Evangelische Altäre

Über die Weihe eines Altares Über die Weihe eines Altares

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Über die Weihe eines Altares Ich bin ein evangelischer Pastor, seit einigen Jahren im Ruhestand. Ich möchte allen interessierten Christen einige Gedanken mitteilen über die Weihe eines Altares. Das ist zwar keine besonders wichtige Angelegenheit; aber so unwichtig, daß man sich überhaupt keine Gedanken dazu zu machen braucht, ist es nun auch wieder nicht. Nach dem Gesetz des Mose brauchte das Volk Israel zwei verschiedene Altäre: den Brandopferaltar und den Räucheraltar. Davon war der Brandopferaltar offenbar der wichtigere; und im Folgenden soll nur noch von ihm die Rede sein. Für den alten, mosaischen Gottesdienst gehörten die Altäre zu den ganz wichtigen Dingen. Das ergibt sich aus den vielen, teilweise stark ins Einzelne gehenden Vorschriften, die Gott erlassen hatte. So setzt Gott die genaue Größe des Brandopferaltares fest und er ordnet an, aus was für einem Material der Altar angefertigt werden soll: Du sollst einen Altar machen aus Akazienholz, fünf Ellen lang und ebenso breit, daß er viereckig sei, und drei Ellen hoch. Und du sollst auf seinen vier Ecken Hörner machen, die sollen mit ihm verbunden sein, und sollst ihn mit Kupfer überziehen. (2.Mose 27,1+2) Da es für die Wüstenzeit ein großer, transportabler Altar werden soll, erläßt Gott auch Vorschriften für den Transport: Du sollst auch ... vier Ringe aus Kupfer (machen) an seinen vier Enden. Und du sollst zu dem Altar auch Stangen machen aus Akazienholz, mit Kupfer überzogen. Und man soll die Stangen in die Ringe tun, daß die Stangen an beiden Seiten des Altars seien, wenn man ihn trägt. (2.Mose 27,4+6+7) Genau geregelt ist auch, welches levitische Geschlecht den Altar und die dazugehörigen Gerätschaften tragen darf und soll (4.Mose 4). 1

Über die Weihe eines Altares<br />

Ich bin ein evangelischer Pastor, seit einigen Jahren im Ruhestand. Ich<br />

möchte allen interessierten Christen einige Gedanken mitteilen über<br />

die Weihe eines Altares. Das ist zwar keine besonders wichtige<br />

Angelegenheit; aber so unwichtig, daß man sich überhaupt keine<br />

Gedanken dazu zu machen braucht, ist es nun auch wieder nicht.<br />

Nach dem Gesetz des Mose brauchte das Volk Israel zwei verschiedene<br />

<strong>Altäre</strong>: den Brandopferaltar und den Räucheraltar. Davon war der<br />

Brandopferaltar offenbar der wichtigere; und im Folgenden soll nur<br />

noch von ihm die Rede sein.<br />

Für den alten, mosaischen Gottesdienst gehörten die <strong>Altäre</strong> zu den<br />

ganz wichtigen Dingen. Das ergibt sich aus den vielen, teilweise stark<br />

ins Einzelne gehenden Vorschriften, die Gott erlassen hatte. So setzt<br />

Gott die genaue Größe des Brandopferaltares fest und er ordnet an, aus<br />

was für einem Material der Altar angefertigt werden soll:<br />

Du sollst einen Altar machen aus Akazienholz, fünf Ellen lang<br />

und ebenso breit, daß er viereckig sei, und drei Ellen hoch.<br />

Und du sollst auf seinen vier Ecken Hörner machen, die sollen<br />

mit ihm verbunden sein, und sollst ihn mit Kupfer<br />

überziehen.<br />

(2.Mose 27,1+2)<br />

Da es für die Wüstenzeit ein großer, transportabler Altar werden soll,<br />

erläßt Gott auch Vorschriften für den Transport:<br />

Du sollst auch ... vier Ringe aus Kupfer (machen) an seinen<br />

vier Enden. Und du sollst zu dem Altar auch Stangen machen<br />

aus Akazienholz, mit Kupfer überzogen. Und man soll die<br />

Stangen in die Ringe tun, daß die Stangen an beiden Seiten<br />

des Altars seien, wenn man ihn trägt.<br />

(2.Mose 27,4+6+7)<br />

Genau geregelt ist auch, welches levitische Geschlecht den Altar und<br />

die dazugehörigen Gerätschaften tragen darf und soll (4.Mose 4).<br />

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Zu den genauen Vorschriften gehört auch, daß es im Himmel ein<br />

