei dem die Auswirkungen<br />

von Freizeitaktivitäten auf störempfindliche<br />

Wildtiere und mögliche Lösungsansätze<br />

besprochen wurden. Der <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette war mit dabei und hat seine<br />

Besucherlenkungsinitiative »Dein Freiraum –<br />

Mein Lebensraum« vorgestellt. Von der Vorarlberger<br />

Landesregierung hat Herbert Erhart teilgenommen.<br />

Er hat das Konzept »Respektiere<br />

deine Grenzen« präsentiert. Zahlreiche weitere<br />

Beispiele aus allen Alpenstaaten haben ein umfassendes<br />

Bild des Konfliktfelds zwischen<br />

Sportlern und Erholungssuchenden und Wildtieren<br />

ergeben. Man könnte dies wie folgt zusammenfassen:<br />

• Im gesamten Alpenraum haben in den<br />

letzten Jahren individuelle Formen der<br />

Freizeitgestaltung, wie das Skitourenoder<br />

Schneeschuhgehen, extrem zugenommen.<br />

• In Gebirgsräumen, die wegen des Reliefs<br />

nur schwer zugänglich sind, kanalisieren<br />

sich die Aktivitäten weitgehend von<br />

selbst. In Gebieten, die leicht zugänglich<br />

sind, wie dem <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette,<br />

werden immer größere Bereiche genutzt,<br />

auch solche, die bisher weitgehend frei<br />

von Störungen durch den Menschen<br />

waren.<br />

• Alpenweit geht es bei fast allen vorgestellten<br />

Initiativen in erster Linie um die Raufußhühner,<br />

darunter insbesondere um das<br />

Birkhuhn.<br />

• Weit entwickelte Initiativen, um die Besucherströme<br />

zu lenken und ein gutes Miteinander<br />

von Mensch und Natur zu fördern<br />

gibt es vor allem aus den Schutz -<br />

gebieten in Österreich, der Schweiz und<br />

in Deutschland. Merkmal ist durchgehend,<br />

dass sie auf Freiwilligkeit beruhen.<br />

• Erste ernstzunehmende Anstrengungen<br />

werden nun auch in den französischen<br />

und slowenischen Schutzgebieten unternommen.<br />

Dort wird die Besucherlenkung<br />

in den kommenden Jahren ein Arbeits-<br />

schwerpunkt sein. In den italienischen<br />

Alpen steht man offenbar noch ganz am<br />

Anfang.<br />

• Den weitest gehenden Ansatz hat Herbert<br />

Erhart aus Vorarlberg präsentiert. Dort<br />

wird die Initiative »Respektiere deine<br />

Grenzen« vom Land getragen und finanziert<br />

und Stück für Stück auf die gesamte<br />

Landesfläche übertragen. Sie ist somit<br />

nicht auf Schutzgebiete wie National- und<br />

<strong>Naturpark</strong>s oder Biosphärenreservate<br />

beschränkt, sondern flächendeckend, dort<br />

wo mögliche Konflikte zwischen Wildtieren<br />

und Freizeitsportlern bestehen.<br />

In allen Diskussionen wurde sehr deutlich,<br />

dass unsere Initiativen »Dein Freiraum. Mein<br />

Lebensraum. Verantwortungsvoll in der Natur<br />

unterwegs« und »Respektiere deine Grenzen«<br />

alpenweit die modernsten und erfolgversprechendsten<br />

Initiativen darstellen. Für uns eine<br />

schöne Bestätigung und Motivation, weiter zu<br />

machen.<br />

Rolf Eberhardt, <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

Links ein Hinweisschild zur Besucherlenkung<br />

in Frankreich. Rechts: In gemeinsamen Workshops<br />

tauschten die Teilnehmer sich aus<br />

Fotos: Rolf Eberhardt, PNR Bauges<br />

20 <strong>NAGELFLUH</strong>


Bolsterlang sucht den<br />

Super-Weg<br />

Wie sieht ein Mountainbike-tauglicher Bergweg aus? <strong>Das</strong> versuchen<br />

die Gemeinde Bolsterlang und der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette bei<br />

einem Versuchsprojekt am Bolgensattel herauszufinden. Damit<br />

Biker und Wanderer den Weg möglichst lange gemeinsam nutzen<br />

können, werden verschiedene Untergründe und Materialien getestet.<br />

<strong>Das</strong> Problem ist seit langem bekannt. Unsere<br />

Bergwege werden in steilem Gelände<br />

von Wanderern, Alpvieh und, Tendenz steigend,<br />

von Mountainbikern stark in Mitleidenscha<br />

gezogen. Eine erste kleine Rinne reicht<br />

o, damit beim nächsten Starkregen die Erosion<br />

ihren Lauf nimmt und der Weg sich Stück<br />

für Stück in den Untergrund frisst. In der Regel<br />

weichen Wanderer dann aus und es entstehen<br />

viele neue Nebenwege. Aus einem Pfad wird<br />

dann ein regelrechtes Wegenetz. Es gehen wertvolle<br />

Alpflächen ebenso verloren wie Lebensräume<br />

seltener und schöner Pflanzen.<br />

Am Bolgensattel, westlich von Bolsterlang<br />

gelegen, war es im vergangenen Jahr soweit. Der<br />

Bergweg vom Bolgental aus musste auf den letz-<br />

Foto: Rolf Eberhardt<br />

Nein, den Wegebauern ist nicht immer wieder<br />

das Material ausgegangen: Am Bolgensattel wird der<br />

langlebigste Untergrund für Trittstufen gesucht<br />

ten 200 Metern zum Sattel hin dringend neu<br />

hergerichtet werden. Er war insbesondere im<br />

steilsten Stück nur noch schwer zu begehen und<br />

erste Ausweichwege hatten sich gebildet.<br />

Bei der ersten Begehung stellte sich sogleich<br />

die Frage. Wie soll man den Weg wiederherstellen<br />

und verbessern, ohne dass die zunehmende<br />

Zahl an Mountainbikern sogleich wieder<br />

größere Schäden verursacht und nach kurzer<br />

Zeit alles umsonst war? Anfällige Punkte<br />

sind hierbei die Trittstufen. Sie sind für Wanderer<br />

optimal, da sie das Gefälle zwischen den<br />

Stufen verringern und den Weg besser begehbar<br />

machen. Gleichzeitig sind sie aber Angriffspunkte<br />

für die Stollenreifen der Biker. Wenn sie<br />

bergab über die Stufen springen und teilweise<br />

mit blockierenden Reifen wieder auommen,<br />

gibt es schnell erste Rinnen und dann geht alles<br />

wieder ganz schnell…<br />

Nach kurzer Diskussion war klar. Eine Versuchseinrichtung<br />

musste her. Jeweils unterhalb<br />

der Trittstufen wurden unterschiedlichste Materialien<br />

in den Weg eingebaut – vom Naturstein<br />

bis hin zu Rundhölzern – um ihn an den<br />

Stellen zu befestigen, an denen die Bikereifen<br />

wieder auf den Untergrund treffen. In diesem<br />

<strong>Sommer</strong> wird nun genau beobachtet, welches<br />

Material sich bei uns besonders eignet. Es soll<br />

dann künig bei vergleichbaren Wegebaumaßnahmen<br />

verwendet werden.<br />

Was zunächst vielleicht ein wenig komisch<br />

aussieht, macht also durchaus Sinn. Über Ihre<br />

Eindrücke zur Versuchsanlage oder Tipps für<br />

einen bikegerechten Bergwegebau unter<br />

info@freiraum-lebensraum.de freuen wir uns.<br />

Rolf Eberhardt, <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

Anzeige<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 21


Im Allgäu ist vor allem das Sportklettern in<br />

Talnähe angesagt – hier gibt es auch die<br />

meisten Konflikte zu lösen<br />

Drahtseilakt<br />

im wilden Klettergarten<br />

Felswände sind faszinierende Lebensräume. Es<br />

sind waldfreie Sonderbiotope mit extremen<br />

Umweltbedingungen für die dort wachsenden<br />

und lebenden Pflanzen und Tiere. Gleichzeitig<br />

sind sie ein Naturraum, der von Kletterern<br />

sportlich genutzt wird.<br />

Außerhalb der Alpen gehören die steinigen Lebensräume zu den seltenen<br />

Biotopen. Als naturnahe Inseln stellen sie vom Menschen<br />

kaum beeinflusste, wertvolle Urbiotope dar. Einige tierische Felsbewohner<br />

verbringen nur bestimmte Lebensabschnitte am Fels, andere ihr ganzes<br />

Leben. Um in den extremen Felsbiotopen zu überleben, müssen sie<br />

sich vor Austrocknung und Hitze schützen und im steilen Gelände gut<br />

klettern – oder fliegen – können. Manche Art, wie der seltene Mauerläufer<br />

(siehe S. 18), entwickelt sich zum sportlichen Spezialisten und<br />

beherrscht beides. Innerhalb dieser Lebensräume kann es zum Konflikt<br />

zwischen Bergsport und Natur kommen.<br />

Gespräche statt Verbote<br />

»Im Vergleich zu anderen Freizeitnutzern sind Kletterer in unserer<br />

Natur eher punktuell unterwegs. Sie erreichen die Felswand, klettern –<br />

und gehen in der Regel denselben Weg zurück«, so Stefan Heiligensetzer<br />

von der Interessensgemeinscha Klettern und Bergsport Allgäu. <strong>Das</strong> Bild<br />

vom wild in der Natur zeltenden Kletterer sei veraltet. Der stellvertretende<br />

Vorstand klettert seit 40 Jahren. »Trotzdem darf man natürlich<br />

nicht vergessen, dass wir uns in einem Naturraum bewegen, in dem beispielsweise<br />

seltene Felsenbrüter nisten.«<br />

Durch das Ausarbeiten von Kletterregelungen zusammen mit dem<br />

Landesbund für Vogelschutz und weiteren Beteiligten wird versucht,<br />

negative Auswirkungen auf die Natur zu verhindern, ohne den Bergsport<br />

dort komplett zu verbieten. Laut Stefan Heiligensetzer funktionieren die<br />

auf Freiwilligkeit basierenden Regelungen gut: »Man muss miteinander<br />

reden. Nur so kommt man zu einem Ergebnis, mit dem alle zufrieden<br />

sind. Auch unsere gefiederten Zeitgenossen.«<br />

Natur »nützen und schützen«<br />

Klettern an Felsen bietet auch intensive Naturerlebnisse und vermittelt<br />

wichtige Naturerfahrungen. Es scha günstige Voraussetzungen, insbesondere<br />

bei jungen Menschen, eine nachhaltige Mensch-Natur-Beziehung<br />

zu entwickeln. Viele Kletterer entwickeln aus der sportlichen Betätigung<br />

in der Natur eine enge Beziehung zu »ihren« Klettergebieten und zu Felslandschaen.<br />

