Das Schiefe Haus von Jena - Imaginata
Das Schiefe Haus von Jena - Imaginata
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<strong>Das</strong> <strong>Schiefe</strong> <strong>Haus</strong> <strong>von</strong> <strong>Jena</strong><br />
Außengelände<br />
Gelingt es dir, Dich gerade hinzustellen? Kontrolliere Dich und die Anderen – steht Ihr<br />
wirklich senkrecht zum Fußboden?<br />
� Stell die Holzrinne so ein, dass sie waagerecht liegt. Ob du richtig geschätzt hast,<br />
kannst du mit einer Kugel überprüfen.<br />
� <strong>Das</strong> Pendel zeigt, sobald es aus seine Verankerung gelöst ist,<br />
senkrecht nach unten.<br />
� Gib mit einer Kugel einen Tipp ab, über welchem Kästchen die<br />
Pendelspitze hängen wird.<br />
Nicht nur in <strong>Jena</strong> gibt<br />
es schiefe Häuser.<br />
In Ulm wirbt ein<br />
� Wo muss die Kugel starten, damit sie die gesamte Kugelrollbahn Fachwerkhaus aus<br />
durchläuft?<br />
dem 14. Jahrhundert<br />
mit dem Titel<br />
„Schiefstes Hotel der<br />
Welt“. Deutliche<br />
Abweichungen vom<br />
Lot haben auch die<br />
Oberhafenkantine in<br />
Hamburg, die<br />
ehemalige<br />
Walkmühle in<br />
Wernigerode oder die<br />
„<strong>Schiefe</strong>n Häuser“ in<br />
Idstein und<br />
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Großbottwar.
Manche Besucher fühlen sich im <strong>Schiefe</strong>n <strong>Haus</strong> wie auf einem schwankenden Schiff. Eine<br />
Runde im Kreis zu laufen - das geht fast nicht ohne Wackeln und Stolpern. Zwar sieht<br />
eigentlich alles „ganz normal“ aus, aber „es fühlt sich falsch an“. Bitte deinen Partner, die<br />
Augen zu schließen und sich ganz locker hinzustellen. Für deine Augen wird er vermutlich<br />
auffallend schief dastehen. Umgekehrt wirst du dich mit geschlossenen Augen vielleicht<br />
entspannter fühlen, auch wenn alle anderen der Meinung sind, du fällst gleich um. Es ist<br />
unsere Eigenwahrnehmung, die Propriorezeption, die hier irritiert wird. Die Muskeln,<br />
Sehnen und Gelenke unseres Körpers haben Rezeptoren, durch die unser Gehirn<br />
Informationen über die Lage und Bewegung des Körpers im Raum erhält. So können wir<br />
fühlen, ob unsere Muskeln angespannt oder die Beine gebeugt sind. Auch mit<br />
geschlossenen Augen „wissen wir einfach“, was unser linker Arm gerade macht, so dass<br />
wir ihn ohne Mühe zur Nasenspitze führen können, ohne dass wir dazu hinschauen<br />
müssten. Diese „Tiefensensibilität“ ist eng mit dem Gleichgewichtssinn gekoppelt, beide<br />
ermöglichen uns, komplexe Bewegungen durchzuführen oder auch einfach nur gerade zu<br />
stehen.<br />
Im <strong>Schiefe</strong>n <strong>Haus</strong> wird deutlich, wie unsere Sinne, die meist so gut zusammenwirken, dass<br />
wir uns dessen gar nicht bewusst sind, unter bestimmten Umständen in Widerstreit<br />
geraten können. Unsere angespannten Muskeln signalisieren, dass der Boden geneigt ist.<br />
<strong>Das</strong> Auge jedoch gaukelt uns vor, es wäre alles im Lot, sogar wenn Kugelbahn, Waage oder<br />
Pendel etwas anderes zeigen.<br />
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