Fahrgeometrie 2007.09

Kapitel 02 – Fahrgeometrische Grundlagen Seite 1
1. Fahrzeugabmessungen
Im Gegensatz zu fahrdynamischen Grundsätzen (V 85 ≥ 60 km/h, ausgewogene Radienfolge,
Übergangsbogen, Querneigung, Sicherstellung einer kontinuierlichen Betriebsgeschwindigkeit)
spielen fahrgeometrische Grundsätze in erster Linie auf Verkehrsflächen, die mit niedriger
Geschwindigkeit befahren werden, eine maßgebende Rolle.
Grundlage für die Dimensionierung von Verkehrsflächen sind die jeweiligen Fahrzeugabmessungen.
Insbesondere in der Kurvenfahrt bei kleineren Bogenradien erhöht sich der Flächenbedarf der
Fahrzeuge.
Kinderwagen
Rollstuhl
Fahrrad (R)
Dreirad
Moped
Fahrzeugart
Außenabmessungen
Wendekreisradius
Überlänge
Länge Radstand
Breite Höhe
vorne hinten
m m m m m m m
1,10
0,55 1,00
1,25
0,85 1,10 1,00
1,90
0,60 1,00
1,90
1,00 1,00
1,80
0,60 1,00
Krad 2,20 0,70 1,00 1,00
Personenkraftwagen
Bemessungsfahrzeug – Pkw
kleiner Pkw
Pkw (Einparkvorgang) [6]
großer Pkw
S-Klasse (Fahrvorgang) [6]
4,70
3,60
4,45
5,00
5,10
2,70
-
2,60
-
3,10
0,90
-
0,85
-
1,00
1,10
-
1,00
-
1,00
1,75
1,60
1,90
-
2,00
1,50
1,35
-
1,50
-
5,80
5,00
5,65
6,00
6,50
Lastkraftwagen
Transporter
Rettung (VW T4)
Rettung (Jumbo, MB 711 D)
Bemessungsfahrzeug Lieferw.
Lkw 25t, dreiachsig
Müllfahrzeuge
Bemessungsfahrzeug 2-achsig
Bemessungsfahrzeug 3-achsig
Feuerwehrfahrzeug
Möbelfahrzeug
(mit Anhänger)
Reisebus
Doppeldeckerbus
Standardlinienbus
15m-Bus
Standardgelenkbus
Bemessungsfahrzeug – Linienbus
Bemessungsfahrzeug – Gelenkbus
Bemessungsfahrzeug – Lastzug (Lz)
Zugfahrzeug (25t)
Anhänger (18t, 2-achsig)
Bemessungsfahrzeug Sattelzug
Zugfahrzeug
Anhänger
Höchstwerte der StVZO:
Einzelfahrzeuge mit 2 Achsen
mehr als 2 Achsen
Sattelkraftfahrzeuge
Kraftomnibus als Gelenkfahrzeug
Lastzüge
4,50
5,10
5,45
6,00
9,50
7,64
9,45
9,45
9,50
(18,00)
12,00
12,00
11,48
15,00
17,40
11,00
17,26
18,00
9,50
7,10
15,39
6,12
12,47
12,00
12,00
16,50
18,00
18,75
3,50
5,30
3,90
4,89
6,30
6,30
5,88
7,00
5,63/6,17
5,60
5,60/6,15
5,30
4,70
3,80
7,06
0,70
1,50
1,36
1,55
2,55
2,45
2,56
3,10
2,56
2,40
2,45
1,50
1,10
1,28
1,64
1,80
2,70
2,38
3,01
3,15
3,25
3,04
4,90
3,04
3,00
3,06
2,70
1,30
0,94
3,77
1,80
2,20
2,18
2,10
2,50
2,50
2,50
2,50
2,50
2,50
2,50
2,50
2,50
2,50
2,50
2,50
2,50
2,50
2,50
2,50
2,50
2,50
2,00
2,40
2,90
2,20

Kapitel 02 – Fahrgeometrische Grundlagen Seite 2
Abmessung [m] Quelle
größte Höhe 4,00 m §4 Abs.6 KFG [2]
größte Breite 2,55 m (2,60 m für Kühlfahrzeuge) "
größte Länge
bei Kfz ohne Anhänger
bei Gelenkkraftfahrzeugen
Kfz mit Anhänger
Sattelkraftfahrzeug
12,00 m
18,00 m
18,75 m
16,50 m
§4 Abs.6 KFG [2]
"
"
§4 Abs. 7a KFG [2]
"
größter Wendekreisradius 12,50 m §6 Abs.2 KDV [3]
Tabelle 2: Zulässige Abmessungen von Kraftfahrzeugen und Anhängern in Österreich
Abbildung 1: Grundmaße für Verkehrs- und Lichtraum bei ausgewählten Begegnungsfällen im Bereich von
Erschließungsstraßen [1]
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Kapitel 03 – Fahrgeometrische Grundlagen Seite 3
2. Anwendungsbereiche
• Querschnittsbemessung
• Dimensionierung der Fahrflächenränder
in Kreuzungs- bzw.
