Implantologie Ratgeber
Implantologie Ratgeber für Patienten von Zahnarzt Boris Shrage erstellt Implantologie Ratgeber für Patienten von Zahnarzt Boris Shrage erstellt
Ihr Implantologieratgeber Boris Shrage
- Seite 2: VITA: Boris Shrage geb. 19. 12. 196
- Seite 6: E KAPITEL 1 EINLEITUNG Hätte es vo
- Seite 10: Warum kommt es zum Zahnverlust? Ein
- Seite 14: IMPLANTATDESIGN Bei dem Implantatde
- Seite 18: RÖNTGEN-DIAGNOSTIK Nach Inspektion
- Seite 22: 2 Ausgangsbefund: Ein Backenzahn (Z
- Seite 26: Ausgangsbefund: Alle Backenzähne f
- Seite 30: Ausgangsbefund: Zahnloser Oberkiefe
- Seite 34: KNOCHENAUFBAUMAßNAHMEN/ AUGMENTATI
- Seite 38: Interner Sinuslift: Bei leicht verr
- Seite 42: PRP - Das Wundermittel beim Knochen
- Seite 46: Risiken der Implantation Die Verlet
- Seite 50: Checkliste für das Arztgespräch D
Ihr <strong>Implantologie</strong>ratgeber<br />
Boris Shrage
VITA: Boris Shrage<br />
geb. 19. 12. 1964<br />
1984 Abitur<br />
1985–1991 Studium der Zahnmedizin an der<br />
Freien Universität Berlin<br />
seit 1993 Niederlassung in Gemeinschaftspraxis<br />
Berlin Charlottenburg<br />
2-jähriges Curriculum <strong>Implantologie</strong> bei der DGZI<br />
Mitbegründer der Initiative patientenfreundlicher<br />
Zahnersatz<br />
Gründer und Herausgeber des Patientenmagazins<br />
„Mein Ärzte Karree“<br />
Ihr <strong>Implantologie</strong>ratgeber<br />
Boris Shrage<br />
Gründer des Patienteninformationsportals<br />
www.aerztekarre.de<br />
Mitglied in folgenden Fachgesellschaften:<br />
DGZI (Deutsche Gesellschaft für <strong>Implantologie</strong>)<br />
DGM (Deutsche Gesellschaft für Mesotherapie)<br />
DGÄZ (Deutsche Gesellschaft für ästhetische<br />
Zahnmedizin)<br />
„Für meine zwei Mädchen, Elina und Mia.<br />
Für ihre Geduld mit mir während der Arbeit an diesem Buch.<br />
Ich liebe Euch"!
INHALT<br />
Vorwort S. 5<br />
Einleitung S. 6<br />
VORWORT<br />
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,<br />
V<br />
Kapitel 1<br />
Geschichte der <strong>Implantologie</strong> S. 7–8<br />
Materialeigenschaften des Titans S. 9<br />
Warum kommt es zum Zahnverlust und was sind die Folgen? S. 10–12<br />
Implantatdesign. S. 14–15<br />
Vorbereitung der Implantation/Diagnostik S. 17–19<br />
Zeitplan implantologische Behandlung S. 20<br />
Welcher Befund liegt in Ihrem Fall vor? S. 21<br />
IMPLANTATE sind heute aus der modernen Zahnarztpraxis nicht mehr<br />
wegzudenken. Kaum eine Behandlungsmethode hat in so kurzer Zeit<br />
einen ähnlichen Aufschwung und Zuspruch durch Patienten erfahren<br />
wie die in den letzten 10 Jahren.<br />
Medien und Werbeindustrie haben das Interesse bei vielen Betroffenen<br />
geweckt, jedoch kursieren in Patientenkreisen aufgrund der komplexen<br />
Zusammenhänge noch relativ unklare Vorstellungen über Ablauf und Erfolgsaussichten<br />
dieser Behandlungsmethode.<br />
Kapitel 2<br />
Befundklassen 1–5 S. 22–31<br />
Ablauf der Operation S. 32–33<br />
Knochenaufbau S. 34–42<br />
Ein- bzw. zweiphasige Implantate S. 43–44<br />
Zähne in einer Stunde ... S. 45<br />
Risiken einer Implantation S. 46–47<br />
Periimplantitis S. 48–49<br />
Checkliste für das Arztgespräch/eigene Notizen S. 50–51<br />
Auch bei einer aus zahnärztlicher Sicht umfassenden Aufklärung im Patientengespräch<br />
bleiben noch Fragen offen.<br />
Somit fällt es vielen Patienten schwer, sich für eine Implantatlösung zu<br />
entscheiden. Hinzu kommt, aufgrund unterschiedlicher Ansätze, eine unübersichtliche<br />
Preisgestaltung, die Unsicherheiten fördert.<br />
Der vorliegende <strong>Ratgeber</strong> soll Ihnen in der Entscheidung hinsichtlich der<br />
richtigen Therapie eine Hilfe darstellen.<br />
Kapitel 3<br />
Zahnersatz und Finanzen S. 52–59<br />
Zahnersatz im Ausland S. 60–61<br />
Patientenfälle S. 62–65<br />
Ein Wort zu den Kosten S. 66<br />
Zahntechinker schaffen Unikate! S. 67-69<br />
Wie kann man Geld sparen? S. 70–71<br />
Glossar S. 72–74<br />
Webadressen S. 75<br />
IMPRESSUM S. 76<br />
Ich hoffe, Ihnen hiermit eine sinnvolle Hilfe zur Hand zu geben, die das<br />
Gespräch mit Zahnarzt/-ärztin erleichtert.<br />
Herzlichst<br />
Boris Shrage<br />
4<br />
5
E<br />
KAPITEL<br />
1<br />
EINLEITUNG<br />
Hätte es vor 300 Jahren die Möglichkeiten der modernen <strong>Implantologie</strong><br />
gegeben, so hätte George Washington bestimmt nicht so säuerlich<br />
dreingeschaut. Sein gesamtes Leben litt der erste Präsident der USA an<br />
dem Umstand, dass es für Zahnlose wie ihn keine adäquate prothetische<br />
Versorgung gab.<br />
WASHINGTON verlor in frühen Jahren alle Zähne trotz guter Pflege aufgrund<br />
einer Erkrankung. Fortan quälte er sich zeitlebens sowohl hinsichtlich<br />
der Nahrungsaufnahme als auch beim Reden, was in seiner Position<br />
häufig äußerst hinderlich war. Dieser Umstand war wohl der Grund, weshalb<br />
er nie als eloquenter Redner galt.<br />
Geschichte der <strong>Implantologie</strong><br />
Die Geschichte der <strong>Implantologie</strong> ist alt, weist aber bis in die 60er-<br />
Jahre des 20. Jh. wenig Erfolge auf.<br />
Bereits um 1100 n. Chr. empfahl der Arzt „Ala Bukasim“ während der<br />
maurischen Herrschaft in Spanien, herausgefallene Zähne wiedereinzupflanzen.<br />
Ähnliche Versuche lassen sich über weitere Epochen verfolgen. So wurden<br />
gehenkten Verbrechern im Spanien des 18. Jh. die Zähne ausgerissen, um<br />
sie den wohlhabenden Bürgern einzupflanzen – ohne Erfolg.<br />
Ähnliches fand auch in England im 19. Jh. statt, als wohlhabende Bürger,<br />
jungen Menschen ihre Zähne abkauften, um sich diese einsetzen zu lassen.<br />
Die Anfänge der modernen Schraubenimplantate gehen auf Stock (1939/<br />
Harvard) zurück. Er passte die Form dem Vorbild der Zahnwurzeln an und<br />
gab dem Implantat unter Verwendung einer Chrom-Kobalt-Legierung, ein<br />
Gewinde nach Art einer gewöhnlichen Schraube. Seine Bemühungen blieben<br />
aber ohne durchschlagenden Erfolg.<br />
George Washington<br />
Washingtons Prothese<br />
Man hat zwar „unzählige Prothesen - oft aus Elfenbein gebaut“, diese waren<br />
von der Funktion her aber so gut wie unbrauchbar.<br />
Bis in die 60er-Jahre gab es weitere Versuche: So z. B. mit nadelförmigen<br />
Implantaten von Scialom und von Pruin. Der tatsächliche Erfolg kam jedoch<br />
erst mit der Entdeckung des Titans als Implantatmaterial.<br />
Bis heute werden einige seiner Prothesen in Museen der Öffentlichkeit<br />
gezeigt.<br />
6<br />
7
8<br />
Ein Zufallsfund! – Entdeckung des Titans als ideales Material<br />
1969 setzte der Anatom Per-Ingmar Branemark bei einem Versuch<br />
ein mit Medikamenten gefülltes Titanröhrchen in den Knochen eines Kaninchens<br />
ein. Bei dem Versuch, dieses wieder zu entfernen, stellte er fest,<br />
dass das Titan fest im Knochen verwachsen war.<br />
Im Folgenden untersuchte er das Phänomen bei Menschen und überlegte,<br />
wo dieses Einwachsen im Knochen nützlich wäre. In seinen Untersuchungen<br />
prägte er im Jahre 1985 den Begriff der Osseointegration (Os =<br />
Knochen), da das Material Titan mit dem Knochen verwächst und dann in<br />
ihm integriert ist.<br />
Das erste von Prof. Branemark bei einem<br />
Menschen gesetzte Zahnimplantat soll<br />
wohl noch bis heute in Funktion sein.<br />
Per-Ingvar Branemark<br />
1982 ist die <strong>Implantologie</strong> als wissenschaftlich fundierte Therapiemethode<br />
durch die DGZM anerkannt worden.<br />
1988 erfolgte die Aufnahme in die GOZ (Gebührenordnung für Zahnärzte).<br />
2007 sind in Deutschland ca. 600.000 Implantate eingesetzt worden.<br />
Bei gleichbleibenden Wachstumsraten werden in den nächsten Jahren sicher<br />
an die 1 Million Implantate pro Jahr gesetzt<br />
Titanimplantat<br />
Keramikimplantat<br />
Materialeigenschaften des Titans<br />
Titan ist ein sogenanntes Übergangsmetall. Es ist weiß-metallischglänzend,<br />
leicht, fest, dehnbar, korrosions- und temperaturbeständig.<br />
Titan ist besonders für Anwendungen geeignet, bei denen es<br />
auf hohe Korrosionsbeständigkeit, Festigkeit und geringes Gewicht<br />
ankommt.<br />
Aufgrund des komplizierten Herstellungsprozesses ist Titan zehnmal<br />
teurer als herkömmlicher Stahl. In der Zahnmedizin wird Titan<br />
auch für die Herstellung von Kronen-Brückengerüsten eingesetzt.<br />
Das besondere am Titan ist, dass es nach dem Einbringen in den<br />
Knochen eine Oxidschicht bildet, welche eine Abstoßung des<br />
Fremdkörpers verhindert. Das Implantat verbleibt zunächst unbelastet<br />
im Knochen, und im Rahmen der biologischen Heilung<br />
