07.03.2016 Aufrufe

Gifte hin, Früchte her - Der globalisierte Lebensmittelmarkt

Egal ob zu Weihnachten, Ostern oder sonst einem festlichen Anlass - Gelegenheiten zum Schlemmen gibt es genug. Die Lebensmittel dafür kommen aus der ganzen Welt und werden - wie Ananas aus Costa Rica - oft unter menschen- und umweltschädlichen Bedingungen hergestellt. Die aktuelle presente erzählt Geschichten aus dem globalen Lebensmittelmarkt und baut eine kulinarische Brücke zwischen Mittelamerika und Europa. Titelfoto: Piña (http://flic.kr/p/8eb7v8) von Jorge Elías auf flickr.com lizensiert unter CC BY 2.0 (creativecommons.org/licenses/by/2.0)

Egal ob zu Weihnachten, Ostern oder sonst einem festlichen Anlass - Gelegenheiten zum Schlemmen gibt es genug. Die Lebensmittel dafür kommen aus der ganzen Welt und werden - wie Ananas aus Costa Rica - oft unter menschen- und umweltschädlichen Bedingungen hergestellt. Die aktuelle presente erzählt Geschichten aus dem globalen Lebensmittelmarkt und baut eine kulinarische Brücke zwischen Mittelamerika und Europa. Titelfoto: Piña (http://flic.kr/p/8eb7v8) von Jorge Elías auf flickr.com lizensiert unter CC BY 2.0 (creativecommons.org/licenses/by/2.0)

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Infodienst<br />

Beschaffung<br />

Ein weiterer Erfolgsfaktor war auch die durchgängige<br />

enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

zwischen der Stadt und der Christlichen<br />

Initiative Romero (CIR). Über ein Jahr<br />

hat die CIR fachlichen Input geleistet, Bieterdialoge<br />

und Marktrec<strong>her</strong>chen durchgeführt<br />

und am Ende die eingereichten Nachweise der<br />

Unternehmen auf Glaubwürdigkeit geprüft.<br />

Im Zuge dieser Pilotausschreibung wurde<br />

deutlich, dass es unterschiedliche Herausforderungen<br />

gibt, die über den Erfolg einer fairen<br />

Ausschreibung in Kommunen entscheiden.<br />

Erster Schritt: „Einkaufszettel“<br />

überprüfen<br />

Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Beschreibung<br />

der Bekleidung, die die Stadt einkaufen<br />

will: Wie sind die einzukaufenden Produkte definiert?<br />

Wie „produktneutral“, wie es im Fachjargon<br />

so schön heißt, ist die Leistung ausgeschrieben?<br />

Denn bei genauem Hinschauen entpuppen<br />

sich die Beschreibungen der Bekleidungsstücke<br />

in der Ausschreibung oft als Produkt<br />

eines konkreten Herstellers - oftmals genau<br />

von dem, dessen Klamotten ohne<strong>hin</strong> schon<br />

seit Jahren von z.B. den GärtnerInnen getragen<br />

werden. Dies liegt daran, dass die BeschafferInnen,<br />

die mit dem Einkauf betraut sind, oft<br />

vom Bleistift bis zur Wetterschutzkleidung<br />

alles beschaffen müssen. Unter anderem aus<br />

Zeitmangel kopieren sie teils einfach die alten<br />

Beschreibungen der letzten Ausschreibungen<br />

oder übernehmen un<strong>hin</strong>terfragt die Vorgaben<br />

aus den Ämtern.<br />

Das Problem dabei: Im Gegensatz zur Modeindustrie<br />

produzieren Arbeitsbekleidungs<strong>her</strong>stellerInnen<br />

insbesondere bei kleineren<br />

Chargen (noch) auf Lager. Strukturell gesehen<br />

ist das zwar besser für die Arbeitsrechte,<br />

weil die Lieferfristen länger sind und ZuliefererInnen<br />

langfristiger planen können: Aber es<br />

ist schlecht für die Unternehmen, wenn eine<br />

Kommune ein Produkt ausschreibt, das sehr<br />

speziellen Vorgaben genügen muss und so<br />

nicht auf Lager ist. Auf eine solche Ausschreibung<br />

bewerben kann sich nur eine Handvoll<br />

Unternehmen, die genau dieses Produkt „zufällig“<br />

im Angebot haben – zumeist also die<br />

altbekannte Zulieferfirma.<br />

Dieses Unternehmen hält aber nicht<br />

zwangsläufig hohe soziale Standards in der<br />

Zulieferkette ein. Sobald die Kommunen dann<br />

hohe soziale Anforderungen in die Ausschreibungen<br />

integrieren, funktioniert das eingespielte<br />

System nicht mehr und am Ende gibt es<br />

keine oder nur sehr wenige Bieter, die in Frage<br />

kommen. Viele Kommunen, z.B. die Stadt<br />

Münster, nutzten dies lange als Argument<br />

dagegen, schon in der Ausschreibung verbindliche<br />

Arbeitsrechte zur Bedingung zu machen.<br />

Dabei ist die Lösung einfach: Die Kommunen<br />

sollten nur Mindestanforderungen an die Produkte<br />

formulieren und die sehr spezifischen<br />

Beim Bieterdialog zwischen Stadt und HändlerInnen zeigte sich, woran faire Beschaffung bis<strong>her</strong> gescheitert war.<br />

30 presente 4/2015

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