programm_37_akzente_2016
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© Arno Declair<br />
HERR PAUL<br />
Ein Stück von Tankred Dorst / Textfassung und Inszenierung: Olaf Reifegerste<br />
Die auf Duisburg-Ruhrort adaptierte Geschichte spielt in einer ehemaligen Eisenwarenhandlung<br />
auf der Harmoniestraße, die der Projektentwickler Jockel zu einem exquisiten<br />
Antiquitätengeschäft umbauen will. Er hat nur zwei Probleme: Erstens kein Geld, das soll ein<br />
adliger Großinvestor beisteuern, und zweitens Herrn Paul, dieser lebt nämlich dort seit Jahren<br />
mit seiner älteren Schwester Luise in einer heruntergekommenen Wohnung im ursprünglich<br />
elterlichen Haus. Es geht also um das Thema „Entmietung“, einem klassischen Vorgang der<br />
Gentrifizierung.<br />
Der Begriff Gentrifizierung, auch Gentrifikation genannt, ist abgeleitet vom englischen Wort<br />
„gentry“, zu Deutsch: niederer Adel. Er wird in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen<br />
zur Charakterisierung von Veränderungsprozessen in Stadtvierteln verwendet und beschreibt<br />
den Wechsel von einer statusniedrigeren zu einer statushöheren, weil finanzkräftigeren<br />
Bewohnerschaft, der oft mit einer baulichen Aufwertung, mit Veränderungen der Eigentümerstruktur<br />
und mit steigenden Mietpreisen einhergeht.<br />
Doch Herr Paul ist ein Oblomow, wie er im Buche steht. Durch seine Verweigerungshaltung<br />
und Unangepasstheit verkörpert er eine Existenz, die durch Nicht-Handeln, durch die<br />
Widerständigkeit des Trägen, den Geist der kapitalistischen Innovation konterkariert. Er<br />
ignoriert die Gebote von Effizienz, Zeitökonomie, Arbeit und Kapital, indem er da ist. „Wer lebt,<br />
stört“, sagt er und setzt damit eine Handlung passiven Widerstands in Gang.<br />
Das Schauspiel wurde 1994 zum „Stück des Jahres“ gekürt.<br />
PREMIERE – MITTWOCH, 2.3.<br />
DONNERSTAG, 3.3.<br />
FREITAG, 11.3.<br />
SAMSTAG, 12.3.<br />
JEWEILS 20 UHR<br />
LOKAL HARMONIE<br />
Harmoniestraße 41<br />
47119 Duisburg-Ruhrort<br />
www.lokal-harmonie.de<br />
EINTRITT<br />
VVK 8 Euro, ermäßigt 4 Euro<br />
AK 10 Euro, ermäßigt 5 Euro<br />
VORVERKAUF<br />
Gemeindehaus<br />
Kreativquartier Ruhrort<br />
Dr.-Hammacher-Straße 6<br />
47119 Duisburg<br />
Tel. 0203 9356612<br />
MONTAG, 29.2.<br />
UND DIENSTAG, 1.3.<br />
JEWEILS 20.00 UHR<br />
THEATER DUISBURG, FOYER III<br />
Opernplatz (Neckarstraße 1)<br />
47051 Duisburg<br />
EINTRITT: 12,00 Euro<br />
VORVERKAUF<br />
Servicebüro im Theater Duisburg<br />
Tel. 0203 283 62 100,<br />
servicebuero@theater-duisburg.de<br />
www.theater-duisburg.de<br />
AKZENTE-THEATERTREFFEN<br />
TRANSIT<br />
von Anna Seghers / Regie: Alexander Riemenschneider / Deutsches Theater Berlin<br />
Marseille im Sommer 1940: Am Rande des Kontinents stauen sich die Flüchtlingsströme.<br />
Tausende suchen einen Weg heraus aus Europa, hetzen nach Visa und Transits und hoffen<br />
verzweifelt eine der wenigen Passagen nach Übersee zu ergattern. Unter ihnen ein junger<br />
Deutscher. Aus einem Arbeitslager bei Rouen geflohen und ausgestattet mit falschen Papieren<br />
strandet auch er in der überfüllten Hafenstadt. Hier verliebt er sich in Marie. Sie ist auf der<br />
Suche nach ihrem Mann, von dem sie beim Einmarsch der Deutschen in Paris getrennt wurde.<br />
Eindrücklich schildert Anna Seghers das Chaos, das Warten, die Hoffnung und die<br />
Verzweiflung der Flüchtenden – den menschenunwürdigen Transitzustand, der auch<br />
heute für Millionen von Menschen bittere Realität ist.<br />
In der Inszenierung von Alexander Riemenschneider ist Thorsten Hierse der Erzähler. „Er<br />
bewältigt nicht nur einen anderthalbstündigen Monolog, sondern vermag es auch, allein über<br />
die Konzentration und leichte Duktuswechsel, Figuren hinzutupfen. Und hinten sitzt Tobias<br />
Vethake, er zupft Akkorde und drischt Geräusche in die Loop-Maschine, die zur akustischen<br />
Hamsterrad-Metapher wird. Mehr braucht ein starker Theaterabend nicht.“ (Berliner Zeitung)<br />
Es spielen: Axel Gottschick (Herr Paul), Friederike Schmahl (Luise, seine Schwester), Peter G.<br />
Dirmeier (Jockel, ein Ruhrorter Projektentwickler), Silke Roca (Lilo, seine Freundin), Sascha<br />
von Zambelly (Der Graf als Investor)<br />
Musik: Wolfgang van Ackeren (Komposition, Klavier, Glockenspiel), Dirk Friedrich<br />
(Chromatische Mundharmonika) und Heiner Rosch (Theremin, Trompete)<br />
© Fritz Hernberger<br />
Es spielen: Wiebke Mollenhauer; Thorsten Hierse, Tobias Vethake<br />
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