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regjo Südostniedersachsen – Heft 1 – 2016 – retro

regjo ist DAS Regional-Journal aus dem Herzen der Region für Südostniedersachsen regjo erscheint sechs mal jährlich in den Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie in den Landkreisen Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel. regjo wendet sich an alle Menschen, die in Südostniedersachsen leben, arbeiten, oder sich für die Region interessieren. regjo landet direkt auf den Schreibtischen der Entscheider in Südostniedersachsen, aber auch in den Business-Lounges mehrerer Flughäfen im Inland und im deutschsprachigen Ausland. regjo will die Menschen in Südostniedersachsen und Interessenten von außerhalb der Region für das Land zwischen Goslar und Gifhorn sowie zwischen Helmstedt und Peine begeistern. regjo • zeigt die wirtschaftliche Vielfalt der Region • gibt Überblick über den kulturellen Reichtum Südostniedersachsens • porträtiert die Vordenker der Region • stellt innovative Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen vor • berichtet über die Menschen in Südostniedersachsen, ihre Vorlieben und ihre liebenswerten Besonderheiten regjo schafft Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl

regjo ist DAS Regional-Journal aus dem Herzen der Region für Südostniedersachsen

regjo erscheint sechs mal jährlich in den Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie in den Landkreisen Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel.

regjo wendet sich an alle Menschen, die in Südostniedersachsen leben, arbeiten, oder sich für die Region interessieren.

regjo landet direkt auf den Schreibtischen der Entscheider in Südostniedersachsen, aber auch in den Business-Lounges mehrerer Flughäfen im Inland und im deutschsprachigen Ausland.

regjo will die Menschen in Südostniedersachsen und Interessenten von außerhalb der Region für das Land zwischen Goslar und Gifhorn sowie zwischen Helmstedt und Peine begeistern.

regjo

• zeigt die wirtschaftliche Vielfalt der Region
• gibt Überblick über den kulturellen Reichtum Südostniedersachsens
• porträtiert die Vordenker der Region
• stellt innovative Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen vor
• berichtet über die Menschen in Südostniedersachsen, ihre Vorlieben und
ihre liebenswerten Besonderheiten

regjo schafft Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl

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Das Regional-Journal für <strong>Südostniedersachsen</strong> 01.<strong>2016</strong> 5,00 €<br />

Retro


EDITORIAL // 01.<strong>2016</strong> // 3<br />

FOTO: THOMAS KNÜPPEL<br />

Signale von früher<br />

Retro <strong>–</strong> für die einen eine interessante Anregung,<br />

für die anderen schöne Erinnerung<br />

www.salzgitter-ag.de<br />

Was auch immer Sie vorhaben:<br />

Salzgitter Stahl macht es nachhaltig.<br />

Denn unser Stahl ist ein ressourcenschonender Werkstoff, der immer wieder zu 100 % recycelt<br />

werden kann. So entstehen aus Schrott unterschiedlichste Stahlprodukte von perfekter Qualität.<br />

Energie und Rohstoffe sparen aber auch unsere innovativen Stähle, an denen wir ständig arbeiten <strong>–</strong><br />

zum Beispiel unser neuer HSD® -Stahl, der das Gewicht von Autokarosserien deutlich senkt und<br />

dabei eine hohe Crash-Sicherheit garantiert.<br />

TITELFOTO:<br />

FOTOLIA<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

wer ein paar Jahre Lebenserfahrung<br />

gesammelt hat,<br />

weiss es: Alles kommt wieder. Die<br />

gepriesenen neuen Trends kommen<br />

uns bekannt vor, erinnern uns an<br />

früher. Spätestens als mein pubertierender<br />

Sohn vor kurzem Songs<br />

aus den 60ern trällerte, habe ich<br />

an den Retrotrend geglaubt. Verpackt<br />

in Fersehserien, Werbung,<br />

Computerspiele und Magazine erreichen<br />

uns die Signale, Die jüngeren<br />

empfinden sie als neue, interessante<br />

Anregung, die älteren schwelgen<br />

in Erinnerungen. Und schon sind<br />

sie da, die Retrolooks und -lieder.<br />

Natürlich schaffen diese Trends auch<br />

Potenzial für neue Geschäftsideen<br />

oder Nischenprodukte. <strong>regjo</strong> hat die<br />

Region nach ihnen durchsucht und<br />

Interessantes gefunden.<br />

Relativ jung und alles andere als<br />

<strong>retro</strong> ist die Zusammenfassung verschiedener<br />

Branchen zum Cluster<br />

Kultur- und Kreativwirtschaft. Im<br />

<strong>regjo</strong>-Check werden wir Ihnen in jeder<br />

Ausgabe eine Teilbranche vorstellen.<br />

Herzlichst Ihre<br />

Dr. Heike Steingaß<br />

::: h.steingass@<strong>regjo</strong>-son.de :::


ÜBERBLICK // 01.<strong>2016</strong> // 5<br />

32 63<br />

Titel:<br />

Das Titelthema befasst sich mit<br />

der Wiederkehr von Einstellungen<br />

und Stilen, Nostalgie, Rückbesinnung<br />

auf Traditionen und der Kult<br />

rund um das Thema Vintage.<br />

Region 06 <strong>–</strong> 19<br />

07 Durchblick: Fame Lab,<br />

Richtfest InterCityHotel, Theater<br />

Wolfsburg, Region fördert<br />

Elektromobilität, Landesinitiative<br />

Mobilität Niedersachsen, neue<br />

DLR Ausgründung<br />

10 Neue Perspektiven für<br />

Zuwanderer und die<br />

regionale Wirtschaft:<br />

Eröffnung der Welcome<br />

Center des Fachkräftebündnis<br />

SüdOstNiedersachsen<br />

12 Wo Lieberknecht bloggt:<br />

Geschichten aus der Region<br />

thematisiert der neue Blog<br />

meine-region.de.<br />

14 Planen, ordnen, Weichen<br />

stellen: Manuela Hahn, erste<br />

Verbandsrätin, Stellvertreterin<br />

des Verbandsdirektors<br />

sowie Leiterin der Abteilung<br />

Regionalplanung beim<br />

Zweckverband Großraum<br />

Braunschweig (ZGB) im <strong>regjo</strong>-<br />

Gespräch<br />

18 Magazin: Preiswürdig und<br />

Personalia<br />

Wirtschaft 20 <strong>–</strong> 31<br />

21 <strong>regjo</strong>-check: die Kultur- und<br />

Kreativwirtschaft: Die regionale<br />

Kultur- und Kreativwirtschaft ist<br />

facettenreich, steht jedoch häufig<br />

im Schatten anderer Märkte.<br />

Der <strong>regjo</strong>-check stellt in dieser<br />

Ausgabe<br />

die Teilbranchen in einem<br />

Kurzporträt vor.<br />

26 Gesundheit aus der Pflanze: In<br />

Salzgitter-Ringelheim produziert<br />

das Familienunternehmen<br />

Schaper & Brümmer seit mehr<br />

als 90 Jahren pflanzliche<br />

Arzneimittel.<br />

30 Solarenergie vom Gartenzaun:<br />

Das Unternehmen Roßberg<br />

stellt das Solarsystem DC vor,<br />

das unauffällig und optisch<br />

ansprechend integrierbar ist.<br />

Titel 32 <strong>–</strong> 53<br />

33 Alles kommt wieder: Was<br />

Nostalgie mit uns macht aus<br />

der Sicht von Experten und<br />

Theoretikern.<br />

38 Zurück in die Vergangenheit<strong>–</strong><br />

Retro-Highlights der Region:<br />

Nicht nur Nostalgiker erliegen<br />

dem Charme vergangener Zeit.<br />

Ob Retro oder Vintage <strong>–</strong> Klassiker<br />

liegen im Trend.<br />

42 Altes Phänomen auf neuen<br />

Pfaden: Neue Technologien<br />

und die programmbestimmende<br />

Einschaltquote helfen,<br />

rassistisches Gedankengut<br />

zu verbreiten. Dennoch: Das<br />

Abendland droht nicht, in rechte<br />

Hände zu fallen.<br />

46 Spiegel der Gesellschaft: Die<br />

Verantwortung der Architektur<br />

Neues zu schaffen und gleichzeitig<br />

Altes zu bewahren.<br />

Globalisierung<br />

<strong>regjo</strong> 2.<strong>2016</strong> erscheint am 25.04.<strong>2016</strong><br />

49 Retro to Go: Produkte im Vintage<br />

Look<br />

50 Essen wie ein Steinzeitmensch:<br />

Paleo als Ernährungsform<br />

ist seit längerer Zeit in aller<br />

Munde. Doch Paleo ist mehr<br />

als nur ein Diättrend <strong>–</strong> Paleo<br />

ist die Forderung nach einer<br />

Rückbesinnung auf unsere<br />

menschlichen Wurzeln.<br />

52 Vorhang auf für Klassiker:<br />

In Helmstedt räkeln sich die<br />

Kinobesucher in nostalgischen<br />

Sälen <strong>–</strong> mit 3D-Brillen auf den<br />

Nasen. Doch an manchen Tagen<br />

wird die Zeit um viele Jahrzehnte<br />

zurückgedreht.<br />

Impressum<br />

Herausgeber, Verlag & Redaktion<br />

<strong>regjo</strong> Verlag für regionales Marketing<br />

<strong>Südostniedersachsen</strong> GmbH<br />

Ekbertstraße 14, 38122 Braunschweig<br />

Telefon (0531) 80 92 98 0 oder 80 92 98 1<br />

Telefax (0531) 80 92 98 9<br />

www.<strong>regjo</strong>-son.de<br />

eMail redaktion@<strong>regjo</strong>-son.de<br />

Verlagsleitung und Chefredaktion<br />

Dr. Heike Steingaß (v. i. S. d. P.)<br />

Redaktion<br />

Beate Ziehres (bea)<br />

Inga Stang (stg)<br />

Autoren<br />

Andrea Hoferichter, Klaus Sievers, Martin<br />

Winrich Becker (mwb), Melina Ruhr, Lara<br />

Gahlow, Yvonne Madelaine Pfeiffer<br />

Fotografie<br />

Frank Bierstedt, Marek Kruszewski,<br />

Bärbel Mäkeler, Lars Landmann, Klemens<br />

Lebensart 54-65<br />

55<br />

Muskelaufbau ohne Mühe?:<br />

Fit in wenigen Minuten <strong>–</strong> das<br />

verspricht EMS Training<br />

56 Tauchgang wie<br />

im Toten Meer: Salz- statt<br />

Chlorwasserim Thermalsolbad<br />

Salzgitter-Bad<br />

58 Kunst und Kultur-Highlights<br />

im Braunschweiger Land<br />

Kulturelle Highlights <strong>2016</strong><br />

62 100/356: Musiker Jan Augsberg<br />

will hundert Konzerte weltweit<br />

geben <strong>–</strong> innerhalb eines Jahres.<br />

Ortmeyer, Beate Ziehres<br />

Layout<br />

KARMA Kommunikationsdesign<br />

Porschestraße 47, 38440 Wolfsburg<br />

Telefon (05361) 89 99 77 7<br />

www.karma-web.de<br />

Lektorat<br />

Support, Bärbel Mäkeler, Braunschweig<br />

Druck<br />

NEEF + STUMME premium printing<br />

GmbH & Co. KG, Wittingen<br />

Anzeigenberatung<br />

Uwe Dethier, Telefon (0531) 80 92 98 4,<br />

eMail u.dethier@<strong>regjo</strong>-son.de<br />

Leserservice<br />

Telefon (0531) 80 92 98 3,<br />

eMail leserservice@<strong>regjo</strong>-son.de<br />

64 Kulturveranstaltungen:<br />

Austellungen, Konzerte und<br />

Kabarett<br />

66 Was verbindet sie ...?: FDP<br />

Poltiker und Rechtsanwalt<br />

Wolfgang Kubicki<br />

64<br />

Partner<br />

Alba Braunschweig GmbH, Allianz für<br />

die Region GmbH, Autohaus Wolfsburg<br />

GmbH & Co. KG, Braunschweigische<br />

Landessparkasse, Braunschweig<br />

Stadtmarketing GmbH, Braunschweig<br />

Zukunft GmbH, Bundesakademie für<br />

kulturelle Bildung Wolfenbüttel e.V.,<br />

Daimler AG Niederlassung Braunschweig,<br />

Karma Kommunikationsdesign, Lineas<br />

Software GmbH, Nordzucker AG, PE-<br />

Solution, Pompe Optik, Salzgitter AG,<br />

Staatstheater Braunschweig, Stadt<br />

Braunschweig, Stadthalle Braunschweig<br />

Betriebsgesellschaft mbH, Stadt<br />

Wolfenbüttel, Thieme GmbH & Co. KG,<br />

Volksbank eG Braunschweig Wolfsburg,<br />

Volkswagen Financial Services AG,<br />

Volkswagen Immobilien GmbH, Welfen-<br />

Akademie Braunschweig, Wolfsburg AG,<br />

Zweckverband Großraum Braunschweig


REGION // 01.<strong>2016</strong> // 7<br />

Bewerbungsstart für FameLab-Vorentscheid<br />

Am 14. April <strong>2016</strong> können sich Nachwuchswissenschaftler beim regionalen<br />

Vorentscheid des FameLab-Wettbewerb für eine Teinahme am Deutschlandfinale<br />

in Bielefeld qualifizieren. Die Gewinner des Contests dürfen am renommierten<br />

Cheltenham Science Festival teilnehmen. Wer mitmachen will, muss<br />

in drei Minuten sein Thema spannend und unterhaltsam vorstellen. Eine<br />

Powerpoint-Präsentation und Notizen dürfen nicht benutzt werden. Alle anderen<br />

Requisiten sind erlaubt, solange man sie selbst auf die Bühne tragen kann.<br />

Bereits zum zweiten Mal findet der Vorentscheid am Helmholtz-Zentrum für<br />

Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig statt. Teilnehmen können alle<br />

Wissenschaftler, die über 21 Jahre alt und in Natur- und Ingenieurwissenschaften,<br />

Informatik, Mathematik, Medizin oder Psychologie tätig sind.<br />

Die Anmeldung für den Regionalentscheid Niedersachsen läuft noch bis zum<br />

4. April und ist online unter www.britishcouncil.de/famelab/teilnahme<br />

möglich. ::: stg :::<br />

Foto: HZI<br />

REGION<br />

SPANNENDE EREIGNISSE IM<br />

DURCHBLICK, DAS FRISCH ER-<br />

ÖFFNETE WELCOME CENTER<br />

UND DER NEUE BLOG MEI-<br />

NE-REGION.DE SIND AUF DEN<br />

NÄCHSTEN SEITEN THEMA.<br />

Foto: B&L Gruppe<br />

Richtfest für 4-Sterne InterCityHotel Braunschweig<br />

Theater Wolfsburg wieder geöffnet<br />

Neben dem Nordeingang des Braunschweiger Hauptbahnhofs soll im Herbst<br />

<strong>2016</strong> das neue 4-Sterne InterCityHotel Braunschweig eröffnet werden. Das<br />

vierstöckige Hotel soll einen Eventplatz vor dem Gebäude sowie eine Tiefgarage<br />

im Untergeschoss erhalten. Es wird über 174 Zimmer, einen Konferenzbereich<br />

im Erdgeschoss mit bis zu fünf Konferenzräumen, ein Restaurant, ein Bistro<br />

und eine Bar verfügen. Für den Entwurf des Hotels sind die Architekturbüros<br />

Reichel + Stauth aus Braunschweig sowie pbp prasch buken und partner aus<br />

Hamburg verantwortlich. Öffentliche Bereiche und Zimmer werden von den Mailänder<br />

Architekten Matteo Thun & Partners gestaltet. Finanziert wird das Projekt<br />

von der Deutschen Hypothekenbank AG. ::: stg :::<br />

IM REGJO-GESPRÄCH BEANT-<br />

WORTET MANUELA HAHN VOM<br />

ZGB FRAGEN ZU IHRER ARBEIT<br />

UND DER REGION. :::<br />

Mit der Wiedereröffnung des Theater Wolfsburg ist eines der größten Bauprojekte<br />

der Stadt abgeschlossen und das Bauwerk der 1970er Jahre wieder<br />

zugänglich. 18 Monate lang musste der Theaterbau des Architekten Hans<br />

Scharoun für insgesamt 32 Millionen Euro saniert, modernisiert sowie<br />

brandschutz-und sicherheitstechnisch überholt werden. Wiederhergestellte<br />

Oberflächen, aufgearbeitetes Originalmobiliar und neue Farbanstriche nach<br />

den bauzeitlichen Befunden prägen den Eindruck für die Besucher im Foyer,<br />

während die Holzoberflächen im Zuschauerraum wieder im warmen Glanz<br />

strahlen. Das sich dahinter eine komplett neue Haus- und Bühnentechnik<br />

verbirgt, ist kaum zu erahnen. Die neu gestaltete Kassenhalle ist gestalterisch<br />

deutlich abgesetzt. Zwei Erweiterungsbauten schieben sich auf der Waldseite<br />

des Gebäudes in den Berg. Auf der Wiesenseite ergänzt eine neue Sitzkante<br />

die wiederhergestellten Außenanlagen. ::: stg :::<br />

Foto: Stadt Wolfsburg


REGION // 01.<strong>2016</strong> // 9<br />

Region fördert Elektromobilität<br />

Die Stadt Braunschweig hat 17<br />

Schnellladesäulen im Stadtgebiet<br />

aufgebaut. Sie befinden sich an einfach<br />

zugänglichen Plätzen und sollen<br />

Fahrern von Elektrofahrzeugen<br />

Möglichkeit bieten, ihre Autos aufzuladen.<br />

Die exklusiv für Elektrofahrzeuge<br />

ausgewiesenen Stellplätze befinden<br />

sich an öffentlichen Orten und<br />

in Parkgaragen wie zum Beispiel der<br />

Braunschweiger Parkgarage ‚Schloss‘.<br />

Die Säulen sind mit einer kombinierten<br />

DC/AC-Ladetechnik ausgestattet,<br />

die das parallele Laden von E-Autos<br />

mit dem schnellen Gleichstrom (DC)<br />

und dem langsameren Wechselstrom<br />

(AC) ermöglicht. Die Schnellladestationen<br />

werden von BS Energy mit Naturstrom<br />

beliefert, um nahezu emissionsfreies<br />

Fahren zu ermöglichen.<br />

In Wolfsburg profitieren Fahrer von<br />

Elektroautos, Plug-in-Hybriden oder<br />

Brennstoffzellenautos von kostenfreien<br />

Parkplätzen. Bis zu drei Stunden<br />

dürfen die E-Mobile kostenfrei<br />

auf gebührenpflichtigen öffentlichen<br />

Stellflächen parken. Zusätzlich bieten<br />

81 Ladepunkte und 19 Standorte<br />

im öffentlichen oder halböffentlichen<br />

Raum Wolfsburgs E-Fahrern<br />

die Möglichkeit ihr Fahrzeug zu laden.<br />

Weitere Informationen zu Stromtankstellen<br />

findet man z.B. unter:<br />

www.goingelectric.de/stromtankstellen<br />

oder über Apps wie LEMnet.<br />

::: stg :::<br />

Ladestationen<br />

in Braunschweig<br />

Foto: Braunschweig Stadtmarketing GmbH | Stadt Braunschweig<br />

Neue DLR-Ausgründung<br />

‚Copro Technology‘<br />

Das Unternehmen ‚Copro Technology‘<br />

überzeugte die Initiatoren des<br />

Förderprogramms ‚Helmholtz Enterprise‘<br />

mit innovativen Fertigungsprozessen<br />

für Faserverbundstrukturen<br />

und -profile. Leichte Bauteile können<br />

in Flugzeugen und Autos entscheidend<br />

dazu beitragen, den Kraftstoffverbrauch<br />

zu reduzieren. Leichtbaustrukturen<br />

wie beispielsweise<br />

im Rumpf eines Flugzeugs oder im<br />

Dach eines Autos bestehen zu einem<br />

hohen Anteil aus Profilen. Die Fertigung<br />

dieser Profile aus Leichtbaumaterialien<br />

wie Faserverbundwerkstoffen<br />

ist aufgrund der komplexen<br />

Krümmungen eine Herausforderung.<br />

Profilbauteile aus diesen Materialien<br />

lassen sich bisher nur durch<br />

kostenintensive Wickel-, Flechtund<br />

Pressverfahren herstellen. Die<br />

Copro-Technologie (Continuous<br />

Preforming for Composite Profiles)<br />

ist eine wirtschaftliche Alternative.<br />

Sie nutzt rotierende Walzenpaare<br />

mit variierbarer Rotationsgeschwindigkeit,<br />

um Faserverbundwerkstoffe<br />

kontinuierlich und materialschonend<br />

umzuformen. Selbst komplexe<br />

dreidimensionale Geometrien lassen<br />

Foto: Deutsches Zentrum für<br />

Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)<br />

sich effizient herstellen. Zudem<br />

können mehrere Lagen aus unterschiedlichen<br />

Materialien gleichzeitig<br />

verarbeitet werden. Das Angebot des<br />

auszugründenden Unternehmens<br />

Copro werden Beratungsleistungen<br />

zum Einsatz der Technologie sowie<br />

die Herstellung, den Verkauf und den<br />

Service entsprechender Fertigungsanlagen<br />

umfassen. Das Förderprogramm<br />

‚Helmholtz Enterprise‘ soll<br />

die potenziellen Gründer der Helmholtz-Gemeinschaft<br />

und ihre Ideen<br />

unterstützen und so den Einstieg auf<br />

dem Markt erleichtern. ::: stg :::<br />

‚Landesinitiative Mobilität Niedersachsen‘ beendet<br />

Harry Evers, Sprecher der<br />

Landesinitiative Niedersachsen<br />

Nach drei Jahren endete zum Jahreswechsel das Projekt ‚Landesinitiative<br />

Mobilität Niedersachsen‘. Die Teilnehmer <strong>–</strong> Ingenieure, erfahrene Netzwerkund<br />

Projektmanager, Marketingexperten und Veranstaltungsfachkräfte <strong>–</strong><br />

erarbeiteten eigene Projekte, realisierten Messeauftritte und organisierten<br />

Fachworkshops und Veranstaltungen. Insgesamt hat die Landesinitiative<br />

22 Projekte angeschoben und bei Fördermittelgebern eingereicht. Davon<br />

wurden zehn Vorhaben bewilligt und vier abgelehnt. Die restlichen Projektskizzen<br />

befinden sich noch in der Antragsphase und werden auch nach Beendigung<br />

der Landesinitiative bis Mitte 2018 weiter begleitet. Das Land Niedersachsen<br />

hat für die Initiative in den vergangenen Jahren rund 600.000 Euro<br />

bereitgestellt. Aus diesem Einsatz wurden Projekte in Höhe von 52 Millionen<br />

Euro initiiert, bewilligt und begleitet. Allein die Förderung aus Landes-, Bundes-<br />

und EU-Mitteln betrug 30 Millionen Euro. Damit holte die Landesinitiative<br />

Mobilität das 50-fache des Einsatzes als Fördermittel nach Niedersachsen<br />

zurück. „Wir haben noch fünf weitere Projekte mit einem Gesamtvolumen<br />

von 18 Millionen Euro in aktuellen Antragsphasen. Hieraus können<br />

nochmal 12 Millionen an Fördermittel eingeworben werden“, so Hinrich Weis,<br />

Leiter der Geschäftsstelle der Landesinitiative. ::: stg :::<br />

Foto: Landesinitiative Mobilität Niedersachsen<br />

Mehr Power für<br />

Ihren Fuhrpark!<br />

Nutzfahrzeuge<br />

Ein Gewerbetreibender mit Fuhrpark stellt andere Anforderungen<br />

an ein Automobilhandelsunternehmen als ein Privatkunde.<br />

Aus diesem Grund finden Sie als Flottenkunde in unserem Hause<br />

eigens auf das Großkundengeschäft spezialisierte Mitarbeiter.<br />

Fachliche Kompetenz und schnelles Handeln <strong>–</strong> das sind unsere<br />

