MÅNNSBILD berger Maultrommlern, mit denen er weit herumkam, sogar nach Deutschland und Frankreich. „Mir håm g’spielt, wie’s ins virkemmen isch, eigentlich gånz åndersch wia åndere Gruppn. Viele måchn’s schulisch, de spieln die Stickln so nåch, wie’s die Mollner oder die Mittenwalder oder die Saalfeldner Maultrommler g’måcht håbm. Mir håbm insere eigenen Stickln g’håbt, a selle, de nit für Maultromml g’måcht woarn sein.“ Und dann führt mich Hans zurück in den Raum, an dem wir beim Hereingehen vorbeigegangen sind. Jetzt bin ich wirklich baff! Unzählige Bilder und Zeichnungen in verschiedensten Techniken hängen an den Wänden. Er ist Mitglied in einem Malclub. Im Sommer begibt man sich irgendwo in die Landschaft und bringt die Eindrücke zu Papier. Einige der Ergebnisse dieser Malrunden hat Hans aufgehängt. Die anderen sind wiederum fein säuberlich in selbst gebastelten Kartonkoffern auf Stellagen archiviert. … und Krippen Vor allem aber ist der Raum ausgefüllt mit an die zwanzig verschiedenen Krippen. In Wurzelstöcken geschnitzte Krippenmotive, andere Figuren bunt bemalt, wieder andere sind vor einer Hintergrundmalerei platziert. Hans bereitet sie gerade für die Krippenausstellung im FeuerWerk in Fügen vor. Seit 38 Jahren schon gibt er sein Wissen in Kursen an der Volkshochschule und in der Erwachsenenschule weiter, auch den Krippenverein am Weerberg hat er gegründet. In letzter Zeit hat es ihm aber die Landschaftsmalerei angetan. Als wäre das alles nicht genug, schreibt er nämlich gemeinsam mit seinem Kollegen Hansjörg Penz, einem frischgebackenen Krippenbaumeister, an einem Krippenbuch, das im Dezember 2016 im Tyrolia Verlag erscheinen wird. Sein Teil besteht darin, die Herstellung der gemalten Landschaften Schritt für Schritt zu beschreiben. Es ist einfach eine Wunderkammer, in der ich mich hier befinde. Das sage ich Hans auch. Er lacht und zeigt auf die hölzerne dreistufige Leiter, die neben mir steht. Ein Handgriff, und daraus ist ein sehr passabler Stuhl mit Rückenlehne geworden! Ich schaue ihn groß an, er lacht und ist sichtlich angetan von meinem Staunen, meint aber darauf selbstkritisch: „So an Vogl, woasch!“ Dieser Vogl hat ihm immerhin eine freizeittechnisch vollkommen ausgefüllte Pension beschert. Und daher rührt wohl auch seine jugendliche Frische! Das Vermächtnis Eines will er mir aber vor allem noch zeigen: Er öffnet eine Box, in der sich – wieder ganz ordentlich hineingeschlichtet und beschriftet – aufgerollte Saiten verbergen, gedrechselte Heber, kleine metallene Utensilien, Zettel und seltsames Spezialwerkzeug. Hans hat sich etwa einen „Saitenwickler“ gebastelt, mit dem problemlos die Ösen zum Einhängen bei den Nägeln gemacht werden können – ganz ohne Mühe und blutige Finger. In der Box steckt das gesamte Wissen, das sich Hans während der Hackbrettbau-Jahre angeeignet hat. Wenn diese Arbeit jemand übernehmen will, muss er nur die Box öffnen, da ist alles Wichtige drin, auch beschrieben hat Hans auf den Zetteln alles zu Beachtende. Er sieht mich an. Es klingt fast wie eine Aufforderung. Die kann ich aber bei aller Liebe nicht annehmen. Ich weiß ja nicht einmal, wie man ein Holzstück richtig in die Hobelbank einspannt! Eine destruktive Antwort folgt: „Jå, was nix weart: brinnen tuat’s.“ Wie recht er hat. Und wie weit man es doch – oder gerade deswegen – mit dieser Devise bringen kann! 50 G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 40. JAHRGANG | HEFT 04 | DEZEMBER <strong>2015</strong>
TRADITIONELL UND MODERN ZUGLEICH. Die TT und der Tiroler Volksmusikverein. Ein Stück Tiroler Identität im 21. Jahrhundert. www.tt.com Foto: Andreas Schönherr