verwachsen die Knochenzellen mit dem Implantat, sodass es nach<br />
einer gewissen Zeit so fest verwachsen ist, dass es belastet werden<br />
kann.<br />
Bis heute werden Implantate, nach der Entdeckung von Prof. Branemark,<br />
fast ausschließlich aus Titan hergestellt. Zur Oberflächenvergrößerung<br />
wird das Titanimplantat je nach Hersteller noch weiterbearbeitet<br />
um eine rauere und somit größere Fläche für die sich<br />
anlagernden Knochenzellen zu bieten.<br />
Natürlich gab es über die Jahrzehnte Versuche mit neuen Materialien,<br />
wobei man hier die keramischen (Zirkonoxyd) Implantate<br />
erwähnen muss. Nachdem es vor ca. 40 Jahren proportional sehr<br />
viele Misserfolge mit Keramikimplantaten gab (Implantatbrüche),<br />
ließ man eine Weile von diesem Material ab. Seit ca. 10 Jahren haben<br />
einige Hersteller das verwendete Material deutlich verbessert.<br />
Bei Patienten mit einer Titanallergie bietet es sich an, über Keramik-implantate<br />
nachzudenken, wobei auch hier auf einen Implantologen<br />
mit Erfahrung zu achten ist. Weitere Informationen über<br />
Keramik-Iplantate erhalten Sie unter www.z-implant.de<br />
9
Warum kommt es zum Zahnverlust?<br />
Ein gesunder Zahn ist über unzählige kleine Fasern im Kieferknochen<br />
befestigt. Das den Knochen und den Zahn umgebende Zahnfleisch bildet<br />
eine natürliche Schutzbarriere. Ist dieses von der Natur geschaffene System<br />
im Gleichgewicht, so kann man die eigenen Zähne ein Leben lang behalten.<br />
Gesunder Zahn<br />
Die Zahnwurzel ist komplett im Knochen<br />
eingebettet. Das Zahnfleisch<br />
bedeckt den Zahn bis zur Wurzel und<br />
schützt den Knochen vor Infektionen.<br />
Parodontitis<br />
Bei der Parodontitis kommt es zu einer<br />
Entzündung des Zahnhalteapparats<br />
(Zahnfleisch und Knochen). Meistens<br />
langsam verlaufend, erfolgt ein stetiger<br />
Abbau des Knochens mit dem Zahnverlust<br />
als Ergebnis.<br />
Folgen des Zahnverlustes sowie Bedeutung für die Implantation<br />
An der Stelle der Extraktion verheilt der Knochen recht schnell, es kommt<br />
allerdings zu Substanzverlust des Knochens. Dieser Substanzverlust verstärkt<br />
sich im Laufe der Zeit bis hin zu den auf Seite 22 beschriebenen Folgen.<br />
Karies und Parodontitis können dieses System aus dem Gleichgewicht<br />
bringen und zum Zahnverlust führen.<br />
Karies<br />
Karies zerstört zunächst die gesunde<br />
Zahnsubstanz. Wird die Karies nicht<br />
therapiert, ist eine Pulpitis (Nerventzündung)<br />
die Folge. Diese mündet in eine<br />
Wurzelkanalbehandlung.<br />
Häufig gelangen Bakterien über die<br />
Wurzel hinaus in den Knochen, was zu<br />
Zysten führt. Meistens werden davon<br />
betroffene Zähne extrahiert.<br />
Kieferknochenabbau<br />
Nach Extraktion eines Zahnes sinkt der<br />
Knochen deutlich ein.<br />
Für ein geplantes Implantat erfordert<br />
die Situation infolgedessen Knochenaufbaumaßnahmen.<br />
In leichteren Fällen, so zum Beispiel bei Einzelzahnersatz, reichen kleine<br />
Knochenaufbaumaßnahmen aus, um den Substanzverlust auszugleichen.<br />
Siehe laterale Augmentation: Seite 35.<br />
10<br />
11
Fortgeschrittener Knochenabbau<br />
Ist das Implantat der bessere Zahn?<br />
Vollbezahnter Kiefer<br />
Zahnverlust, deutlicher Knochenabbau<br />
A. DÜRERS MUTTER<br />
Albrecht Dürer portraitierte seine Mutter im<br />
Alter von 63 Jahren. Komplett zahnlos sieht<br />
man das typische eingefallene Profil einer Greisin.<br />
Dies als Folge des kompletten Zahnverlustes<br />
mit über Jahre fortschreitendem Knochenabbau.<br />
Heute bemüht man sich möglichst rasch nach<br />
dem Zahnverlust zu implantieren, um dadurch<br />
Knochen zu stimulieren und zu erhalten.<br />
Häufig wird der Wunsch geäußert, einen problematischen Zahn zu<br />
ziehen und statt diesem einfach mal ein Implantat einzusetzen.<br />
Zunächst bietet die heutige Zahnheilkunde enorme Möglichkeiten,<br />
Zähne zu erhalten. Was der mündige Patient aber darüber hinaus wissen<br />
muss, ist, dass ein Implantat weitaus pflegebedürftiger als der eigene<br />
natürliche Zahn ist.<br />
Womit wir bei einem wichtigen Punkt wären, denn technisch kann man fast<br />
in jeder Situation Implantate einsetzen, nur muss man im Einzelfall prüfen,<br />
ob das die für den Patienten sinnvolle, gewinnbringende Therapie ist.<br />
Ist das Immunsystem stabil, die Putzgewohnheiten sowie das Verständnis<br />
für die komplexe Behandlung beim Patienten vorhanden? Sofern man die<br />
eigenen Zähne vernachlässigt hat, wird man die Implantate auch nicht lange<br />
im Mund behalten.<br />
Der eigene Zahn besitzt eine natürliche Abwehrbarriere gegen Angriffe, der<br />
im Mundraum lebenden Bakterien. Ein Implantat besitzt diese nicht, ist somit<br />
anfälliger für Zahnfleischentzündungen, die langfristig zu Implantatverlusten<br />
führen. Besteht eine akute Parodontose, raucht der Patient eventuell,<br />
so sind das Faktoren die einen Erfolg ausschließen können, was also weder<br />
am Zahn arzt/Implantatsystem, sondern an biologischen Gesetzmäßigkeiten<br />
des orofazialen Systems liegt.<br />
Es obliegt also dem Behandler auf diese Gesetzmäßigkeiten nicht nur hinzuweisen,<br />
sondern auch eine Behandlung eventuell abzulehnen, sofern die<br />
Grundlagen für einen langfristigen Erfolg nicht gegeben sind.<br />
Fortgeschrittener Knochenverlust<br />
Fortgeschrittener Knochenverlust, zahnlos<br />
12<br />
13
IMPLANTATDESIGN<br />
Bei dem Implantatdesign haben sich die Schrauben- und Zylinderimplantate<br />
durchsetzen können, wobei herstellerbedingt viele Varianten<br />
der Grundformen existieren.<br />
Die meisten Systeme sind zweiteilig, d. h. der Implantatkörper entspricht<br />
annähernd der früheren Zahnwurzel und birgt innen ein<br />
Gewinde, welches die Möglichkeit bietet, nach der Einheilphase den Implantataufbau<br />
(Abutment) einzuschrauben. Auf das Abutment wird später<br />
die Krone geschraubt oder zementiert.<br />
Krone wird auf<br />
Abutment zementiert<br />
Krone<br />
Abutment wird auf Implantat<br />
verschraubt ...<br />
Abutment<br />
Zylinderimplantat<br />
Schraubenimplantat<br />
Abutmentschraube<br />
Implantat<br />
Obige Darstellung zeigt zwei verschiedene Implantat-Designs. Diese<br />
variieren hinsichtlich der Form, wobei es sich hier um zylinderförmige<br />
oder schraubenförmige Variationen handelt. Die Oberfläche wird<br />
von den Herstellern nach eigenen Verfahren bearbeitet, um eine rauere<br />
und somit größere Oberfläche zu erzielen.<br />
In der Regel bestehen die Abutments ebenfalls aus Titan. In ästhetisch<br />
anspruchsvollen Fällen werden diese allerdings aus Zirkonoxid (Keramik)<br />
gefräst. Dadurch können graue Ränder an den Kronenrändern vermieden<br />
werden. Die Ästhetik ist vollkommen.<br />
Neben den obigen Designs gibt es noch viele Variationen. Wesentlich<br />
ist, dass bei korrekter Anwendung alle Implantatsysteme funktionieren.<br />
Keramik-Abutment<br />
14<br />
15
Entscheidend für den langfristigen Erfolg ist eine spaltfreie Verbindung<br />
zwischen dem Implantat und dem Abutment/Aufbau. In diesem Punkt<br />
liegt der entscheidende Unterschied zwischen den einzelnen Implantatherstellern.<br />
Jede Firma hat ihr eigenes Patent, um das Abutment mit dem Implantatkörper<br />
spaltfrei zu verbinden.<br />
Häufig werden heutzutage einteilige Implantate gesetzt, das heißt Abutment<br />
und das Implantat sind aus einem Guss, wodurch eine Spaltbildung<br />
ausgeschlossen ist.<br />
Vorbereitung einer Implantation<br />
Im<br />
ersten Gespräch wird der Behandler zunächst die sogenannte<br />
Anamnese erfragen, d. h. den allgemeinen Gesundheitszustand<br />
des Patienten klären. Er wird sein Augenmerk auf die Mundhygiene richten,<br />
denn sollte der Patient diese nachlässig betreiben, stellt sich die Frage,<br />
ob man implantieren sollte.<br />
Auch Implantate lockern sich, wenn die Mundhygiene nicht optimal ist<br />
(Periimplantitis)! Besteht bereits eine Parodontoseerkrankung so ist diese<br />
primär zu behandeln und die Ursache zu klären.<br />
(Bei genetischer Veranlagung für eine Parodontoseerkrankung ist das<br />
Risiko eines Implantatverlustes höher.)<br />
Von Bedeutung ist die eventuelle Einnahme blutverdünnender Medikamente,<br />
des Weiteren sogenannter Biphosphonate im Rahmen einer Tumortherapie<br />
oder eine eventuelle Diabetes bzw. Osteoporoseerkrankung.<br />
Einteiliges Implantat<br />
Ist der Allgemeinzustand geklärt, wendet man sich der speziellen implantologischen<br />
Anamnese/Diagnostik zu.<br />
WICHTIG: Einteilige Implantate können nicht in jeder Situation gesetzt<br />
