Zweifach-Rollbahn - Imaginata
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<strong>Zweifach</strong>-<strong>Rollbahn</strong><br />
110 kV-Halle<br />
Die gerade <strong>Rollbahn</strong> ist kürzer als die gebogene.<br />
Doch welche Kugel kommt eher ins Ziel?<br />
� Welche Kugel ist eher da, welche schneller?<br />
165<br />
Die Beschäftigung mit<br />
Kugelbahnen ist nicht nur<br />
ein netter physikalischer<br />
Zeitvertreib. Konstrukteure<br />
von Achterbahnen oder<br />
Rodelbahnen kommen ohne<br />
solides Wissen über<br />
Rollkurven und deren<br />
mathematische<br />
Beschreibung nicht aus.
Ähnlich wie bei der Station „Kugelwettlauf“ kann man auch an der <strong>Zweifach</strong>rollbahn sehen,<br />
dass die Beschleunigung einer rollenden Kugel von der Neigung der Bahn abhängt. Auch<br />
hier ist die Kugel auf der gebogenen – also längeren Bahn deutlich eher am Ziel, da sie am<br />
Anfang stärker beschleunigt wird. Wie schnell können Kugeln überhaupt werden? Welche<br />
Bedingungen gibt es für die Konstruktion der schnellsten möglichen <strong>Rollbahn</strong>, einer<br />
„Brachistochrone“?<br />
Bereits der Schweizer Mathematiker und Arzt Johann Bernoulli (1667-1741) beschäftigte<br />
sich mit diesen Problemen und entwickelte eine elegante mathematische Lösung, mit der<br />
er den Grundstein für ein neues mathematisches Teilgebiet, die Variationsrechnung, legte.<br />
Wer nicht rechnen möchte, kann sich die Form der<br />
Brachistochrone aber auch geometrisch konstruieren.<br />
Sie entspricht einer Zykloide, also der Kurve, die durch<br />
die Überlagerung einer Vorwärts- mit einer<br />
Drehbewegung entsteht. Als Beispiel mag dir der<br />
Hinterradreflektor eines vorbeifahrenden Fahrrads<br />
dienen, dessen Bewegung sich aus der<br />
Vorwärtsbewegung des gesamten Fahrrads und der<br />
Drehbewegung des Hinterrades zusammensetzt und je<br />
nach Position des Reflektors mehr oder weniger<br />
bogenförmig aussieht. Wenn du die einzelnen<br />
Positionen des Reflektors miteinander verbindest,<br />
erhältst du eine der Brachistochronen ähnliche<br />
Rollkurve.<br />
Solche Kurven bieten nicht nur die Möglichkeit, schnelle<br />
Murmelbahnen zu konstruieren; die Brachistochrone hat<br />
noch eine weitere bemerkenswerte Eigenschaft. Sie ist<br />
gleichzeitig auch eine „Tautochrone“, d. h. eine Bahn auf<br />
der die Laufzeit der Kugel unabhängig vom Startpunkt<br />
ist. Auf so einer Bahn ist es egal, wo die Kugel startet,<br />
denn sie benötigt immer genau die gleiche Zeit bis zum Ende. Dies kannst du<br />
ausprobieren, indem du entweder die Zeit bei verschiedenen Starthöhen nimmst oder die<br />
zwei Kugeln zeitgleich an verschieden Positionen starten lässt; sie kommen (fast)<br />
zeitgleich ins Ziel.<br />
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