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© Arno Declair<br />

HERR PAUL<br />

Ein Stück von Tankred Dorst / Textfassung und Inszenierung: Olaf Reifegerste<br />

Die auf Duisburg-Ruhrort adaptierte Geschichte spielt in einer ehemaligen Eisenwarenhandlung<br />

auf der Harmoniestraße, die der Projektentwickler Jockel zu einem exquisiten<br />

Antiquitätengeschäft umbauen will. Er hat nur zwei Probleme: Erstens kein Geld, das soll ein<br />

adliger Großinvestor beisteuern, und zweitens Herrn Paul, dieser lebt nämlich dort seit Jahren<br />

mit seiner älteren Schwester Luise in einer heruntergekommenen Wohnung im ursprünglich<br />

elterlichen Haus. Es geht also um das Thema „Entmietung“, einem klassischen Vorgang der<br />

Gentrifizierung.<br />

Der Begriff Gentrifizierung, auch Gentrifikation genannt, ist abgeleitet vom englischen Wort<br />

„gentry“, zu Deutsch: niederer Adel. Er wird in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen<br />

zur Charakterisierung von Veränderungsprozessen in Stadtvierteln verwendet und beschreibt<br />

den Wechsel von einer statusniedrigeren zu einer statushöheren, weil finanzkräftigeren<br />

Bewohnerschaft, der oft mit einer baulichen Aufwertung, mit Veränderungen der Eigentümerstruktur<br />

und mit steigenden Mietpreisen einhergeht.<br />

Doch Herr Paul ist ein Oblomow, wie er im Buche steht. Durch seine Verweigerungshaltung<br />

und Unangepasstheit verkörpert er eine Existenz, die durch Nicht-Handeln, durch die<br />

Widerständigkeit des Trägen, den Geist der kapitalistischen Innovation konterkariert. Er<br />

ignoriert die Gebote von Effizienz, Zeitökonomie, Arbeit und Kapital, indem er da ist. „Wer lebt,<br />

stört“, sagt er und setzt damit eine Handlung passiven Widerstands in Gang.<br />

Das Schauspiel wurde 1994 zum „Stück des Jahres“ gekürt.<br />

PREMIERE – MITTWOCH, 2.3.<br />

DONNERSTAG, 3.3.<br />

FREITAG, 11.3.<br />

SAMSTAG, 12.3.<br />

JEWEILS 20 UHR<br />

LOKAL HARMONIE<br />

Harmoniestraße 41<br />

47119 Duisburg-Ruhrort<br />

www.lokal-harmonie.de<br />

EINTRITT<br />

VVK 8 Euro, ermäßigt 4 Euro<br />

AK 10 Euro, ermäßigt 5 Euro<br />

VORVERKAUF<br />

Gemeindehaus<br />

Kreativquartier Ruhrort<br />

Dr.-Hammacher-Straße 6<br />

47119 Duisburg<br />

Tel. 0203 9356612<br />

MONTAG, 29.2.<br />

UND DIENSTAG, 1.3.<br />

JEWEILS 20.00 UHR<br />

THEATER DUISBURG, FOYER III<br />

Opernplatz (Neckarstraße 1)<br />

47051 Duisburg<br />

EINTRITT: 12,00 Euro<br />

VORVERKAUF<br />

Servicebüro im Theater Duisburg<br />

Tel. 0203 283 62 100,<br />

servicebuero@theater-duisburg.de<br />

www.theater-duisburg.de<br />

AKZENTE-THEATERTREFFEN<br />

TRANSIT<br />

von Anna Seghers / Regie: Alexander Riemenschneider / Deutsches Theater Berlin<br />

Marseille im Sommer 1940: Am Rande des Kontinents stauen sich die Flüchtlingsströme.<br />

Tausende suchen einen Weg heraus aus Europa, hetzen nach Visa und Transits und hoffen<br />

verzweifelt eine der wenigen Passagen nach Übersee zu ergattern. Unter ihnen ein junger<br />

Deutscher. Aus einem Arbeitslager bei Rouen geflohen und ausgestattet mit falschen Papieren<br />

strandet auch er in der überfüllten Hafenstadt. Hier verliebt er sich in Marie. Sie ist auf der<br />

Suche nach ihrem Mann, von dem sie beim Einmarsch der Deutschen in Paris getrennt wurde.<br />

Eindrücklich schildert Anna Seghers das Chaos, das Warten, die Hoffnung und die<br />

Verzweiflung der Flüchtenden – den menschenunwürdigen Transitzustand, der auch<br />

heute für Millionen von Menschen bittere Realität ist.<br />

In der Inszenierung von Alexander Riemenschneider ist Thorsten Hierse der Erzähler. „Er<br />

bewältigt nicht nur einen anderthalbstündigen Monolog, sondern vermag es auch, allein über<br />

die Konzentration und leichte Duktuswechsel, Figuren hinzutupfen. Und hinten sitzt Tobias<br />

Vethake, er zupft Akkorde und drischt Geräusche in die Loop-Maschine, die zur akustischen<br />

Hamsterrad-Metapher wird. Mehr braucht ein starker Theaterabend nicht.“ (Berliner Zeitung)<br />

Es spielen: Axel Gottschick (Herr Paul), Friederike Schmahl (Luise, seine Schwester), Peter G.<br />

Dirmeier (Jockel, ein Ruhrorter Projektentwickler), Silke Roca (Lilo, seine Freundin), Sascha<br />

von Zambelly (Der Graf als Investor)<br />

Musik: Wolfgang van Ackeren (Komposition, Klavier, Glockenspiel), Dirk Friedrich<br />

(Chromatische Mundharmonika) und Heiner Rosch (Theremin, Trompete)<br />

© Fritz Hernberger<br />

Es spielen: Wiebke Mollenhauer; Thorsten Hierse, Tobias Vethake<br />

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