Modell des Altares gab, das Mose sich ansehen sollte, damit er den<br />

Altar ganz genau nach dem himmlischen Vor--Bild gestalten konnte:<br />

Als einen Kasten von Brettern sollst du ihn machen, daß er<br />

inwendig hohl sei, wie er dir auf dem Berge gezeigt wurde.<br />

(2.Mose 27,8 / vgl 15,9 und 6,23).<br />

Selbstverständlich mußten die <strong>Altäre</strong> geweiht sein.<br />

Der HERR redete mit Mose und sprach: Nimm dir die beste<br />

Spezerei: die edelste Myrrhe, fünfhundert Lot, und Zimt, die<br />

Hälfte davon, zweihundertundfünfzig, und Kalmus, auch<br />

zweihundertundfünfzig Lot, und Kassia, fünfhundert nach<br />

dem Gewicht des Heiligtums, und eine Kanne Olivenöl. Und<br />

mache daraus ein heiliges Salböl nach der Kunst des<br />

Salbenbereiters. Und du sollst damit salben die Stiftshütte<br />

und die Lade mit dem Gesetz ... den Leuchter mit seinem<br />

Gerät, den Räucheraltar ... den Brandopferaltar... So sollst du<br />

sie weihen, daß sie hochheilig seien.<br />

(2.Mose 30,22-29)<br />

Im 29. Kapitel des 2. Mosebuches wird die Weihe des Altares immer<br />

wieder mit mehrfacher Unterbrechung erwähnt, bis es dann gegen<br />

Ende des Kapitels heißt:<br />

Sieben Tage sollst du ... einen jungen Stier zum Sündopfer<br />

schlachten zur Sühnung und sollst den Altar entsündigen,<br />

indem du die Sühnung an ihm vollziehst, und sollst ihn<br />

salben, daß er geweiht werde.<br />

(2.Mose 29,37)<br />

Kann ein Altar sündigen? Kann man an ihm eine Sühne vollziehen? Ja!<br />

Wir wollen uns einen dramatischen Fall ausdenken: Da sind eines<br />

Nachts die Satanisten in die Kirche eingedrungen und haben auf dem<br />

Altar eine Teufelsmesse gehalten. Kann man auf diesem Altar<br />

unangefochten das heilige Abendmahl feiern? Kann man so tun, als sei<br />

nichts gewesen? Das sollte man nicht! Ein solcher Altar sollte noch<br />

einmal entsühnt und geweiht werden.<br />

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Auch die leblosen Dinge haben ihre Geschichte: die altertümlichen<br />

Teelöffel, die jemand von seiner Urgroßmutter geerbt hat; die<br />

Muscheln, die er vom Urlaub mit nach Hause gebracht hat; und das<br />

Nummernschild seines ersten Wagens. Das sind Dinge, die einen<br />

hohen Gemütswert haben können, sie haben aber auch Anteil an dem<br />

sündigen Wesen ihres Besitzers. Eigentlich müßten sie alle entsühnt<br />

werden! Das wird zwar niemand tun, wir sollten uns aber wenigstens<br />

um Verständnis bemühen, wenn Gott im Alten Testament verlangt,<br />

daß die <strong>Altäre</strong> mit ihrem Gerät geweiht werden.<br />

*<br />

Die alttestamentliche Altarweihe war intensiv und zeitaufwendig:<br />

Sieben Tage sollst du an dem Altar die Sühnung vollziehen<br />

und ihn weihen; so wird er ein Hochheiliges. Wer den Altar<br />

anrührt, der ist dem Heiligtum verfallen.<br />

Sieben Tage lang sollte der Altar also geweiht werden, bis er schließlich<br />

hochheilig war. Niemand durfte ihn berühren außer dem Priester und<br />

dem Levit.<br />

Und dies sollst du auf dem Altar tun: Zwei einjährige Schafe<br />

sollst du an jedem Tage darauf opfern, ein Schaf am Morgen,<br />

das andere gegen Abend ...<br />

(2.Mose 29,35-39)<br />

*<br />

Die <strong>Altäre</strong> des alten Bundes dienten in erster Linie dem Opferkult, der<br />