Knotenbereich
• Fahrstreifenverbreiterung im Bogen
nach RVS 03.03.23 bzw. 03.03.80
• Gestaltung von Anlagen des ruhenden
Verkehrs: Fahrgassen, Einfahrten,
Rampen, Parkflächen, Garagen,
Parkbauten, Wendeanlagen
• Gewerbe- und Industrieanlagen:
Güterterminals, Tankstellen
• Anlagen des öffentlichen Verkehrs:
Busbahnhöfe, Busbuchten
3. Schleppkurven
3.1. Kurvenfahrt
Fahrzeuglänge l
Überstand
hinten uh
a
Fahrzeugdeichsel D
i max
maximale
Verbreiterung
uv
Achsabstand
b
Fahrzeugbreite
Überstand
vorne
Abbildung 2: Kurvenfahrt, Begriffsbestimmung
R i
Ra
3.2. Schleppkurvenkonstruktion
nach Guhlmann (verbesserte
Methode)
Abbildung 3: Verbesserte Methode nach Guhlmann
3.2.1. Verfahrensschritte:
a) Wahl einer Leitkurve für den vorderen
äußeren Karosseriepunkt
b) Festlegung des Startpunktes P 0
c) Teilung der Leitkurve in gleiche Abschnitte
die nicht länger als D/2 sein dürfen;
Deichselabstand (D) = Achsabstand (a) +
Überhang Vorne (ÜV); Ergebnis: P 1 ,
P 2 , P 3 , P 4 , …, P n
d) von P 0 wird die Strecke D gegen die
Fahrtrichtung abgeschlagen → Op
e) Konstruktion der Geraden durch die
Punkte O P und P 1
f) von P 1 wird D nach P 0 -O P abgeschlagen →
Hilfspunkt N 1
g) Konstruktion der Geraden durch die
Punkte N 1 und P 2
h) von P 2 wird D nach O P -P 1 abgeschlagen →
Hilfspunkt N 2
i) Konstruktion der Geraden durch die
Punkte N 2 und P 3
j) von P 3 wird D nach N 1 -P 2 abgeschlagen →
Hilfspunkt N 3
k) Wiederholung der Schritte i) und j) bis zum
Punkt P n
l) die so konstruierten Geraden N i -P n+1 sind
Tangenten an die Leitkurve des äußeren
Hinterrades.
m) schlußendlich muß noch die
Fahrzeugbreite b nach innen aufgetragen
werden um die endgültige Form der
Schleppkurve zu erhalten.
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3.2.2. Ausscherendes Heck
Die Konstruktion nach Guhlmann
berücksichtigt nicht ein eventuell
ausscherendes Heck. Speziell bei Fahrzeugen
mit großem "Überhang Hinten" (z.B.
Gelenkbus) ist das Ausscheren des Hecks zu
berücksichtigen.

a h
Kapitel 03 – Fahrgeometrische Grundlagen Seite 4
3.3. Reduzierte Deichsellänge
Bei der Schleppkurvenkonstruktion für Lkw mit
Anhänger oder Lastzügen wird der
Achsabstand (a) durch die reduzierte
Deichsellänge ersetzt. Die reduzierte
Deichsellänge entspricht dem Achsabstand
eines Ersatzfahrzeuges ohne Anhänger.
d
f
a z
3.4.3. Sicherheitsabstände [4]
In den Schleppkurven sind keine
Sicherheitsabstände berücksichtigt. Diese sind
bei Personenkraftwagen mit S min = 0,50 m und
bei Lastkraftwagen bzw. Lastzügen mit S min =
1,0 m empfehlenswert.
3.4.4. Schleppkurven EAE 85/95
Die zugehörigen Schleppkurven sind dem
Anhang beigelegt.
e
R i
R3
Ri
R 2
R 1
D red
Abbildung 4: Reduzierte Deichsellänge
Fahrzeug
landwirtschaftliche Zugmaschine
mit Anhänger
Obergrenze
für
landwirtschaftliche Züge
übliche Lastzüge, Sattelschlepper
Lastzug, Sattelschlepper
R a
reduzierte
Deichsellänge
5,00 m
6,50 m
9,10 m
D max = 9,77 m
Tabelle 3:reduzierte Deichsellängen verschiedener
Fahrzeuge
3.4. Minimumskurven nach EAE
85/95 [1]
Minimumskurven sind Schleppkurven bei
denen die äußere Berandung dem jeweiligen
Wenderadius der einzelnen Fahrzeugklassen
entspricht.