Markenzeichen. So führen wir seit 1998 als einer von rund 200<br />

Betrieben in Deutschland das Prädikat Großkunden-Leistungszentrum<br />

des Volkswagen-Konzerns.<br />

Ganz gleich, ob es um Volkswagen PKW, Audi, VW Nutzfahrzeuge,<br />

SEAT oder ŠKODA geht <strong>–</strong> wir beweisen Ihnen täglich, dass die<br />

komplexe Materie der Fuhrparkverwaltung durchaus erfreulich<br />

sein kann.<br />

Wir lieben unsere Arbeit <strong>–</strong> und das macht den Unterschied!<br />

Autohaus Wolfsburg Hotz und Heitmann GmbH & Co. KG<br />

Großkunden-Leistungszentrum<br />

Heinrich-Nordhoff-Straße 121 · 38440 Wolfsburg<br />

Telefon 05361 204-1511 · Internet: gk.autohaus-wolfsburg.de


REGION // 01.<strong>2016</strong> // 11<br />

Neue Perspektiven<br />

für Zuwanderer und<br />

die regionale Wirtschaft<br />

Mit dem Welcome Center hat das Fachkräftebündnis SüdOstNiedersachsen<br />

zwei Anlaufstellen für ausländische Fachkräfte und Unternehmen geschaffen<br />

um eine schnelle Eingliederung in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.<br />

AUTOR: INGA STANG<br />

FOTOGRAFIE: ALLIANZ FÜR DIE REGION<br />

Der demografische Wandel hat in <strong>Südostniedersachsen</strong><br />

zu einem starken Bevölkerungsrückgang<br />

geführt. Noch dazu lässt sich ein<br />

Trend zur Abwanderung vieler junger Leute, vor allem<br />

studierter Fachkräfte feststellen der die angespannte<br />

Lage auf dem Arbeitsmarkt zusätzlich verstärkt.<br />

Die Zahl der Zuwanderer hat sich im Gegensatz hierzu<br />

in den letzten Monaten aufgrund der aktuellen<br />

politischen Situation erhöht. Unter ihnen sind viele<br />

Fachkräfte die hierzulande, insbesondere in unserer<br />

Region, gebraucht werden.<br />

Das Fachkräftebündnis SüdOstNiedersachsen hat<br />

in diesem Zusammenhang mit zwei Büros in Braunschweig<br />

und Wolfsburg sogenannte ‚Welcome Center‘<br />

eröffnet. Zugewanderte Fachkräfte und interessierte<br />

Unternehmen können hier Beratungsangebote wahrnehmen,<br />

etwa wenn es um rechtlich-administrative<br />

Fragen bei der Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer<br />

geht. In Erstberatungsgesprächen können<br />

Fachkräfte darüber hinaus Informationen zu weiterführenden<br />

Beratungsstellen, Institutionen und Behörden<br />

erhalten.<br />

Neben der schnellen Eingliederung von Fachkräften<br />

sollen die Welcome Center auch zur Attraktivitätssteigerung<br />

<strong>Südostniedersachsen</strong>s beitragen und<br />

so zugewanderte Fachkräfte sowie ausländische Studierende<br />

in der Region halten. Bundesweit sind laut<br />

einer Befragung des Bundesamtes für Migration und<br />

Flüchtlinge aus 2013 über 80 Prozent der aus dem<br />

Ausland stammenden Hochschulabsolventen mit ih-<br />

rem Leben in Deutschland sehr zufrieden oder zufrieden,<br />

aber nur ca. 56 Prozent bleiben hier. „Diese Differenz lässt<br />

die Vermutung zu, dass bei entsprechender individueller<br />

Unterstützung eine deutlich höhere Anzahl der hoch<br />

qualifizierten Absolventen in der Region gehalten werden<br />

könnten“, interpretiert Oliver Syring, Geschäftsführer der<br />

Allianz für die Region GmbH, die Umfrageergebnisse.<br />

Es fehle an einer Willkommenskultur die ausländische<br />

Fachkräfte den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtert.<br />

„Um Fachkräfte für die Region begeistern zu können,<br />

bedarf es neben gutem Fachkräftemarketing auch einer<br />

Willkommenskultur und Willkommensdienstleistungen.<br />

Dies gilt ganz besonders für ausländische Fachkräfte,<br />

die aus einem anderen Sprach- und Kulturkreis kommen.<br />

Das Welcome Center kann hier einen wichtigen Beitrag<br />

leisten“ meint Michael Wilkens, Leiter der Geschäftsstelle<br />

Wolfsburg bei der IHK Lüneburg-Wolfsburg.<br />

Basis für die erfolgreiche Arbeit der Welcome Center<br />

ist der stetige Austausch zwischen den vorhandenen<br />

Beratungsstellen. „Um eine einheitliche Beratung in der<br />

Region sicherzustellen und Willkommenskultur zu entwickeln,<br />

wollen sich alle beteiligten Partner auf einen<br />

gemeinsamen Qualitätsanspruch verständigen. Das ist<br />

der richtige Ansatz, um auch überregional als attraktiver<br />

Arbeitsstandort zu punkten“, sagt Matthias Wunderling-<br />

Weilbier, Landesbeauftragter für regionale Landesentwicklung,<br />

Amt Braunschweig. Zudem soll eine Webseite<br />

in mehreren Sprachen einen Überblick zu Beratungseinrichtungen,<br />

aktuellen Themen und Praxiserfahrungen<br />

geben. :::<br />

Welcome Center der Region<br />

Welcome Center der Region<br />

Termine nach Vereinbarung<br />

Anfragen per E-Mail an: welcomecenter@allianz-fuer-die-region.de<br />

Weitere Informationen unter: www.welcome-center-der-region.de<br />

c/o Wolfsburg Wirtschaft und Marketing GmbH<br />

Tourist-Information Wolfsburg<br />

im Wolfsburger Hauptbahnhof<br />

Willy-Brandt-Platz 3<br />

38440 Wolfsburg<br />

c/o Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar<br />

(Eingang Berufsinformationszentrum (BiZ) Münchenstraße)<br />

Raum D043<br />

Cyriaksring 10<br />

38118 Braunschweig


REGION // 01.<strong>2016</strong> // 13<br />

Eine Region bloggt<br />

Der neue Blog www.meine-region.de verspricht die besten Geschichten aus den<br />

Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie den Landkreisen Gifhorn,<br />

Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel.<br />

Mehr als 30 Blogger, auch Regionäre genannt, sind<br />

derzeit zwischen Wittingen und Braunlage sowie<br />

zwischen Peine und Helmstedt unterwegs, immer<br />

bewegenden Geschichten auf der Spur. Die Regionäre <strong>–</strong> das<br />

sind professionelle Autoren, Studierende oder Regionsliebhaber.<br />

Zu ihnen zählt beispielsweise Eintracht-Braunschweig-Cheftrainer<br />

Torsten Lieberknecht, dessen Beiträge<br />

zu den beliebtesten gehören. Direkt aus dem Eintracht-Stadion<br />

berichten die beiden Buchautoren Kay-Uwe Rohn und<br />

Malte Schumacher.<br />

Meine-region.de thematisiert weitaus mehr als Fußball.<br />

Geschichten mit Aha-Effekt, Porträts von interessanten<br />

Menschen, aber auch Text-, Bild- und Video-Beiträge über<br />

Kuriositäten aus der Region erscheinen täglich auf dem<br />

Onlinemagazin. So erfährt der Leser beispielsweise etwas<br />

über eine Königin aus Werlaburgdorf, über einen Kuchen<br />

aus Schöningen, der gar keiner ist, und erhält Antwort auf<br />

die Frage, ob es nun Braunkohl oder Grünkohl heißt. Anregungen<br />

finden die Regionäre auf dem Land, in den Städten,<br />

bei den Leuten und in den Wirtschaftsunternehmen der<br />

Region. Forschungseinrichtungen wissenschaftlicher und<br />

technischer Natur sind ebenfalls ein beliebter Aufenthaltsort<br />

der Blogger. Denn an diesen Orten sind die zukunftsträchtigen<br />

Themen gewissermaßen Zuhause.<br />

Den Menschen in der Region und darüber hinaus<br />

Einblicke hinter die Kulissen zu gewähren, ihnen Aha-<br />

Momente zu bescheren <strong>–</strong> das ist die Mission des Blogs.<br />

Meine-region.de ist ein erster konkreter Schritt zu einem<br />

regionalen Marketing. „Durch die Geschichten aus unterschiedlichsten<br />

Blickwinkeln soll der Blog zeigen, wie vielfältig<br />

unsere Region ist“, sagt beispielsweise Ulrich Markurth,<br />

Braunschweigs Oberbürgermeister.<br />

„Das Blog-Motto ‚Hier wohnt die Zukunft‘ ist ein Argument,<br />

das wir uns selbst immer bewusstmachen sollten. Was<br />

wir hier für selbstverständlich erachten, ist anderswo nach<br />

wie vor Zukunftsmusik. Unser reiches kulturelles Erbe, die<br />

einzigartige Forschungslandschaft und die wirtschaftliche<br />

Leistungskraft machen uns zu Taktgebern für innovative Zukunftsideen.<br />

Daneben bietet die Region ein attraktives Angebot<br />

zur Freizeitgestaltung. Das müssen wir selbstbewusster<br />

als bisher nach außen tragen“, verdeutlicht Julius von Ingelheim,<br />

Geschäftsführer der Allianz für die Region GmbH, die<br />

Initiator des Projekts ist.<br />

Den Blog flankieren Mitmachaktionen wie etwa<br />

Gewinnspiele mit regionalem Bezug sowie eigene Facebook-<br />

und Instagram-Auftritte. Über laufende Aktionen<br />

informiert die Rubrik ,Mitmachen‘. Wer für die Region<br />

aktiv werden möchte, kann selbst zum Regionär<br />

werden. Beiträge, Kommentare und Likes sind immer<br />

willkommen: auf Facebook, Instagram oder per E-Mail an<br />

mitmachen@meine-region.de<br />

www.meine-region.de :::<br />

meine-region gibt’s auch auf Facebook:<br />

www.facebook.com/meineregion.de/


REGION // 01.<strong>2016</strong> // 15<br />

Planen, ordnen,<br />

Weichen stellen<br />

Manuela Hahn ist erste Verbandsrätin, Stellvertreterin des<br />

Verbandsdirektors sowie Leiterin der Abteilung Regionalplanung beim<br />

Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB).<br />

Im <strong>regjo</strong>-Gespräch spricht sie über die Aufgaben des ZGB, seine Ziele<br />

und die Herausforderungen denen der Verband sich täglich stellt.<br />

Manuela Hahn schätzt die Region für ihre Vielfalt.<br />

AUTOR: KLAUS SIEVERS<br />

FOTOGRAF: MAREK KRUSZEWSKI<br />

Sie leben und arbeiten seit einem Jahr in Braunschweig,<br />

sind Erste Verbandsrätin des Zweckverbands<br />

Großraum Braunschweig. Wie ist die Region<br />

Ihrer Ansicht nach aufgestellt?<br />

Manuela Hahn: Als ich hier in der Region angekommen bin,<br />

haben mich manche Leute gefragt, warum ich denn von Freiburg<br />

nach Braunschweig gewechselt bin. Ich habe da etwas<br />

verwundert geschaut. Ich finde, diese Region hat ihre Qualitäten.<br />

Die Menschen hier sollten sich dessen mehr bewusst<br />

sein. Die Region ist besser als sie sich selbst oft darstellt. Sie<br />

ist vor allem sehr vielfältig <strong>–</strong> unser Verbandsgebiet deckt drei<br />

kreisfreie Städte und fünf Landkreise ab. Es ist vieles in den<br />

vergangenen Jahren in Bewegung gekommen und es wird<br />

viel gemacht, um die Region noch stärker ins Bewusstsein<br />

der Menschen zu bringen und eine stärkere Außendarstellung<br />

zu erreichen. Aber ganz klar: Die Vielfalt der Region ist<br />

ihre Stärke. Die vielen Akteure sind aber zugleich auch eine<br />

Schwäche, weil es Uneinigkeit bei vielen Themen gibt. Die<br />

Zusammenarbeit muss intensiviert werden.<br />

Mangelt es vielen Akteuren aus Politik und Wirtschaft<br />

noch am Bewusstsein für diese ,eine‘ Region?<br />

Es gibt sicher noch ein deutliches Verbesserungspotenzial,<br />

aber es tut sich auch einiges. So entwickelt die Allianz für<br />

die Region gerade eine Marketingstrategie für die gesamte<br />

Region. Das ist gut für die Bevölkerung und es ist gut, um<br />

Fach- und Führungskräfte hierher zu holen. Man muss einfach<br />

die herausragenden Qualitäten der Region mehr darstellen.<br />

Ich nenne beispielhaft nur den Nationalpark Harz<br />

und das UNESCO-Weltkulturerbe im Harz, das Kunstmuseum<br />

in Wolfsburg oder das Paläon in Schöningen, das sich<br />

gut entwickelt hat.<br />

Welchen Beitrag kann denn der Zweckverband dazu leisten?<br />

Zunächst: Wir haben nur einen begrenzten Aufgabenbereich,<br />

vor allem im öffentlichen Nahverkehr sowie in der<br />

Regionalplanung und -entwicklung. Aber da machen wir<br />

einiges. Wir haben beispielsweise, gerade zum aktuellen<br />

Fahrplanwechsel, den Bahn-Nahverkehr in der Region mit<br />

neuen modernen Zügen wie beispielsweise dem Enno deutlich<br />

verbessert. Das kommt der Bevölkerung zugute. Bei der<br />

Regionalplanung sind wir für die Erarbeitung und Umsetzung<br />

des regionalen Raumordnungsprogramms zuständig.<br />

Das interessiert die Bürger zunächst weniger <strong>–</strong> von einigen<br />

Themen wie der Nutzung der Windenergie abgesehen. Wenn<br />

dem Zweckverband weitere Aufgaben übertragen werden,<br />

was gerade diskutiert wird, kann er eine Klammer für die<br />

Region sein.<br />

Mit der Fortschreibung des Kapitels Windenergie des<br />

Raumordnungsprogramms sollen weitere Vorrangflächen<br />

für die Nutzung der Windenergie dazukommen. Wie ist der<br />

Stand der Dinge?<br />

Im ersten Beteiligungsverfahren zu unserem Entwurf gab<br />

es 1800 Stellungnahmen mit mehr als 100.000 Einzelbelangen.<br />

Die haben wir ausgewertet und dabei festgestellt,<br />

dass sich bei einigen Vorrangflächen Änderungen ergeben.<br />

Es können Bereiche wegfallen, sich verschieben oder dazukommen.<br />

Wer hat denn vor allem Einwendungen gehabt?<br />

Das verteilt sich auf Behörden, Privatpersonen oder auch<br />

Bürgerinitiativen. Es haben sich auch viele Projektentwickler<br />

für Windkraftanlagen gemeldet. Die meisten Stellungnahmen<br />

von Bürgern haben wir zu den Vorranggebieten<br />

Süpplingen und Ingeleben bekommen. Es gab auch positive<br />

Rückmeldungen von Bürgern.<br />

Wo lagen die thematischen Schwerpunkte der Einwendungen?<br />

Eindeutig beim Thema ,Schutz für Vögel‘. In der Region gibt<br />

es einige tausend Rotmilane, die besonders geschützt sind.<br />

Wir müssen bei unserer Planung berücksichtigen, dass<br />

Windkraftanlagen beispielsweise nicht zu nahe an Rotmilan-Horste<br />

heranrücken.<br />

Wie groß sind die Vorrangflächen, die sie geplant haben?<br />

Wir hatten bisher eine Fläche von 3500 Hektar ausgewiesen<br />

<strong>–</strong> das sind 0,6 Prozent des gesamten Verbandsgebiets.<br />

Wir wollen die Vorrangflächen auf rund 7000 Hektar verdoppeln.<br />

Neue Flächen wollen wir vor allem da schaffen,<br />

„Die Vielfalt der Region<br />

ist ihre Stärke“<br />

wo es bereits bestehende Vorranggebiete gibt. Aufgrund des<br />

Bündelungsprinzips beschäftigen wir uns nur mit Flächen<br />

ab 50 Hektar, jedoch mit maximal 400 Hektar. Waldgebiete<br />

wie der Harz oder der Elm sind ausgeschlossen.<br />

Wie geht es mit dem Verfahren weiter?<br />

Wir arbeiten mit Hochdruck an der überarbeiteten Fassung<br />

unseres Planentwurfs, der dann von unseren Verbandsgremien<br />

beschlossen werden muss. Und dann wird die Öffentlichkeit<br />

noch einmal beteiligt. Es können wiederum Stellungnahmen<br />

abgegeben werden <strong>–</strong> aber nur einschränkt für die<br />

Bereiche, in denen wir etwas geändert haben. Diese Einwendungen<br />

müssen wir dann erneut auswerten, bevor die Verbandsversammlung<br />

das Kapitel Windenergie des Raumordnungsprogramms<br />

beschließen kann. Anschließend muss das<br />

Land es innerhalb von drei Monaten genehmigen.<br />

Können Sie verstehen, dass es vor allem von potenziellen<br />

Investoren, aber auch von Kommunen, zunehmend Kritik<br />

gibt, dass das Verfahren zu lange dauert?


REGION // 01.<strong>2016</strong> // 17<br />

Das kann ich nachvollziehen. Aber was wäre die Alternative:<br />

Wenn wir nicht planen würden, gäbe es einen Wildwuchs<br />

von Anlagen, eine „Verspargelung“ der Landschaft.<br />

Das wäre nicht im Sinne eines umweltgerechten und menschenverträglichen<br />

Ausbaus der Windenergie. So können<br />

„Ohne Planung gäbe es einen<br />

Wildwuchs von Anlagen“<br />

Fotovoltaikanlagen geeignet ist. Wir werden aber keine Vorranggebiete<br />

für Solarenergie oder Biomasse ausweisen. Wir<br />

sehen uns da eher als Impulsgeber für Projekte.<br />

wollen diesen Prozess gemeinsam mit den Kommunen und<br />

auch mit den Bürgern gestalten <strong>–</strong> daraus werden sich gemeinsame<br />

Projekte ergeben. Wir hoffen, dass wir den Masterplan<br />

bis 2017 erstellen und dann umsetzen können.<br />

Der Zweckverband hat vor einem Jahr die Gründung einer<br />

Regionalen ErnergieAgentur (REA) initiiert, die ein Ergebnis<br />

dieses Energie- und Klimaschutzkonzepts ist. Was<br />

sind deren Aufgaben?<br />

Die Agentur hat inzwischen 27 Mitglieder <strong>–</strong> neben Kommunen<br />

auch Unternehmen und Verbände aus der Region. Die<br />

Agentur will keine Doppelstrukturen aufbauen und vor allem<br />

Angebote in der Region zum Thema Energie bündeln,<br />

ein Beratungs- und Informationsnetzwerk aufbauen, Kontakte<br />

vermitteln, Veranstaltungen organisieren, aber auch<br />

eigene Projekte anschieben. Mit der Stadt Salzgitter haben<br />

wir beispielsweise im vergangenen Jahr ein Beratungsprojekt<br />

„clever heizen!“ realisiert. Mehr als 80 Haushalte haben<br />

dieses Beratungsangebot wahrgenommen. :::<br />

wir mit unserer Planung Anlagen bündeln. Man muss auch<br />

sagen, dass die Ansprüche an die Regionalplanung als<br />

Folge von Gerichtsurteilen immer höher und aufwändiger<br />

geworden sind. Außerdem wollen wir die Öffentlichkeit<br />

umfassend in die Planung einbeziehen.<br />

Wer erteilt anschließend die Genehmigung für neue Anlagen?<br />

Das ist in der Regel Sache der Landkreise, die sich im Rahmen<br />

des beschlossenen Raumordnungsprogramms bewegen<br />

müssen.<br />

Welche Rolle spielt die Windenergie bei der Umsetzung des<br />

Regionalen Energie- und Klimaschutzkonzepts?<br />

Die Region soll gemäß Beschluss unserer Verbandsversammlung<br />

bis zum Jahre 2050 eine 100-Prozent-Erneuerbare-Energie-Region<br />

werden.<br />

Die Windenergie ist ein wichtiger Baustein in unserer Gesamtstrategie.<br />

Hier können wir <strong>–</strong> wie geschildert <strong>–</strong> auch<br />

selbst tätig werden. In anderen Bereichen können wir nur<br />

unterstützend für die Kommunen tätig werden <strong>–</strong> beispielsweise<br />

haben wir ein Solarpotenzialkataster gemeinsam<br />

aufgebaut, das auch rege genutzt wird. Hier können sich<br />

Bürger informieren, ob ihr Hausdach für die Nutzung von<br />

Sie wollen ja einen Masterplan für die Energiewende und<br />

den Klimaschutz entwickeln ?<br />

Ja. Der wird für einzelne Bereiche mögliche Strategien und<br />

Projekte zur Umsetzung aufzeigen. Wir haben einen Fördermittelantrag<br />

beim Bundesumweltministerium eingereicht,<br />

was uns bis zu 80 Prozent unserer Projektausgaben finanzieren<br />

könnte. Wir wollen zunächst eine einheitliche Datenbasis<br />

zur Energieversorgung erstellen, um mit den Kommunen<br />

Projekte besser realisieren zu können. Die Ausgangslage<br />

ist bei einzelnen Kommunen sehr unterschiedlich. Größere<br />

Kommunen haben bereits eigene Klimaschutzkonzepte oder<br />

Klimaschutzmanager. Wir wollen vor allem kleinere Gemeinden<br />

und Gemeinden, die bisher nicht im Klimaschutz aktiv<br />

waren, unterstützen.<br />

Welche Hauptstrategien wird denn der Masterplan vorschlagen?<br />

Es soll nicht nur ein Konzept entwickelt, sondern mit den<br />

Kommunen zusammen auch konkrete Maßnahmen erarbeitet<br />

werden. Die Gesamtstrategie sieht vor allem vor, noch<br />

mehr Energie zu sparen und die Ressourcen effizienter zu<br />

nutzen und mehr erneuerbare Energien einzusetzen. Es ist<br />

völlig klar: Wir werden die Energiewende nicht nur mit dem<br />

Ausbau der erneuerbaren Energien schaffen.<br />

Wann soll der Masterplan stehen? Ist er dann verbindlich<br />

für die Kommunen?<br />

Vorausgesetzt, der Bund bewilligt unseren Antrag, könnte<br />

es Mitte <strong>2016</strong> losgehen. Es ist ein informelles Entwicklungskonzept,<br />

das den Kommunen als Grundlage für ihre<br />

Planungen dienen kann. Er ist nicht verbindlich. Aber wir<br />

10. Steinberg-Dialog<br />

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REGION // 01.<strong>2016</strong> // 19<br />