werden.<br />
16<br />
17
RÖNTGEN-DIAGNOSTIK<br />
Nach Inspektion der Mundhöhle kommt der Röntgendiagnostik eine entscheidende<br />
Bedeutung zu. Eine sogenannte Panoramaaufnahme (OPTG)<br />
zeigt dem Behandler alle knöchernen Strukturen des Ober- bzw. Unterkiefers<br />
sowie die Lage sensibler anatomischer Strukturen wie Nervenkanäle<br />
sowie Nasennebenhöhlen.<br />
Dreidimensionale Diagnostik (DVT)<br />
Seit einiger Zeit gibt es ein neues Diagnoseverfahren, die digitale Volumentomografie.<br />
Mit der DVT-Technologie können Körperbereiche im<br />
Kopf-Hals-Bereich dreidimensional dargestellt werden.<br />
In der <strong>Implantologie</strong> und in der zahnärztlichen Chirurgie bietet diese<br />
Technologie enorme Vorteile – bei deutlich weniger Strahlenbelastung als<br />
bei einem CT.<br />
Vor allem bei reduziertem Knochenangebot lässt sich die Implantatposition<br />
mithilfe einer DVT-Aufnahme und spezieller Software genau berechnen.<br />
Mithilfe der Planungssoftware lassen sich sogenannte Bohrschablonen<br />
herstellen, die eine präzise Implantation gewährleisten.<br />
OPTG<br />
Anhand dieser zweidimensionalen Übersicht kann man den Schwierigkeitsgrad<br />
der Behandlung von leicht bis schwer bereits einschätzen<br />
und somit den Aufwand (Zeit/Kosten) mit dem Patienten besprechen.<br />
Das Entscheidende für das Einheilen der Implantate ist das Knochenvolumen<br />
am Ort der geplanten Implantation. Sollte der Knochen<br />
aufgrund einer bereits vor Jahren durchgeführten Zahnextraktion bereits<br />
stark geschrumpft sein, so kann dies die Implantation stark erschweren<br />
bzw. diverse Vorbehandlungen notwendig machen. Ein weiteres wichtiges<br />
Kriterium ist die Lage von wichtigen anatomischen Strukturen zum geplanten<br />
Implantat.<br />
Das OPTG zeigt, ob man mit genügend Abstand zu bestimmten Nerven<br />
und der Kieferhöhle implantieren kann oder ob auch hier vorbereitende<br />
Maßnahmen zu treffen sind.<br />
DVT-Aufnahme<br />
18<br />
19
BEHANDLUNGS-ABLAUF<br />
ZEITPLAN<br />
Lesen Sie nun in Teil 2 die für Sie relevanten Abschnitte. Hierzu benutzen<br />
Sie die folgenden Hinweise, um Ihren Befund sowie die notwendigen<br />
Behandlungen zu bestimmen.<br />
Welcher Befund liegt in meinem Fall vor?<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
Informationsgespräch und Vorbehandlungen<br />
Aufklärung und Diagnostik<br />
Zahnsanierung Prophylaxe<br />
Planung und Kostenaufstellung<br />
Implantation *Sinuslift, Blockentnahme<br />
In der Regel ambulant<br />
Nahtentfernung nach 10–14 Tagen<br />
evtl. Antibiotikaeinnahme<br />
Chlorhexamed-Spülung<br />
Freilegung der Implantate<br />
Einbringen der Einheilkappen<br />
Evtl. Röntgenkontrolle<br />
Zahnersatzherstellung<br />
Abdrucknahme fürs Dentallabor<br />
Zahnersatz-Einprobe/n<br />
Einsetzen des fertigen Zahnersatzes<br />
Je nach Ausgangssituation<br />
2–8 Wo.<br />
Einheilphase Unterkiefer<br />
in der Regel 2<br />
Monate. Oberkiefer<br />
3 Monate.<br />
*Bis zu 9 Monaten<br />
Ca. 2 Wochen<br />
2–4 Wochen<br />
Es fehlt ein Zahn, die Zahnlücke ist beidseitig von gesunden Zähnen umgeben.<br />
Befundklasse 1: Seite 22 Mit Knochenaufbau? Ja<br />
Im Oberkiefer?<br />
Seite 38–41<br />
Im Unterkiefer?<br />
Seite 35–37<br />
Es fehlen mehrere Zähne nebeneinander. Lücke von Zähnen begrenzt.<br />
Befundklasse 2: Seite 24 Mit Knochenaufbau? Ja<br />
Im Oberkiefer?<br />
Seite 38-41<br />
Im Unterkiefer?<br />
Seite 35–37<br />
Es fehlen alle Backenzähne einer Seite, kein endständiger Zahn vorhanden.<br />
Befundklasse 3: Seite 26 Mit Knochenaufbau? Ja<br />
Im Oberkiefer?<br />
Seite 38–41<br />
Im Unterkiefer?<br />
Seite 35–37<br />
Es fehlen alle Backenzähne auf beiden Seiten eines Kiefers.<br />
Befundklasse 4: Seite 28 Mit Knochenaufbau? Ja<br />
Im Oberkiefer?<br />
Im Unterkiefer?<br />
Seite 38–41<br />
Seite 35–37<br />
Es fehlen alle Zähne eines oder beider Kiefer.<br />
Befundklasse 5: Seite 30 Mit Knochenaufbau? Ja<br />
Im Oberkiefer?<br />
Seite 38–41<br />
Im Unterkiefer?<br />
Seite 35–37<br />
Als Sofortimplantat ? Ja Seite 45<br />
20<br />
21
2<br />
Ausgangsbefund:<br />
Ein Backenzahn (Zahn 15) fehlt.<br />
Gesunde Zähne neben der Zahnlücke,<br />
füllungsfrei.<br />
BEFUNDKLASSEN<br />
1. Einzelzahnersatz:<br />
Sportunfälle, genetisch bedingte Nichtanlage von Zähnen und Verlust<br />
durch Parodontitis oder Karies verursachen unansehnliche Zahnlücken.<br />
Aus kosmetischen als auch aus funktionellen Gründen wird man also diese<br />
Lücken schließen wollen.<br />
Konservative Brückenversorgung:<br />
Pfeilerzähne für Brückenversorgung<br />
abgeschliffen.<br />
Hierbei bedeutet konventioneller Zahnersatz weiteren erheblichen<br />
biologischen Substanzverlust. Es muss nämlich zwangsläufig gesunde<br />
Zahnsubstanz der Nachbarzähne abgeschliffen werden, um eine Brücke<br />
einsetzen zu können. Ein weiterer Nachteil der konventionellen Versorgung<br />
ist, dass der Knochen an der Extraktionsstelle mit der Zeit schrumpft,<br />
es entsteht eine Lücke, an den Kronenrändern entstehen Spalten.<br />
Konservative Brückenversorgung:<br />
Teilverblendete Brücke auf zwei Pfeilerzähnen.<br />
Sogenannte Regelleistung.<br />
Die moderne <strong>Implantologie</strong> ermöglicht es, das Implantat genau an die<br />
Stelle des verlorenen Zahnes zu setzen, die Krone ersetzt den Zahn auf<br />
natürliche, harmonische Weise ,ohne gesunde Zahnsubstanz opfern zu<br />
müssen.<br />
A<br />
B<br />
Implantologische Lösung:<br />
A Zähne neben der Lücke bleiben unangetastet.<br />
Implantat in situ.<br />
Lesen Sie hierzu den Patientenbericht von Herrn<br />
Lars B. auf Seite 62–63<br />
B<br />
Krone wird auf das Implantat verschraubt.<br />
22<br />
23
Ausgangsbefund:<br />
Alle 4 Schneidezähne fehlen.<br />
Implantatlösung:<br />
Keramische Brücke auf zwei<br />
Implantaten, verschraubte<br />
Variante.<br />
Konservative Brückenversorgung:<br />
Pfeilerzähne für Brückenversorgung<br />
abgeschliffen.<br />
Konservative Brückenversorgung:<br />
Teilverblendete Brücke auf zwei Pfeilerzähnen.<br />
Sogenannte Regelleistung.<br />
2. Große Schaltlücke ergänzen<br />
Herkömmliche Brücken können bis zu 3 Zähne ersetzen. Fehlen mehr<br />
als 3 Zähne in Reihe und sind die eigenen Zähne bereits geschwächt, so<br />
kommt zunächst nur herausnehmbarer Zahnersatz infrage.<br />
Ausnahme im Schneidezahnbereich, hier sind bis zu vier fehlende Zähne<br />
mit einer herkömmlichen Brücke ersetzbar.<br />
Hierbei können Implantate sinnvoll eingesetzt werden, zum einen als Alternative<br />
zu einer Brücke, indem ein Implantat jeweils einen Zahn ersetzt,<br />
bzw. als zusätzlicher unterstützender Pfeiler in einem Brückenverband.<br />
Dies sichert den Langzeiterfolg einer langspannigen Brücke, die sonst langfristig<br />
zu einer Überlastung und Verlust der eigenen Zähne führen würde.<br />
Implantologische Lösung:<br />
Zähne neben der Lücke bleiben unangetastet.<br />
Implantat in situ.<br />
Tipp: „Nicht jeder fehlende Zahn muss durch ein<br />
Implantat ersetzt werden. Häufig reichen z. B. zwei<br />
Implantate für die Herstellung einer Brücke.“<br />
Boris Shrage<br />
24<br />
25
Ausgangsbefund:<br />
Alle Backenzähne fehlen, EINSEITIG.<br />
sogenannte Freiendsituation.<br />
3. Alle Seitenzähne fehlen. Einseitig s. g. Freiendsituation<br />
Sind alle Seitenzähne gezogen worden (einseitig/beidseitig), so bleibt üblicherweise<br />
nur die Möglichkeit, den Patienten mit herausnehmbaren ZE<br />
zu versorgen, da der/die hinteren Pfeiler fehlt/fehlen. Auch hier bietet die<br />
moderne <strong>Implantologie</strong> dem Patienten die Wahl, sich die gewohnte Lebensqualität<br />
zu erhalten.<br />
Sinnvoll ist in solchen Fällen eine zeitnahe implantologische Versorgung,<br />
um möglichen Knochenabbau und somit spätere komplizierte Behandlungen<br />
zu vermeiden.<br />
Konservative Versorgung:<br />
Modellgussprothese.<br />
Gaumen durch Metallbügel abgedeckt.<br />
Implantate eingepflanzt:<br />
Pro fehlendem Zahn, ein Implantat.<br />
Im Oberkiefer sinnvoll.<br />
Implantologische Lösung:<br />
Kronen auf Implantaten verschraubt.<br />
26<br />
27
Ausgangsbefund:<br />
Beidseitig fehlende Backenzähne,<br />
Unterkiefer.<br />
4. Alle Backenzähne fehlen. Beidseitig verkürzte Zahnreihe<br />
Fehlen alle Seitenzähne, so ist die übliche Lösung eine herausnehmbare<br />
Prothese. Diese wird an den noch vorhandenen Zähnen z. B. über Klammern<br />
wie in unserer Grafik auf Seite 29 befestigt. Alternativ kommen<br />