Dazu gehört auch, sich für ihren Schutz einzusetzen.<br />

Stefan Heiligensetzer meint dazu: »Wir als Kletterer verstehen uns als<br />

Menschen, die Natur lieben, Respekt vor ihr haben, uns entsprechend<br />

verhalten und auch für ihren Schutz unseren Teil beitragen.« Ein gutes<br />

Beispiel sei die Zusammenarbeit mit dem Landesbund für Vogelschutz:<br />

»Als Kletterer sind wir am Felsen meist die ersten, die eine Vogelbrut<br />

entdecken und diese dann dem LBV mitteilen. Gemeinsam entscheiden<br />

wir dann über Maßnahmen wie freiwilligen Kletterverzicht an Teilen der<br />

Wand oder unter Umständen auch der ganzen Wand über einen bestimmten<br />

Zeitraum. Eine Zusammenarbeit, die gut funktioniert.«<br />

Felsen sind Lebensräume von Schnecken, Insekten, Reptilien, Vögeln und<br />

Säugetieren. Bekannte Brutvögel am Fels sind unter anderem Kolkrabe,<br />

Dohle und Uhu, Turmfalke, Mauerläufer und Wanderfalke (Bild)<br />

Interessensgemeinschaft Klettern<br />

und Bergsport Allgäu<br />

Zunehmender Druck auf die wenigen talnahen Klettergebiete im Oberallgäu,<br />

wie die Sperrungen am Ifen und die Beinahe-Sperrung des<br />

Gigglsteins, war der Auslöser zur Gründung der IG Klettern und Bergsport<br />

Allgäu im Jahr 2002. Ihr Anliegen ist es, das Klettern und den<br />

Bergsport als sanen Natursport in den Allgäuer Alpen zu fördern und<br />

zu erhalten. In Gesprächen zu Besucherlenkungskampagnen wie »Skibergsteigen<br />

Umweltfreundlich« und der Dachkampagne »Dein Freiraum.<br />

Mein Lebensraum.« bringt die IG sich daher aktiv ein.<br />

Fotos: Stefan Heiligensetzer, Archiv<br />

22 <strong>NAGELFLUH</strong>


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Naturvielfalt vor der Haustüre<br />

Biotopexkursionen <strong>2016</strong><br />

Anzeigen<br />

Bereits das siebte Mal in Folge<br />

veranstaltet die Abteilung Umwelt-<br />

und Klimaschutz des Landes<br />

Vorarlberg im <strong>Sommer</strong> zusammen<br />

mit interessierten Gemeinden<br />

Biotop exkursionen. Die Teilnehmer<br />

werden von erfahrenen Expertinnen<br />

und Experten in ausgewählte<br />

Naturräume der Gemeinden begleitet. Sie können die Besonderheiten<br />

der heimischen Natur kennenlernen und erleben. Die insektenreiche<br />

Blumenwiese, das Moor oder der Auwald – unterschiedlichste Lebensräume<br />

mit botanischen Raritäten oder außergewöhnlichen Tierarten<br />

sind zu entdecken und zu bestaunen. Unter www. vorarlberg.at/biotope<br />

wird demnächst ein Informationshe zum Download stehen.<br />

Biotopexkursionen<br />

im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette:<br />

Doren<br />

Bregenzerach und Weissach (Flusslebensräume)<br />

19. Juni, 10 Uhr, 2 Stunden<br />

Treffpunkt: Bozenau, Altes Bahnhofsgebäude, im Anschluss Grillen<br />

Info: Reinhard Maier, Tel. +43 5516 2018-10<br />

Lingenau/Langenegg<br />

Schweizberg/Rotenberg<br />

11. Juni, 13.30 bis 18 Uhr, 4 Stunden<br />

Treffpunkt: Langenegg, hin Fahrgemeinschaen, zurück Bus 29 um<br />

18:10<br />

Info: Carmen Steurer, Tel. +43 5513 6464-11<br />

Riefensberg<br />

Kojenstein (Magerwiesen, Magerweiden)<br />

2. Juli, 17 Uhr, 2 Stunden<br />

Treffpunkt: Dorfplatz<br />

Info: Karoline Willi, Tel. +43 5513 8356-11<br />

Sulzberg<br />

Moorflächen Glaerg<br />

12. Juni, 09.30 Uhr, 2 Stunden<br />

Treffpunkt: Raiba Sulzberg, Bildung von Fahrgemeinschaen<br />

Info: Barbara Baldauf, Tel. +43 5516 2213-10<br />

Alle der hier beschriebenen Exkursionen werden von Rosemarie Zöhrer<br />

geleitet. Kooperationspartner ist der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

Foto: Volker Wille<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 23


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

NATURPARKTIPPS: GEFÜHRTE WANDERUNGEN<br />

Ob zum Frühstück beim Moorwirt oder quer durchs Blütenmeer<br />

am Rangiswanger Horn: Unter der fachkundigen Anleitung speziell<br />

ausgebildeter <strong>Naturpark</strong>führer und <strong>Naturpark</strong>führerinnen geht es<br />

durch die schönsten Bereiche des internationalen Schutzgebietes.<br />

Dienstag ist <strong>Naturpark</strong>tag in Oberstaufen:<br />

Je nach Witterung geht es zu den<br />

Buchenegger Wasserfällen oder auf<br />

Dreigipfeltour auf dem Nagelfluhgrat<br />

Blaichach<br />

Sennalp-Wildkräuterwanderung<br />

Mit Sennereibesichtigung im Gunzesrieder Tal<br />

Termine: Jeden Dienstag (7. Juni bis<br />

30. August), 10 bis 14 Uhr<br />

Treffpunkt: Parkplatz oberhalb<br />

der Bergbahn Gunzesried<br />

Info: Anita Waibel, Tel.: +49 8321 5884<br />

Zum Hochmoor Birkach<br />

Pflanzenwelt unser heimischen Moore<br />

Termine: 25.06. und 23.07.<strong>2016</strong>,<br />

14 bis 17 Uhr<br />

Treffpunkt: Parkplatz Gunzesried-Säge<br />

Info: Anita Waibel, Tel.: +49 8321 5884<br />

Was blüht denn da am Wegesrand?<br />

Dreistündige Wildkräuterwanderung<br />

Termine: Montags (09.05./16.05./23.05./<br />

06.06./13.06./20.06./04.07./11.07./25.07./01.0<br />

8./08.08./22.08./05.09.), 10 bis 13 Uhr<br />

Info: Christa Schneider, Tel. +49 8321 2560<br />

Rangiswanger Horn – Alpenrosenblüte<br />

Durch’s Blütenmeer mit Alp-Einkehr<br />

(Bergtour: 600 Höhenmeter)<br />

Termine: 02. und 16. Juli, 8 bis 14.30 Uhr<br />

Info: Christa Schneider, Tel. +49 8321 2560<br />

Stuiben und Steinberg<br />

Klassiker der Nagelfluhkette (Bergtour)<br />

Termine: 25. Juli, 8 bis 15 Uhr<br />

Info: Christa Schneider, Tel. +49 8321 2560<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette – Exklusive<br />

Siplingerkopf und Siplinger Nadeln<br />

Mittelschwere Bergtour (700 Höhenmeter)<br />

Termine: 10. und 15. August, 8 bis 13.30 Uhr<br />

Info: Christa Schneider, Tel. +49 8321 2560<br />

Natur-Genießer-Tour Halbtagestour: Mit <strong>Naturpark</strong>-Ranger Wofgang Zeller auf<br />

Entdeckungsreise durch den <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

Termine: 10.05./24.05./07.06./21.06./05.07./19.07./02.08./<br />

16.08./ 30.08./13.09./27.09.<strong>2016</strong><br />

Perlen der Natur <strong>Naturpark</strong>-Rundtour vom Riedbergpass ins<br />

Balderschwangertal und weiter in den Bregenzerwald<br />

Termine: 03.05./17.05./31.05./14.06./28.06./12.07./26.07./<br />

09.08./23.08./06.09./20.09.<strong>2016</strong><br />

Zum Scheuenwasserfall Von Balderschwang über Wiesen- und Waldwege zum<br />

Scheuenwasserfall. Einkehr in der Scheuenalpe<br />

Termine: 19.05./02.06./16.06./30.06./14.07./28.07./11.08./<br />

25.08./08.09./22.09.<strong>2016</strong><br />

Sonnenaufgangstour In der Morgendämmerung nach Grasgehren und zu Fuß<br />

auf den Gipfel des Riedberger Horns. Berglerfrühstücksbuffet<br />

auf der Grasgehrenhütte<br />

Termine: ab 21.05. jeden Samstag, Beginn 5 Uhr; von<br />

27.08. bis 17.09. ab 5.30 Uhr<br />

Anmeldung und Infos zu Treffpunkt, Ausrüstung und Preisen bei der Gästeinfo Fischen<br />

im Kurhaus Fiskina, Am Anger 15, D-87538 Fischen im Allgäu, Tel. +49 8326 36460,<br />

info@hoernerdoerfer.de, www.hoernerdoerfer.de/naturpark-nagelfluhkette-exklusive<br />

Gündleskopf im Herz der Nagelfluhkette<br />

Blütenparadieswandern (Bergtour:<br />

750 Höhenmeter) mit Sennalpen-Einkehr<br />

Termine: 23. Juli, 8 bis 14.30 Uhr<br />

Info: Christa Schneider, Tel. +49 8321 2560<br />

24 <strong>NAGELFLUH</strong>


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Bolsterlang<br />

»Natur(park) pur«<br />

Leichte Gipfeltouren auf verschiedene<br />

»Hörnerberge« im <strong>Naturpark</strong><br />

Termine: Donnerstags<br />

(2.Juni – 13.Oktober), 8.45 bis 16 Uhr<br />

Info: Gästeinfo Bolsterlang,<br />

Tel. +49 8326 8314, www.bolsterlang.de<br />

»Auf Hörnis Spuren«<br />

Familientour: Auf den Spuren<br />

der Berggemse Hörni<br />

Termine: Freitags (1. Juli bis 26. August),<br />

10 bis 14 Uhr<br />

Info: Gästeinfo Bolsterlang,<br />

Tel. +49 8326 8314, www.bolsterlang.de<br />

Den blühenden Besonderheiten am Wegesrand auf<br />

die Spur kommen kann man bei den geführten<br />

Touren der <strong>Naturpark</strong>gemeinden<br />

Krumbach<br />

Geheimnisvolle Moorwelten<br />

Geführte zweistündige Tour durchs<br />

Krumbacher Moor<br />

Termine : Jeden Donnerstag<br />

(9. Juni bis 29. September), 9.30 Uhr<br />

Treffpunkt immer Tennisplatz; außer<br />

07.07./04.08./22.09.: Rossbad<br />

Info: Gemeindeamt Krumbach,<br />

Tel. +43 5513 8157, www.krumbach.at<br />

Morgendämmerung und Moorfrühstück<br />

Morgenwanderung und Frühstück bei den<br />

Moorwirten (bitte dort anmelden)<br />

Termine: 4. Juni (Gasthof Adler), 2. Juli<br />

(Kurhotel Rossbad), 6. August (Krumbacher<br />

Stuba), 3. September (Restaurant Schulhus),<br />

6 Uhr Führung, 8 Uhr Frühstück<br />

Info: Gemeindeamt Krumbach,<br />

Tel. +43 5513 8157, www.krumbach.at<br />

Info: Mehr zu den <strong>Naturpark</strong>führern<br />

und den geführten Wanderungen auf<br />

www.nagelfluhkette.info oder über das<br />

zuständige Tourismusbüro (dort erfolgt<br />

auch die Anmeldung). Die Kosten betragen<br />

je nach Führung 5 bis 25 Euro. Bitte informieren<br />

Sie sich bei der Anmeldung über<br />

die Anforderungen der jeweiligen Touren –<br />

passendes Schuhwerk ist Pflicht!<br />

Oberstaufen<br />

Tour 1: »Wildes Wasser« –<br />

die Buchenegger Wasserfälle<br />

Tour 2: »Luiger Grat« – Dreigipfeltour<br />

auf dem Nagelfluhgrat<br />

Termine: Jeden Dienstag von Mai bis Oktober<br />

Info: Je nach Witterung findet Tour 1<br />

oder 2 statt, Dauer 5 Stunden<br />

Info: Oberstaufen Tourismus Marketing,<br />

Tel. +49 8386 9300-0, www.oberstaufen.de<br />

Fotos: Oberstaufen Tourismus, Tourismus Hörnerdörfer<br />

Sulzberg<br />

Halbtagswanderungen im <strong>Naturpark</strong><br />

Geführte Touren<br />

Termin: Montag und Freitag im <strong>Sommer</strong><br />

Info: Wellnesshotel Linde, Tel. +43 5516<br />

2025, www.wellnesshotellinde.at<br />

Anzeigen<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 25


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Natur entdecken<br />

rund ums AlpSeeHaus<br />

Von Tümpelsafaris bis zu einem »Sprachkurs«<br />

für Vogelfreunde: <strong>Das</strong> Bund Naturschutz Naturerlebniszentrum<br />

