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G\'sungen & G\'spielt 4/2015

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INT´RESSANTERWEIS<br />

Zweite Generation der Rainer-Sänger<br />

In deutschen Landen wurde das „neue“<br />

Weihnachtslied ebenfalls verbreitet.<br />

Jedoch dürfte dies dort mehr von den<br />

Geschwistern Strasser als von den Rainern<br />

vorgetragen worden sein. Von den<br />

Rainer-Sängern wurde das Lied aber sicherlich<br />

nach England gebracht. Auch<br />

dort wurde es schon bald in die Landessprache<br />

übersetzt, was sich die „zweite“<br />

Rainer-Partie unter Ludwig Rainer 1839<br />

zunutze machte, als sie das Weihnachtslied<br />

am Weihnachtstag 1839 vor der ausgebrannten<br />

Trinity Church in New York<br />

uraufführte. Die Kirche war damals aufgrund<br />

eines Schneedrucks eingestürzt.<br />

Vor dem Hamilton Monument, direkt an<br />

der Kreuzung der heutigen Wall Street<br />

mit dem Broadway, nahmen sie Aufstellung.<br />

Ludwig Rainer war gerade einmal 18<br />

Jahre alt, als man 1839 in die Neue Welt<br />

nach Amerika aufbrach. Dort wurde das<br />

„Business“ professionell aufgezogen:<br />

Die Rainers hatten einen Tourmanager,<br />

der kleinere Räume mietete. Die Auftritte<br />

wurden über Eintrittsgelder finanziert.<br />

Vier Jahre durch die neue Welt<br />

Weitere Reisen folgten u. a. nach New<br />

Orleans, St. Louis, Pittsburg und Philadelphia.<br />

Im Mai 1843 machten sie<br />

sich auf den Heimweg. Ermutigt durch<br />

die Erfolge in Amerika, stellte Ludwig<br />

Rainer 1851 die Rainer-Gesellschaft zusammen,<br />

der zunächst fünf, später bis zu<br />

fünfzehn Sänger und Musikanten angehörten.<br />

Ihre Reisen führten nach England,<br />

wo sie vor Queen Victoria sangen,<br />

dann weiter nach Schottland und Irland.<br />

In den folgenden Jahren konzentrierten<br />

sich die Rainers auf Italien, Frankreich,<br />

Dänemark, Schweden und Norwegen.<br />

1858 kamen sie nach Russland und blieben<br />

dort zehn Jahre, lediglich unterbrochen<br />

von fünf kurzen Heimataufenthalten,<br />

um neue Mitglieder anzuwerben. Im<br />

Sommer sangen und musizierten sie in<br />

Petersburg, im Winter in Moskau. 1868<br />

kam Ludwig Rainer mit seiner Gruppe<br />

nach Österreich zurück, trat ein halbes<br />

Jahr in Wien auf und reiste dann nach<br />

Ungarn, Siebenbürgen, in die Walachei<br />

und in die Türkei. Des Wanderlebens<br />

müde eröffnete er 1870 am Achensee<br />

das Hotel Seehof, das ihm nun Heimat<br />

war. Kurze Gastspielreisen wurden noch<br />

bis 1884 unternommen, zum Beispiel<br />

1883 nach Bern. Auf der Fahrt zu einer<br />

Hochzeit nach München starb Ludwig<br />

Rainer am 15. Mai 1893 in Kreuth. Wenige<br />

Tage später wurde er in Achenkirch<br />

würdevoll bestattet.<br />

Übersetzungen in alle Kultur sprachen<br />

In dieser Zeit (um 1850) dürften auch<br />

die ersten Textveränderungen an „Stille<br />

Nacht“ vorgenommen worden sein.<br />

Es wird berichtet, dass ein begeisterter<br />

Zuhörer (Friese aus Dresden) das Lied<br />

nach Gehör mitgeschrieben und so nach<br />

Berlin gebracht habe.<br />

Es erschien in verschiedenen Liederbüchern<br />

und wurde bald auch im evangelischen<br />

Norden Deutschlands bekannt. Es<br />

ist nicht nur in alle Kultursprachen der<br />

Welt, sondern auch in eine Reihe afrikanischer<br />

und amerikanischer Eingeborenensprachen<br />

übersetzt worden.<br />

Das Lied wurde schon nach kurzer Zeit<br />

so beliebt, dass es ganzjährig gesungen<br />

werden musste und von den Rainer-Programmen<br />

nicht mehr wegzudenken war.<br />

Die Rainers haben damit den Grundstein<br />

zur Weltverbreitung eines österreichischen<br />

Kulturgutes gelegt. Im Gedenken<br />

daran legte der Heimatverein Fügen<br />

am noch bestehenden Grab von Tirols<br />

berühmtestem Nationalsänger Ludwig<br />

Rainer in Achenkirch einen Ehrenkranz<br />

nieder.<br />

Stille Nacht (Urtext)<br />

g<br />

Stille Nacht, heilige Nacht!<br />

Alles schläft, einsam wacht<br />

nur das traute, heilige Paar.<br />

Holder Knab im lockigen Haar:<br />

Schlafe in himmlischer Ruh!<br />

Schlafe in himmlischer Ruh!<br />

Stille Nacht, heilige Nacht!<br />

Gottes Sohn, o wie lacht<br />

lieb aus deinem göttlichen Mund,<br />

da uns schlägt die rettende Stund:<br />

Jesus, in deiner Geburt!<br />

Jesus, in deiner Geburt!<br />

Stille Nacht, heilige Nacht!<br />

Die der Welt Heil gebracht,<br />

Aus des Himmels goldenen Höhn<br />

Uns der Gnaden Fülle lässt sehn<br />

Jesum in Menschengestalt,<br />

Jesum in Menschengestalt.<br />

Stille Nacht, heilige Nacht!<br />

Wo sich heut alle Macht<br />

Väterliche Liebe ergoss<br />

Und als Bruder huldvoll umschloss.<br />

Jesus die Völker der Welt,<br />

Jesus die Völker der Welt.<br />

Stille Nacht, heilige Nacht!<br />

Lange schon uns bedacht,<br />

Als der Herr vom Grimme befreit<br />

In der Väter urgrauer Zeit.<br />

Aller Welt Schonung verhieß,<br />

Aller Welt Schonung verhieß.<br />

Stille Nacht, heilige Nacht!<br />

Hirten erst kundgemacht,<br />

durch der Engel Alleluja<br />

tönt es laut von Ferne und Nah:<br />

Jesu, der Retter ist da!<br />

Jesu, der Retter ist da!<br />

G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 40. JAHRGANG | HEFT 04 | DEZEMBER <strong>2015</strong> 15

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