beidseitig auch Riegel, Geschiebe oder Teleskope zur Anwendung, um<br />
die Prothese bissfest im Mund zu stabilisieren. Hierfür müssen wiederum<br />
mehrere Zähne beschliffen und überkront werden.<br />
Regelversorgung:<br />
Modellgussprothese mit Unterzungenbügel.<br />
Implantologische Lösung:<br />
Fünf Implantate eingepflanzt.<br />
Implantologische Lösung:<br />
Kronen auf Implantaten verschraubt.<br />
28<br />
29
Ausgangsbefund:<br />
Zahnloser Oberkiefer.<br />
5. Zahnloser Kiefer<br />
Alle Zähne fehlen. Feste Versorgung auf Implantaten möglich. Dafür sind<br />
im Oberkiefer min. 8 und im Unterkiefer min. 6 Implantate notwendig.<br />
Regelversorgung:<br />
Totalprothese im Oberkiefer.<br />
Zahnersatzalternativen für den zahnlosen Kiefer<br />
Eine Implantatversorgung bedeutet nicht in jedem Fall die Versorgung mit<br />
festsitzendem/zementiertem Zahnersatz. Häufig stabilisiert man eine Prothese<br />
über Verbindungselemente, die an den Implantaten befestigt werden.Die<br />
so befestigte Prothese ist absolut stabil und ästhetisch hochwertig,<br />
sie muss lediglich zum Reinigen herausgenommen werden.<br />
Teleskop-Prothese auf 6 Implantaten im Oberkiefer<br />
Implantologische Lösung:<br />
Acht Implantate mit Aufbauten<br />
eingeheilt.<br />
Implantologische Lösung:<br />
Verschraubte Brücke auf Implantaten.<br />
Steg-Prothese im Oberkiefer<br />
30<br />
31
Ablauf der Operation<br />
Unter Lokalanästhesie (örtlicher Betäubung) wird am Ort der Implantation<br />
das Zahnfleisch soweit wie nötig zurückgeklappt. Nun kann<br />
mit 2–4 Knochenerweiterern ein Schacht für das Implantat gebohrt werden.<br />
Das Implantat wird in den Schacht hineingeschraubt, mit einem Deckel<br />
verschlossen und das Zahnfleisch wird zurückgeklappt und vernäht.<br />
Vorbohrung des Implantatstollens<br />
Implantat eingesetzt ,,mit Zahnfleisch bedeckt“<br />
Nach ca. 4 Wochen erfolgt die Freilegung des Implantats. Über dem Implantat<br />
wird das Zahnfleisch ausgestanzt und ein Platzhalter, ein sogenanntes<br />
Einheilkäppchen eingesetzt (Abb. 3). Nun verheilt das Zahnfleisch<br />
rund um den Platzhalter, damit nach weiteren 4–6 Wochen der Zahnersatz<br />
eingesetzt werden kann (Abb. 4).<br />
Minimalinvasive OP-Technik<br />
Häufig lässt sich das großflächige Aufklappen des Zahnfleischs vermeiden.<br />
Bei günstiger Ausgangslage -gutes Knochenangebot, ausreichend<br />
OP-Erfahrung- reicht es aus, direkt an der Implantationsstelle ein<br />
wenig Zahnfleisch auszustanzen, um durch diese Ausstanzung die Bohrungen<br />
sowie das Implantat einzuführen.<br />
VORTEILE:<br />
Kürzere OP-Dauer<br />
Weniger Nachbeschwerden<br />
Geringere Kosten<br />
Abb. 1 Abb. 2<br />
Nach 4 Wochen Einheilkappe gesetzt Krone nach ca. 3 Monaten verschraubt<br />
Abb. 3 Abb. 4<br />
32<br />
33
KNOCHENAUFBAUMAßNAHMEN/<br />
AUGMENTATIONEN<br />
Im ersten Kapitel haben Sie erfahren, dass unter Umständen der<br />
Knochen zur Aufnahme von Implantaten aufgebaut werden muss.<br />
Die nächsten Seiten beschreiben den Umfang und Ablauf dieser Knochenaufbaumaßnahmen<br />
im Einzelnen.<br />
Hierbei werden die gängigsten Methoden erwähnt, als auch solche, die seltener<br />
angewandt werden.<br />
Fragen Sie Ihren Behandler ,ob und welche Maßnahmen vorgesehen sind.<br />
Benutzen Sie hierfür die Checkliste auf Seite Seite 50<br />
Abb 1.<br />
Abb 2.<br />
Abb 3.<br />
Laterale Augmentation<br />
Nach Implantatinsertion ist das Implantat<br />
teilweise nicht von Knochen bedeckt. Um<br />
den langfristigen Erfolg zu gewährleisten,<br />
muss „augmentatiert“ werden (Abb 1.).<br />
Eine Mischung aus eigenem während der<br />
OP aus dem „Implantatstollen“ entnommenem<br />
Knochen sowie einem Präparat aus der<br />
Dentalindustrie wird an die Stellen gelegt,<br />
die frei liegen, und sogleich mit einer speziellen<br />
Folie/Membran abgedeckt (Abb 2. und<br />
3.).<br />
Die Folie schützt das eingebrachte Material<br />
und ermöglicht ihm das Einheilen an der betroffenen<br />
Stelle.<br />
Die beschriebenen Maßnahmen stellen die<br />
einfachsten und am häufigsten vorkommenden<br />
Knochenaufbaumaßnahmen dar.<br />
Manche Folien lösen sich von alleine auf,<br />
meistens jedoch muss die Folie in einem<br />
zweiten kleinen Eingriff entfernt werden.<br />
Abb 4.<br />
34<br />
35
BLOCKENTNAHME<br />
Ist der Substanzverlust am Knochen groß, so sind aufwendigere Aufbaumaßnahmen,<br />
eventuell in mehreren Operationen, notwendig.<br />
SPENDERGEBIETE<br />
Sofern das vorhandene Knochenangebot es nicht gestattet, das Implantat<br />
in der ersten OP in einer gewissen Mindestlänge/- stabilität einzubringen,<br />
ist zu entscheiden ob der fehlende Knochen aus einem Spenderbereich als<br />
Knochenblock an der betroffenen Stelle fixiert wird. Wenn möglich wird in<br />
der selben Sitzung das Implantat gesetzt, in vielen Fällen muss das Einheilen<br />
des Knochenblocks abgewartet werden.<br />
3<br />
Somit hat man unter Umständen mehrere chirurgische Eingriffe vor sich,<br />
was die Behandlungsdauer verlängert.<br />
Häufig im Oberkiefer-Schneidezahnbereich<br />
und im Unterkiefer-Seitenzahnbereich<br />
Bei den Blöcken handelt es sich um Entnahmen aus dem eigenen Körper,<br />
zumeist aus den hinteren Bereichen des Ober -bzw. Unterkiefers, die genug<br />
„Material“ bieten.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Kinnregion<br />
Ramus alveolaris<br />
Tuber<br />
1<br />
2<br />
36<br />
37
Interner Sinuslift: Bei leicht verringertem Knochenangebot<br />
lässt sich der Kieferhöhlenknochen über den für das Implantat gebohrten<br />
Zugang mit den entsprechenden Instrumenten anheben.<br />
Sinuslift: Hat man vor, im Oberkieferseitenzahngebiet zu<br />
implantieren, so sind unter anderem folgende Umstände zu berücksichtigen.<br />
Zum einen handelt es sich an dieser Stelle häufig um einen weniger<br />
festen/dichten Knochen, zum anderen ist das Knochenangebot häufig<br />
durch die angrenzende Kieferhöhle begrenzt.<br />
Man hat also häufig nur 2–4 Millimeter bis zur Kieferhöhle (Sinus<br />
maxillaris), somit wäre ohne ein knochenaufbauendes Vorgehen kein<br />
inserieren der Implantate möglich. Je nach vorhandenem Knochenangebot<br />
haben sich die beiden folgenden Verfahren bewährt.<br />
Zeitgleich mit dem Implantat wird Knochenersatzmaterial eingebracht und<br />
verdichtet, um ein entsprechend günstiges Implantatlager zu erzielen. Diese<br />
Methode ist relativ unkompliziert, das Implantat kann zeitgleich eingebracht<br />
werden.<br />
Die Einheilzeit verlängert sich entsprechend.<br />
Lateraler Sinuslift: Ist der Knochen stark geschrumpft,<br />
häufig der Fall, sofern die Extraktion der Zähne bereits lange her ist, so ist<br />
der chirurgische Aufwand höher. Um ausreichend Knochenersatzmaterial<br />
einbringen zu können, schafft man sich über eine Fensterung der Kieferhöhle<br />
einen breiteren Zugang.<br />
Nachdem das Material eingebracht wurde entscheidet der Behandler jeweils<br />
nach der Situation, ob eine gleichzeitige Implantation sinnvoll ist<br />
oder man erst die Bildung neuen Knochens abwartet.<br />
Der laterale Sinuslift ist häufig mit Schwellungen und nachträglichen<br />
Schmerzen verbunden, sodass sich hierbei einige Tage Ruhe empfehlen.<br />
Beim Sinuslift handelt es sich einerseits um eine oft unumgängliche OP,<br />
sofern man das Versorgen möchte, gleichzeitig ist die OP für den Patienten<br />
wie beschrieben mit einigen unangenehmen Nachwehen verbunden.<br />
Aus diesem Grund haben sich einige Chirurgen Gedanken gemacht,<br />
wie man den erwünschten Effekt erzielt, ohne die Patienten so stark zu<br />
belasten wie bisher. Dabei sind folgende Verfahren entstanden/entwickelt<br />
worden.<br />
38<br />
39
Moderne Minimalinvasive Sinusliftverfahren<br />
Ballonverfahren nach Benner, Bauer, Heuckmann<br />
Balloon-Lift-Control (BLC) ist ein minimalinvasives, sehr sicheres Verfahren<br />
zur augmentativen Ablösung der Kieferhöhlenschleimhaut im Seitenzahngebiet.<br />
Unabhängig von der vertikalen Höhe des knöchernen Sinusbodens<br />
kann die Schleimhaut um mehr als 10 mm angehoben werden.<br />
BLC besteht aus zwei Instrumenten, durch die ein Ballonkatheter nach Impression<br />
des geschwächten Bodens in die Kieferhöhle eingebracht wird.<br />
Der Ballon wird dann mit einer Flüssigkeit auf die gewünschte Höhe gedehnt.<br />
So wird die Sinusbodenaugmentation zu einem leicht und schnell<br />
durchführbaren Verfahren ohne die typischen Komplikationen des herkömmlichen<br />
Sinuslifts.<br />
Piezoverfahren – Intralift<br />
nach Wainwright, Kurrek et al.<br />
