einSteiger 2016
Regionaljournal einSteiger
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Entdeckungreisen<br />
im südlichen<br />
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Mitnehmen
Es gibt viel zu entdecken. Steigen Sie ein!<br />
<strong>2016</strong><br />
Gold, Gips und Gipfel<br />
Eine Wanderung<br />
um Markt Nordheim<br />
4<br />
Golf in Geiselwind 10<br />
Haarspinnerei Mannhof 16<br />
Kulturlandschaftsbeauftragte<br />
im LAG-Gebiet<br />
Forschungsstelle<br />
fränkische Volksmusik<br />
18<br />
18<br />
Mekra Lang - Vorausschauend<br />
mit Rückspiegeln 20<br />
26<br />
Schloss Breitenlohe (privat)<br />
32<br />
34<br />
38<br />
Talauenradweg<br />
»Zu den Schlössern«<br />
Frankens kleinste<br />
Brauerei<br />
Jubiläen in Markt Bibart<br />
und Oberscheinfeld<br />
44<br />
50<br />
52<br />
54<br />
Die Geschichte der<br />
Veeh-Harfe<br />
Schäfer aus Passion<br />
Die »Sonnenhochzeit«<br />
Wildkatzen im Steigerwald<br />
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben,<br />
sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.<br />
Seneca
Baudenbach<br />
Burghaslach<br />
Ergersheim<br />
Geiselwind<br />
Hemmersheim<br />
Ippesheim<br />
Langenfeld<br />
Markt Bibart<br />
Markt Nordheim<br />
Markt Taschendorf<br />
Münchsteinach<br />
Oberscheinfeld<br />
Scheinfeld<br />
Schlüsselfeld<br />
Simmershofen<br />
Sugenheim<br />
Uffenheim<br />
Weigenheim<br />
EDITORIAL<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
die sechste Ausgabe unseres und vor allem Ihres<br />
Regionalmagazins »<strong>einSteiger</strong>« liegt Ihnen vor.<br />
Wir sind selbst immer wieder überrascht, wie bunt<br />
das Themenspektrum ausfällt, wenn wir das erste<br />
Muster in Händen halten. Naturleben und Kultur<br />
erleben, Tipps für Ausflüge und Aktivitäten per Rad<br />
und Wanderstiefel – interessant für den Besucher<br />
unserer Region genauso wie für Einheimische.<br />
Dieses Heft hat einen besonderen Schwerpunkt, der<br />
auf dem Gebiet der Arbeitswelt im Südlichen Steigerwald<br />
liegt. Und auch der könnte nicht vielfältiger sein:<br />
Vom Ein-Mann- bzw. Fraubetrieb, nämlich dem Schäfer<br />
und der Spinnerin, bis hin zum „Global Player“ oder<br />
“Hidden Champion“ der Automobilzuliefer-Branche,<br />
dem Unternehmen Mekra Lang in Ergersheim. Dazu<br />
noch die kleinste Brauerei Frankens und eine Innovation<br />
im Bereich des Musikinstrumentenbaus, die inzwischen<br />
mehrere Menschen beschäftigt.<br />
Sie sehen, es lohnt sich, mit offenen Augen den<br />
Südlichen Steigerwald zu durchstreifen, steigen Sie ein<br />
ins Heft!<br />
Georg Zipfel,<br />
Erster Vorsitzender<br />
der LAG Südlicher Steigerwald
Gold, Gips<br />
und Gipfel<br />
Wandern und Biken um<br />
Markt Nordheim<br />
Der Südliche Steigerwald<br />
bietet für Wanderer und Radfahrer<br />
viele abwechslungsreiche<br />
Routen mit unterschiedlichen<br />
Schwierigkeitsgraden<br />
und Erlebnissen. Auf den<br />
Internet-Seiten der LAG Südlicher<br />
Steigerwald finden Sie<br />
zahlreiche Tipps, ebenso im<br />
Portal der Tourist-Information<br />
für den (gesamten) Steigerwald.<br />
Dort ist auch der Weg MN5<br />
um Markt Nordheim skizziert,<br />
den wir Ihnen nun ausführlich<br />
vorstellen möchten.<br />
Er ist geeignet für Wanderer<br />
und Touren-/Mountainbiker.<br />
Die besten Jahreszeiten sind<br />
Frühjahr oder Herbst aufgrund<br />
der besonderen Flora, die Sie<br />
erwartet. Da nur ein kleinerer<br />
Teil des knapp neun Kilometer<br />
langen Weges<br />
im Wald liegt, sollten Sie<br />
im Sommer unbedingt an<br />
Getränke und Sonnenschutz<br />
denken.<br />
4
Wirtshaus, Kirche, Rathaus –<br />
ein Bild von einem Dorf!<br />
5
Wir beginnen die Rund-<br />
Tour in Markt Nordheim an<br />
der großen Info-Tafel der LAG<br />
Südlicher Steigerwald. Markt<br />
Nordheim, mit seinen weiteren<br />
Ortsteilen, setzte frühzeitig auf<br />
die umfassende Dorferneuerung<br />
und dies mit großem Erfolg.<br />
Der sichtbar von Weinbau und<br />
Landwirtschaft geprägte Kernort<br />
erhielt 2002 beim Bezirksentscheid<br />
des Wettbewerbes »Unser<br />
Dorf soll schöner werden –<br />
Unser Dorf hat Zukunft« einen<br />
Sonderpreis für „die Erhaltung<br />
ortsbildprägender Gebäude<br />
durch Umnutzung im privaten<br />
und öffentlichen Bereich“. 2007<br />
wurde Markt Nordheim im gleichen<br />
Wettbewerb sogar Sieger<br />
auf Landesebene und ist seither<br />
„Bayerisches Golddorf“. Ein entsprechendes<br />
Schild begrüßt Sie<br />
den Gast an den Ortseingängen.<br />
Idyllischer Bachlauf<br />
mitten im „Golddorf“<br />
Es lohnt sich daher, Ihre<br />
Tour gemütlich zu beginnen<br />
und den Fotoapparat bereitzuhalten.<br />
Viele malerische Motive<br />
warten auf Sie. Dieses Bild zeigt<br />
den Geroldsbach, der sich durch<br />
Markt Nordheim schlängelt.<br />
Dort finden Sie auch eine Furt<br />
am Naturerlebnisgelände – die<br />
am Ende der Wanderung am<br />
besten barfüßig durchschritten<br />
wird. Doch zuvor genießen Sie<br />
erst noch die Ortsbilder. Der MN5<br />
führt Sie hinauf zum Kirchplatz.<br />
Die Kirche ließ 1574/75 Georg<br />
Ludwig von Seinsheim der Ältere<br />
über einer bereits bestehenden<br />
Kapelle errichten. Unter Seinsheimscher<br />
Herrschaft war Nordheim<br />
nach der Reformation evangelisch<br />
geworden. Aus diesem<br />
Geschlecht entwickelte sich das<br />
Fürstenhaus Schwarzenberg, das<br />
zum europäischen Hochadel zählt<br />
und sein Stammschloss im nahegelegenen<br />
Scheinfeld hat.<br />
6
Vom herrlich mit Fachwerkhäusern<br />
gesäumten Kirchplatz geht es<br />
entlang des Geroldsbachs hinaus aus<br />
Markt Nordheim. Die Natürlichkeit<br />
des Baches verdanken wir einem<br />
früheren Projekt der LAG Südlicher<br />
Steigerwald. Eine Tafel erläutert,<br />
dass die Renaturierung des Bachlaufs<br />
Teil eines größeren Talauenprojekts<br />
im „Schwarzenberger Land“<br />
war, mit den primären Zielen, den<br />
Hochwasserschutz auf möglichst<br />
natürliche Weise zu verbessern und<br />
Lebensräume für die heimische Flora<br />
(insbesondere Auenwälder) und<br />
Fauna (wie den seltenen Flussregenpfeifer)<br />
zu schaffen.<br />
Ihr Weg würde Sie geradeaus<br />
hinaufführen zum Hohenlandsberg,<br />
dem mit 498 Meter ü.NN gemeinsam<br />
mit dem Scheinberg höchsten<br />
Gipfel im Steigerwald, mit seiner<br />
Höhenburgruine. Sie folgen indes der<br />
Wegweisung in Richtung Ulsenheim<br />
und biegen an der nächsten Waldrandspitze<br />
erneut links und vor den<br />
Weihern rechts ab.<br />
An dem folgenden längeren Teilstück<br />
erhebt sich rechts von Ihnen<br />
der Steigerwaldkamm, der nach<br />
Westen hin steil aufsteigt und dort<br />
auch viele bekannte Weinlagen birgt.<br />
Die Steigerwaldhöhe und die nach<br />
Osten sanfter abfallenden Hänge<br />
sind zumeist bewaldet. Es herrschen<br />
Mischwälder vor; hier im südlichen<br />
Teil fällt Ihnen sofort der hohe Anteil<br />
an Eichen auf, im nördlichen Steigerwald<br />
dominiert die Buche. Die besondere<br />
Topografie der Region führt<br />
zwangsläufig immer wieder zu tollen<br />
Ausblicken. Selbst hier am Fuß des<br />
bewaldeten Aufstiegs können Sie<br />
über Markt Nordheim hinweg weit<br />
in das Tal der Ehe in der Gemarkung<br />
Sugenheim schauen.<br />
Gotische Kirche mit<br />
barockem Turm<br />
7
links: Reste der Burg Hohenkottenheim<br />
unten: Rasten zwischen Wald und Wein<br />
Gut 50 Meter bevor Sie auf<br />
die Kreisstraße NEA 31 stoßen,<br />
biegen Sie rechts ab. Wanderer<br />
nehmen die steile Kehre in den<br />
landwirtschaftlichen Grünweg<br />
(in der hier aufgeführten Karte<br />
gestrichelt), der hinauf in den<br />
Wald führt. Radfahrer nehmen den<br />
Schotterweg, der gleich anschließend<br />
abgeht und unterhalb der<br />
Waldkante bleibt. Kurz vor dem<br />
Hochpunkt im Wald findet der<br />
Wanderer ein Schild, das ihn zur<br />
Burgruine Hohenkottenheim führt.<br />
Leider sind von der Burg aus dem<br />
Jahr 1356, die damals Stammsitz<br />
des Grafen von Seinsheim war, nur<br />
noch spärliche Mauerreste und ein<br />
Tonnengewölbe erhalten. Erst der<br />
Bauernkrieg 1525, nach Wiederaufbau<br />
ein zweiter Brand 1553 und<br />
schließlich ein erneuter Großbrand<br />
1590 machten die Pläne, die Burg<br />
zum Schloss auszubauen endgültig<br />
zunichte. Doch trotz der dichten<br />
Bewaldung lassen sich noch sehr<br />
gut die Anlage auf einem Hügel<br />
und die umlaufenden tiefen Schutzgräben<br />
erkennen.<br />
Für die Mühsal des Anstiegs<br />
und des kurzen Abstechers zur<br />
Ruine entschädigen rasch herrliche<br />
Ausblicke von einer Streuobstwiese<br />
aus über die direkt unter Ihnen<br />
liegenden Weinhänge hinweg nach<br />
Süden und Westen.<br />
Ein netter Rastplatz im Baumschatten<br />
lädt zusätzlich zum Verweilen<br />
ein. Genießen Sie das für die Region<br />
typische, harmonische Zusammenspiel<br />
von Weinbergen und<br />
Mischwäldern – im Herbst natürlich<br />
besonders farbenprächtig. Der<br />
Wanderer folgt dem sich allmählich<br />
wieder deutlicher abzeichnenden<br />
Grünweg zunächst noch ein Stück<br />
auf dem Hochplateau, bevor es an<br />
der ersten Kreuzung im Wald nach<br />
links den Berg hinunter und dort<br />
links weiter geht. Bitte beachten<br />
Sie: Nach einer leichten Rechtskurve<br />
biegen Sie nach links ab<br />
(Wegweisung an der Weggabelung<br />
etwas im Gebüsch), sodass Sie sich<br />
unterhalb der Weinhänge befinden.<br />
Nach circa 300 Metern geht es<br />
rechts weg – dort stoßen jetzt auch<br />
wieder die Radfahrer zu uns, die aus<br />
der Gegenrichtung kommend, hier<br />
entsprechend links abbiegen.<br />
Queren Sie die Kreisstraße<br />
in den land- und forstwirtschaftlichen<br />
Schotterweg und lassen Sie<br />
sich nicht von der angekündigten<br />
Schranke abschrecken. Vorsicht<br />
ist gleichwohl geboten: Mehrfach<br />
werden Sie nun darauf hingewiesen,<br />
dass es verboten ist, den Wald<br />
zu Ihrer Linken zu betreten, da<br />
direkt unterhalb der Waldung<br />
Gips abgebaut und dafür noch<br />
gesprengt wird. Bleiben Sie daher<br />
auf dem Weg, der Sie bald in ein<br />
längeres Waldstück führt, in dem<br />
sich von Laub- und Nadelbäumen<br />
dominierte Teilstücke abwechseln.<br />
Der Schotterweg führt Sie auf die<br />
Gemeindeverbindungsstraße von<br />
Markt Nordheim nach Herbolzheim,<br />
auf die Sie nach rechts einbiegen<br />
(Richtung Irrbach) und diese<br />
nach circa 30 Metern nach links<br />
auf einen Grünweg schon wieder<br />
verlassen.<br />
8<br />
Naturschutzgebiet „Sieben Buckel“
Text: Claus Seifert | Fotos: Claus Seifet (8), Oliver Hug (4)<br />
Bleiben Sie auf dem auch mit<br />
Tourenrad streckenweise zu fahrenden<br />
Stück bis zum Schotterweg,<br />
auf dem Sie scharf nach links<br />
abbiegen. Es folgt eine S-Kurve<br />
an dessen Ausgang Sie rechts am<br />
Acker vorbeigehen. Rechts von<br />
Ihnen liegt nun das Naturschutzgebiet<br />
„Gipshöhle Höllern und<br />
Gipshügel Sieben Buckel“. Im<br />
porösen Gipsgestein entstand hier<br />
ein weit verzweigtes Höhlensystem.<br />
Hohlräume stürzten ein, Kanten<br />
rutschten nach: So entstanden im<br />
Laufe der Zeit Gipshügel mit ihren<br />
Senken (Dolinen). Der Bund Naturschutz<br />
hat das Gelände ab 1960<br />
Zug um Zug erworben und für die<br />
Natur bewahrt. So kann sich hier<br />
die sehr seltene Lebensgemeinschaft<br />
der Gipssteppe weiterentwickeln!<br />
Die spärliche, gerade im Frühjahr<br />
indes sehr farbige Flora ist sehr<br />
sensibel. Bitte bleiben Sie auf dem<br />
Hauptweg und beachten die Hinweisschilder.<br />
Ein landwirtschaftlicher<br />
Fahrweg führt Sie aus dem Gelände<br />
hinaus – der Kirchturm von<br />
Markt Nordheim zeigt Ihnen hier<br />
schon den Weg zurück zum Ausgangspunkt.<br />
Nachdem Sie gut 50<br />
Meter auf der Kreisstraße NEA 33<br />
gelaufen und links abgebogen sind,<br />
erwartet Sie nach einigen Pferdekoppeln<br />
noch ein ganz besonderes<br />
Schmankerl – Schloss Seehaus.<br />
Dieses Schlösschen der Schwarzenberger,<br />
deren Fürstenwappen<br />
Sie in Stein über dem Eingang des<br />
Hauptgebäudes finden, ist heute im<br />
Eigentum des Tenorsängers Jan Kobow,<br />
der dort mit Musikfreunden<br />
aus der ganzen Welt probt. Nicht<br />
selten ist der öffentliche Gang<br />
durch das Schlossareal nicht nur ein<br />
Schmaus für die Augen, sondern<br />
auch für die Ohren! Im zweiten<br />
Torbogen finden Sie auf einer<br />
Tafel der LAG Südlicher Steigerwald<br />
viel Wissenswertes über das<br />
Schloss. Noch mehr Hintergründe<br />
zu Schloss Seehaus finden Sie im<br />
<strong>einSteiger</strong> aus dem Jahr 2011.<br />
Um den schönen Dorfweiher,<br />
dem „Ständla“, herum geht es<br />
schließlich wieder zum Start zurück.<br />