Allgäu hat für diesen <strong>Sommer</strong> wieder ein Paket an<br />

Erlebnisangeboten geschnürt. Natürlich lassen sich alle Aktivitäten mit<br />

einem Besuch in der <strong>Naturpark</strong>ausstellung im AlpSeeHaus verbinden.<br />

Fotos: Bund Naturschutz Erlebniszentrum Allgäu, Trost-Wagner<br />

speziellen Bat-Detektoren sogar hören. Am Lagerfeuer<br />

können die Besucher alten Sagen lauschen<br />

und dabei Stockbrot backen. Auch der<br />

Besuch der <strong>Naturpark</strong>-Ausstellung wird bei<br />

Nacht zu einem besonderen Erlebnis. Ohne<br />

Anmeldung.<br />

Freitag, 13. Mai, 19 bis 21 Uhr<br />

Lesung: Die geheime Sprache<br />

der Vögel<br />

Der Vogelkenner und Wildnistrainer Ralph<br />

Müller liest aus seinem Buch »Die geheime<br />

Sprache der Vögel«. Er reiste um die halbe<br />

Welt, um herauszufinden wie Vögel miteinander<br />

sprechen und wie indigene Völker sie heute<br />

noch verstehen können. Ohne Anmeldung.<br />

Mittwochs: 17. bis 28. Mai, 29. Juni bis<br />

14. September, 10 bis 13 Uhr<br />

Natur erleben<br />

mit dem Alpseesegler<br />

Mit dem historischen Segelboot »Santa Maria<br />

Loreto« über den großen Alpsee. Ein Naturführer<br />

beschreibt Interessantes über die Tierund<br />

Pflanzenwelt sowie die Entstehung des<br />

Alpsees. Anschließend geht es auf Tümpelsafari<br />

an einem nahegelegenen Weiher. Anmeldung<br />

bis zum Vortag um 14 Uhr.<br />

Freitags: 20. Mai bis 9. September,<br />

14.30 bis 16.30 Uhr<br />

Naturwerkstatt am AlpSeeHaus<br />

Familien und Kinder können hier kreativ werden:<br />

Zum Beispiel beim Bau eines Wildbienenhotels,<br />

Nagelfluh-Steineschleifen oder auf einer<br />

GPS-Rallye. Nebenbei erfährt man Spannendes<br />

über die Allgäuer Natur. Bei Schönwetter draußen,<br />

sonst im AlpSeeHaus. Ab 29. Juli von 10 bis<br />

12 Uhr. Tagesthemen unter www.nez.allgäu.de.<br />

Anmeldungen bis zum Vortag um 14 Uhr.<br />

Abenteuer in der freien Natur sowie individuelle<br />

Gruppenangebote bietet das Naturerlebniszentrum<br />

Jeden zweiten Samstag:<br />

21. Mai bis 17. September<br />

Abenteuer Dunkelheit:<br />

Fledermäuse bei der Jagd<br />

Mit Hilfe eines Fledermausdetektors lauschen<br />

die Besucher den Rufen der Fledermäuse und<br />

beobachten sie bei ihrer Jagd nach Insekten –<br />

Taschenlampe nicht vergessen! Nur bei trockener<br />

Witterung. Ohne Anmeldung. Termine<br />

und Zeiten: 21.5. (21 Uhr), 11.6. (21.15 Uhr),<br />

25.6. (21.15 Uhr), 9.7. (21.15 Uhr), 23.7. (20.30<br />

Uhr), 6.8. (21.00 Uhr), 20.8. (20.30 Uhr), 3.9.<br />

(20.30 Uhr), 7.9. (20.15 Uhr).<br />

Samstag, 23. Juli, 20.30 bis 23 Uhr<br />

Naturerlebnisnacht<br />

am AlpSeeHaus<br />

Die Natur bei Nacht erleben: In der Dämmerung<br />

Fledermäuse beobachten und mithilfe der<br />

Samstag, 14. Mai, 10 bis 12 Uhr<br />

Exkursion: Die geheime<br />

Sprache der Vögel<br />

Im Seifener Becken lesen wir mit Ralph Müller<br />

die Vogelsprache. Was sagen sie uns mit ihren<br />

Gesängen und Rufen? Was bedeutet ihre Körpersprache?<br />

Mit praktischen Wahrnehmungsund<br />

Bestimmungsübungen. Ohne Anmeldung.<br />

Treffpunkt: Parkplatz bei Firma Bosch in Seifen<br />

(südlicher Bereich, am Fußweg zur Iller).<br />

Jederzeit von <strong>Frühjahr</strong> bis Herbst<br />

Alpseerallye<br />

Die Natur auf eigene Faust am AlpSeeHaus erforschen:<br />

Mit dem Entdeckerrucksack des NEZ<br />

können Sie mit Ihrer Familie auf spannende<br />

Forschungsreise zu sechs Entdeckerstationen<br />

entlang der etwa einen Kilometer langen Alpseerallye-Route<br />

aurechen. Im Rucksack ist<br />

alles, was Sie als Naturforscher brauchen:<br />

Karte, Entdeckeraufgaben, Fernglas, Kescher,<br />

Bestimmungstafeln und mehr. Der Weg ist<br />

auch mit Rollstuhl und Kinderwagen befahrbar.<br />

Rucksack-Vorreservierung empfohlen.<br />

26 <strong>NAGELFLUH</strong>


Anzeigen<br />

<strong>Das</strong> BUND Naturschutz<br />

Naturerlebniszentrum<br />

Allgäu (NEZ)<br />

<strong>Das</strong> NEZ ist ein Umweltbildungszentrum<br />

mit Basis im AlpSeeHaus. Jährlich werden<br />

hier für das ganze Allgäu über 500 Veranstaltungen<br />

vom Naturerlebnis-Kindergeburtstag<br />

bis zum Klassenausflug, Ferienprogramme,<br />

Zeltlager und Junior-Ranger-Ausbildungen<br />

organisiert.<br />

<strong>Das</strong> NEZ ist eine staatlich anerkannte Umweltstation<br />

und Träger des Qualitätssiegels<br />

»Umweltbildung Bayern«. Durch enge Zusammenarbeit<br />

mit anderen Umweltbildungseinrichtungen,<br />

Gemeinden und Touristikern<br />

will das Naturerlebniszentrum<br />

nicht nur für die Umwelt sensibilisieren,<br />

sondern einen nachhaltigen Tourismus im<br />

Allgäu fördern, der eine intakte Umwelt als<br />

seine wichtigste Ressource erkennt.<br />

Info: Details und Kosten sowie weitere<br />

Termine und Veranstaltungen unter<br />

www.nez-allgaeu.de oder im AlpSeeHaus:<br />

Seestraße 10, D-87509 Immenstadt,<br />

Tel. +49 8323 998877,<br />

info@immenstadt-tourist.de<br />

Die »Santa Maria Loreto« ist inzwischen zu einem<br />

Wahrzeichen des großen Alpsees geworden. Mittwochs<br />

veranstaltet das NEZ naturkundliche Führungen<br />

auf dem historischen Segler<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 27


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Bewegende Natur<br />

Im Rahmen der Besucherlenkungskampagne »Dein Freiraum – Mein<br />

Lebensraum« finden im Mai und Juni zwei geführte Wanderungen<br />

zu den verborgenen Schätzen des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette statt.<br />