Piezoschallgerät zur Anhebung der Schleimhaut.<br />
Damit ist es nun erstmals möglich,<br />
minimalinvasiv – also ohne großen Schnitt<br />
– die Kieferhöhle zu öffnen, um hier umfangreich<br />
Knochenersatzmaterial zum Aufbau<br />
des Kieferknochens zu platzieren.<br />
Durch Ultraschall wird ein gerade mal 2,8<br />
mm großer Zugang geschaffen, der nach<br />
der Operation mit nur einem Stich genäht<br />
wird. Das Gerät erlaubt – weltweit erstmals<br />
– eine hydrodynamische Sinusbodenelevation<br />
durch einen ultraschallinduzierten Kavitationseffekt.<br />
Die Kieferhöhlenmembran (Schneider‘sche<br />
Membran) wird somit sicher und umfangreich<br />
vom Kieferknochen gelöst.<br />
1.<br />
2.<br />
1.<br />
2.<br />
Im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden<br />
des Sinuslifts ist dieser Eingriff bereits nach<br />
wenigen Minuten beendet und der Patient<br />
kann danach unmittelbar in den Alltag zurückkehren.<br />
Nur in äußerst seltenen Fällen<br />
treten Schmerzen oder Schwellungen auf.<br />
3.<br />
3.<br />
4.<br />
40<br />
4.<br />
41
PRP – Das Wundermittel beim Knochenaufbau?<br />
Schon lange weiß man, dass im Blut Bestandteile enthalten sind, die das<br />
natürliche Wachstum von Knochen und Gewebe unterstützen. Eine Eigenschaft,<br />
die neben der Parodontologie vor allem in der <strong>Implantologie</strong> nützlich<br />
ist, da hier eine schnelle Knochenneubildung und eine Verkürzung der Einheilphase<br />
der künstlichen Zahnwurzel erwünscht ist. Um die im Blut enthaltenen<br />
Wachstumsfaktoren anzureichern, wird kurz vor oder während der<br />
Behandlung dem Patienten eine geringe Menge (ca. 10–80 ml) Eigenblut<br />
entnommen.<br />
Da der Wachstumsfaktor in den Thrombozyten (Blutplättchen) enthalten<br />
ist, wird durch Zentrifugation des Blutes ein Thrombozytenkonzentrat<br />
gewonnen. Als Bezeichnung für dieses Thrombozytenkonzentrat hat sich in<br />
der nationalen und internationalen zahnmedizinischen Literatur die medizinisch<br />
eigentlich inkorrekte Bezeichnung „Platelet Rich Plasma“ (PRP) eingebürgert.<br />
Nutzt PRP wirklich?<br />
Mehrere Studien haben festgestellt, dass PRP keine wesentliche Verbesserung<br />
bringt. Die Kosten für diese Behandlung sollte man sich sparen.<br />
Ein- bzw. zweiphasige Implantate<br />
Das konventionelle <strong>Implantologie</strong>verfahren sieht ein zweizeitiges Vorgehen<br />
vor. Zunächst wird das Implantat in den Knochen geschraubt<br />
und heilt in der Regel 3–6 Monate unter dem Zahnfleisch unbelastet ein.<br />
Im nächsten Schritt wird das Zahnfleisch über dem Implantat ausgestanzt,<br />
der Verschluss des Gewindegangs entfernt und das sogenannte Abutment<br />
eingeschraubt. Dieses trägt dann die Zahnkrone, Brücke oder Prothese.<br />
Dieses Vorgehen hat sich in den letzten vier Jahrzehnten als sicheres Verfahren<br />
durchgesetzt. Es birgt aber einige Problemquellen. Das Abutment<br />
muss eingeschraubt werden, kommt es zu einer Schraubenlockerung, so<br />
kann diese brechen oder einfach nur einen Mikrospalt ermöglichen, der<br />
Bakterien Unterschlupf bietet. Beide Varianten sind für die Prognose eines<br />
Implantats negativ.<br />
Aus diesem Grund befürworten einige Implantologen sogenannte einteilige/einphasige<br />
Implantate.<br />
Knochenspreizung<br />
Bei zu schmalem Kiefer ist es möglich, den Kieferknochen durch eine Knochenspreizung<br />
auf die Implantateinbringung vorzubereiten. Bei einer bewährten<br />
Technik wird der schmale Knochen mithilfe spezieller Meißel, feiner<br />
Sägen oder Fräsen in ein lippenseitiges und ein zungeseitiges Blatt gespalten,<br />
dann die Implantate in den entstandenen Spalt eingebracht und die restlichen<br />
Hohlräume mit Knochen- oder Knochenersatzpartikeln gefüllt.<br />
Ein anderes Verfahren nutzt spreizende, nicht abtragende Bohrer in aufsteigender<br />
Größe, um Raum für die Implantate auch im schmalen Knochen<br />
zu schaffen.<br />
Einteiliges Implantat der<br />
Firma Implantdirect<br />
42<br />
43
Dabei handelt es sich um Implantate die nicht zusammengeschraubt werden,<br />
sondern aus einem Guss bestehen. Bereits nach der Implantatinsertion<br />
ragt der Aufbau aus dem Zahnfleisch so heraus, dass eine Krone/Brücke<br />
aufgesetzt werden kann.<br />
Der Unterschied besteht zum einen in der OP-Technik. Es wird kein zylindrischer<br />
Schacht ausgebohrt, sondern lediglich eine dünne Führungsbohrung<br />
in der Länge des Implantats. Der weitere Unterschied sind die<br />
deutlichen Schraubenwindungen, die es erlauben, das Implantat von vornherein<br />
mit einem für die Kaubelastung ausreichenden Widerstand einzuschrauben.<br />
Dieses Vorgehen erfordert ausreichend Erfahrung des Implantologen, da<br />
der Erfolg wesentlich von der während der Implantation vom Chirurgen zu<br />
tastenden Knochendichte abhängt.<br />
Zähne in einer Stunde –mithilfe von Implantaten!<br />
Geht das?<br />
Viel ist heute möglich, so auch die sogenannte Sofortbelastung nach<br />
navigationsunterstützter Implantation.<br />
Aber ...<br />
... nachdem in den Medien einiges darüber berichtet wurde, sind viele Patienten<br />
neugierig geworden und fragen sich, warum ihr Behandler immer<br />
noch „behauptet“, dass die Implantate 3-–6 Monate unbelastet einheilen<br />
müssen ...<br />
Eigentlich ist es ganz einfach: „Nicht bei jedem geht alles!“<br />
Röntgenbild:<br />
Zahn 46 fehlt<br />
Röntgenbild: Einteiliges<br />
Implantat,eingepflanzt<br />
Ausgehend von der Anzahl der zu setzenden Implantate, der Position der<br />
Implantate im Kiefer und der geplanten prothetischen Versorgung bieten<br />
sich Möglichkeiten Implantate sofort mit Zahnersatz zu versorgen. Hierfür<br />
müssen bestimmte dem erfahrenen Behandler bekannte Kriterien erfüllt<br />
sein, was nicht immer der Fall ist.<br />
Man sollte bedenken, dass drei Monate hinsichtlich des Gesamterfolgs<br />
keine wesentliche Rolle spielen sollten, und lieber bewährte, erfolgreiche<br />
Behandlungsstandards eingehalten werden sollten.<br />
Arbeitsmodell für<br />
die Keramikkrone<br />
44<br />
45
Risiken der Implantation<br />
Die Verletzung<br />
von<br />
Die Verletzung<br />
von<br />
wichtigen<br />
wichtigen<br />
Im Oberkiefer ist vor allem die Kiefer-Nasenhöhle gefährdet, es kann<br />
hier bei falscher Planung zu Perforationen kommen. Des Weiteren sind am<br />
Gaumen verlaufende Blutgefäße gefährdet.<br />
Im Unterkiefer ist hauptsächlich der Nervus alveolaris gefährdet, ebenso<br />
Blutgefäße. Hierbei sind die Verletzungen zum Teil irreversibel.<br />
Deshalb kommt der Planung/Diagnostik ein sehr hoher Stellenwert zu.<br />
Plant der Chirurg den Eingriff sorgfältig, so kann im Grunde nichts passieren.<br />
Um das richtige Gefühl für die Sorgfalt und die Erfahrung des Arztes zu bekommen,<br />
sollten Sie unsere Checkliste/Fragebogen nutzen. Diese helfen<br />
Ihnen, die richtigen Fragen zu stellen, ohne die Kompetenz des Behandlers<br />
infrage zu stellen.<br />
Gefährdete Strukturen:<br />
anatomischen Strukturen ist das größte<br />
Risiko, wobei sich die Risiken für Oberund<br />
Unterkiefer unterscheiden.<br />
Nach der OP:<br />
Nervirritation–Verletzungen<br />
Kieferhöhleneröffnung<br />
Blutungen<br />
Verletzung von Nachbarzähnen<br />
Fehlerhafte Positionierung der Implantate<br />
Keine Primärstabilität<br />
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass es einen gewissen Anteil an Misserfolgen<br />
gibt. Trotz sorgfältiger Planung und richtigem operativem Vorgehen<br />
erlebt man, dass Implantate nicht einheilen. Laut langjährigen Statistiken<br />
liegt die Erfolgsaussicht durchgehend bei über 90 %!<br />
Häufig passiert dies bereits in den ersten 4 Wochen nach der OP. Sollte<br />
bei Ihnen ein Verlust eintreten, so bedeutet dies nicht, dass Sie ungeeignet<br />
bzw. allergisch sind. Es gibt für Implantatverluste nicht immer eine<br />
Erklärung, man weiß aber, dass ein nochmaliges Implantieren nach einer<br />
Wartezeit von ca. 8 Wochen zu einem Erfolg führt.<br />
2<br />
3<br />
1<br />
Komplikationen nach der OP<br />
Normal ist ein gewisser Wundschmerz am Tag der Implantation. Schwellungen<br />
und Blutergüsse treten auch auf, wobei diese stark von der Länge<br />
und dem Ausmaß des Eingriffs abhängen. Diese kleineren Komplikationen<br />
können durch Medikamente in den ersten Tagen nach der OP gut<br />
beherrscht werden.<br />
46<br />
1. Nerv. mandibularis 2. Nerv. mentalis 3. Kieferhöhle<br />
47
Spätkomplikationen/Periimplantitis<br />
Als Spätkomplikation ist die Entzündung des Zahnfleischs und Knochens<br />