Spätestens jetzt haben Ihre Füße<br />
ein Bad in der Furt des Geroldsbachs<br />
verdient. Gegen Hunger und<br />
Durst helfen sowohl das Gasthaus<br />
„Schwarzer Adler“, direkt neben der<br />
Furt, als auch die anderen Gasthöfe<br />
und Winzerstuben (die hier auch<br />
Häckerstube oder Heckenwirtschaft<br />
heißen) in Markt Nordheim und<br />
seinen Ortsteilen, die allerdings<br />
nicht immer geöffnet haben. Bitte<br />
nutzen Sie den Infoteil am „anderen<br />
Anfang“ des Magazins<br />
und rufen vor Ihrem Besuch am<br />
besten an.<br />
Kontakt:<br />
Markt Markt Nordheim<br />
Ulsenheim 75 | 91478 Markt Nordheim<br />
Tel. 09842 / 694 99-20<br />
Gemeinde@markt-nordheim.de<br />
www.markt-nordheim.de<br />
Tourismusverband Steigerwald<br />
Hauptstraße 1 | 91443 Scheinfeld<br />
Tel. 09162 /12424<br />
info@steigerwald-info.de<br />
www.steigerwald-info.de<br />
Schlossanlage Seehaus<br />
9
Text u. Fotos: Oliver Hug<br />
Geiselwind<br />
10
Während im Kirchenraum die<br />
Vorbereitungen laufen, stimmen sich<br />
die Besucher in und vor der Kulturscheune<br />
auf das Konzert ein.<br />
Golf? Das ist doch dieser<br />
elitäre Pseudosport für alte Herren<br />
in karierten Hosen. Anna, unser<br />
„Cover-Girl“ dieser <strong>einSteiger</strong>-Ausgabe<br />
passt da wohl kaum ins Bild<br />
der Vorurteile. Sie ist Mitglied im<br />
Golfclub Steigerwald und hat sich<br />
bereit erklärt, uns über die Anlage<br />
am Rande von Geiselwind zu führen.<br />
Sie freut sich, mal wieder ein<br />
paar Bälle schlagen zu können.<br />
Ein Jahr vor dem Abi bleibt einer<br />
Schülerin wenig Freizeit. Und wenn<br />
Golf viel kostet, dann wirklich<br />
eines: Zeit. So bedauert sie, dass<br />
die Gelegenheiten für eine Golfpartie<br />
zuletzt immer seltener<br />
geworden sind.<br />
Christian Zethmeier, der Clubmanager,<br />
bei dem wir uns vorher angemeldet<br />
haben und der uns zu ein<br />
paar besonders schönen Flecken des<br />
Platzes begleitet, bestätigt das: Um<br />
den Sport und das Spiel genießen<br />
zu können, muss man schon etwas<br />
Zeit mitbringen. Und da Menschen<br />
im „Unruhestand“ in dieser Hinsicht<br />
vielleicht doch etwas flexibler<br />
sind, sieht man wochentags auf<br />
dem Grün logischerweise manchmal<br />
mehr ältere Spieler als jüngere.<br />
Hinzu kommt, dass Golf ein Sport<br />
ist, den man auch in reiferen Jahren<br />
gut betreiben kann. Aber eben<br />
nicht erst dann. Anfangen und<br />
Freude daran haben kann man in<br />
jedem Alter. Um Jugendliche für<br />
dieses sportliche Spiel zu begeistern,<br />
ist der Golfclub Steigerwald z. B.<br />
Schulpartnerschaften mit der Drei-<br />
Franken-Schule in Geiselwind und<br />
dem Gymnasium Wiesentheid eingegangen.<br />
Über dieses Wahlfachangebot<br />
ist auch Anna zum Golfsport<br />
gekommen. Was ihr daran Spaß<br />
macht, ist die Kombination aus<br />
sportlicher Körperbeherrschung<br />
und Technik mit dem spielerischen<br />
Wettkampf gegen nette Mitspieler.<br />
Das ganze draußen in weitläufiger<br />
Natur. Das abwechslungsreiche Geiselwinder<br />
Areal gefällt ihr besonders<br />
gut. Etwas weniger heiß als heute<br />
dürfte es aber gerne sein.<br />
in Geiselwind<br />
11
links: Angeleint dürfen sogar Hunde<br />
ihr Golf spielendes Herrchen begleiten<br />
unten: Die „Driving Range“, der<br />
Platz zum Üben des Abschlags und<br />
zum Aufwärmen vor der Runde<br />
links: Der 6-Loch-<br />
Academy-Platz mit<br />
Blick auf Geiselwind<br />
steht jedem Interessenten<br />
offen. Hier gilt:<br />
„pay and play“<br />
unten rechts: Clubmanager<br />
Christian Zethmeier<br />
beim Abschlag über das<br />
große Wasserreservoir<br />
an Loch 6<br />
Die Hitze des Sommers 2015<br />
war tatsächlich nicht ideal für den<br />
Betrieb einer Golfanlage. Jeder<br />
Landwirt und jeder Hobbygärtner<br />
hatte mit der Trockenheit zu kämpfen.<br />
Für die sechs „Greenkeeper“,<br />
wie die auf Golfplätze spezialiserten<br />
Gärtner heißen, die sich täglich ab<br />
5 Uhr morgens um die Pflege der<br />
Geiselwinder Anlage kümmern,<br />
war es eine besondere Herausforderung,<br />
das „Grün zu bewahren“.<br />
Englischer Garten<br />
Der Geiselwinder Golfclub<br />
ist zu Recht stolz auf seine topgepflegte<br />
Anlage, die von Gastspielern<br />
regelmäßig hoch gelobt<br />
wird. Die teppichglatte Rasenfläche<br />
um das Loch, das „Green“ und<br />
das nicht ganz so kurz geschorene<br />
„Fairway“, der Bereich zwischen<br />
Abschlag und Green, dürfen nicht<br />
völlig austrocknen. Gut, dass zwei<br />
große eigene Wasserreservoirs den<br />
Bedarf der Bewässerung selbst in<br />
solch extremen Perioden abdecken.<br />
Als Landschaftsseen sind sie in das<br />
Areal integriert, das weitgehend<br />
dem Bild eines englischen Parks<br />
entspricht: Viel perfekter Rasen,<br />
hin und wieder blühende Stauden,<br />
dazwischen Wasserflächen<br />
mit schilfbewachsenen Uferzonen,<br />
Hecken und Obstbäumen, sowie<br />
die „Roughs“, also die seltener gemähten<br />
Freiflächen, in denen schon<br />
so mancher Golfball verschwunden<br />
ist. Das ganze Areal umfasst rund<br />
70 Hektar, teilweise in Hanglage<br />
mit herrlichen Ausblicken in die<br />
fränkische Landschaft. Zum größeren<br />
Teil ist es auf einem für den<br />
Steigerwald typischen Hochplateau<br />
angelegt, angeschmiegt an den<br />
Waldrand oder nahtlos übergehend<br />
in die kleinteilige Kulturlandschaft.<br />
Was der Laie einfach nur als schön<br />
12
empfindet, sieht der erfahrene<br />
Golfspieler mit anderen Augen:<br />
Der 18-Loch-Meisterschaftsplatz<br />
wurde 1987 von Star-Architekt<br />
Don Harradine designt. Der 1911<br />
in Enfield bei London geborene<br />
Schweizer Golfplatzarchitekt plante<br />
in ganz Europa Golfanlagen, allein<br />
in Deutschland rund 50, die fast<br />
ausnahmslos zu den „landschaftlichen“<br />
Golfplätzen zählen. Für den<br />
Golfer reizvoll sind sogenannte<br />
„blinde“ Löcher, also solche, die vom<br />
Abschlag aus nicht zu sehen sind.<br />
Herausforderungen stellen auch<br />
Sandbunker und Wasserflächen dar,<br />
über die hinweggeschlagen werden<br />
muss.<br />
Moderates Fitnessprogramm<br />
Rund sechs Kilometer ist die<br />
Distanz, die der Ball insgesamt<br />
geschlagen werden muss. Hinzu<br />
kommt die Strecke zum jeweils<br />
nächsten Abschlag. Kein Marathon,<br />
doch wer die ganze Strecke<br />
zu Fuß geht, seine Golftasche mit<br />
bis zu 14 Schlägern zieht (Anfänger<br />
haben deutlich weniger) und<br />
nicht mit dem Elektro-Cart fährt,<br />
kommt beim Zurücklegen der<br />
Entfernungen schon ganz gut in<br />
Bewegung. Das Spielen des Balles<br />
ist ebenfalls nicht zu unterschätzen.<br />
Beim Golfschwung werden 124<br />
von insgesamt 434 Muskeln bewegt<br />
und koordiniert.<br />
Das Handicap<br />
Doch spielt man Golf nicht nur<br />
zur Verbesserung oder zum Erhalt<br />
der Fitness. Einfach nur gegen<br />
einen guten Freund oder mit der/<br />
dem eigene/n Frau/Mann: Der<br />
spielerische Wettstreit ist das ideale<br />
Ausgleichsprogramm gegen den<br />
Stress oder bringt auf der anderen<br />
Seite abwechslungsreiche Spannung<br />
in den Alltag. Dabei ist Golf wahrscheinlich<br />
der einzige Sport, bei<br />
dem Einsteiger (!) und Fortgeschrittene,<br />
Jüngere und Ältere in einen<br />
fairen direkten Wettbewerb treten<br />
können. Das sogenannte „Handicap“<br />
macht die Ergebnisse vergleichbar,<br />
egal ob sie schon viele Turniere<br />
gewonnen oder erst die Platzreife<br />
absolviert haben. Je niedriger das<br />
Handicap, umso stärker ist der<br />
Spieler. Je höher es ist, umso mehr<br />
Schläge darf der schwächere Spieler<br />
machen, er erhält quasi einen<br />
seiner Spielstärke entsprechenden<br />
Vorsprung. So haben auch Spieler<br />
mit weniger Erfahrung eine echte<br />
Chance. Fairer geht's nicht.<br />
13
Platz für Ambitionierte…<br />
Der Verein unter der Präsidentschaft<br />
von André Göpfert hat derzeit<br />
circa 470 Mitglieder aller Altersstufen,<br />
von denen einige auch an<br />
Mannschaftswettkämpfen teilnehmen.<br />
Insgesamt werden jedes Jahr<br />
rund 70 Golfturniere in Geiselwind<br />
ausgetragen. Neben den Verbandswettkämpfen<br />
am Wochenende sind<br />
dies unter der Woche auch diverse<br />
Clubturniere. Zusätzlich finden<br />
noch etliche Sponsorenturniere statt.<br />
Morgenstimmung auf dem Golfplatz<br />
(Fotos diese Seite: Golfclub Steigerwald)<br />
Kontakt:<br />
www.golfclub-steigerwald.de<br />
Tel. 09556 / 1484<br />
Die Mannschaften des Golf<br />
Clubs Steigerwald sind übrigens<br />
recht erfolgreich. Die Ergebnisse<br />
des vergangenen Jahres können<br />
sich sehen lassen:<br />
Am 3. September fand das<br />
Finale Nord/Süd der Fränkischen<br />
Seniorenrunde in Abenberg statt.<br />
Die Mannschaft aus Geiselwind<br />
setzte sich im Endspiel gegen die<br />
Mannschaft des Golfclubs Lichtenau<br />
mit 5:3 durch und konnte<br />
damit den Titel aus dem Vorjahr<br />
verteidigen.<br />
In der Deutschen Golf-Liga<br />
(DGL) Damen 1. Bezirksliga<br />
Gruppe A erreichte die Damenmannschaft<br />
einen hervorragenden<br />
2. Platz. In der Bayerischen Golf<br />
Liga AK 35 Herren – 6. Liga<br />
Gruppe I blieb die Mannschaft<br />
während der gesamten Saison<br />
ungeschlagen und spielt nun in der<br />
5. Liga. In der DGL Gruppenliga<br />
Bayern Herren – 1. Bezirksliga<br />
Gruppe A bedeutete der Gruppensieg<br />
ebenfalls den Aufstieg, und<br />
zwar in die Landesliga.<br />
In Geiselwind spielen viele<br />
Gäste, auch aus Holland und den<br />
skandinavischen Ländern, die<br />
begeisterte Golfnationen sind.<br />
Die Autobahnnähe, das Golfhotel<br />
direkt am Gelände und der Campingplatz<br />
sind da ideal, um ein<br />
Golfwochenende oder einen einwöchigen<br />
Golfurlaub zu verbringen.<br />
…und die, die es werden wollen<br />
Um den 18-Loch-Meisterschaftsplatz<br />
zu nutzen, braucht<br />
man hier wie überall die sogenannte<br />
„Platzreife“. Seit 2002 kann<br />
in Geiselwind jedoch jedermann<br />
ohne Verpflichtung den 6-Loch-<br />
Academyplatz nutzen, eine Einrichtung,<br />
die in weitem Umkreis<br />
einmalig ist. Unter dem Motto<br />
„Pay and Play“ bespielt man mit<br />
einer Tageskarte die sechs abwechslungsreichen<br />
und anspruchsvollen<br />
Bahnen mit einer Länge zwischen<br />
46 und 169 Metern, so lange man<br />
Lust hat, auch mehrmals hintereinander.<br />
Leihschläger stehen<br />
ebenfalls zur Verfügung.<br />
Es muss also nicht immer Minigolf<br />
sein, wenn Sie einen Schläger<br />
schwingen und Ihre Geschicklichkeit<br />
im Wettstreit mit Freunden<br />
oder Ihrer Familie testen wollen.<br />
Auf einem großen Platz ist vielleicht<br />
auch der Spaß größer.<br />
Diese Spielmöglichkeit auf dem<br />
Academyplatz-Platz wird gerne<br />
auch als Event für Betriebs- oder<br />
Familienfeste genutzt.<br />
Natürlich freuen sich Clubmanager<br />
Christian Zethmeier und Vereinspräsident<br />
André Göpfert, wenn<br />
der eine oder die andere daraufhin<br />
Lust verspürt, an einem der rund<br />
zehn Golf-Erlebnis-Tage oder dem<br />
Schnupper-Programm teilzunehmen<br />
und zum Golf-„<strong>einSteiger</strong>“ wird.<br />
14
An dieser Stelle haben schon viele<br />
nicht mehr weiter gewusst.<br />
Weil es fürs Leben kein Navi gibt,<br />
ist professioneller Rat wichtig.<br />
Ich berate und vertrete Sie bei<br />
Ehescheidung, Unterhalt und Sorgerecht.<br />
Sie haben Ihr Ziel erreicht.<br />
Ein Haus, das seine Energie<br />
selbst erzeugt.<br />
oh-werbung.de | foto: nicky_/photocase.com<br />
Hauptstraße 14<br />
91443 Scheinfeld<br />
Telefon 0 91 62 / 206<br />
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15
BIBER<br />
Wo, bitte, liegt Mannhof?<br />
Und was ist eine Handspinnerei?<br />
Die Fahrt von Oberscheinfeld<br />
zum Gut Mannhof wirkt etwas<br />
wie ein Rätselweg. Durch Felder<br />
und über Gipshügel, anscheinend<br />
ohne Ziel. Bis in einer kleinen<br />
Senke endlich Dächer auftauchen,<br />
biberschwanzgedeckt und bemoost.<br />
Der einsame Viereckhof aus<br />
dem 18. Jahrhundert wirkt verschlafen.<br />
Bis auf einige streichelweich<br />
herumschleichende Katzen.<br />
Am Portal des Haupthauses neben<br />
der Klingel zwei Namen und der<br />
Hinweis auf eine Handspinnerei.<br />
Marina Schwedt öffnet lächelnd,<br />
eine freundliche Frau, Jahrgang<br />
1955, wie später zu erfahren ist.<br />
Ein verwinkelter Lebensweg<br />
von Pirna mit diversen Zwischenstationen<br />
führt sie zum Endpunkt<br />
Steigerwald.<br />
Für das Wunschziel Strickerin<br />
ist im damals „besonders freien<br />
Teil Deutschlands“ eine Erwachsenen-Qualifikation<br />
gefordert. Also:<br />
Lehre als Köchin und Verkäuferin,<br />
Fernstudium, im Nebenerwerb<br />