fühlt. Für einen gelungen Abschuss belohnen<br />

sich die Teilnehmer mit regionalen Köstlichkeiten<br />

in der Sennalpe Gerstenbrändle.<br />

Termin: 5. Mai, 10.30 Uhr bis 15 Uhr<br />

Höhenunterschied: 300 m<br />

Treffpunkt: Parkplatz Gunzesrieder Säge<br />

Veranstalter: <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

Ansprechpartner: Sonja Hölzler,<br />

Tel. +49 8323 9988750,<br />

info@naturpark-nagelfluh kette.eu<br />

Die Veranstaltung ist kostenlos. Um<br />

Anmeldung bis 3. Mai wird gebeten.<br />

Fotos: Julius Kramer/Fotolia, Hans Braxmeier<br />

Die geführten Wanderungen führen auf Alpwiesen<br />

durch den Lebensraum des Apollofalters....<br />

Im Reich des Apollofalters<br />

Die gemütliche Naturerlebniswanderung<br />

führt über die Südhänge des Gunzesrieder Tals<br />

bei Blaichach. Die Wanderer suchen ihren<br />

»Freiraum« im »Lebensraum« des Apollofalters.<br />

Dabei wandern sie in einer strukturreichen,<br />

außergewöhnlichen Landscha mit<br />

hohem Wiedererkennungswert: Artenreiche<br />

Mischwälder und kräuterreiche Alpweiden.<br />

Dieser landschaliche Strukturreichtum trägt<br />

dazu bei, dass sich hier der Apollofalter so wohl<br />

Im Reich des Birkhuhns<br />

Eine Wanderung durch die nordisch anmutende<br />

Landscha im Ostertal in Blaichach. Die<br />

Teilnehmer betreten ein Hochlagenmoor und<br />

begeben sich auf Spurensuche: Was macht diese<br />

Landscha zu einem der besten Birkhuhn-Lebensräume<br />

im nördlichen Alpenraum? Beim<br />

Durchwandern des Gebietes wird schnell klar,<br />

dass wir durch ein paar Anpassungen in unserem<br />

Verhalten, zum Beispiel als Naturgenießer<br />

oder Sportler, diesen Lebensraum erhalten und<br />

dadurch eines der wertvollsten Hochlagenmoore<br />

im Alpenraum schützen können.<br />

... und durch fruchtbares Hochlagenmoor durch das<br />

»Esszimmer« des Birkhahns<br />

Termin: 10. Juni, 14.30 Uhr bis 19 Uhr<br />

Höhenunterschied: 400 m<br />

Treffpunkt: Parkplatz Ostertal in Gunzesried<br />

Veranstalter: <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

In Kooperation mit den Bayerischen Staatsforsten,<br />

Bergwaldoffensive und dem Landesbund<br />

für Vogelschutz (LBV).<br />

Ansprechpartner: Sonja Hölzler,<br />

Tel. +49 8323 9988750,<br />

info@naturpark-nagelfluh kette.eu<br />

Die Veranstaltung ist kostenlos. Um<br />

Anmeldung bis 8. Juni wird gebeten.<br />

Anzeigen<br />

28 <strong>NAGELFLUH</strong>


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Bei Regen: Wandern!<br />

Auf dem Wasserwanderweg bei Hittisau kann<br />

das feuchteste der Elemente optisch, akustisch<br />

und taktil erlebt werden. Besonders intensiv ist<br />

dies bei Regenwetter möglich. Der 2003<br />

eröffnete Weg entlang der Bolgenach ist nun<br />

erneuert und erweitert worden. Verlauf, Texte<br />

und Tafeln wurden neu gestaltet. Der Wasserwanderweg<br />

beginnt jetzt in der Ortsmitte am<br />

Dorrunnen. Über zwei weitere Stationen wird<br />

der Gehweg zum ursprünglichen Start am<br />

Schwimmbad und zum bisherigen Verlauf wei-<br />

tergeleitet. Auch das Ende des Weges wurde<br />

durch eine kleine Runde zurück zum Ort erweitert.<br />

Durch viele Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten<br />

ist die Weglänge individuell. Eine Karte mit<br />

genauer Wegbeschreibung und eine Broschüre<br />

mit sämtlichen Informationen auf den Tafeln ist<br />

im Tourismusbüro erhältlich.<br />

Info: Tourismusbüro Hittisau, Platz 370,<br />

A- 6952 Hittisau, Tel. +43 5513 6209-50,<br />

tourismus@hittisau.at, www.hittisau.at<br />

Hittisau<br />

Ausgangspunkt: Tourismusbüro Hittisau, Strecke: 7 km, Gehzeit: 2,5 Stunden<br />

Karte: OpenStreetMap contributors, CC-BY-SA<br />

Die neuen Tafeln sind auf einer Stahlplatte<br />

angebracht, die wie eine Welle geschwungen ist<br />

Foto: Tourismusbüro Hittisau<br />

Kindermund tut Wahrheit kund<br />

<strong>Das</strong> weiß jeder von uns. Manchmal kommt<br />

nicht nur Wahrheit heraus, sondern auch so<br />

manche Wortneuschöpfung oder ein frecher<br />

Spruch. Claudia Meier arbeitet seit fast 20 Jahren<br />

als Erzieherin in der <strong>Naturpark</strong>gemeinde Oberstaufen<br />

und liebt ihren Beruf nach wie vor.<br />

Wenn Frieda ihre Bummibiefel sucht, während<br />

Tamara eine Puppenfahrt nach »Überstaufen«<br />

ankündigt und Magdalena von ihrem Urlaub in<br />

Italien erzählt (»Dort schmeckt sogar das Meer<br />

wie Nudelwasser!«), kann der Leser sich ein<br />

Schmunzeln selten verkneifen. Kinder reden so,<br />

wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Damit die<br />

Aussprüche und Wortneuschöpfungen nicht in<br />

Vergessenheit geraten, begann Claudia Meier<br />

vor einigen Jahren damit, die originellsten und<br />

witzigsten zu sammeln und veröffentlichte die<br />

Sammlung als unterhaltsames Taschenbuch.<br />

Info: Claudia Meier, Maria hat mich angebaggert!,<br />

48 Seiten, 32 Zeichnungen von Bianca<br />

Elgaß, ISBN 978-3-95805-015-0; 9,80 Euro;<br />

bestellbar bei der EDITION ALLGÄU:<br />

www.heimat-allgaeu.info (Best.-Nr. 071)<br />

Anzeigen<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 29


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Ein Stern am Fotohimmel<br />

Ein besonderer Stern ist am Fotohimmel aufgegangen<br />

– Thomas Raffler war nachts im<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette unterwegs und hat<br />

die Buchenegger Wasserfälle in atemberaubender<br />

Schönheit festgehalten. Mit seinem<br />

Foto »Unsere Galaxie über dem Wasserfall«<br />

wurde er nicht nur Monatssieger im Juli 2015,<br />

sondern auch Jahressieger im Fotowettbewerb<br />

»Augenblick Natur!« 2015, der vom Verband<br />

deutscher <strong>Naturpark</strong>e (VDN) ausgerichtet<br />

wird. Zielsetzung des Wettbewerbs war es<br />

wieder, die Vielfalt und Schönheit unserer<br />

heimatlichen Naturlandschaften aufzuzeigen<br />

und die <strong>Naturpark</strong>e mit ihren verschiedenen<br />

Facetten einer breiten Öffentlichkeit bekannt<br />

zu machen.<br />

red<br />

Info: Der Fotowettbewerb »Augenblick<br />

Natur!« wird vom VDN jährlich ausgerichtet.<br />

Infos und Anmeldung unter:<br />

www.naturparkfotos.de<br />

<strong>Das</strong> Siegerfoto von Thomas<br />

Raffler: »Unsere Galaxie über<br />

dem Wasserfall«<br />

Foto: VDN/Thomas Raffler<br />

Anzeigen<br />

30 <strong>NAGELFLUH</strong>


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

TIPP<br />

»A schräge Sach« in Sibratsgfäll<br />

<strong>Das</strong> schiefe Haus hat sich bei der Rutschung ohne<br />

nennenswerte Schäden insgesamt 18 Meter bewegt<br />

und kann besichtigt werden<br />

Foto: Sibratsgfäll Tourismus<br />

Berge hauptsächlich aus Flyschgestein. Wie der<br />

Name Flysch schon sagt, »fließt« hier die Landscha<br />

und der ganze Ort ist in Bewegung: Im<br />

Jahr 1999 hat sich am südlichen Abhang des<br />

Feuerstätterkopfes ein riesiger Erdrutsch in<br />

Bewegung gesetzt. 180 Hektar Wald und Wiesen<br />

sowie 18 Häuser, Alphütten und landwirtschaliche<br />

Gebäude wurden zerstört. Noch<br />

heute erinnert »Felber´s Schiefes Haus« an dieses<br />

Ereignis: Eine Besichtigung lohnt sich, denn<br />

im Haus spielen die eigenen Sinne verrückt.<br />

<strong>Das</strong> Haus ist Startpunkt des im vergangenen<br />

Jahr neu eröffneten emenwegs »Georunde<br />

Rindberg«. Auf acht Stationen sehen und erleben<br />

die Besucher die Kra der Natur.<br />

<strong>Das</strong> Bergdorf Sibratsgfäll liegt im Süden des<br />

<strong>Naturpark</strong>s: Naturliebhaber finden unter der<br />

Kulisse von Gottesackerwänden, Hoher Ifen,<br />

Diedamskopf und Winterstaude eine große<br />

Auswahl an Wanderungen. Welche Dynamik in<br />

dem relativ jungen Gebirge »Alpen« herrscht,<br />

wird wohl in kaum einer anderen Gemeinde so<br />

deutlich wie in Sibratsgfäll. Hier bestehen die<br />

Info: Führungen durch Felbers schiefes Haus<br />

sind mit Anmeldung möglich: Tourismusbüro<br />

Sibratsgfäll, Dorf 18, A-6952 Sibratsgfäll, Tel.<br />

+43 5513 211213, info@sibra.at, www.sibra.at<br />

Reise durch die Schatzkammern<br />

Eindrucksvolle<br />

Landscha und<br />

atemberaubende<br />

Natur auf eigene<br />

Faust oder unter<br />

sachverständiger<br />

Führung erleben: Mit der Reisebroschüre »Reisen<br />

in die <strong>Naturpark</strong>e <strong>2016</strong>« stellt der Verband<br />

Deutscher <strong>Naturpark</strong>e buchbare Naturerlebnis-<br />

Angebote überall in Deutschland, Österreich,<br />

der Schweiz und Luxemburg vor. Mit einem<br />

»Lesekurs der Berglandscha« ist auch der<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette darin vertreten. Die<br />

Reisebroschüre kann kostenlos beim Verband<br />

Deutscher <strong>Naturpark</strong>e bestellt werden: Holbeinstraße<br />

12, D-53175 Bonn, Tel. +49 228 9212860,<br />

info@naturparke.de. Unter www.naturparke.de<br />

steht sie auch als Download bereit. red<br />

Anzeigen<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 31


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Der Alpsee Coaster ist Deutschlands längste Ganzjahres-Rodelbahn<br />

Foto: Alpsee Bergwelt GmbH<br />

Rodeln auf Schienen<br />

Die Alpsee Bergwelt startet in die neue Saison.<br />

Ab der Bergstation erschließen sich zahlreiche<br />

Wanderpfade in den <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette.<br />

