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G\'sungen & G\'spielt 4/2015

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INT´RESSANTERWEIS<br />

DER MANN HINTER DEN<br />

KULISSEN<br />

Der Innsbrucker Regisseur<br />

Norbert Mladek zeichnet<br />

heuer für den szenischen<br />

Ablauf des Tiroler Adventsingens<br />

verantwortlich. Wir<br />

haben ihn zum Interview<br />

gebeten.<br />

Text: Yvonne Kathrein | Foto: Marlene Hronek<br />

Herr Mladek, Sie sind freischaffender<br />

Regisseur und Bühnenbildner, waren u. a.<br />

in Brüssel, Paris oder London engagiert.<br />

Sie haben in mehreren Produktionen am<br />

Tiroler Landestheater Regie geführt, waren<br />

bei den Festwochen der Alten Musik<br />

tätig, haben aber daneben auch viele kleinere<br />

Produktionen gemacht. Was macht<br />

den Reiz aus, sich auch abseits des „Mainstreams“<br />

zu bewegen?<br />

Norbert Mladek: Zum einen bieten solche<br />

kleineren Produktionen die Möglichkeit,<br />

besondere Räumlichkeiten bzw. Spielorte<br />

ins Stück zu integrieren. Man hat die<br />

Möglichkeit, Stücke und ihre Darsteller<br />

in einem neuen Kontext zu zeigen. Außerdem<br />

können bewusst gewählte Spielorte<br />

eine spezielle Stimmung erzeugen, die<br />

das Stück unterstützt und welche man im<br />

großen Theater nur sehr schwer erhält.<br />

Beispielsweise haben wir mit Theater<br />

praesent im Archäologischen Museum im<br />

Innsbrucker Atrium Aristophanes „Lysistrata“<br />

gespielt. Die dort ausgestellten<br />

Gipsabgüsse sind bereits ein perfektes<br />

Stimmungs- und Bühnenbild. Zum anderen<br />

sind genau diese Spielorte aber natürlich<br />

oft auch eine Herausforderung, da meistens<br />

keine theatertechnische Ausstattung<br />

vorhanden ist und man sehr viel Improvisieren<br />

muss.<br />

YK: Wie gut, dass Sie durch Ihre Ausbildung<br />

genau wissen, wie man solchen Herausforderungen<br />

begegnet.<br />

NM: Ja, allerdings komme ich eigentlich<br />

aus dem Gesangsfach. Ich habe in Innsbruck<br />

und dann in Rom Gesang studiert.<br />

Im Rahmen dieser Ausbildung wuchs aber<br />

gleichzeitig mein Interesse an der Produktion<br />

von Musiktheater und Schauspiel.<br />

1990 bekam ich dann die Möglichkeit, am<br />

Tiroler Landestheater für einige Produktionen<br />

als Regieassistent zu arbeiten. Darauf<br />

folgte unter Dominique Mentha dann<br />

ein fixes Engagement. In dieser Zeit habe<br />

ich aber auch schon mit Amateuren als<br />

Regisseur gearbeitet, etwa mit der Theatergruppe<br />

Inzing. Nach meinem Regiedebüt<br />

in Inzing habe ich gemerkt: Das ist<br />

das, was ich eigentlich machen will. Nun<br />

arbeite ich schon mehr als 20 Jahre als<br />

freischaffender Regisseur.<br />

YK: Eine spannende, aber sicherlich auch<br />

anstrengende Aufgabe!<br />

NM: Schon, aber eine Arbeit, die mir sehr<br />

viel Freude bereitet und dadurch auch<br />

sehr viel Energie gibt. Außerdem hatte<br />

und habe ich das Glück, mit sehr vielen<br />

interessanten Menschen zu arbeiten und<br />

mit ihnen für Menschen über Menschen zu<br />

„erzählen“, eben Theater zu machen.<br />

YK: Kommen wir zum heurigen Tiroler<br />

Adventsingen. Was kann man dazu schon<br />

verraten?<br />

NM: Bislang wurde das Publikum ja<br />

durch Moderation durch den Abend begleitet.<br />

Das wird diesmal nicht der Fall<br />

sein. Das Publikum soll sich ganz auf das,<br />

was auf der Bühne passiert, einlassen<br />

können, ohne es kommentiert zu bekommen.<br />

Es wird eine Weihnachtsgeschichte<br />

miterleben. Es ist aber keine klassische<br />

Weihnachtsgeschichte. Es ist der Versuch,<br />

diese Geschichte in einer anderen Form<br />

zu erzählen, darstellerisch und musikalisch.<br />

Es geht eigentlich um die Darstellung<br />

eines Lebens, das man im Rückblick<br />

als christliches Leben erkennt, wobei ja<br />

gerade dieses Erkennen Weihnachten ist.<br />

Es wird ein Abend, an dem man die Musik<br />

und die Stimmung genießen kann, aber<br />

es wird auch ein Abend zum Nachdenken.<br />

Jeder kann für sich selbst etwas anderes<br />

mitnehmen, seine Gedanken spielen lassen<br />

und vielleicht einen Blick auf den Grund<br />

des christlichen Lebens werfen.<br />

YK: Werden die ausführenden Gruppen<br />

auch in die Inszenierung miteinbezogen?<br />

NM: Ich möchte nicht zu viel verraten, nur<br />

soviel: Es wird keine rein konzertante Sache<br />

werden. Was ich aber schon verraten<br />

kann: Sylvia Tschörner, die Präsidentin<br />

des P.E.N.-Club Tirol, hat das Stück bearbeitet<br />

und dafür sehr genau recherchiert.<br />

Wenn die Bühne also beispielsweise in<br />

Weiß erscheint, dann steht diese Farbe für<br />

den Schnee, den es zur Zeit Christi Geburt<br />

in Bethlehem tatsächlich auch geben<br />

konnte!<br />

YK: Haben Sie ähnliche Produktionen,<br />

also solche im volksmusikalischen Kontext,<br />

schon gemacht?<br />

NM: Ich habe zwar im Rahmen einer Produktion<br />

an der Musikmittelschule Thüringen<br />

in Vorarlberg mit Kindern schon<br />

ein Weihnachtsspiel in Musicalform produziert,<br />

aber speziell mit Volksmusik ist<br />

das Neuland für mich. Auf jeden Fall ist<br />

es aber eine sehr spannende Sache und<br />

vielleicht ergeben sich daraus in weiterer<br />

Zukunft auch spannende Projekte mit<br />

Volksmusik. Ich würde mich freuen.<br />

10<br />

G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 40. JAHRGANG | HEFT 04 | DEZEMBER <strong>2015</strong>

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