Preiswürdig<br />

Sven Elverfeld (47) vom Restaurant<br />

Aqua im The Ritz-Carlton,<br />

Wolfsburg hat den Leader of the<br />

Year Awards 2015 vom Magazin<br />

Rolling Pin in der Kategorie<br />

,Koch des Jahres‘ gewonnen.<br />

Elverfeld überzeugte durch seinen<br />

persönlichen Küchenstil sowie<br />

den signifikanten Einfluss<br />

auf die positive Entwicklung der<br />

Branche. Bis Mitte August 2015<br />

hatten Hoteliers und Gastronomen aus ganz Deutschland<br />

die Möglichkeit ihren Favoriten in verschiedenen Kategorien<br />

online zu nominieren. :::<br />

Foto: Klaus-Dieter Brühl<br />

Foto: Stadt Wolfsburg<br />

Das Universum Filmtheater mit<br />

einem Spitzenprogrammpreis und<br />

einem Preis für ein hervorragendes<br />

Dokumentarfilmprogramm<br />

ausgezeichnet. Mit den Kinoprogrammpreisen<br />

würdigt und fördert<br />

die Staatsministerin Monika<br />

Grütters Filmtheater, die sich<br />

bei der Verbreitunganspruchsvoller<br />

deutscher und anderer<br />

europäischer Filmkunst<br />

verdient gemacht haben. :::<br />

Das Badeland Wolfsburg erhielt zum zweiten Mal die<br />

höchstmögliche Auszeichnung vom deutschen Saunabund.<br />

Bis einschließlich 2018 gilt nun weiterhin das Gütesiegel<br />

,Fünf-Sterne-Premium-Sauna‘. :::::<br />

Foto: rolling pin<br />

Die Softwareentwicklungsfirma velian GmbH aus<br />

Braunschweig wurde für ihr außergewöhnliches Engagement<br />

in der inklusiven Berufsausbildung mit dem ‚Wirtschaftspreis<br />

Mittelstand und Handwerk‘ des Niedersächsischen<br />

Ministerium<br />

für Wirtschaft, Arbeit<br />

und Verkehr ausgezeichnet.<br />

Das Ministerium<br />

ehrt damit Unternehmen<br />

die sich in<br />

besonderer Weise für<br />

die Ausbildung von jungen<br />

Menschen engagieren<br />

und sich mit innovativen Konzepten um Nachwuchs-<br />

Foto: IHK Braunschweig<br />

talente bemühen :::<br />

Die Herkunfts- und Qualitätsmarke ‚Typisch Harz‘ belegte<br />

den zweiten Platz in der<br />

Kategorie Organisation<br />

bei der ,Regional-Star‘16‘<br />

Verleihung im Rahmen<br />

der Internationalen Grünen<br />

Woche in Berlin. Mit<br />

der Auszeichnung wurden<br />

erstmals nachhaltige<br />

Foto: Harzer Tourismusverband e.V.<br />

Regionalkonzepte gewürdigt,<br />

die ökologisch sinnvoll,<br />

sozial verantwortlich und ökonomisch erfolgreich die<br />

Vermarktung regionaler Lebensmittel fördern. :::<br />

Das Dommuseum Hildesheim<br />

hat den mit<br />

25.000 Euro dotierten<br />

Museumspreis der Niedersächsischen<br />

Sparkassenstiftung<br />

erhalten.<br />

In seiner Laudatio<br />

betonte Prof. Dr. Martin<br />

Eberle, dass das<br />

Foto: Niedersächsische Sparkassenstiftung<br />

Dommuseum Hildesheim ein beeindruckender Ort ist,<br />

der die Würdigkeit eines UNESCO-Weltkulturerbes unter<br />

Beweis stellt. :::<br />

Die Volkswagen Financial Services sind beim Arbeitgeberwettbewerb<br />

des Nachrichtenmagazins Focus zum dritten<br />

Mal in Folge als Branchensieger in der Kategorie<br />

,Finanzdienstleister‘ ausgezeichnet worden. Im Rahmen<br />

der umfangreichsten Mitarbeiterbefragung Deutschlands<br />

bewerteten die Mitarbeiter von Europas größtem automobilem<br />

Finanzdienstleister ihr Unternehmen. In der Gesamtwertung<br />

konnte sich Volkswagen Financial Services im Vergleich<br />

zum Vorjahr von Platz 48 auf Platz 24 verbessern. :::<br />

Personalia<br />

1 Burkhard Reuter<br />

(46) ist neuer Geschäftsführer<br />

der<br />

Alstom Transport<br />

Deutschland GmbH.<br />

Reuter ist seit April<br />

2013 bei Alstom<br />

in Salzgitter als Produktionsleiter<br />

tätig.<br />

Foto: Alstom GmbH<br />

Die Ernennung eines weiteren Geschäftsführers war<br />

notwendig, da Dr. Martin Lange sein Mandat als Geschäftsführer<br />

niederlegt und das Unternehmen auf eigenen<br />

Wunsch verlässt. ::: 2 Hans<br />

Demant (65), Generalbevollmächtigter<br />

der Volkswagen Aktiengesellschaft<br />

mit Verantwortung für<br />

den Bereich Internationale Projekte,<br />

ist in den Ruhestand gegangen.<br />

Hans Demant ist Diplom-Ingenieur<br />

und hatte die Koordination<br />

internationaler Projekte der Volkswagen<br />

Aktiengesellschaft Anfang<br />

Oktober 2010 übernommen. ::: 3 Helmut Streiff<br />

wurde mit großer Mehrheit zum<br />

neuen IHK-Präsidenten gewählt.<br />

Der 67-jährige Diplom-Ingenieur<br />

tritt die Nachfolge von Dr. Wolf-<br />

Michael Schmid an, der nach<br />

10-jähriger Amtszeit für seine<br />

Verdienste um die IHK und die<br />

Wirtschaft der Region von der<br />

Vollversammlung zum Ehrenpräsidenten<br />

gewählt wurde. ::: 4<br />

Mark Uhde (44), Vorstandsmitglied<br />

Produktion und Steuerung bei der<br />

Volksbank BraWo, ist von seinem<br />

Unternehmen in den Aufsichtsrat<br />

der Braunschweig Zukunft GmbH<br />

entsandt worden. Seit diesem Jahr<br />

ist die Bank Gesellschafterin der<br />

privatrechtlich organisierten städtischen<br />

Wirtschaftsförderungsgesellschaft.<br />

::: 5 Stefan Mehrens (48)<br />

Foto: Streiff & Helmold<br />

Foto: Volkswagen<br />

Foto: Volksbank eG<br />

wird neuer Verwaltungsdirektor<br />

des Staatstheaters Braunschweig.<br />

Er wird für fünf Spielzeiten engagiert.<br />

Der 1968 in Oldenburg geborene<br />

Stefan Mehrens ist seit April<br />

2011 Verwaltungsdirektor der<br />

Salzburger Festspiele. Zuvor leitete<br />

er seit April 2005 die Bereiche Finanzen,<br />

Organisation und Controlling<br />

des Niedersächsischen<br />

Staatstheaters<br />

Hannover. ::: 6 Ralf Brandstätter<br />

(47) ist neuer Vorstand für Beschaffung<br />

bei Volkswagen. Brandstätter<br />

folgt in seiner neuen Funktion auf<br />

Francisco Javier Garcia Sanz, der<br />

die Aufgabe als Markenvorstand in<br />

Personalunion zusätzlich zu seiner<br />

Funktion als Konzernvorstand für<br />

den Geschäftsbereich Beschaffung<br />

wahrgenommen hatte. In Zukunft<br />

wird Garcia Sanz zusätzlich zu seinen<br />

Aufgaben als Konzernvorstand<br />

Beschaffung die Aufarbeitung der<br />

Diesel-Thematik betreuen. ::: 7<br />

Dr. Frank Welsch (51) wurde<br />

zum Vorstand für Entwicklung bei<br />

Volkswagen ernannt. Welsch folgt<br />

auf Dr. Heinz-Jakob Neußer, der<br />

dem Unternehmen für eine andere Aufgabe zur Verfügung<br />

steht. 8 Dr. Karlheinz Blessing (58) ist zum<br />

Mitglied des Vorstands für das Ressort Personal und<br />

Organisation bei Volkswagen bestellt. Die Laufzeit<br />

des Vertrags beträgt fünf Jahre.<br />

In seiner neuen Funktion folgt<br />

Blessing auf Dr. Horst Neumann<br />

(66), der am 30. November in den<br />

Ruhestand wechselte. Zwischenzeitig<br />

hatte der Vorstandsvorsitzende<br />

der Volkswagen Aktiengesellschaft,<br />

Matthias Müller,<br />

vorübergehend die Verantwortung.<br />

:::<br />

Foto: Staatstheater BS<br />

Foto: Volkswagen<br />

Foto: Volkswagen<br />

Foto: Volkswagen


WIRTSCHAFT // 01.<strong>2016</strong> // 21<br />

Die regionale Kultur- und Kreativwirtschaft ist facettenreich, steht jedoch häufig<br />

im Schatten anderer Wirtschaftsmärkte. Der <strong>regjo</strong>-check stellt in dieser Ausgabe<br />

die Teilbranchen in einem Kurzporträt vor.<br />

AUTOR: INGA STANG<br />

WIRTSCHAFT<br />

DIE ZWÖLF MÄRKTE DER KULTUR- UND<br />

KREATIVWIRTSCHAFT STEHEN IN DIESER<br />

AUSGABE IM FOKUS DES REGJO-CHECK.<br />

IM PORTRÄT PRÄSENTIERT SICH DAS UN-<br />

TERNEHMEN SCHAPER & BRÜMMER AUS<br />

SALZGITTER. DAS WOLFENBÜTTELER UN-<br />

TERNEHMEN ROSSBERG STELLT EIN NEUES<br />

SOLARSYSTEM FÜR DEN GARTENZAUN VOR.<br />

Die Kultur- und Kreativwirtschaft hat viele Gesichter.<br />

Sie schreibt, programmiert, designet, zeichnet,<br />

plant, baut und unterhält jährlich tausende<br />

Menschen. Sie gilt als Treiber und Nutzer von Innovation,<br />

verzeichnet seit Jahren stetiges Wachstum und ist mittlerweile<br />

der zweitgrößte Wirtschaftszweig Deutschlands.<br />

Auch in unserer Region ist die<br />

Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

Die regionale Stärke<br />

und Vielfalt<br />

an Kreativen<br />

wird kaum<br />

wahrgenommen<br />

stark vertreten. Zu ihr werden<br />

profitorientierte Wirtschaftsunternehmen<br />

gezählt, die zu einer<br />

der elf definierten Teilmärkte der<br />

Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

gehören. Durch die Vielzahl von<br />

Arbeitsbereichen lassen sich<br />

auch die Teilmärkte jeweils in<br />

Berufsgruppen unterteilen. Jede<br />

von ihnen ist für sich spannend und reich an Facetten.<br />

Doch häufig wird die regionale Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

als starker Wirtschaftszweig nicht wahrgenommen.<br />

Mithilfe der neuen Rubrik ‚<strong>regjo</strong>-check‘ rückt <strong>regjo</strong> die<br />

Kultur- und Kreativwirtschaft in das Bewusstsein der Region.<br />

In den kommenden Ausgaben werden die einzelnen<br />

Teilbranchen vorgestellt sowie Zahlen, Daten, Fakten der<br />

Teilbranchen verständlich und übersichtlich aufbereitet.<br />

Auch Gespräche mit Experten sind vorgesehen.<br />

2011 veröffentlichte der Wirtschaftsforscher Michael<br />

Söndermann auf Initiative der Stiftung Nord/LB und der<br />

Öffentlichen sowie dem Haus der Braunschweigischen Stiftungen<br />

Braunschweig eine Studie zur Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

in der Region Braunschweig. Die 65-seitige<br />

Studie war der erstmalige Versuch, die regionalen Schwerpunkte<br />

und Strukturen darzustellen und wirtschaftlich<br />

relevante Daten zu erheben. Sie setzte die<br />

Region in den bundesweiten- und europäischen<br />

Kontext, zeigte Potentiale auf und<br />

gab Handlungsempfehlungen.<br />

Die Ergebnisse der Studie sind Grundlagen<br />

der Recherchen für den <strong>regjo</strong>-check.<br />

Zusätzlich erfährt die Redaktion Unterstützung<br />

durch den ‚KreativRegion e.V.‘. Der<br />

Verein versteht sich als Verband der Kulturund<br />

Kreativwirtschaft und möchte als Vermittler<br />

und Netzwerker den Akteuren der<br />

Branchen zu mehr Aufmerksamkeit und Erfolg verhelfen.<br />

In Abstimmung mit den Kommunen gibt <strong>regjo</strong> auf diesem<br />

Weg den Daten der Söndermann-Studie ein Gesicht und<br />

überprüft, wie sich die Teilbranchen in den letzten fünf<br />

Jahren weiterentwickelt haben.<br />

Um einen ersten Überblick über die Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

und ihre Besonderheiten zu liefern, werden in<br />

dieser <strong>regjo</strong>-Ausgabe die Teilbranchen in einem Kurzporträt<br />

vorgestellt. In den nächsten Ausgaben folgen ausführliche<br />

Berichte über jeweils eine Teilbranche. :::


WIRTSCHAFT // 01.<strong>2016</strong> // 23<br />

Die Kreativbranchen<br />

im Überblick<br />

Musikwirtschaft<br />

Buchmarkt Kunstmarkt Filmwirtschaft Rundfunkwirtschaft<br />

Darstellende<br />

Künste<br />

Architekturmarkt<br />

Designwirtschaft<br />

Der Teilmarkt Musikwirtschaft<br />

umfasst<br />

neben Komponisten,<br />

Textdichtern, Produzenten,<br />

Musikern und<br />

Musikensembles auch<br />

die produzierenden<br />

und verbreitenden Unternehmen.<br />

Hierzu gehören<br />

die Tonträgerindustrie,<br />

Musikverlage,<br />

Konzertveranstalter,<br />

Musiktheaterproduktionen,<br />

Musicalbühnen,<br />

Musikfestivals sowie<br />

der Musikfachhandel.<br />

Die Dienstleister der<br />

Musikwirtschaft wie<br />

Bühnen- und Tontechniker<br />

sowie die Hersteller<br />

von Musikinstrumenten<br />

sind ebenfalls<br />

als Berufsgruppen<br />

diesem Teilmarkt zugeordnet.<br />

Regional ist vor allem<br />

die Berufsgruppe der<br />

Konzertveranstalter<br />

von wirtschaftlicher<br />

Bedeutung.<br />

Dem Buchmarkt<br />

gehören Schriftsteller,<br />

Buchverlage verschiedener<br />

Sparten, der<br />

Buchhandel sowie<br />

Literaturagenten,<br />

Übersetzer und Buchbinder<br />

an.<br />

Der Kunstmarkt<br />

umfasst die Berufsgruppen<br />

der bildenden<br />

Künstler, Galeristen<br />

und Kunsthändler.<br />

Außerdem werden<br />

Auktionshäuser<br />

und Museumsshops<br />

der Teilbranche<br />

zugerechnet.<br />

Zur Filmwirtschaft<br />

werden nicht nur Film-,<br />

TV- und Videofilmproduzenten<br />

sondern<br />

auch selbständige<br />

Bühnenkünstler, Filmverleih-<br />

und Videoprogrammanbieter<br />

sowie<br />

Kinobetreiber gezählt.<br />

Regional ist die<br />

Filmwirtschaft eher<br />

schwach vertreten.<br />

Sie zählt zu den kleinsten<br />

Teilgruppen und<br />

besitzt noch Wachstumspotenzial.<br />

Der Rundfunksektor<br />

umfasst den öffentlichrechtlichen<br />

sowie den<br />

privatwirtschaftlichen<br />

Rundfunk. Kleine,<br />

nichtkommerzielle<br />

Rundfunkangebote<br />

wie Lokalradios<br />

werden ebenfalls<br />

zum Markt gezählt.<br />

Regional ist die Rundfunkwirtschaft,<br />

ähnlich<br />

wie die Filmwirtschaft,<br />

eher schwach<br />

aufgestellt. Während<br />

sie in Gesamt-Niedersachsen<br />

vergleichsweise<br />

stark vertreten ist,<br />

besitzt die Region hier<br />

noch hohes Entwicklungspotenzial.<br />

Bühnenkünstler wie<br />

Schauspieler, Tänzer,<br />

Artisten und Theaterensembles<br />

unterhalten<br />

bereits seit<br />

Jahrhunderten die<br />

Menschen und machen<br />

die Teilbranche der<br />

darstellenden Künste<br />

zu einer der traditionsreichsten<br />

Märkte der<br />

Kultur- und Kreativwirtschaft.<br />

Doch auch<br />

die Betreiber von Theatern,<br />

Varietés, Kleinkunstbühnen,<br />

sowie<br />

die bühnentechnischen<br />

Betriebe einschließlich<br />

der Vorverkaufsstellen<br />

sind Teil des Marktes.<br />

Regional nimmt die<br />

Teilbranche im Vergleich<br />

der Unternehmens-,<br />

Umsatz- und<br />

Arbeitnehmerzahlen,<br />

einen der hinteren<br />

Plätze im Ranking ein.<br />

Zum Architekturmarkt<br />

werden sowohl Hochbau<br />

und Innenarchitektur,<br />

die Orts-,<br />

Regional- und Landesplanung,<br />

die Gartenund<br />

Landschaftsgestaltung<br />

als auch die<br />

Restauratoren<br />

gezählt.<br />

Regional ist die<br />

Teilbranche stark<br />

vertreten und macht<br />

einen großen Teil der<br />

Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

aus. Sie hat<br />

sich als wirtschaftlich<br />

besonders stabil<br />

erwiesen und entwickelt<br />

sich positiv.<br />

Die Teilbranche<br />

Designwirtschaft<br />

lässt sich in Büros für<br />

Industrie-, Produkt-,<br />

Mode-, Grafik- und<br />

Kommunikationsdesign,<br />

für<br />

Interiordesign und<br />

Raumgestaltung, für<br />

Werbegestaltung und<br />

Schmuckherstellung<br />

sowie in die<br />

Berufsgruppe der<br />

selbständigen<br />

Fotografen einteilen.<br />

Sie ist besonders<br />

vielfältig und<br />

wird von diversen<br />

Wirtschaftsbranchen<br />

als Dienstleister in<br />

Anspruch genommen<br />

Regional zählt sie<br />

zu den größten<br />

und wirtschaftlich<br />

stabilsten Segmenten<br />

der Kultur- und<br />

Kreativwirtschaft.


WIRTSCHAFT // 01.<strong>2016</strong> // 25<br />

Die Kreativbranchen<br />

im Überblick<br />

Die Vorstandsvorsitzenden des Vereins Kreativregion, Magdalena Pajonk,<br />

Jonas Karnagel und Falk Martin Drescher möchten der Kultur und Kreativwirtschaft<br />

in der Region mehr Selbstbewusstsein durch Vernetzung verschaffen.<br />

Welche Bedeutung die Teilmärkte in unserer Region haben und wie es aktuell<br />

um sie bestellt ist erläutern die drei im nachfolgenden Kommentar:<br />

Pressemarkt<br />

Journalisten, Korrespondenten-<br />

und<br />

Nachrichtenbüros, Zeitungs-,<br />

Zeitschriftenund<br />

sonstige Verlage<br />

sowie der Einzelhandel<br />

mit Zeitschriften und<br />

Zeitungen zählen zum<br />

Pressemarkt.<br />

Regional ist der Teilmarkt<br />

gut aufgestellt,<br />

was sich in einer<br />

Vielzahl an Publikationen<br />

im Raum <strong>Südostniedersachsen</strong><br />

wieder<br />

spiegelt.<br />

Werbemarkt<br />

Der Werbemarkt wird<br />

in die zwei Wirtschaftszweige<br />

Werbegestaltung<br />

bzwKommunikationsdesign<br />

sowie<br />

Werbevermittlung<br />

unterteilt.<br />

Regional ist die Anzahl<br />

der Unternehmen auf<br />

dem Werbemarkt zwar<br />

überschaubar, die Umsätze<br />

liegen jedoch im<br />

mittleren Bereich.<br />

Software-/<br />

Gameindustrie<br />

Zur Software-/Game-<br />

Industrie zählen alle<br />

Unternehmen die in<br />

der Entwicklung von<br />

Softwareprodukten<br />

jedweder Art sowie<br />

deren Vervielfältigung<br />

und Verbreitung<br />

beteiligt sind. Auch<br />

die Entwicklung und<br />

Programmierung von<br />

Webportalen und Internetpräsentationen<br />

gehört dazu.<br />

Mit einer hohen Anzahl<br />

Unternehmen in der<br />

Region ist die Industrie<br />

einer der wichtigsten<br />

und wirtschaftlich stabilsten<br />

Arbeitgeber in<br />

der regionalen Kulturund<br />

Kreativwirtschaft.<br />

Kreatives<br />

Handwerk<br />

Ein Begriff für das<br />

Kunsthandwerk ist oft<br />

das ,gestaltende Handwerk‘<br />

oder das ,Handwerksdesign‘.<br />

Es unterscheidet<br />

sich vom klassischen<br />

Handwerk durch<br />

das Hinzufügen der<br />

eigenen Persönlichkeit<br />

in das Werk. Die<br />

Unterscheidung zur<br />

Kunst findet sich in<br />

der Alltagstauglichkeit<br />

des Arbeitsergebnisses.<br />

Man unterscheidet die<br />

Tätigkeitsbereiche in<br />

die jeweils verwendeten<br />

Materialien: Textil,<br />

Keramik, Glas,<br />

Schmuck/Silbergerät,<br />

Holz/Möbel, Metall,<br />

Leder, Papier, Stein<br />

und andere.<br />

Die Liste an Stärken der regionalen Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

ist lang und zeigt, dass sie eine immense Bedeutung<br />

für unsere Region hat. Immerhin sind mehr als<br />

11.000 Menschen aus der Region in der Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

beschäftigt. Dabei ist Vielfalt das Stichwort.<br />

So heterogen die einzelnen Teilbranchen aber teilweise<br />

auch erscheinen mögen, so stark sind sie auch. Das Potenzial<br />

der Kreativen, welches im Großteil der Bevölkerung<br />

oder sogar von manchen Kreativschaffenden selbst noch<br />

gar nicht intensiv genug wahrgenommen wird, hat hohe<br />

Relevanz, was Standortattraktivität und Innovationskraft<br />

angeht. Und hier greift unsere Arbeit im ‚KreativRegion e.V.‘<br />

ein: Wir wollen das Potenzial und die Vielfalt sichtbar und<br />

spürbar machen.<br />

Wo sich Kreative wohlfühlen, fühlt sich in der Regel auch<br />

der Ingenieur, der Handwerks- und der Konditormeister<br />

wohl. Ein kreatives Stadtbild erzeugt Lebendigkeit und<br />

sorgt für Nachwuchskraft. Hier floriert der Mittelstand, hier<br />

mögen die Menschen leben und sich aufhalten.<br />

Wir selbst kommen aus dem kreativen Bereich und wissen,<br />

wie wichtig und effektiv das interdisziplinäre Arbeiten innerhalb<br />

eines Projektes sein kann. Deshalb ist die Vernetzung<br />

zwischen den einzelnen Teilbranchen wichtig. Das Miteinander<br />

von beispielsweise Fotografen mit Produktdesignern,<br />

Musikern mit Filmemachern <strong>–</strong> aber auch vom App-Designer<br />

mit dem Elektrotechniker oder des Innenarchitekt mit dem<br />

Bioladenbetreiber nebenan <strong>–</strong> sollen gefördert und stimuliert<br />

werden. Die Vermischung der Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

untereinander und mit anderen Wirtschaftszweigen ermöglichen<br />

Formate wie ‚11hoch11‘, der ‚Marktplatz‘, das ‚kreative<br />

Branchenbuch‘ sowie der ‚ThinkTank‘.<br />

Wir sind glücklich darüber, dass es mittlerweile viele Engagierte<br />

und Unterstützer in der Region gibt, die unser Verständnis<br />

und die Ziele des ‚KreativRegion e.V.‘ teilen. Die Anerkennung<br />

und das Verständnis gegenüber den einzelnen<br />

Berufen und den Branchen ist heute höher als noch vor einigen<br />

Jahren. Dies sorgt für Motivation und einen positiven<br />

Schub, noch mehr in dieser Richtung zu bewegen und dabei<br />

selbstbewusster mit der Region aufzutreten. Gleichzeitig ist<br />

dies ein Appell an einzelne Freiberufler und Agenturen, aus<br />

ihrem Elfenbeinturm herauszutreten, sich zu zeigen und die<br />

Vernetzung zu wagen. Aber es ist auch ein Appell an diejenigen,<br />

die kreative Arbeit noch immer unterbewerten, diese<br />

als vollwertige geistige und handwerkliche Leistung anzuerkennen.<br />

Die Identifizierung mit einer gesunden Kultur- und<br />

Kreativwirtschaft erzeugt eine ordentliche Portion<br />

Selbstbewusstsein und gibt der Region eine ganz eigene<br />

Identität, mit der sie sich vor Kreativhochburgen wie<br />

Hamburg oder Berlin nicht verstecken braucht. :::<br />

Beispiele für die Stärke der regionalen Kultur- und Kreativwirschaft<br />

• Braunschweig hat eine der höchsten Dichten an Kommunikationsdesignern in Deutschland<br />

• Durch die einzige Kunsthochschule Niedersachsens leben überdurchschnittlich viele Künstler in unserer Region<br />

• Es gibt eine lange Verlagstradition<br />

• Durch das angesehene Architekturstudium der TU sind viele national und international tätige Architekturbüros hier ansässig<br />