Zum Beispiel bei der Expedition Nagelfluh:<br />

Entlang der Erlebnisstationen können große<br />

und kleine Wanderer viel Spannendes rund um<br />

den <strong>Naturpark</strong> entdecken. <strong>Das</strong> zugehörige<br />

»Entdeckerbuch« ist an der Talstation erhältlich.<br />

Abwärts geht es anschließend mit dem<br />

rasanten »Alpsee Coaster«: Beim Nachtrodeln<br />

vom 14. Mai bis 28. Mai und vom 16. Juli bis<br />

10. September wird der Betrieb dank Flutlichtanlage<br />

mittwochs und samstags bis 22 Uhr verlängert.<br />

Nicht weit entfernt liegt der Kletterwald<br />

Bärenfalle, Bayerns größter Hochseilgarten,<br />

und lädt zu einem Ausflug in luige Höhen<br />

oder einem Schnupperkurs ein. red<br />

Info: Alpsee Bergwelt, Ratholz 24, D-87509<br />

Immenstadt, Tel. +49 8325 252, info@alpseebergwelt.de,<br />

www.alpsee-bergwelt.de<br />

Steinzeit-Krimi im Heimathaus<br />

Vom 7. April bis 16. Oktober <strong>2016</strong> lockt die<br />

Sonderausstellung »Ötzi – Der Mann aus dem<br />

Eis« ins Heimathaus Sonthofen. 1991 fand ein<br />

Nürnberger Ehepaar am Tisenjoch in den Ötztaler<br />

Alpen eine mumifizierte Leiche. Der berühmte<br />

Bergsteiger Reinhold Messner erkannte,<br />

dass es sich um einen prähistorischen Fund<br />

handelte. Der »Mann aus dem Eis« war eine ar-<br />

Ötzi in der »Eismannbox« als aufwendige Rekonstruktion<br />

der in Bozen aufbewahrten Original-Mumie<br />

Fotos: Heimathaus Sonthofen<br />

chäologische Sensation und wurde<br />

schnell berühmt. »Ötzis« umfangreiche<br />

Ausstattung an<br />

Kleidung und Ausrüstung<br />

lieferte spannende<br />

Erkenntnisse über die Lebensweise<br />

der Menschen<br />

vor über 5000 Jahren. Im Mittelpunkt der<br />

Sonthofer Ausstellung steht die Lebensweise<br />

unserer Vorfahren in<br />

der Jungsteinzeit. Ergänzend werden<br />

steinzeitliche Funde aus<br />

dem oberen Illertal gezeigt.<br />

Neben einem Vortrag über die<br />

Steinzeit in den Allgäuer Alpen<br />

und Vorarlberg am 11. Mai runden<br />

mehrere Workshops für Kinder<br />

die Ausstellunh ab. Als Höhlen -<br />

maler oder im Steinzeitgewand<br />

begeben sie sich mit allen Sinnen<br />

auf urzeitliche Entdeckungsreisen<br />

zu ihren Vorfahren. red<br />

Nach wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen geschaffene<br />

Nachbildungen von Gebrauchsgegenständen<br />

und<br />

Kleidung begleiten die Schau<br />

Info: Heimathaus Sont -<br />

hofen, Sonnenstr. 1,<br />

D-87527 Sonthofen,<br />

Tel. +49 8321 3300,<br />

www.heimathaussonthofen.de.<br />

Öffnungszeiten: Di – Do,<br />

Sa, So 15 – 18 Uhr<br />

Pummeliger Baumeister im Fokus<br />

Die Naturerlebnisschau Inatura nimmt den »heim-<br />

gekehrten« Biber in die Hauptrolle einer Ausstellung<br />

Foto: Dietmar Hollenstein<br />

Bis zum 11. September <strong>2016</strong> stellt die Naturschau<br />

Inatura in Dornbirn einen sonst eher<br />

scheuen Zeitgenossen ins Rampenlicht: Gefällte<br />

Baumstämme verraten ihn – der Biber ist wieder<br />

in Vorarlberg. Seit 2006 kehrt er in die<br />

Gewässer zurück, nachdem er vor rund 350<br />

Jahren ausgerottet wurde. Doch wer ist der<br />

neue Nachbar von Fisch und Co? Wie sich das<br />

größte heimische Nagetier an das Leben im<br />

Wasser angepasst hat und wie es als »Landschasarchitekt«<br />

die Gestaltung seiner Umgebung<br />

gerne selbst in die Hand nimmt, ist in der<br />

Schau zu sehen. Die Besucher der Erlebnisaus-<br />

stellung erhalten einen Einblick in den Biber -<br />

alltag und erfahren, wie der pummelige Baumfäller<br />

ganz nebenbei auch anderen Tierarten zu<br />

neuen Lebensräumen verhil. Aber nicht jeder<br />

freut sich über diese Bautätigkeiten – gelegentlich<br />

gerät er damit auch in Konflikt mit dem<br />

Menschen und dessen Interessen. Dies und<br />

vieles mehr wird in der Sonderausstellung anschaulich<br />

gezeigt.<br />

red<br />

Info: Inatura Erlebnis Naturschau, Jahngasse<br />

9, A-6850 Dornbirn, Tel. +43 5572 23235,<br />

naturschau@inatura.at, www.inatura.at<br />

32 <strong>NAGELFLUH</strong>


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Geisterhafte Schatzsuche<br />

Der Tourismusverein Blaichach-Gunzesrieder<br />

Tal e.V. und die Tourist-Info Blaichach haben<br />

eine Schnitzeljagd für Kinder entworfen. <strong>Das</strong><br />

Angebot ist gut geeignet für Familien mit jüngeren<br />

Kindern und kann auch im Winter<br />

gegangen werden. Der Geist Gunzo führt die<br />

Kinder durch Gunzesried. Zwischen dem Eingang<br />

des Haldertobels und der Talstation der<br />

Ossi-Reichert-Bahn liegen acht Stationen, an<br />

denen Fragen beantwortet werden müssen. Die<br />

Lösung des Rätsels finden die kleinen Schatzsucher,<br />

wenn sie Schilder, Gebäude und Bänke<br />

ganz genau betrachten. Etwa eine Stunde dauert<br />

die Runde. Wer das richtige Lösungswort<br />

herausfindet, bekommt am Ende einen kleinen<br />

Preis. <strong>Das</strong> 16-seitige Rätselhe ist für zwei Euro<br />

in der Tourist-Info Blaichach (Tel. +49 8321<br />

6076950), der Sennerei Gunzesried und dem<br />

Dorfladen Gast in Gunzesried erhältlich. red<br />

Familienangebot in Gunzesrieder Tal: Eine Schnitzeljagd mit dem Geist »Gunzo«<br />

Anzeigen<br />

Reservieren Sie jetzt Ihre<br />

Anzeige bis zum 10. Mai unter<br />

info@heimat-allgaeu.info<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 33


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Fotos: Junior Ranger<br />

Junior Ranger – Grenzüberschreitende <strong>Sommer</strong>camps<br />

Die Natur spielerisch erkunden und ihren Wert<br />

erkennen, das ist das Ziel des viertägigen Junior<br />

Ranger – <strong>Sommer</strong>camps im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette.<br />

Kinder im Alter von neun bis zwölf<br />

Jahren erfahren dabei Wissenswertes über die<br />

Geologie, Tiere und Pflanzen ihrer Heimat und<br />

dürfen selber mit anpacken: Eine Bergrallye<br />

machen, Tierspuren bestimmen, Heidelbeeren<br />

sammeln, einen »Mini-<strong>Naturpark</strong>« aus natürlichen<br />

Materialien bauen, eine Sennalpe besuchen<br />

und eigenen Butter herstellen: All das steht<br />

auf dem Programm des <strong>Sommer</strong>camps. Spielerisch<br />

lernen die Kinder: »Was macht unseren<br />

<strong>Naturpark</strong> so besonders?«<br />

Dabei erkunden mehrere Ranger-Gruppen vier<br />

Tage lang mit erfahrenen <strong>Naturpark</strong>führern die<br />

Landscha des <strong>Naturpark</strong>s – je nach Gruppe<br />

mit Übernachtungen auf einer Alphütte oder<br />

auf Tagesausflügen. Diesen <strong>Sommer</strong> werden<br />

wieder fünf <strong>Sommer</strong>camps im <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette stattfinden. Die Partner im Projekt<br />

sind das Bund Naturschutz Naturerlebniszentrum,<br />

die Bayerischen Staatsforsten, die<br />

Inatura – Naturschau in Dornbirn, das Land<br />

Vorarlberg, das Frauenmuseum Hittisau und<br />

die zwei Besucherlenkungskampagnen »Dein<br />

Freiraum – Mein Lebensraum« mit »Respektiere<br />

deine Grenzen«.<br />

Ausbildungen – Termine <strong>2016</strong><br />

18. bis 21. Juli: Ausbildung mit Übernachtung<br />

auf der Burgl/Güntlealpe, Hittisau<br />

1. bis 4. August: Ausbildung mit Übernachtung<br />

auf der Grafenälpe, Gunzesried<br />

10. bis 13. August: Ausbildung mit Übernachtung<br />

auf der Grafenälpe, Gunzesried<br />

19. bis 22. August: Ausbildung als Tagesangebot<br />

im Allgäu, Bolsterlang bis Immenstadt<br />

5. bis 8. September: Ausbildung mit Übernachtung<br />

auf der Burgl/Güntlealpe, Hittisau<br />

Info: www.nagelfluhkette.info<br />

Was passiert nach der Ausbildung zum Junior Ranger?<br />

Junior Ranger – Aktiv!<br />

Seit 2011 gibt es die Junior Ranger <strong>Sommer</strong>camps<br />

im <strong>Naturpark</strong>. Daraus hat sich auch eine<br />

feste Gruppe im Oberallgäu entwickelt: Junior<br />

Ranger – Aktiv. Betreut durch den <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette zusammen mit dem Bund Naturschutz<br />

entdecken, forschen, helfen und<br />

schützen sie wichtige Lebensräume im und um<br />

den <strong>Naturpark</strong>.<br />

Für das Jahr <strong>2016</strong> sind wieder vielfältige Unternehmungen<br />

geplant: So soll im <strong>Frühjahr</strong> unter<br />

anderem in Begleitung von Förster Andreas<br />

Fisel vom Amt für Ernährung, Landwirtscha<br />

und Forsten Kempten ein Bergmischwald ge-<br />

pflanzt werden. Im <strong>Sommer</strong> findet neben den<br />

Ausbildungscamps für die neuen »Ranger« ein<br />

Abenteuerabend an der Iller statt. Im Herbst besuchen<br />

die jungen Forscher die naturkundliche<br />

Erlebnisausstellung Inatura in Dornbirn und es<br />

findet wieder das große Fest der neu ausgebildeten<br />

Junior Ranger statt. Im Dezember suchen<br />

und fällen die Kinder mit ihren Eltern einen eigenen<br />

Christbaum und helfen damit dem Werdensteiner<br />

Moor.<br />

Die Aktionen werden vom ehrenamtlichen »Junior<br />

Ranger Aktiv«-Team (Sabine, Elke, Birgit,<br />

Gabi, Michael und Florian) organisiert. Sie alle<br />

freuen sich auf viele interessierte Kinder!<br />

Interessierte können sich bei Junior Ranger-<br />

Betreuerin Elke Fischer per E-Mail melden:<br />

juniorranger@kabelmail.de.<br />

<strong>Das</strong> Projekt »Junior Ranger« wird vom Europäischen<br />

Fonds für Regionale Entwicklung unterstützt:<br />

34 <strong>NAGELFLUH</strong>


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Neue Europaschutz -<br />

gebiete in Vorarlberg<br />

Ob man sich für den Alperlebnispfad ab der Imbergbahn<br />

entscheidet…<br />

Freizeitparadiese für Groß und Klein<br />

Sowohl am Hündle als auch am Imberg bei<br />

Oberstaufen-Steibis erwarten den Gast zahlreiche<br />

Wanderwege inmitten der einzigartigen<br />

Landscha des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette. Ob<br />

Spaziergang, Erlebniswanderung speziell für<br />

Kinder oder Premiumwanderweg mit Panoramablick<br />

– für jeden ist das Richtige dabei. Weitere<br />

Freizeitangebote wie die <strong>Sommer</strong>rodel-<br />

Fotos: www.allgaeubilder.info<br />

… oder für die »Expedition Nagelfluh« am Hündle –<br />

beide Wanderpfade sind einen Ausflug wert<br />

bahn am Hündle und der Klettergarten am Imberg<br />

garantieren einen erlebnisreichen Tag für<br />

die ganze Familie.<br />

red<br />

Info: Hündlebahn: Tel. +49 8386 2720,<br />

www.huendle.de<br />

Imbergbahn: Tel. +49 08386 8112,<br />

www.imbergbahn.de<br />

Vom Arlberg bis zum Bodensee: <strong>Das</strong> Natura-<br />

2000-Netzwerk in Vorarlberg wird auf insgesamt<br />

40 Gebiete und 24.132 Hektar Fläche<br />

erweitert. 17 neue Europaschutzgebiete sollen<br />

sicherstellen, dass Lebensräume, Tiere und<br />

Pflanzen geschützt werden und die Artenvielfalt<br />

in Vorarlberg erhalten bleibt. Neben den bereits<br />

existierenden 23 Europaschutzgebieten wurden<br />

die 17 neuen Gebiete mit einer Fläche von 3.015<br />

Hektar nachnominiert. Mit 2.466 Hektar ist der<br />

Ifen das größte nachnominierte Natura-2000-<br />

Gebiet in Vorarlberg – 41 Prozent davon liegen<br />

im Klein walsertal, der Rest im Bregenzerwald.<br />

Mit der Aufnahme der neuen Gebiete wurde<br />

ein großer Schritt getan – weitere werden im<br />

Rahmen einer Gebietsbetreuung folgen.<br />

Info: Zu den neue Schutzgebieten<br />

ist ein Informationshe erschienen.<br />

Es kann un ter www.vorarlberg.at/<br />

pdf/nvf_15-563_book let-nachno<br />

.pdf heruntergeladen werden.<br />

Anzeigen<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 35


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Fotos: <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

<strong>Naturpark</strong>führer auf<br />

Natur- und Schnee-Lese-Tour<br />

Bei perfekten winterlichen Bedingungen lud der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

Anfang März zur Aus- und Weiterbildung für seine <strong>Naturpark</strong>führer<br />

ein. Insgesamt 20 angehende und erfahrene <strong>Naturpark</strong>führer<br />

des <strong>Naturpark</strong>s trafen sich zu einer Natur- und Schnee-Lese-<br />