rund um das Implantat anzusehen, verbunden mit der Lockerung<br />
und dem Verlust desselbigen.<br />
Werden diese Symptome zu spät behandelt, so greift die Entzündung<br />
auf den Knochen über und zerstört diesen.<br />
Bei mangelnder Pflege der Implantate kommt es zur Anlagerung von Bakterien<br />
an der Implantatoberfläche und somit zu einer Entzündung des<br />
Zahnfleischs, einer sogenannten Mucositis. In diesem Stadium lässt sich ein<br />
weiterer Schaden relativ leicht verhindern, nämlich das Übergreifen der Entzündung<br />
auf den Knochen, die sogenannte Periimplantitis.<br />
Durch intensive Hygienemaßnahmen in Verbindung mit Mundspülungen<br />
lässt sich eine Mucositis ausheilen!<br />
Deutlicher Knochenverlust an beiden Implantaten<br />
Vorbeugung Periimplantitis:<br />
Regelmäßige (mindestens alle 6 Monate) Individualprophylaxetermine<br />
Kein Nikotin<br />
Ausreichend Vitalstoffe/gesunde Ernährung<br />
Häusliche Chlorhexamedspülungen<br />
Zahnfleisch<br />
entzündet<br />
Knochenabbau durch<br />
Plaque und Zahnstein<br />
Behandlung der Periimplantitis:<br />
Chirurgisch<br />
Lasertherapie/antimikrobielle Fotodynamische Therapie<br />
Medikamentös/Chlorhexamed und Antibiotika<br />
Hierzu ist zu bemerken, dass eine Periimplantitis, hat sie sich erstmal festgesetzt,<br />
schwer zu behandeln ist. Der Vorbeugung kommt hier ein sehr großer<br />
Stellenwert zu.<br />
MUCOSITIS<br />
PERIIMPLANTITIS<br />
48<br />
49
Checkliste für das Arztgespräch<br />
Die folgenden Fragen stellen wiederum einen Leitfaden für Ihr Gespräch<br />
mit dem Behandler dar. Vieles wird bereits geklärt sein, doch anhand der<br />
aufgeführten Fragen können Sie prüfen, ob Ihnen der Ablauf der Behandlung<br />
klar ist.<br />
Meine Notizen<br />
MEINE FRAGEN:<br />
Wie viele Implantate benötige ich?<br />
Ist bei mir ein sogenannter Knochenaufbau notwendig?<br />
Wenn ja, wie aufwendig wird dieser?<br />
Ist ein Sinuslift notwendig (nur Oberkiefer)? Intern oder extern?<br />
Sind anatomische Strukturen, z. B. der Hauptnerv im Unterkiefer gefährdet?<br />
Macht ein DVT bzw. eine Bohrschablone bei mir Sinn?<br />
Welchen Zahnersatz bekomme ich auf die Implantate? Fest oder herausnehmbar?<br />
Wie lange muss das Implantat einheilen und wie schnell ist danach der Zahnersatz<br />
hergestellt?<br />
50<br />
51
Abb. 1<br />
BEFUND:<br />
Backenzahn fehlt.<br />
Abb. 3<br />
GLEICHARTIGE VERSORGUNG:<br />
vollkeramische Brücke,<br />
kein Metall sichtbar.<br />
Festzuschuss: ca. 350 €<br />
Eigenanteil: ca. 800 €<br />
KAPITEL 3 ZAHNERSATZ UND FINANZEN<br />
Zur Zeit gilt die Regelung nach dem 2005 eingeführten Festzuschusssystem.<br />
Der gesetzlich Versicherte hat Anspruch auf Gewährung des Festzuschusses für<br />
die sogenannte Regelversorgung.<br />
Ausgehend von Ihrem Zahnbefund (Abb. 1) erhalten Sie für die Regelversorgung ca. 50<br />
% der Gesamtkosten als Zuschuss gewährt. Die Regelversorgung ist die einfachste für<br />
Ihren Befund zutreffende Zahnersatzlösung (Abb. 2).<br />
Entscheiden Sie sich aus ästhetischen oder medizinischen Gründen für eine hochwertige<br />
Versorgung (Abb. 3+4), zum Beispiel eine Implantatversorgung, so steigen die<br />
Gesamtkosten und somit Ihr Eigenanteil, da der Festzuschuss gleich bleibt.<br />
Anspruch auf Erstattung der Kosten für die Implantation hat der Versicherte nicht.<br />
!<br />
Handelt es sich um die prothetische Neuversorgung von bereits vor Jahren gesetzten<br />
Implantaten, so gewährt die GKV einen Zuschuss für den dafür notwendigen Zahnersatz.<br />
Vor Beginn der Behandlung wird ein Heil- und Kostenplan erstellt, dieser beinhaltet<br />
alle Leistungen, die eventuell anfallen können.<br />
Die GKV muss diesem zustimmen sowie den anzusetzenden Zuschuss genehmigen.<br />
Bei komplexen Behandlungen, die mit höheren Kosten verbunden sind, kann die<br />
Krankenkasse einen von ihr zu bestimmenden Gutachter hinzuziehen. Dieser prüft<br />
die medizinische Plausibilität und Korrektheit der beantragten Therapieform.<br />
Häufig implantiert Ihr Zahnarzt nicht selbst, sondern überweist Sie an einen Oralchirurgen.<br />
In diesem Fall erstellt der Zahnarzt den HKP für den Zahnersatz, der Oralchirurg<br />
wird seinerseits die Kosten für den chirurgischen Teil in Form eines Kostenvoranschlags<br />
erstellen.<br />
Auf den nächsten beiden Seiten finden Sie einige Erläuterungen zum Heil- und Kostenplan-Formular.<br />
Bei Implantatplanungen erhalten Sie außer dem HKP noch eine Einzelaufstellung<br />
über die anfallenden Honorare und Materialkosten für die Implantation<br />
als sogenanntes Anhangsformular.<br />
26<br />
52<br />
Abb. 2<br />
REGELVERSORGUNG:<br />
Brücke teilverblendet, z. T. aus Metall.<br />
Festzuschuss: ca. 350 €<br />
Eigenanteil: ca. 350 €<br />
Abb. 4<br />
ANDERSARTIGE VERSORGUNG:<br />
Krone auf Implantat<br />
Festzuschuss: ca. 350 €<br />
Eigenanteil: ca. 1800 €<br />
53
Wie setzen sich die Kosten zusammen?<br />
Im Folgenden finden Sie eine Aufstellung der Leistungen, aus denen sich<br />
der Gesamtpreis einer implantologischen Behandlung zusammensetzt.<br />
Chirurgisch-implantologische Leistungen:<br />
Honorar Arzt/Chirurg<br />
Materialkosten Implantate/Knochenersatz-Aufbaumaterial<br />
Eventuell Narkoseteam<br />
Eventuell spezielle Diagnostiktechniken (DVT)<br />
Diagnostik und Planung: 100 – 250 EUR (je Kiefer, einmalig)<br />
Implantation je nach Aufwand: etwa 250 – 650 EUR/Implantat<br />
Ausführung des Zahnersatzes (z. B. Krone): etwa 150 – 250 EUR/Krone<br />
Knochenaufbau: je nach Aufwand 180 – 300 EUR pro Region<br />
Sinuslift: je nach Aufwand 500 – 1.000 EUR pro Region<br />
Einsatz eines Navigationssystems in Verbindung mit einem DVT oder einer<br />
Computertomografie: Kosten variieren stark<br />
Kosten für Implantate: 90 – 300 EUR, je nach Hersteller<br />
Wonach richtet sich der Zahnarzt/Chirurg<br />
bei der Kostenberechnung?<br />
Die Kosten werden nach der GOZ (Gebührenordnung für Zahnärzte) abgerechnet.<br />
Die GOZ gilt für Privatversicherte, sowie für gesetzlich Versicherte, sofern<br />
es sich um Leistungen handelt, die nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung beschrieben sind, (BEMA-Bewerbungsmaßstab).<br />
Der Arzt hat hierbei einen Bemessungsspielraum für den Schwierigkeitsgrad<br />
zu berücksichtigen und bei höherem Honorar im Einzelnen zu begründen<br />
(Steigerungsfaktor).<br />
Herstellung Zahnersatz:<br />
Honorar Zahnarzt<br />
Zahntechnische Material- bzw. Laborkosten<br />
(Kosten variieren stark in Abhängigkeit von dem gewählten Zahnersatz)<br />
54<br />
55
Erläuterung Heil- und Kostenplan<br />
Befund, die dazugehörige Regelversorgung<br />
sowie die Implantatplanung.<br />
Befundkürzel zur Berechnung des<br />
Ihnen zustehenden Festzuschusses.<br />
Der Heil- und Kostenplan ist<br />
nach Bewilligung 6 Monate<br />
gültig.<br />
Die Genehmigung muss vor<br />
Behandlungsbeginn erfolgen,<br />
nachträglich werden Heil- und<br />
Kostenpläne nicht genehmigt.<br />
825,00<br />
Der Festzuschuss der Krankenkasse wir<br />
in diesem Feld eingetragen.<br />
Summe aus dem kalkulierten Zahnarzthonorar<br />
und Laborkosten.<br />
56<br />
57
MAßNAHMEN ZUR EIGENANTEILSREDUZIERUNG<br />
WICHTIG sind regelmäßige, mindestens jährliche Kontrollen bei Ihrem<br />
Zahnarzt. Diese werden im Bonusheft eingetragen und mit einem höheren<br />
Festzuschuss durch die Krankenkasse honoriert.<br />
SCHLIEßEN Sie frühzeitig eine Zahnzusatzversicherung ab. Im Schadensfall<br />
fängt diese die Kosten ab. Hierbei ist aber auf eine Versicherung zu<br />
achten, die auch Prophylaxebehandlungen erstattet.<br />
UNTER Umständen können Sie die Kosten für die Behandlung steuerlich<br />
geltend machen, Tabelle siehe unten.<br />
Anspruch auf Erstattung in der PKV<br />
Private Krankenversicherer müssen Implantatversorgungen im Rahmen<br />
ihrer Tarife bezahlen. Als Patient sollte man also zunächst den Kostenvoranschlag<br />
seiner Versicherung vorlegen. Hierbei ist davon auszugehen, dass<br />
bestimmte Positionen ausgegrenzt und nicht erstattet werden.<br />
Das heißt nicht im Umkehrschluss, dass diese ungerechtfertigt angesetzt<br />
werden, sondern, dass die PKVen den Umstand nutzen, nach einer 20 Jahre<br />
alten Abrechnungstabelle zu erstatten, welche viele der in den letzten 10<br />
Jahren neu dazugekommenen Techniken nicht enthalten kann. Darauf beruft<br />
sich die Versicherung.<br />
In 2009 erwartet man eine Reform der Abrechnungstabelle, sodass hoffentlich<br />
weniger Missverständnisse entstehen.<br />
Erstattung durch Zahnzusatzversicherungen<br />
