G\'sungen & G\'spielt 4/2015
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RÜCKSICHT<br />
VOLKSMUSIK – (M)/(S)EIN LEBEN<br />
Es ist das ehrenvolle Verdienst unseres Ehrenobmanns Peter<br />
Reitmeir, seine Passion auch in die Herzen derer getragen<br />
zu haben, die er gelehrt hat.<br />
Text: Roswitha Haselwanter | Foto: Ralph Kapavik<br />
Peter Reitmeir: 40 Jahre lang leitete er die Tiroler Singwoche und war unermüdlich im Dienste<br />
der Volkslied- und Volkmusikpflege tätig.<br />
enn i des Stündle no wüsst“,<br />
„W so haben wir oft und gerne gemeinsam<br />
gesungen. Ja, die Stunde weiß<br />
ich genau, als ich diese Liebschaft mit<br />
der Volksmusik eingegangen bin. Ich<br />
war 1983 eine junge, unerfahrene Chorleiterin,<br />
als mir mein Musikschullehrer<br />
Hans Kirchmair ein Singwochenheft in<br />
die Hand drückte mit der Aufforderung:<br />
„Des sing‘ mit deine Leut, wås do drein<br />
isch, des isch echte Volksmusik mit richtige,<br />
guate Volksmusiksätz‘.“<br />
Seither singe ich Woche für Woche mit<br />
mindestens 20 – 30 Menschen im Chor,<br />
in der kleinen Gruppe, bei Hoangarten<br />
oder in Seniorenheimen etc. Volkslieder,<br />
passend zu allen Lebenslagen,<br />
Stimmungen und Jahreszeiten. Bei den<br />
alljährlichen Chorreisen ins Ausland<br />
wurde uns damit immer besondere Aufmerksamkeit<br />
zuteil. Viele Menschen haben<br />
uns stets um diesen reichen Schatz<br />
an Volksgut beneidet, den wir so ganz<br />
selbstverständlich in Anspruch nehmen<br />
dürfen.<br />
Die Tiroler Singwoche ...<br />
Und damit komme ich zur Singwoche,<br />
denn unser Liedgut stammt größtenteils<br />
aus den Singwochenheften von Professor<br />
Peter Reitmeir. Säuberlich aufgeschrieben,<br />
3-stimmig gesetzt und für<br />
alle frei verwendbar sind diese Lieder<br />
überall und ohne großen Aufwand gut<br />
singbar. Viele Menschen im Alpenraum<br />
kennen sie, einer beginnt, und die anderen<br />
Stimmen finden sich ein. Wir haben<br />
sie mit Inbrunst über Seen hinüber gesungen,<br />
von Berggipfeln, beim Wandern<br />
über Wiesen, wenn Trauriges zu überwinden<br />
war, wenn es zu trösten galt, aus<br />
Dankbarkeit, bei stundenlangen Busfahrten<br />
und wir singen sie unermüdlich<br />
nach jeder Chorprobe.<br />
Die angesprochene Singwoche, das ist<br />
ein paradiesischer Ausnahmezustand,<br />
ein Ort, erfüllt von liebevollen Begegnungen,<br />
Gesten und großer Rücksichtnahme.<br />
Mit 80 – 90 Gleichgesinnten<br />
wird gesungen, getanzt und musiziert.<br />
Das ist eine Woche geprägt von Achtsamkeit,<br />
Hinhören, gemeinsamem<br />
Rhythmus, Takt und Harmonie, mit dem<br />
ehrwürdigen Herrn Direktor, der ungeniert<br />
von der Achtjährigen zum Tanz geführt<br />
wird, mit Kindern, die gemeinsam<br />
und gleichwertig mit der Frau Professor<br />
Musik machen, mit Hausfrauen neben<br />
Bäckermeistern, Lehrern, Ungeschulten<br />
neben Berufsmusikanten … Und ja, da<br />
sind noch die langen Abende und die<br />
kurzen Nächte mit viel Lachen, Witz<br />
und fröhlicher Unterhaltung.<br />
… und Peter Reitmeir!<br />
Dies alles fand 40 Jahre lang unter der<br />
unumstritten kompetenten Leitung von<br />
Professor Peter Reitmeir statt, mit der<br />
Hilfe seiner Frau Helga und diversen<br />
Fachreferenten. Was in diesen Singwochenheften<br />
bzw. in den beiden Büchern,<br />
in denen Professor Peter Reitmeir zum<br />
40-Jahr-Jubiläum sein Werk für langjährige<br />
Mitglieder zusammengefasst hat,<br />
aber in Wahrheit drinnen steckt, das sind<br />
nicht einfach nur Melodien und Texte,<br />
wenn auch von unschätzbarem Wert<br />
(963 sind darin versammelt!), das ist<br />
für viele, viele hundert Menschen wunderbare,<br />
unvergessliche Erinnerung und<br />
das ist ein Lebensinhalt – ja ein ganzes<br />
Leben, Peters Leben.<br />
Lieber Peter, wir können nur danke sagen,<br />
danke für dieses große, unermessliche<br />
Geschenk, das Du uns durch Dein<br />
Lebenswerk gemacht hast, für Deine<br />
Arbeit, für Deine Lieder, die seit vier<br />
Jahrzehnten von unzähligen Menschen<br />
mit großer Begeisterung in die Welt hinausgetragen<br />
werden.<br />
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G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 40. JAHRGANG | HEFT 04 | DEZEMBER <strong>2015</strong>