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Festschrift 1250 Jahre Sulzheim 2016

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Weihnachtsbescherung 1957<br />

von Hilde Friedrich<br />

Weils so Usus is, also allgemein üblich, werd an Weihnachte net nur was<br />

geschenkt, sondern aach was gutes gess. Dann Weihnachte is doch das Fest des<br />

Friedens und der Liebe, un bekanntlich die Lieb durch de Maa geht, werd un war<br />

un is des Esse immer noch en feste Bestandteil vun Weihnachte. Frieher war es jo<br />

immer üblich, dass es e gescheid Supp zum Esse gab. Was heit net mehr so<br />

selbtverständlich is, Rindfleischsupp mit Markklöß, Meerettich, Rosekohl mit<br />

Kartoffele. Alles war gut geplant un vorbereit. Wichtig war e oständich Stick<br />

Fleisch. Rindfleisch mit Knoche un Suppegemüs, des musst so sei. Aach musst des<br />

gut abgehang gewes soi, damit es schee zart war. Alles war wie gewollt engekaaft.<br />

So war es aach an dere Weihnachte. Meer warn knapp verheirat, die erste<br />

Weihnachte bei de Schwieerleit.<br />

Heilig Obend kam an de Himmel, vor der Bescherung is des Stick Fleisch uff en<br />

Deller uff de Kischedisch geleet worn. Des große Suppedippe debei, damit es<br />

moins am erste Weihnachtsdag glei no de Friehmess uff de Herd kumm is. En<br />

Kühlschrank gabs damals noch net, hot alles uffem Disch gestann. Die<br />

Vorbereitunge warn abgeschloss, drum soin mer zur Bescherung erst emol in die<br />

Wohnstubb. All mitenanner, die Schwieerleit, moin Mann un ich, Kinner warn<br />

noch koo do, nur en Hund. Weil die Stubb frisch gewachst un gebohnert war, hat<br />

die Schwieermudder net zugebb, dass der Hund mit in die Stubb durft. Der musst<br />

in de Kich bleibe, was ich net verstann hun. Nebenbei bemerkt durft mer bei<br />

meiner Schwieermudder nur sonntags mol in die Wohnstubb, heit zu Daag net<br />

mehr nachvollziehbar. Also zur Bescherung, ich hun e Geschicht vorgeles, es is<br />

was gebet wor, e Lied is gesung wor. Mer warn jo e Quardett, meh net. Es war e<br />

Gesang, ich konn mich noch gut dro erinnern. Die Schwieerleit hun de Text net so<br />

gut gekennt, des wusst ich jo net. Moi Mann hot laut un kräftich gesung, nu zwo<br />

Tön diefer, ich war erkält un koon gescheite Ton raus gebrung. Von dem Lied „Oh<br />

du fröhliche“ konnte mer nur zwo Strophe singe, des war gut so. Die letzt Zeil<br />

„freue Dich, freue Dich“ hot moi Mann ganz laut geschmettert. Ich kunnt net meh<br />

an mer halle, ich musst so lache, ich war froh, wie der Gesang erum war. Mer hun<br />

uns gegenseitig frohe Weihnachte gewünscht un uns beschenkt. De<br />

Schwiervadder hot Zigarr kriet, die Schwieermudder Kaffee, moi Mann e Schlips<br />

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