4. RVS 03.05.12 - Knoten
Plangleiche Knoten – Kreuzungen, T-
Kreuzungen
4.1. Bemessungsfahrzeug
Aufgrund stark unterschiedlicher Fahrzeugabmessungen
und Fahrgeometrien des
Fahrzeugkollektivs, müssen zur Kontrolle der
Befahrbarkeit von Knotenpunkten Bemessungsfahrzeuge
definiert werden.
Entsprechend den Bestimmungen des
KFG 1967 i.d.g.F. wird empfohlen, folgende
Fahrzeugtypen als Bemessungsfahrzeuge
heranzuziehen:
- Lkw 9 m
- Lkw mit Anhänger (Gesamtlänge 18,75 m)
- Bus 15 m (mit zwangsgelenkter Nachlaufachse)
Sattelkraftfahrzeuge werden durch den derzeit
ungünstigsten Fahrzeugtyp, den Bus mit einer
Länge von 15 m, abgedeckt.
Die genauen Abmessungen dieser 3
Bemessungsfahrzeuge können den Abbildung
5 bis Abbildung 7entnommen werden.
3.4.1. Fahrkurve 1
Der Kraftfahrer fährt zügig mit stetig
zunehmendem Lenkradeinschlag in den
Bogen ein und verlässt ihn mit ebenso stetig
abnehmendem Lenkradeinschlag.
3.4.2. Fahrkurve 3
Der Kraftfahrer fährt sehr langsam mit sehr
schnell zunehmenden Lenkradeinschlag in
den Bogen ein und verläßt ihn mit ebenso
abnehmendem Lenkradeinschlag. Diese
Fahrkurve entspricht bei Schwerlastfahrzeugen
und Bussen näherungsweise auch einer
Fahrweise mit frei zurückdrehendem Lenkrad.
Abbildung 5: Lkw 9 m
Abbildung 6: Lkw mit Anhänger
Die Fahrkurve 3 sollte nur bei Flächendefiziten
angewendet werden.
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Kapitel 03 – Fahrgeometrische Grundlagen Seite 5
Literatur:
[1] EAE 85/95, Empfehlung für die Anlage von
Erschließungsstraße, Forschungsgesellschaft für das
Straßen- und Verkehrswesen, Köln, 1985, Ergänzung
1995
8 Schablonen Minimumskurven für Pkw bis
Lastzug
Abbildung 7: Bus 15 m
Sind genauere Daten über die Fahrzeuge
bekannt, welche den zu überprüfenden
Knotenpunkt befahren, bzw. kann begründet
davon ausgegangen werden, dass der Knotenpunkt
von großen Fahrzeugen nicht befahren
wird, können auch andere als die hier
angeführten Bemessungsfahrzeuge herangezogen
werden.
4.2. Schleppkurven
Die zugehörigen Schleppkurven sind dem
Anhang beigelegt
5. Feuerwehrzufahrt
[8] Weitere fahrgeometrische Ansprüche an
Verkehrsflächen werden durch
Feuerwehrzufahrtsbereiche gestellt.
[2] KFG, Kraftfahrgesetz 1967, Wien
[3] KDV, Kraftfahrgesetz-Durchführungsverordnung, 1967,
Wien
[4] Marx, E.; Konstruktion von Schleppkurven,
Bundesministerium für Bauten und Technik,
Straßenforschung, "Grüne Reihe". Heft 48, Wien, 1975
27 Schablonen für Lkw, Sattelschlepper und Lastzüge
für verschiedene Leitkurvenradien
[5] Marx, E., Meschik, M., Schleppkurven städtischer
Fahrzeuge, Schriftenreihe der Forschungsgesellschaft für
das Verkehrs- und Straßenwesen im österreichischen
Ingenieur und Architektenverein, Heft 93, Wien, 1990
[6] Pech, A., Garagen und Parkdecks, Entwurfsschablonen,
Schriftenreihe des Ordinariats für
Hochbau, TU Wien, 1993
Schleppkurvenschablonen für Pkw:
9 Stk. Einparkvorgang
8 Stk. Fahrvorgang – Grundelemente
20 Stk. Fahrvorgang – Minimumskurve
15 Stk. Fahrvorgang – Fahrgassenversatz
6 Stk. Fahrvorgang – Wendekurve
[7] Marx, E., Aktualisierung von Schleppkurven-
Schablonen, BMVIT, Straßenforschung, "Grüne Reihe".
Heft 502, Wien, 2000
[8] TRVB 134 Technische Richtlinie für den vorbeugenden
Brandschutz – Flächen für die Feuerwehr auf
Grundstücken
Anhang 01
Schleppkurven nach EAE 85/95
Anhang 02
Schleppkurven nach [7] für Bemessungsfahrzeuge
nach RVS 03.05.12
Abbildung 8: Bauliche Anlagen mit Flächen für die
Feuerwehr auf Grundstücken
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Kapitel 03 – Fahrgeometrische Grundlagen Seite 10
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