über zehn Jahre private Strickerei.<br />
Die Leidenschaft für diese Art der<br />
Wollverarbeitung, schon aus der<br />
Jugend, bietet im Osten trotz einschlägiger<br />
Berufsausbildung keine<br />
Erwerbsmöglichkeit. Nach 1989<br />
ergibt sich schließlich in Bayern<br />
eine Chance als Köchin zu arbeiten.<br />
Über das Internet hat sie dort<br />
ihren Lebensgefährten gefunden,<br />
einen Partner aus dem mittelfränkischen<br />
Gleißenberg, den es aus der<br />
Ferne wieder zurück in die Heimat<br />
zieht. Gesundheitliche Probleme<br />
zwingen sie dazu, der Küche den<br />
Rücken zu kehren.<br />
Als man 2009 gemeinsam das<br />
verlassene Gut Mannhof des Grafen<br />
Ferdinand zu Castell mieten kann,<br />
eröffnet sich ein neuer Weg einen<br />
Teil des Lebensunterhalts selbst zu<br />
erwirtschaften.<br />
Die Kenntnisse zur Aufbereitung<br />
der Rohwolle, zur Handspinnerei<br />
und als Endprodukt die<br />
Feinstrickerei sind im Selbststudium<br />
erworben.<br />
Aulandschaft bei<br />
Nichts Besseres konnte in dem<br />
naturgewachsenen Umfeld entstehen,<br />
als von Hand geschaffenes<br />
Wollgewirk von Alpaka, Lama,<br />
Bison und anderen haarliefernden<br />
Tieren. Auftragsarbeiten vom Vlies<br />
zum Pullover und Verkauf am<br />
Marktstand zeugen von der Schaffenskraft<br />
einer tüchtigen Frau im<br />
Steigerwald.<br />
16
Etliche Schritte sind notwendig,<br />
bevor aus den Haaren der<br />
verschiedensten Tiere verstrickbare<br />
Wolle wird.<br />
Marina Schwedt zeigt sie uns.<br />
Text: Friedel Auer, Petra Mytzka | Fotos: H. P. Bacherle | Tierfotos: pixelio.de<br />
1<br />
Die Wolle wird von Holzstückchen, Heu<br />
und Stroh sowie grobem Schmutz gereinigt.<br />
Ebenso werden die großen Scheransätze entfernt<br />
(dadurch wird die Wolle gleichmäßiger)<br />
2<br />
Die Wolle wird durch die Kardier-(=Kämm-)<br />
maschine gedreht. Dadurch werden kurze<br />
Wollhaare und Scheransätze entfernt und die<br />
kreuz und quer liegenden Fasern werden in<br />
eine Richtung gekämmt. Die „Abfälle“<br />
sammeln sich in der kleinen Walze, in der<br />
großen sammelt sich das lange Haar.<br />
3<br />
Der „Abfall“ auf der kleinen Walze wird<br />
entfernt (hieraus entsteht Effektgarn), danach<br />
wird das lange Haar aus der großen entfernt.<br />
Jetzt können die Haare versponnen werden.<br />
4<br />
Der Vorlauffaden des Spinnrades wird auf<br />
die Wolle gelegt und diese versponnen.<br />
Um einen gleichmäßigen Faden zu erhalten,<br />
muss die Geschwindigkeit möglichst konstant<br />
sein. Wenn zwei Knäuel versponnene Wolle<br />
vorhanden sind, kann verzwirnt werden.<br />
5/6<br />
Mit der "Flotten Elli", dem elektrischen Rad,<br />
wird mit gleichmäßiger Geschwindigkeit<br />
verzwirnt. Wenn rechts versponnen wurde,<br />
muss links verzwirnt werden, da sich die<br />
Fäden sonst wieder auflösen würden.<br />
7<br />
Nun wird die Wolle auf der sog. Weife,<br />
dem Wollwickler, aufgewickelt – die Lauflänge<br />
wird dadurch festgestellt<br />
8<br />
Danach wird die Wolle mit Haarshampoo<br />
gewaschen und mit einem ca. 500g schweren<br />
Gewicht gestreckt, sodass sie gerade wird,<br />
was das Verstricken erleichtert.<br />
Wenn die Wolle trocken ist, wird diese auf<br />
der Haspel/Weife zu einem Knäuel gedreht.<br />
9<br />
Auf Wunsch wird die Wolle mit Naturfarben<br />
gefärbt. Als Grundstoffe dienen z. B. Rosenoder<br />
Mohnblätter und Walnussschalen.<br />
10<br />
Die Wolle verstrickt und verhäkelt Marina<br />
Schwedt zu Socken, Mützen(tüchern), Handschuhen,<br />
Schals, Capes und nach Kundenwunsch<br />
z.B. auch zu Pullovern oder Decken.<br />
11<br />
Marina Schwedt vermarktet ihre Produkte<br />
z. B. auf den Oberscheinfelder Märkten.<br />
Übrigens kann jeder Marina Schwedt saubere<br />
Vliese bringen und sich daraus<br />
Wolle oder gleich fertige Strickwaren<br />
herstellen lassen.<br />
Kontakt: 09167-242319<br />
marina.schwedt@gmx.de<br />
17
Ausbildung erfolgreich abgeschlossen – Ziel: Wissen bewahren, Interesse wecken<br />
LAG Südlicher Steigerwald<br />
hat nun drei Kulturlandschaftsbeauftragte<br />
Hier wurde sehr viel Hopfen angebaut<br />
Hier<br />
Nach über zwei Jahren wurde jetzt<br />
ein Kooperationsprojekt von sechs fränkischen<br />
Lokalen Aktionsgruppen erfolgreich<br />
abgeschlosssen, an dem sich auch die LAG<br />
Südlicher Steigerwald beteiligt hatte. Das<br />
Institut für Landschaftsarchitektur der Hochschule<br />
Weihenstephan-Triesdorf entwickelte<br />
verschiedene Module für die Ausbildung zum<br />
Kulturlandschaftsbeauftragten. Diese neuen<br />
Module wurden beim ersten Ausbildungslehrgang<br />
gleich auf ihre Tauglichkeit getestet.<br />
Die LAG Südlicher Steigerwald schickte drei<br />
„Auszubildende” zu den Lehrgängen. Dort<br />
wurde Grundwissen zur Kulturlandschaftsentwicklung<br />
und -forschung, zur Bedeutung und<br />
Gefährdung von Kulturlandschaft, zur Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Projektplanung und -management,<br />
Freiwilligenkoordination und künftigen<br />
Zusammenarbeit der Kulturlandschaftsbeauftragten<br />
vermittelt. Neben „Arbeiten im<br />
Seminarsaal“ wurden auch bei Exkursionen<br />
Vermittlungs- und Arbeitsmethoden geübt.<br />
Jeder Teilnehmer hatte im Laufe der<br />
Ausbildung ein selbst gewähltes Thema zu<br />
bearbeiten, das wir Ihnen unten vorstellen.<br />
Nun erhielten Siegfried Maier aus Markt Taschendorf,<br />
Dr. Erich Zimmermann aus Münchsteinach<br />
und Georg Zipfel aus Schlüsselfeld<br />
beim Festakt in Forchheim ihre Abschlussurkunden<br />
über die erfolgreiche Ausbildung.<br />
Sie und ihre Kollegen von den fünf<br />
oberfränkischen LAGs sind die ersten in<br />
einem noch zu knüpfenden bayernweiten Netz<br />
von ehrenamtlich tätigen Kulturlandschaftsbeauftragten,<br />
die die Bürger vor Ort für die<br />
Kulturlandschaft sensibilisieren, informieren<br />
und in Aktivitäten zum Erhalt der Kulturlandschaft<br />
einbinden sollen.<br />
Die Ausbildung soll 2017 vom Bayerischen<br />
Landesverein für Heimatpflege in<br />
München und der Akademie für Naturschutz<br />
und Landschaftspflege in Laufen für neue<br />
Interessenten fortgesetzt werden.<br />
Vor der Gereonskapelle in Forchheim (von links):<br />
Georg Zipfel, Helmut Uihlein (LAG Südl. Steigerw.),<br />
Helga Baritsch-Schmitt (Kreisheimatpflegerin im<br />
Landkreis NEA), Dr. Erich Zimmermann und<br />
Siegfried Maier<br />
Die LAG Südlicher Steigerwald wünscht<br />
unseren neuen Kulturlandschaftsbeauftragten<br />
viel Freude und Erfolg bei ihrem Engagement<br />
um unsere Kulturlandschaft. Mögen sie<br />
auf viele Menschen treffen, die sich für die<br />
Entstehung dieser Kulturlandschaft und die<br />
heute noch sichtbaren historischen Elemente<br />
in der Landschaft interessieren.<br />
Georg Zipfel<br />
Erdaufschlüsse durch die Entnahme<br />
von Baumaterialien in den neun Gemarkungen<br />
der Stadt Schlüsselfeld<br />
In der Zeit vor den modernen Baumaterialien<br />
und der grenzenlosen Möglichkeit,<br />
schwere Lasten zu transportieren, waren<br />
im Steigerwald Natursteine, Lehm, Sand<br />
und Kalk das übliche Material, um Gebäude,<br />
aber auch Wege zu bauen. Doch die<br />
über Jahrhunderte vorhandenen Stein- und<br />
Kalkbrüche, Sand- und Lehmgruben wurden<br />
nach und nach nicht mehr gebraucht und<br />
sind heute vielfach aus dem Landschaftsbild<br />
verschwunden. Sie wurden aufgefüllt, wieder<br />
als landwirtschaftliche Flächen bewirtschaftet<br />
oder sind zugewachsen. Im Rahmen des<br />
Projektes wurden solche Stellen kartiert<br />
und in ihrem heutigen Zustand beschrieben.<br />
Dazu wurden historische und geologische<br />
Karten, aber auch Steuer- und Grundsteuerkataster<br />
ausgewertet. In einem zweiten<br />
Schritt wurden Zeitzeugen befragt. Es waren<br />
gerade diese Interviews, die Neues zutage<br />
brachten und zusätzlich ein reges Interesse<br />
der lokalen Bevölkerung an den verschwundenen<br />
Entnahmestellen erkennen ließen. So<br />
ergab sich im Laufe des Projektes eine vorab<br />
nicht erwartete Datenmenge, die den Schluss<br />
zulässt, dass nur sehr wenige und sehr kleine<br />
Entnahmestellen nicht erfasst wurden.<br />
Zu den einzelnen Objekten wurden Datenblätter<br />
erstellt, die die Lage, die Flurnummer<br />
und Gemarkung, GPS-Koordinaten, Eigentümer,<br />
Nutzer, Kartenausschnitte und Fotos<br />
enthalten.<br />
Die Kartierung wurde in Form einer<br />
Publikation veröffentlicht, die über die LAG<br />
zu beziehen ist.<br />
Erdaufschlüsse<br />
durch die Entnahme<br />
von Baumaterialien<br />
in den neun Gemarkungen<br />
der Stadt Schlüsselfeld<br />
Georg Zipfel<br />
18
wurden Baustoffe gewonnen<br />
Hier wurde Geschichte erlebt<br />
Dr. Erich Zimmermann<br />
Erinnerungen bewahren –<br />
Zeitzeugen berichten aus der Geschichte Münchsteinachs<br />
Immer wieder tauschen sich Menschen über Ereignisse und<br />
Erlebnisse aus der Vergangenheit aus. Mit dem Tod der Erzähler gerät<br />
die erlebte Geschichte jedoch in Vergessenheit, die Erinnerung daran<br />
verblasst und verschwindet schließlich vollends.<br />
Dem entgegenzuwirken war das Ziel einer Befragung von älteren<br />
Mitbürgern der Gemeinde Münchsteinach zu ihren Erinnerungen aus<br />
der Zeit von ca. 1930 bis 1960. Für das Projekt wurden Mitglieder des<br />
Fremdenverkehrs- und Heimatvereins Münchsteinach gewonnen, die<br />
bereit waren, an den Interviews teilzunehmen und die Begegnungen<br />
mit Zeitzeugen anzubahnen.<br />
Im Frühjahr 2015 wurde in mehreren Arbeitssitzungen zunächst<br />
der Personenkreis vorgeschlagen, der für eine Befragung infrage käme<br />
und eventuell zur Verfügung stünde. Ebenso wurde ein umfangreicher<br />
Katalog an möglichen Themen erarbeitet, denn die Interviews sollten<br />
thematisch breit gestreut und ohne festgelegte Fragen geführt<br />
werden. Um die Gesprächsführung zu erleichtern, wurden jeweils<br />
zwei Zeitzeugen gleichzeitig befragt. Eine Person, die sogenannte<br />
Kontaktperson, stellte die Verbindung zu den Gesprächspartnern her,<br />
vereinbarte den Termin und war beim Interview dabei. Der Interviewer<br />
sorgte für die nötige Technik bei der Aufzeichnung in Bild und Ton.<br />
Insgesamt wurden in zwölf Interviews 24 Zeitzeugen im Alter von<br />
73 bis 95 Jahren befragt. Eine Befragung dauerte im Schnitt etwa<br />
zweieinviertel Stunden. Die dabei entstandenen Dateien sollen zur<br />
Erstellung der Ortschronik herangezogen werden. Der nächste Schritt<br />
ist die Auswertung der Zeitzeugeninterviews nach verschiedenen<br />
Themengebieten.<br />
Siegfried Maier<br />
Hopfengärten in Markt Taschendorf<br />
Der heutige Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim war bis<br />
zum Zweiten Weltkrieg einer der Anbauschwerpunkte für Hopfen in<br />
Deutschland. Bis heute erinnern sich die älteren Bürger rege daran.<br />
Ziel des Projektes war es, die Geschichte des Hopfenanbaus, seiner<br />
historischen und regionalen Bedeutung, der hiesigen Bierkultur sowie<br />
des Brauchtums rund um das Brauen zu erfassen. Dazu wurden auf<br />
Basis der topographischen Uraufnahme aus der Zeit um 1850 die<br />
Standorte der ehemaligen Hopfengärten in der Gemeinde Markt<br />
Taschendorf kartiert, umfangreiche Literaturrecherchen getätigt und<br />
zahlreiche Zeitzeugen befragt. Zusätzlich wurde mithilfe historischer<br />
Zeitreihen des Onlinedienstes GESIS die Entwicklung der Anbaufläche,<br />
der Hektar- und Gesamterträge sowie der Marktpreise und erzielten<br />
Erlöse für jede Hausnummer ermittelt. Dabei wurde deutlich, dass<br />
sowohl die damals im Ort ansässigen fünf Wirtshäuser als auch mehr<br />
als 80 Prozent aller Höfe ihren eigenen Hopfen anbauten.<br />
Die Ergebnisse der umfangreichen Recherche wurden in einem<br />
Faltblatt veröffentlicht, das ebenfalls bei der LAG erhältlich ist.<br />
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Telefon: 09161/662450<br />
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Telefon: 09161/662451<br />
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Fax: 09161/875060<br />
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Wir sind für Sie da<br />
Wir • sind bei für der Sie HOLZVERMARKTUNG<br />
da<br />
• bei der HOLZVERMARKTUNG<br />
BETRIEBSBEZOGENEN<br />
• BERATUNG bei der BETRIEBSBEZOGENEN<br />
• BERATUNG bei der Organisation und<br />
• Durchführung bei der Organisation von und<br />
HOLZERNTEMAßNAHMEN<br />
Durchführung von<br />
HOLZERNTEMAßNAHMEN<br />
Unser qualifiziertes Fachpersonal<br />
Unser qualifiziertes Fachpersonal<br />
berät Sie kompetent und übernimmt die<br />
Planung, berät Sie Organisation, kompetent und Kontrolle übernimmt und die<br />
Abrechnung Planung, Organisation, von forstlichen Kontrolle Projekten und<br />
