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Märkte<br />
Märkte<br />
KOSTENOPTIMIERTES BAUEN<br />
Ein Drahtseilakt für die Beteiligten<br />
Die Nachhaltigkeit soll nicht auf der Strecke bleiben<br />
Es ist eines der Spitzenthemen des Jahres<br />
2016. Wie können wir in Deutschland,<br />
diesem reichen Land, ausreichend für<br />
Wohnraum sorgen. Es sind ja nicht nur die<br />
nach Hunderttausenden zählenden Flüchtlinge,<br />
die auf Dauer ja nicht in Containern<br />
untergebracht werden können. Der Druck<br />
auf den Wohnungsmarkt ist auch ansonsten<br />
enorm, insbesondere in den Ballungszentren.<br />
Thomas Schleicher, Präsident der Bauwirtschaft<br />
Baden-Württemberg, hat kürzlich<br />
erklärt, die Branche sei durchaus in der Lage,<br />
„auch die größere Nachfrage zu bewältigen“.<br />
Allerdings müsse man dann verstärkt auf<br />
standardisierte Systembauweise setzen, um<br />
in wenigen Monaten Tausende neuer Wohnungen<br />
bauen zu können. Genau das ist<br />
netzwerk südbaden: Zunächst einmal sind<br />
wir einfach neugierig. Was führt Sie eigentlich<br />
nach Gutach? Wohnungsbau wird doch in der<br />
Regel nur als Thema der Metropolen wahrgenommen.<br />
Dr. Barbara Hendricks: In Gutach war ich<br />
auf Einladung meines Bundestagskollegen<br />
Johannes Fechner. Er hat mich zu einem<br />
Fachgespräch über „Klimaschutz durch<br />
nachhaltiges Bauen“ in das Bauinfozentrum<br />
in Gutach-Bleibach eingeladen. Das Thema<br />
liegt mir sehr am Herzen, denn wenn die<br />
wegweisenden Ziele zur Reduzierung von<br />
CO2-Emmissionen erreicht werden sollen,<br />
die wir auf der Klimakonferenz in Paris<br />
beschlossen haben, dann sind ins<strong>gesamt</strong><br />
verstärkte Anstrengungen im nachhaltigen<br />
Bauen und energetischen Sanieren notwendig,<br />
die aber zugleich einen Beitrag zum bezahlbaren<br />
Wohnen leisten müssen. Und das<br />
nicht nur in Metropolen.<br />
netzwerk südbaden: Ist bezahlbarer Wohnraum<br />
tatsächlich möglich, wenn alle Regel der<br />
Nachhaltigkeit beachtet werden? Spötter sagen<br />
der Knackpunkt. Nur mit kostengünstigem<br />
Bauen ist es möglich, zu guten Ergebnissen<br />
zu kommen. Investoren für die anstehenden<br />
Projekte sind nur zu gewinnen, wenn sich<br />
das Bauen für sie auch rentiert. Dazu ist es<br />
freilich auch erforderlich, einen Drahtseilakt<br />
zu bestehen. Einerseits kostengünstig zu<br />
bauen, anderseits nachhaltig. Dafür gibt<br />
es viele Ansätze, wie den des Farben- und<br />
Dämmstoffherstellers Caparol. Das Unternehmen<br />
setzt auf Hanf als Dämmstoff,<br />
ein Produkt aus nachwachsenden Rohstoffen.<br />
Christian Breisacher, Planer und Objektberater<br />
von DAW SE$ Caparol: „ Trotz<br />
des höheren Preises (2000 bis 3000 Euro<br />
für ein Einfamilienhaus) im Vergleich zu<br />
konventionellen Dämmstoffen zahlt sich<br />
ja gerne, wir seien zum Volk der „Dichter und<br />
Dämmer geworden“. Im Ernst: Fürchten Sie<br />
nicht auch, dass die Umweltnormen letztlich<br />
potenzielle Investoren abschrecken? Schließlich<br />
müssen ja gerade im mittleren Preissegment<br />
sehr viel mehr Wohnungen gebaut werden.<br />
Dr. Barbara Hendricks: Die Beachtung von<br />
nachhaltigen Qualitäten am Bau ist nicht der<br />
Kostentreiber schlechthin am Bau. Kosten<br />
entstehen durch eine Vielzahl von Faktoren.<br />
Der Kosteneinfluss durch architektonische<br />
Planungen ist z.B. enorm. Höhere Investitionen<br />
in die Energieeffizienz von Neubauten<br />
führen anfänglich zu höheren Baukosten.<br />
Die entsprechenden Annahmen der Bundesregierung<br />
sind in der jeweiligen Verordnungsbegründung<br />
transparent dokumentiert.<br />
Es ist aber darauf hinzuweisen, dass<br />
die anfänglichen Mehrkosten mit der Zeit<br />
– auf längere Sicht – wieder „hereingespielt“<br />
werden, weil ihnen von Anfang an Einsparungen<br />
bei den Energiekosten gegenüberstehen.<br />
Diese „Rückzahlung“ unterscheidet<br />
die EnEV fundamental von Vorgaben zum<br />
Brandschutz oder zur Standsicherheit von<br />
die Dämmung mit Hanf aufgrund der hervorragenden<br />