• Diverse wichtige Staats-, Stadt- und freie Theater sind in der Region zuhause


WIRTSCHAFT // 01.<strong>2016</strong> // 27<br />

Gesundheit aus der Pflanze<br />

Der fertige Extrakt wird je nach Produkt<br />

flüssig oder getrocknet weiterverarbeitet.<br />

In Salzgitter-Ringelheim produziert das Familienunternehmen<br />

Schaper & Brümmer seit mehr als 90 Jahren pflanzliche Arzneimittel.<br />

AUTOR: MARTINA ZINGLER<br />

FOTOGRAFIE: SCHAPER & BRÜMMER<br />

Die Produktion bei Schaper & Brümmer<br />

erfolgt unter strengen Vorschriften.<br />

Das Wissen um die medizinische<br />

Wirkung von Pflanzen<br />

ist uralt. Schon die Ägypter,<br />

die traditionelle chinesische Medizin<br />

und die europäischen Klöster des Mittelalters<br />

züchteten und erforschten<br />

Pflanzen, die einen heilenden Effekt<br />

aufwiesen. Arzneipflanzen wie Traubensilberkerze,<br />

Lebensbaum und<br />

Färberhülse liefern auch die kostbaren<br />

Rohstoffe, aus denen Schaper &<br />

Brümmer hochwertige Medikamente<br />

herstellt. Geschäftsführerin Susanne<br />

Caspar berichtet, dass bei Schaper &<br />

Brümmer, wenn möglich, „alles aus<br />

einer Hand“ komme und somit die<br />

Qualität vom nachhaltigen Anbau bis<br />

zur Auslieferung des fertigen Medikamentes<br />

garantiert werden könne. Bereits<br />

bei der Züchtung der Heilpflanzen<br />

achtet das Unternehmen darauf,<br />

die wertvollen Inhaltsstoffe durch<br />

Auswahlverfahren in der Pflanze zu<br />

stärken.<br />

Anbauen dürfen nur speziell autorisierte<br />

Vertragslandwirte, die alle<br />

Auflagen im Hinblick auf Qualität und<br />

Pflanzenschutz einhalten können.<br />

„Wir setzen nur speziell geschultes<br />

Fachpersonal für Aufzucht und Pflege<br />

unserer Arzneipflanzen ein“, berichtet<br />

Susanne Caspar. Nachdem die so umsichtig<br />

aufgezogenen Pflanzen geerntet<br />

wurden, werden sie zunächst gewaschen<br />

und anschließend in großen<br />

Stahlbehältern mit einem Auszugsmittel<br />

versetzt. Dazu werden die geschnittenen<br />

Pflanzenteile mit Wasser<br />

oder einem Gemisch aus Wasser und<br />

Von der Wurzel<br />

zur Tablette:<br />

Mittelständler<br />

in Familienhand<br />

Alkohol übergossen und verbleiben<br />

dort je nach Pflanzenart wenige Tage<br />

oder länger.<br />

Im nächsten Schritt wird die Flüssigkeit,<br />

die nun den Wirkstoff enthält,<br />

abgelassen und steht zur Weiterverarbeitung<br />

bereit. Ein solcher Extrakt<br />

kann nun entweder gleich zu einer<br />

Lösung weiterverarbeitet oder <strong>–</strong> wenn<br />

eine feste Darreichungsform wie eine<br />

Tablette entstehen soll <strong>–</strong> getrocknet<br />

werden. Der so gewonnene Dickextrakt<br />

wird schließlich mit Hilfsstoffen,<br />

d.h. Bestandteilen, welche keine eigene<br />

Wirksamkeit besitzen, zu einem<br />

Granulat verarbeitet, aus dem die Tabletten<br />

gepresst werden.<br />

Schon früh brachte Schaper &<br />

Brümmer Produktlinien auf den<br />

Markt, die es heute noch gibt und<br />

die sich weltweit zu Verkaufsschlagern<br />

entwickelt haben. So wurde bereits<br />

1923 das Präparat Esberitox<br />

vorgestellt. Die Kombination aus den<br />

Wirkstoffen Lebensbaum, Färberhülse<br />

und Sonnenhut wirkt gegen virale<br />

Erkältungskrankheiten. 1925 kam<br />

das erfolgreiche Cystinol gegen Blasenentzündung<br />

auf den Markt. Und<br />

1956 startete ein Mittel gegen Wechseljahrsbeschwerden<br />

namens Remifemin<br />

seinen Siegeszug, das heute<br />

weltweit bekannt ist und von Ärzten<br />

und Apothekern empfohlen wird. Seine<br />

Wirksamkeit und Sicherheit sind<br />

durch zahlreiche Studien belegt.<br />

Doch nur auf die bewährten<br />

Verkaufshits zu bauen, reicht dem<br />

Unternehmen nicht. Auch den durch<br />

aktuelle gesellschaftliche und soziale<br />

Entwicklungen bedingten neuen<br />

Bedarf an Phytopharmaka kann das<br />

Unternehmen bedienen. So konnte<br />

mit dem Präparat Vitango ein Mittel<br />

auf den Markt gebracht werden, das<br />

mit seiner zweifachen Wirkung gegen<br />

psychische und körperliche Stress-<br />

Symptome wirkt. Es reduziert die Ausschüttung<br />

von Stresshormonen und<br />

erhöht damit die Stresstoleranz und<br />

Gelassenheit. Gleichzeitig verbessert<br />

Vitango den Energiestoffwechsel und<br />

steigert so die Leistungsfähigkeit.<br />

Dass ein Unternehmen aus dem<br />

Harzvorland heute in Deutschland<br />

Marktführer für pflanzliche Arzneimittel<br />

bei Wechseljahresbeschwerden ist,<br />

hat seine eigene kleine Legende: 1923<br />

begaben sich der Chemiker und Drogist<br />

Erich Schaper und der Kaufmann<br />

Albert Brümmer gemeinsam auf einen<br />

Spaziergang. Angeregt durch die Natur<br />

um sie herum keimte in den damals 22-<br />

bzw. 25-jährigen Freunden die Idee,<br />

Naturstoffforschung zu Therapiezwecken<br />

zu betreiben. Die erste Produktionsstätte<br />

der,Ringelheimer Salbenkocher‘<br />

war anfangs eine Waschküche.<br />

Der Erfolg der ersten Präparate ermöglichte<br />

jedoch bald professionellere<br />

Methoden der Herstellung, das Unternehmen<br />

begann räumlich und personell<br />

zu expandieren.<br />

Auch die Zahl der angebotenen Heilmittel<br />

stieg an. Eine Produktübersicht<br />

aus dem Jahr 1934 verzeichnet bereits<br />

über 80 verschiedene Präparate <strong>–</strong> von<br />

der Kur gegen Arterienverkalkung bis<br />

hin zu Wurmtabletten.<br />

Durch die schweren Kriegsjahre<br />

rettete sich das Unternehmen hauptsächlich<br />

mittels zweier Präparate: einer<br />

Mücken- und einer Frostschutzsalbe.<br />

Die Distanz zum Nationalsozialismus<br />

und ein untadeliges Verhalten vor und<br />

während des Krieges zahlten sich später<br />

aus: Schaper & Brümmer erhielt


WIRTSCHAFT // 01.<strong>2016</strong> // 29<br />

Die Heilstoffe der Pflanzen<br />

werden aufwendig extrahiert.<br />

Nur speziell autorisierte Vertragslandwirte<br />

dürfen die Heilpflanzen, wie die Cimifuga, für<br />

Schaper und Brümmer anbauen.<br />

Wir brauchen Verstärkung.<br />

Anzeigenberater/in<br />

gesucht<br />

von der britischen Militärverwaltung<br />

schnell eine Produktionserlaubnis und<br />

Reisegenehmigungen, um ihre Arzneimittel<br />

zu vertreiben und Rohstoffe einzukaufen.<br />

Heute umfasst das mittelständische<br />

Unternehmen, das sich inzwischen in<br />

der dritten und vierten Generation in<br />

Familienhand befindet, Verwaltungs-,<br />

Produktions- und Forschungsgebäude<br />

auf 29.000 Quadratmetern. Von den<br />

220 Mitarbeitern arbeitet der Großteil<br />

in den Laboren, der Herstellung sowie<br />

in Vertrieb und Marketing. Der Frauenanteil<br />

auf der ersten und zweiten Führungsebene<br />

ist überdurchschnittlich<br />

hoch. Auch das Ausbildungsprogramm<br />

macht einen vorbildlichen Eindruck.<br />

Schaper & Brümmer exportiert<br />

seine Produkte weltweit in ca. 40 Länder.<br />

Größter Exportmarkt ist China. In<br />

Zukunft möchte Susanne Caspar das<br />

Produktsortiment in den bereits bestehenden<br />

Partnerländern ausweiten,<br />

aber auch neue Märkte hinzugewinnen.<br />

Auch ein weiteres pflanzliches<br />

Arzneimittel mit neuer Indikation ist<br />

schon „in der Entwicklung“.<br />

Doch, so erzählt sie, brauche man<br />

in der Pharmaindustrie einen langen<br />

Atem, denn wenn ein Medikament entwickelt<br />

sei, komme es noch lange nicht<br />

auf den Markt. Es folgen Jahre der<br />

klinischen Studien und Zulassungsverfahren.<br />

Für pflanzliche Präparate<br />

gelten ebenso strenge Richtlinien wie<br />

für Produkte mit einem chemischsynthetisch<br />

hergestellten Wirkstoff. :::<br />

Ihre aussagekräftigen<br />

Bewerbungsunterlagen senden Sie bitte<br />

per Post oder E-Mail an<br />

<strong>regjo</strong> Verlag <strong>Südostniedersachsen</strong> GmbH<br />

Frau Dr. Heike Steingaß<br />

Ekbertstr. 14<br />

38122 Braunschweig<br />

h.steingass@<strong>regjo</strong>-son.de


WIRTSCHAFT // 01.<strong>2016</strong> // 31<br />

Solarenergie vom Gartenzaun<br />

Das Unternehmen Roßberg Garten-, Landschafts- und Umweltbau aus Wolfenbüttel<br />

hat mit dem Solarsystem DC einen Weg gefunden, Solarzellen unauffällig und optisch<br />

ansprechend in den heimischen Garten zu integrieren.<br />

AUTOR: KLAUS SIEVERS<br />

BILDER: FRANK BIERSTEDT<br />

Warum Solartechnik immer nur auf dem Dach<br />

des Einfamilienhauses installieren? Im Garten<br />

gibt es viel mehr Möglichkeiten, mit der Kraft<br />

der Sonne Strom und Wärme zu produzieren. Einige hat<br />

Matthias Roßberg, der in Wolfenbüttel einen florierenden<br />

Betrieb für Garten- und Landschaftsbau betreibt, bereits<br />

realisiert und er hat sich seine Solarmodule patentieren<br />

lassen. Andere Ideen reifen noch in seinem Kopf. Roßberg<br />

ist ein Erfinder und Tüftler, er hat zudem die praktische<br />

Begabung, seine Ideen auch umsetzen zu können.<br />

Das liegt sicher auch daran, dass er nicht nur Gartenbau<br />

gelernt, sondern auch bei der Firma Zeiss eine Ausbildung<br />

im Bereich Maschinenbau absolviert und einige<br />

Semester Maschinenbau studiert hat. Auch ein Praxissemester<br />

in Kalifornien veränderte seine Sichtweise im Hinblick<br />

auf Selbständigkeit und Umsetzung von Ideen. Und<br />

weil Garten- und Landschaftsbau viel mit Kreativität und<br />

Gestaltung zu tun hat, wirken die Solarmodule von Roßberg<br />

auch optisch ansprechend.<br />

„Wir sind Seiteneinsteiger in der Energiebranche“, fasst<br />

Roßberg zusammen: „Wir kommen von der Gestaltung<br />

und integrieren jetzt regenerative Energien in unsere Arbeit.“<br />

Seit sechs Jahren entwickelt Roßberg Systeme zur<br />

Nutzung der Solarenergie im Garten und hat auch schon<br />

fertige Produkte. Dabei setzt er vor allem auf Warmluftsysteme.<br />

Deren Wirkungsweise ist zwar bekannt, sie werden<br />

aber bisher im Vergleich zu Warmwasserkollektoren oder<br />

Fotovoltaikmodulen wenig genutzt. Dabei wird Kaltluft aus<br />

der Umgebung angesaugt, die dann mithilfe der Sonne im<br />

Kollektor aufgeheizt und dann als Frischluft und Wärme<br />

in Räume gepumpt wird.<br />

Roßberg hat inzwischen mehrere Kollektoren entwickelt<br />

und bietet heute zwei verschiedene Module an, die beliebig<br />

kombiniert werden können: Sie sind jeweils 90 Zentimeter<br />

breit und 1,20 bzw. 1,80 Meter hoch. Sie können an der<br />

Hauswand befestigt werden, frei im Garten stehen oder zwischen<br />

zwei Pfosten als Teil einer Sichtschutzwand installiert<br />

werden. Roßberg nennt verschiedene Nutzungsmöglichkeiten:<br />

Mit der Warmluft können Ferienhäuser oder Wintergärten<br />

beheizt, feuchte Badezimmer oder Keller warm belüftet<br />

sowie Gewächs-oder Gartenhäuser versorgt werden.<br />

„Wir bieten solares Lüften und Heizen, ohne dass <strong>–</strong> weil wir<br />

Frischluft in den Raum pumpen <strong>–</strong> das Fernster geöffnet werden<br />

muss“, bringt Roßberg die Vorteile auf den Punkt.<br />

Inzwischen bietet Roßberg, der die Firma seit einem<br />

Jahr zusammen mit Sebastian Glatter betreibt, auch Fotovoltaikmodule<br />

zur Stromerzeugung an. Damit kann beispielsweise<br />

die Pumpe für den Warmlufttransport angetrieben,<br />

der Gartenteich gelüftet oder ein Springbrunnen<br />

betrieben werden.<br />

Die Solarzellen lassen sich optisch ansprechend<br />

im heimischen Garten integrieren.<br />

Doch Roßberg denkt schon weiter. Sein Ziel: „Ich will komplette<br />

Sichtschutzwände anbieten, die mit Solartechnik für<br />

verschiedene Nutzungen modular bestückt werden können.<br />

Sie sollen baumarktreif sein, weil ich neue Vertriebswege im<br />

Blick habe“. Interesse hat er bei Baumärkten für solche Produkte<br />

bereits registriert. Roßberg will gegebenenfalls dann<br />

eine eigene Fertigung aufbauen und sich einen Investor als<br />

Partner suchen.<br />

Der nächste Schritt soll in diesem Jahr realisiert werden.<br />

Roßberg hat eine Wärmewand erfunden und patentieren lassen.<br />

Sie sieht aus wie eine Wand aus Stein und Glas und funktioniert<br />

wie ein Warmluftkollektor. Der Erfinder setzt noch einen<br />

drauf: Er arbeitet an einem Steuergerät, dass bei Bedarf<br />

aktuell entscheidet, welche Zusatzwärme in einem Haus genutzt<br />

werden soll, wenn die Warmluft nicht reicht. Dazu werden<br />

aktuelle Strom- und Gaspreise eingespeist und kurzfristig<br />

über die preiswerteste Nutzung entschieden.<br />

Eine Wärmewand könnte in eine große Sichtschutzwand<br />

im Garten integriert werden, die nach Roßbergs Vorstellungen<br />

ganz unterschiedliche Möglichkeiten bieten könnte - die wiederum<br />

modular und wechselweise genutzt werden könnten. Die<br />

Wärmewand dient zur Direkterwärmung von Gebäuden oder<br />

zur Vorwärmung von Wärmepumpen. Das Spektrum der Nutzungen<br />

reicht derzeit von den reinen Solarmodulen über einen<br />

kleinen Bartisch, einen Wand-Wasserfall, eine Gradieranlage<br />

bis zu Gabionenwänden aus Steinelementen sowie einem höhenverstellbaren<br />

Sichtschutz. Denkbar seien auch eingebaut<br />

Lärmschutz- und Hochwasserelemente, kündigt Roßberg an.<br />

Ein kleiner Clou: Eine klingende Sichtschutzwand, die zum<br />

Schwingen gebracht und mit optimaler Akustik Musik vom angehängten<br />

Handy spielt. :::