(auch Abrechnung kleine Einzelmaßnahmen) von forstlichen Projekten wie<br />
beispielsweise<br />
(auch kleine Einzelmaßnahmen) wie<br />
beispielsweise<br />
• AUSZEICHNEN von Beständen<br />
• AUSZEICHNEN VERMESSUNG und von Qualifizierung<br />
Beständen<br />
• von VERMESSUNG Holz und Qualifizierung<br />
• Erstellung von Holz von Holzlisten<br />
• HOLZVERKAUFSBERATUNG Erstellung von Holzlisten und -<br />
• HOLZVERKAUFSBERATUNG ABWICKLUNG<br />
und -<br />
• ABWICKLUNG<br />
Vermarktung von Wertholz<br />
• (Submission)<br />
Vermarktung von Wertholz<br />
• Schadholzaufarbeitung<br />
(Submission)<br />
Im Rahmen • Schadholzaufarbeitung<br />
von individuell auf den<br />
Einzelbetrieb Im Rahmen von abgestimmten<br />
individuell auf den<br />
„WALDPFLEGEVERTRÄGEN“ Einzelbetrieb abgestimmten übernehmen<br />
wir „WALDPFLEGEVERTRÄGEN“ auch Betriebsleitung und übernehmen -<br />
wir ausführung auch Betriebsleitung für Ihren Waldbesitz und - 19
mehr<br />
Mekra Lang –<br />
„Dort oben muss die Sicht bestens<br />
sein“, wird sich so mancher Pkw-<br />
Fahrer schon mal gedacht haben,<br />
wenn er einen dieser modernen<br />
Fahrzeuggiganten sieht, neben<br />
denen selbst ein SUV recht klein<br />
wirkt. Das Gefühl täuscht nicht,<br />
dass Brummis, Busse oder Bulldogs<br />
in den vergangenen Jahren immer<br />
größer und PS-stärker wurden. Und<br />
natürlich wird die Sicht für den<br />
Fahrer immer besser, je höher er<br />
sitzt – aber eben nur nach vorne! Je<br />
größer die Fahrzeuge, desto mehr<br />
tote Winkel gibt es. Und leider ist<br />
der Name „toter Winkel“ auch so zu<br />
verstehen, dass Menschen ihr Leben<br />
lassen müssen, weil der Lenker des<br />
Nutzfahrzeugs den Fußgänger, Radfahrer<br />
oder anderen Verkehrsteilnehmer<br />
zumeist seitlich oder hinter sich<br />
schlicht nicht sehen konnte.<br />
Was das Auge allein nicht schafft,<br />
braucht Technik! Technik von Mekra<br />
Lang aus Ergersheim oder den<br />
anderen 20 Standorten des Weltkonzerns,<br />
für den heute in 14 Ländern<br />
rund 2500 Menschen arbeiten,<br />
davon 1100 am Firmensitz. Hier<br />
also ein Bericht über einen weiteren<br />
Weltmarktführer aus dem südlichen<br />
Steigerwald. Und ein Bericht über<br />
eine Unternehmerfamilie, die bei<br />
allem persönlichen Erfolg die strukturellen<br />
Vorteile unseres Raums<br />
würdigt und Heimat als Lebensqualität<br />
und Verpflichtung versteht.<br />
Selbständig seit über 80 Jahren<br />
Angefangen hat alles in Fürth<br />
anno 1932. Hans und Frieda Lang<br />
haben dort am 2. Mai geheiratet,<br />
um gleich nach dem Standesamt<br />
zum Registergericht zu gehen, wo<br />
ihr neuer Betrieb im Handelsregister<br />
eingetragen wurde. Anschließend<br />
wurde in der Kirche getraut – und<br />
beim Abendessen wurden dann<br />
die Ehe und deren erste Frucht, die<br />
eigene Firma gefeiert.<br />
In der (damaligen) Spiegel-Stadt<br />
Fürth brauchte es Mut und Entschlossenheit,<br />
ebenfalls mit Spiegeln<br />
gegen die zahllose Konkurrenz zu<br />
bestehen, erst recht, da das Gründerpaar<br />
auch nach 1933 nicht in<br />
die Partei eintrat. Nach der Rückkehr<br />
von Hans Lang aus dem Krieg<br />
1945 baute die Familie die Firma<br />
neu auf, verglaste Fenster, produzierte<br />
Hand- und Stellspiegel sowie<br />
Kosmetik- und Rasierspiegel. „Der<br />
Verkaufsschlager waren Doppelspiegel<br />
für Damentaschen“, erinnert sich<br />
Heinrich Lang, Sohn des Gründerpaares<br />
und heute Senior-Chef der<br />
Firma. Dank einer selbst entwickelten<br />
Präzisionsschleifmaschine<br />
konnten täglich 40000 solcher<br />
Spiegel produziert werden – „und so<br />
hatte uns fast jede Frau im Land in<br />
der Tasche“, schmunzelt Lang.<br />
Mit dem Aufschwung Deutschlands<br />
und Europas sowie einem vergrößerten<br />
Bedarf nach Spiegeln aber<br />
auch der wachsenden Konkurrenz<br />
durch Billigproduzenten ändern sich<br />
Profil und Größe der Firma Lang.<br />
1956 wurden erstmals die Gläser für<br />
Rückspiegel im Auto hergestellt,<br />
1964 zog die expandierende Gesellschaft<br />
in den damals noch eigenständigen<br />
Nachbarort Stadeln um.<br />
1968 wurde dort in drei Hallen auf<br />
7500 Quadratmetern produziert, an<br />
drei Maschinen wurde erstmals auch<br />
Kunststoff gespritzt. Schon damals<br />
hat der 1969 verstorbene Firmengründer<br />
Hans Lang erkannt, dass die<br />
Zukunft der Fertigung nicht mehr<br />
allein in der Herstellung hochwertiger<br />
Einzelteile, sondern im Absatz<br />
ganzer Baugruppen oder Systeme<br />
liegt. Und im Erwerb anderer Spezialfirmen,<br />
zunächst aus dem Bereich<br />
Kunststoff. Und schließlich in der<br />
internationalen Expansion, erstmals<br />
1974 nach Österreich.<br />
Text: Claus Seifert | Fotos: Mekra Lang<br />
20
Die Luftaufnahme<br />
zeigt das imposante Firmengelände<br />
von Mekra Lang im Südwesten<br />
Ergersheims. Hier arbeiten<br />
ca. 1100 Beschäftigte<br />
sehen!<br />
21
Platz – die Ansiedlung Präziser, komplexer:<br />
in Ergersheim<br />
die Spezialisierung<br />
Mitte der 70er Jahre wird es Lang Fast im Jahresrhythmus wurden<br />
selbst in Stadeln zu eng. „Doch mit Beginn der 90er Jahre Firmen<br />
Fürth konnte oder wollte uns damals gekauft oder Niederlassungen im<br />
nicht recht helfen“, erinnert sich Ausland gegründet. Mit der beeindruckenden<br />
räumlichen Expansion<br />
Heinrich Lang. „Als ich mal wieder<br />
auf meiner Jagd in Ergersheim war, ging auch eine wachsende Spezialisierung<br />
auf Außenspiegelsysteme<br />
sprach mich damals der örtliche<br />
Bürgermeister Häberlein an. Fläche für Nutzfahrzeuge einher. Und hier<br />
könne er hier bieten so viel ich zog zusehends die Elektronik ein.<br />
brauche. Und so setzten wir 1978 Ein großer Sprung gelang durch die<br />
hier im südlichen Steigerwald den Integration von Kameras und anderen<br />
optischen Systemen, die ab 2003<br />
Grundstein für unser Werk.“<br />
Aus dem Zufall wurde rasch ein sogar „in-house“ gefertigt wurden.<br />
Glücksfall für die Region, aber auch Rund acht Millionen Außenspiegel<br />
verkauft Mekra Lang heute<br />
für die Firma Lang. Denn ohne<br />
große Expansionsbeschränkungen weltweit im Jahr. Großaufträge und<br />
konnte die Firma noch schneller auf Lieferantenpreise diverser Abnehmer<br />
die Veränderungen in der Zuliefererindustrie<br />
reagieren. So wurde Firma längst genießt. Selbst die For-<br />
zeigen den Qualitätsstatus, den die<br />
1980 die Metallwarenfabrik Mekra schung wird häufig mit den Kunden<br />
gekauft und anschließend nach betrieben, um passgenaue Lösungen<br />
Ergersheim verlegt. Doch auch für die großen Herausforderungen<br />
wenn die Produktion stetig um der Zukunft zu entwickeln: Da geht<br />
zusätzliche Komponenten erweitert es dann nicht mehr nur darum, die<br />
wurde, im Kern ging es immer um Leistung des Auges eines Fahrers<br />
den Verkauf von Spiegeln, 1982 mit zu verbessern, sondern das Auge<br />
ersten eigenen Spiegelsystemen für faktisch zu ersetzen! Mekra Lang<br />
DaimlerChrysler, MAN und Volvo. schreibt mit an der Zukunft, in der<br />
Nutzfahrzeuge nur dann noch von<br />
Menschen gesteuert werden, wenn<br />
es die Situation unbedingt erfordert.<br />
Der Vorteil für die Spitzenspieler in<br />
der Branche: Die großen Konzerne<br />
voraus<br />
konzentrieren sich auf wenige Top-<br />
Partner und Mekra Lang gehört da<br />
längst dazu.<br />
22
Interview mit Senior-Chef<br />
Heinrich Lang und geschäftsführender<br />
Gesellschafterin<br />
Susanne Lang<br />
Familie und Beruf –<br />
Tradition und Mitarbeiter verpflichten<br />
Herr Lang, Sie kennen das Sprichwort:<br />
Die erste Generation baut auf, die zweite<br />
Generation baut aus, die dritte Generation<br />
bringt Moderne oder Ruin. Was macht<br />
Sie so zuversichtlich, dass die Erfolgsgeschichte<br />
von Mekra Lang weitergeschrieben<br />
wird?<br />
Meine Eltern waren mit Leib und<br />
Seele Unternehmer. Sie gehörten<br />
zur Generation derer, die aus dem<br />
Nichts eine gesunde Firma aufbauten,<br />
die Rückschläge als Herausforderungen<br />
annahmen und die bei all<br />
der Arbeit und den ersten Erfolgen<br />
immer auf dem Teppich blieben.<br />
Und sie wussten, dass eine funktionierende,<br />
eine harmonische Familie<br />
das Fundament ist für das Unternehmen.<br />
Mein Bruder und ich haben<br />
diese Werte vorgelebt bekommen,<br />
übernommen und weiterentwickelt.<br />
Denn die Führung eines Unternehmens<br />
verändert sich mit dessen<br />
Größe. Da haben wir immer wieder<br />
Strukturen verändert. Heute leitet<br />
eine Gruppe von Personen die Firma,<br />
jeder mit unterschiedlichen Schwerpunkten.<br />
Und das macht mich sehr<br />
zuversichtlich, dass Mekra Lang die<br />
dritte Generation nicht nur überlebt,<br />
sondern gerade mit ihr weiter<br />
vorankommt.<br />
Fleiß, Geschick, manchmal vielleicht<br />
auch etwas Glück, das mit Tüchtigkeit<br />
erzwungen wurde: In jedem Fall stehen<br />
hinter dem Erfolg der Firma Mekra zuvorderst<br />
nicht Rohstoffe, Maschinen oder<br />
Die dritte Generation Lang führt heute<br />
die Geschäfte, noch ganz dem Geist der<br />
Eltern und Großeltern verpflichtet. Heinrich<br />
und Susanne Lang stellten sich bereitwillig<br />
unseren Fragen:<br />
Frau Lang, ist es nun Lust oder Last, von<br />
Geld sondern Menschen!<br />
den Eltern einen Weltkonzern in den Schoß<br />
schauen<br />
gelegt zu bekommen?<br />
Es ist vor allem Verantwortung.<br />
Ich oder besser das Führungsteam<br />
von Mekra Lang zeichnen für die<br />
23
Die Betreuung der Kinder<br />
der Mekra-Lang-Beschäftigten in der firmeneigenen<br />
Kita ist nur eines der Beispiele, wie den<br />
Bedürfnissen der Mitarbeiter entgegengekommen<br />
wird<br />
Anpassungsfähigkeit unserer Firma<br />
in einer spannenden, aber zuweilen<br />
auch turbulenten Branche verantwortlich.<br />
Wir haben unsere Mitarbeiter<br />
und deren Familien im Blick.<br />
Aber natürlich auch die Geschichte<br />
meiner Familie, die es weiterzuschreiben<br />
gilt. Die große Kunst ist<br />
und bleibt es, Tradition als Wert zu<br />
pflegen, aber auch zu erkennen, dass<br />
Zeiten sich ändern und es daher auch<br />
neue Antworten geben muss.<br />
Sie haben Betriebswirtschaft studiert<br />
und sind Magistra der Soziologie, Frau<br />
Lang: Ist das so eine „neue Antwort“.<br />
Ich bin meinen Eltern unendlich<br />
dankbar, dass ich nach meinen<br />
Neigungen studieren durfte. Ich bin<br />
überzeugt, dass mein Studium für<br />
meine Aufgaben in der Firma auch<br />
besonders nützlich war. Sehen Sie:<br />
Unser Pfund, mit dem wir wuchern<br />
können, sind unsere Mitarbeiter und<br />
zwar ausschließlich. Materialien und<br />
Maschinen sind nur dann gut, wenn<br />
unsere Leute am Band, im Lager,<br />
in der Entwicklung oder Logistik<br />
jeweils das Optimum herausholen.<br />
Deshalb ist Unternehmensführung<br />
zuallererst Mitarbeiterführung und<br />
entsprechend vor allem Motivation!<br />
Mein Studium hat mich für diesen<br />
Job ideal vorbereitet.<br />
Herr Lang, Sie gehen auch heute noch<br />
jeden Arbeitstag durch die Fertigung.<br />
Gewohnheit, Misstrauen, Neugier?<br />
Misstrauen ganz sicher nicht. Ich<br />
weiß, was unsere Leute leisten. Viele<br />
sind schon seit der Ausbildung<br />
bei uns. Da kennt man sich – und<br />
schätzt sich auch. Auf meinen<br />
Rundgängen fange ich vor allem<br />
Stimmungen ein, Freude und gelegentlich<br />
auch Spannungen, die sich<br />
dann oft schnell beheben lassen.<br />
Und Sie glauben gar nicht, wie viel<br />
kleine und große Ingenieurskunst<br />
unsere Mitarbeiter haben. Die<br />
sehen auch schon mal Dinge, die<br />
der Planer am Computer übersehen<br />
hat oder gar nicht erkennen konnte.<br />
Und schließlich bin ich immer noch<br />
begeistert von dem, was wir täglich<br />
schaffen. Und beim genauen Blick<br />
auf unsere Produkte hat auch der<br />
Senior-Chef ab und zu noch einen<br />
guten Tipp (und lächelt dabei, die<br />
Red.).<br />
Frau Lang, im Haus hängen Zettel mit<br />
der Aufschrift „Susanne Lang hört zu“. Sie<br />
bieten regelmäßig Sprechzeiten für alle<br />
Mitarbeiter an. Klingt fast esoterisch?<br />
Das mag sein, ist aber ein wesentlicher<br />
Teil unserer Unternehmenskultur.<br />
Ich will damit zeigen, dass<br />
mein Terminkalender gar nicht so<br />
voll sein kann, dass ich nicht mindestens<br />
eine Stunde pro Woche für<br />
unsere Mitarbeiter habe. Natürlich<br />
komme ich mit vielen im Haus auch<br />
so ins Gespräch, im Büro, in der<br />
Kantine, in den Werkhallen. Aber<br />
da lässt es sich manchmal eben nicht<br />
offen sprechen, da ist es laut oder hören<br />
andere zu. In dieser einen Stunde<br />
kann ich mich voll und ganz auf<br />
den Einzelnen konzentrieren. Die<br />