Eigenschaften aus und leistet<br />
einen ‚Beitrag zum umweltbewussten und<br />
nachhaltigen Bauen.“ Und letzten Endes<br />
beweist das Caparol-Engagement ja auch,<br />
dass intelligente Lösungen die scheinbaren<br />
Gegensätze Kostenoptimierung und Nachhaltigkeit<br />
unter einen Hut bringen können.<br />
netzwerk südbaden hat zum Thema<br />
„Kostenoptimiertes Bauen“ gleich zwei<br />
Interviews geführt. Eines mit Bundesbauministerin<br />
Dr. Barbara Hendricks, die ihre<br />
Positionen zu diesem Thema kürzlich im<br />
BIZZ in Gutach erläuterte, ein weiteres mit<br />
dem Gutacher Architekten Klaus Wehrle,<br />
seit langem unterwegs in Sachen kostenoptimiertes<br />
Bauen. <br />
<br />
DR. BARBARA HENDRICKS<br />
Nachhaltigkeit ist kein Kostentreiber<br />
Gebäuden. Hinzu kommt, dass Anlagen der<br />
technischen Gebäudeausrüstungen schneller<br />
im Preis steigen als die Teuerungsrate.<br />
Das liegt nicht nur an den rasant gestiegenen<br />
Weltmarktpreisen für Metalle, sondern<br />
auch an neueren technischen Produkten<br />
und einer höheren Technikausstattung.<br />
netzwerk südbaden: Sie haben das Projekt<br />
„Soziale Stadt“ aufgelegt und um 150 Millionen<br />
Euro aufgestockt. Welche Ziele verfolgen<br />
Sie ganz konkret mit diesem Programm?<br />
Dr. Barbara Hendricks: Unser bewährtes<br />
Städtebauförderungsprogramm „Soziale<br />
Stadt“ ist das Leitprogramm der sozialen<br />
Integration. Im Kern geht es um sozial und<br />
wirtschaftlich benachteiligte Stadt- und<br />
Ortsteile, um sie in einem umfassenden,<br />
quartiersbezogenen Ansatz zu stabilisieren<br />
und aufzuwerten. Dazu unterstützen wir<br />
gemeinsam mit den Ländern die Kommunen<br />
bei ihren städtebaulichen Maßnahmen<br />
vor allem in den Bereichen Wohnumfeld<br />
und soziale Infrastruktur, um für gute Lebensqualität<br />
für alle Bewohnerinnen und<br />
Dr. Barbara Hendricks<br />
Bewohner der betroffenen Quartiere zu sorgen<br />
und Integration und das gesellschaftliche<br />
Miteinander zu verbessern. Wichtig ist<br />
außerdem, weitere Politikfelder, wie zum<br />
Beispiel die Beschäftigungsförderung, die<br />
Kinder- und Jugendarbeit und die Gesundheitsprävention<br />
in die Stadtteilentwicklung<br />
einzubinden. Mit der „Sozialen Stadt“ setzen<br />
wir also ein klares Zeichen für die soziale<br />
Stadtentwicklung. Wichtige Grundlagen<br />
sind auch die enge Bürgerbeteiligung, das<br />
gemeinsame integrierte Entwicklungskonzept<br />
und das Quartiersmanagement vor<br />
Ort. Dieses Jahr stellen wir für das Programm<br />
140 Millionen Euro zur Verfügung.<br />
auch jeden<br />
1. Sonntag im Monat geöffnet*<br />
von 10-16 Uhr<br />
*keine Beratung, kein Verkauf<br />
netzwerk südbaden: Das Problem der<br />
Flüchtlingsunterbringung überlagert viele<br />
andere Probleme. Für die Flüchtlinge, die in<br />
unserem Land Schutz suchen und wohnen<br />
wollen, muss es zielführende Lösungen geben.<br />
Aber eben auch für die, die sich Mieten oder<br />
gar Eigentum in Boomtowns wie dem beschaulichen<br />
Freiburg längst nicht mehr leisten<br />
können. Haben Sie eine Idee, wie allen geholfen<br />
werden kann?<br />
Dr. Barbara Hendricks: Der Bund hat in<br />
Abstimmung mit den Ländern auf den erhöhten<br />
Wohnungsbaubedarf reagiert und<br />
stellt den Kommunen bundeseigene Immobilien<br />
und Liegenschaften verbilligt für<br />
Besuchen Sie unser<br />
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den sozialen Wohnungsbau bereit. Zudem<br />
werden wir eine zeitlich und räumlich begrenzte<br />
Sonderabschreibung für den Mietwohnungsneubau<br />
einführen. Das Kabinett<br />
hat auf meine Initiative hin am 3. Februar<br />
2016 eine Sonderabschreibung für neue<br />
Mietwohnungen in angespannten Wohngebieten<br />
auf den Weg gebracht, die rückwirkend<br />
ab dem 01.01.2016 wirksam werden<br />
soll.<br />
Außerdem haben wir die Zuschüsse an die<br />
für den Wohnungsbau zuständigen Länder<br />
für die soziale Wohnraumförderung<br />
verdoppelt. Den Ländern stehen damit im<br />
Zeitraum 2016 bis 2019 jährlich über 1<br />
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