Anbetung und der Sündenvergebung. An den Fuß des Altares wurde<br />

das Blut der geopferten Tiere geschüttet und auf den <strong>Altäre</strong>n das<br />

Opferfleisch verbrannt. Daneben hatten die alten <strong>Altäre</strong> auch noch<br />

andere Aufgaben. Sie waren Zufluchtsorte des Totschlägers (2.Mose<br />

21,12-14) und im Gottesdienst die Begegnungstätte für Gott und den<br />

frommen Israeliten. So heißt es im 26. Psalm:<br />

<br />

Ich ... halte mich, HERR, zu deinem Altar, dir zu danken mit<br />

lauter Stimme ...<br />

(Ps 26,6+7)<br />

*<br />

3


Im Gottesdienst des neuen Bundes ist manches anders, manches aber<br />

auch gleich geblieben. Gleich geblieben ist die Grundidee: Nicht der<br />

Sünder wird bestraft, sondern stellvertretend für ihn ein anderes<br />

Lebewesen - im alten Bund war es ein Opfertier, im neuen Bund ist es<br />

der Sohn Gottes. Ein gravierender Unterschied war, daß die Tiere im<br />

alten Bund immer wieder neu geopfert werden mußten, im neuen<br />

Bund aber reicht das einmalige Opfer des sündlosen Gottessohnes ein<br />

für alle Mal (Hebr 9,24-26). Das heißt praktisch: Im kirchlichen<br />

Abendmahl wird der Herr Jesus Christus nicht erneut geopfert, wohl<br />

aber wird das ein- für allemal geschehene Selbst-Opfer Gott immer<br />

wieder vor Augen gestellt - es wird immer wieder neu „offerriert“.<br />

Man kann sich lange darüber streiten, ob das Abendmahl ein „Opfer“<br />

ist. Man sollte aber wissen, daß die Bibel den Gottesdienst des Neuen<br />

Bundes zweimal tatsächlich als ein „Opfer“ bezeichnet. Das geschieht<br />

einmal in der prophetischen Ankündigung des Maleachi, der erklärt,<br />

eines Tages würde Gott vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem<br />

Niedergang ein reines Opfer dargebracht werden, womit zweifellos das<br />

heilige Abendmahl gemeint sein muß (Mal 1,11). Zum zweiten Mal wird<br />

das Abendmahl im Hebräerbrief als Opfer bezeichnet. Dort heißt es:<br />

Wer nicht mehr zur gottesdienstlichen Versammlung kommt, tritt den<br />

Sohn Gottes mit Füßen und sieht sein teuer für uns vergossenes<br />

Bundesblut als nichts besonderes an; und ein solcher Christ habe<br />

hinfort kein andres Opfer mehr für die Sünden“<br />

(Hebr 10,25-29).<br />

Ist der Gottesdienst des neuen Bundes ein Opfergottesdienst, kann es<br />

uns nicht wundern, wenn der Hebräerbrief von einem „Altar“ spricht:<br />

Wir haben einen Altar, davon kein Recht haben zu essen, die<br />

der Stiftshütte dienen.<br />

(Hebr 13,10)<br />

Das heißt: Wer sich nicht vom jüdischen Tempelkult lösen will, hat<br />

kein Recht auf die Speise vom neuen Altar. Er hat also kein Recht auf<br />

das heilige Abendmahl. Es gehört also auch zum neuen Gottesdienst<br />

ein Altar. An den Fuß dieses neuen Altares wird kein Blut gegossen, auf<br />

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ihm wird kein Feuer entzündet, um ein Opfertier darauf zu<br />