Mitarbeiter wissen um die Vertraulichkeit<br />
und die Ernsthaftigkeit der<br />
Unterredung. Diese Sprechstunde<br />
steht für einen stets offenen Dialog<br />
ohne Hierarchien im Haus.<br />
Herr Lang: Der Fisch riecht vom Kopf<br />
her – Sie können mächtig stolz sein auf<br />
Ihren Erfolg.<br />
Mekra Lang ist nicht „mein<br />
eigener“ Erfolg. Schon meine Eltern<br />
wussten, wie wichtig das Team ist.<br />
Um in Ihrem Bild zu bleiben: Zum<br />
Fisch gehört mehr, sonst schwimmt<br />
er nicht. Und bei einem Unternehmen<br />
müssen alle Teile harmonieren,<br />
24
ARADIES<br />
FRANKEN<br />
also Kopf, Körper und das Herz,<br />
damit das Ganze auch lebt und<br />
Leidenschaft entwickeln kann. Da ist<br />
der Kopf sehr wichtig, und doch nur<br />
ein Teil von vielen. Aber als Gruppe,<br />
als großes Team, ja als große Familie<br />
Mekra Lang sind wir schon stolz<br />
auf das Erreichte. Und wenn ich das<br />
noch anfügen darf: Wir wissen auch,<br />
dass der Segen von oben nicht fehlen<br />
darf.<br />
Frau Lang: Zur großen Familie Mekra<br />
Lang gehört auch das Engagement der<br />
Firma bei der Vereinbarkeit von Beruf und<br />
Familie.<br />
Richtig, und das hat schon eine<br />
lange Tradition bei uns. Familienunternehmen<br />
zu sein, bedeutet<br />
eben auch, an die Familien der<br />
Mitarbeiter zu denken. Die Frauen<br />
der Familien Lang haben hier schon<br />
nach dem Krieg wichtige Weichen<br />
gestellt. Heute unterhalten wir ganz<br />
selbstverständliche eine Kita mit<br />
überlangen Öffnungszeiten hier in<br />
Ergersheim. Wir bieten über 130<br />
Zeitmodelle an. Durch unsere Betriebsbusse<br />
können Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter auch dann zur<br />
Arbeit kommen, wenn die Familie<br />
kein Fahrzeug besitzt. Sehr häufig<br />
„stricken“ wir individuelle Lösungen<br />
für den besonderen Bedarf. Diese<br />
und andere Zusatzleistungen für<br />
unsere Mitarbeiter sind aus Unternehmersicht<br />
nicht nur wirtschaftlich<br />
sinnvoll, sondern bei uns auch als<br />
eigenständiger Wert ausdrücklich<br />
gewollt.<br />
Ein Stück vom Himmel auf Erden<br />
• Kulturlandschaft aktiv erleben<br />
• Eintauchen in die Welt des Weines<br />
• Feiern mit Freunden und Gleichgesinnten<br />
• Gastfreundschaft bei Winzern und<br />
Wirten genießen<br />
Weinparadies Franken · Schlossplatz 1 · 97258 Ippesheim<br />
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UFF<br />
25
Kapelle Dreßler aus Burghaslach<br />
bei der Oberrimbacher Kirchweih<br />
im Jahr 1919 oder 1920<br />
Musik,<br />
die einfach<br />
da ist<br />
Die „Häisd'n'daisd vomm Mee“<br />
am Tag der Fränkischen Volksmusik in Uffenheim<br />
26
links: In diesem Gebäude in der Schlossstraße in<br />
Uffenheim ist die Forschungsstelle untergebracht<br />
Die Forschungsstelle<br />
für fränkische Volksmusik<br />
in Uffenheim beherbergt<br />
einen großen Fundus –<br />
Quelle vieler<br />
wissenschaftlicher<br />
Publikationen<br />
Ditfurths: Ditfurth lebte Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts im unterfränkischen<br />
Obertheres am Main, wo<br />
er Unmengen von Volksliedern<br />
sammelte. Der ehemalige Leiter<br />
der Forschungsstelle Dr. Horst<br />
Steinmetz hat zusammen mit<br />
Griebel den Nachlass Ditfurths bearbeitet<br />
und in mehreren Bänden<br />
herausgegeben.<br />
Text: Judith Marschall | Fotos: Judith Marschall und Archiv Forschugsstelle Fränk. Volksmusik<br />
Hier wird nicht nur gesammelt<br />
und ausgestellt, hier ist<br />
die Wissenschaft zu Hause: Die<br />
Forschungsstelle für Fränkische<br />
Volksmusik in Uffenheim sorgt<br />
für Hochschulleben im ländlichen<br />
Raum. Sie beherbergt zehntausende<br />
Notenbögen, Hefte und<br />
Stimmbücher mit Tanz-, Marschund<br />
anderer Unterhaltungsmusik<br />
von circa 1790 bis heute. Unter<br />
der Leitung von Dr. Armin Griebel<br />
arbeiten Dr. Heidi Christ und<br />
Christoph Meinel beispielsweise<br />
gerade an ihrer Datenbank, damit<br />
Anfragen zur Volksmusik auch<br />
übers Internet möglich sind.<br />
Selbstverständlich beantworten<br />
die Musikethnologen und Volkskundler<br />
nach Anmeldung auch<br />
gerne persönlich Fragen zu ihrem<br />
Spezialgebiet. Zugleich stillt eine<br />
umfangreiche Bibliothek den Wissensdurst<br />
von Menschen, die mehr<br />
über ihr Hobby oder die Geschichte<br />
ihrer Region erfahren möchten.<br />
Die Bücher können aber nicht ausgeliehen<br />
werden. Allerdings hilft<br />
das Uffenheimer Forschungsteam,<br />
bei der Kopie von Texten, zum<br />
Beispiel aus der großen Volksliedsammlung<br />
Franz Wilhelm von<br />
Das gebrochene Verhältnis<br />
zum Volkslied<br />
Das Verhältnis der Deutschen<br />
zum Volkslied ist zwiespältig.<br />
„Nach dem Krieg konntest du unbefangen<br />
eigentlich kein Volkslied<br />
mehr singen“, meint Rainer Prüß<br />
von der norddeutschen Folkband<br />
„Liederjan“. Im Dokumentarfilm<br />
„Sound of Heimat“ spürt der<br />
Neuseeländer Hayden Chisholm<br />
diesem Unbehagen nach. Schon<br />
das Wort Volk sei eben durch die<br />
Zeit des Nationalsozialismus in<br />
Verruf geraten. Im Englischen<br />
bedeutet das Wort „home“ Zuhause<br />
und Heimat. Im Deutschen sei<br />
Letzteres ein extra Begriff, der bedeutungsschwanger<br />
daherkommt,<br />
so Hayden.<br />
Dem versuchen die Volkskundler<br />
vom Uffenheimer Forschungsinstitut<br />
entgegenzuwirken. „Volksmusik<br />
ist das, was einfach da ist<br />
und hat fast immer eine Funktion“,<br />
sagt Christ. Sie spiele beispielsweise<br />
zum Tanz auf, begleite eine<br />
Wallfahrt oder eine Meditation.<br />
Nachrichten seien früher von Bänkelsängern<br />
verbreitet worden, die<br />
fränkischen „Kerwaliedli“ nehmen<br />
das Dorfgeschehen aufs Korn; die<br />
Menschen machen auch einfach<br />
Ein altes indisches Grammophon gehört auch<br />
zur Sammlung der Uffenheimer Forschungsstelle<br />
Schellack-Schallplatten sind zerbrechlich …<br />
unten: In der „Wiegand-Handschrift”,<br />
einem Notenbuch aus dem Jahre 1854,<br />
kann im Downloadbereich der Forschungsstelle<br />
online geblättert werden<br />
27
echts: Heinz Schorr, der Wirt vom Tannenhof<br />
in Markt Taschendorf, macht selbst Musik.<br />
2015 war der Bayerische Rundfunk zu Gast als<br />
auch andere fränkische Volksmusikanten in<br />
seinem Wirtshaus aufspielten. Hier ist er im<br />
Gespräch mit BR-Moderator Werner Aumüller<br />
Foto: Jürgen Wirth<br />
Im säuregepufferten Karton lagert eine Notensammlung<br />
aus Burghaslach<br />
Dr. Heidi Christ von der Forschungsstelle für<br />
Volksmusik zeigt eine Harfe aus dem Spessart<br />
Eine Schalmei hat nicht immer etwas mit<br />
Schäferromantik zu tun: Dr. Christ zeigt eine<br />
Schalmei wie sie in den 1930er und 40er Jahren<br />
bei der Feuerwehr verwendet wurde, um damit<br />
Alarm zu blasen. Diese Schalmei ist eine Bündelung<br />
von Signaltrompeten. Die auch Martinstrompete<br />
genannte Schalmei war übrigens das<br />
Lieblingsinstrument von Erich Honecker<br />
unten: Das Notenbuch des Bullenheimers<br />
Johann Georg Hannamann aus dem Jahr 1821 ist<br />
ebenfalls im Downloadbereich der Forschungsstelle<br />
komplett einsehbar<br />
Musik, weil es gut tut. Griebel<br />
zitiert den Bundespräsidenden<br />
Joachim Gauck, der 2014 in einer<br />
Rede zur Volksmusik sagte: „Die<br />
Musik ist zuerst und zuletzt ja<br />
nicht wirklich nur die Sache der<br />
Profis, so sehr wir uns daran freuen,<br />
wenn wir Zeugen glanzvoller oder<br />
gar kongenialer Interpretationen<br />
werden. Die Musik, sie ist zuerst<br />
und zuletzt Sache der Laien."<br />
Unglaublich wie viel Material<br />
von dieser Alltagsmusik erhalten<br />
ist: Es gibt in Uffenheim etwa<br />
5000 Schellack-Platten, den Vorläufern<br />
von Vinyl-Schallplatten.<br />
Eine CD, die die Forschungsstelle<br />
2006 in Zusammenarbeit mit dem<br />
Bayerischen Rundfunk anlässlich<br />
der Landesausstellung 200 Jahre<br />
Franken in Bayern herausgegeben<br />
hat, dokumentiert Aufnahmen aus<br />
dem Jahr 1907 oder 1911. Dass<br />
diese Hörbeispiele erhalten und<br />
auf Plattenspielern in Rundfunkqualität<br />
abgespielt werden können<br />
ist schon allein ein Verdienst des<br />
Uffenheimer Forscherteams. Während<br />
Mittelaltermusik nur rekonstruiert<br />
werden kann, ist die Musik<br />
des zurückliegenden Jahrhunderts<br />
tatsächlich erlebbar.<br />
Doch auch bei der Erforschung<br />
von mittelalterlicher Musik hat<br />
die Bezirksstelle ihre Verdienste:<br />
Die in verschiedenen Besetzungen<br />
seit 55 Jahren auftretenden „Bad<br />
Windsheimer Sänger und Spielleut`“<br />
musizieren mit Pommer,<br />
Krummhorn und Sackpfeife. Sie<br />
seien Pioniere gewesen mit historischen<br />
Holzblasinstrumenten<br />
und der fränkischen Variante des<br />
Dudelsacks, sagt der Windsheimer<br />
Spielmann Fritz Eckhardt. Das<br />
wäre ohne Steinmetz, den ehemaligen<br />
Leiter der Forschungsstelle,<br />
nicht möglich gewesen. Denn<br />
dieser habe die alten Instrumente<br />
aufgetrieben oder nachbauen<br />
lassen.<br />
VolXmusik statt<br />
Musikantenstadl<br />
Und was ist mit der Volksmusik<br />
heute? Die entwickelt sich weiter,<br />
wissen die Uffenheimer. Traditionelle<br />
Instrumente (Tuba, Tenorhorn,<br />
Klarinette, Geige, Kontrabass, Akkordeon<br />
etc.) spielen Rock ’n’ Roll,<br />
Jazz oder Rap. Der „Zither-Manä“,<br />
Haindling oder die Biermös’l blos’n<br />
haben’s vorgemacht. Inzwischen<br />
gibt es eine bunte „VolXmusik“-<br />
Bewegung. Einer ihrer Motoren<br />
ist der Franke David Saam. In Abgrenzung<br />
zu den volkstümlichen<br />
Fernsehshows à la Hinterseer und<br />
Co. verstehen sich die fränkischen<br />
VolXmusiker prima mit ihren<br />
alpenländischen Kollegen von<br />
„La Brass Banda “, Hubert von Goisern<br />
oder „DeScho-Wieda“.<br />
Chöre singen Lieder von den<br />
„Toten Hosen“, den „Wise Guys“,<br />
den „Comedian Harmonists“,<br />
Xavier Naidoo, Reinhard Fendrich,<br />
von Reinhard Mey oder Udo Jürgens<br />
genauso wie „Die Gedanken<br />
sind frei“ oder „Von guten Mächten“.<br />
Die Jugend mag „Auf uns“<br />
(Andreas Bourani) oder „Lieder“<br />
(Adel Tawil), die Kinder lieben<br />
„Guter Mond“ genauso wie „Idas<br />
Sommerlied“ aus der Lindgren-<br />
Verfilmung.<br />
rechte Seite, oben: Lissy und Hans Heilgenthal,<br />
unten: Karlheinz-Leipold-Trio (Karlheinz Leipold<br />
an der Knopfharmonika, Anita Leipold Zither und<br />
Gesang, Claudia Wuttke Gitarre und Gesang)<br />
28
Fotos: Jürgen Wirth<br />
29
30<br />
Fotos: oliver Hug
links: Volksmusik lebt: Das Weigenheimer<br />
Doppelquartett spielte am Tag der Volksmusik<br />
in Uffenheim, der das nächste Mal am<br />
4. September <strong>2016</strong> stattfinden wird<br />
Großes Bild: Spontanes Musizieren im<br />
Biergarten des ehemaligen Schwarzenberger<br />
Schlossgasthofs in Scheinfeld am Tag des<br />
offenen Denkmals<br />
Was zeichnet die fränkische<br />
Volksmusik aus? „Es gibt keine<br />
typisch fränkische Volksmusik“,<br />
enttäuscht Christ die Suche nach<br />
einer einfachen Antwort. Freilich:<br />
gejodelt wird in Franken weniger.<br />
Aber ansonsten hat auch die Zither,<br />
die man wohl eher den Alpenländlern<br />
zuordnen würde, hier Einzug<br />
gehalten, genauso würden Polka,<br />
Walzer, Marsch, Schottisch, Dreher<br />
oder Rheinländer hier wie dort<br />
gespielt. Und die Jugend musiziert<br />
sowieso „crossover“, auch international,<br />
wofür ja das X in VolXmusik<br />
steht.<br />
Die traditionelle fränkische<br />
Tanzmusik speist sich zu einem<br />
großen Teil aus den Verlagsproduktionen<br />
des späten 19. Jahrhunderts,<br />
sagt Franz Josef Schramm<br />
von der Beratungsstelle für Volksmusik<br />
in Franken in Eibelstadt.<br />
Die Musikanten haben Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts die damaligen<br />
Hits, die Musikverlage in<br />
Berlin, Leipzig oder beispielsweise<br />
auch in Würzburg massenweise<br />
herausbrachten, oft nicht gekauft,<br />
sondern abgeschrieben.<br />
Den Arbeitsweisen früherer<br />
Kapellmeister nachzugehen, ist<br />
eine der Aufgaben der Forschungsstelle.<br />
Hier erzählt eine Sammlung<br />
von Musikinstrumenten vom<br />
Instrumentenbau. Hier gibt es so<br />
viele Namen von Menschen und<br />
Kapellen aus den drei fränkischen<br />
Bezirken. Wie war die Ausbildung<br />
am Instrument? Manche Musiker<br />
haben Buch geführt über ihre<br />
Einnahmen. Fotos von Kirchweihen<br />
zeigen alte Bräuche. Geistliche<br />
Lieder sind dokumentiert, Militärmusik,<br />
Musik vor und zwischen<br />
den Weltkriegen – also ein großer<br />
Fundus für die regionale Geschichte.<br />
Ein Büchlein zeugt gar von einer<br />
Musikerfreundschaft in einem französischen<br />
