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Opel Super 6 Werkskabriolett - ALT-OPEL

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TECHNIK<br />

<strong>Opel</strong> <strong>Super</strong> 6 <strong>Werkskabriolett</strong><br />

– die Restaurierung hat begonnen:<br />

Im letzten Bericht hatte ich erzählt,<br />

dass ich seit dem 30.04. bereits 400 km<br />

gefahren war – es folgten dann noch<br />

bis zum 15.07. genau weitere 266<br />

vergnügliche und pannenfreie Kilometer.<br />

Zwischenzeitlich hatte ich noch das<br />

Glück ein zweites <strong>Super</strong> 6 <strong>Werkskabriolett</strong>-„Lieferwagen“<br />

zu erwerben –<br />

was ist das? Dieses 37er Kabriolett der<br />

ersten Serie war 1959 in der DDR zum<br />

Lieferwagen umgebaut worden und<br />

hatte dabei den Aufbau ab der B-Säule<br />

verloren. Glücklicherweise wurde das<br />

Verdeck mit Gestänge und Heckfenster<br />

(meines fehlte ja) aufgehoben. Mit<br />

dabei waren auch eine weitere Vorderachse<br />

und ein weiteres Getriebe. Nahezu<br />

alle weiteren nötigen Teile hatte ich<br />

dank freundlicher Angebote von Mit- …dann ohne Karosseriemittelteil…<br />

Striptease – <strong>Super</strong> 6 ohne Motorhaube…<br />

Clubmagazin Nr. 198 21


TECHNIK<br />

…und gleich ohne Heck<br />

Die Innenausstattung, gestapelt<br />

Ausgeräumt – nur die Achsen und die Lenkung sind noch montiert<br />

22 Clubmagazin Nr. 198<br />

gliedern der Alt-<strong>Opel</strong> IG und von<br />

Rainer Wieler zusammentragen können.<br />

Dafür bin ich insgesamt rund<br />

2.500 km durch die Bundesrepublik<br />

gefahren. Was jetzt noch fehlt, steht im<br />

Anzeigenteil unter „Suche Teile“.<br />

Die Restauration konnte nun also<br />

beginnen. Wir wollen die Wiederherstellung<br />

des Originalzustandes (Lack<br />

schwarz, Verdeck und Persenning<br />

sandbeige) mit folgenden Ausnahmen<br />

erreichen: Innenausstattung statt rot<br />

nun in antikcognac und die Felgen statt<br />

rot in cremefarben mit rotem Streifen.<br />

Ziel ist es, dass am 01.06.2010 der<br />

Wagen in praktischem Neustandzustand<br />

(Zustand 1 minus) wieder da steht –<br />

das ist ein sehr, sehr sportliches Ziel,<br />

mal schauen ob es klappt. Eine der<br />

aller ersten Ausfahrten wird dann eine<br />

Reise nach Grävenwiesbach zur Erstbesitzerfamilie<br />

sein….<br />

Ich hatte mich dazu entschlossen, dass<br />

Josef Micke mir bei der Restauration<br />

helfen soll und wir wurden uns auch<br />

bei der Aufgabenverteilung schnell<br />

einig. So sind wir dann am 15.07. bei<br />

30 Grad, Sonne und offenem Verdeck<br />

auf „eigener Achse“ die ca. 50 km zur<br />

Werkstatt Micke gefahren – es sollte<br />

die vorerst letzte Fahrt des Wagens<br />

werden. Er fuhr wieder fantastisch und<br />

bei mir machte sich nun aber auch<br />

etwas Wehmut breit…denn jetzt stand<br />

die Demontage an!<br />

Am Montag, den 27.07. um 11.00 Uhr<br />

war es soweit – wir legten los und am<br />

29.07. um 18.00 Uhr stand nur noch<br />

das Chassis vor uns mit den Achsen,<br />

Motor und Getriebe, alles andere war<br />

schon abgeräumt und zerlegt. Erste<br />

Erkenntnis: für ein 71 Jahre altes,<br />

unrestauriertes Auto schien der Zustand<br />

wirklich bemerkenswert, aber die<br />

ersten Ernüchterung kam: Der Rahmen<br />

ist zwar grundsätzlich in ziemlich guten<br />

Zustand, war aber (wohl durch den<br />

Unfall von 1964) tatsächlich etwas<br />

nach rechts verzogen (ca. 1 cm) und<br />

auch schief. Eine auf Unfall-LKW<br />

Chassis spezialisierte Firma richtete<br />

dann den Rahmen und vermaß ihn –<br />

nun „steht“ er wieder perfekt.<br />

Das Holz der A-Säule ist „fertig“ und<br />

muß komplett neu. Auch der untere<br />

Bereich der B-Säule ist nicht so beson-


deres und wird teilweise erneuert<br />

werden – ansonsten ist das Holz gar<br />

nicht so schlecht!<br />

Alle Blechteile wurden chemisch<br />

entlackt, und zwar bei der Firma Syre<br />

in Hamm. Sie sahen danach sogar<br />

besser aus als erwartet - das meiste ist<br />

tatsächlich praktisch rostfrei. Es folgte<br />

