Medizin- technik - DeviceMed.de
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„Sollten die Maschinenbauer einmal<br />
abheben, wer<strong>de</strong>n sie von <strong>de</strong>n<br />
kooperieren<strong>de</strong>n Ärzten schnell wie<strong>de</strong>r<br />
auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tatsachen geholt“<br />
Jan Stallkamp, Fraunhofer IPA<br />
gewährleistet, dass ausschließlich<br />
krankes Gewebe entfernt wird.<br />
Bisher ist es für <strong>de</strong>n Chirurgen<br />
oft schwer, nur nach Augenschein<br />
Tumorgewebe klar auszumachen.<br />
So muss er auch gesun<strong>de</strong>s Gewebe<br />
entfernen und kann sich <strong>de</strong>nnoch<br />
nicht sicher sein, wirklich alle<br />
Krebszellen erwischt zu haben.<br />
Das smarte Endoskop ist hier eine<br />
große Hilfe. Die gesamte Operation<br />
wird übrigens aufgezeichnet<br />
und archiviert. So wächst ein großer<br />
Datenschatz heran, <strong>de</strong>r Ärzten<br />
bei <strong>de</strong>r weiteren Behandlung <strong>de</strong>s<br />
Patienten zur Verfügung steht.<br />
Das Szenario könnte bald<br />
schon Realität wer<strong>de</strong>n<br />
Das Szenario ist zwar noch<br />
Zukunftsmusik, doch an <strong>de</strong>n<br />
Grundlagen arbeitet das Fraunhofer-Team<br />
bereits. Es hat zum Beispiel<br />
ein „Tumorskop“ entwickelt,<br />
das mit Hilfe eines Fluoreszenzsystems<br />
blitzschnell Krebszellen von<br />
gesun<strong>de</strong>n Zellen unterschei<strong>de</strong>n<br />
kann, und zwar verletzungsfrei.<br />
Für einen Einsatz im OP ist <strong>de</strong>r<br />
Apparat zwar noch etwas sperrig,<br />
aber bei verschie<strong>de</strong>nen Ope-<br />
www.<strong>de</strong>vicemed.<strong>de</strong> | März 2011 | <strong>DeviceMed</strong><br />
rationen konnte er seine Funktion<br />
schon unter Beweis stellen. Auch<br />
ein automatisches Wechselsystem<br />
für das Endoskop hat das interdisziplinäre<br />
Team aus Maschinenbauern,<br />
Mikrosystem<strong>technik</strong>ern,<br />
Mechatronikern, Elektro<strong>technik</strong>ern,<br />
Physikern und Informatikern<br />
erfun<strong>de</strong>n. Bisher muss <strong>de</strong>r Chirurg<br />
je<strong>de</strong>s Instrument, ob Minigreifer<br />
o<strong>de</strong>r Ultraschallschnei<strong>de</strong>r, durch<br />
eine Röhre in das Endoskop einfä<strong>de</strong>ln.<br />
Jetzt sitzen die einzelnen<br />
Applikationen in einer Trommel<br />
wie Patronen in einem Revolver.<br />
Sechs unterschiedliche Geräte lassen<br />
sich so automatisch einführen<br />
und rasch wechseln – ein erster<br />
Schritt auch in Richtung miniaturisierter<br />
Robotersysteme.<br />
Ingenieure und Chirurgen<br />
kooperieren eng<br />
Der Fraunhofer-Forscher Stallkamp<br />
arbeitet eng mit Chirurgen<br />
aus Tübingen und Stuttgart<br />
zusammen. Er weiß die Kooperation<br />
zu schätzen, <strong>de</strong>nn sie gewährleistet<br />
<strong>de</strong>n nötigen Praxisbezug:<br />
Sollten die Maschinenbauer ein-<br />
Aus <strong>de</strong>r Forschung<br />
Innovationen für <strong>de</strong>n OP <strong>de</strong>r Zukunft<br />
Zum OP <strong>de</strong>r Zukunft gehören noch viele<br />
an<strong>de</strong>re Innovationen wie drahtlose Endoskope,<br />
Roboter o<strong>de</strong>r Netzwerksysteme. Um das<br />
Equipment unter Praxisbedingungen testen<br />
zu können, haben die Fraunhofer-Forscher<br />
am IPA in Stuttgart einen kompletten<br />
Operationssaal eingerichtet. Das „Bozzini-<br />
Lab“ ist benannt nach <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Arzt<br />
Philipp Bozzini (1773-1809), <strong>de</strong>r erstmals<br />
einen Lichtleiter für Einblicke ins Körperinnere<br />
konstruierte. Obwohl noch nicht offiziell<br />
eingeweiht, ist <strong>de</strong>r Laborraum bereits besser<br />
bestückt als mancher Krankenhaus-OP.<br />
Dennoch dürfen hier niemals richtige Operationen<br />
stattfin<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn nur Geräte evaluiert<br />
und Ärzte mit <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Technik<br />
vertraut gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
mal abheben, bringt sie ein Arzt<br />
schnell wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Tatsachen zurück – etwa in<strong>de</strong>m<br />
er ein Stück Arterie mitbringt und<br />
zeigt, wie schwierig es ist, die glitschige<br />
kleine A<strong>de</strong>r zu handhaben.<br />
Nicht alle Chirurgen sind in<strong>de</strong>s<br />
von <strong>de</strong>r maschinellen Aufrüstung<br />
ihres Arbeitsplatzes begeistert.<br />
„Manche trauen <strong>de</strong>m Roboter<br />
nicht“, weiß Stallkamp, <strong>de</strong>r selbst<br />
aus einer Arztfamilie stammt. Entschei<strong>de</strong>nd<br />
ist jedoch letztlich <strong>de</strong>r<br />
Erfolg: Wenn sich die neue Technik<br />
als zuverlässig und nützlich<br />
erweist, kann es gut sein, dass die<br />
Aufgaben im OP neu verteilt wer<strong>de</strong>n.<br />
Und dass Roboter dann auch<br />
im Operationssaal eine feste Stelle<br />
bekommen.<br />
Klaus Jacob ist freier Wissenschaftsjournalist<br />
in Stuttgart<br />
Fraunhofer-Institut für Produktions<strong>technik</strong><br />
und Automatisierung<br />
D-70569 Stuttgart<br />
www.ipa.fraunhofer.<strong>de</strong><br />
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