Tour im Ostertal in Gunzesried.<br />

Geleitet wurde der Kurs von Wolfgang Zeller,<br />

<strong>Naturpark</strong>führer und Naturwächter und omas<br />

Dempfle, Bergführer und Leiter des OASE<br />

AlpinCenters (<strong>Naturpark</strong>partner). Während<br />

Wolfgang Zeller den Naturlese-Part übernahm,<br />

zeichnete sich omas Dempfle für die Führungs-<br />

und Sicherheitsaspekte der Bewegung<br />

im alpinen Raum zuständig.<br />

<strong>Naturpark</strong>führer der<br />

Nagelfluhkette<br />

<strong>Naturpark</strong>führer/innen sind ausgebildete<br />

Wanderführer, Bergwanderführer und<br />

oder Natur- und Landschasführer, die<br />

mit Gruppen im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

unterwegs sind. Im Rahmen der Ausbildungen<br />

und Fortbildungen sollen den<br />

Teilnehmern Kenntnisse über den <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette, von der Entstehungsgeschichte<br />

über Fauna und Flora, bis zu<br />

aktuellen Bewirtschaungsweisen und<br />

Entwicklungen vermittelt und vertie<br />

werden.<br />

Bevor es in den heiß ersehnten Schnee und<br />

die Berge losgehen konnte, überprüe omas<br />

Dempfle bei allen die Funktionstüchtigkeit des<br />

Lawinen-Piepsers. Was auf dem flachen Parkplatz<br />

vielleicht noch als komisch empfunden<br />

wurde, stellte sich spätestens ab der Grafenälpe-<br />

Hütte als wichtig heraus.<br />

Mit zunehmenden Höhenmetern kamen<br />

nicht nur die <strong>Naturpark</strong>führer ins Schwitzen,<br />

sondern nahmen auch die Schneemengen und<br />

Steigung deutlich zu. Zum Glück konnte bei der<br />

Grafenälpe, die als Umweltbildungsstützpunkt<br />

von den Bayerischen Staatsforsten dem <strong>Naturpark</strong><br />

zur Verfügung gestellt wurde, noch eine<br />

kleine Verschnaufpause eingelegt werden. Dann<br />

Zu Beginn der Tour bekamen alle eine Einführung in<br />

das Projekt »Dein Freiraum. Mein Lebensraum« (siehe<br />

rechte Seite) durch Wolfgang Zeller<br />

ging es zügig in Richtung Prinschen/Dreifahnenkopf.<br />

Zwischendurch gab es immer wieder<br />

interessante Informationen der beiden Führer.<br />

Wolfgang Zeller vermittelte dabei die Bedürfnisse<br />

und Ansprüche an den Lebensraum von Auerhahn<br />

und Co: Als schwacher Flieger braucht<br />

er entsprechend lichte Waldbereiche, um mit<br />

Anlauf seinen Schlaaum zu treffen. Ragen aus<br />

dem Schnee leckere Heidelbeerbüsche oder<br />

Grünerlen heraus, ist wahrscheinlich das Birkhuhn<br />

nicht weit.<br />

omas Dempfles Gespür für Schnee kam im<br />

Prinschengebiet zum Einsatz. Gemeinsam mit<br />

zwei Freiwilligen legte er ein Schneeprofil an,<br />

um daraus die Stabilität der Schneedecke abzuleiten.<br />

Nach dem Festlegen der sichtbaren und<br />

fühlbaren Grenzen staunten die Teilnehmer<br />

nicht schlecht, als sie auf eine labile Graupelschicht<br />

stießen und eine Schneedeckenhöhe von<br />

zwei Metern gemessen haben. Zum Abschluss<br />

des Tages gab es noch einen schönen Ausklang<br />

in der Grafenälpe.<br />

Carina Niedermair<br />

Thomas Dempfle legte ein Schneeprofil an, mit<br />

dessen Hilfe sich die Stabilität der Schneedecke<br />

ableiten lässt<br />

36 <strong>NAGELFLUH</strong>


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Heuarbeit in den Bergen<br />

Ab 1. Mai ist die Ausstellung »Hoibat – Die<br />

Heuarbeit in den Allgäuer Bergen« im Allgäuer<br />

Bergbauernmuseum in Diepolz zu sehen. Erstmalig<br />

findet im Kuhstall des historischen<br />

Wiedemann-Hofes eine Sonderausstellung<br />

statt: Wo bis vor kurzem noch die Museumskühe<br />

sich das »Ergebnis« schmecken ließen,<br />

stellen nun Fotografien die Heuernte in den<br />

Mittelpunkt. Die Schwarz-Weiß-Bilder des<br />

Oberallgäuer Fotografen Christian Heumader<br />

haben die heute fast verschwundene Welt der<br />

sommerlichen Heuarbeit in den Allgäuer Ber-<br />

<strong>Das</strong> Jahresprogramm im Diepolzer Bergbauernmuseum dreht sich schwerpunktmäßig um das Thema »Heu«<br />

gen eingefangen. In der Ausstellung in Diepolz<br />

wird den Besuchern vor Augen geführt, wie<br />

viel Aufwand auch heute noch in der Bewirtschaung<br />

der höher gelegenen, o weiter entfernten,<br />

Bergwiesen steckt.<br />

red<br />

Info: Allgäuer Bergbauernmuseum,<br />

Diepolz 44, D-87509 Immenstadt,<br />

Tel. +49 8320 709670,<br />

info@bergbauernmuseum.de,<br />

www.bergbauernmuseum.de<br />

Fotos: BBM Diepolz<br />

Besucherlenkung – Auf dem richtigen Weg<br />

Hinweistafeln vor Schongebieten sind sinnvoll.<br />

<strong>Das</strong> ist das Ergebnis einer Internet-Umfrage<br />

der Allgäuer Zeitung: Über 90 Prozent<br />

der Teilnehmer halten sich demnach an Schilder,<br />

die Skitourengehern und Schneeschuhwanderern<br />

sagen, wo sie langgehen können.<br />

Ein tolles Feedback für das vom <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette gestartete Projekt »Dein Freiraum.<br />

Mein Lebensraum«, einer partnerschalich<br />

ausgearbeiteten Aulärungskampagne<br />

zum Schutz störungsempfindlicher<br />

Arten. Die Besucherlenkung erfolgt über Informationen<br />

zu unbedenklichen Routen,<br />

Ausweisung sensibler Bereiche, aber auch das<br />

Freischneiden von Pfaden dort, wo die Tiere<br />

kaum vorkommen. <strong>Das</strong> Projekt versteht sich<br />

als Oberallgäuer Dachkampagne für weitere<br />

Kampagnen wie »Skibergsteigen umweltfreundlich/Natürlich<br />

auf Tour« des Deutschen<br />

Alpenvereins und »Respektiere Deine<br />

Grenzen« des Landes Vorarlberg. ve/cn<br />

Die Trickkiste der Natur<br />

Die Natur steckt voller Geheimnisse<br />

und Überraschungen.<br />

Um sie zu entdecken,<br />

muss man nicht<br />

weit reisen. Der neue<br />

Taschenführer »Trickkiste<br />

Natur« des Bund<br />

Naturschutz stellt 40 Naturwunder vor, die sich<br />

direkt vor der Haustür entdecken und ausprobieren<br />

lassen. Wer sich mit diesem Führer auf<br />

den Weg in die Natur macht, kann es knallen,<br />

springen, krabbeln, stinken oder gar »bluten«<br />

lassen. <strong>Das</strong> Büchlein bietet für jede Jahreszeit<br />

kleine Experimente, die sich dank der anschaulichen<br />

Zeichnungen, Fotos und Kurzbeschreibungen<br />

kinderleicht nachmachen lassen.<br />

Info: Bestellbar ist der Taschenführer für 9,95<br />

Euro im Shop des Bund Naturschutz unter<br />

www.service.bund-naturschutz.de oder beim<br />

Oekom Verlag München (www.oekom.de)<br />

Anzeigen<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 37


Feierlich wurde die <strong>Naturpark</strong>schule mit<br />

einem Aktionstag am Alpsee eröffnet –<br />

zunächst die Königsegg Grundschule in<br />

Immenstadt. Im Laufe des Jahres wurde<br />

auch der Stundenplan an der Volksschule<br />

Hittisau mit regionalen Themen<br />

ergänzt. Verschiedene Bausteine, wie<br />

Exkursionen zu verschiedenen Lebensräumen,<br />

wurden als Pilotprojekte auf<br />

beiden Seiten der Grenze durchgeführt.<br />

E=mc 2<br />

Fotos: Netzwerk <strong>Naturpark</strong>schule, Viola Elgaß<br />

Auf die Wiese,<br />

fertig, los!<br />

Im Mai 2015 fiel der Startschuss für das Projekt <strong>Naturpark</strong>schule.<br />

Exkursionen und regional geprägte Unterrichtsthemen sind in der<br />

Immenstädter Grundschule Königsegg und der Volkschule Hittisau<br />

inzwischen fest verankert. <strong>Das</strong> Netzwerk <strong>Naturpark</strong>schule ist ein<br />

wichtiger Baustein zur Umweltbildung in (be)greiarer Umgebung.<br />

Spielerische Erkundungstouren und regionale<br />

Unterrichtsstunden stehen seit 2015 auf<br />

dem Lehrplan der Königsegg Grundschule.<br />

Wissen über die Heimat zu erlangen, passiert in<br />

der <strong>Naturpark</strong>schule ohne »büffeln«. So sagte<br />

schon Albert Einstein: »Lernen ist Erleben. Alles<br />

andere ist Information«.<br />

Um das Konzept möglichst erlebnisreich zu<br />

gestalten, haben sich Projektgruppen aus Schule,<br />

Landwirtscha, Forstwirtscha, Alpwirtscha,<br />

Kultur und Naturschutz regelmäßig getroffen<br />

und kindgerechte Bausteine ausgearbeitet. An<br />

der Königsegg wurden diese schon durchgeführt<br />

und zum Beispiel folgende Fragen beantwortet:<br />

»Was lebt in Wiese, Wald, Wasser und<br />

Moor?« oder »Wer bewirtschaet diese Lebensräume<br />

und welche Produkte entstehen daraus?«.<br />

Auch die Volksschule Hittisau war gemeinsam<br />

mit den Akteuren vor Ort aktiv und hat<br />

dabei einen tollen Rahmen für die dortige<br />

<strong>Naturpark</strong>schule geschaffen. Erlebnisbausteine<br />

wie eine Gewässeruntersuchung oder Spurensuche<br />

mit Schneeschuhen wurden getestet. Zum<br />

nächsten Schuljahr ist es auch dort mit der Eröffnung<br />

soweit. Auch die Volksschulen in Lingenau<br />

und Sibratsgfäll sowie die Grundschulen<br />

in Fischen und Oberstaufen haben sich für die<br />

<strong>Naturpark</strong>schule entschieden. Hier werden wir<br />

in diesem <strong>Sommer</strong> mit dem Testlauf beginnen.<br />

Im Mai wird das Konzept <strong>Naturpark</strong>schule<br />

also ein Jahr alt. Viel hat sich seitdem getan und<br />

viel soll sich noch tun. Wie Umweltbildung<br />

aussehen kann, zeigen die Fotos verschiedener<br />

Unternehmungen auf den folgenden Seiten.<br />

Schule<br />

ist cool!<br />

38 <strong>NAGELFLUH</strong>


Becherlupen raus und los: Beim »Wiesentag«<br />

entdeckten die Immenstädter Schüler tierische<br />

Bewohner zwischen Grashalmen und bestimmten<br />

sie mit Hilfe von Insektenführern.<br />

Der Vorarlberger Nachwuchs untersuchte das Gewässer<br />

der Bolgenach und fischte mit dem Kescher<br />

schwimmende Kleinstbewohner aus dem Wasser.<br />

Ungeschlagener Favorit unter den Entdeckungen<br />

war der Bergmolch, der nach eingehender Betrachtung<br />

durch seine »Fans« wieder in seinen feuchten<br />

Lebensraum entlassen wurde.<br />

;)<br />

Erst- und Zweitklässler der Königsegg Schule untersuchten<br />

die Frühblüher auf der Wiese: Wie können<br />

zarte Pflanzen wie die Schlüsselblume schon so<br />

kurz nach dem Winter blühen? <strong>Das</strong>s die meisten<br />

Frühblüher ihre Nährstoffe in ihrer Zwiebel unter der<br />

Erde lagern und diese sprichwörtlich als Heizung<br />

nutzen, erfuhren die Schüler vor Ort.<br />

<strong>Naturpark</strong>schule bedeutet nicht nur Schüler -<br />

ausflüge. Im Juni unternahmen die Pädagogen<br />

aus Immenstadt eine naturkundliche Wanderung,<br />

um sich »naturparklich« fortzubilden.<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 39