Viele Gesellschaften haben Tarife auf den Markt und an den Kunden gebracht,<br />
die Erstattungen für implantologische Leistungen vorsehen. Die Unterschiede<br />
in den Leistungen sind jedoch erheblich, sodass man, wie auch<br />
in der PKV den Kostenvoranschlag zunächst einreichen sollte.<br />
Grundsätzlich sind Zusatzversicherungen zu empfehlen, sofern man für<br />
den Schadensfall abgesichert sein möchte. Hierbei ist es sehr wichtig, den<br />
passenden Tarif auszuwählen. Der richtige Tarif hängt wesentlich von der<br />
Prognose für Ihre Zähne ab, beraten kann Sie am besten Ihr behandelnder<br />
Zahnarzt.<br />
58<br />
59
Zahnimplantate/Zahnersatz im Ausland<br />
Zahnersatz oder Implantate im Ausland machen lassen und dabei viel<br />
Geld sparen? – Klingt zunächst einmal verlockend. In den letzten Jahren<br />
wird dafür viel geworben, ob im Internet, auf Seiten, die sich als „Informationsseiten“<br />
darstellen, die bei genauem Hinsehen jedoch gezielte Werbemaßnahmen<br />
von ausländischen „Kliniken“ sind, oder aber in der Presse.<br />
Doch der schöne Schein trügt nur allzu oft, denn Verbraucherorganisationen<br />
raten zur Vorsicht.<br />
Verbraucherorganisationen raten zur Vorsicht<br />
Zahntourismus ist nicht ohne Risiko, denn, so zeigt es sich, Versorgungen<br />
weisen leider oft deutliche Mängel auf – eine zahnärztliche Gutachterin des<br />
MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkasse Rheinland-Pfalz) erachtete<br />
bei Brückenversorgungen eine Neuanfertigung in 53 % der Fälle als notwendig.<br />
Bei 97 % der angefertigten Einzelkronen bestand eine fragliche Notwendigkeit!<br />
Nur 12 von 81 Brücken wurden als mängelfrei beurteilt.<br />
FAZIT: Besonders bei festsitzenden Versorgungen sind die Arbeiten oft qualitativ<br />
unzureichend.<br />
Vertrauensverhältnis Arzt/Zahnarzt<br />
Das Entscheidende bei jeder medizinischen Behandlung ist das Vertrauensverhältnis<br />
zum Arzt bzw. Zahnarzt, denn er soll Sie ja auch jahrelang gut betreuen.<br />
Es ist ja nicht so, dass man ein Kofferradio aus China kauft, sondern<br />
es geht um Ihre Gesundheit und um Vertrauen! Seien Sie daher nur allzu<br />
kritisch, wenn es um Ihre Gesundheit geht!<br />
Gewährleistung im Ausland?<br />
Haben Sie erst einen Zahnersatz, der im Ausland gefertigt wurde und Mängel<br />
aufweist, kommen meist große Probleme auf Sie zu. In der EU gibt es<br />
nämlich kein einheitliches Arztrecht. Auch gilt im Ausland oft nicht dieselbe<br />
Gewährleistungspflicht wie in Deutschland.<br />
Unter Umständen steht der Patient dann alleine mit erneuten Reisekosten<br />
und verlorenen Urlaubstagen da. Wird der Zahnersatz zur Reparatur verschickt,<br />
kann es neben langer Dauer zu erneuten Ungenauigkeiten führen,<br />
wenn der Patient nicht zur Anpassung vor Ort ist.<br />
Neben Materialmängeln kann es auch zu nicht unerheblichen ästhetischen<br />
Mängeln, kommen wie unpassende Farbe der Keramik, unpassende Formen<br />
von Frontzähnen, ... wie sollen diese in der geplanten knappen Behandlungs-<br />
und begrenzten Urlaubszeit behoben werden?<br />
So kommt es möglicherweise zu psychischer und finanzieller Mehrbelastung,<br />
mit der der Patient alleine dasteht.<br />
Auch sind die gesetzlichen Krankenkassen bei Mängelkorrekturen bei im<br />
Ausland erstelltem Zahnersatz nicht grundsätzlich verpflichtet zu bezahlen.<br />
FAZIT: Nicht immer ist das Billige ein Schnäppchen!<br />
60<br />
61
P1<br />
Implantation Schneidezahn oben rechts, Zahn 12<br />
Herr B. hat Pech gehabt!<br />
Trotz guter Pflege und regelmäßiger Kontrollen ist seine Stiftkrone abgebrochen<br />
(Abb. 1 und 1a).<br />
Und das auch noch an einem Schneidezahn, wo es jeder sehen kann.<br />
Nun wäre es schade, zwei weitere, absolut gesunde Zähne für eine Brücke<br />
abzuschleifen. Der Patient hat sich für eine Implantatlösung entschieden. In<br />
diesem Fall als sogenannte Sofortimplantation (Abb. 2 und 2a).<br />
Das bedeutet, dass der abgebrochene Zahnstumpf entfernt und das Implantat<br />
in derselben Sitzung eingepflanzt wird.<br />
Abb. 1<br />
Abb. 1a<br />
Allerdings darf das Implantat noch nicht belastet werden, weshalb eine<br />
provisorische Klebebrücke an den Nebenzähnen befestigt wird, um dem<br />
Patienten eine ästhetisch vertretbare Lösung für die Einheilzeit zu bieten<br />
(Abb. 3).<br />
Nach 10 Wochen haben wir ein fest im Knochen eingewachsenes Implantat,<br />
welches auch im Röntgenbild als gut eingeheilt zu erkennen ist.<br />
Es folgt nun die Abdrucknahme für den Zahntechniker und die Herstellung<br />
der Krone im Labor.<br />
Die Krone ist eingesetzt, Herr B. kann wieder lachen, denn seine gesunden<br />
Zähne sind nicht beschädigt und die neue Krone ist ästhetisch perfekt<br />
(Abb.4).<br />
Abb. 2<br />
Abb. 2a<br />
Abb. 3<br />
Abb. 4<br />
62<br />
63
P2<br />
Patientenfall 2: Befundklasse 5/Zahnloser Oberkiefer<br />
Nach jahrelanger Zahnlosigkeit entschließt sich Herr F. für eine implantologische<br />
Lösung.<br />
Da eine feste Brücke aus Kostengründen nicht infrage kommt, beschließt<br />
man, vier Implantate zu setzen, welche mit Teleskopkronen versorgt werden.<br />
Diese 4 Kronen halten die abnehmbare Prothese, sodass der Patient<br />
inzwischen alles essen kann, sogar Rippchen, worauf er sehr stolz ist.<br />
Fertige Teleskopprothese<br />
4 Teleskopkronen auf Implantaten nach der Einheilphase<br />
Zufriedener Patient<br />
64<br />
65
$<br />
EIN WORT ZU DEN KOSTEN<br />
66<br />
Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgendjemand ein wenig<br />
schlechter machen kann und etwas billiger verkaufen könnte, und<br />
die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte<br />
Beute solcher Machenschaften.<br />
Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu<br />
bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles.<br />
Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der<br />
gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das<br />
Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten.<br />
Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie<br />
eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, haben Sie auch genug<br />
Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.<br />
Autor: John Ruskin, engl. Sozialreformer (1819–1900)<br />
ZAHNTECHNIKER SCHAFFEN UNIKATE!<br />
Die Bandbreite der Arbeitsgebiete im Dentallabor ist groß und umfasst<br />
nicht nur rein technische Aufgaben, sondern auch die Beratung von Arzt<br />
und Patient. Damit der Zahnersatz auch für Kenner kaum vom echten<br />
Zahn zu unterscheiden ist, nutzen Zahntechniker zahlreiche Methoden.<br />
Im<br />
Dentallabor wird Zahnersatz hergestellt, repariert oder ergänzt.<br />
Doch was zählt eigentlich alles zum Begriff „Zahnersatz“?<br />
Da wäre zunächst einmal der herausnehmbare oder auch festsitzende<br />
Zahnersatz aus Materialien wie Kunststoff, Edelmetall oder<br />
zahnkeramischen Massen, darüber hinaus Kronen, Brücken, Gussfüllungen<br />
und kieferorthopädische Geräte und Hilfsmittel.<br />
Auch Kieferbruch- und Parodontoseschienen, Implantate und Defektprothesen<br />
gehören zu den Arbeitsergebnissen des Zahntechnikers. Und<br />
natürlich die feinmechanischen Hilfsteile zur Befestigung des herausnehmbaren<br />
Zahnersatzes.<br />
Um all dies passgenau und individuell herstellen zu können, sind ein<br />
paar Talente gefragt: „Farbempfinden, Geduld, dreidimensionales Vorstellungsvermögen<br />
und natürlich Fantasie und Kreativität sowie die<br />
Bereitschaft sich ständig weiterzubilden, sind wichtig in diesem Beruf“,<br />
weiß Zahntechnikermeister Klaus Göbel aus Bonn zu berichten. „Diese<br />
Eigenschaften perfektioniert man im Laufe der Jahre, und erst nach einigen<br />
Berufsjahren ist man so richtig gut.“<br />
67
FINGERSPITZENGEFÜHL IST NÖTIG<br />
Der Zahnersatz soll im Mund des Patienten kaum vom echten Zahn<br />
zu unterscheiden sein, und dafür kann der Zahntechniker einiges<br />
tun. Er wählt anhand des Gebisses des Patienten künstliche Zähne nach<br />
Farbe und Form und auch nach funktionellen, phonetischen und ästhetischen<br />
Gesichtspunkten aus. Um das individuell beste Ergebnis zu erzielen,<br />
arbeitet er mit vielen unterschiedlichen Materialien, darunter Gipse,<br />
Kunststoffe, verschiedene Metalle, Keramiken und Wachse.<br />
DER RAT DES ZAHNTECHNIKERS IST GEFRAGT<br />
Waren Dentallabore früher eher reine Zulieferer für Zahnarztpraxen,<br />
werden Zahntechniker heute mehr und mehr auch beratend<br />
tätig. Mit dem Zahnarzt bespricht der Zahntechnikermeister beispielsweise<br />
