Der Pilzfreund - Erstausgabe
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<strong>Erstausgabe</strong> März 2016<br />
Diese <strong>Erstausgabe</strong><br />
ist öffentlich zugänglich,<br />
alle weiteren Ausgaben kann<br />
man nur im Rahmen der<br />
Mitgliedschaft lesen.<br />
www.pilzfreunde.eu<br />
Vereinszeitschrift der
Inhalt<br />
Seite 4................................................... Vorwort<br />
Seite 5......................................... Aus dem Verein<br />
<strong>Pilzfreund</strong>e e.V. offiziell gegründet<br />
Hier erfahrt ihr, wie sich alles zugetragen hat.<br />
Seite 6......................................... Aus dem Verein<br />
<strong>Der</strong> Vorstand vorgestellt<br />
Macht euch ein Bild von den Fünfen.<br />
Seite 10....................................... Aus dem Verein<br />
Aktion Mitglieder werben Mitglieder<br />
Zusammen können wir etwas bewegen.<br />
Seite 11....................................... Aus dem Verein<br />
<strong>Pilzfreund</strong>e e.V.<br />
Reim vom „Bruckberger Verserlschmied“<br />
Ganz die eigenen - Pilzzucht<br />
Pilze selber anzubauen, liegt voll im Trend.<br />
Ganz Bio und ohne Sammlermühen.<br />
Die Firma Pilzmännchen bietet alles an Zubehör<br />
und erklärt in einer Serie, wie es geht.<br />
Den Anfang macht der Champignon.<br />
Seite 38<br />
2
Unter einem Hut......................... Seite 14<br />
Warum eigentlich Röhrlinge?<br />
Unterschiede, die man von unten erkennt.<br />
Pilz der Saison -<br />
die Speisemorchel<br />
Soviele Morcheln im Korb sind der Traum eines<br />
jeden Pilzsammlers. In dieser Ausgabe nehmen<br />
wir den begehrten Speisepilz unter die Lupe.<br />
Seite 12<br />
Wenn ihr sehr fein mit Morcheln schlemmen<br />
wollt, empfehlen wir euch ein köstliches Rezept.<br />
Seite 46<br />
Pilze unter der Lupe..................... Seite 20<br />
<strong>Der</strong>Mairitterling<br />
Schaut euch diesen Frühlingspilz einmal genauer an.<br />
Pilze unterm Mikroskop............................ Seite 22<br />
<strong>Der</strong> „Echte Hausschwamm“<br />
Etwas anspruchsvoller hingeschaut.<br />
Wissenswert........................................... Seite 34<br />
Kurioses aus der Welt der Pilze<br />
Schmunzelt mit Kurt Köhler über Pilz-Phänomene.<br />
Wissenswert........................................... Seite 37<br />
Wie Pilze duften<br />
In ein wichtiges Thema reingeschnuppert.<br />
Menschen und Pilze................................. Seite 42<br />
Walter Pätzold<br />
Nachruf an einen Pfundskerl von Kurt Köhler<br />
Dies und Das........................................... Seite 45<br />
Schwammerlnarrisch<br />
gereimt von Lorenz Ziegelmeier<br />
Pilzlust(ig)............................................ Seite 48<br />
Pilzcomics & Witze<br />
Ein bißchen Spaß muss sein<br />
Neue Serie - Baumportraits<br />
Welchen Pilz kann ich bei dem Baum erwarten oder<br />
andersherum nach welchem Baum muss ich für meinen<br />
Lieblingspilz Ausschau halten?<br />
Um Pilze gezielt zu finden, ist es hilfreich, Bäume zu<br />
kennen. Wir erklären in dieser Ausgabe warum und<br />
stellen verschiedene Bäume vor. Auftakt zur Serie.<br />
Seite 26<br />
Veranstaltungstipps................................ Seite 50<br />
Natürlich aus der Welt der Pilzler<br />
Impressum............................................. Seite 51<br />
Wer hat‘s gemacht?<br />
3
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
in der kalten und meist trostlosen Jahreszeit haben<br />
wir uns viele Gedanken darüber gemacht, wie wir<br />
die vielen Speisepilzsammler, Hobby- und Freizeitmykologen<br />
besser unter einen Hut bekommen und<br />
mit Wissenswertem versorgen können.<br />
Heraus gekommen ist ein gemeinnütziger Verein,<br />
der näher an der „Front“ ist, sich gezielt auch an die<br />
Speisepilzsammler richtet und seinen Mitgliedern<br />
wichtige Informationen aus dem Reich der Pilze viel<br />
schneller zur Verfügung stellen kann als die großen<br />
Fachverbände.<br />
Ein Weg, euch zu erreichen, ist unsere Vereinszeitschrift<br />
– <strong>Der</strong> <strong>Pilzfreund</strong>. Sie wird regelmäßig,<br />
drei- bis viermal im Jahr zunächst digital<br />
erscheinen - gefüllt mit Interessantem rund<br />
um Pilze. Beitrags-Serien wie Pilz- und Baumportraits<br />
sowie Rezepte aus der Pilzküche bieten sich<br />
zum Sammeln an. Spannende Einzelbeiträge können<br />
Aha-Erlebnisse bringen. Aktuelle Infos aus dem Verein<br />
findet ihr natürlich auf den Vereinsseiten. Und<br />
der Spaß kommt auch nicht zu kurz …<br />
Heute habt ihr nun unsere <strong>Erstausgabe</strong> vor euch. Ich<br />
wünsche euch viel Spaß beim Schmökern, viele neue<br />
Erkenntnisse und Vorfreude auf die Saison 2016.<br />
Euer Frank Prior<br />
PS: Wir freuen uns natürlich über euer Feedback im<br />
Gästebuch unserer Website.<br />
Und wenn auch ihr Lust habt, etwas für den <strong>Pilzfreund</strong><br />
zu schreiben, schickt uns gerne eure Beiträge<br />
an info@pilzfreunde.eu. (Es wird keine Garantie der<br />
Veröffentlichung übernommen.)<br />
4
Aus dem Verein<br />
<strong>Pilzfreund</strong>e e. V. offiziell gegründet<br />
Bei klirrender Kälte und 10cm Neuschnee denkt man eigentlich nicht ans Pilze<br />
sammeln. Aber Überzeugung beflügelt eben nicht nur die Phantasie.<br />
Trotz der widrigen Wetterumstände fanden die Gründungsmitglieder unseres<br />
neuen Vereins an einem eisigen Sonntag im Januar den Weg nach Regen,<br />
um die <strong>Pilzfreund</strong>e e. V. zum Leben zu erwecken.<br />
Am 23.01.2016 fand im Berggasthof „Hinhart“ in Regen<br />
die Gründungsversammlung der <strong>Pilzfreund</strong>e e.V.<br />
statt. So eine Gründungsversammlung kann eine<br />
trockene Angelegenheit sein, denn dabei geht es um<br />
die Satzung, um Erklärungen und letzlich sind ein<br />
Haufen Unterschriften auf Formularen zu leisten,<br />
um dem Ganzen offiziellen Segen zu geben. Aber<br />
beim Hinhart vetrocknet man wenigstens innerlich<br />
nicht und wer je ein Seminar bei Frank gemacht hat,<br />
weiß, das die Küche dort für alle Strapazen entschädigt.<br />
Und dank Georg gab es sogar standesgemäße<br />
Tischdeko in Form wunderschöner Holzpilze, die er<br />
mitgebracht hat.<br />
Die <strong>Pilzfreund</strong>e sind ein gemeinnütziger Verein, deren<br />
Mitglieder es vor allem auf das Miteinander von<br />
Mensch und Natur ankommt. Aktive Aufklärungsarbeit,<br />
Vorträge, öffentliche Pilzwanderungen, Pilzberatung<br />
und vieles mehr stehen auf der Agenda.<br />
Ein großes Anliegen ist auch, die Mykologie, also die<br />
Lehre von den Pilzen, wieder in den Lehrplan und<br />
damit in die Klassenzimmer zu bekommen. Es ist soviel<br />
Unsinn im Umlauf der aufgeschnappt oder überliefert<br />
wurde, wenn man aber bereits in der Schule<br />
wenigstens ein paar wenige Stunden mit dem Reich<br />
der Pilze in Berührung kam, ändert das meist alles.<br />
Apropos Strapazen, die hatte Frank Pior, der Initiator<br />
des Vereins, zuvor massenhaft auf sich genommen.<br />
Eine Vereinsgründung ist ein riesiger Zeit- und<br />
Bürokratieaufwand, den Frank nicht gescheut hat,<br />
um diesen neuartigen Verein auf die Beine zu stellen.<br />
Nach 2 Stunden waren alle Fragen beantwortet, alle<br />
Unterschriften geleistet, Einigkeit über die Vereinsziele<br />
bekundet und der Vorstand gewählt.<br />
<strong>Der</strong> Verein steht nun allen Hobbysammlern bis hin<br />
zum Berufsmykologen offen, ebenfalls gern gesehen<br />
sind alle Interessierte, die ihre Freizeit einfach<br />
nur gerne im Wald oder der Natur im allgemeinen<br />
verbringen.<br />
5
Aus dem Verein<br />
<strong>Der</strong> Vorstand vorgestellt<br />
Auf der Gründungsversammlung wurden auch die Vorstandmitglieder der <strong>Pilzfreund</strong>e<br />
gewählt. Zunächst für 3 Jahre bis zur nächsten Mitgliederversammlung leiten,<br />
verwalten und organisieren sie nun die Geschicke des Vereins. Hier stellen sie sich<br />
nun vor, damit ihr euch buchstäblich ein Bild von ihnen machen könnt.<br />
Frank Prior<br />
1. Vorsitzender<br />
1965 in Zwiesel im schönen bayerischen Wald geboren,<br />
nahmen mich meiner Eltern schon mit 5 oder 6<br />
Jahren mit in den Wald, um suchen zu helfen. Die<br />
Kleinen fanden damals schon die schönsten Pilze<br />
unter den Bäumen, das hat sich bis heute auch<br />
scheinbar nicht geändert.<br />
Geprägt wie ein Wolf gingen einem die Schwammerl<br />
natürlich auch nicht mehr aus dem Kopf, es war wie<br />
eine Sucht. Mit Beginn der Lehre zum Koch wurde die<br />
Zeit leider immer knapper und die Arbeitszeiten in<br />
der Gastronomie ließen mir noch weniger Zeit.<br />
2011, durch die Suche nach einem Pilzberater in der<br />
Nähe, bin ich dann zu Wolfgang Bachmeier gekommen.<br />
Er hatte eine wunderbare Pilzsuchmaschine<br />
aufgebaut, allerdings auch ein grausiges Forum. Das<br />
konnte so nicht bleiben und ich habe ihn angerufen,<br />
meine Unterstützung angeboten und er, wie er nun<br />
mal ist hat mir die Zugangsdaten geschickt mit den<br />
Worten, „dann mach mal“.<br />
Das 123Pilzforum ist mittlerweile eines der beliebtesten<br />
Pilzforen Deutschlands und auch in Österreich<br />
und in der Schweiz bekannt.<br />
Wolfgang hatte mich zu einem seiner Seminare eingeladen<br />
und nun war es ganz vorbei damit, noch an<br />
etwas anderes als Pilze zu denken. Ich kaufte Bücher,<br />
recherchierte im Internet, las viel in Foren und<br />
besuchte noch ein weiteres Seminar.<br />
Dann der Tag X, ich wollte selbst Seminare organisieren,<br />
Wolfgang versprach zu helfen und tat das auch<br />
vorbildlich. Er kam zu allen und ich hatte kompetente<br />
Unterstützung, doch ewig konnte das natürlich<br />
auch nicht so weitergehen. Ich musste selbst ran<br />
und bin nach Hornberg in die „Schwarzwälder Pilzlehrschau“.<br />
Meine Kursleiterin die Christa Münker<br />
hatte ihre redliche Mühe mit mir, da berufsbedingt<br />
der Vorbereitungskurs leider ausfallen musste. Vorher<br />
viel gelernt, die Kurswoche über so gut wie nicht<br />
geschlafen, hat es dann Freitag und Samstag aber<br />
doch mit der Prüfung zum Pilzsachverständigen der<br />
DGfM geklappt.<br />
Seit 2012 biete ich meine Seminare nun ohne die<br />
Hilfe von Wolfgang an. Öffentliche Pilzberatungen,<br />
spontane Pilzwanderungen, aber auch eine alternative<br />
Art von Betriebsausflügen werden gerne genutzt.<br />
<strong>Der</strong> Verein ist nun noch das i-Tüpfelchen, mit<br />
dem ich mir erhoffe, meinen Mitmenschen, die Welt<br />
der Pilze sowie die damit einhergehenden Zusammenhänge<br />
in der Natur näher zu bringen.<br />
Ich freue mich schon heute auf viele neue und zufriedene<br />
Mitglieder in unseren Reihen.<br />
6
Aus dem Verein<br />
Wolfgang Bachmeier<br />
2. Vorsitzender<br />
Ich bin geboren in Moos bei Plattling in Niederbayern.<br />
Jüngster Sohn mit 3 Geschwistern und aufgewachsen<br />
in einer behüteten aber auch naturbezogenen Kindheit.<br />
Neben Angeln und Bergwandern waren Pilze suchen<br />
ob Morcheln oder Röhrenpilze die Leidenschaft<br />
meiner Eltern und so infizierte ich mich in meinem 6.<br />
Lebensjahr mit diesem Pilzvirus der mich bis heute<br />
nicht loslässt. Seit dieser Kindheit lernte ich mit Büchern<br />
viele Pilze allein hinzu. <strong>Der</strong> Versuch in meiner<br />
Region einen Pilzberater zu finden war vor Jahrzehnten<br />
unmöglich. So beschloss ich mal in Hornberg ein<br />
Pilzseminar beim Walter Pätzold zu besuchen. Die<br />
Leidenschaft wurde zur Sucht und so machte ich ein<br />
Jahr später die Sachverständigenprüfung.<br />
Nur Mut dachte ich mir nun und lies in der Zeitung einen<br />
Aufruf starten: Pilzausstellung und Pilzexkursion<br />
in meinem Wohnort, damals Büchlberg. Und siehe da<br />
es kamen über 60 Pilzinteressierte die begeistert waren<br />
neue Pilzarten kennen zu lernen! Seitdem versuche<br />
ich möglichst dem normalen Volk die Pilze näher<br />
zu bringen. Viele Exkursionen mit Schulen, Vereinen<br />
usw… bis hin zu dreitägigen Pilzseminaren.<br />
Leider ist meine persönliche Einstellung nicht ganz<br />
so wie es die Mykologen-Welt will, da ich wenig von<br />
wissenschaftlichen Namen, Roten Listen, Begehungsverbote<br />
usw. halte und mehr für den Grundsatz<br />
bin: Die Natur gehört uns ALLEN! Pilzfruchtkörper<br />
sind wie Äpfel oder Kirschen so nach dem Motto: „Pilze<br />
wollen geerntet werden - genauso wie Obst - um<br />
möglichst weitreichend ihre Sporen verstreuen zu<br />
können. Willst du einen Giftpilz bestrafen - lass ihn<br />
stehen. Willst du gute essbare in Zukunft ernten,<br />
bringe alle Putzreste wieder zurück in einen Wald und<br />
verstreue somit wieder seine Sporen!<br />
Neben eigenen Erfahrungen in dieser Hinsicht, müsste<br />
man nur die Pfifferlings-Handelspreise in den letzten<br />
Jahrzehnten vergleichen. Wenn Pilze suchen die<br />
Menge reduzieren würde, warum steigen sie dann<br />
nicht, trotz Verdopplung der Einfuhrmengen?<br />
Dennoch ist eine möglichst breite Forschung der Mykologie<br />
sehr wichtig, da diese zur genauen Artenbestimmung,<br />
Vorkommen wie auch zu den Kenntnissen<br />
über Giftstoffe usw. unerlässlich ist.<br />
In diesem Sinne wünsche ich allen <strong>Pilzfreund</strong>en ein<br />
ertragreiches Pilzjahr 2016!<br />
7
Aus dem Verein<br />
Brigitte Fiedler<br />
3. Vorsitzende<br />
Ich bin Jahrgang 1966 und hatte nicht das Glück einer<br />
pilzsammelnden Familie. Meine Mutter ist sogar<br />
allergisch gegen Pilze, weshalb sie bei uns nie auf den<br />
Tisch kamen.<br />
Mit 30 zog ich in meine Wahlheimat, das Oberallgäu.<br />
Dort fand ich bei einer Bergtour gemeinsam mit einer<br />
Freundin meine ersten Pilze. Sie kannte sich aus<br />
und war aus dem Häuschen, denn wir trugen über 2<br />
kg Steinpilze in unseren zugeknoteten Jacken nach<br />
Hause. An diesem Abend bekam ich richtig Ärger mit<br />
meinem Chor, weil ich eine wichtige Probe absagen<br />
musste - Pilzeputzen konnte als Grund keiner akzeptieren.<br />
Ich aber merkte, dass ich bereits vom ersten<br />
Fund infiziert war mit einer Leidenschaft. Von da an<br />
nahm ich so oft es ging Pilze mit und versuchte, sie<br />
mit Büchern zu bestimmen.<br />
Nach meinem Umzug in den Süden von München vor<br />
4 Jahren kamen nicht-alpine Arten hinzu und eigentlich<br />
beschäftige ich mich erst seitdem intensiv mit<br />
Pilzen. Sicher kenne ich inzwischen über 50 Arten -<br />
für einen Profi nicht viel, aber ich bin etwas stolz.<br />
Bei einem Seminar lernte ich Frank kennen und seine<br />