Wie FErieN!!!<br />

Die Berufsschüler der Landwirtschaft sind wichtige<br />

Partner für die <strong>Naturpark</strong>schule. Bei mehreren Aktionstagen<br />

erklärten sie den jüngeren Schülern die<br />

Zusammenhänge zwischen Wiesen, Kühen und<br />

Bewirtschaftung und gewährten ihnen Einblicke in<br />

den Arbeits alltag eines Landwirts…<br />

… zum Beispiel bei einer Mähaktion am Alpsee:<br />

Die Immenstädter Schüler trockneten das Gras auf<br />

sogenannten Huinzen. Dies ist zwar nicht mehr<br />

die heutige Form der Landwirtschaft, aber wie im<br />

ganzen Konzept der <strong>Naturpark</strong>schule soll das Lernen<br />

durch Erleben im Vordergrund stehen. Natürlich<br />

landete manches Grasbüschel auch auf dem Kopf<br />

des Nachbarn…<br />

:)<br />

Ein paar Wochen später durften die kleinen Land -<br />

wirte »ihr« Heu auf dem Partnerbauernhof der<br />

Familie Schwarzmann in Flecken an die Kühe<br />

verfüttern. Im Anschluss führten Herr und Frau<br />

Schwarzmann ihre jungen Besucher auf dem Hof<br />

herum und ließen sich Löcher in den Bauch fragen.<br />

Die erlebnisreichen, landwirtschaftlichen Bausteine<br />

wurden gemeinsam mit dem bayerischen Bauernverband,<br />

der Berufsschule III - Landwirtschaft in<br />

Kempten und dem Partnerbauernhof der Familie<br />

Schwarzmann ausgearbeitet und durchgeführt.<br />

40 <strong>NAGELFLUH</strong>


Die Schüler der Volksschule Hittisau<br />

machten eine Wanderung durch den herbst -<br />

lichen Lebensraum Wald und betätigten sich<br />

hier unter anderem als LandArt-Künstler.<br />

Natur PuR<br />

Auch die Allgäuer <strong>Naturpark</strong>schüler entdeckten<br />

den Wald. Den Förstern Müller und Honold bewiesen<br />

sie viel Vorwissen rund um Bäume und Blätter.<br />

Der Baustein Wald wurde vom Amt für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Forsten Kempten und der<br />

Stadt Immenstadt unterstützt.<br />

Im Februar besuchte <strong>Naturpark</strong>führerin Carola Bauer die<br />

2. und 4. Klassen in Hittisau. Unterrichtsfach: Tierspuren<br />

entdecken und erkennen. <strong>Das</strong> Gelernte durften die Schüler<br />

eine Woche später anwenden – bei einer Schneeschuhwanderung.<br />

Dachs, Fuchs und Schneehase kamen<br />

die Spuren leser hier auf die Schliche und lernten dabei<br />

etwas über die Naturschutzkampagnen »Respektiere<br />

deine Grenzen« und »Dein Freiraum. Mein Lebensraum.«<br />

Netzwerk<br />

<strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette<br />

macht Schule<br />

Unterstützt werden die<br />

<strong>Naturpark</strong>schulen durch ein<br />

starkes Partnernetz von<br />

Akteuren aus Forst-, Alp-,<br />

Landwirtschaft, Kultur und<br />

Naturschutz. Durch Aktionen<br />

bringen sie sich aktiv ein.<br />

Die <strong>Naturpark</strong>schule ist Teil<br />

des Interreg Projekts<br />

»naturWerte entdecken -<br />

lebensWerte schaffen« und<br />

wird gefördert vom vom<br />

Europäischen Fonds für<br />

Regionale Entwicklung.<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 41


»Nur die Tiere, Pflanzen und Lebensräume, die die Kinder kennen und schätzen<br />

gelernt haben, werden sie in Zukunft als Erwachsene auch schützen«, so König<br />

Ein Herz<br />

für junge Hupfer<br />

Weichkäfer, Kurzfühlerschrecke, Zikade? Was die<br />

Kleinstbewohner von Berg und Wiese betri,<br />

kann kaum einer Tanja König etwas vormachen.<br />

Als <strong>Naturpark</strong>führerin vermittelt sie dieses Wissen<br />

an ihre zweibeinigen Mitwanderer, bildet junge<br />

Umweltforscher aus und bietet naturkundliche<br />

Schulprojekte an. Dem <strong>Naturpark</strong>magazin verrät<br />

die Diplom-Biologin, warum ihr die umwelt -<br />

pädagogische Arbeit besonders am Herzen liegt.<br />

Frau König, Sie gehören gewissermaßen zu den »alten Hasen« unter<br />

den <strong>Naturpark</strong>führern.<br />

<strong>Das</strong> stimmt. <strong>Das</strong> erste Ausbildungsmodul für die <strong>Naturpark</strong>führer<br />

fand 2009/2010 statt. Seitdem bin ich dabei.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Zusammen mit meinem Freund habe ich schon während meines Studiums<br />

naturpädagogische Ferienprojekte für Grundschulkinder geplant<br />

und durchgeführt. Daraus entstand die Idee, den Naturpfad e.V. zu gründen<br />

und neben den Ferienprogrammen auch mit einem umweltpädagogischen<br />

Angebot an Schulen heranzutreten.<br />

Zu dieser Zeit führte ich für die Stadt Immenstadt naturkundliche<br />

Führungen im Stadtgebiet durch. So kam es, dass ich nach der Gründung<br />

des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette wegen der Ausbildung zur <strong>Naturpark</strong>führerin<br />

und dem Junior Ranger-Projekt angesprochen wurde.<br />

Demnach sind Sie hauptberuflich als <strong>Naturpark</strong>führerin unterwegs?<br />

Nur zum Teil: Tatsächlich ist die Natur- und Umweltbildung mein<br />

Hauptberuf. Arbeitgeber sind Naturpfad e.V., das Bund Naturschutz<br />

Naturerlebniszentrum Allgäu, der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette und der<br />

Landesbund für Vogelschutz.<br />

Ein wichtiger Baustein der Umweltbildung sind die Junior Ranger.<br />

Sie werden dieses Jahr wieder unter anderem von Ihnen ausgebildet.<br />

Was gefällt Ihnen an diesem Job ganz besonders?<br />

Besonders gefällt mir, dass tolle Erlebnisse genauso im Vordergrund<br />

stehen wie die Vermittlung von Wissen über das <strong>Naturpark</strong>gebiet. Da<br />

mir die Zukun der Natur- und Kulturräume des <strong>Naturpark</strong>s sehr am<br />

Herzen liegt, finde ich es toll, unseren Junior Rangern eine liebevolle und<br />

wertschätzende Wahrnehmung der Natur zu ermöglichen.<br />

Mein Ziel ist, dass die Junior Ranger sich in Zukun durch fundiertes<br />

Naturwissen für die Lebensräume und die tierischen und pflanzlichen<br />

Bewohner des <strong>Naturpark</strong>s einsetzen können.<br />

Bei so vielen Außenterminen – geht man denn da überhaupt noch<br />

»privat« wandern und in die freie Natur?<br />

Na klar bin ich privat auch unterwegs. <strong>Das</strong> ist dann ja wieder was ganz<br />

anderes. Auch wenn ich viel draußen arbeite, bin ich während der Projekte<br />

ja trotzdem »auf der Arbeit«. Da ist die Freizeit, in der man etwas<br />

nur für sich draußen unternimmt, schon auch sehr wichtig.<br />

Käme es für Sie je in Frage, den Arbeitsalltag ausschließlich am<br />

Schreibtisch zu verbringen?<br />

Auch in der Natur- und Umweltbildung findet nicht alles im Freien statt.<br />

Es gibt doch viel an Organisation, Konzeption, Ausarbeitung und Projektnacharbeit,<br />

für die man am Schreibtisch sitzen muss. Trotzdem bin<br />

ich froh, dass ein großer Teil meiner Tätigkeiten draußen stattfindet.<br />

42 <strong>NAGELFLUH</strong>


Im <strong>Sommer</strong> bildet Tanja König gemeinsam mit anderen <strong>Naturpark</strong>führern Junior<br />

Ranger aus: »Ich liebe es selbst, im <strong>Naturpark</strong> unterwegs zu sein. Deshalb macht<br />

es mir Spaß, ihn zusammen mit den Kindern zu erkunden«<br />

Fotos: Archiv Junior Ranger, Viola Elgaß<br />

Der gebürtigen Immenstädterin ist es wichtig, sich auf ihren Touren Zeit für Details<br />

zu nehmen. In ihren Mit-Wanderern möchte sie den <strong>Naturpark</strong> als schützenswertes<br />

Biotop verankern<br />

Komplett am Schreibtisch arbeiten käme für mich nur in Frage, wenn es<br />

beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen nicht anders ginge. Manchmal,<br />

wenn es draußen richtig ungemütlich ist, zum Beispiel im strömenden<br />

Regen, denkt man dann schon mal an ein warmes, trockenes,<br />

gemütliches Büro, aber das ist wirklich selten.<br />

Was unterscheidet den <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette von anderen<br />

Regionen?<br />

Natürlich gibt es im Alpenraum noch weitere fantastische, sehr reizvolle<br />

Regionen, in denen die Biodiversität und die Artenvielfalt brummt.<br />

Doch unsere Region mit dem <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette ist meine Heimat<br />

und daher habe ich zu diesem einen ganz besonderen Bezug.<br />

Am besten gefällt mir im <strong>Naturpark</strong> das Mosaik aus Naturräumen und<br />

Kulturlandschaen, in dem zahlreiche spannende, leider zum Teil auch<br />

stark gefährdete oder seltene Tiere und Pflanzen, wie das Birkhuhn, den<br />

Apollo falter, die Steinnelke oder die Mondraute leben.<br />

Die schönste Jahreszeit, um draußen zu sein, ist …?<br />

Unmöglich zu beantworten, weil wirklich jede Jahreszeit, eigentlich<br />

sogar jeder Monat seinen besonderen Reiz hat.<br />

Während einer geführten Wanderung: Was möchten Sie den Besuchern<br />

mitgeben?<br />

<strong>Das</strong>s der <strong>Naturpark</strong> noch viel mehr ist als »Berge für Einsteiger«. Mir<br />

ist wichtig, dass die Menschen unseren <strong>Naturpark</strong> nicht nur als »Trainingsgerät«<br />

empfinden, sondern als eine Landscha mit besonderen Biotopen<br />

und beachtenswerten sowie schützenswerten Tieren und Pflanzen<br />

erleben. Wenn ich es schaffe, dass wir für eine Strecke länger als die angegebene<br />