TITEL // 01.<strong>2016</strong> // 35<br />

Retro ist in und Nostalgie tut gut. Doch Nostalgie-Experten streiten<br />

sich. Flucht vor der Realität diagnostizieren die einen. Die anderen<br />

erkennen in der Nostalgie ein Fundament der Weiterentwicklung.<br />

AUTOR: INGA STANG<br />

FOTOGRAFIE: MORGUEFILE, VITRA, RETRO-PEDALS<br />

Schlaghosen, Butterbrote, Polaroids und<br />

Cocktail Sessel <strong>–</strong> die Trends der Vergangenheit<br />

sind wieder da. Leggings<br />

sind ein Beispiel dafür. In den 1980ern waren<br />

die knallengen Beinkleider der letzte Schrei. In<br />

allen Farben und Mustern, gepaart mit bunten<br />

Turnschuhen und Dauerwelle, eroberten<br />

sie die Clubs der Republik. Wenige Jahre später<br />

wurden sie als Modesünde aus den Regalen<br />

verbannt. Heute sind Leggings wieder in allen<br />

Geschäften von München bis Kiel anzutreffen.<br />

Was einst als Geschmacksverirrung galt, findet<br />

wieder reißenden Absatz.<br />

Retro-Revivals laufen stets nach dem gleichen<br />

Muster ab: Moden verschwinden von der<br />

Bildfläche und tauchen ein paar Jahre später<br />

plötzlich wieder auf. Der trendbewusste Konsument<br />

ist kurz irritiert, bevor ihm bewusst wird:<br />

Das hatten wir schon einmal. Emotionen kommen<br />

hoch, Erinnerungen werden geweckt, ein<br />

leichtes Schmunzeln legt sich auf das Gesicht.<br />

Für eine kurze Zeit fühlt er sich wieder zurückversetzt<br />

in die Kindheit, die Jugend oder in eine<br />

gute Zeit mit Freunden.<br />

Psychologen nennen dieses Gefühl, das Lächeln<br />

auf Gesichter zaubert, Nostalgie. Laut<br />

Duden eine „vom Unbehagen an der<br />

Gegenwart ausgelöste, von unbestimmter<br />

Sehnsucht erfüllte Gestimmtheit,<br />

die sich in der Rückwendung<br />

zu einer vergangenen, in der<br />

Vorstellung verklärten Zeit äußert,<br />

deren Mode, Kunst, Musik oder Ähnlichem<br />

man wieder belebt“.<br />

Dieses Unbehagen kann unterschiedlichste<br />

Auslöser haben. Oft hat<br />

es seinen Ursprung in einem Gefühl<br />

der Überforderung, beispielsweise vom<br />

immer schneller werdenden Alltag. Die<br />

Rückwendung in vergangene Zeiten<br />

ermöglicht eine Flucht in einen eigenen,<br />

mit positiven Gefühlen beladenen<br />

Raum der Entspannung.<br />

Forscher um den amerikanischen<br />

Psycholgieprofessor Tim Wildschut<br />

bewiesen 2006 in einer Studie, dass<br />

Nostalgie sogar therapeutisch angewendet<br />

werden kann. In ihrer Veröffentlichung<br />

‚Nostalgia: Content,<br />

Triggers, Functions‘ heißt es, dass<br />

Nostalgie soziale Beziehungen stärken,<br />

sich positiv auf die Selbstachtung<br />

auswirken und die Stimmung<br />

heben kann. Ihr wurden ähnliche<br />

Funktionen wie der Liebe, dem Stolz<br />

und der Freude attestiert. Aufgrund<br />

dieser Eigenschaften erwies sich Nostalgie<br />

bei leichten und mittelschweren<br />

Depressionen als stimmungsaufhellendes<br />

Mittel.<br />

Die Herkunft des Begriffes ist indes<br />

negativ belegt. ‚Nostalgie‘ stammt aus<br />

dem Griechischen und ist abgeleitet<br />

von den Begriffen ‚algos‘ und ‚nostos‘.<br />

‚Algos‘ bedeutet Schmerz und ‚nóstos‘<br />

Rückkehr. ‚Nostalgie‘ steht daher für<br />

den Schmerz der Rückkehr. Erstmals<br />

Der modernen Welt für einen<br />

Augenblick entfliehen<br />

verwendet wurde der Begriff in Homers<br />

‚Odysee‘. Odysseus nimmt in dieser<br />

Sage jahrelange Qualen auf sich, um<br />

wieder in seine Heimat zurückzukehren.<br />

Selbst das Angebot der Unsterblichkeit<br />

lehnt er aufgrund seiner<br />

Sehnsucht ab. Im ähnlichen Kontext<br />

verwendete der Schweizer Arzt Johannes<br />

Hofer im 17. Jahrhundert den Begriff,<br />

um eine vermeintliche Krankheit<br />

unter Söldnern zu benennen. Die Symptome<br />

der neurologischen Erkrankung<br />

waren Melancholie, Schlaflosigkeit,<br />

fehlender Appetit und ständige Gedanken<br />

an die Heimat. Heutzutage würde<br />

man für dieses Empfinden wohl den<br />

Begriff Heimweh verwenden.<br />

Allen Ursprüngen gemein ist jedoch<br />

das Schwelgen in Erinnerungen,<br />

das in extremer Form zu Melancholie<br />

und in gemäßigter Form zu<br />

Stimmungsaufhellung führen kann.<br />

Dass Nostalgie sich nicht nur positiv<br />

auf das psychische, sondern auch auf<br />

das physische Wohlbefinden auswirken<br />

kann, bewiesen<br />

Forscher um<br />

den Psychologen<br />

Xinyue Zhou. Die<br />

Wissenschaftler<br />

setzten ihre Probanden<br />

starker Kälte aus und stellten<br />

fest, dass sie mit zunehmender<br />

Kälte auch stärker nostalgischen<br />

Erinnerungen nachhingen. Je nostalgischer<br />

sie wurden, desto höher<br />

schätzten sie die Raumtemperatur<br />

ein. Ihnen wurde wärmer.<br />

Nostalgie hilft also dabei, das<br />

psychische Wohlbefinden zu stärken<br />

und macht die Menschen so auch gegen<br />

physische Angriffe stärker. Doch<br />

sie hat noch einen weiteren Effekt,<br />

den vor allem die Werbebranche für<br />

sich zu nutzen gelernt hat. Die Psychologin<br />

Jannine Lasaleta von der


TITEL // 01.<strong>2016</strong> // 37<br />

Universität von Minnesota konnte<br />

2012 nachweisen, dass Menschen,<br />

die mittels nostalgischer Werbung<br />

an eigene Erlebnisse in der Vergangenheit<br />

erinnert wurden, bereitwilliger<br />

Geld für ein Produkt oder eine<br />

andere Person ausgaben. Menschen,<br />

die sich mit banalen oder zukunftsgerichteten<br />

Botschaften beschäftigen<br />

sollten, zeigten sich hingegen weniger<br />

zahlungsbereit. Sie schlussfolgerte<br />

ähnlich wie Tim Wildschut, dass<br />

Nostalgie sich positiv auf das soziale<br />

Verhalten auswirkt und egoistische<br />

Motive wie Reichtum und Wohlstand<br />

in den Schatten stellt.<br />

Diese Ergebnisse haben zu einem<br />

rasanten Anstieg von Marketingkonzepten<br />

geführt, die auf dem<br />

sogenannten ‚Heritage Branding‘<br />

basieren. ‚Heritage Branding‘ steht<br />

für das Betonen der Marken- beziehungsweise<br />

Unternehmenstradition.<br />

Jack Daniel‘s ‚Legend‘- oder Bacardís<br />

‚Untameable Since 1862‘-Kampagne<br />

sind Beispiele dafür. Der Konsument<br />

schließt durch die lange Tradition<br />

automatisch auf einen großen Erfahrungswert<br />

des Unternehmens und<br />

schenkt ihm hierdurch höheres Vertrauen.<br />

Mittlerweile vermarktet sich<br />

das Markenerbe sogar ohne große<br />

Kampagnen. Alleine das Design eines<br />

Produkts kann nostalgische Gefühle<br />

hervorrufen. Das macht sich einer<br />

großen Zahl von Retro-Verpackungen<br />

in den Regalen bemerkbar.<br />

Der Erfolg von ‚Heritage Branding‘<br />

zeigt, dass nicht nur selbst erlebte Ereignisse<br />

aus der Vergangenheit nostalgische<br />

Gefühle auslösen können.<br />

Jede romantisierte Abbildung der<br />

Vergangenheit weckt unbemerkt die<br />

nostalgische Sehnsucht nach der ‚guten<br />

alten Zeit‘.<br />

Retromanie als Flucht vor der eigenen Lebensrealität<br />

Nostalgie wird jedoch auch kritisch<br />

betrachtet. Clemens Tissi, international<br />

bekannter Galerist und<br />

einstiger Vorreiter der Retro-Welle,<br />

bezichtigt in Interviews Retro-Designer<br />

und Retro-Käufer der Flucht<br />

vor der eigenen Wirklichkeit. Als ‚Retro‘<br />

werden Produkte bezeichnet, die<br />

neu hergestellt, aber äußerlich auf<br />

alt getrimmt sind. Eames Stühle, die<br />

an den Stil des 1978 verstorbenen<br />

Designers und Architekten Charles<br />

Eames angelehnt sind, haben als<br />

Retro-Produkt einen Siegeszug in<br />

Möbelhäuser und hippe deutsche<br />

Wohnzimmer angetreten. Sie sind<br />

ein Paradebeispiel für eine wiederkehrende<br />

Mode.<br />

Tissi meint, dass Konsumenten<br />

sich durch den Kauf von Retro-Möbeln<br />

eine Geschichte und Geschmäcker leihen<br />

und zu ihren eigenen erklären, ungeachtet<br />

ihrer individuellen Lebensrealität.<br />

Die nostalgische Flucht vor der<br />

eigenen Überforderung und Orientierungslosigkeit<br />

betrachtet er als Flucht<br />

vor der Auseinandersetzung mit dem<br />

Hier und Jetzt. Diese Flucht hindere<br />

uns am Ergründen unserer wahren<br />

Wünsche und individuellen Geschmäcker.<br />

Weiterentwicklung würde auf<br />

diesem Weg im Keim erstickt, so Tissi.<br />

Seiner Theorie gegenüber steht der<br />

Ansatz der Architekten Achim Böhmer<br />

und Sara Hausmann. In ihrem<br />

Buch ‚Retrodesign: stylelab‘ stellen sie<br />

die These auf, dass die gegenwärtige<br />

Stilepoche nicht durch das Kopieren,<br />

sondern die Vermischung vergangener<br />

Trends gekennzeichnet sei. Der Mix<br />

verschiedener Epochen wird im Fachjargon<br />

Eklektizismus genannt. Durch<br />

Stagnation<br />

durch<br />

Nostalgie?<br />

Eklektizismus entstünden ganz eigene,<br />

neue und innovative Designs, die<br />

auf ihre Weise den Zeitgeist wiederspiegeln.<br />

Nostalgie sei demnach nicht<br />

das Ende, sondern Baustein der persönlichen<br />

Weiterentwicklung.<br />

Das Wiederaufleben lassen vergangener<br />

Stile ist im Übrigen kein<br />

neues Phänomen. Die gesamte Epoche<br />

der Renaissance <strong>–</strong> im Französischen<br />

‚Wiederkehr‘ <strong>–</strong> war bereits durch das<br />

Wiederaufleben der römischen und<br />

griechischen Antike geprägt. Zeugnisse<br />

dieser Zeit wie die Kunstwerke<br />

Leonardos oder die Kuppel des Florentiner<br />

Doms von Filippo Brunelleschi<br />

werden bis heute bewundert.<br />

Ob man in mehreren hundert Jahren<br />

die Fanta-Retro-Flasche, ‚Vintage-<br />

Camera‘-Apps oder Möbel-Replikate<br />

bewundern wird, sei dahingestellt.<br />

Aber: Jedem sei eine kleine Auszeit bei<br />

alten Erinnerungen <strong>–</strong> im Retro-Schaukelstuhl<br />

wippend <strong>–</strong> genehmigt. :::


TITEL // 01.<strong>2016</strong> // 39<br />

Zurück in<br />

die Vergangenheit <strong>–</strong><br />

Retro-Highlights<br />

der Region<br />

Nicht nur Nostalgiker erliegen dem Charme vergangener Zeit.<br />

Ob Retro oder Vintage <strong>–</strong> Klassiker liegen im Trend.<br />

AUTOR: YVONNE-MADELAINE PFEIFFER<br />

FOTOGRAFIE: KATHARINA KE , AUTOHAUS WOLFSBURG KLASSIK<br />

Gepunktetes „Mermaid“ Cocktailkleid<br />

Weiblichkeit<br />

(Louise D’Ivoire)<br />

meets Retro<br />

Klassiker gefallen weit mehr Menschen als nur<br />

einer ausgewählten Sammlerklientel. Dabei hat<br />

die jeweilige Begeisterung ganz unterschiedliche<br />

Gründe <strong>–</strong> seien es Kindheitserinnerungen, der individuelle<br />

Geschmack oder die Sehnsucht nach Ursprünglichkeit<br />

in Kontrast zur schnelllebigen, digitalen Gegenwart.<br />

In der Region haben Retro-Fans verschiedene Möglichkeiten,<br />

die Vergangenheit wiederaufleben zu lassen: Im<br />

Autohaus Wolfsburg Klassik zum Beispiel. Dort kommen<br />

Freunde von Young- und Oldtimern voll auf ihre Kosten.<br />

Oder in Gifhorn. Von dort führt die Designerin Anja<br />

Schramek ihr Mode-Atelier PinUpBella Fashion, das<br />

durch die Stile der 30er- bis 50er-Jahre geprägt ist.<br />

Ladies first: Vintage-Mode<br />

aus Gifhorn<br />

Die 31-jährige Anja Schramek lebt Rock´n´Roll <strong>–</strong> lange<br />

Zeit privat als Fan der Rockabilly-Szene und seit 2012<br />

auch beruflich. In diesem Jahr gründete sie ihr Mode-Label<br />

PinUpBella Fashion, das sie in ihrer Heimat<br />

Gifhorn führt. Die Mode von PinUpBella Fashion ist<br />

geprägt durch die Stile der 30er bis 50er Jahre <strong>–</strong> von<br />

Bleistiftrock bis Petticoat. Ikonen wie Sophia Loren,<br />

Marylin Monroe oder Brigitte Bardot sind Inspirationsquellen<br />

für Anja Schramek, die selbst designt und<br />

schneidert. „Ich mache sehr feminine Vintage-Mode für<br />

die Frau von heute“, sagt die kreative Gründerin. „Meine<br />

Kundinnen sollen sich wohlfühlen in meinen Stücken<br />

und ihre Weiblichkeit ausleben <strong>–</strong> ganz egal ob sie<br />

groß oder klein, schmal oder kurvig sind. Meine Mode<br />

ist figurbetont und schmeichelt dabei jeder Frau.“<br />

Handmade zu<br />

bezahlbaren Preisen<br />

Not macht erfinderisch: Die gelernte Assistentin für<br />

Mode und Design war lange Zeit selbst auf der Suche<br />

nach dem perfekten Outfit, das ihren Stil widerspiegelt.<br />

„Ich konnte meine Wünsche und Erwartungen nie zu<br />

100 Prozent erfüllen. Da habe ich zu Nadel und Faden<br />

gegriffen und meine Kleider selbst geschneidert“,<br />

sagt Anja Schramek. „Der Zuspruch und die Nachfrage<br />

in der Rockabilly-Szene bezogen auf meine Outfits<br />

waren so groß, dass ich schließlich beschlossen habe,<br />

ein Geschäft aus meinem Talent zu machen. Mein Ziel:<br />

Hochzeit im Petticoat<br />

feminine Mode zu erschwinglichen Preisen ermöglichen.“<br />

Seit 2015 verkauft Anja Schramek ihre Designs „Made in<br />

Gifhorn“ online über fraulux.de. Die aktuelle Kollektion<br />

von PinUpBella Fashion geht in die Business-Richtung <strong>–</strong><br />

schick, mondän, weiblich. Saisonbedingt kristallisiert<br />

sich bei den Kundinnen von PinUpBella Fashion ein weiterer<br />

Trend heraus. Pünktlich zur Hochzeitssaison werden<br />

bei Anja Schramek vermehrt Brautkleider im Vintage-Stil<br />

nachgefragt <strong>–</strong> insbesondere für Trauungen im Standesamt.<br />

Der Favorit der angehenden Bräute: der Petticoat <strong>–</strong> oben<br />

eng und taillenbetont, unten bis zum Knie weit ausgestellt<br />

unterfüttert.<br />

Das Gifhorner Label ist auf Wachstumskurs: <strong>2016</strong> sind<br />

eine Reihe von Modenschauen sowie Messeauftritte geplant.<br />

„In der Region hat sich eine große Vintage-Fangemeinde<br />

etabliert. Dabei handelt es sich nicht nur um Kundinnen<br />

aus der Rockabilly-Szene. Immer mehr Frauen setzen auf<br />

die sehr femininen Schnitte der 30er, 40er oder 50er“, sagt<br />

Anja Schramek.


TITEL // 01.<strong>2016</strong> // 41<br />

Danny Borgsdorf ist<br />

seit 2013 Betriebsleiter<br />

des Autohauses.<br />

„Wir sind spezialisiert auf den Handel, die Restauration<br />

sowie die Instandhaltung von Young- und Oldtimern“, fasst<br />

Danny Borgsdorf, Betriebsleiter des Autohauses, zusammen.<br />

„Uns treibt die Leidenschaft an, diese einzigartigen Fahrzeuge<br />

zu erhalten. Dabei ist jeder Auftrag eine individuelle Herausforderung,<br />

sei<br />

es die Handwerkskunst<br />

an sich oder<br />

die teilweise sehr<br />

zeitintensive Suche<br />

nach Originalteilen. Das macht den Reiz unserer Arbeit aus.“<br />

Danny Borgsdorf ist mit Benzin im Blut aufgewachsen und<br />

hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Der Kfz-Meister hat bereits<br />

vor der Gründung des Autohauses Wolfsburg Klassik im<br />

Jahr 2013 Oldtimer restauriert. Damals noch in einer kleinen<br />

Kellerwerkstatt <strong>–</strong> heute auf über 1.000 Quadratmetern<br />

inklusive acht Hebebühnen, 22 Doppelgaragen und einer<br />

Waschhalle. Bereits zwei Jahre nach Standorteröffnung arbeiten<br />

17 Mitarbeiter im Team von Borgsdorf.<br />

Die Kunden des Autohauses entscheiden sich aus ganz<br />

unterschiedlichen Gründen für einen Fahrzeugklassiker.<br />

Viele fühlen sich beispielsweise in ihre Kindheit zurückversetzt<br />

und entscheiden<br />

sich für<br />

ein Modell, dass<br />

bereits die Eltern<br />

oder Großeltern<br />

gefahren sind. Andere wiederum sehen hier eine solide<br />

Geldanlage: Das teuerste Modell im Showroom ist der Porsche<br />

356b aus dem Jahr 1963. Sein Wert: 99.000 Euro.<br />

Aber auch für den nicht ganz so großen Geldbeutel hat<br />

Danny Borgsdorf etwas im Sortiment <strong>–</strong> einen Volkswagen<br />

Mexiko-Käfer Cabriolet in pastellweiß, Baujahr 1987, für<br />

10.900 Euro. :::<br />

Was den Zauber alter Autos ausmacht<br />

Der Chevrolet 3104 Pickup, Baujahr 1951, ist<br />

aktuell das älteste Fahrzeug im Showroom.<br />

Online-Store von PinUpBella Fashion: https://fraulux.de/pinupbella-fashion<br />

Autohaus Wolfsburg Klassik www.autohaus-wolfsburg-klassik.de<br />

Besonders nachgefragt werden die<br />

wertvollen Porsche-Modelle.<br />

Der Geruch von Benzin liegt im Autohaus Wolfsburg<br />

Klassik wortwörtlich in der Luft. Rund 20 fahrbereite<br />

Young- und Oldtimer zieren den 400 Quadratmeter großen<br />

Showroom des Autohauses in der Theodor-Heuss-Straße<br />

in Wolfsburg. Blitzblank<br />

poliert erstrahlen die PSstarken<br />

Schätze in den unterschiedlichsten<br />

Farben<br />

<strong>–</strong> von Karminrot über klassisches<br />

Silber bis hin zu Babyblau. Auch die Bandbreite an<br />

Modellen und Marken beeindruckt nicht nur eingefleischte<br />

Autofans. Neben einigen Volkswagen Käfer und Porsche-<br />

Modellen, entdeckt der Besucher auch eine Piaggio Vespa<br />

400, Baujahr 1960, oder einen Chevrolet 3104 Pickup aus<br />

dem Jahr 1951, das älteste Fahrzeug in der Sammlung.<br />

Oldtimer: die Hingucker auf der Straße<br />

Gott, wir müssen reden.<br />

Alle, die nicht aufhören zu fragen, diskutieren bei uns.<br />

Jetzt anmelden und mitreden!<br />

www.abt-jerusalem-akademie.de


TITEL // 01.<strong>2016</strong> // 43<br />

Altes Phänomen<br />

auf neuen Pfaden<br />

Rechtsextreme Ideologien scheinen in der Gesellschaft auf<br />

fruchtbareren Boden zu fallen als noch vor wenigen Jahren.<br />

<strong>regjo</strong> spricht mit Experten über die Hintergründe.<br />

AUTOR: INGA STANG<br />

Rassismus war nie<br />

wirklich weg<br />

<strong>–</strong> sehr lautstark öffentlich Gehör verschaffen können, wie<br />

zuletzt in dieser Deutlichkeit Anfang der 1990er Jahre.“<br />

Vor rund 25 Jahren war Rechtsextremismus schon einmal<br />

das große Thema in Politik und Medien. Fast 50 Jahre<br />

nach dem Sturz der Nationalsozialisten war der rechte Terror<br />

in Deutschland wieder präsent. Rechtsextreme Übergriffe<br />

auf Flüchtlinge und Einwanderer in Hoyerswerda, Rostock-<br />

Lichtenhagen, Mölln und Solingen machten bundesweit<br />

Schlagzeilen. Häuser wurden angezündet, Steine geworfen,<br />

Menschen starben. Mitschuldige damals: die Medien. Die<br />

Presse schürte Angst vor ‚den Fremden‘, den Armen und<br />

Kriminellen, die das Land überrennen würden. Statistisch<br />

gesehen konnte jedoch kein Anstieg krimineller Handlungen<br />

von Einwanderern festgestellt werden. Auch wurde kein<br />

signifikanter Anstieg der Flüchtlingszahlen verzeichnet, der<br />

die Bezeichnung ‚Flut‘ gerechtfertigt hätte.<br />

Den Ereignissen und mehreren wissenschaftlichen Publikationen<br />

zur Verantwortung der Medien folgend änderte<br />

sich das Selbstverständnis vieler Medienhäuser. Dennoch,<br />

meint Professor Salzborn, spielt die Presse auch in der aktuellen<br />

Entwicklung Richtung rechts wieder eine tragende<br />

Talkshows bieten Rassisten<br />

ein breites Forum<br />

861Übergriffe und Demonstrationen gegen<br />

Flüchtlinge dokumentierten die ‚Amadeu<br />

Antonio Stiftung‘ und ‚Pro Asyl‘ im Jahr 2015. Es scheint,<br />

als erlebten menschenverachtende Ideologien ein Revival.<br />

Wo liegen die Ursachen für dieses Comeback der rechten<br />

Szene? Prof. Dr. Samuel Salzborn, Professor für Grundlagen<br />

der Sozialwissenschaften am Institut für Politikwissenschaft<br />

der Georg-August-Universität Göttingen, setzt<br />

sich seit 20 Jahren mit dem Thema Rechtsextremismus<br />

auseinander. In der Neuauflage seines Buchs ‚Rechtsextremismus.<br />

Erscheinungsformen und Erklärungsansätze‘<br />

widmet er sich sich unter anderem den jüngsten Entwicklungen<br />

im Bereich der ‚Neuen Rechten‘. Als Revival oder<br />

Comeback der rechten Szene möchte der Wissenschaftler<br />

die aktuellen Entwicklungen nicht bezeichnen. Nationalismus<br />

und Rechtsradikalität seien nie wirklich weg gewesen:<br />

„Die gesamte Geschichte der Bundesrepublik ist durchzogen<br />

mit völkischen, rassistischen und antisemitischen<br />

Artikulationen“, sagt Salzborn. Rund ein Fünftel der bundesdeutschen<br />

Gesellschaft zeige seit Jahrzehnten in repräsentativen<br />

Umfragen eine rechte Gesinnung. Neu sei jedoch<br />

„dass diese Rassisten und Antisemiten sich <strong>–</strong> wieder einmal<br />

Rolle: „In medienwirksamen Formaten wie Talkshows wird<br />

nicht mehr über Rassismus und Rassisten, sondern mit<br />

Rassisten diskutiert. Ihnen wird auf diesem Weg ein breites<br />

Forum für ihre menschenverachtenden Positionen gegeben<br />

<strong>–</strong> so als wäre ein rassistisches und antisemitisches Weltbild<br />

etwas, was im Rahmen einer demokratischen und pluralen<br />

Gesellschaft diskutabel wäre.“<br />

Reinhard Koch, Leiter der ‚Arbeitsstelle Rechtsextremismus<br />

und Gewalt‘ (ARUG) in Braunschweig und des<br />

‚Zentrums für Demokratische Bildung‘ (ZDB) in Wolfsburg


TITEL // 01.<strong>2016</strong> // 45<br />

Prof. Dr. Samuel Salzborn<br />

von der Georg-August-Universität in Göttingen.<br />

Foto: Marta Krajinovic<br />

Reinhard Koch<br />

Leiter der ‚Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt‘ (ARUG) in Braunschweig<br />

und des ‚Zentrums für Demokratische Bildung‘ (ZDB) in Wolfsburg<br />

Foto: ARUG<br />

sieht durchaus einen Sinn darin, mit Anhängern von Pegida<br />

und Co. in Kontakt zu treten. Kommunikation sei die einzige<br />

Weise, um Personen auf ihrer Suche nach Antworten<br />

von rechten Bewegungen wegzuführen. Dies müsse jedoch<br />

abseits der Medien geschehen: „Ich würde davon abraten,<br />

Rassisten eine mediale Bühne zu bieten, da man so nur die<br />

Verbreitung ihres Gedankenguts befördert. Bekannterweise<br />

ist dieses Phänomen jedoch der Quote geschuldet. Einen<br />

Buhmann in der Sendung zu haben gehört fast schon<br />

zum Standard.“ Dabei sei es beinahe egal, ob es sich um<br />

Parallelen zu den Neunzigern sind erkennbar,<br />

aber die Diskussionsfelder sind andere<br />

eine kritische Berichterstattung handele oder nicht. „Die<br />

klassische Gier nach Schlagzeilen treibt die Medien dazu,<br />

überwiegend negative Berichterstattung zu produzieren.<br />

Hierdurch wird zum einen die mediale Bühne für die<br />

Rassisten vergrößert und zum anderen der Eindruck erweckt,<br />

dass es in der Flüchtlingsdebatte ausschließlich<br />

negative Dinge zu berichten gäbe.“<br />

Auch Reinhard Koch findet den Ausdruck Revival oder<br />

‚Wiederkehr‘ im Kontext mit den aktuellen Geschehnissen<br />

falsch gewählt. „Man erkennt Parallelen zu den Ereignissen<br />

in den Neunzigern, aber von einer Wiederkehr<br />

kann man nicht reden. Heute handelt es sich um ganz<br />

andere Menschen, andere Strukturen und andere Diskursfelder.<br />

Jedoch wiederholen sind die Mechanismen,<br />

die greifen.“ So würden sich die Menschen <strong>–</strong> wie schon<br />

früher <strong>–</strong> in Gruppen organisieren, in denen Widersprüche<br />

und Vorurteile als Gemeinsamkeit empfunden werden.<br />

„Das hat einen Verstärkungseffekt. Die Szene spürt<br />

wieder ihre Mobilisierungskraft.“<br />

Auch das Internet ermöglicht rechten Akteuren ganz<br />

neue Wege zur Verbreitung ihres menschenfeindlichen<br />

Gedankenguts. „Rassisten profitieren vom Internet durch<br />

eine verbesserte Organisationsstruktur, Vernetzung sowie<br />

neue Mobilisierungsmöglichkeiten durch soziale Netzwerke<br />

und Ähnlichem“, sagt Professor<br />

Salzborn. „In manchen Teilen<br />

der Gesellschaft herrscht eine<br />

schiere Hilflosigkeit, mit rechtsextremer<br />

und rassistischer Agitation<br />

in sozialen Netzwerken<br />

umzugehen.“ Um den gegenwärtigen<br />

Aufwind antidemokratischer Bewegungen zu stoppen,<br />

müsse man daher konsequent alle politischen und<br />

rechtlichen Möglichkeiten der Demokratie ausschöpfen<br />

und Onlinehetze effektiv abstrafen.<br />

Reinhard Koch: „Es ist ein Skandal, dass man mit Unternehmen<br />

wie Facebook oder anderen sozialen Netzwerkträgern<br />

Diskussionen auf Regierungsebene führen muss, ob<br />

menschenverachtende Inhalte bis hin zu Ausrottungsfantasien<br />

geahndet werden müssen.“ Um langfristig etwas zu<br />

verändern, wünscht er sich eine Weiterentwicklung der Verbotskultur<br />

hin zu einer Kultur der Prävention und aktiven<br />

Ansprache.<br />

Mit der aktuellen Debatte über die rechte Szene verknüpft<br />

ist die Organisation Pegida. 2014 in Dresden gegründet hat<br />

Pegida innerhalb kurzer Zeit bundesweit eine beachtliche<br />

Anhängerschaft gewonnen. Anders als die NPD oder andere<br />

rechte Organisationen profitierte Pegida anfangs vom<br />

Zuspruch aus dem Bürgertum. Die Pegida-Sympathisanten<br />

vertraten rechte Ansichten, wollten jedoch nicht öffentlich<br />

als Nazis gekennzeichnet werden. „Bei Pegida handelt es sich<br />

nicht einfach um ‚besorgte Bürger‘“, so Professor Salzborn,<br />

„das ist Propaganda und Quatsch. Es geht hier um ein recht<br />

klar umreißbares rechtes Klientel.“ Dies würde insbesondere<br />

mit dem Blick auf Dresden deutlich, wo das Potenzial von<br />

Pegida ziemlich genau dem Zweitstimmenanteil der NPD und<br />

AfD bei der Landtagswahl 2014 entspricht.<br />

Auch regional zeige sich beispielsweise Bragida in<br />

Braunschweig deutlich von der extremen rechten Szene<br />

dominiert, sagt Reinhard Koch. Der erhoffte Erfolg, durch<br />

einen Pegida-Ableger in Niedersachsen ähnliche Anhängerzahlen<br />

wie in Dresden zu mobilisieren, blieb der Organisation<br />

verwehrt. Kein Wunder, glaubt man Professor<br />

Salzborns Erklärung für den Erfolg Pegidas und anderer<br />

rechter Organisationen im Osten Deutschlands. Demokratieferne<br />

und demokratiefeindliche Traditionen hätten<br />

hier bereits vor Jahren den Grundstein für Rassismus gelegt.<br />

Auch die lokale Politik zeichne sich aus durch einen<br />

„Unwillen, wirklich etwas gegen den Rassismus und Antisemitismus<br />

der eigenen Bevölkerung zu unternehmen.“<br />

Salzborn spricht hierbei vom ‚rassistischen Konsens‘, der<br />

nicht nur diejenigen zu umfassen scheine, die mit Pegida<br />

auf die Straße gehen. In Braunschweig dümpelt Bragida<br />

derweil vor sich hin und versucht, sich mit einem<br />

unglaubwürdigen Abgrenzungsversuch zur rechten Szene<br />

ein anderes Image zu verschaffen. „Im Grunde ist das Zusammenkommen<br />

von Bragida jede Woche nur noch eine<br />

rein rituelle Angelegenheit“ meint Koch.<br />

Zusammenfassend konstatiert Professor Salzborn: „Auf<br />

der einen Seite ist die rechtsextreme Szene sehr gut vernetzt,<br />

gewaltbereit und öffentlich präsent. Auf der anderen<br />

Seite gibt es aber auch sehr viele positive Entwicklungen,<br />

wenn man etwa das große Engagement vieler Menschen<br />

für Flüchtlinge oder gegen Rechtsextremismus betrachtet.“<br />

Besonders in <strong>Südostniedersachsen</strong> habe es schon immer<br />

viel Engagement gegen rechts und für demokratische Werte<br />

gegeben, fügt Reinhard Koch hinzu. Durch die Flüchtlingsdebatte<br />

und eben dieses Engagement biete sich jetzt eine<br />

Chance, die Werte von Gleichheit, Menschenwürde, Anerkennung<br />

und Nächstenliebe erlebbar zu machen und ihre<br />

Bedeutung wieder in den Fokus der Gesellschaft zu stellen.<br />

„Je mehr Leute in diese Diskussion einsteigen und sich engagieren,<br />

ohne auf ihren eigenen Vorteil bedacht zu sein,<br />

desto besser stehen die Chancen langfristiger Erfolge im<br />

Bereich der Prävention.“ :::