Idee eines Vereins, der auch die Hobbysammler für<br />
voll nimmt. Diese gute Idee habe ich natürlich unterstützt<br />
und engagiere mich gerne für die <strong>Pilzfreund</strong>e.<br />
Neben den Schwammerln betreibe ich mit meinem<br />
Hund Hundesport und natürlich gehen wir zusammen<br />
auf die Pilzpirsch. Außerdem singe ich nach wie vor<br />
in einem Gospel-Chor. Man hat mir damals verziehen<br />
und ich konnte meine Chorlaufbahn fortsetzen.<br />
Joseph Silberbauer<br />
Schriftführer<br />
Geboren im Jahr 1964 als Münchner, mit Eltern die<br />
aus der Landshuter, bzw. Regener Gegend waren, war<br />
vorprogrammiert, dass man den kleinen Sepp schon<br />
mit in die Schwammerl nahm. Damals noch im Bereich<br />
Großhadern, wo in der Zeit viele Steinpilze, Birkenschwammerl<br />
und Reherl wuchsen.<br />
In Regensburg zur Schule gegangen lernte der Jungspund<br />
auch die Oberpfälzer Wälder kennen, wo immer<br />
wieder Debatten mit den Lehrkräften nötig waren, um<br />
die auf Ausflügen gefundenen Pilze auch verzehren zu<br />
dürfen.<br />
Nach der Übersiedlung in die Landshuter Gegend, der<br />
Heimat der Mutter wurde den Schwammerln intensiv<br />
und vermehrt Raum gegeben. Durch einen Cousin<br />
lernte ich schrittweise mehr und mehr Pilze kennen<br />
und unterscheiden.<br />
Seit etwa 20 Jahren wurde das Suchverhalten und der<br />
Umfang der von mir gesuchten einbeinigen Kameraden<br />
im Wald, auf der Wiese und an hölzernen Gewächsen<br />
immer weiter intensiviert.<br />
Inzwischen ist die Zahl an Arten, die ich finde, erkenne<br />
und sicher bestimmen kann, auf über 60 gewachsen.<br />
Um dies noch zu steigern, nehme ich an Seminaren<br />
teil, die Frank Prior im Bayer. Wald veranstaltet.<br />
„Wer nicht mehr strebt, wer nicht mehr lernt, der lasse<br />
sich begraben.“ Zitat: Ernst von Feuchtersleben.<br />
8
Aus dem Verein<br />
Karin Prior<br />
Schatzmeister<br />
Im Jahr 1957 habe ich das Licht der Welt erblickt.<br />
Mein Geburtsort ist Zwiesel, das liegt im schönen<br />
bayrischen Wald nah an der tschechischen Grenze.<br />
Hier bin ich zur Schule gegangen, hier ist mein Arbeitsplatz,<br />
hier bin ich zuhause ... Kurzum, ich bin ein<br />
waschechtes Bayerwaldmädel.<br />
Von Kindesbeinen an hab ich den Wald unsicher<br />
gemacht, wie könnte es auch anders sein ...<br />
Meine Eltern haben Holz und Pilze gesammelt, meine<br />
Schwester und ich haben uns derweil den Bauch mit<br />
Beeren vollgestopft. Die Schwammerl haben uns da<br />
noch nicht großartig interessiert.<br />
Nun gut, ein paar Jahre später hat die Sache dann<br />
ganz anders ausgeschaut. Das Sammler-Gen des<br />
weiblichen Geschlechts hat sich auf den Weg gemacht<br />
und mir das Schwammerlfieber verpasst. Was<br />
ja nicht weiter schlimm ist (weil billiger als z. B. ein<br />
Schuhtick), aber auch nicht ganz ungefährlich...<br />
Da bei uns zuhause nichts in den Topf kam, was möglicherweise<br />
Bauchschmerzen oder sogar den vorzeitigen<br />
Tod durch Vergiftung auslösen könnte, hat sich<br />
die Auswahl und die Menge der Pilze in Grenzen gehalten.<br />
Vorsicht war das erste Gebot, was ja durchaus<br />
sinnvoll ist.<br />
So hab ich die nächsten Jahrzehnte weitergesammelt<br />
was ich schon immer gesammelt hab. Ja keine Lamellenpilze!<br />
Außer Stockschwämmchen! (hurra, ich<br />
lebe noch! - keiner von uns hat sich je einen Stiel angeschaut...riecht<br />
nach Stockschwämmchen, ist also<br />
Stockschwämmchen)<br />
Meine Horizonterweitung, was die Pilze angeht, ging<br />
los, als Frank und ich den Wolfgang Bachmeier und<br />
seine Hertha kennengelernt haben. So wurde ich<br />
endgültig infiziert...<br />
Dann kamen unsere Seminare und jetzt bin ich eure<br />
Schatzmeisterin in unserem neugegründeten Pilzverein.<br />
Ich werde mich sorgfältig um unsere Kröten<br />
kümmern, alles muss ja seine Ordnung haben!<br />
Als Buchhalterin seit über 30 Jahren werd ich das sicher<br />
hinkriegen.<br />
9
Aus dem Verein<br />
Aktion Mitglieder werben Mitglieder<br />
Zusammen können wir etwas bewegen. Das gilt auch für unseren Verein. Um unsere<br />
Ziele umsetzen zu können, benötigen wir Mitglieder. Und gerade in der Anfangsphase<br />
ist jede(r) Einzelne wichtig. Deshalb bitten wir euch darum, auch die Werbetrommel<br />
zu rühren. Damit wir mit euch im Rücken schon bald so richtig tätig werden können.<br />
Für die aktive Mitgliedergewinnung haben wir bereits<br />
Flyer gestaltet. Sie informieren über uns als<br />
Verein und beinhalten einen Mitglieds-Antrag zum<br />
Abtrennen. <strong>Der</strong> Pilzzuchtshop Pilzmännchen hat<br />
den Druck gesponsert und so liegen sie druckfrisch<br />
vor. Wenn jemand die Möglichkeit hat, ein paar Exemplare<br />
an strategischen Punkten auszulegen, bitte<br />
einfach welche anfordern.<br />
Außerdem haben wir eine Aktion Mitgliederwerbung<br />
ins Leben gerufen. Nutzt sie, wenn ihr mögt und<br />
tragt damit dazu bei das wir alle etwas verändern<br />
können. Für jedes neue Mitglied, das ihr in den Verein<br />
bringt, erhaltet ihr eine bestimmte Anzahl von<br />
Punkten. Euer Punkteguthaben verringert euren eigenen<br />
Mitgliedsbeitrag jeweils im nächsten Jahr.<br />
Mitglied (Natürliche Person)<br />
Institutionen, Gesellschaften,<br />
Vereine (juristische Person)<br />
Fördermitglied<br />
5 Punkte<br />
10 Punkte<br />
20 Punkte<br />
Je Punkt erhält das werbende Mitglied 0,50 Euro<br />
Rabatt auf seinen Mitgliedsbeitrag für das Folgejahr,<br />
dieser kann somit auf 0,- Euro reduziert werden.<br />
Wirbt das Mitglied darüber hinaus noch weitere<br />
Mitglieder, werden die Punkte in das nächste Jahr<br />
übertragen. Eine Auszahlung kommt auf Grund der<br />
Gemeinnützigkeit leider nicht in Frage.<br />
<strong>Der</strong> Werber muss seine Mitgliedsnummer deutlich<br />
sichtbar auf dem Antrag vermerken.<br />
Im Online-Antrag unter https://www.pilzfreunde.<br />
eu/der-verein/mitgliedsantrag.html gibt es ein Feld<br />
zum Eintragen der Mitgliedsnummer. Teilt sie dem<br />
künftigen Mitglied bitte mit, denn nur dann kann<br />
man die Punkte zuordnen.<br />
Von der Aktion ausgenommen sind Mitglieder des<br />
Vorstands, sowie die Werbung von Familienmitgliedern.<br />
Die Aktion Mitgliederwerbung kann jederzeit und<br />
ohne Angabe von Gründen beendet werden.<br />
10
Aus dem Verein<br />
<strong>Pilzfreund</strong>e e.V.<br />
<strong>Der</strong> „Bruckberger Verserlschmied“<br />
anläßlich der Gründung des Vereins <strong>Pilzfreund</strong>e e.V.<br />
in Dankbarkeit dem Hauptinitiator Frank Prior gewidmet.<br />
2016<br />
11
Pilze unter der Lupe<br />
Speisemorchel -<br />
auch Rundmorchel oder<br />
gelbe Speisemorchel<br />
Wenn die ersten lauen Frühlingswinde durch den Auwald ziehen<br />
dann steigert sich die Unruhe bei vielen Pilzsammlern.<br />
Nach der langen Wartezeit im Winter ruft der Wald sie regelrecht<br />
dazu auf zu den ersten warmen Tagen auf die Pirsch zu<br />
gehen. Denn „Sie“ wartet dann darauf gefunden und voller<br />
Genuß verspeist zu werden: die Speisemorchel.<br />
Tolle „Beute“: Speisemorchel und Morchelbecherling<br />
- ausgezeichnete Speisepilze.<br />
Getrocknet und vor der Verwendung eingeweicht<br />
entfalten sie intensiveren Geschmack.<br />
Zusammen mit Spargel , Kartoffeln und Schnitzel<br />
eine regionale und saisonale Köstlichkeit.<br />
12
Pilze unter der Lupe<br />
Die Speisemorchel ist für viele „Pilzler“ der erste kulinarische Höhepunkt des Jahres.<br />
Es wird geraten, den Pilz zuerst zu trocknen und ihn dann in der Küche zu verwenden,<br />
da der Geschmack dann intensiver ist. Fundstellen sind bevorzugt Auwälder (gerne<br />
kalkreich), sie kann aber auch in Parks, bei Holzlagerplätzen oder auf Rindenmulch<br />
angetroffen werden. <strong>Der</strong> kurz vorher und zeitgleich auftretende Morchelbecherling ist<br />
ebenso sehr schmackhaft und ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Speisemorcheln<br />
auch bald (oder schon) zu finden sind. Sein typischer Chlorgeruch verschwindet bei der<br />
Zubereitung.<br />
Geruch:<br />
Geschmack:<br />
Hut:<br />
Fleisch:<br />
Stiel:<br />
Lamellen:<br />
Angenehm würzig, pilzig<br />
Mild, roh aber giftig!<br />
4-12 cm hoch, 3-8 cm breit,<br />
hellbraun, graugelb, grüngelb, wabenartig, hohl.<br />
Weißlich-hellgelb, brüchig, wachsartig, hohl.<br />
Weißlich, hohl.<br />
Als Schlauchpilz hat die Morchel keine Lamellen<br />
Sporenfarbe: Weißlich bis cremefarben.<br />
Vorkommen: Bevorzugt Auwälder (gerne kalkreich), aber auch in Parks, an Holzlagerplätzen,<br />
an Waldwegen oder auf Rindenmulch. Standorttreu!<br />
Frühjahr bis Frühsommer, je nach Höhenlage<br />
Gattung:<br />
Morcheln (mikroskopische Sporenständer = ein Schlauchpilz).<br />
Verwechslungsgefahr: Lorcheln, z. B. Frühjahrslorchel und Riesenlorchel =<br />
potenziell tödlich giftig! Sie erscheinen zur selben Zeit.<br />
Unbedenkliche Verwechslungen sind mit anderen Morchelarten wie der Spitzmorchel,<br />
die ebenfalls Speisepilze sind, möglich.<br />
Lorcheln besitzen einen gehirnartig gewundenen Hut. Dieser unterscheidet sich<br />
eindeutig von der wabenartigen Hut-Struktur der Morcheln.<br />
Rohe oder schlecht durcherhitzte Morcheln können bei Genuss heftige Magen-Darm-Erkrankungen<br />
auslösen.<br />
Bilder und Text: Dr. Klaus Breese<br />
<strong>Der</strong> Morchelbecherling unterscheidet sich von<br />
anderen Becherlingen durch seinen Chlorgeruch.<br />
Auch die Spitzmorchel ist ein hervorragender<br />
Speisepilz, Verwechslung wäre unschädlich.<br />
Die tödlich giftige Frühlingslorchel hat<br />
eine gehirnartige Hut-Struktur.<br />
13
Unter einem Hut<br />
Warum eigentlich Röhrlinge?<br />
(von Pablo Schäfer)<br />
Sicherlich, viele von uns kennen von Kindesbeinen<br />
an die Pfifferlinge (oder Eierschwammerl oder Reherl),<br />
einige kennen und sammeln Parasole und<br />
Krause Glucken (oder Fette Henne). Schon weniger<br />
Leute kennen aber darüber hinaus Pilze wie einige<br />
Milchlinge und Täublinge, die sie von ihren Eltern<br />
oder Großeltern zu erkennen gelernt haben.<br />
In der Gegenwart begeistern sich aber auch viele junge<br />
Leute für das Erlebnis im Wald, selbst die Früchte<br />
der Natur zu ernten. Nur wo soll man beginnen, ohne<br />
überhaupt einen Einstieg ins Pilzefinden durch die<br />
Familie zu haben? Geführte Veranstaltungen sind<br />
nicht immer und überall verfügbar. Da hilft also nur,<br />
sich mit einem Pilzbuch oder einer App auszustatten<br />
und selbst loszulegen.<br />
Das birgt freilich einige Risiken, auf die aber jedes<br />
vernünftige Buch und jede seriöse App hinweisen.<br />
Warum aber nun bekommt jede/r Einsteiger/<br />
in sowohl auf Anfängerkursen, als auch durch Bücher,<br />
Apps und Onlineangebote den Hiweis, es<br />
wäre anfangs am besten nur Röhrlinge („Pilze mit<br />
Schwamm“) zu sammeln? Da mag nun mancher erfahrener<br />
Leser grinsen, aus zwei ganz verschiedenen<br />
Gründen:<br />
Erstens hat man selbst (ich ja auch) so angefangen<br />
und zweitens hat man eventuell auch schon mal eine<br />
Röhrlingspfanne entsorgt, in die sich irgendwas unsäglich<br />
Bitteres eingeschlichen hatte. Soll heißen:<br />
Es ist ganz üblich so vorzugehen, birgt aber immer<br />
noch gewisse Risiken.<br />
Das Schöne beim Sammeln von Röhrlingen ist, daß<br />
bis auf ganz wenige Ausnahmen keine schweren Vergiftungen<br />
vorkommen können. Man kann sich ein<br />
Pilzgericht furchtbar versauen, wenn man eine der<br />
bitteren Arten erwischt (Glück für die Mitmenschen,<br />
die eine reduzierte oder fehlende Wahrnehmung von<br />
Bitterstoffen haben).<br />
Ein solches Pilzgericht ist zwar gesundheitlich harmlos,<br />
man wird nicht krank davon. Aber es hat eine<br />
Lehrwirkung, zukünftig noch stärker auf die Merkmale<br />
der Pilze zu achten. Dennoch mag man sich so<br />
eine Erfahrung auch gerne ersparen.<br />
Darum soll es hier gehen, und vielleicht ist so dieser<br />
Artikel auch für die eine oder den anderen fortgeschrittenen<br />
Sammler interessant.<br />
der einzelnen Röhrlingsarten eingegangen werden.<br />
Es spielt zunächst keine Rolle, ob man die Ziegenlippe<br />
vom Braunen Filzröhrling und den Bereiften<br />
vom Gemeinen Rotfußröhrling unterscheiden kann.<br />
Denn giftig sind diese alle nicht und schmecken tun<br />
sie gleich gut, solange sie jung und knackig sind.<br />
Und letzeres bringt uns zum ersten „giftigen“ Röhrling,<br />
den man kennen sollte.<br />
1. Überständige Pilze, individuelle Unverträglichkeit,<br />
falsche Zubereitung<br />
Ein großer Teil der Vergiftungen nach Pilzmahlzeiten,<br />
die ärztlich behandelt wurden, geht auf den<br />
Verzehr überständiger, vergammelter oder verschimmelter<br />
Pilze zurück (Abbildung 1). Hier ist vor<br />
allem gesunder Menschenverstand wichtig. So wie<br />
man im Laden das grünlich schimmernde Fleisch<br />
und die mulschigen Tomaten mit den grünweißen<br />
Flecken nicht kauft, sollte man auch Pilze im Wald<br />
belassen, die sich weich und schwammig anfühlen,<br />
unangenehm modrig riechen oder irgendwelche<br />
flauschigen, häutigen oder fädigen Beläge in den<br />
bekannten Schimmelpilzfarben haben.<br />
Hat man es also mit festen, frischen Pilzen ohne<br />
schimmelige Beläge zu tun, muss man nur noch die<br />
wenigen, wirklich giftigen Röhrlinge erkennen und<br />
schon ist man auf der sicheren Seite.<br />
Abbildung 1 (Boletus edulis)<br />
14<br />
Nun soll nicht auf die teils verzwickte Bestimmung
Unter einem Hut<br />
Was allerdings auch in Einzelfällen bei so ziemlich jedem<br />
Pilz passieren kann, ist eine Unverträglichkeitsreaktion<br />
des Körpers. Dies ist individuell bedingt:<br />
Manch ein menschlicher Organismus reagiert empfindlich<br />
auf bestimmte Pilzeiweiße. Solche Reaktionen<br />
sind bei den meisten gängigen Arten eher selten<br />
und äußern sich durch gastrointestinale Beschwerden<br />
(Bauchweh, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall). Nur<br />
sehr selten kommt es zu schweren allergischen Reaktionen<br />
auf einzelne Eiweiße, wie es auch bei Allergien<br />
gegen zB Nüsse oder Paprika passieren kann.<br />
Ebenfalls wichtig ist es, Pilze ausreichend durchzugaren.<br />
Insbesondere alle blau verfärbenden Röhrlinge<br />
sowie sämtliche Raustielröhrlinge (Birkenpilze und<br />
Rotkappen) sind roh giftig, die Giftstoffe zersetzen<br />
sich aber beim Erhitzen. Zu kurze Garzeiten sind<br />
ebenfalls ein Grund für manche „unechte“ Pilzvergiftung.<br />
Darum lohnt es sich, alle Pilze nach dem Anbraten<br />
noch um die 15 Minuten bei moderater Hitze<br />
