Ausgabe 2 (2011) Wohnkultur - SPÖ Simmering
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6<br />
Abschied von Johann Hatzl<br />
Der <strong>Simmering</strong>er SPÖ-Vorsitzende Harald Troch<br />
erinnerte in seiner Rede bei der Trauerfeier in<br />
der Lueger-Kirche an den Menschen, Freund,<br />
Sozialisten und Politiker Hans Hatzl (Auszüge …)<br />
… Heute wollen wir uns an Johann Hatzl erinnern: erinnern<br />
an den Hansi, wie wir ihn in der Partei genannt<br />
haben, an den Menschen, an den Politiker, der schon zu<br />
Lebzeiten eine Legende war: So prägend für Wien wie<br />
auch für <strong>Simmering</strong> … Er war ein Favoritner Kind, die<br />
Mutter Arbeiterin bei Ankerbrot, mit steirischer Abstammung,<br />
der Vater Straßenbahner mit burgenländischen<br />
Wurzeln.<br />
Als Jugendlicher begann er seine Lehre in der Waggonfabrik,<br />
der SGP im 11. Bezirk, er wurde <strong>Simmering</strong>er mit<br />
Herz & Begeisterung. Rosa Jochmann, die große Sozialistin<br />
& Antifaschistin hat Hans, den Obmann der <strong>Simmering</strong>er<br />
Sozialistischen Jugend, stark geprägt wie auch<br />
gefördert.<br />
Hans fand in der Partei Heimat & Familie. Er wurde mit<br />
Leib und Seele Sozialist. Politik hat er im Sinn von Bruno<br />
Kreisky gelernt und begriffen: „Man kann immer was<br />
machen…“ In diesem Sinn hat er sich für soziale Gerechtigkeit,<br />
für die Ziele der SPÖ eingesetzt, stand immer<br />
auf Seiten der sozial Schwächeren, der Unterdrückten.<br />
Wie Kreisky war er ein politisches Schwergewicht, ein<br />
Gigant, der herüber gewachsen ist in die neue Zeit. Hans<br />
repräsentierte die traditionelle SPÖ, eine sozialistische<br />
Partei des Volkes mit 40–51 % der Stimmen bundesweit,<br />
in <strong>Simmering</strong> bis zu 70 %. Er stand für die Mitgliederpartei<br />
zur breiten Mobilisierung, für die Bildungsarbeit,<br />
die Arbeitern eine politische Laufbahn ermöglichen sollte,<br />
für das Einstehen für die Arbeiter und Angestellten.<br />
In gewissem Sinn war Johann Hatzl durchaus ein Patriarch,<br />
eine Führungspersönlichkeit, die den politischen<br />
Weg gern vorgab, der gern Verantwortung übernahm …<br />
Die Interessen der Gemeinschaft stellte er dabei immer<br />
vor den Eigennutz. So lebte er eine vorbildliche republi-<br />
Foto Claudia Kienzl<br />
Eva und Johann Hatzl mit Harald Troch und Wolfgang Angerer<br />
beim Geiselberger Wiesenfest der SPÖ 2005<br />
www.simmering.spoe.at<br />
kanische Gesinnung, das öffentliche Interesse, was die<br />
antiken Römer res publica nannten, war immer Ziel<br />
seines politischen Handelns.<br />
Die Medien, die Presse waren nicht immer freundlich zu<br />
ihm . . . Trotzdem war es unverständlich, wenn eine Zeitung<br />
auf blass orangem Papier seine Kleidung kritisierte:<br />
er sei eben ein Urgestein aus der Vorstadt, kommentierte<br />
eine Journalistin. Ja, Johann Hatzl beeindruckte sicher<br />
nicht mit einer Oberflächen-Glanz-Politur.<br />
Aber die <strong>Simmering</strong>er und viele Wiener fanden sein<br />
Auftreten, seine normale <strong>Simmering</strong>er Sprache, seine<br />
direkte Art sympathisch: Er ist einer von uns, er hört uns<br />
zu, er macht was für uns.<br />
Er war nicht abgehoben, hatte keine Starallüren. Als<br />
Stadtrat pflegte er einen beispielhaften sozialdemokratischen<br />
Umgang mit Personalvertretung und Gewerkschaft.<br />
Er hatte Handschlagsqualität, informierte die<br />
Personalvertretung, besuchte die Betriebe, sprach immer<br />
gern mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Sein<br />
Einsatz bei der Ausgliederung der Stadtwerke in den<br />
90er-Jahren ist legendär. Als Klubobmann warf er sein<br />
ganzes politisches Gewicht in die interne Debatte, um<br />
Verschlechterungen für die Mitarbeiter zu verhindern.<br />
So galt er als absolut verlässlicher Partner.<br />
Johann Hatzl hat Weichen für die Zukunft gestellt: In der<br />
Wohnungspolitik setzte er die Mieter-Mitbestimmung<br />
um. Beim neuen Mietrecht kämpfte er darum, dass die<br />
Erhaltungsbeiträge punktgenau für die Mieter und ihr<br />
Wohnhaus verwendet werden. Das Hundertwasser-Haus<br />
konnte umgesetzt werden: legendär wurde Hundertwassers<br />
Ausspruch „Gott sei Dank gibt’s den Hatzl!“ Starke<br />
Widerstände aus dem Magistrat gegen das, für manche<br />
scheinbar verrückte Projekt, konnten überwunden werden.<br />
Stadtrat für Verkehr wurde er, als die Verkehrsbetriebe<br />
noch von wörtlich „Beförderungsfällen“ sprachen. Unter<br />
Johann Hatzl wurden daraus endlich Fahrgäste. So gab es<br />
einiges zu modernisieren … Die Wiener sollten ihr Familiensilber<br />
kennen, das, was die Stadt lebenswert & sozial<br />
macht: Also die kommunalen Betriebe & Einrichtungen.<br />
Der Wiener Tramway-Tag war seine Idee, eine Weiterentwicklung<br />
des Tages der offenen Tür im Rathaus. Da war Johann<br />
Hatzl in seinem Element: Mitten unter denMen schen,<br />
beim Herzeigen der Leistungskraft der Wiener Linien.<br />
Der Ansturm der Wienerinnen und Wiener war gewaltig.<br />
Was ihm dabei besonders am Herzen lag: Die Wiener begriffen<br />
die Verkehrsbetriebe als ihre Wiener Linien, die<br />
man auch NIE aus der öffentlichen Hand geben darf.<br />
Die 70er- & 80er-Jahre hatten einen unglaublichen Siegeszug<br />
des Autos erlebt. Da stellte Stadtrat Hatzl die Weichen<br />
für die Öffis: Bevorrangung & Ausbau. Dafür erntete<br />
er nicht nur Beifall, sondern harsche Kritik, ja Beschimpfungen.<br />
Es bedurfte schon seiner Hartnäckigkeit, manche<br />
sprachen von Sturheit, um hier den Kurs zu halten.<br />
<strong>Simmering</strong> ist gewaltig gewachsen: Sozialer Wohnbau,<br />
Verkehrserschließung und U3, Schulen, Ausbau der<br />
>> Fortsetzung Seite 12