TITEL // 01.<strong>2016</strong> // 47<br />

Spiegel der Gesellschaft<br />

Architektur hat den Anspruch, mit der Zeit zu gehen <strong>–</strong> mehr noch:<br />

die Zukunft zu planen. Trotzdem kann es auch in diesem Bereich<br />

darum gehen, Altes zu bewahren.<br />

Ein Blick zurück: Während der Industrialisierung<br />

herrschten schlechte Lebens- und Arbeitsbedingungen.<br />

In den großen Städten lebte die arbeitende Bevölkerung<br />

in beengten Mietskasernen unter schlechten hygienischen<br />

Verhältnissen. Diesen Zuständen begegnete man stadtplanerisch<br />

mit einer funktionalen Stadtentwicklung und dem<br />

Versuch, die Arbeits- von den Lebenswelten zu trennen. Die<br />

Architekten der Zeit hatten den sozialen Ansatz, auch die<br />

Arbeiter und ihre Familien in lebenswerter, gesunder und<br />

schönerer Umgebung unterzubringen. Diesen Anspruch erfüllten<br />

sie <strong>–</strong> hier kommt die Bauhaus-Phase auf den Plan<br />

<strong>–</strong>, indem im Baukastensystem, quasi von der Stange, große<br />

Wohneinheiten kostengünstig errichtet wurden.<br />

Die Folge dieser Bauweise, die gewissermaßen eine<br />

Stapelung und Multiplikation uniformer Wohnungen hervorbrachte:<br />

Den Bewohnern fehlten Individualität und die<br />

Möglichkeit zur kreativen Entfaltung. „Die Gegenreaktion<br />

darauf war die Postmoderne mit ihren freieren Formen oder<br />

Schmuckelementen. Auf die Postmoderne reagierte man<br />

wiederum mit dem Einsatz extrem reduzierter Materialien<br />

wie Stahl und Glas, die oft fast technisch anmuten, wie<br />

zum Beispiel am Wolfsburger Kunstmuseum zu sehen ist“,<br />

erläutert Froberg.<br />

Für die Stadtplanung hatte diese Entwicklung auch<br />

Konsequenzen: Durch die Trennung von Arbeit und Wohnen<br />

waren längere Wege zu überwinden. Der Individualverkehr<br />

mit dem Auto <strong>–</strong> dem neuen Verkehrsmittel des 20.<br />

Jahrhunderts <strong>–</strong> nahm zu. Aufgrund der Steigerung des<br />

Verkehrsaufkommens legten die Planer der Nachkriegszeit<br />

ein besonderes Augenmerk auf weiträumig dimensionierte<br />

Straßenquerschnitte. Stichwort ‚autogerechte Stadt‘. Der<br />

Architektur entwickelt sich immer<br />

fort und lernt aus Fehlern<br />

für den fließenden Autoverkehr reservierte Straßenraum<br />

wuchs auf gefühlte 80 Prozent.<br />

Heute gilt diese Haltung als überholt. Breite Straßen<br />

werden zurückgebaut, wie an der Kurt-Schumacher-Straße<br />

in Braunschweig zu sehen ist. Straßenräume sind heute<br />

zunehmend wieder Lebensräume.<br />

Auch mit der flexibleren Lebensplanung der Bevölkerung<br />

setzen sich die Architekten auseinander. Während die<br />

Menschen früher meist ihr Leben lang an einem Ort blieben<br />

und sich die sozialen Kontakte auf Freunde und Kollegen<br />

in der Nähe beschränkten, ziehen junge Arbeitnehmer öfter<br />

um. Die Gesellschaft ist mobiler geworden. Konsequenz<br />

fürs Bauen: Die Wohnungen und Häuser werden flexibler<br />

gestaltet, man denke nur an Barrierefreiheit oder die Möglichkeit,<br />

den Wohnraum zu verkleinern. Heute sollten sich<br />

Wohnungen mitentwickeln können, sagt Nicole Froberg. Ihr<br />

Fazit: „An der Entwicklung seit 1900 sieht man, dass Architektur<br />

immer ein Spiegel der Gesellschaft ist, die sich<br />

fortwährend weiterentwickelt. Es gibt keine Rücksprünge.<br />

Aber es gibt Dinge, die wir mitgenommen haben, weil sie<br />

richtig waren und man sie heute auch noch wertschätzt.“<br />

Am Thema Schulen lässt sich die Weiterentwicklung in<br />

der Architektur sehr gut verdeutlichen. Sie sind heute gänzlich<br />

anders organisiert. Ganztagsschulen mit Betreuungs-<br />

AUTOR: BÄRBEL MÄKELER<br />

FOTOGRAFIE: BÄRBEL MÄKELER, LARS LANDMANN, KLEMENS ORTMEYER<br />

Beim Gang durch die Neubaugebiete der Region<br />

könnte der Laie angesichts kubischer Wohnhäuser<br />

auf die Idee kommen, der Minimalismus sei wieder<br />

im Kommen. Wird hier Altbewährtes erneut modern? Gibt<br />

es auch in der Architektur einen Trend zur nostalgischen<br />

Rückschau? Mit Verwunderung reagieren Architekten auf<br />

die entsprechende Frage. Nein, ‚Retroarchitektur‘ macht<br />

kein Architekt, der etwas auf sich hält.<br />

Eine, die es wissen muss, ist Nicole Froberg, Leiterin<br />

des Forums Architektur in Wolfsburg. Die von der Stadt<br />

Wolfsburg unterhaltene kommunale Einrichtung hat sich<br />

Architekturvermittlung und -kommunikation auf die Fahnen<br />

geschrieben. Auch sie will nicht von Retroarchitektur<br />

sprechen. „Das hängt damit zusammen“, sagt sie, „dass Architektur<br />

sehr stark gesellschaftliche Entwicklungen aufnimmt<br />

oder im besten Fall sogar mitgestaltet.“ Architektur<br />

entwickele sich immer fort und sie lerne aus Fehlern. Froberg<br />

zeigt anhand der historischen Entwicklung des Bauens<br />

seit dem 19. Jahrhundert auf, dass Architektur auf problematische<br />

Entwicklungen reagiert, um ein besseres Lebensumfeld<br />

für Menschen zu schaffen <strong>–</strong> Architektur denkt voraus<br />

und plant somit die Zukunft weiter.


TITEL // 01.<strong>2016</strong> // 49<br />

zeiten bis teilweise 17 Uhr erfordern mehr Freizeitbereiche,<br />

Rückzugszonen, Arbeits-, Spiel- und Bewegungsbereiche.<br />

Jüngstes Beispiel: Die 2015 eröffnete IGS Weststadt in<br />

Braunschweig, geplant von Springmeier Architekten, erfüllt<br />

die neuesten architektonischen, pädagogischen wie<br />

auch ökologischen Standards: So ist sie als erstes städtisches<br />

Gebäude energiesparend als Passivhaus gebaut; sie<br />

verfügt über drei Schulhöfe, eine Kletterwand, eine Mensa<br />

mit Frischeküche, einen Schulgarten mit Feuchtbiotop<br />

und eine Photovoltaikanlage. Die Klassenräume gruppieren<br />

sich jahrgangsweise um je einen Marktplatz als identifikationsstiftende<br />

Kommunikations- und Aktionsfläche. „Solche<br />

Flächen sind wichtiger Bestandteil moderner Pädagogik,<br />

aber in den Musterraumprogrammen nicht zu finden.<br />

Es bedarf schon einigen Geschicks, diese Flächen an anderer<br />

Stelle ‚herauszusparen‘“, betont Wilhelm Springmeier.<br />

„Gleiches gilt für die Gestaltung des ‚Schwalbennestes‘,<br />

einem von drei Freizeitbereichen für die Schüler, das als<br />

‚anarchisches Element‘ über der Eingangshalle schwebt.“<br />

Im Entwurf derselben Architekten für den Neubau der Leonardo-da-Vinci-Grundschule<br />

in Wolfsburg, der mit dem 1.<br />

Preis ausgezeichnet wurde, ist die Rede von ‚Lernhäusern‘<br />

und ‚Lernlandschaften‘. Allein schon die Begrifflichkeiten<br />

zeigen: von Retro keine Spur.<br />

Dennoch können Gebäude nostalgische Gefühle wecken.<br />

Ein Beispiel ist das Wolfsburger Theater. Gerade wurde<br />

die Generalsanierung des von Hans Scharoun entworfenen<br />

Hauses abgeschlossen. Ungewöhnlich ist hier, dass das<br />

1973 eingeweihte Theater schon seit den 1980er-Jahren auf<br />

der Denkmalliste steht. So konnten Materialien wiederbeschafft<br />

oder aufgearbeitet werden. Andere Details wurden<br />

zwar neu gefertigt, wie beispielsweise der Teppichboden,<br />

aber immerhin vom selben Hersteller in gleicher Oberflächenstruktur<br />

und Farbe. Durch Befundanalysen konnten<br />

Originalfarben im und am Bau ermittelt und wieder aufgebracht<br />

werden.<br />

Fand hier ein Revival der Siebzigerjahre statt? Ja und<br />

nein. Ja, weil den Betrachter des sanierten Theaters ein<br />

nostalgisches Gefühl überkommt: Die Farbwelt, die Möblierung,<br />

alles ist so bekannt und vertraut. Aber dennoch<br />

nein: „Im Denkmalschutz hat die Originalsubstanz immer<br />

oberste Priorität“, erklärt Nicole Froberg, die die Sanierung<br />

begleitet hat. „Es geht nicht um Geschmack oder Schön-<br />

Finden <strong>–</strong> es geht im Denkmalschutz darum, die Gesamteinheit<br />

zu bewahren. Das ist aber kein Retrodenken, sondern<br />

das Ziel, den Originalzustand in die nächste Generation zu<br />

bringen. Das würde man genauso mit einem Fachwerkhaus<br />

oder einem Renaissanceschloss machen.“ :::<br />

Original Clubsessel, Arztvitrinen oder alte Industrielampen<br />

aus der Mitte des letzten Jahrhunderts<br />

werden heute von Unternehmen wie ‚worksberlin‘<br />

restauriert und zum Kauf für Vintage Liebhaber angeboten.<br />

Mittels schonender Aufarbeitung bewahren<br />

die Berliner den besonderen Charakter der seltenen<br />

Stücke. Die Unikate kosten bis zu 1300 Euro und sind<br />

auf der Website des Unternehmens erhältlich. :::<br />

Polaroid hat zwei seiner klassischen Sofortbildkameras<br />

neu aufgelegt und begeistert damit Retro-Fans weltweit. Die<br />

robuste Polaroid OneStep 600 Instant Camera und die Land<br />

Camera 1000 erinnern an Italienurlaube in den Achtzigern<br />

und liefern Bilder im typischen Vintage-Look. :::<br />

5-Klingen-Rasierer mit Gleitstreifen waren gestern. Der moderne Mann von<br />

heute rasiert sich immer öfter wieder mit Rasiermessern. Spätestens seit<br />

James Bond im Kinohit ‚Skyfall‘ von einer hübschen Frau mit der gefährlich<br />

scharfen Klinge rasiert wurde, hat die klassische Rasur ein wahres Revival<br />

erlebt. Onlineshops wie blackbeards.de, die sich auf Bartpflegeprodukte spezialisiert<br />

haben, bieten Rasiermessersets inklusive Streichriemen aus Leder<br />

und Dachshaarpinsel ab 130 Euro an. :::<br />

Diverse Hersteller von Hifi-Geräten haben mittlerweile<br />

Produkte im Angebot die dem Design alter Klassiker<br />

nach empfunden wurden. Vom klassischen Kofferradio<br />

über Plattenspieler im Vintage-Look bis zu Röhrenradios<br />

mit Smart-Phone Docking-Station ist alles dabei.<br />

Die Preisspanne bewegt sich dabei zwischen 50 bis<br />

1000 Euro, je nach Produkt, Hersteller und Qualität. :::<br />

Auna Nostalgy Buckingham<br />

Koffer-Plattenspieler


TITEL // 01.<strong>2016</strong> // 51<br />

Essen wie ein<br />

Steinzeitmensch<br />

Paleo als Ernährungsform ist seit längerer Zeit in aller Munde.<br />

Doch Paleo ist mehr als nur ein Diättrend <strong>–</strong> Paleo ist die Forderung<br />

nach einer Rückbesinnung auf unsere menschlichen Wurzeln.<br />

AUTOR: INGA STANG<br />

FOTOGRAFIE: CHRISTIAN VERLAG, PALÄON GMBH<br />

Paleo ist abgeleitet von ‚Paläolithikum‘ dem Fachbegriff<br />

für die Altsteinzeit und steht für einen Lebensstil<br />

der insbesondere im Hinblick auf die Ernährung<br />

eine Rückkehr zu den menschlichen Wurzeln der Sammler-<br />

Jäger-Fischer beabsichtigt.<br />

Der Blog ‚Paleo360.de‘ ist der führende deutschsprachige<br />

Blog zum Thema und bietet neben Rezepten auch eine Reihe<br />

Informationen für Paleo-Einsteiger und Experten. Gründer<br />

des Blogs sind der gebürtige Wolfenbütteler Nico Richter und<br />

seine Frau Michaela. 2014 erschien ihr erstes von bisher<br />

zwei Paleo-Kochbüchern.<br />

Viele unserer heutigen Zivilisationskrankheiten wie Diabetes<br />

oder diverse Unverträglichkeiten seien das Ergebnis<br />

unserer heutigen Ernährungsweise, erklärt Nico Richter.<br />

„Der Mensch hat sich seit 2,5 Millionen Jahren von unverarbeiteten<br />

Lebensmitteln ernährt. In den letzten 10.000,<br />

insbesondere den letzten 100 Jahren hat sich das stark<br />

verändert. Unsere Ernährung hat sich komplett auf verarbeitete<br />

Lebensmittel umgestellt, unsere Bewegung ist durch<br />

Büroarbeit eingeschränkt worden, der chronische Stress ist<br />

gestiegen. Die körperliche Evolution kann nicht mit der kulturellen<br />

Evolution mithalten.“ In der Paleo Ernährung ginge<br />

es deshalb darum sich wieder seiner menschlichen Wurzeln<br />

zu besinnen und sich ähnlich wie die frühen Steinzeitmenschen<br />

von natürlichen, unverarbeiteten Lebensmitteln<br />

zu ernähren. Die Anschaffung eines Schrebergartens oder<br />

Jagdscheins sei hierfür aber nicht zwingend nötig: „Wir versuchen<br />

mit Paleo eine natürliche steinzeitliche Ernährung<br />

mit den heute verfügbaren Lebensmitteln nachzuahmen und<br />

an unsere jetzige Zeit anzupassen“, erklärt Nico Richter.<br />

Gemüse bildet die Basis der Paleo-Ernährung. Daneben<br />

wird viel Wert auf Fisch, Fleisch und Eier gelegt. Diese Nahrungsmittel<br />

sollen den Körper mit ausreichend Proteinen, Vitaminen<br />

und Mineralien versorgen. Gesunde Öle und Fette<br />

wie Avocado-, Kokos- oder kaltgepresstes Olivenöl sind neben<br />

tierischen Produkten und Gemüse der dritte Grundstein<br />

der Paleo-Ernährung. Wer sich jedoch auf Wurst, Fischstäbchen<br />

und Supermarkt-Steaks freut wird enttäuscht. Bei der<br />

Auswahl der Produkte wird viel Wert auf Haltung, Fütterung<br />

und Nachhaltigkeit gelegt. Das Ziel ist eine Ernährungsund<br />

Lebensweise die wieder im Einklang mit der Natur, statt<br />

gegen die Natur gelingt.<br />

Obwohl die Paleo-Ernährung nicht streng nach wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen über die Steinzeit ausgelegt<br />

ist, macht die Rückbesinnung auf eine Sammler-Jäger-<br />

Fischer Ernährung laut Thomas Terberger, Prähistoriker<br />

und Spezialist für die Steinzeit, durchaus Sinn. „Bei einer<br />

guten Sammler-Jäger-Fischer-Ernährung ist in der Regel<br />

eine gute Zufuhr an Mineralstoffen und Salz durch<br />

Fleisch gewährleistet. Wie und in welcher Form in der<br />

Frühsteinzeit vegetabile Nahrung genutzt wurde lässt<br />

sich naturgemäß schwieriger nachweisen. Wir gehen aber<br />

davon aus, dass Obst und Gemüse ein fester Bestandteil<br />

in der Ernährung waren. Saisonal, regional und je nach<br />

warm- oder kaltzeitlichen Verhältnissen gab es hier jedoch<br />

sicherlich Schwankungen in der Vielfalt.“<br />

Natürliche Lebensmittel für<br />

Gesundheit und Wohlbefinden<br />

,Paleo <strong>–</strong> Power for every day‘<br />

bietet abwechslungsreiche<br />

Paleo-Rezepte.<br />

Seit mehreren Jahren unterstützt Terberger das Team<br />

des Forschungs- und Erlebniszentrums Paläon am Fundort<br />

Schöningen als Projektleiter in allen Fragen von wissenschaftlicher<br />

Bedeutung um die weitere Erforschung<br />

der Ausgrabungsstätte zu unterstützen. Weiter erläutert<br />

er: „Die Skelettreste die wir heute von Jägern, Sammlern<br />

und Fischern aus der Alt- und Mittelsteinzeit finden, zeigen<br />

in der Regel keine Mangelerscheinungen und kaum<br />

Karies.“ Mit der Einwanderung der ersten Bauern in der<br />

Mittel- und Spätsteinzeit habe sich die menschliche Lebensweise<br />

und mit ihr auch das Gesundheitsbild der<br />

Steinzeitmenschen fundamental geändert: „Die frühen<br />

Bauern, deren Ernährung auch aus kohlehydratreichen<br />

Nahrungsmitteln bestand, weisen eine deutlich höhere<br />

Kariesanfälligkeit auf als Jäger-Fischer-Sammler.“<br />

Nico Richter spürte schon nach 30 Tagen Paleo eine<br />

starke Verbesserung seines allgemeinen Wohlbefindens<br />

und konnte bessere Blutwerte vorweisen als vor der Ernährungsumstellung.<br />

Seine Erfahrungen aus vier Jahren<br />

Paleo will er nun weitergeben. „Unsere Vision und Mission<br />

ist es Deutschland gesünder zu machen. Wir wollen zeigen,<br />

dass gesunde Ernährung auch gut schmecken und<br />

einfach sein kann.“ Rezepte wie der Paleo Burger mit Ananas<br />

sollen hierbei auch Paleo Einsteigern helfen, sich in<br />

der neuen Küche zurecht zu finden und die Vielfalt der natürlichen<br />

Lebensweise zu entdecken. Eine Crash-Diät ist<br />

Paleo aber nicht: „Menschen die sich bisher überwiegend<br />

kohlehydratreich ernähren, können mit Paleo langfristig<br />

gesund abnehmen. Vor allem aber fühlt man sich fitter,<br />

gesünder und länger satt.“ :::<br />

Prähistoriker Thomas Terberger<br />

bestätigt das Paleo Konzept.


TITEL // 01.<strong>2016</strong> // 53<br />

Vorhang auf für Klassiker<br />

In Helmstedt räkeln sich die Kinobesucher in nostalgischen Sälen <strong>–</strong><br />