durchzuschmoren.<br />
2. Pilze mit roten Poren und rötlichem Stielnetz<br />
<strong>Der</strong> giftigste und auch bekannteste Röhrling in unseren<br />
Breiten ist der Satansröhrling (Boletus satanas,<br />
Abbildungen 2 & 3). Auch wenn in so ziemlich jedem<br />
Pilzbuch abgebildet, ist er in Deutschland eher selten,<br />
da er vorwiegend auf Kalkboden bei Laubbäumen<br />
wächst und es gerne warm mag.<br />
Worauf man achten sollte: Satanspilze haben einen<br />
mindestens im unteren Teil roten, an der Spitze auch<br />
gelben Stiel mit einer feinen, roten Netzzeichnung.<br />
Auch die Poren (der Schwamm unter dem Hut) hat<br />
eine rote Farbe. Die Poren und die Stieloberfläche verfärben<br />
sich bei frischen Pilzen blau, auch im Schnitt<br />
wird der Pilz blau, allerdings recht schwach. Beim<br />
Druck auf den Hut kann es dunklere, etwa ockerliche<br />
oder schmutzig rosa Verfärbungen geben, aber niemals<br />
blaue. <strong>Der</strong> Hut ist meist recht hell, die Hutoberfläche<br />
fein samtig bis ledrig und spätestens im Alter<br />
beginnt der Pilz unangenehm zu stinken. Oft riechen<br />
schon junge Exemplare penetrant nach toter Katze.<br />
Merken muss man sich rote Poren sowie den oben gelben<br />
und unten roten Stiel mit roter Netzzeichnung.<br />
Auch auf Blaufärbung sollte man achten.<br />
<strong>Der</strong> Satansröhrling hat in Deutschland einige noch<br />
seltenere Verwandte, deren Giftwirkung teilweise<br />
nicht bekannt ist. Sie gelten als „giftverdächtig“,<br />
eigenen sich also nicht zum Sammeln. Diese Arten<br />
teilen sich die Leitmerkmale mit dem Satansröhrling,<br />
also rote Poren, gelbrote Farben und rötliche Netzzeichnung<br />
am Stiel. Auch die seltenen verwandten<br />
des Satanspilzes werden blau, wenn man dran rumdrückt,<br />
manche stärker manche weniger stark.<br />
<strong>Der</strong> Satansröhrling und vermutlich auch einige der<br />
nahestehenden Arten enthalten Giftstoffe, die<br />
zum Teil sehr schwere gastrointestinale Symptome<br />
(Magen – Darm – Störungen) auslösen können. Für<br />
gesunde Frauen und Männer bedeutet der Verzehr<br />
normalerweise, daß einige Tage vorzugsweise im Badezimmer<br />
verbracht werden. Auf der Toilette sitzend<br />
und gleichzeitig mit einem Eimer zur Hand, weil es<br />
eben oben und unten gleichermaßen beständig aus<br />
einem hinaus will. Anschließend beruhigt sich die Situation<br />
von selbst wieder.<br />
Für Menschen mit Vorerkrankungen, Kinder und ältere<br />
Personen kann diese Vergiftung allerdings durch<br />
den Flüssigkeitsverlust bedrohlich werden.<br />
Abbildung 2 (Boletus satanas)<br />
Abbildung 3 (Boletus satanas)<br />
15
Unter einem Hut<br />
3. <strong>Der</strong> Ochsenröhrling<br />
<strong>Der</strong> Ochsenröhrling (Boletus torosus, sehr selten)<br />
enthält den gleichen Giftstoff (Coprin) wie zB der<br />
Faltentintling (Coprinopsis atramentaria), ist also<br />
giftig in Verbindung mit Alkohol. Beim normalen<br />
Alkoholabbau entsteht im Körper Acetaldehyd, was<br />
normalerweise sehr schnell weiter verstoffwechselt<br />
wird, da es bei einer Anreicherung sehr giftig wirkt.<br />
Coprin aber hemmt die Umwandlung von genau diesem<br />
Stoff, so daß sich Acetaldehyd anreichert und<br />
zum Problem wird. Da sowohl der Abbau von alkohol<br />
im Körper als auch der Abbau von Coprin nicht<br />
so schnell geht, wie man es gerne hätte, kann eine<br />
solche vergiftung dann auftreten, wenn man drei<br />
Tage vor bis drei Tage nach der Pilzmahlzeit Alkohol<br />
zu sich nimmt. Diese Vergiftung ist extrem unangenehm,<br />
aber nicht lebensbedrohlich, falls nicht die<br />
Menge an verzehrtem Coprin und getrunkenem Alkohol<br />
sehr hoch waren.<br />
<strong>Der</strong> Ochsenröhrling ähnelt in gewisser Weise dem<br />
Satansröhrling: Bei reifen (nicht überreifen) Fruchtkörpern<br />
sind die Poren ebenfalls orangerot bis rötlich,<br />
er hat auch eine feine Netzzeichnung am Stiel,<br />
die jung aber auch gelblich bis olivbraun sein kann,<br />
meist aber orangerot bis rotbraun ist.<br />
Er blaut viel stärker als der Satansröhrling, auch die<br />
Hutoberfläche bekommt bei Berührung blaue Flecken.<br />
<strong>Der</strong> Hut ist meistens dunkler und mit zunehmendem<br />
Alter oft „bunt“: rötliche, gelbliche, braune<br />
und olivbraune Farbtöne ergeben dann mitunter ein<br />
interessantes Farbspiel.<br />
Das Fleisch des Ochsenröhrlings ist sehr kompakt<br />
und schwer.<br />
Leider sind die Poren sowohl am Anfang der Entwicklung<br />
als auch im Alter nicht mehr wirklich rot,<br />
sondern eher gelb bis olivbraun, der Pilz wird darum<br />
auch bisweilen als „Spätrötender Hexenröhrling“<br />
bezeichnet.<br />
Um diesen Giftpilz auszuschließen muss man also<br />
folgende Merkmale beachten: Intensive Blauverfärbung<br />
aller Teile des Fruchtkörpers auf Druck (auch<br />
Hutoberfläche) und im Längsschnitt, in Verbindung<br />
mit einer recht feinen Netzzeichnung am Stiel.<br />
giftig sei. Mittlerweile ist aber erwiesen, daß der<br />
Netzstielige Hexenröhrling kein Coprin enthält.<br />
Dennoch ist die Art kritisch, denn es gibt genug<br />
Berichte von Leuten, die nach dem Verzehr Vergiftungserscheinungen<br />
erlebt haben. Es ist nicht<br />
bekannt, wie diese gelegentlich auftretende Giftwirkung<br />
beim Netzstieligen Hexenröhrling funktioniert.<br />
Aber es ist bekannt, daß es Leute gibt die ihn<br />
vertragen (auch mit Alkohol, nach persönlicher Erfahrung)<br />
und andere eben nicht.<br />
Im Zweifel lässt man die Finger davon oder probiert<br />
es eben zunächst mit geringen Mengen. Ob man den<br />
Netzstieligen Hexenröhrling nun verzehren will oder<br />
nicht muss man selbst entscheiden. Man sollte sich<br />
aber klarmachen, daß er zu den kritischen Arten gerechnet<br />
wird. Viele Pilzsachverständige geben diese<br />
Art bei Pilzkontrollen nicht frei.<br />
<strong>Der</strong> Netzstielige Hexenröhrling (Abbildung 4) unterscheidet<br />
sich von den Arten um den Satansröhrling<br />
und von denen um den Ochsenröhrling vor allem<br />
durch die breitere, gröbere Netzzeichnung am Stiel.<br />
Auch findet sich bei ihm in den allermeisten Fällen<br />
ein rötlicher (orangener bis weinroter) Röhrenboden:<br />
Den sieht man entweder im Schnittbild als dünne,<br />
rötliche Linie zwischen Hutfleisch und Röhren.<br />
Oder – wenn man den Schwamm vom Hutfleisch löst:<br />
Als rötlich gefärbte Fläche des Hutfleisches, wo man<br />
den Schwamm abglöst hat.<br />
4. Bittere Röhrlinge<br />
Einige Röhrlinge sind wegen ihres bitteren Geschmackes<br />
ungenießbar. Im Grunde sind diese Pilze nicht<br />
wirklich giftig, vor allem, weil man im Normalfall gar<br />
nicht so viel davon herunterbringt, als daß die Menge<br />
für eine Giftwirkung ausreichen könnte.<br />
Abbildung 4 (Boletus luridus)<br />
Auch der Ochsenröhrling hat noch einige nahe Verwandte,<br />
die ebenfalls sehr selten sind und ähnliche<br />
Merkmale zeigen. Bei diesen Arten ist es meist nicht<br />
bekannt, ob sie giftig oder ungiftig sind.<br />
16<br />
Eine Zeit lang sagte man dem Netzstieligen Hexenröhrling<br />
(Boletus luridus) nach, daß er ebenfalls<br />
– wie der Ochsenröhrling – zusammen mit Alkohol
Unter einem Hut<br />
Allerdings gibt es Berichte über Vergiftungen mit<br />
dem Schönfußröhrling (Boletus calopus, Abbildung<br />
8) und vereinzelt auch mit dem Gallenröhrling (Tylopilus<br />
felleus, Abbildung 5) sowie dem Wurzelnden<br />
Bitterröhrling (Boletus radicans, Abbildung 7). Das<br />
liegt aber möglicherweise an individuellen Unverträglichkeiten,<br />
wie sie bei so ziemlich jedem Pilz vorkommen<br />
können. Oder es wurden überständige Pilze<br />
gesammelt bzw. die Pilze nicht ausreichend gegart<br />
(siehe Absatz 1).<br />
Neben den drei erwähnten, häufigen und bekannten<br />
Arten gibt es noch einige sehr seltene Arten mit bitterem<br />
Geschmack, die aber nahezu identische Merkmale<br />
zeigen.<br />
Um den Geschmack zu kontrollieren, macht man am<br />
Fundort die sogenannte Kauprobe:<br />
Dazu nimmt man ein etwa erbsengroßes Stück vom<br />
Pilzfleisch in den Mund und kaut es gut durch. Normalerweise<br />
nimmt man den bitteren Geschmack<br />
rasch wahr und kann sofort ausspucken. Manchmal<br />
muss man aber auf dem Pilzstückchen eine halbe Minute<br />
oder so herumkauen, bis die Bitterkeit erkennbar<br />
wird.<br />
Jedefalls sollte man nach spätestens einer Minute<br />
die Kauprobe ausspucken (nicht schlucken) und den<br />
Mund anschließend ausspülen (mit Wasser; wenn der<br />
Geschmack arg bitter war bietet sich natürlich auch<br />
ein geschmacksverbesserndes Erfrischungsgetränk<br />
oder ein Bier in der nächsten Wirtschaft an).<br />
Bei den „Bitterlingen“ sind die Bitterstoffe nicht immer<br />
in jedem Fruchtkörper gleich stark konzentriert.<br />
So gibt es selbst beim Gallenröhrling mal Exemplare,<br />
die kaum oder erst nach längerem Kauen bitter<br />
schmecken. In der Pfanne allerdings verstärkt sich<br />
der bittere Geschmack und ruiniert dann doch meist<br />
das ganze Pilzgericht, auch wenn man im Wald keinen<br />
bitteren Geschmack festgestellt hat. Darum führen<br />
übervorsichtige Leckproben („Zungenspitze kurz an<br />
die Röhren gehalten“) oft in die Irre; besser macht<br />
man es gleich richtig.<br />
Was passiert nun aber, wenn man zu den wenigen<br />
Menschen gehört, die ein reduziertes oder gar fehlendes<br />
Geschmacksemfinden für Bitterkeit haben?<br />
Oder wenn man einfach keine Lust hat, jeden einzelnen<br />
Pilz im Wald in den Mund zu nehmen?<br />
Unglücklicherweise sind die bitteren (eventuell<br />
schwach giftigen) Röhrlinge nicht immer leicht zu<br />
erkennen.<br />
Wurzelnder Bitterröhrling und Schönfußröhrling<br />
gehören zu den blau verfärbenden Arten. Zwar ist<br />
die verfärbung bei alten und vor allem bei sehr trockenen<br />
Fruchtkörpern schwach und nicht mehr gut<br />
wahrnehmbar, aber man will ja ohnehin für das Pilzgericht<br />
die frischen, knackigen und schönen Pilze<br />
sammeln. Beiden gemein ist auch eine Netzzeichnung<br />
am Stiel, beim Wurzelnden Bitterröhrling ist sie<br />
sehr fein und im Alter manchmal kaum noch wahrnehmbar,<br />
beim Schönfußröhrling ist das Netz meist<br />
grob und kräftig, ähnlich wie beim Netzstieligen Hexenröhrling.<br />
Bei jungen und frischen Fruchtkörpern<br />
vom Schönfußröhrling ist zudem der Stiel leuchtend<br />
rot, später reduziert sich diese rote Farbe auf einen<br />
Streifen um den Stiel herum oder verschwindet bei alten,<br />
vertrockneten Pilzen ganz. Rote Farben am Stiel<br />
sind beim Wurzelnden Bitterröhrling eher selten zu<br />
sehen. <strong>Der</strong> Stiel ist da gelblich oder ockerlich.<br />
Beide Röhrlinge haben jung gelbe, im Alter auch mal<br />
olivgrüne Poren und Röhren, die auf Druck blau werden.<br />
Gelegentlich können gerade beim Wurzelnden<br />
Bitterröhrling die Poren auch mal rostrot überlaufen<br />
sein, was aber dann ein Zeichen für Überalterung<br />
oder Austrocknung ist.<br />
Abbildung 5 (Tylopilus felleus)<br />
Den Gallenröhrling erkennt man im Idealfall an seinen<br />
im Alter rosa bis schmutzig graurosa verfärbenden<br />
Poren und Röhren sowie an seinem groben,<br />
dunklen Stielnetz. Sein weißes Fleisch verfärbt nie<br />
blau und seine Poren und Röhren haben nie irgendwelche<br />
gelben Farbtöne.<br />
Mit der Merkmalskombination ist er nur mit Steinpilzarten<br />
zu verwechseln.<br />
Und da kommen für Verwechslungen auch nur jeweils<br />
junge Exemplare in Frage:<br />
Also Gallenröhrlinge, die noch keine Rosatöne an<br />
den Röhren haben bieten Anlass zur verwechslung<br />
mit jungen Steinpilzen, die noch keinerlei gelbliche<br />
Farbtöne an den Röhren haben.<br />
In dem Fall ist eine Geschmacksprobe unausweichlich.<br />
Vor allem junge Sommersteinpilze (Boletus aestivalis)<br />
und junge Gallenröhrlinge können sich täu-<br />
17
Unter einem Hut<br />
schend ähnlich sehen (Abbildung 6).<br />
Da wird die Unterscheidung zu einer Erfahrungssache.<br />
Es lohnt sich einfach dran zu bleiben, irgendwann<br />
wird man immer besser und sicherer in der Unterscheidung.<br />
5. Wolfsröhrling, Erlengrübling und „Falscher Hasenröhrling“<br />
Zu allen drei Arten gibt es wiedersprüchliche Angaben,<br />
was die Giftigkeit betrifft. <strong>Der</strong> Wolfsröhrling<br />
(Boletus lupinus) wurde (und wird?) in einigen mediterranen<br />
Regionen durchaus verzehrt. Weil der<br />
Pilz aber insgesamt sehr selten ist (und in Mitteleuropa<br />
so gut wie gar nicht vorkommt), gibt es kaum<br />
verlässliche Angaben zu Giftwirkungen bzw. Speisewert.<br />
Auch ist die Unterscheidung zu ähnlichen<br />
Röhrlingen schwierig. Im Zweifel übt man also besser<br />
bei der ganzen Artengruppe Verzicht. Zumal ein<br />
mitteleuropäischer Fund der Art ungefähr so wahrscheinlich<br />
ist wie acht Richtige im Lotto.<br />
Aber weil man ja nachher auch Flockenstielige Hexenröhrlinge<br />
(Boletus erythropus) und eventuell<br />
auch Glattstielige Hexenröhrlinge (Boletus queletii)<br />
sammeln und essen will, kann ein kurzer Blick auf die<br />
Merkmale nicht schaden.<br />
Abbildung 6 (T. felleus vs. B. aestivalis)<br />
<strong>Der</strong> Wolfsröhrling gehört zu den stark blauenden<br />
Arten mit roten Poren. Allerdings hat er keine Netzzeichnung<br />
am Stiel. <strong>Der</strong> Stiel ist glatt, gelblich und<br />
hat nur nahe der Stielbasis gelegentlich vereinzelte<br />
rötliche Flecken. Im Schnitt blaut das Fleisch stark,<br />
aber es gibt kein oder fast kein rot durchfärbtes<br />
Stielfleisch. <strong>Der</strong> Hut des Wolfsröhrlings zeigt meist<br />
auffällige rosa bis rötliche Farben, gelegentlich auch<br />
gemischt mit Braun- und Gelbtönen, wobei in den<br />
meisten Fällen immer noch irgendwo rosarötliche<br />
Stellen zu sehen sind.<br />
<strong>Der</strong> glatte, gelbliche Stiel ohne rötliche Flocken und<br />
die Hutfarben unterscheiden ihn vom schmackhaften<br />
Flockenstieligen Hexenröhrling, die fehlenden<br />
roten Farben im Längsschnitt des Stieles unterscheiden<br />
ihn vom Essbaren Glattstieligen Hexenröhrling.<br />
<strong>Der</strong> „Falsche Hasenröhrling“ (Gyroporus ammophilus)<br />
ist ein Phantom aus Kiefernwäldern auf Sandböden<br />
in atlantisch geprägten Gebieten in Frankreich<br />
und eventuell auch Spanien und Portugal.<br />
Zu dem extrem seltenen Pilz liegen so gut wie keine<br />
sicheren Daten vor, allerdings wird er mit vereinzelten<br />
Vergiftungsfällen in den entsprechenden Regionen<br />
in Verbindung gebracht.<br />