Laufzeit benötigen, dann bin ich glücklich, denn dann sind wir<br />

an vielem nicht einfach vorbeigerannt, auf dem Weg zum Gipfelglück.<br />

Info: Dipl. Biol. Tanja König, Hochriedstr. 32, D-87509 Immenstadt,<br />

Mobil +49 178 5968340, t.koenig@naturpfad-ev.de<br />

Anzeigen<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 43


PANORAMA<br />

Abendstimmung über den Dolomiten<br />

Wilde Landart<br />

<strong>Naturpark</strong> Friauler Dolomiten<br />

In unserer Serie »Panorama« blicken wir über den Tellerrand hinaus in die Schutzgebiete<br />

dieser Welt. Heute führt die Reise in den italienischen <strong>Naturpark</strong> Friauler Dolomiten. Er ist<br />

Teil der Berggemeinscha der westlichen Friaul. Mit dem <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

verbindet diese Region nicht nur eine artenreiche Landscha<br />

Die italienischen Schüler versuchten sich beim Kooperationsprojekt<br />

mit dem <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette als Landartkünstler<br />

Die Berggemeinscha der westlichen Friaul im Nordosten Italiens,<br />

der grenzüberschreitende <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette sowie die<br />

Chimgauer Alpengemeinden engagieren sich gemeinsam für die Naturvielfalt<br />

und Besuchersensibilisierung in ihren jeweiligen Gebieten. Bei<br />

dem Projekt »Alpennetzwerk Natur: Erleben. Gestalten. Respektieren.«<br />

tauschen die Verantwortlichen Erfahrungen und Fazits über laufende<br />

Aktivitäten aus.<br />

So verbinden die Italiener Kunst mit Natur und thematisieren die alpinen<br />

Wildtierlebensräume an vier Schulen mit einem bekannten Landartkünstler.<br />

Die Chiemgauer Alpengemeinden bilden Wanderführer aus, die<br />

ihr Wissen über schützenswerte Lebensräume und die Ansprüche der<br />

Wildtiere an Gäste weitergeben. Im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette erarbeiten<br />

die Allgäuer <strong>Naturpark</strong>gemeinden und die Region Bregenzerwald gemeinsam<br />

Kommunikationsbausteine für die Besucherlenkung. Außerdem werden<br />

passend dazu Bildungsmodule für Grund- und Volksschule in der<br />

<strong>Naturpark</strong>region entwickelt und in zwei Schulen getestet (siehe S. 36/37).<br />

Als Kooperationspartner steht den Akteuren das Netzwerk der Lenkungsund<br />

Aulärungskampagne »Respektiere dein Grenzen« zur Seite.<br />

Finanziell unterstützt werden diese Aktionen durch das Projekt<br />

»DynAlp Nature« des alpenweiten Netzwerkes »Allianz in den Alpen«,<br />

das nachhaltige Entwicklung im Alpenraum und den Austausch der dort<br />

beheimateten Gemeinden über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg<br />

fördert.<br />

Eingebettet in den Dolomiten<br />

Während einer Bergtour auf dem Höhenweg der Dolomiten<br />

kann man aus dem »Felsenfenster« schauen<br />

Die Friauler wissen, was sie an der Naturvielfalt haben: Der <strong>Naturpark</strong><br />

Friauler Dolomiten liegt eingebettet in die Bergketten und erstreckt sich<br />

über 3695 Hektar. Die Dolomiten ziehen sich östlich bis hin ins Piavetal<br />

44<br />

<strong>NAGELFLUH</strong>


ei Piave di Cadore im Friaul. Sie sind Teil der Karnischen Alpen und<br />

durch ihre zahlreichen, teilweise imposanten Felsformationen stehen sie<br />

den bekannteren Dolomiten im Trentino in nichts nach.<br />

Mit gut 2700 Metern Höhe ist die Cima dei Preti der höchste Gipfel,<br />

der »Campanile di Val Montanaia«, ein freistehender Felsturm, ist das<br />

Wahrzeichen der Gegend. Wie in vielen Bergregionen sind hier die<br />

typischen Alpentiere gut zu beobachten. Ausgestorben sind glücklicherweise<br />

die »eropoden«, eine Dinosaurierart, deren Fußabdrücke 1994<br />

in der Region gefunden wurden. Die Fleischfresser maßen immerhin bis<br />

zu sechs Metern. Die Fußabdrücke wurden als LandArt-Kunst im Projekt<br />

»RispettiAmo la natura« nachgebildet.<br />

Keine Straßen, keine Orte<br />

Anders als bei den meisten <strong>Naturpark</strong>en in den Alpen gibt es im<br />

<strong>Naturpark</strong> Friaul keine Ortschaen. Dem Wanderer stehen für die Übernachtung<br />

nur Hütten und Biwaks zur Verfügung. Da auch keine Straßen<br />

durch den Park führen, hat er seine ursprüngliche Wildnis bewahren<br />

können.<br />

Die enge, wildromantische Schlucht der Cellina, die zu den eindrucksvollsten<br />

Landschaen der Friauler Dolomiten zählt, wurde vor einigen<br />

Jahren zum Naturschutzgebiet erklärt. Im Zuge dessen wurde auch die<br />

fünf Kilometer lange Straße durch die Schlucht, die durch den Cellina-<br />

Tunnel für den Verkehr ohnehin ihre Bedeutung verloren hatte, für alle<br />

Fahrzeuge, Fahrräder eingeschlossen, gesperrt. Man muss sie also »per<br />

pedes« besuchen.<br />

Fotos: Communità Montana del Friuli Occidentale<br />

Die »letzte Wildnis in den Dolomiten« nennen Bergführer die Gegend im<br />

Nordosten Italiens – diesem schläfrigen »Ureinwohner« ist die Ruhe nur recht<br />

Die »Campanile di Val Montanaia«, das<br />

Wahrzeichen der Gegend. Den Namen<br />

erhielt sie wegen der Form eines<br />

»Campaniles«, einem freistehenden<br />

Glockenturm. Ein bekannter Vertreter<br />

ist der Schiefe Turm von Pisa<br />

Der Steinadler als Symboltier<br />

Die Tierwelt des <strong>Naturpark</strong>s ist durch die Vielfalt der Landscha<br />

geprägt, jedoch wie im alpinen Hochgebirge üblich: Gämse, Hirsch, Murmeltier,<br />

Auerhahn, Birkhahn, Reh und eine Gruppe von Steinböcken,<br />

die sich kontinuierlich vergrößert. Ein Zeichen für die im hohen Grad<br />

unberührte Natur ist der Bestand der Steinadler. Es wird angenommen,<br />

dass fast in jedem Tal ein Brutpaar existiert. Berichte über den Park<br />

erscheinen in der Zeitschri des <strong>Naturpark</strong>s »L’Aquila«, zu Deutsch: Der<br />

Adler.<br />

omas Niehörster/ve<br />

Info: Dolomiti Friulane, Viale Venezia 18 A, I-33085 Maniago (PN),<br />

Tel. +39 427 71775, info@dolomitifriulane.com, www.dolomitifriulane.com<br />

Allianz in den Alpen und DynAlp Nature<br />

Mit dem Programm »DynAlp Nature« unterstützt das Gemeinde -<br />

netzwerk »Allianz in den Alpen« grenzüberschreitende Kooperationsprojekte,<br />

die eine Vernetzung und Aufwertung von Naturräumen fördern<br />

und beitragen, die Biodiversität in den Alpen zu erhalten (siehe<br />

Nagelfluh, Ausgabe 1/2014). Hierzu zählt auch das Projekt »Alpennetzwerk<br />

Natur: Erleben. Gestalten. Respektieren.« zwischen Friual,<br />

der Nagelfluhkette und den Chiemgauer Alpen. Von Friual wurde der<br />

Titel »Respektiere deine Grenzen« weiterentwickelt: »RispettiAmo la<br />

natura«:Der Respekt und die Liebe zu unserer Natur und Landscha<br />

passt auch wunderbar zum <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette.<br />

Fabelhafte Kreaturen bevölkern Friaul: Mit ihrem Motto »RispettiAmo la natura«<br />

bewerben die Italiener nicht nur den Respekt, sondern auch die Liebe zur Natur<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 45


KURZMELDUNGEN<br />

SPIEL & SPASS<br />

Lach mal wieder!<br />

Zwei Mütter unterhalten sich<br />

über ihre Sprösslinge: »Was will Ihr Sohn<br />

denn später einmal werden?« »Rechtsanwalt.<br />

Er streitet sich oft, mischt sich gerne in anderer<br />

Leute Angelegenheiten und<br />

weiß alles besser…«<br />

Ein Dieb steigt in ein Haus ein. Plötzlich hört er eine<br />

Stimme: »Petrus und Jesus sehen dich!« Der Einbrecher erschrickt, sieht<br />

sich um, kann aber nichts entdecken. Kurz darauf das gleiche Spiel. Da entdeckt<br />

er einen Papagei im Käfig, der eben diese Worte spricht. Der Dieb ist beruhigt und<br />

fragt den Papagei: »Wie heißt du denn?« Papagei: »Petrus.« Der Dieb: »Was für ein<br />

saublöder Name für einen Papagei!« Papagei: »Ja, aber nicht so saublöd<br />

wie Jesus für den Rottweiler hinter dir.«<br />

Fragt die Ringelnatter erschrocken<br />

ihre beste Freundin:<br />

»Sind wir eigentlich giftig?«<br />

»Wieso willst du das wissen?«<br />

»Ich habe mir gerade auf die<br />

Zunge gebissen!«<br />

In einem kleinen Laden in<br />

Hittisau kam vor einigen Tagen ein<br />

Huhn durch die Tür und fragte: »Haben<br />

Sie auch große Eierkartons? Ich möchte<br />

mit meinen Kindern in den Urlaub<br />

fahren.«<br />

»Kinder, ihr wisst ja gar nicht, wie gut es euch<br />

geht!«, schimpfte die Lehrerin. »Stellt euch mal vor, bei<br />

jedem Atemzug, den ihr macht, stirbt ein Mensch!«<br />

Max meldet sich: »Versuchen Sie es doch mal<br />

mit Zähneputzen!«<br />

Oh je!<br />

In dem ganzen Buchstabengetümmel auf der Viehweide hat Bauer Franz seine Milchkühe aus den Augen verloren.<br />

Sie heißen Lieselotte, Hanni, Schnucki, Emma, Ilsa, Dora, Flecki, Lulu, Bella und Kuhnigunde.<br />

Hilfst du Franz, seine Kühe zu finden? Kreise ihre Namen mit einem Stift ein.<br />

E T Z I E L M A N R E T F E S<br />

A L O T R A E J E U E M O U F F<br />

U I L S A G E I B T O M R L E O<br />

E N P E N O S L S E D A H I J A<br />

G O I O E D W U E M A S U E L D<br />

F A E L I E S E L O T T E R I E<br />

L T D M A I M T U G E R F G S I<br />

E H E I P O E I H I N H U E B V<br />

C E H B S C H N U C K I O N E E<br />

K O R U U V A P J A N F D A L B<br />

I D U E I J N H E S O E G E L N<br />

S E L U L U N O B L E W A S A E<br />

R I S O O F I F E L B F U B R N<br />

U E H I R U S U R A D O R A N U<br />

D K U H N I G U N D E F I N F G<br />

O E L O A H U E L E D E S O E S<br />

Anzeige<br />

46 <strong>NAGELFLUH</strong>


Anzeigen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!