mit 3D-Brillen auf den Nasen. Doch an manchen Tagen wird die Zeit<br />

um viele Jahrzehnte zurückgedreht.<br />

AUTOR UND FOTOGRAFIE: BEATE ZIEHRES<br />

Als die Betreiber der Helmstedter<br />

Kinos vor einigen<br />

Jahren ankündigten, das<br />

‚Roxy‘ restaurieren zu wollen, liefen<br />

die Telefone heiß. „Mit Gefühl, bitte“,<br />

verlangte das Publikum. Den<br />

beiden Eigentümern war es jedoch<br />

selbst ein Anliegen, den Charme<br />

der Fünfzigerjahre zu erhalten. „Wir<br />

haben darauf geachtet, dass sich<br />

am nostalgischen Ambiente nichts<br />

ändert“, sagt Matthias Torkler. So<br />

wurden die Wandbespannung und<br />

der Vorhang nach dem Vorbild des<br />

Originals erneuert. „Vorhänge sind<br />

beispielsweise selten geworden in<br />

Kinos. Aber es gibt noch Kinoausstatter,<br />

die beides anbieten.“<br />

Die Helmstedter Kino- und Retrofans<br />

können sich glücklich schätzen,<br />

dass es in ihrer Stadt gleich zwei<br />

Kinos mit nostalgischem Charme<br />

gibt: das ‚Camera am Holzberg‘ und<br />

das ‚Roxy Lichtspiele‘. Beide Kinos<br />

haben es mit Wim Wenders Road-Movie<br />

„Im Lauf der Zeit“ selbst ins Kino geschafft.<br />

Dieser Kultfilm aus dem Jahr<br />

1976 thematisierte unter anderem das<br />

Kino in der Provinz kurz vor seinem<br />

vermeintlichen endgültigen Verschwinden.<br />

Die Reise der beiden Filmhelden<br />

führte entlang der damaligen Grenze<br />

zur DDR zu alten Landkinos. Im Windschatten<br />

des Eisernen Vorhangs war in<br />

Wolfsburg, Schöningen und Helmstedt<br />

erhalten, was anderswo längst verschwunden<br />

war. Die Helmstedter Kinos<br />

zählen zu den letzten aus dem Film, die<br />

bis heute überlebt haben.<br />

Bis zum Jahr 2003 wurden beide<br />

Häuser mit viel Liebe von Liselotte von<br />

Velten geführt <strong>–</strong> unter persönlichen Entbehrungen,<br />

wie sie einmal in einem Interview<br />

sagte. „Hätte ich in den Jahren<br />

vor 1989 eine Familie ernähren müssen,<br />

ich hätte aufgeben müssen“, sagte<br />

sie. Doch die alte Dame war im Filmgeschäft<br />

als knallharte Unternehmerin<br />

bekannt. Noch Jahre, nachdem Matthias<br />

Torkler und Harald Pape die beiden<br />

Kinos übernommen hatten, führte von<br />

Velten mit über 80 Jahren die Verhandlungen<br />

mit den Filmverleihern.<br />

Torkler und Pape sind gewissermaßen<br />

in den Kinos aufgewachsen.<br />

Als Vorführer haben sie bereits in den<br />

1980er-Jahren angefangen. Heute ist<br />

Harald Pape für die Technik zuständig<br />

und Matthias Torkler für die Finanzen<br />

und die Buchhaltung. Für beide<br />

ist Kino das wahrscheinlich schönste<br />

Hobby der Welt <strong>–</strong> sie sind tagsüber berufstätig.<br />

Die Liebe zum Kino teilen Pape und<br />

Torkler mit dem Publikum der beiden<br />

Häuser. An die Liebhaber alter Filme<br />

wendet sich ihr Format ‚Cine-Classic<br />

Filmfrühstück‘, das in regelmäßigen<br />

Abständen bis zu 120 Menschen ins<br />

Roxy zieht. Seit rund fünf Jahren läuft<br />

Cine-Classic vierteljährlich immer an<br />

einem Sonntagvormittag. In dieser Zeit<br />

entwickelte sich das Format zu einer<br />

Kultveranstaltung. In geselliger Runde<br />

trifft man sich um 9.30 Uhr zum<br />

Frühstück im Foyer des Kinos. Ab etwa<br />

10.30 Uhr läuft dann ein Klassiker.<br />

Torkler nennt als Beispiele ,Ist das Leben<br />

nicht schön?‘ aus dem Jahr 1946<br />

und ,Die Katze auf dem heißen Blechdach‘<br />

mit Elizabeth Taylor und Paul Newman.<br />

„Die Leute mögen die alten Filme,<br />

die ja nicht mehr oft zu sehen sind<br />

im Kino. Wir starten mit dem Vorverkauf<br />

für die nächste Veranstaltung immer<br />

beim Frühstück. Oft ist Cine-Classic<br />

dann auf der Stelle ausgebucht.“ Es<br />

ist ein gemischtes Publikum, das dann<br />

ins Roxy pilgert, und es umfasst alle<br />

Altersklassen. „Manchmal kommen<br />

Gruppen mit bis zu 18 Personen“, so<br />

Torkler. Der Chef des Kinos vermutet<br />

aber, dass nicht alleine der Film zieht,<br />

sondern auch das gemeinsame Frühstück,<br />

das Zusammensein.“<br />

Während das Publikum in den<br />

weichen roten Polstern in Nostalgie<br />

schwelgt, arbeitet im Vorführraum modernste<br />

Technik. 2009 ersetzten die Betreiber<br />

den 35-Millimeter-Projektor im<br />

‚Roxy‘ durch einen digitalen Projektor<br />

mit 3D-System. „Damals lief ‚Avatar‘<br />

in 3D an. Das war für uns der Anlass,<br />

in neue Vorführtechnik zu investieren.<br />

Wir gehörten damals zu den ersten 100<br />

Kinos, die den Film spielen konnten.<br />

Dieser Umstand brachte uns sehr guten<br />

Zulauf aus der ganzen Region“, erinnert<br />

sich Torkler. Inzwischen wurde<br />

der Projektor, der über 2K-Auflösung<br />

verfügte, durch einen neuen mit 4K-<br />

Auflösung ersetzt. „Die digitale Technik<br />

hält nicht mehr so lange wie die alten<br />

35-mm-Projektoren. Nach wenigen<br />

Jahren ist die Technik veraltet oder defekt.“<br />

Die alten Projektoren sind zwar<br />

einsatzbereit und kamen bisher bei<br />

Open-Air-Aufführungen beispielsweise<br />

im Museumshof Emmerstedt oder im<br />

Schloss Schöningen zum Einsatz. „Seit<br />

dem vergangenen Jahr gibt es aber keine<br />

Filme mehr“, klagt Torkler.<br />

Mit den bis zu 4,5 Kilo schweren,<br />

rund vier Kilometer langen Filmrollen<br />

ist auch das besondere Gefühl<br />

für den Vorführer verschwunden. „Es<br />

war einfach was anderes: das Einlegen<br />

und das Geräusch, wenn der Film<br />

läuft. Ein Film war nach drei Wochen<br />

Laufzeit auch abgenutzt, heute hat er<br />

gleichbleibende Qualität.“ Inzwischen<br />

werden alle Filme, sogar die Klassiker,<br />

auf einer kleinen Festplatte angeliefert.<br />

Abgesehen von besonderen Veranstaltungen<br />

wie dem ,Besonderen Film‘,<br />

der regelmäßig im ‚Camera‘ läuft, sommerlichen<br />

Open-Air-Vorführungen und<br />

‚Cine-Classic‘ laufen in den nostalgischen<br />

Sälen die aktuellen Blockbuster.<br />

„Wir legen Wert darauf, beim Bundesstart<br />

eines Films dabei zu sein“, sagt<br />

Torkler. Nur manchmal, an Weihnachten,<br />

Ostern und im Sommer, wenn viele<br />

der Publikumsrenner auf einen Schlag<br />

ins Kino kommen, mag das nicht gelingen.<br />

Dann können die beiden Helmstedter<br />

Kinos mit jeweils einem Saal<br />

nicht mithalten mit den großen Kinos<br />

in den Nachbarstädten. :::<br />

Cine-Classic Filmfrühstück<br />

17. April, 9.30 Uhr<br />

„Tanz der Vampire“<br />

Restkarten sind im Vorverkauf im<br />

‚Roxy Lichtspiele‘ oder im<br />

‚Camera am Holzberg‘ erhältlich.


LEBENSART // 01.<strong>2016</strong> // 55<br />

Muskelaufbau ohne Mühe?<br />

Ein gestählter Körper bei minimalem Aufwand <strong>–</strong> eine neue Trainingsmethode<br />

verspricht die Erfüllung dieses Menschheitstraums. Ein zweifelhaftes Versprechen,<br />

meint ein Sportwissenschaftler aus Braunschweig.<br />

AUTOR: MELINA RUHR<br />

FOTOGRAFIE: MORGUEFILE<br />

LEBENSART<br />

EINE NEUE TRAININGSMETHODE, EINE AH-<br />

NUNG VOM URLAUB AM MEER IN SALZGITTER,<br />

EIN BRAUNSCHWEIGER MUSIKER AUF REISEN<br />

UND DIE KULTURHIGHLIGHTS DES JAHRES<br />

BELEUCHTEN DIE KOMMENDEN SEITEN.<br />

Elektro-Myo-Stimulationstraining<br />

<strong>–</strong> kurz EMS <strong>–</strong> bedeutet<br />

einen gezielten Aufbau von<br />

Muskeln durch Reizstromstöße. Beim<br />

wöchentlichen Training ziehen die<br />

Trainierenden einen speziellen Anzug<br />

an, in dem Elektroden befestigt sind.<br />

Dadurch werden einzelne Muskelpartien<br />

mit Stromstößen stimuliert und der<br />

Aufbau neuer Muskeln durch Kontraktion<br />

angeregt. Gleichzeitig macht der<br />

Trainierende Halteübungen, durch die<br />

unterschiedliche Muskelgruppen angesprochen<br />

werden. Der Trainer passt<br />

die Intensität der Stromimpulse individuell<br />

an den Trainierenden und an<br />

die zu trainierende Körperregion an.<br />

Das Verfahren soll durch die direkte<br />

Stimulation effektiver als herkömmliches<br />

Krafttraining, der Muskelaufbau<br />

schneller sein. „Dabei geht es vor allem<br />

um den Zugewinn von bestimmten<br />

Kraftqualitäten, soll heißen Maximalkraft,<br />

Explosivkraft, Reaktivkraft,<br />

Kraftausdauer“, so der Braunschweiger<br />

Physiotherapeut und Sportwissenschaftler<br />

Bernhard Walsdorff.<br />

EMS wird vor allem von Menschen<br />

bevorzugt, die im Alltag wenig Zeit für<br />

Sport haben. Das Verfahren hat seinen<br />

Ursprung im Reha-Bereich. Dort<br />

wird die passive Muskelstimulation<br />

beispielsweise verwendet, um bei Patienten,<br />

die sich selbst nicht bewegen<br />

können, dem Muskelschwund vorzubeugen.<br />

Bernhard Walsdorff sieht<br />

den Schritt von der Reha-Maßnahme<br />

zur Nutzung im Training allerdings<br />

kritisch: „Wir haben in der postoperativen<br />

Phase der Rehabilitation nach<br />

Knie-OPs früher immer den musculus<br />

vastus medialis (Anm. d. Red.: Muskel<br />

im Oberschenkel) elektrisch stimuliert.<br />

Trotzdem hat er im ‚realen Leben‘ nicht<br />

funktioniert.“ Neben der Reha wird<br />

EMS-Training außerdem von Leistungssportlern<br />

ergänzend zum bestehenden<br />

Trainingsprogramm genutzt,<br />

um die Leistung zu erhöhen.<br />

Die elektrische Stimulation liegt<br />

dabei im niederfrequentierten Bereich,<br />

dadurch wird die Bewegungsmuskulatur<br />

angeregt, die für die Motorik des<br />

Körpers verantwortlich ist. Durch die<br />

verschiedenen Frequenzen können<br />

unterschiedliche Bereiche des Muskelfaserspektrums<br />

erreicht und so<br />

der Trainingseffekt verbessert werden.<br />

Schmerzhaft sind die Übungen beim<br />

EMS trotz der Stromstöße nicht. Eine<br />

Anstrengung ist während des Trainings<br />

zu spüren und auch der Muskelkater<br />

bleibt, genauso wie bei herkömmlichen<br />

Trainingsmethoden, nicht aus.<br />

Bei korrekter Anwendung birgt das<br />

Training mit dem Strom keine hohen<br />

Risiken. Um Gefahren zu vermeiden<br />

sollte im Zweifel vorher ein Check beim<br />

Hausarzt gemacht werden.<br />

Doch ersetzt ein 20-minütiges<br />

EMS-Training einmal in der Woche<br />

den herkömmlichen Sport? Bernard<br />

Walsdorff bleibt trotz positiver Angaben<br />

von EMS-Studios kritisch. „EMS<br />

ersetzt das normale Training überhaupt<br />

nicht.“ Im besten Falle sieht er<br />

es als Ergänzung dazu. „Ein Muskel<br />

funktioniert nur, wenn seine Innervation<br />

vom zentralen Nervensystem<br />

ausgeht und nicht von außen appliziert<br />

wird. Das ist genau das Problem.<br />

Zu einer motorischen Einheit gehört<br />

nämlich nicht nur der Muskel, sondern<br />

auch sein Nerv.“ Vor allem kritisiert<br />

er das Verständnis des Begriffs<br />

,Training‘: „Training heißt für mich<br />

Bewegung, zielgerichtet, planvoll und<br />

freudvoll. EMS greift den Wunsch der<br />

Menschheit auf, mit wenig Aufwand<br />

viel zu erreichen.“ Obgleich dem EMS<br />

Training einige Kritiker hat, kann es<br />

für Menschen mit wenig Zeit und dem<br />

Wunsch nach Fitness eine Möglichkeit<br />

sein, den Körper mit geringem Aufwand<br />

in Form zu bringen. :::


LEBENSART // 01.<strong>2016</strong> // 57<br />

Tauchgang wie<br />

im Toten Meer<br />

Abends erstrahlt das Wasser in<br />

beruhigendem Türkisblau.<br />

Im Thermalsolbad Salzgitter-Bad finden Besucher, was der Standortname<br />

verspricht: Salz. Statt Chlorwasser lädt hier Sole zur Entspannung ein.<br />

Das Angebot mit Saunalandschaft, einem Wellenbecken und Sportgeräten<br />

lockt aber nicht nur Salzgitteraner in das Bad.<br />

AUTOR: LARA GAHLOW<br />

FOTOGRAFIE: BÄDER, SPORT UND FREIZEIT SALZGITTER GMBH<br />

Der Außenbereich ist auch<br />

optisch eine Wohltat.<br />

Im Thermalsolbad Salzgitter-Bad finden<br />

Besucher, was der Standortname<br />

verspricht: Salz. Statt Chlorwasser<br />

lädt hier Sole zur Entspannung ein.<br />

Das Angebot mit Saunalandschaft,<br />

einem Wellenbecken und Sportgeräten<br />

lockt aber nicht nur Salzgitteraner in<br />

das Bad.<br />

Bei stark gesalzenem Wasser <strong>–</strong> sogenannter<br />

Sole <strong>–</strong> erstreckt sich sofort<br />

das Tote Meer vor dem inneren Auge.<br />

Für das Gefühl von Schwerelosigkeit<br />

und wellige Fingerkuppen muss man<br />

sich allerdings nicht ins Flugzeug<br />

setzen. Das Thermalsolbad in Salzgitter-Bad<br />

wartet mit einem Solewellenbecken<br />

auf, dass dem Besucher<br />

neben dem salzigen Geschmack auf<br />

der Zunge zu jeder vollen Stunde auch<br />

durch die Wellenbewegung das Gefühl<br />

von Ozean vermittelt. Die Sole ist<br />

kein Importprodukt, sondern schlummert<br />

mit seiner wohltuenden Wirkung<br />

direkt unter Salzgitters Altstadt.<br />

200 Meter unter dem Rosengarten in<br />

Salzgitter-Bad befindet sich die Quelle<br />

der 25-prozentigen Sole, von der es<br />

jedoch nur rund zwei Prozent in das<br />

Schwimmbecken schaffen. Wenn sich<br />

Ruhe und<br />

Entspannung pur<br />

die Wassermasse in Bewegung setzt<br />

und ein paar Tropfen die Lippen berühren,<br />

lässt sich jedoch bestätigen:<br />

Die zwei Prozent haben es in sich!<br />

Neben dem Salzwasser, das sich in<br />

gemütlichen Wellen dem flachen Einstieg<br />

des Bades nährt, hält das Thermalsolbad<br />

weitere Angebote bereit, die<br />

sich nach Kurzurlaub anfühlen. Wer<br />

ein wenig Sonne tanken möchte, kann<br />

beispielsweise das Außenbecken aufsuchen.<br />

Während die Luft im Inneren<br />

des Bades recht schwül ist, wird das<br />

Gesicht hier von frischer Luft umgeben<br />

<strong>–</strong> gerade im Winter bleibt der<br />

Körper dabei im rund 30 Grad Celsius<br />

warmen Solewasser angenehm<br />

warm, während die Winterkühle die<br />

Wangen erfrischt. Der aufsteigende<br />

Wasserdampf ist dabei wohltuend für<br />

Gesichtshaut und Atemwege, während<br />

die Außenanlage wohltuend für<br />

das Auge ist. Von Wiesen, Sträuchern<br />

und Hügeln umgeben, können Besucher<br />

hier abschalten <strong>–</strong> besonders,<br />

wenn sich der Rand des Beckens<br />

in einen Whirlpool verwandelt und<br />

Luftbläschen sich ihren Weg an die<br />

Wasseroberfläche bahnen. Auch der<br />

Whirlpool, der sich etwas versteckt im<br />

inneren der Halle befindet, verspricht<br />

ein paar Minuten pure Entspannung.<br />

Neben Wellen, Salzwasser und Sonne<br />

ist auch die Saunawärme urlaubsgleich.<br />

In der Kräutersauna helfen gut<br />

duftende Aufgüsse, eine angenehme<br />

Temperatur von rund 60 Grad Celsius<br />

und verschiedene Lichter beim<br />

Abschalten. Für hartgesottene Saunagänger<br />

bietet die Finnensauna 90<br />

Grad Celsius warme Luft, die sich für<br />

so manchen Anfänger wie eine Wand<br />

aus Hitze anfühlen mag. Doch egal<br />

auf wieviel Grad sich der Besucher<br />

der Saunalandschaft, für die extra gezahlt<br />

werden muss, aufheizen möchte:<br />

Für eine anschließende Abkühlung<br />

ist gesorgt. Von der normalen Dusche<br />

bis hin zur Schwalleimerdusche, bei<br />

der ein Zug am Tau sofortige Abkühlung<br />

verspricht, ist ein Herzhüpfer<br />

garantiert. Und für wen ein gutes<br />

Buch Urlaubsstimmung verspricht,<br />

der kann sich in einen der Ruheräume<br />

zurückziehen <strong>–</strong> durch die eher sterile<br />

Einrichtung sollte der Blick aber<br />

möglichst auf den Seiten des Buches<br />

ruhen.<br />

Die ,textilfreie‘ Saunalandschaft ist<br />

für beide Geschlechter offen. Auch für<br />

die Duschen, Umkleiden und das Sole-<br />

Entspannungsbecken, das sich in der<br />

Mitte der Saunalandschaft befindet,<br />

gelten diese Regeln. Wer lieber unter<br />

seinesgleichen sauniert, sollte als<br />

Herr mittwochs (bis 18 Uhr), als Frau<br />

am Donnerstag die Saunalandschaft<br />

aufsuchen.<br />

Für Kinder bieten Wellenbecken,<br />

Whirlpool und Außenbecken Spaß.<br />

Einen ganzen Tag Abwechslung bietet<br />

das Thermalsolbad für Kinder allerdings<br />

nicht. Auch die verdienten Pommes<br />

nach einem Tag im Wasser gibt es<br />

momentan nicht. Das Thermalsolbad<br />

ist noch auf der Suche nach einem<br />

Gastronomen, der das Restaurant<br />

mit neuem Leben <strong>–</strong> und Essen <strong>–</strong> füllt.<br />

Dann wird auch die Snackbar, die sich<br />

neben dem Wellenbecken befindet,<br />

wieder zur Anlaufstelle für hungrige<br />

Mägen.<br />

Doch gerade als Auszeit vom Alltagstrubel,<br />

ob mit oder ohne Nachwuchs,<br />

und für verspannte Rücken,<br />

gestresste Arbeitstiere und steife Knochen<br />

bietet das Bad viele Aktivitäten.<br />

In dem angrenzenden Fitnessraum<br />

stehen Sportgeräte zur Verfügung und<br />

es wird Krankengymnastik angeboten.<br />

Die Betreuung durch Sportlehrer<br />

und Physiotherapeuten garantiert<br />

hierbei die richtige Ausführung aller<br />

Übungen, die zum gewünschten Gesundheitsziel<br />

führen. Pilates, Wassergymnastik,<br />

ein Training der Wirbelsäule<br />

<strong>–</strong> das Sportprogramm, das<br />

die Krankenkasse bis zu 100 Prozent<br />

erstatten kann, ist breit gefächert.<br />

Doch Muskeln können nicht nur angespannt,<br />

sondern auch entspannt werden:<br />

das Thermalsolbad bietet seinen<br />

Besuchern auch Massagen.<br />

Wasser, Sole, Sauna, Ruhe <strong>–</strong> das Thermalsolbad<br />

in Salzgitter ist die kleine<br />

Alternative bei akutem Fernweh. :::


LEBENSART // 01.<strong>2016</strong> // 59<br />

Kunst und Kultur-Highlights<br />

im Braunschweiger Land<br />

Die Movimentos<br />

Festwochen stehen <strong>2016</strong><br />

unter dem Motto ,Liebe‘<br />

<strong>2016</strong> wartet mit vielen kulturellen Highlights auf. Von Musik über Theater<br />

und Tanz bis hin zu Installationen ist für jeden Kunstfreund etwas dabei.<br />

Diese Termine sollten auf jeden Fall im Kalender markiert werden:<br />

AUTOR: MARTIN WINRICH BECKER<br />

Tastentaumel<br />

Klaviermusik von Nachwuchspianisten und Klavier-Meistern der Region<br />

Mit einem vielfältigen Programm präsentiert das 7. Klavierfestival „Tastentaumel“ vom 3. bis zum 12. März <strong>2016</strong> viele<br />

Projektideen der Künstler und Institutionen der Braunschweiger Region. Herausragende Pianisten und andere Künstler<br />

mit spannenden Veranstaltungskonzepten bringen die Region zum Taumeln. Insgesamt kann man dabei 42 Konzerte<br />

und Veranstaltungen und einen Klavierwettbewerb besuchen. Das Festival präsentiert unterschiedlichste Musikstile wie<br />

Klassik, Jazz, Rock, Pop, Chanson oder Kirchenmusik, im klassischen Konzertformat genauso wie in Kombination mit<br />

Schauspiel, Lesung, Kabarett, Gesang oder Percussion. Die Konzerte sind verpackt in skurril provokante Titel, wie ,Alles<br />

was du kannst, das kann ich viel besser‘ oder ,Die dunkle Seite des Götterlieblings Mozart‘.<br />

http://www.tastentaumel.de/<br />

Pop meets Classic<br />

Die Tore der Volkswagen Halle öffnen sich zur 10. Jubiläumsausgabe<br />

Am 23. April ist es wieder soweit und die schönsten und emotionalsten großen Momente aus den vergangenen neun<br />

Ausgaben kehren auf die Bühne der Volkswagen Halle zurück. Das Künstler-Line-up steht: Ein Stelldichein geben sich<br />

das Staatsorchester Braunschweig, der Dirigent Helmut Imig, Silent Radio, Sweety Glitter & The Sweethearts,<br />

Wingenfelder, Jazzkantine, Tom Ruhstorfer (Fee) und Sascha Münnich. Dazu die ,Pop meets Classic‘-Band mit dem<br />

künstlerischen Leiter Christian Eitner, der ,Conférencier‘ Markus Schultze und ein paar Überraschungsgäste.<br />

Movimentos<br />

Die 14. Movimentos Festwochen der Autostadt<br />

Die Festwochen in Wolfsburg stehen <strong>2016</strong> unter dem<br />

Motto ,Liebe‘. Vom 2. April bis 10. Mai gastieren renommierte<br />

Künstler aus aller Welt in der Autostadt und in der<br />

Region. Die Sparten Tanz, Jazz, klassische Matineen und<br />

Soireen, szenische Lesungen und Schauspiel umfassen<br />

61 Veranstaltungen.<br />

Darunter zeigen fünf internationale Tanzensembles, wie<br />

unter anderen die französische Compagnie La Baraka,<br />

die Akram Khan Company aus London und Aterballetto<br />

aus Italien, ihre Performances. Es gibt sieben<br />

Deutschlandpremieren und Klassik-Stars wie<br />

Julia Fischer und Carolin Widmann zeigen sich in<br />

Gesprächskonzerten. Schauspielgrößen wie Caroline<br />

Peters, Peter Lohmeyer, Franziska Walser, Rolf Becker<br />

und Edgar Selge sind in szenischen Lesungen erlebbar<br />

und die Movimentos Akademie eröffnet die Festwochen mit<br />

zwei Tanzpremieren.