<strong>Der</strong> essbare (aber erfahrungsgemäß eher minderwertige)<br />
Hasenröhrling (Gyroporus castaneus) ist<br />
am Aussehen kaum zu unterscheiden. Man kann aber<br />
einfach darauf verzichten, Funde aus sandigen Kiefernwäldern<br />
zu verzehren.<br />
<strong>Der</strong> Erlengrübling (Gyrodon lividus) galt lange als<br />
(minderwertiger bis mittelmäßiger) Speisepilz. Allerdings<br />
ist die Art sehr nahe mit den Kremplingen<br />
verwand, zu denen auch der hoch giftige Kahle Krempling<br />
(Paxillus involutus) gehört. Es ist unklar, ob<br />
und in welchen Mengen der Erlengrübling ähnliche<br />
Giftstoffe enthält wie der Kahle Krempling.<br />
Da der Erlengrübling aber ohnehin nicht besonders<br />
wohlschmeckend sein soll und auch ziemlich selten<br />
ist, kann man auch auf den Verzehr verzichten.<br />
Erkennbar ist die Art an den sehr kurzen, am Stiel<br />
herablaufenden Röhren mit den feinen Poren.<br />
6. Zusammenfassung:<br />
So lässt sich das Sammeln von Röhrlingen selbst als<br />
Neueinsteiger ziemlich gefahrlos angehen.<br />
Zusammengefasst kann man folgende sechs Punkte<br />
überprüfen und verzichtet auf:<br />
• Röhrlinge mit bitterem Geschmack<br />
• blau verfärbende Röhrlinge mit rötlichen Poren<br />
und rötlicher Netzzeichnung am Stiel<br />
18
Unter einem Hut<br />
• stark blau verfärbende Röhrlinge (auch auf dem<br />
Hut) mit Netzzeichnung am Stiel<br />
• Röhrlinge mit ganz kurzen, am Stiel herablaufenden<br />
Röhren und feinen Poren<br />
• Röhrlinge mit rosa bis rötlichem Hut, roten<br />
Poren und gelbem Stiel ohne aufliegende rote<br />
Flöckchen<br />
• Röhrlinge, die alt, wabbelig oder schimmelig sind<br />
Möglicherweise lässt man dabei auch den einen oder<br />
anderen essbaren Pilz stehen, aber man schließt<br />
eben auch die wenigen wirklich giftigen Arten aus.<br />
Und es bleibt noch eine ganze Menge übrig: Neben<br />
Maronen und Steinpilzen kann man beherzt alle Arten<br />
von Filzröhrlingen genießen und auch alle Raustielröhrlinge<br />
wie Birkenpilze und Rotkappen.<br />
Bei Arten wie dem Strubbelkopfröhrling oder dem<br />
Düsteren Röhrling besteht keine Vergiftungsgefahr,<br />
allerdings sind die Arten wohl nicht eben wohlschmeckend.<br />
Abbildung 7 (Boletus radicans)<br />
Abbildung 8 (Boletus calopus)<br />
Vorsichtig sein sollte man beim Sammeln auf anderen<br />
Kontinenten: Wer glaubt, sich zum Beispiel beim USA<br />
– Urlaub auf die in Europa gültigen Regeln verlassen<br />
zu können, hat eventuell ein Problem. Denn dort wie<br />
auf anderen Kontinenten gibt es wieder andere Arten,<br />
die giftig sind aber eben wieder anders aussehen.<br />
Dort müsste man sich also noch mal neu absichern.<br />
Für die europäischen <strong>Pilzfreund</strong>e aber wünsche ich einen<br />
guten Start in die Saison, reichlichen Erfolg und<br />
einen guten Hunger (Abbildung 9)!<br />
Literatur:<br />
• Die Großpilze Baden-Württembergs Band 2; G.J.<br />
Krieglsteiner<br />
• Pilze der Schweiz Band 3; Breitenbach & Kränzlin<br />
• Dickröhrlinge – Die Gattung Boletus in Europa;<br />
Engel, Krieglsteiner, <strong>Der</strong>mek & Watling<br />
• Fungi Europaei – Boletus s.l.; Munoz<br />
• Flammer, Horak (2003): Giftpilze – Pilzgifte<br />
• Bresinsky, Besl (1985): Ein Handbuch für<br />
Apotheker, Ärzte und Biologen<br />
• Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V.; Liste<br />
der Giftpilze (www. dgfm-ev.de)<br />
• Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V.; Pilzvergiftungen<br />
/ Syndrome, Symptome Latenzzeiten,<br />
Pilzarten und Gifte (www. dgfm-ev.de)<br />
Abbildung 9 (Sammelgut)<br />
19
Pilze unter der Lupe<br />
Mairitterling -<br />
auch Maipilz oder<br />
Georgsritterling<br />
Nach dem Winter, wenn wir Pilzsammler langsam wieder<br />
unruhig werden, gehört der Maipilz zur ersten potenziellen<br />
Beute. Anders als sein Name vermuten lässt, erscheint er<br />
bereits ab Mitte April. Es lohnt sich, sich seine Wuchsstellen<br />
zu merken, denn dort erscheint er zuverlässig jedes Jahr<br />
wieder. Und gebraten ist er richtig lecker.<br />
Über 300 Gramm brachte dieser Fund an<br />
einer einzigen Stelle auf die Waage.<br />
Im Alter werden die Hüte oft von der Mitte her<br />
bränlich schuppig.<br />
Die Lamellen sind beim Maipilz ausgebuchtet<br />
angewachsen. Achtet auf den kleinen Graben.<br />
20
Pilze unter der Lupe<br />
<strong>Der</strong> Mairitterling ist ein guter und ergiebiger Speisepilz im Frühling. Er wächst gerne<br />
in großen Gruppen oder sogenannten Hexenringen und eine Fundstelle reicht oft für<br />
eine ganze Mahlzeit. Und da sich zu seiner Hauptzeit erst wenige andere Pilze zeigen,<br />
ist die Verwechslungsgefahr etwas geringer.<br />
Geruch: Mehlig<br />
Geschmack: Mehlig, mild.<br />
Hut: 3-13 cm Ø, weiß bis gelblich, glatte Huthaut, Rand jung eingerollt,<br />
manchmal auch hygrophan (ausbleichend… Wasser verlierend),<br />
alt von der Mitte aus bräunlich schuppig werdend.<br />
Fleisch: Dick, fest, faserig, weiß, manchmal auch etwas gelblich<br />
Keine Verfärbung bei Verletzung, !<br />
Stiel: Weißlich bis gelblich.<br />
Lamellen: Dicht stehend, weiß bis später gelblich, ausgebuchtet angewachsen<br />
Sporenfarbe: Weiß (5-6 x 3-4 µm, elliptisch, eiförmig, oval).<br />
Vorkommen: Wiesen, Parks, Laubwälder gern am Wegrand, Auwald ...<br />
Frühling bis Frühsommer<br />
Gattung: Schönköpfen (wird oft auch den Ritterlingen zugeordnet).<br />
Verwechslungsgefahr: Riesenrötling, Ziegelroter Risspilz und Weiße Trichterlinge<br />
= tödlich giftig!<br />
Ziegelroter Risspilz und Weißer Trichterling erscheinen etwa zur gleichen Zeit und<br />
gemeinerweise manchmal sogar in einer Gruppe Mairitterlinge oder nahe dabei. In<br />
jungem Zustand sind sie ähnlich. Wenn man jedoch gründlich prüft, kann man sie gut<br />
unterscheiden.<br />
<strong>Der</strong> Ziegelrote Risspilz ist jung zwar auch weiß, rötet jedoch an Verletzungsstellen,<br />
und das manchmal erst Stunden später.<br />
Tipp: alle Pilze aus dem Fund daheim halbieren und ein paar Stunden liegen lassen.<br />
Zeigt sich keine Rosa- bis Rostrote Färbung, dürfen die Pilze in die Pfanne.<br />
<strong>Der</strong> Weiße Trichterling hat keine ausgebuchteten Lamellen, sondern leicht herablaufende.<br />
Sein Fleisch ist nicht dick, sondern eher dünn (Querschnitt).<br />
Beide Doppelgänger riechen eher süßlich bis obstartig, ganz anders als der Maipilz.<br />
Wenn man seinen typischen, mehligen Geruch kennt, erkennt man ihn leicht.<br />
<strong>Der</strong> ähnliche Riesenrötling erscheint eher später, kann aber bei Wetterverrücktheit<br />
zeitgleich auftauchen. Seine Lamellen sind nicht so dicht und auch jung schon gelb.<br />
Beim Weißen Trichterling fehlt der Graben am<br />
Stil, die Lamellen sind herablaufend<br />
<strong>Der</strong> Ziegelrote Risspilz verfärbt sich auch<br />
jung an Verletzungsstellen rötlich.<br />
<strong>Der</strong> Riesenrötling hat gelbe Lamellen, die<br />
weiter auseinander stehen.<br />
21
Pilze unterm Mikroskop<br />
<strong>Der</strong> „Echte Hausschwamm“<br />
(Serpulalacrymans)<br />
Das Gebäude mit Schwellholz Gebäude zugemauerte Türe Detail der fehlenden Sandsteinquader<br />
22
Pilze unterm Mikroskop<br />
Allein schon der Eltern der Kindergartenkinder wegen<br />
musste der schöne Pilz komplett entfernt werden.<br />
Dieses tat ich und bestimmte ihn mit Hilfe von<br />
<strong>Pilzfreund</strong>en als Serpulalacrymans, den Echten Hausschwamm.<br />
<strong>Der</strong> Weg, den Pilz sicher zu bestimmen, barg einiges<br />
an Überraschungen und wunderschönen Bildern unter<br />
dem Lichtmikroskop. So fand ich im Fruchtkörper<br />
unterschiedliche Hyphentypen mit ihren besonderen<br />
Merkmalen. Von Herrn Dr. Tobias Huckfeldt erfuhr ich<br />
unter andrem, dass Fruchtkörper des Echten Hausschwamms<br />
an älteren Stellen „Fußzellen“ (Bindehyphen)<br />
enthalten. Dazu aber mehr im anschließenden<br />
Steckbrief zur Art.<br />
<strong>Der</strong> Fruchtkörper<br />
Des einen Freud, des andern Leid…<br />
Mitte Januar schleppte mir der Gärtner der Kindertagesstätte<br />
ein Stückchen Pilz an, diesen Fruchtkörper<br />
sollte ich mir anschauen und ihm raten, wie er den<br />
Pilz von der Umrandung der Sandkiste dauerhaft verbannen<br />
kann.<br />
Im ersten Moment hielt ich die Pilzprobe für ein altes,<br />
trockenes Stückchen eines Gallertfleischigen Fältlings<br />
(Meruliustremellosus), aber so recht wollte mir<br />
diese Bestimmung nicht gefallen. Um dem Wunsch<br />
des Landschaftspflegers nachkommen zu können,<br />
musste ich mir eh ein Bild vor Ort machen und den<br />
Fruchtkörper in seinem natürlichen Umfeld aufsuchen.<br />
Schon beim ersten Anblick war mir klar, das ist einer<br />
der Hausschwämme (Serpula). <strong>Der</strong> Fruchtkörper saß<br />
auch nicht - wie vermutet -auf dem Holz des Sandkastens,<br />
sondern auf dem hoch gezogenen, mehrlagigen<br />
Flies.<br />
Nachdem der Pilz sicher bestimmt war, wollte ich natürlich<br />
wissen, wo er denn herkommt und wie wir ihn<br />
wieder los werden. Bei einem Vororttermin mit einem<br />
Zimmermann und Holzschutzsachverständigen<br />
machten wir uns ein Bild und stellten diese Überlegung<br />
an: „Wo jetzt der Sandkasten ist, war einmal<br />
eine Tür, die hatte mit Sicherheit ein Schwelle, eine<br />
Zarge und ziemlich sicher eine innenliegende Stufe.<br />
Das erklärt auch den fehlenden Sandsteinquader im<br />
Sockel. An dieser Stelle wurde der komplette untere<br />
Teil des Fachwerkes rausgenommen und durch modernes<br />
Mauerwerk ersetzt, eine Mauerwerksschwammbekämpfung<br />
wurde wahrscheinlich mangels Wissen<br />
um die Zusammenhänge nicht gemacht.<br />
Weiter fiel dem Experten sofort der Schaden am<br />
Schwellholz auf, an der Hausecke könnte der Pilz<br />
schon sichtbaren Schaden angerichtet haben.“<br />
Um unsere Vermutung zu untermauern wurde beschlossen,<br />
den Putz innen bis auf eine Höhe von 1,5m<br />
abzuklopfen; sollten Myzelstränge zum Vorschein<br />
kommen entsprechend mehr. <strong>Der</strong> Sandkasten wird<br />
samt Sand und Flies entfernt, die Erde an dieser Stelle<br />
40cm abgetragen. <strong>Der</strong> anfallende Schutt wird sachgemäß<br />
entsorgt.<br />
<strong>Der</strong> Balken an der Gebäudeaußenecke wird ersetzt,<br />
das Mauerwerk mit einer Imprägnierung per Bohrlochtränkung<br />
behandelt.<br />
<strong>Der</strong> Fruckkörper<br />
Myzel mit Guttationstropfen<br />
Myzelstränge<br />
23
Pilze unterm Mikroskop<br />
Basidiolen Crystal Faserhyphe mit Fuß<br />
Gefäßhyphe und Balken<br />
Gefäßhyphe und Balken<br />
Schnalle<br />
24
Pilze unterm Mikroskop<br />
Bei den Baumaßnahmen konnte kein Myzel am Gebäude<br />
gefunden werden, das Flies unter dem Sand im<br />
Sandkasten war dagegen vollständig mit Myzel und<br />
Hyphen durchzogen. Wir sind guter Hoffnung, mit<br />
den oben genannten Maßnahmen das Gebäude retten<br />
und vor dem aggressiven Echten Hausschwamm<br />
schützen zu können.<br />
Letztlich hatte der Betreiber des Kindergarten Glück,<br />
einen so umsichtigen Gärtner für die Instandhaltung<br />
der Spielgeräte beauftragt zu haben, denn mit<br />
den Jahren hätte sich der Pilz sicher die Scheune als<br />
Nährstofflieferant erschlossen.<br />
Steckbrief zum Echten Hausschwamm<br />
(Serpulalacrymans)<br />
<strong>Der</strong> Befall mit S. lacrymans zeigt sich meist<br />
durch grob würfelige Braunfäule des Holzes, das so<br />
geschädigte Holz lässt sich leicht mit den Fingern<br />
zu feinem Pulver zerreiben. Die oft zu findenden<br />
Myzelstränge des Echten Hausschwammes sind ein<br />
wichtiges Bestimmungsmerkmal, sie knacken beim<br />
brechen und verbreiten frisch einen angenehmen<br />
Pilzgeruch.<br />
Die weißrandigen Fruchtkörper sind meist über 2<br />
mm dick, die Fruchtschicht ist zimtbraun und faltig<br />
gewunden.<br />
Die Sporen sind dickwandig, gleichmäßig geformt,<br />
mit Apikulus und Öltropfen. Die Maße werden<br />
mit (8) 9 – 11 (13) µm Länge und 4,5 – 5,5 (6) µm<br />
Breite angegeben.<br />
Die Hyphen unterscheidet man in Grund- Faserund<br />
Gefäßhyphen, die Hyphentypen lassen sich mit<br />
dem Mikroskop gut unterscheiden.<br />
Fruchtkörper werden sie bis 10 µm stark. Dickwandige<br />
Grundhyphen in Fruchtkörpernähe sehen außerdem<br />
fußähnlich aus (Bindehyphe). Diese „Fußhyphen“<br />
sind ein wichtiges Bestimmungsmerkmal.<br />
Die häufigen Faserhypen messen (1) 2 – 5 (7) µm<br />
im Durchmesser und verzweigen sich kaum.<br />
Die relativ dünnwandigen Gefäßhyphen erreichen<br />
vor allem in den dickeren Myzelsträngen einen<br />
Durchmesser von 7 – 40 (60) µm. Deutlich ist in den<br />
Gefäßhyphen ein Balken zu sehen, je nach Durchmesser<br />
der Hyphe misst dieser 3 -14 (20) µm.<br />
Wissenswertes<br />
2004 war Serpulalacrymans (Wulfen) Schroet, der<br />
Echte Hausschwamm Pilz des Jahres der DGfM<br />
http://www.dgfm-ev.de/node/1285<br />
<strong>Der</strong> Echte Hausschwamm ist nur noch in den Bundesländern<br />
Sachsen und Thüringen meldepflichtig.<br />
http://www.holzfragen.de/seiten/<br />
hausschwammltext.html<br />
Eine sehr gute Internetseite und das entsprechende<br />
Buch dazu möchte ich jedem ans Herz legen, der sich<br />
für Hausfäule und Bauholzpilze begeistern kann. Das<br />
Buch wurde mir vom Betreiber des Kindergartens<br />
gesponsert, ein geniales Werk.<br />
http://www.hausschwamminfo.de<br />
Antonius behüt´<br />
Dieter Eser<br />
Die Grundhyphen haben einen Durchmesser<br />
von (1) 1,5 – 5 (6) µm, nur an der Ansatzstelle vom<br />
Schnallen Grundhyphen<br />
Spore-10 x 5,25 µm<br />
Sporen<br />
25
Bäume im Portrait<br />
Bis dass der Tod uns scheidet -<br />
Ehen in der Pilzwelt<br />
Tatsächlich gibt es sie, und zwar<br />
recht häufig, Beziehungen im Reich<br />
der Pilze. Sie verlaufen harmonisch<br />
und ausgewogen, ganz nach den<br />
Naturgesetzen des Gebens und Nehmens<br />
und dauern lebenslänglich an.<br />
Denn die geheimnisvolle Verbindung<br />
zwischen Pilzen und Bäumen ist ein<br />
Gewinn für alle Seiten.<br />
26
Bäume im Portrait<br />
Nicht umsonst gehen die meisten Pilzsammler in den Wald auf Schwammerljagd<br />
- sehr viele Pilze leben in Verbindung mit Bäumen. Das tun sie<br />
auf drei unterschiedliche Weisen. Sogenannte Folgezersetzer (Saprophyten)<br />
holen sich ihre Nährstoffe aus abgestorbenen Baumresten und<br />
helfen dadurch dem Kreislauf der Natur beim Abbau. Parasitäre Pilze<br />
siedeln sich auf noch lebenden, aber schwachen, kranken Bäumen an,<br />
beschleunigen deren Verfall, damit Platz für gesunden Nachwuchs entsteht.<br />