Gefangenenlager nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg.<br />
Auf Christs Schreibtisch liegt ein<br />
kleines Liederbüchlein, das Georg<br />
Pfeifer aus Markt Taschendorf<br />
gewidmet ist. Heinz Schultze aus<br />
Berlin hat es liebevoll während seiner<br />
französischen Kriegsgefangenschaft<br />
verfasst. Mit zwei weiteren<br />
Musikern haben die ehemaligen<br />
Soldaten im Lager in Pouxeux<br />
als „Vier Straßensänger“ musiziert.<br />
„Lieber Schorsch“, heißt es in der<br />
Widmung vom Mai 1946, „viele<br />
(…) Lieder, die ich im Laufe der<br />
Zeit sang, sind in diesem kleinen<br />
Buch eingeschrieben. Später<br />
einmal, wenn wir wieder frei sind,<br />
soll es für dich eine kleine Erinnerung<br />
sein.“ Da ist sie wieder, die<br />
Musik die einfach da ist und eine<br />
Funktion hat, auch oder gerade in<br />
widrigen Lebenslagen.<br />
Die Forschungsstelle in Zahlen:<br />
Gründung: 1981<br />
Einrichtung der drei fränkischen Bezirke<br />
Mittel-, Ober- und Unterfranken<br />
Adresse seit Ende 2000:<br />
Schlossstraße 3 Uffenheim<br />
Fachbibliothek:<br />
ca. 10000 Bände, darunter über<br />
4000 Liederbücher<br />
Die Lieddatenbank erfasst rund 175 000<br />
Liedstrophen<br />
Wissenschaftliche Veröffentlichungen:<br />
54<br />
Gesammelte Schellackschallplatten:<br />
5000<br />
Gesammelte Vinylplatten: 5000<br />
Die Instrumentensammlung mit ihren<br />
circa 600 Objekten dokumentiert deren<br />
volksmusikalischen Gebrauch. Neben<br />
Saiten- und Blasinstrumenten bilden Harmonikainstrumente<br />
einen Schwerpunkt.<br />
Internet: www.volksmusik-forschung.de<br />
31
Talauen-Radweg<br />
»Zu den Schlössern«<br />
Oberambach<br />
Burgambach<br />
Grappertshofen<br />
Freibad<br />
Schwarzenb.<br />
Klosterd.<br />
Altmannshausen<br />
Scheinfeld<br />
Markt<br />
Bibart<br />
Unterlaimbach<br />
Rüdern<br />
Sugenheim<br />
Ullstadt<br />
Frankenfeld<br />
Langenfeld<br />
Talauen-Radweg 2 36 km<br />
Kneippanl.<br />
Baudenbach<br />
Foto: H. P. Bacherle | kleine Fotos: O. Hug<br />
Im Südlichen Steigerwald begegnen Ihnen zahlreiche Schlösser.<br />
Auf dieser relativ kurzen Tour sind es gleich vier in drei Orten.<br />
Die Route ist ausgesprochen romantisch, und es bedarf nur zweier<br />
kleinerer Anstrengungen am Anfang und am Ende, wenn Sie am<br />
Bahnhof in Markt Bibart beginnen.<br />
Das Neue Schloss in Sugenheim<br />
(nicht öffentlich)<br />
Von dort geht es über Rüdern und Sugenheim (Altes und Neues Schloss),<br />
Ullstadt (Schloss), Langenfeld, Baudenbach (Kneippanlage), Frankenfeld,<br />
Unterlaimbach nach Scheinfeld (Schloss und Kloster Schwarzenberg),<br />
weiter nach Grappertshofen, Burgambach, Oberambach,<br />
Altmannshausen und zurück.<br />
Altes Schloss in Sugenheim mit Spielzeugmuseum<br />
(Öffnungszeiten: s. Seite 9B)<br />
Zu den<br />
32
Schloss Schwarzenberg wird renoviert.<br />
Info zu Führungen: www.scheinfeld.de<br />
Wallfahrtskirche<br />
Kloster Schwarzenberg<br />
Schlössern<br />
Das nach Plänen von Johann Dientzenhofer<br />
erbaute Schloss in Ullstadt kann nur von<br />
außen besichtigt werden<br />
33
34
In der kleinen Brauerei lagern 40 Malzsorten,<br />
60 Hefearten und viele Hopfensorten, die den<br />
exotischen Kreationen ihre Würze verleihen.<br />
Text: Friedel Mytzka | Fotos: H. P. Bacherle<br />
In einem Ort, in dem es einst<br />
elf Brauereien gab, lebt David<br />
Hertl und er wusste bereits mit<br />
15 Jahren, dass er Brauer werden<br />
will! Und so fing alles an: Nach<br />
einem Jahr Praktikum in sieben<br />
Brauereien und Mälzereien begann<br />
er seine Lehre bei der Krautheimer<br />
Brauerei Düll. Im Anschluss folgte<br />
die Weiterbildung zum Meister,<br />
während er parallel in zwei weiteren<br />
fränkischen Braustätten<br />
Erfahrungen sammelte.<br />
Am 1. Oktober 2012 gründete<br />
David Hertl dann seine Braumanufaktur<br />
im Schlüsselfelder Stadtteil<br />
Thüngeld und verwöhnt seitdem<br />
eine wachsende Fangemeinde mit<br />
seinen außergewöhnlichen Bier-<br />
Kreationen, die bis zu fünfzig<br />
Bierstile pro Jahr umfassen.<br />
Ständig im Sortiment sind ein<br />
„Indian Pale Ale“ mit Grapefruit-,<br />
Citrus- und weiteren Aromen,<br />
welche über die Hopfen ins Bier<br />
gelangen, ein Doppelbock und<br />
Whisky-Doppelbock sowie ein<br />
„Klosterkeller“. Daneben entstehen<br />
obergärige Bierspezialitäten, wie<br />
etwa das „Pumpkin Ginger Ale“,<br />
eingebraut mit bis zu drei Kürbisarten,<br />
Ingwer, Koriander, Zimt<br />
und Tonka-Bohne oder „Vronis<br />
Blueberry Strong Ale“ mit wilden<br />
Schwarzbeeren aus dem Steigerwald<br />
angereichert. Schwarzbiere<br />
wie ein Sweet- oder Erdbeer-Stout<br />
sowie das „Motoröl der Industrie“<br />
(ein Smokey Porter) ergänzen das<br />
Sortiment. Außerdem gibt es noch<br />
jährlich wechselnde Bier-Wein-<br />
Hybride, gemeinsam kreiert mit<br />
Kellermeistern aus der Großlage<br />
„Würzburger Stein“ oder dem „Rödelseer<br />
Küchenmeister“.<br />
Der frühere Schweinestall auf<br />
dem elterlichen Hof wurde von<br />
David Hertl weitestgehend selbst<br />
zur Brauerei umgebaut. Die<br />
gesamte Familie hilft allerdings<br />
bei der Produktion mit, an der<br />
bohrmaschinen-betriebenen<br />
Schrotmühle, beim Abfüllen, beim<br />
Ausfahren des Trebers (den ausgelaugten<br />
Rückständen des Malzes)<br />
und auch bei der Vermarktung.<br />
35
echts: David Hertl (rechts) und sein Vater<br />
stoßen auf den Erfolg der kleinen Brauerei an<br />
Kontakt:<br />
Thüngfeld 61 | 96132 Schlüsselfeld<br />
Telefon: 09552/981028<br />
E-Mail: info@braumanufaktur-hertl.de<br />
Internet: www.braumanufaktur-hertl.de<br />
Öffnungszeiten: Mo – Fr 12 – 18 Uhr<br />
und nach telefonischer Absprache<br />
Weitere Brauereien<br />
im Gebiet des <strong>einSteiger</strong>s:<br />
Brauereigasthof Günter Scheubel<br />
Stern-Bräu, Gegründet 1828<br />
Kirchplatz 12 | 96132 Schlüsselfeld<br />
Telefon: 09552/320<br />
E-Mail: brauerei-scheubel@t-online.de<br />
Internet: www.brauerei-scheubel.de<br />
Öffnungszeiten: Täglich ab 9 Uhr<br />
Montag Ruhetag<br />
Brauerei Loscher GmbH & Co. KG<br />
Steigerwaldstr. 21-23<br />
91481 Münchsteinach<br />
Telefon: 091 66 / 6 07<br />
E-Mail: info@brauerei-loscher.de<br />
Internet: www.brauerei-loscher.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo – Do 7.00 –12.00 und 13.00–16.30<br />
Fr 7.00 –12.00 Uhr<br />
Das Bier wird hauptsächlich<br />
über den Hof, das Internet und<br />
die drei Bierotheken in Bamberg,<br />
Erlangen und Nürnberg verkauft,<br />
in denen David Hertel Mitbetreiber<br />
ist. Hier finden Bierliebhaber<br />
außerdem noch über 300 andere<br />
Biersorten aus aller Welt.<br />
Die kleinste Brauerei Frankens<br />
produziert derzeit 180 Hektoliter<br />
pro Jahr und mit dem geplanten<br />
Ausbau des Sudhauses soll die Produktion<br />
noch gesteigert werden.<br />
An Abnehmern mangelt es nicht!<br />
David Hertl ist Bayerns jüngster<br />
Braumeister und Biersommelier.<br />
Ab Mitte des Jahres wird er sich<br />
auch Weinsommelier nennen<br />
dürfen.<br />
Der junge Brauer ist inzwischen<br />
sogar in Japan und England<br />
bekannt. Über Facebook entdeckte<br />
ihn ein japanisches Kamera-<br />
Team, das einen Film über Bier<br />
in Franken machen wollte. 2013<br />
drehte das Team drei Tage lang<br />
in Thüngfeld, bevor der Beitrag<br />
im japanischen Fernsehen ausgestrahlt<br />
wurde. Auch der Bayerische<br />
Rundfunk berichtete schon in der<br />
Sendung „Heimatrauschen“ über<br />
ihn.<br />
Für Gruppen bis circa 25 Personen<br />
bietet er auch Brauseminare,<br />
Bierverkostungen und Bierwanderungen<br />
an, und am 1. und 2.<br />
Mai wird jedes Jahr mit mehreren<br />
Starkbier-Spezialitäten am Zapfhahn<br />
und Live-Musik gefeiert.<br />
36
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37
Was gibt’s<br />
denn hier zu<br />
38
feiern?<br />
Markttag in Oberscheinfeld.<br />
Vor 300 Jahren wurde dem Ort<br />
das Recht (wieder) verliehen,<br />
Märkte abzuhalten. Hier und<br />
in Markt Bibart feiert man<br />
in diesem Jahr noch<br />
weitere Jubiläen<br />
39
40<br />
Die „Julius-Echter-Kirche“<br />
Sankt Marien in Markt Bibart<br />
Zwei Orte im Bereich<br />
unserer LAG Südlicher<br />
Steigerwald blicken heuer<br />
auf 1200 Jahre Ortsgeschichte<br />
zurück.<br />
Oberscheinfeld wird<br />
vor 1200 Jahren erstmals<br />
im Grundsteuerkataster<br />
erwähnt.<br />
Markt Bibart, damals<br />
„Biberoth“ genannt,<br />
erscheint in der Urkunde,<br />
mit der das neu gegründete<br />
Kloster Megingaudshausen<br />
ausgestattet wird.<br />
Allein diese Urkunde ist<br />
im Umfeld der regionalen<br />
Geschichtsforschung ein<br />
„heißes Eisen“. Denn:<br />
Die genaue Lage des<br />
Klosters ist unbekannt,<br />
mehrere Orte fühlen sich<br />
als möglicher Standort.<br />
Unabhängig davon beweisen<br />
diese Urkunden, dass<br />
unser Gebiet früh besiedelt<br />
wurde und bereits<br />
im frühen Mittelalter<br />
Siedlungen bestanden,<br />
die so bedeutsam waren,<br />
dass sie in Urkunden<br />
genannt wurden.
Text: Karin Eigenthaler | Fotos: Oliver Hug<br />
Wie diese Orte aussahen, wie die<br />
Menschen damals dort lebten, ist<br />
im Detail nicht bekannt. Denn<br />
Gegenstand der alten Urkunden<br />
war nicht das Alltagsleben der<br />
Ortsbevölkerung, sondern Regelungen<br />
der Besitzzugehörigkeit<br />
zu einer Herrschaft, Lehensrechte,<br />
Verpfändung, Kauf und Verkauf<br />
von Burgen und sonstigen Herrschaftssitzen<br />
und zeitlich etwas<br />
später Regelungen zu kirchlichen<br />
Angelegenheiten. Aus diesen<br />
Amtsgeschäften kann man aber<br />
auf das Ortsleben rückschließen.<br />
Kirchliche Regelungen brauchte es<br />
nur, wenn es eine Kirche (Gebäude),<br />
einen Pfarrer und Gläubige<br />
gab. Steuern können nur erhoben<br />
werden, wenn die Menschen im<br />
Ort etwas erwirtschafteten, was für<br />
die Herrschaft interessant war. An<br />
den Steuerregistern erkennt man,<br />
was angebaut und erwirtschaftet<br />
wurde, wovon die Menschen<br />
lebten.<br />
Die Urkunde des Klosters<br />
Megingaudshausen<br />
Neben Markt Bibart (Biberoth)<br />
sind auch Groß- oder Kleinlangheim<br />
(Lancheim), Castell (Castel), Bullenheim<br />
(Bullinheim), Dornheim, Krassolzheim<br />
(Graszulzun), Ullstadt (Ulgestat), Krautostheim<br />
(Ostheim), Deutenheim (Titenheim)<br />
und Ezelheim (Hezzelenheim)<br />
in der besagten Urkunde von 816<br />
erwähnt.<br />
Das Originaldokument ist verschollen,<br />
zitiert wird aus einer Abschrift, der Erlanger<br />
Handschrift von circa 1320, die in der<br />
dortigen Universtität aufbewahrt wird.<br />
Das Kloster Megingaudshausen bestand<br />
nur kurze Zeit. Bereits 877 übersiedelten<br />
die Mönche nach Münsterschwarzach in<br />
das dortige aufgelassene Frauenkloster.<br />
Markttag in Oberscheinfeld im Jahre 1937<br />
Marktrecht<br />
Am 9. März 1716 wurde Oberscheinfeld<br />
durch seinen Landesherrn,<br />
den Fürstbischof zu<br />
Bamberg, das Marktrecht wiederverliehen.<br />
Das Datum der erstmaligen<br />
Verleihung ist unbekannt.<br />
Allerdings wird in einer Urkunde<br />
von 1597/98 zwischen Castell und<br />
dem Bamberger Bischof beim<br />
Tausch von Häusern, Gütern und<br />
einer Hofstelle Bezug auf den<br />
Marckh Oberscheinueldt genommen.<br />
In den Wirren des<br />
Dreißigjährigen Krieges und der<br />
anschließenden wirtschaftlichen<br />
Depression wurden die Märkte<br />
aufgegeben. Erst zu Beginn des<br />
18. Jahrhunderts erlangte der Ort<br />
wieder das wirtschaftliche Potenzial<br />
für das Abhalten von Märkten<br />
und bat seinen Landesherrn um<br />
Wenn man in den alten Ortsregistern<br />
die Beschreibung der einzelnen Hofstellen<br />
betrachtet, findet man neben<br />
der Landwirtschaft fast alle wichtigen<br />
Handwerke. Schmied, Müller, Schreiner,<br />
Bäcker, Metzger, Schneider usw. sorgten<br />
dafür, dass es in den Dörfern und kleinen<br />
Städten alles Lebensnotwendige gab.<br />
Geschäfte im heutigen Sinn, Kaufhäuser,<br />
Supermärkte gab es nicht. Wer etwas<br />
brauchte, was er nicht selber erzeugen<br />
oder im Ort erhalten konnte, musste in<br />
Nachbarorte gehen oder auf einen Markt.<br />
Denn dort kamen fremde Händler in den<br />
Ort, die mit ihren Waren die Versorgungslücken<br />
schlossen. Die jeweiligen Landesherren<br />
nutzten dies auch zur Optimierung<br />
ihres Einkommens. Denn: die Marktteilnahme<br />
kostete Gebühr und Steuern für<br />
die Händler. Dieses Geld floss zwar in die<br />
Gemeindekasse. Aber das Wohlergehen<br />
seiner Orte lag dem Landesherrn ja am<br />
Herzen. Häufig wurden Marktrechte an<br />
Orte im Grenzbereich der Herrschaft<br />
verliehen, wollte man doch verhindern,<br />
dass die eigenen Landsleute im Nachbarort<br />