LEBENSART // 01.<strong>2016</strong> // 61<br />

Soli Deo Gloria<br />

Ein bunter musikalischer Mix im Bergwerk, Schafstall und im Haus der Wissenschaften<br />

Kultursommer vor Schloss Salder<br />

Stars der Musikszene vom 5. bis 26. August <strong>2016</strong> am Städtischen Museum<br />

In sieben Konzerten, in Königslutter, Wolfsburg,<br />

Wolfenbüttel, Bisdorf und Braunschweig, präsentiert<br />

Soli Deo Gloria ab dem 21 Mai <strong>2016</strong> sowohl Altbewährtes,<br />

wie Bach, John Eliot Gardiner und die<br />

Geigerin Viktoria Mullova, als auch Neues, mit<br />

Isabel Karajan, dem Bariton Thomas Hampson und dem<br />

Geiger Kolja Blacher. Dazu das Kinderkonzert ,Peter und<br />

der Wolf‘ mit Jochen Kowalski als Sprecher und ein Klavier-<br />

Recital mit Herbert Schuch.<br />

Im Eröffnungskonzert reicht sich Kunst und Musik die Hände.<br />

Hier erklingen Kompositionen von Bach bis Berio, hübsch<br />

verziert mit Kunstwerken des Künstlers Georg Baselitz.<br />

Intellektuell wird es dann im Bergwerk Rammelsberg<br />

Goslar mit der Literatur-Produktion ,Fräulein Tod trifft<br />

Herrn Schostakowitsch‘.<br />

Arien von Verdi und Mozart interpretiert das Baritonduo<br />

Hampson und Luca Pisaroni. Und im Abschlusskonzert<br />

zelebriert Gardiner mit seinen English Baroque Soloists/<br />

Monteverdi Choir Bachs ,Matthäus-Passion‘.<br />

John Eliot Gardiner ist <strong>2016</strong><br />

zu Gast bei Soli Deo Gloria<br />

Die Höhepunkte werden am 18. August das Gastspiel eines Superstars der Schlagerszene, Roland Kaiser, und zum<br />

Abschluss am 26. August Dieter Thomas Kuhn sein. Dazwischen treten am 6. August die Baseballs aus Berlin auf und<br />

am 12. August das Ukulele Orchestra of Great Britain mit typisch englischem Humor. Eröffnet wird der Kultursommer<br />

am 5. August mit der ,Celtic Night‘. Mit dabei Cara (Irland), die Old Blind Dogs (Schottland) und die Braunschweiger<br />

Irish Dance Formation Rince Samhain.<br />

Volksbank-BraWo-Bühne<br />

Rock & Pop Open Air in drei Konzerten<br />

Zu drei Open Air Rock- und Pop-Highlights erwartet die Fans eine Mega-Music-Show auf der Volksbank BraWo Bühne<br />

<strong>2016</strong> vom 18. bis 20. August am Raffteichbad am Madamenweg 93.<br />

Am ersten Tag ist der Rapper mit der Panda-Maske mit dem Künstlernamen CRO Open Air Bühne zu Gast. Obwohl der<br />

,Platin-Junge‘ im Dauerüberflugmodus mit ,Raop‘ sogar sein eigenes Genre erfunden hat, weiß man immer noch relativ<br />

wenig über den Anfang 20-Jährigen. Die beste, meistgelobte und erfolgreichste Liveband des Landes ist REVOLVERHELD<br />

und steht am zweiten Tag auf der Bühne. 2014 wurden sie bei den MTV Europe Music Awards zum ,Best German Act‘<br />

gekürt. Und 2015 erhielten sie den Echo Pop. Und am dritten Tag bittet BOSSE zum ,Engtanz‘-Open Air. BOSSE zelebriert<br />

den ,Engtanz‘, weit entfernt vom Klammer-Blues aus Teenagerzeiten.<br />

Vierter Braunschweiger Lichtparcours<br />

16 Künstlerinnen und Künstler bei Tag und Nacht 24 Stunden in Braunschweig<br />

Im Sommer <strong>2016</strong> gibt es eine Neuauflage des Braunschweiger Lichtparcours mit aktuellen künstlerischen Arbeiten im<br />

Stadtraum. Künstlerische Neuproduktionen, unter anderen von Julius von Bismarck (D), Björn Dahlem (D), Danica<br />

Dakic (Bosnien und Herzegowina), Elín Hansdóttir (Island), Edwin van der Heide (NL), Erika Hock (Kirgisistan),<br />

Alfredo Jaar (Chile), Kevin Schmidt (Kanada) und Studio Drift (Lonneke Gordijn, NL; Ralph Nauta, GB), bilden<br />

den Schwerpunkt dieses Ausstellungsformats. Die Künstlerinnen und Künstler bedienen sich dabei unterschiedlicher<br />

Strategien der Einmischung im öffentlichen Raum. Erstmals stehen Werke im Mittelpunkt, die im Wechselspiel des Lichts<br />

24 Stunden lang für Besucher erfahrbar sein werden. http://www.braunschweig.de/lp16/<br />

Burgplatz Open Air<br />

‚HAIR‘ <strong>–</strong> ‚Let the sunshine in!‘<br />

Am 13. August <strong>2016</strong> ist wieder Open-Air-Premiere auf dem Burgplatz. Das Staatstheater Braunschweig präsentiert<br />

nach dem Erfolg von Bernsteins ,West Side Story‘ 2014 nun unter dem Titel ,Let the sunshine in!‘ die zweite Musical-<br />

Aufführung ,HAIR‘ von Galt MacDermot. Die historische Mitte Braunschweigs, der Burgplatz, wird sich damit einmal<br />

mehr zur Weltmetropole New York, genauer gesagt in den Central Park, verwandeln. Im ,Flower-Power‘ Rausch führt das<br />

Musical das Publikum in die späten 60er Jahre, die geprägt wurden vom Vietnamkrieg, Rassenkonflikten, Studentenunruhen<br />

und der Hippie-Bewegung, die sich gegen das Establishment auflehnte. Gewaltlos kämpfte die Jugend für freie<br />

Liebe, für ungehinderten Drogenrausch, für Frieden und lange Haare. Dazu so unsterbliche Songs wie ,Aquarius‘, ,Good<br />

Morning Starshine‘ oder „Let the Sunshine in‘.<br />

KreativWirtschaft mit einem großen W wie WIRK-<br />

STOFF! So kündigt sich das Festival „WIRKSTOFF“<br />

für den September <strong>2016</strong> an. Das Festival der Kulturund<br />

Kreativwirtschaft in der „Metropolregion Hannover<br />

Braunschweig Göttingen Wolfsburg“ zeigt vom<br />

1. bis zum 23. September <strong>2016</strong>, wie spannend,<br />

vielseitig und einfallsreich die Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

dieser Region ist.<br />

Die Stärken und Potenziale der Branche, ihre Bedeutung<br />

für die Umsetzung von Innovationen, die Lebensqualität<br />

und Attraktivität der Metropolregion für Fachkräfte<br />

darzustellen <strong>–</strong> diesem Anliegen dient WIRKSTOFF das<br />

Festival für die Kultur- und Kreativwirtschaft. Dafür arbeiten<br />

die Metropolregion, ihre kreativen Netzwerke und<br />

zahlreiche weitere Akteure zusammen, um sich und diese<br />

Branche mittels innovativer Veranstaltungen in einem<br />

bisher einzigartigen Umfang vorzustellen.<br />

Sie interessieren sich für die Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

und das Festival WIRKSTOFF? Weitere Informationen<br />

finden Sie unter www.wirkstoff-metropolregion.de.<br />

Im Rahmen des Festivals WIRKSTOFF bündelt die Metropolregion<br />

das Engagement regionaler Netzwerke, Interessensverbände<br />

und Unternehmen. Sie wollen die Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

in der Metropolregion unterstützen und bereiten<br />

ein Event, einen Workshop oder ein anderes interessantes<br />

Format in der Zeit vom 1. bis zum 23. September <strong>2016</strong><br />

vor? Mitstreiter sind herzlich willkommen!<br />

WIRKSTOFF bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihr Engagement<br />

und Ihre Branche einem erweiterten Publikum zu präsentieren.<br />

Bitte kommen Sie bei Interesse auf uns zu! Sie können<br />

Frau Christine Steck vom Festivalbüro per Telefon 0511 89<br />

85 86 18 oder unter christine.steck@metropolregion.de<br />

erreichen.


LEBENSART // 01.<strong>2016</strong> // 63<br />

100/365<br />

Jan Augsberg lernt ungern neue Leute kennen, hat oft Lampenfieber und<br />

hasst das Reisen. Dieses Jahr will er hundert Konzerte in verschiedenen<br />

Städten bei unterschiedlichen Menschen in ganz Europa spielen.<br />

AUTOR: INGA STANG<br />

FOTOGRAFIE: JAN AUGSBERG<br />

Jan Augsberg ist als Sohn einer koreanischen Krankenschwester<br />

und eines Braunschweiger Kneipier<br />

in Berlin großgeworden. 2002 zog er in die<br />

Löwenstadt um an der Technischen Universität erst Ingenieurwesen<br />

und später Architektur zu studieren. Das Herz<br />

des heute 32jährigen schlug jedoch eigentlich immer in eine<br />

ganz andere Richtung: für die Musik. Seit seinem fünften Lebensjahr<br />

spielt Augsberg Klavier. Die Familie war arm, das<br />

Klavier teuer. Um seinen Eltern zu beweisen, dass es ihm<br />

wirklich ernst war ließ seine Mutter ihn daher ein Jahr lang<br />

mit Klanghölzern spielen bevor sie ihm seinen Traum vom<br />

eigenen Piano erfüllte.<br />

Mit Klassikern wie Chopin, Mozart und Bach begann<br />

Augsberg seine musikalische Ausbildung bevor er als<br />

Teenager schließlich seine eigenen Songs schrieb und diese<br />

gesanglich begleitete. Doch auch wenn er davon träumte<br />

Klangkunst zu studieren und sein Leben der Musik zu<br />

widmen, folgte er dem Wunsch seiner Eltern und begann<br />

die bodenständige Ausbildung als Architekt.<br />

Neben seinem anspruchsvollen Studium nahm sich<br />

Augsberg dennoch die Zeit weiter Lieder zu komponieren.<br />

„Ich setzte mich jeden Morgen mit einem Kaffee an das Klavier<br />

und arbeitete eine Stunde lang an meinen Stücken“,<br />

erzählt er im Gespräch. Stücke für zwei ganze Alben sind<br />

in dieser Zeit entstanden. Zarte Stücke, Texte die Augsbergs<br />

Leben beschreiben und eine Klangweite besitzen die<br />

sich zwischen Klassik und Independent Pop bewegt.<br />

Mit dem Abschluss in der Hand folgte Augsberg vorerst<br />

weiterhin dem vermeintlich sicheren Weg der ihm<br />

durch den Wunsch seiner Eltern vorgegeben war. In einem<br />

renommierten Braunschweiger Architekturbüro leitete<br />

er die Sanierung einer Schule, verdiente gutes Geld<br />

und war abgesichert. Seine Urlaube nutze er um seine<br />

Stücke in einem Hamburger Tonstudio aufzunehmen.<br />

Doch der Traum Musiker zu sein verflog nicht. Im<br />

Sommer 2015 traf Augsberg daher für sich die lebensverändernde<br />

Entscheidung seinen Job aufzugeben, seine<br />

Wohnung zu kündigen und sich <strong>2016</strong> voll und ganz der<br />

Musik zu widmen. Sein Plan: 100 Konzerte in 365 Tagen<br />

in den verschiedensten Städten weltweit zu spielen. Doch<br />

warum gibt ein junger Mann alles auf, alle Sicherheit die<br />

er sich so hart erarbeitet hat anstatt Musik nebenbei als<br />

Hobby zu behalten und sich so langsam eine Karriere<br />

aufzubauen?<br />

„Ich will mich hundertprozentig der Musik widmen<br />

können. Ich kenne einfach zu viele Musiker die nur so<br />

nebenbei Musik machen und bei denen die Verpflichtung<br />

durch den Job einfach immer überwiegt. Ich nehme mir<br />

jetzt dieses Jahr um mich voll und ganz der Erfahrung<br />

auf Tour zu widmen und herauszufinden ob ich von meiner<br />

Musik leben und Leute begeistern kann.“<br />

Hierfür überschreitet Augsberg nicht nur die Hürde<br />

sein altes Leben aufzugeben. Er stellt sich auch einer<br />

eigenen, ganz persönlichen Challenge. „Ich lerne eigentlich<br />

ungern neue Leute kennen, habe immer furchtbares<br />

Lampenfieber und hasse es zu reisen“, erzählt Augsberg.<br />

Dennoch will er sich der Herausforderung stellen und<br />

sich auf das Abenteuer Tour-Leben einlassen.<br />

„Einige Termine, unter anderem in Seoul und Großbritannien<br />

stehen bereits fest. 100 sind allerdings noch nicht<br />

zusammengekommen. Ich hoffe darauf, dass sich mein<br />

Projekt immer weiter rumspricht und ich so immer neue<br />

Orte zum Spielen finde“, erläutert Augsberg. „Dabei ist es<br />

mir auch egal ob es ein Club ist oder eine Privatwohnung,<br />

ob die Veranstaltung offen oder geschlossen ist. Alles was<br />

ich brauche ist ein Piano und Menschen die mir zuhören<br />

wollen“. Wer sich Jan Augsberg in sein Wohnzimmer holen<br />

oder seine Reise verfolgen möchte, kann auf www.janaugsberg.com<br />

Kontakt mit dem junge Musiker aufnehmen sowie<br />

seine ständig aktualisierten Reiseberichte lesen. :::


LEBENSART // 01.<strong>2016</strong> // 65<br />

Aufbruch und Aufruhr<br />

zeigt Vladimir Houdek in seinen Bildern<br />

Der junge Prager Künstler<br />

Vladimir Houdek (*1984) zeigt<br />

in seinen abstrakten Bildern mit<br />

verführerischen Ornamenten eine<br />

dynamische Welt in Aufbruch<br />

und Aufruhr. Kreise, Vierecke, Ellipsen,<br />

Rauten und Fächer begegnen,<br />

durchdringen und kreuzen<br />

sich in immer neuen Variationen<br />

auf seinen Bildern. So entfalten<br />

die flächigen geometrischen Formen<br />

eine fantastische räumliche<br />

Wirkung mit gegenständlichen Assoziationen. Das Fragmentarische<br />

der Darstellung steigert das Unbehagen, wenn ein Bein in ein Dreieck<br />

ausläuft, ein Torso in einen Zylinder mündet, ein Dreieck in ein Gesicht<br />

schneidet oder ein Kopf durch einen Strahlenkreis ersetzt wird.<br />

::: mwb ::<br />

::: Bedrohliches und Gefährliches in surrealen Collagen von Vladimir<br />

Houdek, vom 13. Februar bis 24. April <strong>2016</strong> :::<br />

::: Mönchehaus Museum Goslar; Tickets im Museum, Öffnungszeiten:<br />

Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. :::<br />

Die deutsche<br />

Comedy-Queen<br />

Carolin Kebekus<br />

Die Kölnerin Carolin Kebekus ist auf<br />

dem Comedy-Olymp angekommen. Und<br />

nun präsentiert sie ihr neues zweites<br />

Soloprogramm ,AlphaPussy‘ in der<br />

Stadthalle Braunwschweig. Seit 2013<br />

ist Carolin regelmäßig Teil des Ensembles<br />

der ZDF-heute-show und häufiger<br />

Gast in Sendungen wie z. B. ,Nuhr im<br />

Ersten‘, ,Die Anstalt‘, ,Ladies Night‘ und<br />

,Mitternachtsspitzen‘. ::: mwb ::<br />

::: Carolin Kebekus mit ,AlphaPussy‘,<br />

Mittwoch, 4. Mai <strong>2016</strong>,<br />

Braunschweig, Stadthalle; Tickets unter<br />

www.agentur190a.de, 02405 40860 und<br />

an allen bekannten Vorverkaufsstellen. :::<br />

Grigory Sokolov<br />

konzertiert bei den<br />

Meisterkonzerten<br />

Grigory Sokolov ist zweifelsohne einer der größten Pianisten unserer<br />

Tage, seine Klavierabende genießen mittlerweile Kultcharakter. Dabei<br />

ist Grigory Sokolov eigentlich ein Antistar par excellence, zurückhaltend<br />

und fern von jedem Glamour. Die internationale Kritik rühmt besonders<br />

die unendliche Tiefe seiner musikalischen Welt, seine absolute technische<br />

Kontrolle sowie die immer wieder überraschende Originalität seiner Interpretationen.<br />

::: mwb ::<br />

::: Das Programm: Schumann: Arabeske C-Dur op. 18 & Fantasie C-Dur op.<br />

17 und Chopin: zwei Nocturnes op. 32 & Sonate für Klavier Nr. 2 b-Moll op.<br />

35 :::<br />

Grigory Sokolov spielt Schumann und Chopin, Sonntag, 20. März <strong>2016</strong>,<br />

Braunschweig, Stadthalle; Tickets unter www.meisterkonzert.de, 0531 44115<br />

und an allen bekannten Vorverkaufsstellen.<br />

Die britische<br />

Singer-Songwriterin<br />

Tanita Tikaram<br />

singt in der KuBa-Halle<br />

Opernstar<br />

Dame Gwyneth Jones<br />

in Peter I. Tschaikowskys<br />

,Pique Dame‘<br />

Kabarettisten<br />

kann man nicht übers Sofa hängen!<br />

Jürgen Becker<br />

Der Künstler ist anwesend<br />

Mit seinen Themen begibt er sich gerne auf Glatteis und ist dem einen oder anderen<br />

dabei bestimmt schon auf die Füße getreten. Dem langjährigen Moderator<br />

und Meister der ,Mitternachtsspitzen‘ geht es um sein Publikum. Mit seinem seit<br />

2011 ständig aktualisierten Programm ,Der Künstler ist anwesend‘ bietet Jürgen<br />

Becker eine Zeitreise durch die Kunstgeschichte und mischt die Welt der<br />

Kunst auf, von der Höhlenmalerei bis zur Moderne. ::: mwb :::<br />

::: Jürgen Becker, Der Künstler ist anwesend, Freitag, 4. März <strong>2016</strong>, Palas<br />

Schloss Schöningen; Tickets unter http://www.brunnentheater.de/2012/05/<br />

jurgen-becker-der-kunstler-ist-anwesend/, 0180 6050400 und an allen<br />

bekannten Vorverkaufsstellen. :::<br />

Tanita Tikaram katapultierte sich 1988 mit ihrem Album<br />

,Ancient Heart‘ in die Charts. Und nun kommt sie zurück,<br />

rechtzeitig zum Erscheinungsdatum (11. März <strong>2016</strong>)<br />

ihres neuen Albums ,Closer to the People‘.<br />

Am 8. März wird sie ihre Fans zwischen Auftritten in<br />

Berlin und Leipzig in der KuBa-Halle in Wolfenbüttel<br />

mit Songs aus diesem neuen Album begeistern.<br />

Ihre Stimme ist wie dunkle Schokolade: vollmundig,<br />

ausdrucksstark und edel. ::: mwb ::<br />

:::<br />

Tanita Tikaram<br />

singt aus ihrem neuen Album<br />

,Closer to the People‘,<br />

Dienstag, 8. März <strong>2016</strong>,<br />

Wolfenbüttel, KuBa-Halle;<br />

Tickets unter www.Paulis.de,<br />

0531 346372 und an allen<br />

bekannten Vorverkaufsstellen.<br />

:::<br />

Von Liebe, Verzweiflung und Obsessionen<br />

handelt Tschaikowskys 1890 uraufgeführte Oper<br />

,Pique Dame‘.<br />

Mit einer Musik, die von lyrischen Elementen bis zur<br />

leidenschaftlichen Expressivität reicht, zeichnet er in<br />

„Pique Dame“ das bedrückende Bild einer oberflächlichen<br />

Gesellschaft, deren Undurchlässigkeit im Kontrast zur<br />

Innerlichkeit der Individuen steht und an der ein ,Außenseiter‘,<br />

Hermann, schließlich zerbricht. In der Rolle der<br />

Gräfin wird Opernstar Dame Gwyneth Jones erstmals in<br />

Braunschweig zu erleben sein. ::: mwb ::<br />

:::<br />

,Pique Dame‘ von Peter I. Tschaikowsky,<br />

Premiere 5. März <strong>2016</strong>, Braunschweig, Staatstheater <strong>–</strong><br />

Großes Haus; Tickets unter<br />

staatstheater-braunschweig.de, 0531 1234567;<br />

weitere Vorstellungen: 12. | 20. | 29. März|<br />

9.| 24. April| 5.|15. Mai und 3. Juni.<br />

:::


RUBRIK WISSEN // 03.2011 xx.2011 // 67<br />

Wolfgang Kubicki …,<br />

Seit vielen Jahren leben Sie in Kiel und sind glühender Fan des Fußballvereins<br />

,Holstein-Kiel‘. Steckt trotzdem noch ein Löwe in Ihnen?<br />

::: Wolfgang Kubicki wurde 1952 als Sohn eines Angestellten und einer<br />

Verkäuferin in Braunschweig geboren. 1970 verschlug es ihn nach Kiel<br />

um dort Volkswirtschaftslehre zu studieren. Nach seinem Abschluss<br />

arbeitete er für ein Steuer- und Unternehmensberatungsbüro und absolvierte<br />

nebenher ein Studium der Rechtswissenschaften. Seit 1985<br />

ist er als Rechtsanwalt zugelassen und praktiziert heute in der Kieler<br />

Sozietät ,Kubicki & Schöler Rechtsanwälte‘. Seit 1971 ist er Mitglied<br />

der FDP und trat bei den schleswig-holsteinischen Landtagswahlen<br />

1992, 2000, 2005, 2009 und 2012 als Spitzenkandidat an. Heute<br />

ist er Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion im Schleswig-Holsteinischen<br />

Landtag und stellvertretender Bundesvorsitzende. :::<br />

Braunschweig ist meine Heimatstadt<br />

<strong>–</strong> hier bin ich geboren,<br />

aufgewachsen und zur<br />

Schule gegangen. An der Hoffmannvon-Fallersleben-Schule<br />

habe ich mein<br />

Abitur gemacht. Die dort gelebte Toleranz,<br />

Offenheit und Diskussionskultur<br />

haben mein Leben geprägt. Doch auch<br />

meine Liebe zum Fußball hat seine<br />

Wurzeln in Braunschweig. Bis zur A-<br />

Jugend habe ich bei Eintracht Braunschweig<br />

gespielt. Einmal sogar im Eintracht<br />

Stadion. Alle meine Freunde<br />

waren ebenfalls Fans des Vereins und<br />

wir trafen uns, wie es sich für echte<br />

Eintracht-Fans gehörte, regelmäßig in<br />

der Kneipe ‚Zum gemütlichen Conny‘<br />

Treu dem Motto einmal Löwe, immer<br />

Löwe, bin ich bis heute ein großer Fan<br />

des Vereins. Mit ‚Holstein-Kiel‘ habe ich<br />

jedoch mittlerweile meine zweite große<br />

Fußballliebe gefunden. Mein Herz<br />

schlägt für beide Vereine.<br />

Vor sechs Jahren spielten Eintracht<br />

Braunschweig und Holstein Kiel in der<br />

gleichen Liga. Ich bin in das Eintracht<br />

Stadion eingeladen worden und saß<br />

auf der Tribüne neben dem damaligen<br />

Vizepräsidenten des BTSV. Mein Platz<br />

war zwar auf der Seite der Löwen, doch<br />

ich jubelte Holstein-Kiel zu. Im Gegenzug<br />

versprach ich beim nächsten Spiel<br />

der beiden Vereine für die Eintracht<br />

zu jubeln. Mit einem Eintracht-Schal<br />

gewappnet stimmte ich daher wie versprochen,<br />

beim nächsten Spiel der beiden<br />

Vereine im Holstein-Stadion Fangesänge<br />

des BTSV an. Schräge Blicke<br />

und Sprüche waren mir sicher.<br />

Bis heute bin ich Fan von Eintracht<br />

Braunschweig und verfolge aktiv die<br />

Laufbahn des Vereins. Leider komme<br />

ich nur selten dazu mir ein Spiel live<br />

anzusehen. Ich brauche knapp vier<br />

Stunden bis ich in Braunschweig bin.<br />

Diese Zeit fehlt mir meistens. Vier bis<br />

fünfmal im Jahr verschlägt es mich<br />

dennoch in die Heimat, unter anderem<br />

da auch meine Schwester hier<br />

wohnt. Ich freue mich jedoch zu sehen,<br />

wie sich die Stadt gemausert hat.<br />

1970, als ich fortzog, war noch vieles<br />

kaputt. Mittlerweile hat sich Braunschweig<br />

städtebaulich hervorragend<br />

entwickelt. Das Schloss wieder aufzubauen<br />

halte ich nach wie vor für eine<br />

glorreiche Idee. Braunschweig ist jetzt<br />

richtig hübsch. Grade im Vergleich<br />

zu Kiel, meiner Wahlheimat, fällt mir<br />

das immer wieder stark auf. Der unschlagbare<br />

Vorteil Kiels ist jedoch die<br />

Nähe zum Meer. Da kann auch die<br />

Oker nicht mithalten.<br />

Ich freue mich zu sehen, dass sich<br />

Braunschweig so toll entwickelt und<br />

wünsche ihr weiterhin alle Gute. Und<br />

nicht vergessen, nächste Saison wird<br />

die Eintracht garantiert wieder aufsteigen.<br />

Da bin ich mir sicher. :::<br />

KARMA Kommunikationsdesign<br />

Porschestraße 47 Tel. +49 5361 8999 777<br />

38440 Wolfsburg Mail info@karma-web.de www.karma-web.de


Molybdän &<br />

Mumme-Braten<br />

Anknüpfend an das uralte Bergbau-Wissen aus dem Harz ist die Region weltweit<br />

führend in der Wiedergewinnung der so kostbaren „Seltenen Erden“. Wie etwa Molybdän,<br />

ohne das Handys und Autos undenkbar wären. Doch neben technologischen<br />

gelingen der Region auch kulinarische Spitzenleistungen: Die Mumme, einst Exportschlager<br />

im Mittelalter, verleiht heute Speisen und Desserts den lukullischen Feinschliff.<br />

Diese und viele andere erstaunliche Geschichten bei uns in der Region und<br />

auf dem Blog meine-region.de<br />

Braunschweig | Gifhorn | Goslar | Helmstedt| Peine | Salzgitter | Wolfenbüttel | Wolfsburg<br />

#meineregion

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