Mit beiden Formen räumt die Natur im Wald auf.<br />
Etwa ein Drittel der in unseren Wäldern wachsenden Großpilze pflegen<br />
eine Symbiose mit Bäumen und von diesen rund 2000 Arten sind eine<br />
ganze Reihe von wertvollen Speisepilzen. <strong>Der</strong> Fachmann nennt sie Mykorrhizapilze.<br />
<strong>Der</strong> Begriff „Mykorrhiza“ (aus dem Griechischen „mukês“<br />
für Pilz und „rhiza“ für Wurzel) bedeutet übersetzt „verpilzte Wurzel“.<br />
Pilz und Baum gehen ein Tauschgeschäft ein. <strong>Der</strong> Baum gibt Zucker aus<br />
der Photosynthese an das Pilzgeflecht ab. Diesen Nährstoff kann der Pilz<br />
nicht selber erzeugen. Im Gegenzug bekommt der Baum vom Pilzgeflecht<br />
Mineralien, die es aus dem Boden freisetzt. Für diesen Austausch hüllt<br />
der Pilz die äussersten, feinsten Wurzeln des Baumes mit einem dichten<br />
Fadengeflecht (Mycel) wie mit einem Mantel ein. Die Bäume werden zudem<br />
vor giftigen Effekten von Schadstoffen geschützt. Die Pilze halten<br />
wie durch einen Filter Schwermetalle zurück, die sonst vom Baum aufgenommen<br />
würden. Bäume in einer Pilzpartnerschaft sind oft weniger<br />
anfällig gegenüber Frost und haben eine erhöhte Abwehrkraft gegen<br />
krankheitserregende Bodenorganismen.<br />
Und die Pilze wiederum bilden - bei günstigen Wetterbedingungen - viele<br />
Fruchtkörper zur Vermehrung aus, die wir Pilzsammler lieben.<br />
Die Verbindungen entstehen natürlich nicht zufällig, wir würden ja auch<br />
nicht irgendeine Person vom anderen Geschlecht heiraten! Die meisten<br />
Pilze sind an ganz bestimmte Baumarten gebunden, was man oft schon<br />
in ihrem Namen erkennen kann (Lärchenröhrling, Eichenreizker, Fichtensteinpilz).<br />
Die Bäume hingegen nehmen es mit der Monogamie nicht<br />
so genau. Im Wurzelwerk eines Baumes leben nicht selten mehrere verschiedene<br />
Mykorrhizapilze nebeneinander.<br />
<strong>Der</strong> Schuppige Porling, ein Folgezersetzer, ist<br />
in jungem Zustand genießbar.<br />
Das parasitäre Judasohr ist nicht nur in der<br />
asiatischen Küche beliebt.<br />
Diese spannenden Beziehungskisten können wir Pilzsammler uns zu Nutzen<br />
machen. Wenn ein gefüllter Korb kein Zufallserfolg bleiben soll, können<br />
wir uns im Wald umschauen. Welche Bäume sehe ich hier und welche<br />
Partnerpilze kann ich in deren Umgebung erwarten? Und natürlich kann<br />
man umgekehrt auch gezielt Standorte von Baumpartnern aufsuchen,<br />
wenn mann eine bestimmte Pilzart finden möchte.<br />
Dazu ist es hilfreich, neben den Pilzen auch Bäume zu kennen.<br />
Ein paar der bekanntesten Bäume in unseren Breiten stellen wir<br />
in dieser Serie vor.<br />
<strong>Der</strong> Steinpilz lebt in trauter Zweisamkeit je<br />
nach Art mit Fichte, Eiche oder Buche.<br />
27
Bäume im Portrait<br />
Die Gemeine Fichte<br />
Picea abies<br />
Beliebt bei den Menschen als Lieferant für<br />
Bauholz gehört die Fichte in der Pilzwelt<br />
auch zu den Top10 der Favoriten bei der<br />
Partnerwahl. Köstliche Steinpilze, Perlpilze,<br />
Maronenröhrlinge, Ziegenlippen und<br />
besonders häufig Rotfußröhrlinge suchen<br />
ihre Nähe. Aber auch giftige Gesellen wie<br />
Fliegenpilz, Spitzhütiger Knollenblätterpilz,<br />
Gelber Knollenblätterpilz und Gallenröhrling<br />
sind um sie herum anzutreffen.<br />
28
Bäume im Portrait<br />
Die Gemeine Fichte dürfte in unseren Breiten der wohl am meisten verbreitete<br />
Waldbaum sein. Wegen seines schnellen Wuchses und der guten<br />
Bearbeitbarkeit des Holzes wurde der Nutzwald in den letzten Jahrhunderten<br />
oft auf Fichtenmonokultur umgestellt. <strong>Der</strong> natürliche Verbreitungsschwerpunkt<br />
liegt in den Bergwäldern der Alpen und der Mittelgebirge.<br />
In Deutschland wäre die Gemeine Fichte von Natur aus nur<br />
zu geringen Anteilen am Waldaufbau beteiligt. Durch die Pflanzungen<br />
kommt die Fichte heute auf ca. 26% Flächenanteil der deutschen Wälder.<br />
Optisch ist die Gemeine Fichte gut zu erkennen am Erscheinungsbild.<br />
Im Normalfall wird die Fichte in unseren Breitengraden bis etwa 40, in<br />
Ausnahmefällen auch bis zu 60 Metern hoch und wächst kugelförmig.<br />
<strong>Der</strong> Stamm erreicht Durchmesser von 1-2 Metern und bei einzelnen Arten<br />
Extremwerte von bis zu 4 Metern. Die Fichte „kann“ bis zu 600 Jahre<br />
alt werden, wird aber meist nach 70-80 Jahren gefällt weil sie dann ca.<br />
30 Meter hoch und dick genug sind.<br />
Die Rinde einer jungen Fichte ist noch feinschuppig<br />
und deutlich rostrot.<br />
Die Fichte stellt relativ geringe Ansprüche an die Bodeneigenschaften,<br />
auch auf stark sauren und nährstoffarmen Böden findet sie gute Wachstumsbedingungen<br />
und kommt auch mit extremen Bodenverhältnissen<br />
zurecht. Lediglich geringer Niederschlag (
Bäume im Portrait<br />
Die Buche<br />
Fagus sylvatica<br />
Die „Buche des Ponthus“ ist einer Legende zufolge nach einem Ritter der Tafelrunde<br />
benannt. <strong>Der</strong> Baum befindet sich im Brocéliande-Wald in der französischen Bretagne.<br />
Ein Bild das Leben ausstrahlt fotografiert von Christophe Kiciak. Leben, dass es natürlich<br />
auch um den Baum reichlich zu finden gibt. <strong>Der</strong> beliebte Milchbrätling, der Hainbuchen-Raufußröhrling,<br />
der Hainbuchenschneckling und natürlich der Sommersteinpilz<br />
gesellen sich gerne zur Buche.<br />
30
Bäume im Portrait<br />
Die Buche gilt als „Mutter des Waldes“. Ginge es rein nach der Natur,<br />
wäre Deutschland weitgehend von Buchenwäldern bedeckt. Durch die<br />
Regulierung des Menschens durch Forstwirtschaft beträgt der Anteil am<br />
deutschen Wald jedoch nur knapp 15 Prozent.<br />
Die in Mitteleuropa heimische Rotbuche ein wichtiger Holzlieferant.<br />
Buchenholz ist in Deutschland eines der bedeutendsten Laubhölzer als<br />
Nutz- und Industrieholz. Da sich Buchenholz gut biegen lässt, wird es<br />
von Möbelbauern sehr geschätzt. Zudem ist es ein erstklassiges Brennholz,<br />
da es lange, hell, heiß und ruhig brennt - daher ist es teurer als die<br />
meisten anderen Brennhölzer.<br />
Gut zu erkennen ist der Baum an seiner glatten, silbergrauen Rinde – und<br />
an den Unmengen Laub, die er im Herbst abwirft. Für den Waldboden ist<br />
das Buchenlaub ein wichtiger Nährstofflieferant. Vögel, Nagetiere und<br />
Wildschweine schätzen die Bucheckern.<br />
Die silbergraue Rinde der Buche ist meistens<br />
sehr glatt, fast ebenmäßig und hat manchmal<br />
rötliche Bereiche.<br />
Buchen werden mit bis zu 600 Jahren sehr alt und haben dann einen<br />
gewaltigen Stammdurchmesser. Sie erreichen eine Höhe von 25 bis 35<br />
Metern, selten auch bis 40 Meter.<br />
Die Blätter sind nach dem Austrieb seidig behaart, oberseits später kahl<br />
und glänzend dunkelgrün, unterseits heller mit langen seidigen Wimperhaaren<br />
am Blattrand. Sie sind ca. 5-10 cm lang und 3-7 cm breit an kurzen<br />
Stielen. Im Herbst färben sich die Blätter schnell rostbraun. Wenn<br />
man dann im Wald über „Raschelwege“ geht, lauft man meistens überwiegend<br />
durch Buchenlaub.<br />
Bei Buchenblättern sind die Adern und der<br />
gewellte Rand selbst mit Abstand deutlich<br />
erkennbar.<br />
Waldtiere schätzen Bucheckern, die Nüsse<br />
der Buche. Menschen sollten beim probieren<br />
vorsichtig sein - in größeren Mengen können<br />
die leicht giftigen Eckern Magenbeschwerden<br />
verursachen.<br />
31
Bäume im Portrait<br />
Die Gemeine Esche<br />
Fraxinus excelsior<br />
Jeder etwas fortgeschrittene Pilzsammler<br />
hat sie ganz oben auf seiner Wunschliste<br />
der Erstfunde - die Morchel. Und nach ihr<br />
muss man geduldig suchen, denn die<br />
kleine Delikatesse scheint ein Tarnungskünstler<br />
zu sein. Hier kann die gewaltige,<br />
weithin sichtbare Esche helfen. Denn wenn<br />
auch eine Symbiose der beiden nicht nachgewiesen<br />
ist, finden sich Morcheln gerne<br />
in der Nähe von Eschen ein.<br />
32
Bäume im Portrait<br />
Die gemeine Esche wird 200 Jahre alt und kann Stämme von 1 m Dicke<br />
bilden - sie ist einer der hochwüchsigsten Laubbäume in der heimischen<br />
Flora. Gemeine Eschen erreichen eine Wuchshöhe von über 40 Meter,<br />
wobei die ersten 20 Meter bereits nach etwa 40 Jahren überschritten<br />
werden.<br />
Eschen gehören zu den sogenannten Lichtbaumarten, die viel Licht benötigen,<br />
um wachsen zu können. An einem Standort im Schatten anderer<br />
Bäume wie z.B. der Buche können sie nicht gedeihen. Schnell überragen<br />
sie andere Bäume und sind weithin sichtbar.<br />
Gut erkennen kann man Eschen auch an ihren charakteristischen Knospen,<br />
die übrigens den Winter über stehen bleiben. Sie sind schwarz,<br />
schuppig und mit 1 bis 3 cm ungewöhnlich groß. Aus ihnen treiben im<br />
März die fedrigen Blüten aus - und zwar noch vor den Blättern. Diese<br />
entwickeln sich erst, wenn die Blütezeit und Befruchtung abgeschlossen<br />
ist. In der Morchelzeit sehen wir sie also fast noch kahl in Blüte!<br />
Die Rinde einer Esche ist erst glatt und grau,<br />
später rissig.<br />
Auch die Blätter sind später auffällig und man kann sich die Bäume<br />
dann schon für die nächste Morchelsaison merken. An den Zweigen<br />
befinden sich 9 bis 15 gefiederte, feinscharf gezahnte Teilblätter.<br />
Sie sind unpaarig, dass heißt, es stehen sich immer 2 gegenüber und an<br />
der Sotze bildet eines den Abschluss, was eine ungerade Anzahl ergibt.<br />
Im Herbst wirft die Esche als einzige einheimische Baumart ihre Blätter<br />
im grünen Zustand ab. Im Gegensatz dazu bleiben die reifen, braunen<br />
Früchte mit einseitigen Flügeln über den ganzen Winter hindurch an den<br />
Ästchen.<br />
Die Rinde der Esche ist bis etwa zum vierzigsten Lebensjahr glatt und<br />
hellgrünlich-grau. Mit zunehmendem Alter wird sie dunkel bis schwarzgrau<br />
und reisst borkig in länglich-rhombische Felder auf.<br />
Eschenbäume sind sehr anpassungsfähig und wachsen unter verschiedenen<br />
Standort-Bedingungen, sowohl auf kalkhaltig-trockenem Boden<br />
(mit Grundwasser-Anbindung) als auch auf feuchtem. Allerdings stellen<br />
sie hohe Anforderungen an die chemische Beschaffenheit des Bodens,<br />
auf dem sie wachsen können. <strong>Der</strong> Boden darf nicht sauer sein, weil der<br />
Esche nur ein Wachstum an einem basischen Standort möglich ist.<br />
Die gefiederten, am Rand gezahnten Blätter<br />
der Esche sind charakteristisch.<br />
Optimale Voraussetzungen findet die Esche in Auen, Bach- und Fluss-Gebieten,<br />
wo die Nährstoffe durch das Wasser hintransportiert werden -<br />
und wo sie sich mit der Morchel angefreundet hat.<br />
Gerne wird eine Namensvetterin, die schnellwachsende Eberesche<br />
oder Vogelbeere, mit einer Esche verwechselt. Sie hat ähnliche Blätter<br />
trägt jedoch, anders als die Esche, im Sommer orange-rote Beeren.<br />
Die Morchel kennt den Unterschied, sie wird bei einer Eberesche nicht zu<br />
finden sein!<br />
An ihren großen, auffällig schwarzen Knospen<br />
ist die Esche schon früh im Jahr eindeutig zu<br />
erkennen.<br />
33
Wissenswert<br />
Kurioses aus der Welt der Pilze<br />
Wenn wir beginnen, uns für Pilze zu interessieren, stoßen wir bald auf seltsame<br />
Zusammenhänge und Phänomene. Da kommen schnell Fragen auf.<br />
Und ja, die gleichen haben sich viele Pilzsammler zuvor auch schon gestellt.<br />
Kurt Köhler berichtet über diese Phänomene - zum Schmunzeln, aber mit durchaus<br />
ernst gemeintem Fazit.<br />
Speisepilze sammelt man am besten morgens. Warum?<br />
Nun ja, da liegen andere Sammler noch im Bett.<br />
Aber auch die Maden. Die Maden der Pilzfliege sind<br />
wechselwarm, sie passen also ihre Körpertemperatur<br />
den Außentemperaturen an. Nachts sind sie also<br />
inaktiv. <strong>Der</strong> Speisepilzsammler (Homo mycophagus)<br />
hat somit den Vorsprung einer Nacht.<br />
Stichwort Maden: Speisepilze immer sofort im Wald<br />
auf Madenbefall untersuchen. Grund: Wenn man den<br />
Fruchtkörper vom Substrat entfernt, bemerken die<br />
Maden den unterbrochenen Nachschub an Nährstoffen.<br />
Sie fressen also mit vermehrter Geschwindigkeit,<br />
schließlich wollen sie noch zur Fliege werden.<br />
Dass man als <strong>Pilzfreund</strong> beim Bestimmen Fehler<br />
macht, ist ganz natürlich. Aber auch die großen<br />
Pilzkenner (Homo mycologicus) sind dagegen nicht<br />
gefeit. Manche machen die Fehler schon beim Abschreiben.<br />
Im „Moser“, dem ehemaligen Standardwerk<br />
der Pilzbestimmer (auch die Pilzbibel genannt)<br />
beschreibt der Autor, Professor Meinhard Moser, den<br />
Geruch von Cortinarius melanotus als …Geruch nach<br />
Persil… Die Pilzwelt staunte. <strong>Der</strong> Pilz roch doch niemals<br />
nach Waschmittel sondern ganz anders. Des<br />
Rätsels Lösung: Moser schrieb bei einem Franzosen<br />
ab. <strong>Der</strong> schrieb dort …odeur persil... Das heißt aber<br />
auf Deutsch: Geruch nach Petersilie. <strong>Der</strong> gute Moser<br />
hatte es so mit den Pilzgerüchen. So gibt es bei<br />
ihm Arten mit „Lokomotiven Geruch“?! Frage: Elektrolok,<br />
Diesellok, Dampflok? Lösung: Geruch nach<br />
heißem Schmieröl. Oder sie riechen nach Weidenbohrerraupen,<br />
nach Blattwanzen… Welcher Stadtmensch<br />
kennt schon diese Lebewesen?<br />
Selbstverständlich habe ich auch schon böse Fehlbestimmungen<br />
produziert. Die peinlichste: Ich fand<br />
ganz am Beginn meiner Beschäftigung mit Pilzen einen<br />
Fruchtkörper mit rötender Stielbasis im Schnitt.<br />
Stolz ging ich damit zu Walter Pätzold. Guck mal, ich<br />
habe hier Tricholoma orirubens var. basirubens (Rötender<br />
Erdritterling). Sein Gesicht wurde lang und<br />
länger. „Du hast hier den Dickblättrigen Schwärztäubling<br />
(Russula nigricans). <strong>Der</strong> rötet auch bei Verletzung“<br />
Ich wurde so rot wie ein kirschroter Speitäubling.<br />
Bei Vorträgen und Führungen bekomme ich oft zu<br />
hören: Im Buch sieht der ganz anders aus. Oder: „Im<br />
Buch steht aber etwas gänzlich Anderes.“ Das mag<br />
stimmen. Liegt aber daran, dass die Pilze diese Bücher<br />
niemals gelesen haben und sich somit nicht an<br />
Beschreibungen und Bilder halten.<br />
Das beginnt schon bei der Erscheinungszeit. Wenn<br />
geschrieben steht: „August bis November“ bedeutet<br />
das nur, dass er hauptsächlich in diesen Monaten erscheint.<br />
Aber wenn er will, kann er auch in den anderen<br />
8 Monaten erscheinen.<br />
Auch die in der Literatur angegeben Größe ist mit<br />
Vorsicht zu genießen. Wenn man liest: 3 – 8 cm Hutdurchmesser,<br />
dann können es auch 2 sein, oder 15.<br />
