Drehstuhl - Imaginata

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07.12.2012 Aufrufe

Drehstuhl 110 kV-Halle Setz dich auf den Stuhl und dreh dich. Was passiert, wenn du deine Arme ausbreitest oder an den Körper ziehst? Zur Verstärkung des Effektes kannst du die Gewichte in die Hand nehmen. Ganz ähnlich funktioniert die Pirouettenmaschine auf dem Außengelände! � Was passiert, wenn du auf dem drehenden Stuhl die Arme anziehst? � Was passiert, wenn du die Arme ausstreckst? � Bitte deinen Partner, sich auf den Stuhl zu setzen und die Gewichte in die Hand zu nehmen. Dreh den Stuhl an. Wiederholt den Versuch; diesmal hat dein Partner die Arme ausgebreitet. 177 Dieses Experiment geht auf den Göttinger Physikprofessor Robert Wichard Pohl (1884-1976) zurück. Um physikalisches Grundwissen nicht nur theoretisch zu vermitteln sondern erfahrbar zu machen, entwickelte er zahlreiche Vorführexperimente, die auch heute noch fester Bestandteil universitärer Praktika und Vorlesungen sind.

<strong>Drehstuhl</strong><br />

110 kV-Halle<br />

Setz dich auf den Stuhl und dreh dich.<br />

Was passiert, wenn du deine Arme ausbreitest oder an den Körper ziehst?<br />

Zur Verstärkung des Effektes kannst du die Gewichte in die Hand nehmen.<br />

Ganz ähnlich funktioniert die Pirouettenmaschine auf dem Außengelände!<br />

� Was passiert, wenn du auf dem drehenden Stuhl die Arme anziehst?<br />

� Was passiert, wenn du die Arme ausstreckst?<br />

� Bitte deinen Partner, sich auf den Stuhl zu setzen und die Gewichte in die Hand zu<br />

nehmen.<br />

Dreh den Stuhl an.<br />

Wiederholt den Versuch; diesmal hat dein Partner die Arme ausgebreitet.<br />

177<br />

Dieses Experiment geht auf den<br />

Göttinger Physikprofessor Robert<br />

Wichard Pohl (1884-1976) zurück.<br />

Um physikalisches Grundwissen<br />

nicht nur theoretisch zu vermitteln<br />

sondern erfahrbar zu machen,<br />

entwickelte er zahlreiche Vorführexperimente,<br />

die auch heute noch<br />

fester Bestandteil universitärer<br />

Praktika und Vorlesungen sind.


Dieses Experiment kannst du eigentlich mit jedem Bürostuhl machen. Wenn du dich darauf<br />

drehst und die Arme ausbreitest, verlangsamt sich die Drehung. Dass das nicht nur etwas<br />

mit der Reibung zu tun hat, erkennst du daran, dass sich die Drehgeschwindigkeit wieder<br />

vergrößert, sobald du die Arme an den Körper ziehst. Die Drehgeschwindigkeit hängt also<br />

offensichtlich davon ab, wie die rotierende Masse (in den Fall: du) um das Drehzentrum<br />

verteilt ist. Die physikalische Größe, die Masse, Form und Masseverteilung bei rotierenden<br />

Körpern beschreibt, heißt „Trägheitsmoment“ und ist dir bereits bei den Stationen<br />

„Balance-Stäbe“ und „Dosenwettlauf“ begegnet. Wie sehr dieser Name passt, wird deutlich,<br />

wenn du deinen auf dem Stuhl sitzenden Partner andrehst: Hat er die Arme ausgebreitet,<br />

brauchst du wesentlich mehr Kraft, um den „trägen“ Stuhl in Drehung zu versetzen.<br />

Einmal in Drehung versetzt, kann dein Partner aber seine Drehgeschwindigkeit erheblich<br />

steigern, indem er nun die Arme an den Körper zieht (und durch Ausbreiten der Arme<br />

wieder verringern, um Übelkeit vorzubeugen.)<br />

Da sich die Masse deines Partners auf dem Stuhl nicht ändert, ist sein Trägheitsmoment<br />

ausschließlich von der Masseverteilung (also im Wesentlichen von der Position der Arme<br />

und Hanteln) abhängig. Nach einigen Versuchen findet ihr schnell eine Regel:<br />

Je größer das Trägheitsmoment ist umso kleiner ist<br />

die Drehgeschwindigkeit.<br />

Je kleiner das Trägheitsmoment ist umso größer ist<br />

die Drehgeschwindigkeit.<br />

Dies ist eine anschauliche Form des „Drehimpulserhaltungssatzes“, der besagt, dass der<br />

Drehimpuls eines rotierenden Körpers immer gleich bleibt, solang kein äußerer Einfluss<br />

auf ihn wirkt. Der Drehimpuls, den du dir als „Schwung“ einer Drehbewegung vorstellen<br />

kannst, ist abhängig vom Trägheitsmoment und der Winkel-(„Dreh“)geschwindigkeit des<br />

Körpers. In mathematischer Form sieht der Drehimpulserhaltungssatz so aus:<br />

L Drehimpuls<br />

L � J * �<br />

� konst .<br />

J Trägheitsmoment<br />

� Winkelgeschwindigkeit<br />

Der Drehimpuls ist also wie die Energie (s. „Sandfigurenpendel“) oder der Impuls (s. „Klick-<br />

Klack“) eine Erhaltungsgröße, das heißt das Produkt aus Trägheitsmoment und<br />

Winkelgeschwindigkeit ist immer gleich.<br />

Das sich hinter dieser abstrakten Formulierung ganz konkrete Anwendungen verbergen,<br />

können dir - neben dem <strong>Drehstuhl</strong> - folgende Beispiele verdeutlichen: Wenn ein<br />

Eiskunstläufer eine Pirouette drehen möchte, holt er zunächst mit weit ausgebreiteten<br />

Armen Schwung, d.h. er versetzt sich in eine anfänglich noch langsame Drehung. Indem er<br />

die Arme an den Körper zieht, verringert er sein Trägheitsmoment und vergrößert so seine<br />

Drehgeschwindigkeit.<br />

Auch beim Salto erhöht der der Akrobat seine Drehgeschwindigkeit, indem er durch die<br />

angezogenen Beine sein Trägheitsmoment verkleinert; hierbei verläuft die Drehachse nicht<br />

senkrecht, sondern waagerecht durch den Körper.<br />

Und auch eine Katze landet (eine entsprechende Fallhöhe vorausgesetzt) meist auf den<br />

Pfoten, indem sie sich ganz ohne theoretische Kenntnis und allein durch geschickte<br />

Bewegungen den Drehimpulserhaltungssatz zu Nutze macht.<br />

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