die beste Lösung eines bestimmten Falles und erklärt ihm die technischen<br />
Ausführungen.<br />
68<br />
UND AUCH DIE TECHNIKEN SIND SEHR UNTERSCHIEDLICH –<br />
vom Modellieren, Gießen, Brennen und Polymerisieren reichen seine<br />
Arbeiten bis hin zum Fräsen, Schleifen und Polieren – um nur einige der<br />
häufigsten zu nennen. „In der Dentaltechnik gibt es ständig Neuerungen,<br />
sowohl was die Technik als auch, was die Materialien angeht. Um<br />
innovativ zu sein, muss man sich ständig fortbilden“, erklärt Klaus Göbel.<br />
UND AUCH DER PATIENT BEKOMMT RAT – durch den direkten Kontakt<br />
zu ihm wird das Ergebnis natürlich umso besser. Denn nicht nur Form<br />
und Farbe, auch die Oberflächengestaltung kann so optimiert werden.<br />
In manchen Fällen kommt der Patient auch mit dem bereits eingesetzten<br />
Zahnersatz noch einmal ins Labor, damit die Farbe erneut angepasst werden<br />
kann. Echte Maßarbeit also – wie der Anzug beim Herrenschneider.<br />
Diese Maßarbeit wird immer Aufgabe des Zahntechnikers bleiben. Einzelne<br />
Arbeitsschritte, die heute durch computergestützte Systeme automatisiert<br />
werden konnten, können seine Arbeit erleichtern und optimieren,<br />
werden aber die individuelle Fertigung nicht übernehmen können.<br />
69
Was kann man für ein vernünftiges Preis –<br />
Leistungsverhältniß tun?<br />
Die <strong>Implantologie</strong> ist keine Behandlungsmethode für eine exklusive,<br />
reiche Gesellschaftsschicht.<br />
Durch die Vielzahl der Anbieter, sowohl Implantatherrsteller als auch Implantologen,<br />
kam es zur Entwicklung von bezahlbaren Konzepten.<br />
So unterscheiden sich die Implantate inklusive Zubehör deutlich im<br />
Preis, bei gleicher Qualität. Das kommt zum einen daher, dass der Markt<br />
und somit der Absatzmarkt für die Hersteller größer geworden ist.<br />
Zum anderen sind viele Patente ausgelaufen somit können bewährte Implantatsysteme<br />
nachgebaut, ähnlich Generika Medikamenten, und der<br />
Preisvorteil an den Kunden weitergegeben werden.<br />
Der Preisunterschied kann bis zu 250€ je Implantat betragen. Bei einer<br />
Telekop-Prothese mit 6 Implantaten wären dies bereits 1500€.<br />
Ein weiterer Faktor ist die Gesamtplanung. Der behandelnde Zahnarzt<br />
sollte die finanziellen Möglichkeiten des Patienten berücksichtigen und<br />
somit das Behandlungskonzept darauf abstimmen.<br />
Häufig reichen im Unterkiefer zwei Implantate mit so genannten Druckknöpfen,<br />
um die Prothese zu fixieren und eine deutliche Lebensqualitätsteigerung<br />
zu erzielen.<br />
Die Kosten halten sich so im Rahmen und das Ergebnis bleibt für den<br />
Patienten akzeptabel. Es kommt also wesentlich auf eine ehrliche und<br />
umfassende Beratung seitens des Zahnarztes an.<br />
In Deutschland hat sich ein Netzwerk diese Umstände zu Eigen gemacht,<br />
die Arbeitsgemeinschaft bezahlbarer Zahnersatz (AgbZ).<br />
In diesem Verbund sind Zahnärzte, Implantologen, Zahntechniker und<br />
Zulieferer bemüht die Möglichkeiten der modernen <strong>Implantologie</strong> einer<br />
breiteren Gesellschaftsschicht zugänglich zu machen.<br />
Angefangen bei einer ausführlichen Beratung, bis hin zu einer fairen<br />
Preisgestaltung von Zahnarzt und Zahntechniker, bekommt der Patient<br />
ein optimales Preis-Leistungsverhältniß.<br />
Hierfür stehen mehrere Internetplattformen zur Verfügung, die Adressen<br />
finden Sie auf Seite 75.<br />
Meiden Sie bitte Internetauktionen in denen einzig der Preis im Vordergrund<br />
steht, hierbei wird der medizinische Aspekt unter Umständen vernachlässigt.<br />
70<br />
71
G<br />
GLOSSAR<br />
Antibiose: Verabreichung von Antibiotika zum Schutz vor einer Keiminfektion<br />
Aseptisch: keimfrei<br />
Autolog: vom selben Individuum stammend<br />
Anästhesie: örtliche Betäubung<br />
Abutment: Prothetikpfosten zur Aufnahme der Zahnkrone<br />
Atrophie: Knochenabbau<br />
Biokompabilität: Verträglichkeit eines Stoffes mit dem Ihn umgebendem<br />
Gewebe<br />
Branemark, Per-Ingvar: Entdecker des Titans als ideales Material für<br />
dentale Implantate<br />
Bone Spreading: OP-Technik zur Dehnung des Knochens<br />
Bone Splitting: Op Technik zur Spreizung des Knochens<br />
Cad/Cam-Technologie: neue computergestützte Technologie zur Herstellung<br />
von Zahnersatz<br />
Chlorexidin/-hexamed: Mundspüllösung<br />
Computertomografie: dreidimensionale Röntgenschichtaufnahme<br />
Dentallabor: Herstellungsort für Zahnersatz.<br />
DGZMK: Abkürzung für „Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und<br />
Kieferheilkunde“<br />
DVT: digitale Volumentomografie Strahlungsarme dreidimensionale<br />
Aufnahmetechnik<br />
Einteilige/-phasige Implantate: Implantate aus einem Guss<br />
der Prothetikaufbau ist mit dem Implantat spaltfrei verbunden<br />
Foramen mentale: Austrittspunkt des Unterkieferhauptnervens<br />
Freiendlücke: Befundklasse drei, einseitig verkürzte Zahnreihe<br />
Gingiva: Zahnfleisch<br />
GOZ: Gebührenordnung für Zahnärzte<br />
Hämatom: Bluterguss, eventuell nach Implantation<br />
Implantation: Einpflanzung eines Titanstiftes in den Knochen<br />
Kieferkamm: Anteil des Kiefers, der die Zähne/Implantate trägt<br />
Knochenersatzmaterialien: künstliche oder autologe Materialien zum<br />
Aufbau des Kieferknochens<br />
Kontraindikation: Umstand, der gegen eine Implantation spricht<br />
Mikrobiologischer Test: Keimbestimmung vor einer Implantation .<br />
Membran: Folie für Knochenaufbaumaßnahmen<br />
Modellguss: Klammerprothese<br />
Mucositis: Schleimhautentzündung am Implanatt<br />
Nervus lingualis: Zungennerv<br />
72<br />
73
G<br />
WwW<br />
OPTG (Orthopantomogram): Röntgenübersichtsaufnahme<br />
Osteomyelitis: Knochenmarksentzündung<br />
Oxidschicht: Schutzschicht am Implantat<br />
Parästhesie: Sensibilitätsverlust eines Nervs<br />
Parodontitis: Entzündung des Zahnhalteapparats<br />
Periimplantitis: Entzündung des Knochens am Implantat<br />
Parodontium: Halteapparat des Zahnes, bestehend aus Fasern und<br />
Zahnfleisch<br />
PSI-Test: Screeningtest einer Parodontitis<br />
Plaque: Biofilm aus Bakterien, am Zahn bzw. Implantat haftend<br />
Resorption: Auflösung/Abbau des Knochengewebes<br />
Stegprothese: Zahnersatzvariante als abnehmabare Prothese<br />
Sedierung: durch Medikamente erwirkte Ruhigstellung<br />
Sinuslift: Anhebung der Kieferhöhlenschleimhaut<br />
Suprakonstruktion: Zahnersatz auf Implantaten<br />
TTC-Tricalciumphosphat: künstliches Knochenaufbaumaterial.<br />
Teleskop: Doppelkrone als Zahnerstzverankerung<br />
Vestibulumplastik: chirurgischer Eingriff zur Vergrösserung der Anlagefläche<br />
einer Totalprothese<br />
www.prodente.de<br />
Portal für Patienten und Mitarbeiter aus dem Dentalbereich<br />
www.die-endverbraucher.de<br />
Verbraucherinformationen rund um die Zähne und die Medizin<br />
www.zz-l.de Zahnzentrum Lübeck<br />
Informationsportal eines Dentallabors mit praktischen Tipps zu Zahnersatz und<br />
Behandlungen<br />
www.zahnarzt-empfehlung.com<br />
Empfohlene Zahnärzte aus ganz Deutschland stellen ihr Profil und ihre Leistungen<br />
vor. Mit Patientenmeinungen!<br />
www.DGZI.de<br />
Website der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche <strong>Implantologie</strong><br />
www.zahnaerzte-as.de<br />
Meine Praxiswebsite<br />
www.bleaching-berlin.de<br />
Website rund um die Zahnkosmetik<br />
Zirkonoxid: Hochleistungskeramik. Fräsbar, Härtegrad wie bei Stahl<br />
74<br />
75
I<br />
Impressum<br />
Autor und Herausgeber: Boris Shrage<br />
Redaktion: Elina Shrage<br />
Layout: edDESIGN, Helmut Frelke<br />
Bildnachweis:<br />
Getty Images : Umschlag<br />
edDESIGN: S. 2, 35, 37, 40, 41, 49<br />
proDente e.V.: 9, 10, 11, 14, 15, 33, 58, 67, 68, 69<br />
Implant Direct: 16, 43<br />
B.Shrage: 18, 27, 44, 63, 64, 65<br />
Mesantis GmbH: 19<br />
Dental Explorer, Quintessenzverlag Berlin: 23, 24, 25, 27, 29, 30, 31, 52, 53<br />
Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung des Quintessenz Verlags<br />
„Besonderer Dank gilt Herrn Eduard Frelke (edDESIGN),<br />
ohne dessen Engagement und Kreativität dieses<br />
Buch nicht möglich geworden wäre.“<br />
bei der Erstellung der Grafiken.<br />
1. Auflage Oktober 2009<br />
copyright 2009 mia medical Services, Berlin<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Entnahme von Abbildungen,<br />
Wiedergabe auf fotomechanischem Wege sowie die Bereitstellung<br />
im Internet oder anderen Medien ist ohne schriftliche Genehmigung<br />
des Autors strafbar.<br />
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