Es gibt ja auch Pilzsammler mit 120 cm Länge bis 210<br />
cm.<br />
Häufig wird man bei der Bestimmung in der Literatur<br />
gefragt, ob der Pilz auf Laubholz fruktifizierte oder<br />
auf Nadelholz. Gute Frage. Man hat beim Sammeln<br />
nicht darauf geachtet. Oder das Holz war schon etwas<br />
verrottet. Kleiner Tipp: Immer ein Stückchen<br />
Substrat mitnehmen oder am Fundort prüfen. Man<br />
schneidet ein kleines ( je nach Mundwerk ) Stückchen<br />
Holz ab und kaut darauf herum. Schmeckt es<br />
säuerlich-adstringierend, dann ist es Laubholz.<br />
Schmeckt es harzig, dann ist es Nadelholz.<br />
34
Wissenswert<br />
Betrachten wir einmal die Namen der Pilze. Da gibt es einen wissenschaftlichen.<br />
Lateinisch wäre nicht korrekt, es sind auch Wörter aus anderen<br />
Sprachen dabei. Auch die Autorenzitate hinter den wissenschaftlichen<br />
Namen sind interessant und sagen dem Kenner einiges.<br />
Über diese Namen werde ich in einem Fachaufsatz berichten.<br />
Nur so viel: Wäre es beim Menschen wie bei den Pilzen, käme hinter Eurem<br />
Namen noch der Name des Pfarrers, der Euch getauft hat.<br />
Und da gibt es die deutschen Namen. Sind schon die wissenschaftlichen<br />
Namen unklar, so ist es bei den Deutschen Namen mehr als konfus.<br />
So werden viele Pilze nach ihrem Substrat bzw. Baumpartner benannt. Da<br />
gibt es einen Birkenporling. O.k., der wächst an Birke. <strong>Der</strong> Eichenfeuerschwamm<br />
an Eiche. Auch gut. Dass der Buchen-Schleimrübling an Buche<br />
wächst, leuchtet auch ein.<br />
Aber dann geht es los. <strong>Der</strong> Tannenreizker wächst … bei Fichte. Nun gut,<br />
mancher kann diese Bäume nicht unterscheiden. Sonst müsste er an Weihnachten<br />
„Oh Fichtenbaum“ singen und nicht „Oh Tannenbaum“. Liebe<br />
Männer, versucht doch einmal, bei/auf Eurer Frau/Freundin einen Frauentäubling<br />
zu finden. Das kann schnell in eine Pilzvergiftung ausarten.<br />
Woher der Pantherpilz oder der Wolfsröhrling kommen, sei dahingestellt.<br />
Was ich damit sagen will: Die deutschen Pilznamen sind unmaßgeblich.<br />
Was aber nicht heißen soll, dass sie sinnlos sind. Viele Namen gehen auf<br />
unsere Vorfahren zurück. Die hatten eine gute Beobachtungsgabe.<br />
Man nannte den Pfifferling eigentlich Pfefferling. Beißt in einen rohen<br />
Pfifferling und Ihr wisst, warum. Und der Hallimasch? <strong>Der</strong> wirkt abführend<br />
und ist angeblich gut gegen Hämorrhoiden. Hallimasch hieß also „Heil<br />
(Hall) im Arsch“. Um beim Thema zu bleiben: <strong>Der</strong> Name Bovist kommt vom<br />
Mittelhochdeutschen „Bubenfurz“.<br />
Früher legte man abgeschnittene Hüte des Fliegenpilzes in süße Milch und<br />
stellte das in die Wohnungen und Ställe. Die Fliegen, die davon naschten,<br />
waren high und konnten so besser gefangen werden.<br />
<strong>Der</strong> Name Mutterkorn kommt vom Einsatz diese Pilzes in der Geburtshilfe.<br />
<strong>Der</strong> Vater war dann dabei oft voll Korn. Und das Judasohr heißt so, weil es<br />
bevorzugt an Holunder wächst. An diesem Baum hat sich angeblich Judas<br />
erhängt, nachdem er Jesus verraten hatte.<br />
Werfen wir nun einen Blick auf die Größe von Pilzen. Zuerst wollen wir<br />
aber klären: Das was wir als Pilz bezeichnen, ist nur der Fruchtkörper. <strong>Der</strong><br />
eigentliche Pilz ist das Geflecht, das wir Mycel nennen. Bei den Pflanzen<br />
wäre der Fruchtkörper dann z. B. der Apfel der Pilz wäre der Rest des Baumes.<br />
So ein Apfelbaum gehört zu den Rosengewächsen, wird also nicht<br />
besonders groß. Finden wir einen Hexenring von 10 Metern Durchmesser,<br />
kommen wir ins Staunen. Erreicht der Hexenring (der ja das Mycel eines<br />
einzigen Pilzes ist) 20 und mehr Meter, erscheint er uns riesig.<br />
Ein Winzling gegen den größten bisher beobachteten Pilz. Im US-Staat<br />
Wyoming gibt es ein Myzel der Hallimasch-Art Armillaria ostoyae, das<br />
eine Fläche von 900 Hektar bedeckt. Zur Erinnerung: 1 Hektar ist eine<br />
Fläche von 100 x 100 m, also 10.000 m². 900 Hektar entsprechen also ungefähr<br />
1800 Fußballfeldern. DANN-Analysen haben bestätigt, dass dies<br />
ein einziges Lebewesen ist, das größte dieser Erde.<br />
Bei Bildern kommen viele<br />
Faktoren zusammen.<br />
Die Qualität und Eigenheiten<br />
der Kamera, Lichtverhältnisse<br />
vor Ort. Wenn die Bilder dann<br />
gedruckt werden, ändert sich<br />
die Farbe oft nochmals.<br />
Deshalb sehen Pilze live oft<br />
anders aus als in Büchern.<br />
Bei der Bestimmung ist die<br />
Beschreibung der Merkmale<br />
zu beachten! Bilder können nur<br />
Orientierungshilfen sein.<br />
Die Wahrnehmumg von Gerüchen<br />
ist so individuell wie die<br />
Menschen selbst. <strong>Der</strong> Geruch<br />
von Pilzen ist jedoch eine wichtige<br />
Hilfe bei der Bestimmung.<br />
Ihr findet 2 Seiten weiter<br />
einen Beitrag zu diesem nicht<br />
ganz einfachen Thema.<br />
Was wir Sammler die Pilze<br />
nennen, sind eigentlich nur die<br />
Früchte, die vom Pilz nach oben<br />
an die Oberfläche geschoben<br />
werden. <strong>Der</strong> eigentliche Pilz ist<br />
ein Geflecht, das die Erde<br />
oder Holz durchzieht und<br />
sich dabei gigantisch weit<br />
ausbreiten kann.<br />
35
Wissenswert<br />
Wenden wir uns nun den Giftpilzen zu.<br />
Ohne Google: Welcher Pilz/Gattung hat die meisten<br />
Menschen getötet, in Deutschland und weltweit?<br />
Nein, es ist nicht ein Knollenblätterpilz. Da gibt es<br />
andere Kandidaten.<br />
Die Kartoffelfäule verursacht von Phytophtora infestans,<br />
hat im 19. Jahrhundert eine Hungersnot<br />
verursacht, der allein in Irland mehr als 1 Million<br />
Menschen zum Opfer fielen. Das Mutterkorn (Claviceps<br />
pupures) hat früher auch durch verseuchtes<br />
Getreide eine Menge Menschen getötet.<br />
Und in Deutschland? Ratet mal<br />
Die Gattung heißt Saccharomyces. Nie gehört? Möglich,<br />
aber oft verzehrt. Sacchromyces cerevisiae<br />
(und dessen Verwandter S. karlsbergii) ist die Bierhefe,<br />
ohne die gibt es keinen Gerstensaft. Und wie<br />
viele Unfalltot und Alkoholtote gibt es bei uns?!<br />
Was kann man noch verwechseln? Klar, häufig werden<br />
Mykologie (die Pilzkunde) und Mythologie (die<br />
beschäftigt sich mit Sagen und Mythen) durcheinandergebracht.<br />
Beispiel gefällig: Es gibt die Mär, dass<br />
ein mitgekochter Silberlöffel oder eine Zwiebel im<br />
Pilzgericht, die sich schwarz verfärben, den Pilz als<br />
giftig verraten. Hanebüchener Unsinn! Das Schwärzen<br />
des Silbers deutet nur auf freie Schwefelverbindungen<br />
hin.<br />
Um es klar zu stellen; Es gibt kein, aber auch gar kein,<br />
Mittel irgendwelcher Art, das alle Gifte anzeigt.<br />
Ein weiteres Märchen bzw. eine Übertreibung: Dass<br />
der Spaltblättling (Schizophyllum commune) sehr<br />
aggressiv ist, und auch schon in der Hirnflüssigkeit<br />
und den Nägeln von Menschen nachgewiesen wurde,<br />
ist eine Tatsache. Aber es ist Unsinn, sich diesem Pilz<br />
nicht nähern zu wollen weil man Angst vor einem<br />
Überfall hat.<br />
Bei Giftpilzen ist man auf der<br />
sicheren Seite, wenn man sie<br />
kennt und von Speisepilzen<br />
unterscheiden kann! Es lohnt<br />
sich also, sich auch mit ihnen<br />
intensiv zu befassen.<br />
Stichwort Überfall: es gibt sogar Pilze, die von der<br />
Jagd leben. Keine Sage, das stimmt tatsächlich. Diese<br />
Pilze bilden mit ihrem Mycel Schlingen. Wenn sich<br />
ein Fadenwurm (Nematode) in diese Schlinge begibt,<br />
zieht sie sich zu und das Vieh wird verdaut. Unter den<br />
Großpilzen findet man dies bei <strong>Der</strong> Gattung Hohenbuehelia<br />
und deren Anamorph Naematoctona. Aber<br />
keine Angst, Leute, diese Pilze tun Euch nichts, sie<br />
rennen nicht mit dem Lasso durch die Wälder.<br />
Stichwort Tiere, da hatte ich einmal ein unvergessliches<br />
Erlebnis. Ich war gerade schön bei Pilze sammeln,<br />
da begann es zu regnen. Nass wollte ich nicht<br />
werden, also ging ich in ein Haselgebüsch. Nun hatte<br />
ein riesiger Keiler (männliches Wildschwein) dieselbe<br />
Idee, Wir standen also das, Face to Face. Nun ist<br />
Vorsicht der bessere Teil der Tapferkeit, ich machte<br />
also kehrt und „begab“ mich auf den nächsten Hochsitz.<br />
Begab bedeutet hier, dass ich mit Sicherheit einige<br />
Eichhörnchen überholt habe, Seither nehmen<br />
die Eichhörnchen aus lauter Ehrfurcht den Aufzug,<br />
wenn ich in der Nähe bin.<br />
<strong>Der</strong> Keiler hatte aber mehr Angst als ich und war<br />
blitzartig verschwunden.<br />
Kurt Köhler<br />
Ein Pilz mit Fraßspuren bedeutet<br />
nicht, dass dieser für<br />
Menschen ungiftig ist! Schnecken<br />
und Waldtiere haben eine<br />
ganz andere Verdauung und<br />
Verträglichkeit als Menschen.<br />
Sie können Pilze unbedenklich<br />
anknabbern, die für uns tödlich<br />
giftig sind. Widerum sind einige<br />
unserer Lebensmittel für Tiere<br />
giftig. So kann z. B. ein Hund<br />
nach dem Genuss von Avocado,<br />
Nüssen oder Zwiebeln<br />
nur durch den Tierarzt<br />
vor dem sicheren Tod<br />
gerettet werden.<br />
36
Wissenswert<br />
Wie Pilze duften ...<br />
<strong>Der</strong> Geruch kann bei Pilzen ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal<br />
sein. In vielen Pilzbüchern<br />
wird dabe meist mit Vergleichen gearbeitet - aber<br />
wer weiß schon, wie Mehl riecht, wenn es doch<br />
eigentlich nach nichts riecht.<br />
Lasst uns das ein wenig ausarbeiten, ihr werdet<br />
erstaunliche Aha-Erlebnisse haben.<br />
Die Fähigkeit, Gerüche zu unterscheiden, ist von<br />
Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Auch das<br />
direkte Umfeld nimmt auf die Wahrnehmung Einfluß.<br />
Hängt z. B. der Geruch der gerade gerauchten Zigarette<br />
noch an den Fingern, hat man sich parfümiert<br />
oder steht gerade der Sonntagsbraten 2 Meter weiter<br />
am Herd, tut man sich schwer mit dem Erkennen<br />
von Pilzgerüchen. Wenn man am Pilz riecht, ist es oft<br />
nicht leicht, den Geruch einzuordnen. Insbesondere,<br />
was angenehm riecht und was schon stinkt, ist individuelles<br />
Empfinden. Hat man aber einen Vergleich,<br />
wird es deutlich leichter. Man kann die Einornung<br />
von Pilzgerüchen auch trainieren.<br />
<strong>Der</strong> Veilchenrötelritterling<br />
gibt sich an seinem Duft<br />
zu Erkennen ...<br />
Beim Riechen an Pilzen wird nicht fest durch die<br />
Nase eingeatmet. Am besten klappt es, wenn man<br />
mit kurzem und leichtem Schnuppern daran riecht<br />
- und zwar unter dem Hut an den Lamellen oder Röhren.<br />
Die Konzentration der Geruchsstoffe ist dann<br />
höher und man riecht „deutlicher“. Es gibt aber auch<br />
Pilze die nur an der Stielbasis riechen, in diesem Fall<br />
kommt der Geruch eigentlich vom Myzel. Andere riechen<br />
wiederum erst, wenn man sie angeschnitten<br />
oder getrocknet hat.<br />
Mehl<br />
Einen Esslöffel Mehl mit einem Esslöffel Wasser verrühren und man weiß urplötzlich, was genau damit gemeint<br />
ist, wenn ein Pilz nach Mehl, mehlig oder mehlartig riecht.<br />
Fruchtig<br />
Hier ist meist ein Geruch nach Aprikosen, Mirabellen und anderem Obst gemeint. Typisch ist hier der Stachelbeertäubling<br />
der eben nach Stachelbeeren riecht, oder der Birnen-Risspilz der sehr deutlich nach Birne riecht.<br />
Blumig<br />
Rosen und Hyazinthen sind hier die Duftstoffe der Wahl, seltener auch Geranien oder die Apfelblüte. In vielen<br />
Pilznamen steckt der Geruch auch schon mit drin, gute Beispiele hierfür sind der Geraniengürtelfuss, der Hyazinthschneckling<br />
oder der Veilchenrötelritterling.<br />
Anis<br />
Damit ist der typische Geruch von weihnachtlichen Anistalern gemeint. Typisch sind hier der Aniszähling, Anistrichterling<br />
oder der Fenchelporling. Auch OUZO hat diesen Geruch und damit können viele doch etwas anfangen.<br />
Fisch<br />
Nehmt einmal einen Salzhering in die Hand, legt ihn wieder weg und vergleicht den Geruch eines Heringstäublings<br />
mit dem Geruch eurer Hand, viel Unterschied werdet ihr nicht bemerken. Auch der beliebte Milchbrätling riecht<br />
deutlich nach Fisch, genau so wie die Lake von Brathering. Ein Geruch, der einem für immer in der Nase bleibt<br />
und mit dem man diesen Pilz schon aus Entfernung riecht. Beim Braten verflüchtigt sich dieser übrigens.<br />
Spermatisch<br />
Eigentlich einfach und doch so schwer zu beschreiben. <strong>Der</strong> Begriff taucht fast ausschließlich im Zusammenhang<br />
mit Pilzen, dabei meistens mit Risspilzen auf. Aber wie riecht Sperma? Alternativ kann man den Geruch auch<br />
an jungen Kastanienblüten und voll blühenden Pappeln finden. Wer einen Magensäureblocker einmal in Wasser<br />
auflöst, sollte auch wissen was damit gemeint ist.<br />
37
Pilzzucht<br />
Die eigenen Pilze -<br />
Champignons züchten<br />
Pilze ganz ohne Umweltbelastungen,<br />
garantierter Sammlererfolg ohne<br />
Zeitaufwand und die Schwammerl<br />
wachsen sehen - mit eigener Zucht<br />
ist das möglich.<br />
Unser Sponsor Pilzmännchen erzählt<br />
hier, wie einfach das geht ...<br />
38
Pilzzucht<br />
<strong>Der</strong> Champignon ist nach wie vor der meist gezüchtete Pilz weltweit<br />
und wurde schon Anfang des 18 Jahrhunderts in Frankreich<br />
erfolgreich kultiviert, da sich die Zucht von Champignons auch<br />
ohne großen technischen Aufwand und mit günstig verfügbaren<br />
Reststoffen realisieren lässt. <strong>Der</strong> aus der Familie Agaricus stammende<br />
Zuchtchampignon (lat. Agaricus bisporus) wurde aus seiner<br />
wildwachsenden Form, welche in freier Natur auf abgestorbenen<br />
und halb zersetzten Pflanzenteilen und Dung zu finden ist, in<br />
Kultur genommen.<br />
Aus dieser Champignonart entwickelten sich durch intensive<br />
Zucht verschiedene Variationen, die sich optisch vor allem in der<br />
Hutfarbe unterscheiden, wie z.B. der braune Champignon, welcher<br />
aufgrund seiner steinpilzähnlichen braunen Hutfarbe unter<br />
dem Namen Steinchampignon bekannt ist.<br />
<strong>Der</strong> braune Champignon ist unter dem Namen<br />
Steinchampignon bekannt.<br />
Champignons werden bis heute auf einem speziellen Champignon<br />
Kompost bestehend aus bevorzugt Pferdemist, Stroh, Hühnerkot<br />
und Kalk gezüchtet. Für den Hobby-Pilzzüchter gestaltet sich die<br />
Champignon-Substratherstellung, da keine speziellen technischen<br />
Mittel benötigt werden, relativ einfach. Eher die Beschaffung<br />
der Grundstoffe und die Herstellung des Champignon Substrates<br />
ist für den Hobby Pilzzüchter relativ aufwendig.<br />
Champignon Substrat-Kompostierung:<br />
