Kugelwettlauf - Imaginata
Kugelwettlauf - Imaginata
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<strong>Kugelwettlauf</strong><br />
110 kV-Halle<br />
Anfangs- und Zielpunkt beider Kugeln sind gleich.<br />
Eine der beiden Kugeln rollt auf der schiefen Ebene ab; die andere nimmt einen längeren<br />
Weg.<br />
Welche kommt eher ins Ziel?<br />
� Welche Kugel ist eher da, welche schneller?<br />
� Was würde passieren, wenn man sehr kleine oder sehr große Kugel rollen lässt?<br />
163<br />
Murmeln sind keine<br />
neue Erfindung. Die<br />
ältesten Murmelfunde<br />
sind etwa 5000 Jahre alt<br />
und stammen aus<br />
Ägypten. Die erste<br />
Glasmurmel wurde<br />
allerdings erst Mitte des<br />
19. Jahrhunderts im<br />
Thüringischen Lauscha<br />
hergestellt.
Jeder, der mal mit Murmelbahnen gespielt hat weiß, dass auf langen Bahnen die Kugeln<br />
auch länger rollen. Der <strong>Kugelwettlauf</strong> allerdings widerlegt diese Alltagserfahrung: Hier<br />
benötigt die Kugel auf der langen Bahn weniger Zeit als auf der kurzen. Nach einigem<br />
Experimentieren haben die meisten Besucher hierfür jedoch schnell eine Erklärung parat:<br />
„Auf der durchhängenden Bahn bekommt die Kugel gleich am Anfang mehr Schwung,<br />
dadurch ist sie schneller.“<br />
Auch wenn diese Begründung einfach und plausibel ist, lohnt es sich, ein bisschen<br />
genauer hinzuschauen und sich Gedanken um solche Begriffe wie „Schwung“ oder „schnell“<br />
zu machen. Wenn du dir z. B. die „Einschlagspuren“ im Auffangbehälter genauer ansiehst,<br />
kannst du an deren Tiefe erkennen, dass die Kugel auf der geraden Bahn am Schluss<br />
augenscheinlich schneller ist, d.h. eine höhere Geschwindigkeit hat. Die Kugel auf der<br />
gebogenen Bahn ist am Ende langsamer, aber dennoch eher da. Die oben aufgeführte<br />
Erklärung muss also noch etwas verfeinert werden, indem du beispielsweise den<br />
Unterschied zwischen der momentanen und der Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
betrachtest.<br />
Auf der geraden Bahn rollt die Kugel langsam los und<br />
wird im Verlauf immer schneller, bis sie am Ende ihre<br />
höchste Geschwindigkeit erreicht hat. Der Physiker<br />
würde sagen: Da die Bahn einen festen Neigungswinkel<br />
hat, ist die Hangabtriebskraft konstant. Die Kugel wird<br />
durch die Hangabtriebskraft gleichmäßig beschleunigt,<br />
wodurch die Geschwindigkeit kontinuierlich steigt.<br />
Mathematisch betrachtet sieht das ganze so aus.<br />
v Geschwindigkeit<br />
v � a * t (bei konstanter Beschleunigung) a Beschleunigung<br />
t Zeit<br />
FH<br />
FG<br />
sin�<br />
F H Hangabtriebskraft<br />
a �<br />
� � g sin�<br />
m m<br />
F Gewichtskraft<br />
164<br />
G<br />
m Masse der Kugel<br />
g Erdbeschleunigung<br />
� Neigungswinkel der Bahn<br />
Hingegen hat die durchhängende Bahn fünf Abschnitte<br />
mit jeweils anderen Neigungswinkeln und in jedem<br />
Abschnitt erfährt die Kugel eine andere<br />
Beschleunigung. Zunächst wird die Kugel durch das<br />
große Gefälle stark beschleunigt, dadurch nimmt ihre<br />
Geschwindigkeit schnell zu. Im letzten Drittel wird die<br />
Kugel abgebremst (die Beschleunigung ist negativ), so dass sich ihre Geschwindigkeit<br />
wieder verringert.<br />
Genau genommen führen beide Kugeln zwei Bewegungen gleichzeitig aus: Zum einen<br />
bewegt sie sich vorwärts (der Physiker spricht von Translation), zum anderen dreht sie sich<br />
um sich selbst (Rotation). Die Kugel auf der gebogenen Bahn bekommt durch beide<br />
Bewegungen genügend Bewegungsenergie, um wieder bergauf zu rollen. Allerdings ändert<br />
sich in jedem Abschnitt die Bewegungsrichtung der Kugel. Bei jeder Richtungsänderung<br />
verringert sich die Bewegungsenergie der Kugel, so dass sie am Ende tatsächlich<br />
langsamer – aber immer noch eher als die Kugel auf der graden Bahn - ins Ziel kommt.