eine KTL-Beschichtung aller Blechteile<br />

mit Ausnahme des großen Heckteils.<br />

Allerdings mussten die Radläufe des<br />

Hecks im Sinne einer perfekten Restaurierung<br />

dann doch erneuert werden. Sie<br />

wurden stumpf eingeschweißt und<br />

anschließend verzinnt.<br />

Dann kam die nächste Überraschung –<br />

auch die Vorderachse war krumm. Gott<br />

sei Dank war die Reservevorderachse<br />

Lieferwagen-Umbaus gerade.<br />

Die Motordemontage ergab dann<br />

folgendes Ergebnis: Er ist schon einmal<br />

überholt worden, auf jeden Fall weit<br />

vor 1964. Der Verschleiß ist nicht<br />

unerheblich, aber es gibt keine Katastrophen.<br />

Die Lagerschalen wären<br />

sogar noch ganz OK gewesen, doch in<br />

jedem Fall ist das ganze Programm<br />

fällig inklusive neuer Kolben im 82er<br />

Übermaß, neuer Ventile, neuer Stößelstangen,<br />

neuer Kurbel- und Nockenwellenlager,<br />

etc. Der Ehrgeiz ist groß,<br />

und der Motor soll perfekt werden!<br />

Vielleicht erhöhen wir die Verdichtung<br />

von 6,0 auf 6,5:1. In jedem Fall soll der<br />

Motor aber butterweich und seidig<br />

laufen. Der Probelauf ist für Ende<br />

Oktober geplant – die Spannung steigt<br />

also!<br />

Die Inneneinrichtung ist bereits beim<br />

Sattler, das Leder ausgesucht und<br />

bestellt, die maroden Holzteile sind<br />

schon vom Stellmacher neu angefertigt<br />

worden und warten auf ihren Einbau.<br />

Der Rahmen wurde „sanft“ gestrahlt<br />

und neu lackiert. Der Wendepunkt ist<br />

nun also erreicht, und die ersten Ansätze<br />

des Wiederaufbaus haben begonnen!<br />

Das Armaturenbrett hatte ich demontiert,<br />

mit Autopolitur behandelt und<br />

zuletzt mit Swizöl gewachst – das ist<br />

wirklich sehr, sehr schön geworden,<br />

und die original auflackierte Holzstruktur<br />

braucht nicht erneuert zu werden.<br />

Auch alle Schalter und Griffe habe ich<br />

zunächst gereinigt, mit Lackreiniger<br />

poliert und anschließend mit Armor All<br />

TECHNIK<br />

Klassischer Karosseriebau: Die tragende Struktur besteht aus Holz. Hier bereits<br />

demontiert und neben dem Heck stehend<br />

Auf dem Boden der Tatsachen – die Bodenbleche sind vom Zahn der Zeit<br />

angefressen<br />

Das Heck nach der chemischen Entlackung<br />

Clubmagazin Nr. 198 23


TECHNIK<br />

Das Heck in Arbeit. Die Ansätze der C-Säulen sind bereits geschweißt, die<br />

Kotflügelansätze noch nicht, provisorische Hilfsrahmen halten alles in Form<br />

Die Achse des Guten – das <strong>Werkskabriolett</strong> hat beim Unfall in den sechziger<br />

Jahren mehr abbekommen als zunächst sichtbar war, daher kommt die Vorderachse<br />

aus einem Schlachtfahrzeug zu Ehren<br />

Markus Dürkes beim Aufarbeiten der Blankteile – tatkräftig unterstützt vom<br />

Filius…<br />

24 Clubmagazin Nr. 198<br />

Paint it black – der Rahmen, gerichtet,<br />

entrostet und lackiert<br />

Kotflügel mit neuen Ansätzen, sie<br />

waren durchgerostet. Eine typische<br />

Schwachstelle von Karosserien mit<br />

angesetzten Kotflügeln<br />

behandelt – da kommt schon Vorfreude<br />

aufs Zusammenbauen auf!<br />

Derzeit bereite ich den ganzen Alu-<br />

Zierat auf – polieren, polieren, polieren.<br />

Mein Hausarzt fragte sich schon,<br />

wie man an der Stelle des Unterarms<br />

nur eine Sehnenentzündung bekommen<br />

kann…<br />

Mittlerweile haben wir auch aus den<br />

16mm Filmen des Erstbesitzers, entstanden<br />

in den Jahren zwischen 1940<br />

und 1956, einen Kurzfilm nur mit den<br />

<strong>Opel</strong>sequenzen und von etwa drei bis<br />

vier Minuten Länge zusammengestellt.<br />

Des Weiteren werden wir einen etwas<br />

längeren chronologischen Film aufbauen,<br />

etwa 15 Minuten Laufzeit sollen es<br />

werden, in dem auch der Erstbesitzer<br />

Dr. Wagner, seine Frau und seine<br />

beiden Söhne zu sehen sind. Diesen<br />

Film werden wir um die vielen Fotos<br />

aus dem Familienalbum des Erstbesitzers<br />

per Überblendtechnik ergänzen.<br />

Markus Dürkes *3608

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