Um einen guten Champignon Kompost herzustellen zu können,<br />
spielt neben den passenden Grundstoffen auch die Temperatur<br />
für den Kompostierungsprozess eine wichtige Rolle. Deshalb muss<br />
ein mindestens 2 m³ großer für eine bestmögliche Wärmeisolierung<br />
möglichst quadratischer Haufen aus den gut miteinander<br />
vermischten Substratbestandteilen aufgeschichtet werden. Damit<br />
ist die Temperatur, die durch den Kompostierungsprozess von den<br />
verschiedenen Mikroorganismen abgegeben wird, im Kompost<br />
auch hoch genug, um wiederrum das Wachstum von wärmeliebenden<br />
für den Umwandlungsprozess wichtigen Mikroorganismen zu<br />
fördern.<br />
Die erste eigene Ernte, der erfahrungsgemäß<br />
noch drei weitere Erntewellen folgen.<br />
Champignon Substrat-Rezeptur:<br />
Man benötigt möglichst frischen Pferdemist mit strohiger lockerer<br />
Konsistenz und einem guten Anteil an Pferdedung. Pferdemist<br />
der älter als 2 Wochen ist sollte aufgrund von Gärungsprozessen<br />
die durch ungenügende Belüftung bei längerer Lagerung auftreten<br />
können, nicht mehr für die Champignon-Substratherstellung<br />
verwendet werden. Zur Auflockerung von sehr dunghaltigem dickflüssigem<br />
Pferdemist, kann noch zusätzlich je nach Bedarf bis zu<br />
20 Volumenprozent Stroh beigemischt werden, um eine lockere<br />
Konsistenz zu erreichen. Da Pferdemist nur bedingt Stickstoff<br />
enthält, wird dem Champignonkompost zur Ertragssteigerung<br />
zusätzlich 8-10 Gewichtsprozent stickstoffreicher Hühnerkot zugesetzt,<br />
den man für die bessere Verteilung und zusätzliche Befeuchtung<br />
des Substrates, auch in Wasser aufgelöst untermischen<br />
kann. Zur PH-Wert Stabilisierung werden noch bis 3 Gewichtsprozent<br />
kohlen<br />
39
Pilzzucht<br />
saurer Naturkalk zugesetzt. Alle Substratbestandteile<br />
werden gründlich vermischt. Wichtig ist auch<br />
der ausreichende Feuchtigkeitsgehalt. Hier hilft<br />
eine einfache Handprobe. Beim Zusammendrücken<br />
der Substratbestandteile darf kein Wasser zwischen<br />
den Händen herauslaufen. Es sollten sich aber idealerweise<br />
bei starkem Druck Tropfen zwischen den<br />
Fingern bilden. Während des Kompostierprozesses<br />
geht durch Verdunstung Wasser verloren, welches<br />
beim Umsetzen des Champignon Kompostes wieder<br />
zugesetzt werden muss.<br />
Die so vorbereitete Champignon Kompostmischung<br />
wird zu einem mindestens 1,25 x 1,25 x 1,25 m<br />
großem Haufen aufgesetzt, um eine ausreichende<br />
Wärmeisolierung zu erreichen. Zur Messung des<br />
Temperaturverlaufes, welcher für den optimalen<br />
Kompostierungsprozess sehr wichtig ist, wird ein<br />
an einem 1 m langen Holzstab mit z.B. Panzerband<br />
befestigtes Einstichthermometer möglichst mittig<br />
im Substrathaufen positioniert. Nun vermehren sich<br />
Mikroorganismen, die die leicht verfügbaren Nährstoffe<br />
im Substrat verwerten und Wärme abgeben.<br />
Die Temperatur im Kompost steigt innerhalb von<br />
4-5 Tagen auf 50-70 °C an. Bei diesen Temperaturen<br />
werden für das Substrat ungünstige Mikroorganismen<br />
und Schädlinge, die diesen Temperaturen nicht<br />
gewachsen sind, beseitigt. Die hohen Temperaturen<br />
fördern nun die für das entstehende Champignonsubstrat<br />
günstigen wärmeliebenden Mikroorganismen<br />
und Kleinstlebewesen, wie Strahlenpilze und<br />
andere niedere Pilzarten, welche die Substratbestandteile<br />
in ein für den Champignon verwertbares<br />
Substrat umwandeln. Sobald eine Temperatur von<br />
mindestens 60 °C in der Mitte des Haufens erreicht<br />
ist, wartet man weitere 3-4 Tage ab, bis die Temperatur<br />
unter 50 °C fällt. Nun wird der Haufen umgesetzt,<br />
wobei darauf zu achten ist, das der in den kühleren<br />
Randbereichen befindliche unfertige Champignon<br />
Kompost, in die Mitte des Haufens gelangt. Um eine<br />
gleichmäßige Umwandlung aller Substratbestandteile,<br />
auch derer aus den kühleren Randbereichen<br />
des Champignon-Kompostes optimal einzuleiten,<br />
ist das mehrfache Umsetzen des Champignon Kompostes<br />
sehr wichtig. Bei jedem erneuten Umsetzen,<br />
muss der Feuchtegehalt kontrolliert und korrigiert<br />
werden. <strong>Der</strong> Haufen sollte für eine optimale Wärmeentwicklung<br />
immer möglichst steil und annähernd<br />
quadratisch aufgeschichtet werden. Insgesamt muss<br />
der Haufen unter Beachtung des erläuterten Temperaturverlaufes<br />
2-3 mal umgesetzt werden, bis das<br />
Substrat idealerweise eine leicht bräunliche Farbe<br />
mit gleichmäßig verteilten weißen Einlagerungen<br />
aufweist, welche auf Strahlenpilze hinweisen. Das<br />
fertige Champignonsubstrat duftet dann angenehm<br />
leicht nach frischem Brot und nicht mehr nach Ammoniak.<br />
Das Pilzsubstrat kann erst beimpft werden<br />
wenn kein stechender Ammoniakgeruch mehr feststellbar<br />
ist. Sollte das nicht der Fall sein, muss der<br />
Kompost erneut umgesetzt werden.<br />
Erst dann kann das Champignon Pilzsubstrat gespickt<br />
bzw. beimpft werden. Das fertig vorbereitete<br />
Champignon Pilzsubstrat wird 20 bis maximal 30 cm<br />
hoch in Kisten, Tüten oder in Form von Bodenbeeten<br />
aufgeschichtet und gleichmäßig verteilt mit 2-3<br />
Volumenprozent Champignon Körnerbrut oder Substrat-Pilzbrut<br />
beimpft. Die Substrat-Kerntemperatur<br />
sollte während der Durchwachsphase regelmäßig<br />
mit einem Einstichthermometer kontrolliert werden<br />
und darf 28°C nicht übersteigen. Da das Champignonmyzel<br />
neben den im Substrat vorhandenen<br />
Mikroorganismen Wärme abgibt, kann es schnell<br />
zu einer Kettenreaktion kommen, in der sich hohe<br />
Temperaturen im Substrat aufbauen, welche das<br />
Champignon Pilzmyzel schädigen und ungünstige<br />
Gärungsprozesse einleiten, in denen sich wieder<br />
Ammoniakverbindungen bilden. Das Substrat entwickelt<br />
dann innerhalb kurzer Zeit einen stechenden<br />
Geruch. In diesem Fall sollte die Temperatur, um irreversible<br />
Schäden zu vermeiden, schnellstmöglich<br />
durch auflockern und verteilen des Substrates gesengt<br />
werden. Um die während der Durchwachsphase<br />
durch das Myzelwachstum und Mikroorganismen<br />
entstehende Wärme ableiten zu können, darf das<br />
Substrat nicht stärker als 20-30 cm aufgeschichtet<br />
werden. Nach 3-4 Wochen, je nach zugesetzter Pilzbrut-Menge,<br />
Pilzbrut-Verteilung und Substrat-Temperatur,<br />
ist das Champignon-Substrat komplett mit<br />
grau weißem Pilzmyzel durchwachsen.<br />
Nun wird mit einer nährstoffarmen Deckschicht, der<br />
sogenannten Deckerde, einem Gemisch aus Schwarz<br />
und Weißtorf, abgedeckt. Das Abdecken des Champignon<br />
Pilzsubstrates mit einer 4-5 cm starken<br />
Schicht aus feuchter Deckerde ist für die Entwicklung<br />
von Champignons unbedingt notwendig. Als Deckerde<br />
sollte immer eine nährstoffarme Torfmischung<br />
mit guter Wasserhaltefähigkeit verwendet werden.<br />
Für die anschließende schnelle Besiedlung der Deckerde<br />
sollte die Umgebungstemperatur mindestens<br />
20 °C bis maximal 28 °C betragen. Innerhalb von 10-<br />
14 Tagen ist die Deckerde dann im Inneren komplett<br />
40
Pilzzucht<br />
mit feinen Myzelfäden, ähnlich eines feinen Wurzelgeflechtes,<br />
durchzogen. Nun wird die Umgebungstemperatur auf unter 20 °C<br />
aber nicht weniger als 10°C abgesengt, damit sich Fruchtkörper<br />
bilden. Die Kontrolle und das Absenken der Umgebungstemperatur<br />
ist unbedingt notwendig, da bei Temperaturen über 20°C zwar<br />
ein starkes Myzelwachstum, aber keine Fruchtkörperbildung einsetzt<br />
und die Deckerde zu stark mit flauschigem Pilzmyzel überwuchert<br />
wird, welches die Fruchtkörperbildung hemmt. Deshalb<br />
ist unbedingt zu beachten, das sobald die Deckerde im Inneren<br />
vollständig mit Myzelfäden durchwachsen ist, die Temperatur zur<br />
Ausbildung von Champignon Fruchtkörpern auf unter 18°C abgesengt<br />
wird. Sollte die Deckerde zu stark mit Pilzmyzel überwuchert<br />
sein, was wie schon beschrieben die Fruchtkörperbildung beeinträchtigt,<br />
sollte man diese 1-2 cm tief aufkratzen. Während der<br />
kompletten Kulturdauer der Champignon Pilzkultur muss darauf<br />
geachtet werden, dass die Deckerde immer feucht bleibt und nicht<br />
austrocknet. Zu trocken gehaltene Deckerde führt zur Bildung von<br />
Grau und Grünschimmel und fördert Insektenbefall. Staunässe im<br />
darunterliegenden Pilzsubstrat sollte aber unbedingt vermieden<br />
werden, da das Pilzmyzel durch Sauerstoffmangel abstirbt und in<br />
zu feuchtem Substrat Gärungsprozesse stattfinden, die das Substrat<br />
schädigen.<br />
Nach Absenkung der Temperatur zum Auslösen des Champignon<br />
Wachstums dauert es ca. 1-2 Wochen, bis sich Champignons bilden,<br />
die dann nach weiteren wenigen Tagen für die beste Qualität<br />
und Lagerfähigkeit mit noch geschlossener Huthaut geerntet<br />
werden. Auch ältere Champignons mit geöffneten Hut haben ein<br />
tolles Aroma und können bedenkenlos verzehrt werden. <strong>Der</strong> Nachteil<br />
ist aber, das reifere Champignons, bei denen sich die Pilzhüte<br />
schon geöffnet haben, naturgemäß Sporen abgeben, die sich<br />
ablagern und einen perfekten Nährstoff für Keime bilden. Hinzu<br />
kommt, dass durch starken Pilzgeruch vermehrt Schadinsekten<br />
angelockt werden.<br />
Nach jeder Ernte ist darauf zu achten, dass alle Stielreste und alte<br />
Fruchtkörperansätze entfernt werden, da diese gleichermaßen<br />
eine perfekte Nährgrundlage für Pilzzucht schädliche Keime bilden.<br />
Nach mehreren Erntewellen, wenn die Nährstoffe im Pilzsubstrat<br />
weitestgehend verbraucht sind, eignet sich das Champignonsubstrat<br />
immer noch sehr gut als wertvoller Kompostdünger.<br />
Pilzmännchen wünscht viel Freude und gutes Gelingen mit Ihrer<br />
eigenen Pilzzucht !<br />
Im ersten Schritt wird das Substrat für die eigene<br />
Pilzkultur vorbereitet<br />
Nach etwa einer Woche ist Deckerde mit weißen<br />
Myzelfäden besiedelt.<br />
Pilzmännchen ist Sponsor der <strong>Pilzfreund</strong>e e. V.<br />
Nach ungefähr zwei Wochen zeigen sich die<br />
ersten Champignons.<br />
www.pilzmaennchen.de<br />
41
Menschen und Pilze<br />
Walter Pätzold<br />
Mit diesem kleinen Beitrag möchte ich meinem leider viel zu früh verstorbenen<br />
Freund Walter Pätzold gedenken. Wir haben viel zusammen erlebt, einige Episoden<br />
möchte ich hiermit auch anderen <strong>Pilzfreund</strong>en erzählen. Kurt Köhler<br />
Am nächsten Tag kam die Frau und erzählte, dass der<br />
Mann kleinlaut zu Hause säße, weil das Essen so bitter<br />
war, dass schon nach einer kurzen Kostprobe alles<br />
weggeworfen werden musste. Walter hatte heimlich<br />
einige junge Gallenröhrlinge und Schönfußröhrlinge<br />
in den Korb getan. Sein Kommentar: „Notwehr“<br />
Pilzseminar in der Schwarzwälder Pilzlehrschau. Auf<br />
dem Tisch ein Berg Frischmaterial. Um den Tisch<br />
Kursteilnehmer. Darunter ein Mann, der nur ein<br />
einziges Thema kannte: Schwermetalle und Radioaktivität<br />
in Pilzen. Am zweiten Tag ging das schon<br />
wieder los. Walter zog plötzlich einen Magneten aus<br />
der Tasche und hielt ihn zwischen die Pilze. Als er ihn<br />
herauszog, hingen einige Fruchtkörper dran. „Hier<br />
hast du den Beweis“. <strong>Der</strong> Mann erbleichte und verschwand.<br />
Des Rätsels Lösung: Walter hatte Nägel in<br />
einige Stiele gesteckt.<br />
Pilzberatung in der Schwarzwälder Pilzlehrschau.<br />
Ein Ehepaar mit 2 Kindern kommt mit einem vollen<br />
Korb, darin viele vergammelte und madige Rotfußröhrlinge,<br />
Maronenröhrlinge und Steinpilze. <strong>Der</strong><br />
Mann ein typischer Macho, der immer Recht hat.<br />
Walter begutachtet den Korb und erklärt dem Mann,<br />
dass die Pilze zwar im Prinzip essbar wären, aber der<br />
Zustand einen Verzehr nicht ratsam macht.<br />
<strong>Der</strong> Mann bestand aber darauf und wollte die Pilze<br />
zubereitet haben. Frau und Kinder liefen schon grün<br />
an. Ich redete weiter mit der Familie, während Walter<br />
auf einem anderen Tisch Pilze sortierte. Plötzlich, in<br />
einem unbeobachteten Augenblick, warf er heimlich<br />
etwas in den Korb der Leute. <strong>Der</strong> Ehemann ließ sich<br />
nicht überzeugen, die Familie ging wieder.<br />
Dr. Hanna Maser war eine große Expertin für Rindenpilze<br />
und eine sehr resolute Pilzlehrerin. Eines Tages<br />
machten wir zu dritt eine Pilzwanderung. An einem<br />
Ast einer großen Tanne entdeckte Dr. Maser einen<br />
roten Rindenpilz (Hymenochaete cruenta), leider<br />
in nicht erreichbarer Höhe. Dachten wir. Sie wollte<br />
den Pilz haben, unbedingt. Aber wie? Sie gab dann<br />
Anweisungen. Ich stellte mich als kräftigster unter<br />
den Baum. Walter kletterte auf meine Schulter. Mit<br />
dieser Zirkusnummer kam Dr. Maser zu ihrem Pilz<br />
und wir bei ihr zu unserem Spitznamen „Hornberger<br />
Pilzzirkus“.<br />
Fortgeschrittenenlehrgang mit Prüfung. Ich war<br />
nur Gast. Das sollte aber kein Lehrgangsteilnehmer<br />
wissen. Unter den Prüflingen ein Mädchen mit waffenscheinpflichtigem<br />
Mundwerk, aber sehr nett. Wir<br />
stritten uns jeden Tag und waren wie Hund und Kat-<br />
42
Menschen und Pilze<br />
ze. Ich Berufssoldat, sie grüne Pazifistin. Irgendwie lustig, aber<br />
stressig. Am Tag vor der Prüfung bat mich Walter, für einen verhinderten<br />
Prüfer einzuspringen. Wusste aber keiner. Das Mädchen zu<br />
mir: „Gott sei Dank, jetzt bin ich Dich 2 Tage los bei der Prüfung.“<br />
Prüfungstag. Walter mit einem Grinsen im Gesicht: „Frau XYZ, das<br />
ist ihr Prüfer Herr Köhler“. Das hat sie uns bis heute nicht verziehen.<br />
Bestanden hat sie natürlich. Und ist heute, nach 30 Jahren,<br />
immer noch eine liebe Freundin.<br />
Pilzausstellung im Herzogenried-Park Mannheim. Am Wochenende<br />
davor hatte ich erst meine Prüfung zum PSV abgelegt und<br />
war noch sehr unsicher. Eigentlich wollte ich nur die Ausstellung<br />
besuchen und lernen. War aber nichts. Walter zu den Besuchern:<br />
„Das ist Herr Köhler, er wird die Pilzberatung durchführen.“ Und<br />
sah mich grinsend an. Noch Jahre später habe ich ihm das vorgeworfen.<br />
Antwort „Na und, Du lebst noch!“<br />
Selbst in hoher Konzentration wie beim Pilzseminar<br />
im Oktober 2010 - trockene Materie war<br />
es mit Walter Pätzold nie.<br />
Legendär waren auch Walters Wortschöpfungen. <strong>Der</strong> angebrannte<br />
Rauchporling (Bjerkandera adusta) hieß bei ihm Angebrannter<br />
Bauch-Porling, der Apfelbaum-Saftporling war der Apfelsaft-Porling,<br />