(im Ausland) einkauften und dort<br />
ihr Geld ließen. Vielmehr versuchte man,<br />
die Kaufkraft aus Orten ohne Marktrecht<br />
noch mit abzuschöpfen.<br />
Dies führt zum nächsten Jubiläum in beiden Orten, der Markterhebung.<br />
eine entsprechende Genehmigung.<br />
In der von Fürstbischof Lothar<br />
Franz von Schönborn unterzeichneten<br />
Urkunde vom 9. März 1716<br />
wird Oberscheinfeld die hohe<br />
Gnade erteilt, vier Jahrmärkte halten<br />
zu dürfen. Am Sonntag Oculi<br />
(3. Fastensonntag), am dritten<br />
Pfingsttag, am Fest Sankt Jacobi<br />
(25. Juli) und am Sonntag Lucia<br />
(13. Dezember) findet von da an<br />
unter Aufsicht des Marktgerichtes<br />
lebhaftes Marktreiben statt, das<br />
neben den Kassen der Händler<br />
auch die der örtlichen Wirtshäuser<br />
füllte.<br />
41
42<br />
Wichtiger als das Marktrecht ist für<br />
Markt Bibart seit rund 150 Jahren der<br />
Bahnhof.<br />
Auch Markt Bibart blickt auf<br />
seine Markttradition zurück. 1296<br />
wird „Bibert“ in einer Urkunde mit<br />
„oppidum“ und „castrum“ bezeichnet.<br />
Man geht davon aus, dass diese<br />
Rechte auch den Markt beinhalten.<br />
1334 und 1457 taucht dann der<br />
Markt auch in Urkunden auf. In<br />
letzterer verkauft Wilhelm Graf zu<br />
Castell „sein Eigengütlein zu Bibert<br />
vorm marckt gein Yphouen warts<br />
gelegen“ an Bürgermeister und<br />
Rat zu Iphofen. Und 1463 wird<br />
wieder der Marckt Bibart erwähnt.<br />
Mit vier Märkten am Palmsonntag,<br />
Pfingstmontag, Sonntag nach<br />
Augustin (28.8.) und am 2. Weihnachtsfeiertag<br />
lud der Ort Händler<br />
und Kaufwillige ein. Im Laufe der<br />
Jahrhunderte kommen noch zwölf<br />
Viehmärkte dazu. Mit dem Bau der<br />
Bahnlinie Fürth - Würzburg in den<br />
1860er Jahren wird der Bahnhof<br />
auch Verladestation für Vieh.<br />
Fränkisches Gelbvieh, speziell der<br />
Scheinfelder Schlag, wurde auf den<br />
Viehmärkten im Umkreis aufgekauft<br />
und zu den Schlachthöfen der<br />
großen Städte, z.B. nach Frankfurt<br />
am Main, verkauft.<br />
Und noch zwei weitere Jubiläen<br />
feiern die Markt Bibarter Bürger:<br />
1716, vor 300 Jahren, wurde die<br />
katholische Pfarrkirche Sankt<br />
Marien eingeweiht. In der Regierungszeit<br />
des Würzburger Fürstbischofs<br />
Julius Echter errichtet<br />
und mit einer Orgel von Johann<br />
Philipp Seuffert ausgestattet, ist<br />
das Kirchengebäude nach einer<br />
umfangreichen Renovierung jetzt<br />
Veranstaltungsort für Konzerte usw.<br />
Die Heilige Messe wird unmittelbar<br />
daneben in einem Neubau aus<br />
dem Jahre 1976/77 gefeiert.<br />
Weit jüngeren Datums als die<br />
„Echter-Kirche“ ist die evangelische<br />
Christuskirche, reiht sich jedoch in<br />
die „runden Geburtstage“ mit ein:<br />
Sie wurde am 3. Advent 1966 eingeweiht<br />
und ist somit 50 Jahre alt.<br />
Jubiläen haben viele Vorteile:<br />
Sie bringen die Menschen im Ort<br />
näher zusammen, man feiert gemeinsam<br />
und nimmt sich Zeit für<br />
seinen Ort. Sie sind aber auch die<br />
Gelegenheit sich mit der Ortsgeschichte<br />
zu beschäftigen und sich<br />
an die Ereignisse von früher zu<br />
erinnern. Und wie immer wenn<br />
Menschen zurückdenken, tun<br />
sie das mit heutigem Wissen<br />
und aus heutiger Sicht der Dinge.<br />
Dies ist dann der Anlass, die Ortschronik<br />
zu überarbeiten und zu ergänzen,<br />
Vorträge zu verfassen und<br />
sich bei Führungen die besonderen<br />
Gebäude genauer anzusehen.<br />
Und es zeigt, wie sich die Orte<br />
und die Einwohner in der gesamten<br />
Zeit vor allem die Fähigkeit<br />
erhalten haben, auf die Herausforderungen<br />
der Zeit einzugehen und<br />
sich ihnen zu stellen. Es sind Orte,<br />
die sich in 1200 Jahren von ersten<br />
kleinen Ansiedelungen zu Dörfern<br />
und jetzt zu Gemeindemittelpunkten<br />
entwickelt haben, im Laufe<br />
der Zeiten viele Kriege erlebt und<br />
überwunden haben, sich im Strukturwandel<br />
von landwirtschaftlich<br />
geprägten Orten mit Handwerk zu<br />
Wohnorten oder Gewerbe- und Industriestandorten<br />
verändert haben.<br />
In beiden Orten finden während des<br />
ganzen Jahres Jubiläumsveranstaltungen<br />
statt. Jeweils an einem Wochenende wird<br />
ganz groß gefeiert:<br />
Oberscheinfeld<br />
feiert von Freitag, dem 6. Mai bis Sonntag,<br />
dem 8. Mai mit viel Musik, einem Umzug,<br />
Mittelaltermarkt und vielem mehr.<br />
Markt<br />
Bibart<br />
Die offizielle<br />
Eröffnung des<br />
Jubiläumsjahres<br />
ist am 20. 3. <strong>2016</strong>.<br />
Höhepunkt ist das<br />
Festwochenende<br />
vom 8. bis 10. Juni.<br />
Beide Marktgemeinden<br />
geben<br />
auch umfangreiche<br />
Publikationen<br />
über ihre<br />
Ortsgeschichte<br />
heraus, die z. B.<br />
in den Rathäusern<br />
erhältlich<br />
sein werden.<br />
Symboldarstellung – bei Drucklegung noch nicht erschienen.
Marktkalender<br />
Frühjahr<br />
So. 20. März: Markt Bibart<br />
So. 04. September: Scheinfeld<br />
<strong>2016</strong> Palmsonntagsmarkt<br />
Kirchweihmarkt<br />
So. 10. April: Baudenbach<br />
So. 11.September: Ippesheim<br />
Frühjahrsmarkt<br />
Herbstmarkt<br />
So. 10. April: Markt Nordheim<br />
Frühjahrsmarkt<br />
So. 17. April: Burghaslach<br />
Frühjahrsmarkt<br />
So. 24. April: Scheinfeld<br />
Garten- und Freizeitmarkt<br />
So. 24. April: Sugenheim<br />
Frühjahrsmarkt<br />
So. 01.05.: Schlüsselfeld<br />
Pfingstmarkt<br />
Fr.–So. 06.–08. Mai: Oberscheinfeld<br />
Marktwochenende<br />
So. 08. Mai: Ippesheim<br />
Frühjahrsmarkt<br />
Herbst<br />
So. 18. September: Markt Nordheim<br />
Herbstmarkt<br />
So. 03.10.: Uffenheim<br />
Handwerkermarkt<br />
So. 16.10.: Scheinfeld<br />
Holztag mit Herbstmarkt<br />
So. 13.11.: Schlüsselfeld<br />
„Martinimarkt“<br />
43
Aus<br />
Die Veeh-Harfe.<br />
mir<br />
klingt<br />
ein<br />
Lied<br />
Wie Vorgeschichtler in der Erde lesen<br />
Ursprung eines Familienbetriebs<br />
Text: Judith Marschall | Fotos: H. P. Bacherle<br />
Es war einmal … ja, die Geschichte<br />
klingt ein bisschen wie<br />
ein Märchen. Es ist eine Geschichte<br />
über väterliche Liebe in Verbindung<br />
mit großer Hingabe zur Musik.<br />
Eine Erzählung über eine Jugend<br />
auf dem Land, die eher karg war,<br />
aber für Geigenunterricht und<br />
Musizieren mit den Eltern Raum<br />
ließ. Hermann Veeh wurde 1935<br />
geboren. Auch sein Vater spielte<br />
Geige, seine Mutter Harmonium<br />
und besonders an den langen Winterabenden<br />
hatten die Gülchsheimer<br />
Landwirte Zeit für Stubenmusik.<br />
Als Hermann Veeh mit seiner<br />
Frau Inge später eine eigene Familie<br />
gründete, pflegte er diese Tradition<br />
weiter. Trotz aller Arbeit auf dem<br />
Hof: Die Musik spielte im Hause<br />
Veeh immer eine wichtige Rolle.<br />
Andreas, das vierte Kind von Inge<br />
und Hermann Veeh, schien besonders<br />
viel von dieser Zuneigung zur<br />
Musik geerbt zu haben. Wegen<br />
seines Down-Syndroms war es aber<br />
schwierig für ihn, ein Instrument zu<br />
lernen.<br />
Da erwarb sein Vater eine Akkordzither,<br />
die schon mit Unterlegblättern<br />
gespielt wurde, und entwickelte<br />
eine Harfe daraus, die man<br />
leichter spielen konnte. Viele, sehr<br />
viele Abende lang tüftelte Hermann<br />
Veeh an seinem Instrument. Form,<br />
Größe, Saitenlänge, Saitenabstand<br />
wurden verändert und der Akkordteil<br />
wurde weggelassen. Andreas<br />
durfte etliche Prototypen ausprobieren,<br />
ehe1992 die Entwicklung<br />
abgeschlossen war. Nun war es kein<br />
Traum mehr – für Andreas nicht<br />
und für viele andere behinderte<br />
Menschen auch: Das gemeinsame<br />
Musizieren zu erleben, sich allein<br />
in ein Musikstück zu vertiefen, sich<br />
mit sanften Tönen zu trösten, die<br />
Lieder im Innern in wirklich hörbare<br />
Musik zu verwandeln.<br />
Eigene Notenblätter<br />
Eigene Notenblätter<br />
Aber wie so oft entwickelte auch<br />
diese Erfindung eine eigene Dynamik.<br />
Heutzutage gibt es viele<br />
Veeh-Harfen-Gruppen, die sich<br />
jenseits von Behindertenpädagogik<br />
treffen, um gemeinsam Musik zu<br />
machen. Die Veeh-Harfe ist chromatisch<br />
aufgebaut. Zwischen den 25<br />
Saiten des Standard-Modells liegt je<br />
ein halber Ton. Wurde die übliche<br />
44
Wie ein Vater seinem Sohn das Musizieren ermöglichte<br />
45
46<br />
Die Harfinisten des Musikvereins Remchingen<br />
unter der Leitung von Roland Eberle<br />
spielen beim 80. Geburtstag des Erfinders<br />
ihrer Instrumente
Bundesminister Christian Schmidt<br />
gratulierte herzlich zum 80., der<br />
eigentlich schon im April war, und<br />
scherzte: „Die Queen feiert ja auch<br />
immer im Sommer.“<br />
ganz links: Die Virtuosin Chisato<br />
Kajiwara berichtete von 140 Veeh-<br />
Harfen-Schulen, die sich seit 2007<br />
in Japan etabliert haben.<br />
Notenschrift erst einmal in ein<br />
Veeh-Harfen-Notenblatt umgewandelt,<br />
so braucht man dieses Blatt,<br />
das unter den Saiten liegt, nur zu<br />
verschieben, um die Tonart zu wechseln.<br />
So einfach ist das Transponieren<br />
auf keinem anderen Instrument.<br />
Der Dirigent des Musikvereins<br />
Remchingen, Roland Eberle, hat bereits<br />
viele Lieder für die Veeh-Harfe<br />
umgeschrieben. Seine Arrangements,<br />
die Teile seines Musikvereins<br />
zusammen mit dem Ensemble<br />
der Diakoniestation Remchingen<br />
einübten, wurden inzwischen sogar<br />
ausgezeichnet. Die Remchinger<br />
erhielten 2014 den erstmals vergebenen<br />
Preis der Stiftung „Gemeinsam<br />
musizieren“ von der Sparkasse<br />
Pforzheim-Calw.<br />
Japanisches Wiegenlied<br />
Als Hermann Veeh im Sommer<br />
2015 seinen 80. Geburtstag feierte,<br />
zählte neben den Remchingern auch<br />
Chisato Kajiwara aus Japan zu den<br />
Gästen einer Sommermatinee. Kajiwara<br />
spielte die Träumerei von Robert<br />
Schumann auf der Veeh-Harfe<br />
ebenso wie Charly Chaplins „Smile“,<br />
zupfte das spanische Tremolo-Stück<br />
„Recuerdos de la Alhambra“ und<br />
sang ein japanisches Wiegenlied,<br />
zu dem sie sich auf der Veeh-Harfe<br />
begleitete.<br />
Zur öffentlichen Geburtstagsfeier<br />
hielt unter anderen Bundeslandwirtschaftsminister<br />
Christian Schmidt,<br />
mehr als Freund denn als Minister,<br />
eine Laudatio. Schmidt freute sich,<br />
dass die Inklusion, die inzwischen<br />
als politische Herausforderung in<br />
aller Munde sei, mit der Veeh-Harfe<br />
eine Wiege in Franken habe. Diese<br />
Inklusion sei das Kernstück des<br />
Veeh-Harfen-Programms.<br />
Mozart für alle<br />
Wie das funktioniert, zeigt zum<br />
Beispiel das Ensemble Arpeggio.<br />
Mit liebevoller Strenge von der Sopran-Stimme<br />
Annette Wohlmanns<br />
geleitet, spielt Arpeggio beim<br />
Geburtstagskonzert hauptsächlich<br />
traditionelle Volkslieder. Die Grenze<br />
zwischen den Musikern mit und<br />
ohne Handicap verschwimmt. Beim<br />
Vogelfänger-Lied aus Mozarts „Zauberflöte“<br />
singt André Schäfer das<br />
Solo. Egal ob behindert oder nicht:<br />
er hat eine wunderbare Stimme und<br />
strahlt eine große Freude aus, und<br />
darauf kommt es an.<br />
Andreas Veeh singt ebenfalls<br />
schön und beendet als Solist mit der<br />
letzten Strophe von „Muss i denn,<br />
muss i denn zum Städtele hinaus“<br />
das Arpeggio-Konzert. Zuvor ließen<br />
Vater und Sohn Mozarts „Andante<br />
Gracioso“ als Duett erklingen, und<br />
das Publikum konnte teilnehmen<br />
am Traum vom gemeinsamen Musizieren,<br />
mit dem alles anfing.<br />
links: Das Ensemble Arpeggio nimmt<br />
den Schlussapplaus entgegen.<br />
Darüber: Annette Wohlmann leitet<br />
singend die Musiker, André Schäfer<br />
als Vogelfänger<br />
47
Wachsender Familienbetrieb<br />
Die Werkstatt auf dem Hof in<br />
Gülchsheim ist inzwischen zu klein<br />
geworden, um den Bedarf an Instrumenten<br />
zu decken. Zwei Geschwister<br />
von Andreas haben das Lebenswerk<br />
ihres Vaters übernommen,<br />
wobei sich Johanna Veeh-Krauß als<br />
Geschäftsleiterin vor allem um den<br />
Vertrieb kümmert, während Martin<br />
Veeh für die Produktion in der neuen<br />
Werkstatt im benachbarten Oellingen<br />
zuständig ist. Dabei bleibt<br />
der Hof der Veehs, in der Gemeinde<br />
Hemmersheim ganz am westlichen<br />
Rand des Landkreises Neustadt an<br />
der Aisch-Bad Windsheim, der Sitz<br />
der Firma.<br />
Oellingen liegt bereits im Landkreis<br />
Würzburg ist aber nur zwei<br />
Kilometer entfernt vom Veeh`schen<br />
Hof. Dort zeigt Martin Veeh, wie<br />
mittels modernem Laserdruck die<br />
zum Markenzeichen gewordene<br />
Rosette ins Holz geschnitten wird.<br />
Hermann Veeh hatte dafür noch<br />
spezielle Stichsägeblätter anfertigen<br />
müssen.<br />
Martin Veeh hat viel über den<br />
Geigenbau gelesen und so gelernt,<br />