verbrennen. Auf diesem Altar wird eine Seelenspeise zubereitet.<br />

Die auf ihm zubereiteten eucharistischen Gaben stiften eine exklusive<br />

Gemeinschaft - so exklusiv, daß selbst ein Jude, der sich noch nicht zu<br />

Jesus bekehrt hat, davon ausgeschlossen ist.<br />

Es gibt noch eine zweite Stelle im Neuen Testament, die von einem<br />

christlichen Altar spricht. Sie ist allerdings leicht verschlüsselt:<br />

was die Heiden opfern, das opfern sie den bösen Geistern und<br />

nicht Gott ... Ihr könnt nicht zugleich trinken des Herrn Kelch<br />

und der Teufel Kelch; ihr könnt nicht zugleich teilhaftig sein<br />

des Tisches des Herrn und des Tisches der Teufel.<br />

(1.Kor 10,20+21)<br />

Mit dem „Tisch des Herrn“ ist zweifellos ein Altar gemeint. Auch hier<br />

geht es um die Gemeinschaft, die der christliche Altar stiftet. Es geht<br />

um die Gemeinschaft der Christen untereinander wie auch um die<br />

Gemeinschaft zwischen Mensch und Gott; und es geht um die<br />

Verweigerung der Gemeinschaft. Ein Christ darf nicht zugleich am<br />

heidnischen Altar wie auch vom christlichen Altar kommunizieren.<br />

*<br />

Die evangelische Kirche braucht eigentlich keinen Altar. Das<br />

Abendmahl kann man überall feiern: auf einem Wackeltisch im<br />

Krankenhaus, in einem Zelt bei einer Jugendfreizeit, auf einem<br />

Wohnzimmertisch. Und doch! Es dürfte in Deutschland kaum eine<br />

evangelische Gemeinde geben, die nicht in der Kirche an<br />

hervorgehobener Stelle einen Altar stehen hat.<br />

Die evangelische Kirche glaubt allerdings, daß sie keine Theologie des<br />

Altares braucht. Nach der Perikopenordnung der evangelischen Kirche<br />

in Deutschland, die im Sechs-Jahre-Turnus etwa 700 Predigttexte<br />

vorsieht, ist eine Predigt über einen Altar nicht geplant. Aber wäre<br />

nicht schon allein der Gemeinschaftsgedanke wert, daß man über ihn<br />

predigt - im Zusammenhang mit dem heiligen Abendmahl!?<br />

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Es gibt noch einen anderen Gesichtspunkt, über den dringend<br />

gepredigt werden müßte. Die evangelische Kirche glaubt ja, daß Jesus<br />

Christus während der Abendmahlsfeier unsichtbar vom Himmel<br />

herabkommt und sich zunächst auf dem Altar niederläßt, bevor er<br />

dann während der Kommunion zu jedem einzelnen Kommunikanten<br />

kommt und in seiner Seele Wohnung nimmt. Dies ist jedenfalls der<br />

Glaube der lutherischen Kirche, auch wenn viele das nicht wirklich<br />

glauben. Wo Jesus Christus ist, ist auch Gott der Vater und der Heilige<br />

Geist!<br />

Der Altar ist also eine Art Zwischenstation auf dem Weg zu uns. Wie<br />

gesagt: Eigentlich ist er überflüssig. Man kann - um es noch einmal zu<br />

sagen - ein Abendmahl auf jedem Tisch und auf jeder Holzkiste feiern,<br />

aber um der Ehre Gottes willen, sollte man das nicht tun. Wenn ein<br />

hoher Staatsgast kommt, rollt man ihm einen roten Teppich aus. Auch<br />

das ist nicht nötig, aber man tut es doch. Wer den hohen Staatsgast<br />

absichtlich ohne roten Teppich empfangen will - ohne Musikkapelle<br />

und ohne Ehrenkompanie - soll sich nicht wundern, wenn später die<br />

eigentlich wichtigen Gespräche nicht recht in Gang kommen.<br />

Der christliche Altar ist der Thron Gottes in der Zeit zwischen<br />

Wandlung und Kommunion. Darum wird ein Künstler beauftragt,<br />

einen schönen, repräsentativen Altar zu entwerfen. Darum wird der<br />

Altar geschmückt mit bunten Antependien, kostbaren Leuchtern und<br />

frischen Blumen. Darum sollte auch ein evangelischer Altar entsühnt<br />

und geweiht sein. In allen Dingen, die geweiht oder gesegnet sind,<br />

wohnt die Kraft des Heiligen Geistes. Es ist gut, daß in vielen<br />

evangelischen Kirchen schön gebaute und liebevoll geschmückte <strong>Altäre</strong><br />

stehen. Noch besser wäre es, wenn die <strong>Altäre</strong> auch geweiht wären. Die<br />

Weihe des Altares ist für Gott wichtiger als der rote Teppich für den<br />

Staatsgast.<br />

Die vielen genauen Vorschriften und der große von Gott geforderte<br />

Aufwand bei den <strong>Altäre</strong>n des alten Bundes sind kein gültiges Gesetz<br />

mehr, sie sind aber ein bleibendes Vorbild der Liebe einer christlichen<br />

Gemeinde zu ihrem Schöpfer und Erlöser.<br />

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