der Kiefern-Braunporling (damals Phaeolus schweinitzii)<br />
hieß nur noch Schweineporling. <strong>Der</strong> gelbe Faltenschirmling (Leucocprinus<br />
birnbaumii) war „<strong>Der</strong> Birnbaum ihrer“. <strong>Der</strong> natterstieliige<br />
Schneckling war bei ihm der Schnatterstielige Neckling. „Die<br />
Blätterpilze heißen Blätterpilze, weil man sie durch Blättern im<br />
Buch bestimmt.“<br />
Lehrgang für Neulinge. Walter erklärt den Ablauf: Heute Nachmittag<br />
Vortrag, dann Treffen im Feuchtbiotop. Eifrig zogen die<br />
Teilnehmer nach dem Vortrag Gummistiefel an, holten Regenjacken<br />
und Ähnliches. Walter schaute mich an und lachte. Mit dem<br />
Feuchtbiotop war der Biergarten gemeint.<br />
Aber auch mit anderen bekannten <strong>Pilzfreund</strong>en gab es<br />
lustige Erlebnisse.<br />
1986 bildete ich an er Uni Ulm einige <strong>Pilzfreund</strong>e zum (damaligen)<br />
Pilzberater aus. Bei der Prüfung war einer meiner Con-Prüfer<br />
der bekannte Rißpilzspezialist Johann Stangl, bestens bekannt<br />
als Autor des Buches „Die Gattung Inocybe in Bayern“. Ein netter<br />
aber manchmal etwas knurriger Mann. Walter hatte mir einen<br />
seiner Lehrgangsteilnehmer als Prüfling geschickt. Diesem stellte<br />
ich dann seine Prüfer vor: „Das ist Herr Stangl, er wird sie prüfen.“<br />
<strong>Der</strong> Teilnehmer schaute Johann mit großen Augen an und sagte:<br />
„Sie heißen doch sicher Rißpilz mit Vornamen“. „Warum?“ „Na,<br />
jeder nennt sie doch Rißpilz Stangl“. Johann war baff. Aber fair,<br />
der Teilnehmer bestand trotzdem.<br />
Tue deinem Körper Gutes, damit sich die Seele<br />
darin wohl fühlt. Dieser Ausspruch kommt nicht<br />
von Walter, könnte aber von ihm stammen.<br />
Jedenfalls ist niemand in seinen Seminaren<br />
verhungert.<br />
Dr. Hans Haas dürfte wohl jedem älteren <strong>Pilzfreund</strong> bekannt sein.<br />
Er war gern gesehener Gast bei Tagungen, ein hervorragender<br />
Pilzlehrer und grandioser Pilzkenner. Wenn er einen Vortrag oder<br />
eine Pilzbesprechung hielt, hörte jeder gespannt zu. Nach ihm ist<br />
u.a. die Gattung Haasiella benannt.<br />
43
Menschen und Pilze<br />
Auch aus eigenem Erleben gibt es Kurioses<br />
zu berichten.<br />
Nur wer Pilze probiert hat, kennt sie wirklich - Pilzverkostung<br />
ala Walter Pätzold<br />
Bei einer Veranstaltung kam er (damals schon über<br />
80 Jahre alt) zu spät und konnte sich noch nicht in<br />
seiner Unterkunft einchecken. Bei der Tagung saß<br />
er neben mir, und mehrmals ermahnte ich ihn: „Dr.<br />
Haas, sie müssen sich noch anmelden, sie haben keinen<br />
Schlüssel“. „Ja Bübchen (ich war damals schon<br />
lange erwachsen), mach ich schon“. Nachts, Mitternacht<br />
war schon vergangen, fuhr ich ihn dann in sein<br />
Hotel. Natürlich war verschlossen und er hatte keinen<br />
Schlüssel. „Macht nix, Bübchen, das kriege ich<br />
schon hin“. Er lief ums Gebäude und fand den Eingang<br />
zur Privatwohnung des Hoteliers unverschlossen.<br />
Wir gingen leise hinein, er legte sich im Wohnzimmer<br />
aufs Sofa und sagte nur:“ Prima, warm ist es,<br />
weich ist es. Und wenn die morgen runterkommen,<br />
kriege ich sicher ein komfortables Frühstück.“<br />
Die gleiche Tagung. Wir saßen in lustiger Runde am<br />
Tisch, darunter ein fröhlicher Rheinländer, Ewald Kajan.<br />
Unsere Bedienung war zwar recht flott aber das,<br />
was man höflich als „Kompaktbauweise“ bezeichnet.<br />
Ewald: „Fräulein, kennen sie eigentlich das Idealgewicht<br />
einer Frau?“. Das Mädchen wurde rot. Ewald:<br />
„4 kg, mit Urne“ Daraufhin bekamen wir eine andere<br />
Bedienung. Und das Mädel ein fürstliches Trinkgeld<br />
als Trost.<br />
Als ich 1986 meinen PSV-Lehrgang leitete, wurde<br />
das örtliche Radio aufmerksam und bat um ein Interview.<br />
Warum auch nicht. Wir redeten lange, aber<br />
leider vergaß ich, mir vor der Ausstrahlung die Sendung<br />
vorspielen zu lassen. Als ich am nächsten Tag<br />
in den Hörsaal gehen wollte, wunderte ich mich<br />
schon vorher über die Lautstärke. Vor dem Hörsaal<br />
standen etliche Leute, und als ich den Raum betrat,<br />
war dieser überfüllt. Anstatt meiner 7 Lehrgangsteilnehmer<br />
waren über 120 Personen anwesend.<br />
Zuerst dachte ich, man hätte meinen Kurs in<br />
einen anderen Hörsaal verlegt, aber das war nicht<br />
der Fall. Also fragte ich die Leute. Sie alle wollten<br />
Pilzberater werden. das Radio hatte nämlich meine<br />
Sätze beschnitten und mir das Wort im Mund herumgedreht.<br />
In der Sendung hieß es: Jeder der kommt,<br />
wird automatisch Pilzberater. Mein Gesicht wurde<br />
immer länger. Was nun? Mit dem Radio wollte ich<br />
es mir nicht verderben, die Leute wollte ich nicht<br />
heimschicken, aber an Kurs teilnehmen durften sie<br />
auch nicht. Also besetzte ich jeden verfügbaren Sitzund<br />
Stehplatz mit jeweils der Hälfte der Leute und<br />
bestellte die andere Hälfte für den folgenden Tag.<br />
Dann begann ich, nur noch Fachchinesisch zu reden.<br />
Meine 7 Teilnehmer wussten Bescheid, die anderen<br />
waren geschockt. Ich referierte über di- und trimitische<br />
Trama, über VBA-Mykorrhiza, Chryso- und sonstige<br />
Zystiden, Ixocutis und interzelluläres Pigment.<br />
Dann machte ich eine sog. „Zwischenprüfung“, von<br />
deren Ausgang ich die Teilnahme an der eigentlichen<br />
Prüfung abhängig machte. Das hatte zwar nichts mit<br />
den Vorgaben der DGfM zu tun, hatte aber Erfolg.<br />
Nach 2 Wochen waren nur noch 30 übrig, nach weiteren<br />
2 Wochen waren es nur noch 11. Die ich dann<br />
auch zur Prüfung vorstellte. Das örtliche Radio bekam<br />
allerdings sehr deutliche Worte zu hören.<br />
Wo immer ich auch war, Pilze interessierten mich.<br />
Während meiner Zeit als Berufssoldat war ich einmal<br />
Zugführer bei der schweren Artillerie. Eines Tages<br />
während einer großen Übung kam ein höherer Kommandeur<br />
in die Feuerstellung. Einen Soldaten fragte<br />
er: „Wo ist ihr Zugführer?“. Antwort „Herr Oberst,<br />
der Herr Hauptfeldwebel liegt dort im Gebüsch und<br />
sucht Pilze.“<br />
Kurt Köhler<br />
44
Dies und Das<br />
Lorenz Zieglmeier ist buchstäblich<br />
schwammerlnarrisch.<br />
Die giftige Frühjahrslorchel<br />
Erfreut das Herz des Pilzsammlers im Frühjahr -<br />
die Speisemorchel.<br />
45
In den Topf geschaut<br />
Morcheln in Rahmsoße an Bandnudeln<br />
gekocht von Frank Prior<br />
Bei Morcheln in der Küche gibt es nur zwei Geschmacksextreme<br />
- entweder man liebt sie oder man mag sie gar nicht.<br />
Ähnlich wie Pfifferlinge sind sie kräftig herb-würzig.<br />
Bei der Verwendung scheiden sich die Geister. Manche Sammler<br />
verwenden Morcheln gerne frisch, während andere darauf<br />
schwören, sie zunächst zu trocknen und dann vor der<br />
Verwendung einzuweichen. Das verstärkt nämlich das Aroma.<br />
Es lohnt sich, beides auszuprobieren!<br />
46
In den Topf geschaut<br />
250 g gute Bandnudeln<br />
250 g frische Morcheln oder<br />
30 g getrocknete Morcheln<br />
Frische Morcheln mit einem Pinsel gründlich säubern. Größere Exemplare<br />
grob zerteilen, ggf. in stehendem Wasser etwas waschen<br />
und danach gut abtropfen lassen bzw. mit Zewa trockentupfen.<br />
Getrocknete Morcheln ca. drei Stunden in ca. 750 ml Wasser quellen<br />
lassen. Die Pilze herausnehmen und mit Zewa trockentupfen. Das<br />
Wasser hat sich braun gefärbt. Dies in einem kleinen Topf solange<br />
sprudelnd kochen, bis es zur Hälfte reduziert ist.<br />
2 EL Butter in einem Topf erhitzen und die Morcheln darin ca. drei<br />
Minuten dünsten, leicht salzen und wieder herausheben.<br />
Schalotten oder Zwiebel schälen, klein würfeln und in der restlichen<br />
Butter glasig dünsten. Sherry, Wermut oder Rotwein zugeben<br />
und durch Kochen so stark reduzieren lassen, dass nur noch ein bis<br />
zwei Esslöffel übrig sind.<br />
Den Fond (wenn du frische Mocheln verwendest) bzw. das reduzierte<br />
Morchelwasser und die Sahne zugeben und auf etwa die Hälfte<br />
einkochen lassen (immer wieder umrühren nicht vergessen).<br />
4 EL Butter<br />
2 Schalotten<br />
oder 1 kleine Zwiebel<br />
50 ml trockenen Sherry,<br />
Wermut oder guten Rotwein<br />
200 ml Kalbs-, Rinds- oder<br />
Geflügelfond (bei frischen<br />
Morcheln)<br />
200 ml (1 Becher) Sahne<br />
Glatte Petersilie<br />
Salz<br />
Pfeffer aus der Mühle<br />
Währenddessen die Nudeln kochen.<br />
Morcheln der Sauce zufügen, mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />
In einer vorgewärmte Schüssel oder auf vorgewärmten Pastatellern<br />
anrichten und mit der abgezupften Petersilie bestreuen.<br />
Guten Appetit !<br />
47
Pilzlust(ig)<br />
Nur für die <strong>Pilzfreund</strong>e hat der international bekannte Cartoonist „Hösti“<br />
ein kleines Kunstwerk geschaffen. Vielen Dank Hösti<br />
www.hoesti.de<br />
48<br />
Kommt Häschen am Montag in die<br />
Apotheke und fragt den Apotheker:<br />
„Haddu Fliegenpilz?“<br />
„Nein Häschen, ich hab keinen<br />
Fliegenpilz.“<br />
Kommt Häschen am Dienstag wie<br />
der: „Haddu Fliegenpilz?“<br />
„Nein Häschen, ich habe keinen<br />
Fliegenpilz.“<br />
Mittwoch wieder das gleiche Spiel<br />
und immer noch kein Fliegenpilz.<br />
Denkt der Apotheker: „Bevor das<br />
die ganze Zeit so weiter geht,<br />
besorge ich halt ein paar<br />
Fliegenpilze.“<br />
Kommt Häschen am nächsten<br />
Tag wieder: „Haddu Fliegenpilz?“<br />
„Ja Häschen, heute<br />
hab ich Fliegenpilz.“<br />
„Muddu wegschmeißen!<br />
Ist giftig!“<br />
Beim Spaziergang meint<br />
Erna zu Ihrem Mann:<br />
„Sieh mal Schatz, die<br />
vielen Pilze. Manche<br />
stehen paarweise,<br />
manche einzeln.<br />
Was mögen wohl die<br />
Einzelnen für Pilze sein?“<br />
<strong>Der</strong> Mann ganz trocken:<br />
„Glückspilze!“
Pilzlust(ig)<br />
www.joachim-czichos.de<br />
49
Veranstaltungstipps<br />
Termin Uhrzeit Veranstaltung Beschreibung Weitere Infos<br />
02.04.2016 13-17 Uhr <strong>Der</strong> Auwald -<br />
Streifzug durch die Isarauen. info@schwammerlsuche.de<br />
Morcheln und mehr Treffpunkt ist der Parkplatz Infohaus<br />
„Isarmündung“,<br />
Maxmühle 3, 94554 Moos<br />
03.04.2016 13-16 Uhr Frühjahrspilze im Lonetal Treffpunkt: Ulm-Jungingen,<br />
Haslacherstraße, am Heizkraftwerk.<br />
Werner Hedlich<br />
(0731-1532914)<br />
14.04.2016 19-22 Uhr Pilzstammtisch<br />
in Marburg<br />
La Piazzetta Ristorante am<br />
Tennisclub<br />
16.4.2016 10-17 Uhr Pilzsachverständigen-<br />
Treffen Südwest in Worms<br />
16.04.2016 13-17 Uhr <strong>Der</strong> Auwald -<br />
Morcheln und mehr<br />
01.05.2016 10-14 Uhr Traditionelle Maiwanderung<br />
im Silberwald<br />
07.05.2016 9-13 Uhr Exkursion des Mykologischen<br />
Arbeitskreises<br />
München Umland (MAMU)<br />
12.05.2016 19-22 Uhr Pilzstammtisch<br />
in Marburg<br />
05.06.2016 14-17 Uhr Exkursion ins Brieler Tal<br />
bei Ehingen<br />
19.06.2016 19-22 Uhr Pilzstammtisch<br />
in Marburg<br />
03.07.2016 14-17 Uhr Exkursion auf dem<br />
Hochsträß<br />
14.07.2016 19-22 Uhr Pilzstammtisch<br />
in Marburg<br />
16.07.2016 9-13 Uhr Exkursion des Mykologischen<br />
Arbeitskreises<br />
München Umland (MAMU)<br />
09.09.2016- 12 Uhr Wolfgang Beyer-Gedenktagung<br />
16.09.2016<br />
der DGfM<br />
50<br />
Nicht nur für PSV. Veranstaltet<br />
von der Interessengemeinschaft<br />
Pilzkunde und Naturschutz (IPN).<br />
Streifzug durch die Isarauen.<br />
Treffpunkt ist der Parkplatz Infohaus<br />
„Isarmündung“,<br />
Maxmühle 3, 94554 Moos<br />
Treffpunkt: Parkplatz Gaststätte<br />
Silberwald, Illerholzweg 30, Neu<br />
Ulm (Ortsteil Ludwigsfeld).<br />
Veranstalter ist die Arbeitsgemeinschaft<br />
Mykologie Ulmhttp://www.<br />
getback-beatlesnight.de/amu/?Jahresprogramm_2016<br />
Führung: Dr. Georg Dünzl<br />
München, Englischer Garten.<br />
MTB 7835/2, 495 mNN. Treffpunkt:<br />
Parkplatz vom Aumeister<br />
(Gebühr mit Verzehrbon,<br />
Anfahrt siehe www.aumeister.<br />
de). Spaziergang im Englischen<br />
Garten südlich des Föhringer<br />
Rings durch Auwald mit Waldrändern<br />
und Wiesen. Einkehr<br />
anschließend hoffentlich schon<br />
im Biergarten vom Aumeister.<br />
La Piazzetta Ristorante am<br />
Tennisclub<br />
Treffpunkt: Wanderparkplatz<br />
zwischen Altsteußlingen und<br />
Briel. Veranstalter ist die Arbeitsgemeinschaft<br />
Mykologie Ulm http://www.<br />
getback-beatlesnight.de/amu/?Jahresprogramm_2016<br />
La Piazzetta Ristorante am<br />
Tennisclub<br />
Treffpunkt: Parkplatz an der<br />
L240 auf der Passhöhe zwischen<br />
Ringingen und Schelklingen.<br />
Veranstalter ist die Arbeitsgemeinschaft<br />
Mykologie Ulm http://www.<br />
getback-beatlesnight.de/amu/?Jahresprogramm_2016<br />
La Piazzetta Ristorante am<br />
Tennisclub<br />
Führung: steht noch nicht fest.<br />
Wird im Programm für das 2.<br />
Halbjahr bekanntgegeben.<br />
incl. Internationaler Vortragstagung<br />
Peter Keth<br />
peter.keth@ipn-ev.de<br />
info@schwammerlsuche.de<br />
Markus Wagner<br />
08221-24624<br />
georg.duenzl@t-online.de<br />
Christian Fischer<br />
07391-4268<br />
Rika Seibert<br />
07305-935300
Impressum<br />
Schmalsporiger Faltentintling<br />
<strong>Der</strong> <strong>Pilzfreund</strong> – Vereinszeitschrift der <strong>Pilzfreund</strong>e e.V.<br />
-<strong>Erstausgabe</strong>-<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Pilzfreund</strong>e e.V., Schollenried 28, 94209 Regen<br />
Tel. 09921-9607771, Fax 09921-9607772<br />
info@pilzfreunde.eu, www.pilzfreunde.eu<br />
Vereinsregister Deggendorf, VR 200204<br />
Redaktion:<br />
Frank Prior, f.prior@pilzfreunde.eu<br />
Brigitte Fiedler, b.fiedler@pilzfreunde.eu<br />
V. i. S. d. P.: Frank Prior, 1. Vorsitzender<br />
Layout, Texterstellung und<br />
-überarbeitung:<br />
(außer bei genannten Autoren):<br />
Grafics, Büro für Grafik & Kommunikation<br />
Brigitte Fiedler, grafics-bf@gmx.de<br />
Satz:<br />
ja design & print - Anita Fleckenstein<br />
Bredastr. 8, 34613 Schwalmstadt<br />
info@ja-design-print.de<br />
www. ja-design-print.de<br />
Anzeigen:<br />
Frank Prior, f.prior@pilzfreunde.eu<br />
Abonnement:<br />
Enthalten in der Mitgliedschaft der <strong>Pilzfreund</strong>e e.V.<br />
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Sparkasse Regen-Viechtach<br />
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BIC: BYLADEM1REG<br />
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<strong>Pilzfreund</strong>e e.V., Schollenried 28, 94209 Regen<br />
Tel. 09921-9607771, Fax 09921-9607772<br />
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