wie Holz beschaffen sein muss,<br />
damit es sich für Musikinstrumente<br />
eignet. So schwärmt er beispielsweise<br />
vom geriegelten Ahorn aus Bosnien.<br />
Acht Lackschichten werden<br />
in seiner Manufaktur aufgetragen,<br />
ehe die Veeh-Harfe mit Wirbeln<br />
und Saiten bestückt in den Verkauf<br />
kommt.<br />
Anlässlich des 80. Geburtstags<br />
von Hermann Veeh wurde eine<br />
besondere Edition produziert.<br />
1935 haben Karl und Lisette Veeh<br />
aus Freude über die Geburt des<br />
Hoferben Hermann neben anderen<br />
Obstbäumen einen Birnbaum<br />
gepflanzt. Als dieser 2014 gefällt<br />
werden musste, maß der Stamm<br />
im Durchmesser 60 Zentimeter.<br />
24 Veeh-Harfen entstanden zwischenzeitlich<br />
aus dem geschichtsträchtigen<br />
Birnbaumholz. Ein<br />
langes, erfülltes Leben schwingt<br />
darin mit, das einen fränkischen<br />
Bauernhof in einen dem Instrumentenbau<br />
verpflichteten Familienbetrieb<br />
verwandelt hat.<br />
Das nächste Hofkonzert bei Veehs<br />
findet am letzten Juni-Wochenende<br />
statt: Die Serenade am Samstag,<br />
den 25. Juni um 19 Uhr, die Matinee<br />
am Sonntag um 11 Uhr.<br />
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48
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von April bis Dezember auf naturbelassenen<br />
Flächen. Im Winter sind sie im Stall.<br />
Dort kommen auch die Lämmer aus eigener<br />
Zucht zur Welt<br />
Text: Oliver Hug | Fotos: Melanie Kirchgessner<br />
Bernhard Sänger bezeichnet seine<br />
Tätigkeit als Schäfer als Hobby,<br />
schließlich betreibt er sie und die<br />
kleine Landwirtschaft im Nebenerwerb.<br />
Wenn man seit zehn Jahren<br />
keinen Urlaub mehr gemacht hat<br />
und sich tagtäglich teilweise viele<br />
Stunden um seine Tiere, den Stall,<br />
die Zäune – und den bürokratischen<br />
Aufwand – kümmert, dann ist das<br />
allerdings weit mehr als Freizeitbeschäftigung.<br />
Wenn man „Hobby“<br />
jedoch mit „Liebhaberei“ übersetzt,<br />
dann stimmt es zweifellos. Das spürt<br />
man bei jedem Wort, das er über<br />
seine Schäferei und speziell über<br />
seine Tiere spricht. Rund 50 Schafe<br />
hält er, dazu vier bis fünf Ziegen,<br />
die fürs Kurzhalten der Hecken<br />
und Disteln zuständig sind, sowie<br />
zwei Border Collies als Hütehunde.<br />
Los ging es vor ungefähr 20<br />
Jahren erst mit drei, dann mit<br />
fünf Schafen. Der Vater war jung<br />
gestorben und Bernhard Sänger<br />
wollte den Hof im Burghaslacher<br />
Ortsteil Breitenlohe ihm zuliebe<br />
weiter führen. Das Mähen der<br />
Hoffläche sollten die Tiere übernehmen.<br />
Arbeitserleichterung. Aber<br />
die Begeisterung war geweckt, die<br />
Herde wuchs.<br />
Wer bei der Schafzucht an die<br />
Vermarktung von Wolle denkt,<br />
irrt gewaltig. Die Haare bringen<br />
bei uns lange schon rein gar nichts<br />
mehr ein.<br />
Bleibt das Fleisch. Hier setzt<br />
Bernhard Sänger auf höchste Qualität<br />
und Selbstvermarktung. Bei<br />
den Tieren hat er sich frühzeitig auf<br />
Heidschnucken konzentriert. Sie<br />
haben ein besonders kurzfaseriges,<br />
fettarmes und wohlschmeckendes<br />
Fleisch, das ein wenig an Wild erinnert.<br />
Für Großschäfereien ist diese<br />
Rasse weniger interessant, da die<br />
Tiere langsamer wachsen. Auch bei<br />
der Schafzucht ist der Preisdruck<br />
heute enorm. Für die heimischen<br />
Schäfereien stehen Aufwand und Ertrag<br />
oft in keinem Verhältnis mehr.<br />
Immer mehr Betriebe hören auf.<br />
Bernhard Sänger ist überzeugt<br />
davon, dass der Geschmack des<br />
Fleisches neben der Futterqualität<br />
besonders auch vom Wohlbefinden<br />
der Schafe von der Geburt bis zur<br />
Schlachtsituation abhängt. Ihm<br />
ist jedoch klar, dass seine Art der<br />
Tierhaltung nicht ohne weiteres auf<br />
große Herden übertragen werden<br />
kann. So will er zwar im nächsten<br />
Jahr einen neuen Stall bauen aber<br />
nicht zur Erweiterung der Kapazitäten.<br />
Bei 50 bis 60 Schafen kann er<br />
das Winterfutter noch weitgehend<br />
selbst produzieren und die Tiere<br />
so halten wie er es für richtig hält.<br />
Die weiblichen Lämmer lässt<br />
er beispielsweise immer bei der<br />
Mutter. Sie können so lange vom<br />
Euter Milch saugen wie sie wollen.<br />
Bei Großschäfereien ist in der<br />
Regel nach drei Monaten Schluss.<br />
Die jungen Böcke separiert auch<br />
er nach cirka vier Monaten von der<br />
Mutter, um Inzucht zu vermeiden.<br />
Ein Schlachthof kommt für den<br />
Burghaslacher Schäfer nicht in Frage.<br />
Die besten Erfahrungen hat er<br />
mit der Landmetzgerei Moosmeier<br />
in Münchsteinach gemacht, die die<br />
notwendigen EU-Voraussetzungen<br />
erfüllt. Sänger bringt die Schafe<br />
jeweils am Vortag dort hin, wo sie<br />
sich im gewohnten Wagen über<br />
Nacht entspannen. Er ist immer<br />
bis zum Schluss bei jedem seiner<br />
Tiere und übernimmt das Betäuben<br />
selbst, um ihnen möglichst jeden<br />
Stress zu ersparen.<br />
51
Es ist 8 Uhr morgens, als<br />
der Schwertransporter in dem<br />
kleinen, zur Gemeinde Sugenheim<br />
gehörenden Dörfchen<br />
einrollt. Das Ziel ist ein Rohbau<br />
am Fuße eines Weinbergs. Eine<br />
gute, sonnenverwöhnte Lage.<br />
Doch der große Tank, der nun in<br />
den nächsten anderthalb Stunden<br />
ausgeladen und in dem Gebäude<br />
verschwinden wird, ist nicht für<br />
Silvaner oder Müller-Thurgau<br />
vorgesehen, sondern schlicht<br />
für Wasser. Es ist der 8700 Liter<br />
fassende Pufferspeicher, der das<br />
Kernstück einer höchst energieeffizienten<br />
Beheizung darstellt.<br />
Denn das Haus ist als sogenanntes<br />
Sonnenhaus konzipiert.<br />
Daher wird dieser besondere<br />
Tag, an dem der schlanke, rund<br />
6,6 Meter hohe Hohlkörper aus<br />
doppelwandigem Metall an seine<br />
vorgesehene Stelle im Treppenhaus<br />
eingelassen wird, auch als<br />
»Sonnenhochzeit« bezeichnet.<br />
Heute ist es also soweit. Und<br />
deshalb sind an diesem großen<br />
Tag nicht nur die Handwerker<br />
vor Ort, sondern auch der Markt<br />
Nordheimer Architekt Paul<br />
Heinl als Planer und Bauleiter<br />
und – sozusagen als Trauzeugen –<br />
die Bauherren.<br />
Text: und Fotos: O. Hug<br />
Planer und Bauherren neben dem Pufferspeicher,<br />
der unsichtbar im Treppenhaus verborgen sein wird<br />
Das Bauherrenpaar als Trauzeugen bei der<br />
Sonnenhochzeit ihres Hauses<br />
52
Dachflächen werden oft<br />
zur Stromerzeugung<br />
genutzt. Effektiver<br />
kann es sein, die<br />
solare Power zur<br />
Beheizung des<br />
Hauses zu<br />
nutzen.<br />
Ein Beispiel<br />
aus<br />
Sugenheim<br />
Der Pufferspeicher schwebt ein<br />
Südlage: Ca. 40 m 2 Sonnenkollektoren<br />
erhitzen das Wasser<br />
Der allergrößte Anteil am<br />
Energieverbrauch – selbst<br />
hoch wärmegedämmter<br />
Häuser – ist der für die<br />
Raumheizung. Deshalb sieht<br />
das Heizkonzept beim Sonnenhaus<br />
für Heizung und Warmwasser<br />
einen Deckungsbeitrag von<br />
mindestens 50 Prozent mit vor<br />
Ort generierter und gespeicherter<br />
Solarenergie vor. Realisierbar<br />
sind noch weit höhere Werte.<br />
Sonnenkollektoren, die<br />
Solarstrahlung unmittelbar<br />
und sehr effizient in Wärme<br />
umwandeln, haben sich seit<br />
Jahrzehnten für diese Aufgabe<br />
bestens bewährt. Da allerdings<br />
oft gerade dann die Wärme<br />
benötigt wird, wenn die Sonne<br />
eben nicht scheint, braucht es als<br />
Ausgleich einen Wärmespeicher.<br />
Diese Funktion übernimmt der<br />
Wassertank. Von dort wird die<br />
Heizwärme über ein Niedertemperatur-Heizsystem<br />
im Haus<br />
verteilt und das Warmwasser<br />
zum Baden und Duschen entnommen.<br />
Manche Bauherren<br />
nutzen es auch für die Waschmaschine,<br />
um weitere Energieeinsparpotentiale<br />
zu nutzen.<br />
Ein optimiertes System-Management<br />
sorgt für eine effiziente<br />
„Verwaltung“ und Umwandlung<br />
der Solarenergie in Nutzwärme.<br />
Für längere Perioden im<br />
Winter, in denen die Sonne nicht<br />
scheint, wird der Speicher bei<br />
Bedarf über einen Kaminofen<br />
nachgeheizt.<br />
53
Zurück auf<br />
Seit einigen Jahren gab es<br />
immer wieder einmal Hinweise.<br />
Im Schnee fanden sich Spuren<br />
und so mancher Jäger meinte,<br />
dass etwas vorbeigehuscht sei.<br />
Nun ist es sicher und bewiesen:<br />
Die Wildkatze ist wieder da im<br />
Südlichen Steigerwald.<br />
Die Wildkatze galt seit Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts in Bayern<br />
als weitgehend ausgestorben.<br />
1940 wurde in unserem Landkreis<br />
das letzte Tier gesichtet.<br />
In den Jahren 1984 bis 2009 startete<br />
der BUND Naturschutz in<br />
Bayern e.V. ein Auswilderungsprojekt,<br />
bei dem ca. 600 Tiere<br />
dieser scheuen und nachtaktiven<br />
Wildart in Nordbayern ausgesetzt<br />
wurden.<br />
Nun war die Frage offen:<br />
War die Auswilderung erfolgreich,<br />
wo haben sich diese Tiere<br />
angesiedelt? Gut, dass es ein<br />
relativ einfaches Verfahren gibt,<br />
Wildkatzen nachzuweisen:<br />
das Lockstockverfahren.<br />
Wildkatzen lieben, wie alle<br />
Katzen, den Geruch von Baldrian.<br />
Dieser Geruch lockt sie an.<br />
In Waldbereichen, die potenziell<br />
als Lebensraum für Wildkatzen<br />
geeignet sind, werden Holzpflöcke<br />
in den Waldboden gesetzt<br />
und mit Baldrian besprüht.<br />
Durch den Geruch angelockt,<br />
reiben sich die Katzen an den<br />
Stöcken und hinterlassen an der<br />
rauen Oberfläche wertvolle Indizien<br />
– ihre Haare. Diese werden<br />
eingesammelt und im Labor<br />
einer Genanalyse unterzogen.<br />
Je nach Qualität der Haare kann<br />
festgestellt werden, ob es sich<br />
um eine Wildkatze handelt;<br />
ferner sind das Geschlecht des<br />
Tieres und im Optimalfall sogar<br />
das individuelle Genprofil so<br />
bestimmbar.<br />
Auch im Steigerwald<br />
wurden an vielversprechenden<br />
Standorten Lockstöcke aufgestellt.<br />
Es wurde über mehrere<br />
Wochen jeweils mehrmals kontrolliert,<br />
ob sich Tiere an ihnen<br />
gerieben und ihre Fellhaare<br />
hinterlassen hatten. Mit einer<br />
Pinzette wurden die Haare abgenommen<br />
und in Labortüten verpackt,<br />
die Tüten beschriftet und<br />
zur Analyse eingeschickt. Nach<br />
der Auswertung aller in Bayern<br />
gesammelten Katzenhaare stand<br />
fest: Im Landkreis Neustadt/<br />
Aisch - Bad Windsheim konnten<br />
an drei Lockstöcken sechs<br />
Wildkatzen-Nachweise erbracht<br />
werden, alle im Gebiet um<br />
Münchsteinach.<br />
54
Text:: Karin Eigenthaler<br />
leisen Sohlen<br />
Wahrscheinlich ist, dass es sich<br />
jedes Mal um dasselbe Tier handelte,<br />
aber leider hat die Qualität<br />
der Haarproben nicht für eine<br />
individuelle Analyse ausgereicht.<br />
Festgestellt wurde aber, dass es<br />
immer weibliche Tiere waren.<br />
Die Wildkatze ist eine streng<br />
geschützte Art. Bundesweit sind<br />
ihre Bestände derzeit etwas zunehmend,<br />
man schätzt ihre Zahl<br />
auf ca. 5000 bis 7000 Wildkatzen.<br />
In Bayern rechnet man aktuell<br />
mit etwa 500 Tieren.<br />
Wildkatzen sind originäre<br />
Bewohner unserer Wälder – sie<br />
werden daher auch oft Waldkatzen<br />
genannt. Aber sie lieben<br />
Wälder, die heute selten<br />
zu finden sind: Urwälder oder<br />
zumindest sehr strukturreiche,<br />
unzerschnittene Wälder mit<br />
kleinen, hellen Lichtungen,<br />
Windwurfflächen, alten Laubbäumen<br />
und Jungholz im engen<br />
Verbund. Auch ruhige, heckenreiche<br />
Säume am Waldrand sind<br />
ihre Lieblingsplätze für die Jagd.<br />
Hier erbeuten sie Mäuse, die ihre<br />
Hauptnahrungsquelle sind.<br />
Nur in großen Wäldern<br />
finden Wildkatzen genug Platz<br />
für ihre großen Reviere. Nur<br />
dort, wo Gebüsche und Hecken<br />
ihnen Deckung bieten, wagen<br />
sie sich weiter aus dem Wald<br />
heraus. Auch eine Ausbreitung<br />
in andere Wälder kann nur<br />
über solche Wanderkorridore<br />
erfolgen.<br />
Wünschen wir der Wildkatze<br />
im Steigerwald, dass sie<br />
sich hier ihren Lebensraum<br />
zurückerobert und sie hier in<br />
den Wäldern wieder dauerhaft<br />
heimisch wird.<br />
Die Wildkatze ist ähnlich wie eine wildfarbene<br />
Hauskatze gefärbt und auch ungefähr so groß.<br />
Ihr Schwanz ist jedoch buschiger mit dunklen<br />
Ringen und stumpfem, schwarzen Ende.<br />
Sie ernährt sich vor allem von Mäusen, seltener<br />
von Kaninchen, Eidechsen, Fröschen, Insekten,<br />
Kleinvögeln, nur ausnahmsweise von Aas<br />
(Foto: Thomas Stephan | BUND)<br />
Mit solchen Lockstöcken, die mit Baldrian<br />
besprüht wurden, konnte über Haarfunde der<br />
Nachweis erbracht werden, dass Wildkatzen im<br />
Südlichen Steigerwald herumstreifen<br />
(Foto: K. Eigenthaler)<br />
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